Ihr bester Coach sind Sie selbst

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Ihr bester Coach sind Sie selbst
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Christoph Schalk

Ihr bester Coach sind Sie selbst



Christoph Schalk: Ihr bester Coach sind Sie selbst

© 2016 Christoph Schalk, empowerment.zone

Friedrich-Bergius-Ring 15, 97076 Würzburg

www.empowerment.zone und www.christophschalk.com

Gestaltung: www.michaelzimmermann.com

Redaktion: Annette Schalk, www.textwelten-wuerzburg.de

Fotos: photocase.com - Bratscher (1), David Dieschburg (7), bit.it (31), D.sire (50), misterQM (76)

Über den Autor


Christoph Schalk ist Diplom-Psychologe, Senior Coach BDP und Master Coach EASC, Trainer, Therapeut und KonfliktMediator. Sein Thema: Gelungene Veränderung. Seit 1994 unterstützt er Einzelpersonen, Teams und Unternehmen dabei, ihre Ziele zu erreichen und Change-Prozesse erfolgreich durchzuführen. Er ist Autor mehrerer Fachbücher, verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Würzburg.

Die Website zum Buch

Downloads und weiterführende Hilfen zum Selbstcoaching:

www.self.empowerment.zone

Bitte geben Sie dafür folgendes Passwort ein: HpuT5%E8


Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Ihr bester Coach sind Sie selbst

1. So gestalten Sie Ihren Weg zum Ziel

Coachen Sie sich selbst

Vom ersten Schritt zur gelungenen Umsetzung

Spezielle Themen angehen

2. Kristen meistern und belastbar werden

Die Chance der Phase

So trainieren Sie Ihre Resilienz

Schritt für Schritt zum Wunschziel

3. So gelingt persönliche Veränderung wirklich

Zu Beginn ein Bild

Auf die Haltung kommt es an

Nutzen Sie Ihre Ressourcen

Konsequent handeln

4. Emotionale Blockaden lösen

Die Grundlagen

Lösen Sie Ihre Blockaden

Weitere Möglichkeiten für EMDR

Wie geht es nun weiter?


Ihr bester Coach sind Sie selbst

Coaching ist ja im Trend, wer etwas auf sich hält, hat einen Coach. Und zwar nicht nur im Beruf, sondern auch den Fitness-Coach, den Ernährungs-Coach, den Beziehungs-Coach. Ohne Coach geht fast nichts mehr. Aber hätten Sie gedacht, dass Ihr bester Coach durchaus Sie selbst sein können?

Als Coach erlebe ich meine Kunden als Kundige. Sie kennen sich besser, als ich sie je kennen lernen werde. Sie bringen Ressourcen und Stärken ein, die sie befähigen, sich zu verändern, Probleme zu bewältigen, Lösungen zu entwickeln und Ziele zu erreichen. Ich helfe ihnen dabei, ihr Denken zu strukturieren und Dinge zu entdecken, von denen sie noch nicht wissen, dass sie sie wissen. Aber die eigentliche Arbeit leisten meine Coachees selbst.

Sie treffen die Entscheidung

Oft frage ich Kunden beim ersten Gespräch, was sich seit der Terminvereinbarung verändert hat. Da kommt es immer wieder einmal vor, dass ein Coachee sagt: „Ich hätte fast abgesagt. Seit wir den Termin ausgemacht haben, habe ich so viel über meine Situation nachgedacht, dass ich eigentlich schon durch bin.“ Allein die Entscheidung, Coaching in Anspruch zu nehmen, ist oft ein wesentlicher Schritt auf dem Weg nach vorne.

Sie können eigenständig Ziele erreichen

Coachees suchen meist deshalb Coaching, weil sie irgendwo stecken geblieben sind. Oft genügt es schon, wenn sie sich aus diesem gedanklichen Gefangensein lösen können und sich in die richtige Richtung bewegen. Ich begleite meine Coachees selten ganz bis zur Zielerreichung. Sie können nämlich eigenständig ihre Ziele erreichen. Davon bin ich tief überzeugt.

Sie haben die Bereitschaft, über Ziele nachzudenken

Diese Erfahrung gibt mir die Zuversicht, dass Selbstcoaching in vielen Situationen möglich und hilfreich ist. Das gilt besonders, wenn der Coachee klare Ziele, Motivation zur Veränderung und Beharrlichkeit mitbringt und bereit ist, über seine Situation nachzudenken.

