Wenn es Liebe ist

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Wenn es Liebe ist
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Carmen Sommer

Wenn es Liebe ist

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Wenn es Liebe ist

Die Hochzeit

Die Geburt

Hochzeit der besten Freundin

Die Taufe

Die letzte Tournee

Wo ist Marc?

Die Geburt von Paul

Die Suche nach Mark

Wird alles wieder, wie es war?

Impressum neobooks

Wenn es Liebe ist

„Ich muss los. Bin schon spät dran. Musste noch was für die Uni fertig machen.“

Lynn nahm ihren Mantel und ging zur Tür.

„Alles klar. Kann sein, dass ich heute Abend nicht zu Hause bin. Patrick hat mich gefragt, ob ich mit ihm ins Kino gehe.

„Alles klar Eva. Viel Spaß.“

Dann schlug Lynn die Tür zu und rannte durch das Treppenhaus auf die Straße. Sie schaute gerade wieder auf die Uhr, als sie mit einem Passanten zusammenstieß. Lynn schaute nur kurz auf und rief im weiterlaufen:„Entschuldigung. War keine Absicht.“

Sie drehte sich noch einmal um.

„Hey Lynn. Bist du gerannt?,“ lächelte Julius.

Julius war Inhaber des Cafés. Er war gerade damit beschäftigt einen seiner Spezialkaffees herzustellen.

„Hey, dachte schon, ich käme zu spät. Aber ich habe es noch rechtzeitig geschafft. Musste noch was für die Uni machen“, erklärte sie.

Lynn jobbte seit ein paar Tagen in Julius Café. Er war ein großzügiger Chef. Mittlerweile besaß er drei dieser Cafés. Er hatte Erfolg damit. Sie waren was besonderes. Julius war selbst noch jung, gerade mal 36 Jahre.

„Lynn, kannst du heute etwas länger bleiben? Frederik und Daniel kommen eine halbe Stunde später. Ich versuche aber, rechtzeitig da zu sein, damit du, John und Katrin nicht alles alleine machen müsst. Dafür kannst du morgen später kommen.“

„Ja. Habe sowieso nichts vor.“, nickte sie.

„Prima. John müsste auch jeden Moment kommen. Ich muss in einer halben Stunde weg.“

„Alles klar. Im Augenblick ist ja gerade nicht so viel los. Das schaffe ich schon.“

Zehn Minuten später kam John mit Katrin im Schlepptau.

„Hey, Lynn.“, begrüßten sie beide.

„Hey. Alles klar bei euch?“

„Wir haben uns wieder versöhnt.“, lächelte John Katrin an.

„Das hört sich doch gut an.“

„Ja. Wir haben alles zwischen uns geklärt.“, berichtete Katrin.

Das Café füllte sich langsam. Julius konnte rechtzeitig zu seinem Termin.

„Du bist mir noch was schuldig.“

Ein Fremder setzte sich an die Bar und schaute Lynn an.

„Du hattest es wohl verdammt eilig?“

Lynn schaute ihn an.

„Wie bitte?“

„Du hast mich fast umgerannt. Ich habe eine Rippenprellung davon getragen. Es tut ganz schön weh. Hätte nicht gedacht, dass eine so zarte Person so stark ist.“,lächelte er Lynn an.

„Was? Eine Rippenprellung? Bestimmt nicht von mir. Mit dir bin ich also zusammengestoßen. Ich habe mich doch entschuldigt. Also ist die Sache erledigt.“, schüttelte sie den Kopf.

„Denkst du. Du musst Schmerzensgeld bezahlen.“, grinste er.

Er ließ einfach nicht locker.

„Ok. Was hättest du gerne? Einen Kaffee?“

Bevor der Fremde antworten konnte, rief ein jüngeres Mädchen seinen Namen und kam auf ihn zu.

„Hey, Marius.“

„Ariane. Hast du die Läden leer gekauft?“

Marius küsste sie. Etwas zu lange, für Lynn‘s Geschmack. Schließlich waren sie in einem Café und nicht alleine.

„Setzen wir uns dort an den Tisch. Ich muss dir unbedingt etwas zeigen.“, bat sie Marius. Er nahm ihr ein paar Tüten ab und folgte ihr.

Lynn schaute den beiden hinterher.

„Lynn? Kennst du die beiden?“, wollte John wissen.

„Nein. Ich hatte nur mit ihm einen Zusammenstoß.“, schüttelte Lynn den Kopf.

„Soll ich die beiden bedienen?“, schaute er sie fragend an.

„Wäre mir recht. Ich möchte die beiden nicht stören.“

Dabei schaute sie wieder zu den beiden hinüber.

