In jedem Genie steckt auch ein kleiner Idiot

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In jedem Genie steckt auch ein kleiner Idiot
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Christa Schyboll

In jedem Genie steckt auch ein kleiner Idiot

Copyright © 2020 Alojado Publishing

6100 Bacolod City, Philippinen

Covergestaltung:

Christa Schyboll & Claudia Nicolai

Published by:

Alojado Publishing

Bacolod City (Philippinen)

Von Genies, Idioten und uns selbst

Hand aufs Herz: Würden Sie gern zu den Idioten des Planeten gezählt werden? Ich jedenfalls nicht. Gleichzeitig fehlt mir aber auch jedes Zeug zum Genie. So befinde ich mich in der trägen Masse der Menschheit, die von beidem vermutlich Keime in sich trägt… manchmal ein wenig idiotisch sein und manchmal vielleicht auch einen kleinen genialen Gedanken zu entwickeln, selbst wenn die Welt an sich davon keine Notiz zu nehmen gedenkt.

Genies sind Ausnahmeerscheinungen, die uns zeigen, welch ungeheures Potential in jedem Menschen steckt, sofern er es nur zu nutzen weiß. Idioten sind Menschen, die ich hier nicht im Sinne einer medizinisch pathologischen Begrifflichkeit einer Geistesgestörtheit meine, sondern uns alle in einem Boot in Momenten von dissoziierten Zuständen – also dann und dort, wo sich die uns alltäglich zur Verfügung stehende Vernunft einmal kurzfristig von unserem Handeln, Denken oder Reden abspaltet. Man könnte auch locker sagen: nicht ganz bei Trost sein, neben der Kappe, nicht ganz dicht im Oberstübchen, neben sich selbst herlaufen, irgendwie halt verrückt – oftmals sogar auf liebenswerte oder humorvolle Weise. Menschen, die uns zum Lachen bringen, wenn sie jene Seite in sich herauslassen, die zeigt, dass wir zu allem möglichen Unsinn fähig sind.

Genies wie Idioten haben gemeinsam, dass sie uns »Normalos« immer einmal wieder aufs Neue zu verblüffen verstehen – selbst dann, wenn wir es nicht so genau verstehen, was sie meinen. Es sind also spannende Momente, die es oftmals wert sind, ihnen eine gewisse Aufmerksamkeit unseres gesunden Denkvermögens zu schenken. Bei so manchem Genie wird unser Denkvermögen zwar schnell an die Grenze seiner Möglichkeiten kommen, was dennoch unser Interesse weiter steigern kann und hier und dort vielleicht Motivation wird, sich selbst um mehr Verstehen zu bemühen.

Was das »Idiotische« in uns allen selbst betrifft, reicht es bei den meisten Menschen schon aus, wenn man in die nüch-terne Selbstbeobachtung kommt. Nicht ständig werden wir Zeuge von merkwürdigen Dingen, die wir tun oder Gedanken, die wir plötzlich denken oder zu Urteilen und Schlüssen über etwas kommen, die in der Tat be-denklich sind. Haben wir genug Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, dann können wir uns gelassen und beruhigt dabei beobachten und in gesunden Abstand zu uns selbst gehen. Denn es ist schon sehr interessant, was da in manchen Momenten des Lebens auch mit uns kerngesunden Menschen los ist und man sich fragt: Ticke ich eigentlich selbst noch richtig? Warum habe ich gerade dieses oder jenes gesagt oder getan? Habe ich völlig übersehen, welche Konsequenzen es hat, weil ich aufs Denken vor dem Sprechen oder Handeln mal wieder einmal nachlässig verzichtet habe?

Die Verrücktheiten der Mitmenschen fallen uns in der Regel sehr schnell auf und reizen uns nicht selten zum Lachen oder Lächeln, sofern es sich um alltägliche Kleinigkeiten handelt. Die eigenen Verrücktheiten, die man tatsächlich auch hin und wieder vergeht, versuchen die meisten Menschen jedoch tunlichst vor dem Nächsten zu verstecken oder zumindest zu verharmlosen. Nicht immer gelingt das; zur Schadenfreude des alltäglichen Publikums.