Sie können sich selbst steuern

Nicht zuletzt sollte er seine sogenannte „Selbststeuerungskompetenz“ in dem Bereich, an dem er arbeiten möchte, nicht verloren haben: Wer völlig die Kontrolle über einen Bereich oder gar sein ganzes Leben verloren hat, dem wird möglicherweise eine Therapie besser helfen als Coaching oder Selbstcoaching.

Coaching hat immer mit Veränderung und privaten oder beruflichen Zielen zu tun

Zu manchen Zielen startet man von einer schwierigen Ausgangssituation aus. Coaching kann, muss aber nicht, mit Problemen und deren Bewältigung zu tun haben. Es gibt auch Ziele, die Teil eines persönlichen Traums sind. Coaching kann sich dann ausschließlich mit positiven und angenehmen Dingen befassen.

Oft sagen mir Menschen: „Coaching – ja, das bräuchte ich wohl auch einmal.“ Da schwingt die Hoffnung mit, dass ein Experte von außen mal so richtig sagt, wo es langgeht, und die Lösung präsentiert. Das ist aber nicht die Rolle des Coachs. Es wäre eher die Rolle eines Beraters. Rat und fachlicher Input sind in vielen Situationen angemessen. Doch nicht immer. Nicht umsonst gilt hier das geflügelte Wort: „Auch Ratschläge sind Schläge.“ Bei persönlichen Veränderungen halte ich einen zurückhaltenden Coach für hilfreicher.

So ist dieser Leitfaden aufgebaut

Dieses Buch führt Sie durch einen Prozess. Im ersten Teil geht es darum, alle Techniken zu erlernen, die für das Selbstcoaching wichtig sind: Sie lernen strukturiert zu reflektieren. Sie werden schrittweise dazu angeleitet, Pläne zu entwickeln und umzusetzen. Sie lernen etwas über Entscheidungen, Selbstmotivation und Selbstveränderung. Und schließlich folgen Hilfen zum Umgang mit besonderes Herausforderungen: berufliche Veränderungen, Konfliktsituationen und persönliche Krisen.

Mit Krisen setzt sich der zweite Teil auseinander: Wo stehen Sie eigentlich in der Bewältigung der Krise? Welche Fähigkeiten haben Sie, die Sie dafür nutzen können? Sie lernen ein Trainingsprogramm kennen, um eine besondere Selbstcoaching-Kompetenz, nämlich Weisheit, einzuüben. Das ist tatsächlich möglich, denn Weisheit fällt in der Regel nicht vom Himmel. Dann erfahren Sie, wie Sie die Prinzipien des Selbstcoachings und das Weisheitstraining auf Ihre Situation anwenden können. Und schließlich formulieren und gehen Sie erste Schritte aus der Krise.

Der dritte Teil beschäftigt sich mit Zielen, und zwar mit der richtigen Art von Zielen. Sie lernen, Ihre Ziele so zu setzen, dass Kopf und Bauch nicht gegeneinander, sondern miteinander an der Umsetzung Ihrer Ziele arbeiten. Dabei lernen Sie das Zürcher Ressourcen Modell kennen.

 

Im vierten Teil schließlich lernen Sie eine Selbstcoaching-Methode kennen, die Sie bei emotionalem Stress, Blockaden und Ängsten nutzen können. Die neurobiologische Hirnforschung hat in den letzten Jahren völlig neue Wege des Umgangs mit Blockaden für Therapie und Coaching erschlossen. Ich zeige Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie diese Erkenntnisse für sich persönlich anwenden können.

Wenn Sie das Buch von vorne nach hinten durcharbeiten, durchlaufen Sie einen logisch aufgebauten Prozess, der Sie von eher vordergründigen Fragestellungen immer mehr in die Tiefe und Ihr Inneres führt.

Sie können aber auch mit jedem anderen Abschnitt einsteigen (und beispielsweise den zweiten Teil überspringen, wenn Sie sich momentan in keiner Krise befinden) oder bereits Bekanntes einfach nachlesen und dann nur gezielt an den Bereichen arbeiten, die für Sie im Augenblick besonders relevant sind. Deshalb gibt es die vier Teile auch einzeln als eigenständige eBooks.