Marius und Ariane lachten und küssten sich ständig. Ariane lachte etwas zu laut. Die anderen Gäste schauten ab und zu zu den beiden hinüber. Die machten sich aber nichts daraus.

Ariane nahm ein Kleid aus ihrer Tüte und zeigte es Marius. Das Stück sah teuer aus. Wenn man sich die Tüten anschaute, sah man, dass diese Kleider aus den teuersten Boutiquen stammten. Um Geld mussten sie sich anscheinend keine Sorgen machen.

Lynn kümmerte sie wieder um die anderen Gäste. Sie hatten alle Hände voll zu tun, so hatte Lynn keine Zeit mehr, sich mit den beiden zu befassen. Sie bereitete gerade Kaffee zu, als sie wieder die Stimme vernahm.

„Du schuldest mir noch etwas. Ich komme wieder. Bis dann.“

Lynn drehte sich um und sah gerade noch, wie er mit seiner Freundin eng umschlungen das Café verließ.

„Der lässt wohl nicht locker.“, lächelte Katrin.

„Er soll sich besser um seine Freundin kümmern.“, rollte Lynn mit den Augen.

„Aber er siehst nicht übel aus. Das musst du zugeben.“

„Kann sein. So genau habe ich ihn mir gar nicht angesehen. Er interessiert mich auch gar nicht.“

„Mhm.“, sagte Katrin nur.

Als Daniel und Frederik kamen, konnte Lynn Feierabend machen. Auch Julius war wieder zurück, so dass auch John und Katrin nach Hause gehen konnten.

Zu Hause nahm Lynn sofort ihre Unterlagen und arbeitete noch an ihrer Hausarbeit.

Es war schon spät, als Eva nach Hause kam.

„Schläfst du schon?“, klopfte sie an die Zimmertür von Lynn.

„Nein, kannst ruhig hereinkommen.“

„Du bist noch am Arbeiten?“

„Bin gleich durch damit. Wie war euer Kinobesuch?“,wollte Lynn wissen.

„Gut. Wir waren noch ne Pizza essen. Das nächste mal musst du unbedingt mitkommen. Patrick hat dich auch vermisst. Zu dritt ist es einfach lustiger.“

„Das nächste mal komme ich bestimmt mit. Versprochen.“

„Jetzt wird aber geschlafen. Du siehst müde aus.“, meinte Eva.

„Das bin ich auch. Gute Nacht Eva.“

„Gute Nacht.“

Dann war Ruhe.

Am nächsten Tag musste Lynn schon früh zur Uni. Danach arbeitete sie wieder im Café. Wie immer war eine Menge los. Heute arbeitete sie mit Daniel und Frederik. Julius war im Büro. Er hatte noch Termine mit einigen Bewerbern. Julius wollte sein Personal aufstocken.

Lynn war gerade damit beschäftigt Tische abzuräumen, als sie eine bekannte Stimme hörte. Sie schaute zur Tür. Es war Marius mit eine hübschen Brünetten. Er hatte den Arm um sie gelegt und schaute sie verliebt an. Lynn traute ihren Augen nicht. Gestern war er doch noch mit einer anderen hier.

Marius entdeckte Lynn und kam auf sie zu.

„Hey, du schuldest mir immer noch etwas. Ich weiß noch nicht einmal deinen Namen.“

Dann wandte er sich wieder seiner Begleitung zu.

„Sie hat mich gestern fast über den Haufen gerannt. Dabei hat sie mir erhebliche Schmerzen zugefügt.“, grinste er.

„Du Armer. Ich sorge dafür, dass du keine Schmerzen mehr hast. Komm jetzt. Lass uns noch etwas trinken.“

Lynn schüttelte den Kopf, kümmerte sich aber nicht weiter um die beiden. Marius und seine Begleitung hatten an dem Tresen platz genommen.

Lynn beachtete sie nicht, was Marius anscheinend nicht gefiel.

„Sie beachtet mich nicht mehr, siehst du.“, sprach er zu seiner Freundin.

„Zuerst rennt sie mich um, dann will sie nichts mehr davon wissen. Das finde ich nicht nett.“

„Lass sie doch, du hast doch jetzt mich.“

„Ist eigentlich euer Chef im Hause? Ich muss etwas klären.“, wollte Marius wissen.

„Der hat gerade zu tun. Kann ich weiterhelfen?“, schaltete sich Daniel ein.

„Nein. Nicht so wichtig. Ich komme ja wieder.“

Was will er denn von Julius? Das kann doch nichts mit mir zu tun haben?, dachte Lynn.