Hier in dieser aphoristischen Sprüche-Sammlung steckt so manches drin, das uns an die Ausnahmeerscheinungen der Mitmenschen gemahnt, aber ebenso an so manches in uns selbst.

So manches gedankliche Störmanover in den Aussagen ist gewollt, damit der Leser seine geistige Beweglichkeit auch selbst weiter trainiert. Sei es durch Widerspruch oder Zustimmung – jedoch nicht ohne eine eigene klare Haltung dazu, die erarbeitet werden will.

Nüchternes klares Denken ist unser Schatz, wenn wir es schaffen, es mit Herzweisheit zu verbinden und mit geklärten Gefühlen, die sich nicht mehr im Chaos der Beliebigkeit wild um sich selbst drehen.

Lernen wir an diesen Dingen, so werden wir vermutlich zwar keine Genies werden, aber können den kleinen Idioten in uns auch so locker an die Zügel nehmen, so dass er niemals den Chefposten unserer Persönlichkeit übernimmt.

Viel Freude beim Lesen der kessen Sprüche und tiefen Betrachtungen.

Wer tickt hier eigentlich wie?

In jedem Genie steckt auch ein kleiner Idiot. - Während das Genie nicht fähig ist, die Wurst im Kühlschrank in der 2. Reihe zu finden, versäumt es Idiot, wenigstens das kleine Gottesteilchen zu entdecken, aus dem doch alles erst entstanden ist.

Wo sich im Verstand nicht Spiel und Disziplin in der richtigen Mischung treffen, wird sich auch kein genialer Gedanke entwickeln.

Gott hat den Menschen nur deshalb mit so vielen Fehlern erschaffen, damit er an seinem Lieblingskunstwerk selbst auch weiterhin eine spannende Aufgabe hat.

Frei kann nur werden, wer sich klar denkend aus dem Bannkreis rationaler Intellektualität und egoistischer Gefühle befreit.

Die Gegensätze in mir selbst zu vereinen, bedeutet, dem Absurden in mir einen neuen Raum zu gewähren.

Mein Sein bestimmt durch mein Nichtsein das Muss der Wahl als Qual.

Viele Menschen sind allein unter anderen Menschen einsamer als mit sich selbst.

Es gibt keine Dummheit, die nicht von einem Menschen bedient wird.

Ein zu wenig an Kommunikation bedeutet keinesfalls, deshalb auch schon die hohe Kunst des Schweigens zu beherrschen.

Nicht jede gute Idee schafft auch den Sprung in die Wirklichkeit.

Wenn die bilaterale Verständigung zwischen den Völkern sich einmal dem bilateralen Warenverkehr annähert, erübrigen sich militärische Bündnisse.

Ein emotionaler Sonnenuntergang muss keinesfalls den Beginn einer persönlichen Eiszeit bedeuten.

Die Blaupausen der Zukunft irritieren nur dann den Blick in der Gegenwart, wenn dieser nicht das Erleben des Vergangenen im Erinnerungsgepäck trägt.

Verstehen wir erst einmal, wie der eigene Partner tickt, warum er überhaupt tickt, und nehmen wir dann noch sein Ticken als authentischen lebendigen Anteil wahr, haben wir beste Chancen auf Minimierung unnötig lästiger Missverständnisse mit ihm.

Wer sein Prismenglas auf die Inspiration und auf die Imagination einstellt, statt allein auf den Intellekt, wird mit Visionen beschenkt, die im Falle des Versagens noch mindestens fünf weitere Alternativen anbieten.

Krisen sind vorübergehende Regengüsse des Geistes, die das Wachsen klarer Gedanken nähren.

Ich bin, was ich alles aus mir mache. Mache ich nichts aus mir, »nichte« ich mich ins Nichts. Sei es aus freiem Willen oder aus Unvermögen. Sei es aus Bequemlichkeit oder Dummheit.

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