Ich persönlich gönne mir regelmäßig professionelles Coaching, um meine Ziele zu reflektieren und weiterzukommen. Noch häufiger aber coache ich mich selbst und erlebe, wie viel Kraft im Zusammenspiel von Reflexion, Zielsetzung, Planung und Umsetzung liegen.

Probieren Sie es aus: Ihr bester Coach sind Sie selbst!

Viel Spaß und Erfolg beim Durcharbeiten und Umsetzen wünscht Ihnen


—Christoph Schalk



So gestalten Sie Ihren Weg zum Ziel

Coachen Sie sich selbst

Sie wollen ein Ziel erreichen oder streben eine Veränderung an. Dass Veränderung nicht von Jetzt auf Gleich geht, sondern einen Prozess darstellt, hat sich schon herumgesprochen. Aber was ist oft der wichtigste und meistens unterschätzte Moment in diesem Prozess? Die Umsetzung des Ziels oder die gelungene Veränderung, meinen Sie? Nicht ganz. Der wichtigste Punkt in diesem Prozess ist der Augenblick, an dem Sie sich entschlossen haben, etwas zu verändern.

Irgendetwas hat Ihnen die Zuversicht gegeben, dass Sie Ihr Ziel tatsächlich erreichen können. Sie haben eine Entscheidung gefällt und sich auf den Weg gemacht. Ob Sie viel Motivation mitbringen oder wenig, ist erst mal nicht entscheidend. Sie hat für diesen ersten Schritt gereicht. Vielleicht kommt Ihnen das ja selbstverständlich vor. Vielleicht aber auch wie ein großer Schritt. Ich jedenfalls bin immer wieder in Coachinggesprächen beeindruckt, wenn sich Menschen aufraffen und einen Veränderungsprozess beginnen. Ich erlebe das als einen „heiligen Moment“, als einen Startschuss, auf den wir irgendwann zurückschauen werden und sagen: „Ja, das ist ein denkwürdiger Augenblick gewesen, hier hat alles angefangen.“ Deshalb bin ich von diesem Moment immer wieder beeindruckt. Und falls Sie gerade am Anfang Ihres Veränderungsprozesses stehen und diesen ersten Schritt gegangen sind, sage ich: „Gratulation, ich bin beeindruckt.“

Vermutlich gab es aber vor dieser Entscheidung schon eine Vorgeschichte. Überlegen Sie doch einmal für ein paar Minuten:

 Wenn Sie bisher bei dem Anliegen, das Sie jetzt beschäftigt, schon etwas richtig gemacht haben, was wäre das denn?

 Was ist Ihnen bisher gelungen, auf das Sie aufbauen können?

 Schauen Sie genau hin – und freuen Sie sich darüber!

Kosten Sie Ihren heiligen Moment aus, alles was danach kommt, ist nur möglich, weil Sie diesen einen entscheidenden Schritt gegangen sind. Wenn Sie sich schon mitten in einem Veränderungsprozess befinden, blicken Sie noch einmal auf diesen ersten Schritt zurück und beglückwünschen Sie sich, dass Sie sich auf den Weg gemacht haben.

Wo wollen Sie denn hin?

„Am liebsten erinnere ich mich an die Zukunft“, soll Salvador Dalí gesagt haben. Das ist vermutlich nur im Land der schmelzenden Uhren möglich. Aber immerhin haben wir die Fähigkeit, uns eine Zukunft auszumalen, an die wir uns später gerne erinnern mögen. Dies ermöglicht uns, von der angestrebten Zukunft aus in die Gegenwart zurück zu planen – und aus dieser Zukunftsperspektive heraus gegebenenfalls Veränderungen in unserer Gegenwart vorzunehmen.

Veränderungen sind immer Veränderungen über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Es gibt eine Vorgeschichte, es gibt einen Ist-Zustand und es gibt eine angestrebte Zukunft. Wenn Sie eine Veränderung anstreben, gilt es diese drei Perspektiven wahrzunehmen und zu reflektieren. Sollten Sie Coaching dazu in Anspruch nehmen, wird Ihr Coach mit Ihnen gemeinsam diese drei Ebenen beleuchten.