Lynn reagierte nicht auf das Gerede von Marius. Sie machte ihre Arbeit weiter und kümmerte sich um die anderen Gäste.

„Hey, bist du mir böse? Lass uns demnächst mal zusammen ausgehen. Ich bin gar nicht so übel.“

Marius lief hinter ihr her. Er ließ einfach nicht locker.

„Sag ja.“

Was sollte sie tun. Er ging ihr etwas auf die Nerven. Wenn sie zusagte, ließ er sie vielleicht endlich in Ruhe.

„Ich werde es mir überlegen. Jetzt lass mich in Ruhe. Ich muss Geld verdienen, also lass mich arbeiten. Du hast es ja anscheinend nicht notwendig.“

„Ok. Ich warte auf eine Antwort von dir. Bis morgen?“

„Marius, komm jetzt endlich. Du hast versprochen, mit mir shoppen zu gehen.“

 

„Ich komme, Süße.“

In diesem Moment kam Julius aus seinem Büro ins Café.

„Marius? Was machst du hier. Warum hast du nicht gesagt, dass du hier bist.“

Julius ging auf ihn zu und umarmte ihn.

Lynn war überrascht, genauso wie die anderen. Kannte er ihn etwa? Sie schauten sich fragend an.

Julius und Marius unterhielten sich und Julius zeigte auf Lynn. Was hat er ihm gesagt? Dann winkte er Lynn zu.

„Lynn, kommst du mal bitte.“,

Lynn ging mit ungutem Gefühl zu den Dreien.

„Marius, das ist Lynn. Sie arbeitet seit kurzem hier. Ich bin sehr zufrieden mit ihr.

Lynn, das ist Marius, mein Bruder. Er wollte unbedingt deinen Namen wissen.“

„Schön.“, sagte sie nur.

„Er hat mir erzählt, dass ihr einen kleinen Zusammenstoß hattet.“,lachte Julius.

„Kann man so sagen.“, nickte Lynn.

„Nimm dich in acht vor ihm. Er hat es faustdick hinter den Ohren.“, flüsterte Julius ihr ins Ohr.

„Ist mir nicht entgangen. Ich muss wieder, die Gäste wollen bedient werden.“

Dann ging Lynn einfach.

„Bei ihr hast du, denke ich, keinen Erfolg. Außerdem hast du doch ne nette Begleitung an deiner Seite.“, neckte ihn Julius.

„Stimmt. Dann werde ich mich mal um sie kümmern. Aber ich komme wieder. Dein Café ist super.“

„Ich freue mich immer, wenn du kommst. Du warst ja lange genug weg.“

Marius und Julius unterhielten sich noch kurz und umarmten sich. Anscheinend hatten sie sich schon länger nicht mehr gesehen, dachte Lynn. Endlich ging Marius und sie konnte sich wieder anderen Aufgaben widmen.

Nach Feierabend ging sie in ihre Wohnung. Eva war ebenfalls da und sie kochten zusammen.

„Heute habe ich den Bruder von Julius kennengelernt. Der Kerl nervt ganz schön.

Er ist derjenige, mit dem ich gestern zusammengestoßen bin. Stell dir vor. Gestern kam er mit einem Mädchen an. Da dachte ich schon, dass es seine Freundin sei. Die haben sich ständig geküsst. Heute kam er mit einer anderen.“

„Das scheint ja ein richtiger Filou zu sein. Sieht er denn so gut aus, dass die Mädchen auf ihn fliegen?“,fragte Eva nach.

„Ja. Aber er hat anscheinend auch genügend Geld. Das ist ja noch anziehender.“

„Was macht er denn? Ich meine, warum nervt er dich?“

„Ich sei ihm was schuldig. Beim Zusammenstoß hätte ich ihm weh getan. Das ist lachhaft. So fest bin ich gar nicht gegen ihn gekommen. Der spinnt. Hoffentlich taucht er jetzt nicht ständig im Café auf.“

„Gib ihm einen Drink aus. Damit ist die Sache vom Tisch.“, schüttelte Eva den Kopf.

„Er will, dass ich mit ihm ausgehe. Ich möchte aber nicht. Der soll mit seinen Gespielinnen ausgehen. Dafür habe ich keinen Nerv.“

„Dann bin ich mal gespannt, ob er so einfach aufgibt. Du scheinst es ihm ja angetan zu haben.“, lächelte Eva.

„Unsinn. Ich bin ihm völlig egal. Der will nur noch eine Eroberung in seiner Sammlung. Da möchte ich aber nicht dazugehören.“

„Ok. Dann lass uns jetzt mal essen und wir reden von was anderem. Wenn es dir nichts ausmacht.“

„Im Gegenteil. Ich möchte das Kapitel Marius vergessen.“

„Wann musst du morgen zur Uni?“, lenkte Eva sie ab.

„Nachmittags. Morgen gehe ich nicht ins Café. Erst wieder übermorgen.“

„Sollen wir beide morgen Abend etwas unternehmen?“, wollte Eva wissen.

„Gute Idee. Und was? Vielleicht essen gehen? Oder wir gehen in den Club?“, überlegte Lynn.

„Das überlegen wir uns noch.“

Sie setzten sich beide im Wohnzimmer auf die Couch und aßen. Dabei schauten sie einen Film, den sie sich schon etwas länger besorgt hatten.

Doch Lynn musste immer an die Begegnung mit Marius denken. Hatte er eigentlich nichts besseres zu tun, als ständig mit anderen Frauen herumzuhängen.

„Wo bist du mit deinen Gedanken, Lynn. Hoffentlich nicht wieder bei diesem Marius. Vergiss ihn einfach. Die ganze Sache wird sich in Luft auflösen. Glaub mir.“

„Ich verstehe ja auch nicht, warum mir dieser Kerl nicht aus dem Kopf geht. Er ist überhaupt nicht mein Typ. Er geht mir einfach nur auf den Wecker.“

„So jetzt ist Schuss. Weißt du was? Wir drehen noch eine Runde. Oder musst du noch was arbeiten?“

„Nein. Ich habe morgen noch Zeit dafür.“, überlegte Lynn.

„Dann auf. Mach dich chic. Wir gehen noch etwas Trinken. Einverstanden?“

„Gute Idee.“

Eva und Lynn schlenderten durch die Straßen zu dem kleinen Lokal. Es war gut gefüllt und die Stimmung ausgelassen. Sie stellten sich an den Tresen und bestellten zwei Getränke. Die Musik war laut und einige tanzten dazu. Beide wippten im Rhythmus mit.

„Oh, nein. Kann ich denn nirgends mehr hingehen, ohne dass ich ihm begegne?“

„Wem?“

„Diesem aufdringlichen Typen, von dem ich dir erzählt habe.“

„Wo ist er. Ich möchte ihn gerne mal sehen.“

„Schau unauffällig nach hinten. Er tanzt dort eng umschlungen mit einem Mädchen.“

Eva schaute nach hinten.

„Wow, Der sieht nicht übel aus. Und der gefällt dir nicht?“

„Das hab ich nicht gesagt. Aber er ist einfach nicht mein Fall. Das ist jetzt die Dritte, mit der ich ihn sehe. Sein Bruder hat mich schon vor ihm gewarnt.“

„Ich glaube, er hat dich entdeckt.“

„Dann lass uns schnell verschwinden.“

„Warum? Du kannst ihm nicht immer aus dem Weg gehen. Er ist ja ohnehin beschäftigt.“

Kaum hatte Eva dies gesagt, kam Marius schon mit der Fremden in ihre Richtung.

„Was hab ich dir gesagt. Er lässt mich nicht in Ruhe. Der nervt.“

„Hey. Ist das nicht Zufall. Wir begegnen uns immer wieder. Darf ich mich vorstellen? Marius Cramer. Das ist meine Freundin Sam.“

„Hey. Ich bin Eva. Die Freundin von Lynn. Freut mich, dich kennenzulernen. Habe schon einiges von dir gehört.“

„Wirklich? Ich hoffe, nur gutes. Lynn und ich haben noch eine Rechnung offen.“, lachte Marius.

„Unsinn. Irgendwann muss auch mal Schluss sein. Du kannst gerne im Café deines Bruders ein Getränk bekommen. Damit ist die Sache ausgestanden.“

Lynn ärgerte sich, dass er immer wieder davon anfing. Sie ist nur gegen ihn gestoßen. Mehr ist nicht passiert. Er sollte es damit belassen. Sie hatte sich schließlich entschuldigt.

„Ich nehme dich beim Wort. Also bis dann.“

Schon war Marius wieder auf und davon.

„Wenn du mich fragst, hat er ein Auge auf dich geworfen.“

Eva schaute den beiden noch hinterher.

„Blödsinn. Der will mich ärgern. Und wenn es so wäre, hat er keine Chance. Glaubst du, ich möchte mit einem Kerl zusammen sein, der jeden Tag eine andere Freundin hat?“

„Nein. Aber, dann wäre es vielleicht nicht mehr so.“

„Lass uns jetzt nicht mehr über ihn reden. Wir sind hier um uns zu amüsieren.“

„Du hast Recht. Nehmen wir noch einen Drink?“, wollte Eva wissen.