Beginnen wir mit der angestrebten Zukunft, dem Ziel: Veränderung lebt davon, dass Sie ein Ziel haben und wissen, wohin Sie möchten. Manchen Menschen fällt es aber schwer, Ziele für ihr Leben oder eine konkrete Situation zu benennen. Deshalb frage ich im Coaching lieber nach konkreten Ergebnissen.

Ich frage: Was müsste am Ende eines Veränderungsprozesses anders sein, so dass Sie sagen können, „Dieser Prozess hat sich gelohnt“?“ Oder anders gefragt: Was möchten Sie aus diesem Prozess mitnehmen? Was genau wäre anders? Was würden Sie dann anders tun, fühlen, denken, reden? Was würden andere anders machen? Wie würden Sie darauf reagieren?

Mit anderen Worten: Wie stellen Sie sich in diesem Bereich, in dem Sie Veränderung anstreben, Ihre Zukunft vor? Vielleicht sogar Ihre ideale Zukunft, an die Sie sich dann gerne erinnern mögen.

Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um über diese Fragen nachzudenken. Damit stellen Sie die Weichen für den gesamten Veränderungsprozess. Achten Sie darauf, dass Sie nicht nur ein Thema festlegen. Denn über ein Thema kann man beliebig lange nachdenken oder sprechen – ganz ohne dass sich irgendetwas verändern muss. Aber Sie wollen ja etwas verändern! Setzen Sie deshalb tatsächlich konkrete Ziele und Ergebnisse fest.

Wenn dieser Veränderungsprozess Sie von A nach B wie mit einem Fahrzeug bringen soll: Wie genau sieht Ihr B aus? Stellen Sie es sich in allen Einzelheiten vor.

Überlegen Sie auch, was das Wort „Ziel“ in Ihnen auslöst. Verbinden Sie damit eher positive oder eher negative Gefühle? Mit der unterschiedlichen Qualität von Zielen werden wir uns später noch ausführlicher beschäftigen.

Und falls Sie gerne malen oder zeichnen: Malen Sie ein Bild oder zeichnen Sie eine Skizze der Situation, wie Sie sie als Ergebnis Ihres Selbstcoachings anstreben.

Wo stehen Sie denn gerade so?

„Auch die beunruhigendste Gegenwart wird bald Vergangenheit, das ist immerhin tröstlich.“ Diesem Satz von Thornton Wilder können wir sicher alle von Zeit zu Zeit aus ganzem Herzen zustimmen. So gut es zu wissen ist, dass alles vorübergehen wird, so sinnvoll kann es aber auch sein, sich genau das Beunruhigende an meiner Gegenwart einmal genau anzuschauen. Nämlich dann, wenn Sie nicht nur überleben, sondern aktiv und selbstbestimmt etwas verändern wollen.

Also schauen Sie erst einmal genau hin. Und das machen Sie folgendermaßen:

Nehmen Sie sich eine Skala von eins bis zehn. Zehn steht für die optimale Erreichung Ihrer Ziele. Dahin wollen Sie sich verändern. Wenn Sie dort auf der Zehn stehen, ist Ihr Problem verschwunden – falls Sie eines hatten – und Sie haben die Ergebnisse erzielt, die Sie sehen wollen.

Die Eins hingegen markiert das glatte Gegenteil davon. Noch nichts ist erreicht. Sie sind keinen einzigen Schritt in Richtung auf Ihr Ziel gegangen.

Wo auf dieser Skala stehen Sie heute?

Sehr wahrscheinlich ist es nicht die Eins, denn Sie haben sich ja alleine dadurch, dass Sie sich auf diese Frage einlassen, schon innerlich ein bisschen hin zu Veränderung bewegt. Vermutlich ist es sogar einiges mehr als die Eins. Wo also stehen Sie zwischen eins und zehn?

„Wow!“, möchte ich am liebsten sagen. „Ich bin beeindruckt!“ Ohne zu wissen, wo Sie genau stehen, weiß ich doch, dass da etwas vorhanden ist auf dem Weg zum Ziel. Schauen Sie genau hin: Was macht den Unterschied zwischen Ihrem aktuellen Standort und der Eins aus? Was ist es, was Sie bereits jetzt auf die Zwei oder die Drei bringt? Oder die Vier, Fünf, Sechs, Sieben, Acht?