„Sicher. Danach gehen wir aber nach Hause. Ich habe morgen einen langen Tag vor mir. Erst Uni, dann ins Café.“

Beide blieben noch ca. eine Stunde und machten sich dann auf den Heimweg.

Am nächsten Morgen musste Lynn zur Uni. Mit Schrecken dachte sie schon an ihren Dienst im Café. Hoffentlich hat er vergessen, was er gesagt hat und erscheint nicht.

Als Lynn nachmittags ihren Dienst antrat, wurde sie von Julius begrüßt.

„Du hast meinen Bruder ja ganz schön beeindruckt. Er hat mich gestern besucht und von dir gesprochen. Das ist bisher noch nicht vorgekommen. Ich kenne normalerweise seine Frauengeschichten nicht, denn sie sind nie ernst gemeint.

Aber dich findet er interessant. Du bist für ihn etwas besonderes.“

„Das ist doch Unsinn. Wie kommst du darauf? Er nervt einfach nur.“

„Das kann ich dir sagen. Weil er dir egal ist und du dich nicht von ihm einwickeln lässt, wie all die anderen.“

Julius verschwand wieder im Büro.

Lynn hoffte, dass Marius nicht erscheinen würde. Aber vergebens, er hatte es nicht vergessen. Freudestrahlend kam er auf sie zu.

„Hey Lynn. Du hast mir ein Getränk versprochen. Ich hätte gerne einen Kaffee der besonderen Art.“

„Meinst du, den von deinem Bruder?“

„Nein, von dir. Wenn du ihn für mich zubereitest, dann ist er besonders.“

„Wie du meinst.“, schüttelte Lynn den Kopf.

Marius schaute sie lange an.

„Bitte schön. Ich denke, damit ist die Sache erledigt.“

Lynn bediente die nächsten Kunden. Marius aber blieb und schaute ihr bei der Arbeit zu.

Wie lange wollte er noch da sitzen bleiben und sie beobachten? Das ging ihr tierisch auf den Wecker.

„Hallo, Brüderchen. Schon wieder hier? Und heute alleine?“

Julius kam aus seinem Büro, um nach dem Rechten zu sehen, begrüßte seinen Bruder, in dem er ihn umarmte.

„Hey, Julius. Wollte meine Freundin besuchen.“, dabei schaute er zu Lynn.

„Deine Freundin? Das hättest du wohl gerne.“, lachte Julius.

„Ich denke, da hast du schlechte Karten. Für Lynn zählt im Moment nur ihr Studium.“

„Wer weiß? Wenn ich mich ganz toll anstrenge und nett zu ihr bin. Vielleicht gibt sie mir eine Chance?“

„Du kannst es gerne versuchen. Aber ich wette, sie lässt dich abblitzen.“

Julius klopfte seinem Bruder auf die Schulter.

„Dachte ich mir, dass ich dich hier finde.“

Das Mädchen von gestern kam herein und fiel Marius um den Hals.

„Hey, Sam. Wieso hast du mich gesucht? Wir hatten doch keine Verabredung?“

„Nein, dass nicht. Aber ich hatte Sehnsucht nach dir.“, dabei küsste sie ihn auf den Mund.

Lynn und Julius beobachteten sie und schüttelten beide den Kopf.

„Er kann es einfach nicht lassen.“, meinte Julius.

„War er schon immer so?“, wollte Lynn wissen.

„Ja. Schon in der Schule hatte er mehrere Freundinnen gleichzeitig.“

„Dann wird er sich wohl nie ändern.“

Lynn bereite dabei den nächsten Kaffee zu.

„Wenn er die Richtige findet, denke ich schon, dass er sich ändern kann. Aber bisher hat er sie noch nicht gefunden.“

„Dann hoffe ich mal, dass es bald geschieht, bevor er noch mehr Mädchenherzen bricht.“, lächelte Lynn.

Beide widmeten sich wieder ihrer Arbeit. Marius verließ mit Sam das Café, was er sichtlich ungern tat.

Lynn atmete auf, als sie sah, dass Marius ging. Dabei betrachtete sie Julius ganz genau.

„Er ist dir nicht ganz egal, oder?“

„Doch. Aber wenn er so da sitzt und mir die ganze Zeit zuschaut, macht er mich nervös. Ich möchte einfach, dass er mich jetzt in Ruhe lässt. Das ist doch nicht zu viel verlangt?“

„Ich werde es ihm sagen. Aber ich glaube, dass ich auf taube Ohren stoße. Er scheint dich zu mögen. Was ich gut nachvollziehen kann.“, grinste Julius.