Oder ist es gar eine Neun? Eine Neun-Komma-Fünf? Selbst wenn es „nur“ eine Eins-Komma-Eins sein sollte – dann nehmen Sie eben die Lupe, um festzustellen, was schon da ist.

Egal wo Sie stehen und wie beunruhigend sich Ihre Gegenwart gerade anfühlt: Lassen Sie sich nicht entmutigen, sondern begegnen Sie sich selbst mit Wertschätzung. Achten Sie auf die kleinen Anfänge. Sie sind die Vorboten dessen, was noch geschehen wird. Loben Sie sich für jeden noch so kleinen Schritt, den Sie bereits gegangen sind und freuen Sie sich auf das, was Sie noch erreichen werden.

Am besten nehmen Sie sich ein Blatt Papier und zeichnen sich eine Zehnerskala auf: Markieren Sie die Zahl, auf der Sie momentan stehen. Und überlegen Sie sich, wie Sie sich Wertschätzung für das ausdrücken können, was Sie schon erreicht haben.

Gerne können Sie sich auf der Download-Seite www.self.empowerment.zone zu diesem eBook eine fertige Vorlage der Zehnerskala herunterladen.

Der entscheidende Unterschied

Veränderung ist manchmal mühsam. Es scheint, als ob man zwei Schritte vorankommt, nur um dann wieder einen Schritt zurückzufallen. Dieses Vor und Zurück hat aber auch einen Vorteil: Es lohnt sich zu entdecken, was die Unterschiede zwischen dem heutigen Standort und der Zeit, als Sie Ihrem Ziel näher (oder noch weiter entfernt) waren, ausgemacht hat.

Angenommen Sie befinden sich auf der Zehnerskala momentan bei Vier. Welche Situationen in den letzten Tagen, Wochen oder Monaten fallen Ihnen ein, in denen Sie schon einmal ein bisschen (oder viel) näher an der Zehn waren? Nehmen Sie sich auch Zeit für die klassischen Coachingfragen: Wie ist Ihnen das gelungen? Was genau war da anders? Was genau haben Sie anders gemacht? Was haben andere anders gemacht? Und wie haben Sie darauf reagiert? Wann waren Sie weiter weg von der Zehn als heute? Und was ermöglicht es Ihnen, heute näher am Ziel dran zu sein? Was genau ist der Unterschied zwischen damals und heute?

Lernen Sie aus diesen Unterschieden:

 Was haben Sie dazu beigetragen, dass es zu diesen Veränderungen kam – egal ob sie groß sind oder klein?

 Offensichtlich können Sie Ihre Situation beeinflussen – nicht wahr?

Falls Sie wirklich nichts entdeckt haben:

 Was müssten Sie tun, um die Situation weiter zu verschlimmern?

 Was müssten Sie tun, um sich noch weiter vom Ziel zu entfernen?

 Und wie es Ihnen gelungen, das bisher zu vermeiden?

Überlegen Sie nun: Was lehren Sie diese Unterschiede, die Sie bereits erlebt haben? Und dann verändern Sie in den nächsten Tagen einmal ganz bewusst noch nichts. Auch wenn es Sie in den Fingern juckt. Beobachten Sie einfach nur, welche Unterschiede auftreten und wie Sie darauf reagieren. Aus dieser geschärften Wahrnehmung heraus können Sie dann überlegt etwas verändern. Und den nächsten Schritt nach vorne gehen.

Das große Bild sehen

Das Denken vieler Menschen gleicht einer Einbahnstraße. In herausfordernden Situationen nehmen sie nur lineare Zusammenhänge wahr: Wenn ich an diesem Ende des Fadens ziehe, wird er am anderen Ende kürzer. Wenn ich genau diese Veränderung herbeiführe, dann wird exakt jenes Ergebnis herauskommen. Kennen Sie das?

Dabei wird aber leicht übersehen, dass jede Handlung und jede Maßnahme auch eine Reaktion hervorruft, die auf sie selbst zurückwirkt. Wenn ich beispielsweise anfange, eine Person zu grüßen, der ich bisher immer aus dem Weg gegangen bin, dann könnte es passieren, dass diese Person beginnt, auch mich zu grüßen, und mir zunehmend freundlich begegnet. Das wiederum löst vielleicht eine frohe Gelassenheit in mir aus und ich reagiere – bewusst oder unbewusst – mit weiteren netten Gesten. Und plötzlich ändern auch andere Menschen in meinem Umfeld ihr Verhalten.