„Wenn ich nicht vergeben wäre, dann könnte ich mich auch in dich verlieben.“

„Julius, was soll das denn?“, schaute Lynn ihn grimmig an.

„War nur Spaß, Lynn. Du weißt, dass ich mit Laura sehr glücklich bin.“

„Eben, das weiß ich doch.“

Julius ging zu John und Frederik und half ihnen. Heute gab es viel zu tun. Das Café war den ganzen Tag schon gut besucht.

Noch eine Stunde, dann hatte Lynn Feierabend. Bevor sie nach Hause ging, rief Julius die drei noch kurz zusammen „Ich habe vor, am Wochenende eine Liveband auftreten zu lassen. Wir haben ja bis 22.00 Uhr geöffnet. Das wäre mal ne schöne Abwechslung. Was meint ihr dazu?“

„Tolle Idee. Dann müssen aber alle mit anpacken. Da wird ‘ne Menge los sein.“, schlug Frederik vor.

„Ja. Ich muss mit den anderen noch sprechen. Vielleicht engagiere ich für diese Zeit noch zwei Bedienungen. Muss mal überlegen.“, stimmte Julius zu.

„Ich denke auch, dass das gut ankommen wird. Zumal das Wetter noch gut sein soll. So können wir draußen noch mehr Tische und Stühle hinstellen. Ich frage mal Eva, ob die nicht aushelfen möchte. Das würde ihr bestimmt gut gefallen.“, nickte Lynn zustimmend.

„Super. Das wäre wirklich nett. Vielleicht hilft auch Laura. Also seid ihr damit einverstanden?“

„Sicher Chef.“

Auch John gefiel der Vorschlag.

Noch ein paar Minuten und Lynn hatte Feierabend.

„Macht‘s gut. Ich geh jetzt. Bis morgen.“

Lynn verließ das Café und stieß beim hinausgehen mit Marius zusammen.

„Oh. Entschuldige. Gut, dass ich dich noch erwischt habe. Hättest du Lust, mit mir heute Abend in den Club zu gehen?“

 

Dabei schaute er sie fragend an. Sein Blick verriet, dass er sich unsicher war.

„Oh, Mann. Hab ich mich nicht klar ausgedrückt. Du sollst mich in Ruhe lassen. Kapierst du das nicht. Ich bin nicht eine von deinen Zuckerpüppchen, die ständig ausgeführt werden wollen und in teuren Boutiquen abhängen.“

„Das ist mit klar. So schätze ich dich auch gar nicht ein. Ich möchte einfach nur nett zu dir sein und einen schönen ganz normalen Abend mit dir verbringen. Nicht wie ich es sonst tue.“

Lynn betrachtete ihn dabei genau. Das hat er wirklich gesagt.

„Ich langweile mich nur mit diesen „Zuckerpüppchen“, wie du sie nennst. Ab und zu ist es ja ganz schön, aber auf Dauer? Ich werde mich auch gut benehmen und ich möchte mich entschuldigen.“

„Wofür? Weil du mir auf die Nerven gehst?“

„Auch und weil ich solch einen Blödsinn erzählt habe. Von wegen Rippenprellung und so.“

„Warum hast du es denn gesagt?“

„Ich wollte ein Gespräch mit dir. Mir fiel im Moment einfach nichts besseres ein. Und du hast dich so herrlich aufgeregt. Das steht dir übrigens gut. Ich meine, wenn du wütend bist.“

„Ach wirklich?“

„Ja. Und ich sehe, dass du nicht mehr weit davon entfernt bist. Aber bevor du jetzt wieder die Fassung verlierst bitte ich dich noch einmal. Bitte geh mit mir aus. Nur dieses eine Mal. Ich möchte dir beweisen, dass ich eigentlich ein ganz netter Kerl bin.“

„Ich verliere nie die Fassung. Du bist wirklich unmöglich.“

Lynn musste lächeln.

„Heißt das, du gehst mit mir aus?“

„Ok. Dann ist die Angelegenheit aber endgültig erledigt und du lässt mich in Ruhe.“

„Ich verspreche es. Aber ins Café darf ich schon noch kommen. Oder?“

„Am besten, wenn ich nicht da bin. Aber ich kann dir natürlich nicht verbieten ins Café zu kommen oder deinen Bruder dort zu besuchen. Nur solltest du mich nicht mehr ansprechen. Ist das angekommen?“

„Jawohl. Ich halte mich daran.“

„Soll ich dich heute Abend abholen?“

„Nein, ich kenne den Club. Ich werden dort sein. Wann?“

Marius bestimmte einen Zeitpunkt und sie trennten sich. Lynn schüttelte den Kopf. Warum hatte sie sich nur überreden lassen. Ob er sie wirklich danach in Ruhe ließ? Sie wollte auf jeden Fall Eva und Patrick beten mitzukommen. Dann hatte sie Unterstützung, falls er aufdringlich wurde, was sie eigentlich nicht annahm. Denn so schätzte sie ihn nicht ein.