 

Eine Veränderung, egal ob positiv oder negativ, ändert also immer auch das ganze „System“ und nicht nur den einen Punkt, an dem ich etwas verändere.

So können Lösungen in Gang kommen oder – auf der negativen Seite – Teufelskreisläufe entstehen.

Deshalb ist es wichtig, diese Rückkopplungsprozesse wahrzunehmen und zu verstehen. Noch wichtiger als nur das Verständnis ist es aber, diese Zusammenhänge für die Entwicklung von Lösungen zu nutzen. Es geht um das große Bild, um den Blick auf das Ganze. Es geht darum, die Illusion aufzugeben, ich könnte an einer kleinen Ecke etwas ändern, ohne dass alles in Bewegung kommt.

Oder anders formuliert: Wenn ich in der Lage bin, einigermaßen systemisch zu denken, reicht manchmal eine kleine Veränderung, um eine gewünschte weitreichende Veränderung in Gang zu setzen. Werfen Sie einen kleinen Stein in einen See und sehen Sie, wie die Wellen immer größere Kreise ziehen. Machen Sie sich dieses Prinzip zu Nutze und Sie werden gelungene Veränderungen erleben.

Zum Weiterdenken: Wo neigen Sie dazu, Probleme isoliert und ohne Zusammenhang zu betrachten? Denken Sie über einen Teufelskreis nach, den Sie erlebt haben oder in dem Sie gerade stecken. Notieren Sie alle Wirkungen und Rückkopplungen, die Sie entdecken. Finden Sie Mechanismen, die den Kreislauf durchbrechen können?

Um die Ecke gedacht

Lineares Denken hat seine Grenzen. Das merken Sie spätestens dann, wenn Sie denken und denken und immer dasselbe denken und aber immer noch nicht weiterkommen. Dann führt lineares Denken paradoxerweise dazu, dass Sie im Kreis denken. In solchen Situationen ist es gut, ein Querdenker zu sein. Um dies zu verdeutlichen, denken Sie doch gerade mal an das Ziel, das Sie sich gesetzt haben.

Wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben, wird sich etwas verändert haben – bei Ihnen und bei anderen. Listen Sie jetzt alle Personen auf, die direkt oder indirekt von diesen Veränderungen betroffen sind (in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft). Reflektieren Sie über folgende Fragen:

 Wie werden diese Personen auf die Veränderung reagieren? Spielen Sie die verschiedenen Möglichkeiten gedanklich durch.

 Wie werden Sie wiederum auf ihre Reaktionen reagieren?

 Wie werden die anderen möglicherweise dann darauf reagieren?

 Wie werden einzelne Personen auf die Reaktion von anderen Betroffenen reagieren?

 Wenn Sie diese Veränderungen tatsächlich herbeiführen würden, wer müsste sich dann ebenfalls ändern?

 Wer würde sich über Ihre Veränderung am meisten freuen? Wie würde diese Person reagieren?

 Wer würde die Veränderung vielleicht gar nicht mitbekommen?

 Welche Vorteile hätte es für Sie, wenn Sie nichts ändern würden und alles beim Alten bliebe?

 Wollen Sie sich und Ihre Situation wirklich verändern? Können Sie sich das leisten?

 Worauf müssten Sie verzichten, wenn Sie die notwendigen Schritte gehen, um Ihr Ziel zu erreichen?

 Welche Frage habe ich vergessen? Stellen Sie sie sich selbst!

Hätten Sie sich alle diese Fragen gestellt, um Ihrem Ziel näher zu kommen? Vermutlich nicht. Wenn man auf dem Weg zum Ziel stecken bleibt, kann es durchaus hilfreich sein, von hinten, also von der gewünschten Veränderung her zu denken und den Weg zum Ziel auch rückwärts zu planen – um ihn dann vorwärts zu beschreiten.

Werden Sie zum Querdenker! Wie Daniel Goeudevert bemerkte: „Wenn Querdenker das Gegenteil eines linearen Denkers ist, dann bin ich einer und dann bin ich stolz darauf.“