„Eva, du und Patrick müsst mit mir heute Abend in den Club gehen.“

„Wie? Warum?“

„Weil ich mich überreden ließ, mit Marius auszugehen.“

„Was? Wieso, dass denn?“

„Er hat mich abgepasst und mich gebeten, mit ihm in den Club zu gehen. Ich denke, wenn ich mit ihm dort hingehe, lässt er mich in Ruhe. So hat er es wenigstens versprochen.“

„Das ist ziemlich kurzfristig. Ob Patrick Zeit hat? Ich komme auf jeden Fall mit. Nur bin ich nicht sicher, ob er es dann auch aufgibt. Du scheinst ihm ja nicht ganz egal zu sein, sonst würde er es nicht immer und immer wieder versuchen.“

„Ich glaube, ich bin nur eine weitere Sammlung in seiner Galerie.“, schüttelte Lynn mit dem Kopf.

„Trotzdem hast du zugesagt?“

„Ja. Was soll ich denn sonst machen. Ein Versuch ist es wert. Er wird bald bemerken, dass ich nicht sein Typ bin.“

„Wenn du meinst.“, lächelte Eva sie an.

Eva rief Patrick an und erklärte ihm die ganze Sache.

Patrick schüttelte den Kopf.

„Also gut, ich komme mit. Warum konnte sie nicht einfach nein sagen?“

„Keine Ahnung. Sie denkt, dass sie ihn somit am besten los wird. Was ich nicht glaube.“

So gingen die drei abends in den Club und warteten auf Marius. Der kam wie versprochen und war erstaunt, dass Lynn Freunde dabei hatte.

„Hey. Ich bin Marius.“, stellte er sich vor.

„Hallo Marius. Das sind Eva und Patrick. Meine besten Freunde.“, zeigte Lynn auf die beiden.

Sie unterhielten sich kurz, bis Patrick Eva zum Tanzen aufforderte. Er wollte Lynn und Marius die Gelegenheit geben sich auszusprechen. Ihm war es nicht Recht, den Aufpasser zu spielen.

„Ich behalte sie im Auge.“, teilte Eva Patrick mit.

„Das solltest du nicht tun. Er wird sie ja nicht gleiche überfallen. Er sieht doch ganz harmlos und nett aus. Ich verstehe Lynn nicht. Was hat sie an ihm auszusetzen?“, schüttelte Patrick den Kopf.

„Ich finde ihn auch süß.“

„Süß?“

Patrick schaute Eva fragend an.

„Ich meine, er sieht gut aus. Macht einen guten Eindruck. Ich verstehe Lynn nicht. So ein Kerl läuft einem nicht jeden Tag über den Weg.“

„Vielen Dank. Das war ein tolles Kompliment für mich.“

„Oh, entschuldige Patrick. Du bist ein toller Mann.

Ich dachte dabei ja nur an Lynn.“, lächelte sie ihn an.

„Aha. Was findest du denn an mir „Süß“?“, wollte er jetzt von Eva wissen.

Sie schaute ihn mit großen Augen an. Was war das denn für eine Frage. Er war ihr Freund. In diesem Moment sah sie ihn sich genauer an. Patrick musste sich nicht verstecken. Er sah mindestens so gut aus, wie Marius. Warum viel ihr dies erst jetzt auf. Etwas verlegen schaute sie zu Boden.

„Was ist? Findest du gar nichts an mir, was dir gefällt?“

Patrick ließ nicht locker. Er war es leid, immer nur als guter Freund angesehen zu werden. Jetzt war gerade die Gelegenheit gekommen, um herauszufinden, ob Eva etwas für ihn empfand oder nicht.

„Patrick. Ich habe noch nie darüber nachgedacht. Du warst einfach ein guter Freund. Von mir und von Lynn.

Aber wenn du mich jetzt so fragst. Mir gefällt alles an dir. Du siehst gut aus, du bist immer für uns da, du hast Humor, du bist unheimlich nett und…..“

Weiter kam sie nicht. Patrick küsste sie einfach.

Eva war wie gelähmt. Sie hatte nicht damit gerechnet.

„Entschuldige Eva. Das musste jetzt einfach mal sein. Hast du nie bemerkt, dass ich mehr für dich empfinde, als Freundschaft?“

„Nein. Du hast nie etwas angedeutet. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

„Sag nichts. Vielleicht empfindest du ja nicht so, wie ich. Lass dir Zeit, um es herauszufinden. Ich kann warten, wie immer.“, sagte er etwas enttäuscht.

Inzwischen ging auch Marius mit Lynn auf die Tanzfläche. Er nahm einfach ihre Hand und zog sie mit sich.

„Ich möchte mich bei dir bedanken, dass du gekommen bist. Gleichzeitig entschuldige ich mich für mein kindisches Benehmen. Aber du bist einfach zu süß, wenn du dich aufregst. Deine Augen funkeln so richtig böse, wenn du mir die Meinung sagt. Du bist und warst bisher die Einzige, die mich abgewiesen hat. Das gefällt mir.“

Dabei lächelte er sie an.

„Bilde dir bloß nichts ein. Hoffentlich denkst du jetzt nicht, dass du mich herumbekommen hast. Dies ist die einzige Verabredung, die wir haben werden. Hast du das verstanden?“

„Schon wieder dieses Funkeln in deinen Augen. Ja, ich habe es verstanden. Aber dieses Treffen war es wert. Ich werde das hier so schnell nicht vergessen. Und dich auch nicht. Werde jetzt nicht wieder sauer. Lass uns einen schönen Abend haben. Dann wirst du nichts mehr von mir hören. Ok?“

„Ok.“, sagte Lynn nur.

Sie verstand nicht, warum er ihr sagte, dass er sie nicht vergessen wird. Es wird nie etwas zwischen ihnen laufen. Also, was sollte das. Er wird sich schon bald nicht mehr an sie erinnern. Sie würde wetten, dass er morgen schon mit einer anderen unterwegs ist.

Aber darüber wollte sie gar nicht mit ihm sprechen. Sie wollte nur den Abend herumbekommen.

Aber eins musste sie feststellen. Er war ein famoser Tänzer.

Lynn war nicht entgangen, dass sich Eva und Patrick näher kamen. Schon lange hatte sie bemerkt, dass Patrick in Eva verliebt ist. Nur Eva war blind, oder wollte sie es nicht sehen?

Sie würde sich über die Verbindung der Beiden freuen.

Die vier unterhielten sich gut. Marius war ganz anders, als Lynn ihn beschrieben hatte. Er war weder arrogant, noch nervte er mit irgendwelchen Sprüchen. Selbst Lynn musste sich eingestehen, dass er doch ganz sympathisch war. Das änderte aber nichts an ihrer Einstellung.

Der Abend ging zu Ende. Marius bot an, Lynn nach Hause zu bringen. Doch sie lehnte ab, mit der Begründung, dass sie ja mit Eva in einer Wohnung lebte und Patrick sie schon begleitete.

Marius verabschiedete sich, was ihm sichtlich schwer fiel.

„Wir sehen uns.“

„Wir haben eine Abmachung.“, erinnerte ihn Lynn.

„Stimmt.“

Dann ging jeder seiner Wege.

„Was hast du eigentlich gegen diesen super Typen?“, wollte Eva zu Hause wissen.

„Nichts. Aber ich will auch nichts von ihm. Du weißt, dass ich gar keine Zeit für einen Freund habe. Da ist das Studium und mein Job. Und….“

„Ja, ja. Ich weiß schon. Soll das ewig so weiter gehen. Willst du dich nie wieder verlieben?“

„Später. Vielleicht. Aber jetzt zählt nur das Eine.“

„Ok. Ich verstehe es trotzdem nicht.“

„Aber sag du mir mal bitte, was zwischen dir und Patrick los war. Er hat dich geküsst?“

„Du hast es gesehen?“

„Ja. Hat er dir endlich gestanden, dass er in dich verliebt ist?“

„Wieso? Hast du davon gewusst? Hat er mit dir darüber gesprochen?“

„Nein Eva. Aber ich bin nicht blind. Hast du denn nie bemerkt, wie er dich angesehen hat?“

„Nein. Er ist mein Freund. Ich hatte ja keine Ahnung.“

„Wie stehst du jetzt zu ihm. Hast du Gefühle für Patrick?“

„Ich weiß es nicht. Aber ich sehe ihn jetzt mit ganz anderen Augen an. Mir ist heute Abend zum ersten mal aufgefallen, wie gut er eigentlich aussieht, wie charmant und liebevoll er ist. Ich nahm es immer als selbstverständlich hin, dass er stets für mich da war. Doch als er mich fragte, was ich an ihm mag und ob ich ihn nicht süß finde, da musste ich mir eingestehen, dass ich nie über ihn nachgedacht hatte.“