Menschen. Medien. Macher.

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Menschen. Medien. Macher.
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Vorwort

Für neugierige Nachwuchsjournalisten und alte Hasen

Menschen machen Medien. Klar. Machen Medien auch Menschen? Auch klar. Aber wie sieht die Wechselwirkung zwischen beiden aus? Was sollte ein Mensch mitbringen, der in der Welt der Medien seinen Weg erfolgreich gehen will?

Dieses Buch will solche Fragen klären. Deshalb nähert es sich dem Beruf der Medienmacher auf ungewöhnliche Weise. Anders als herkömmliche Werke ist es kein klassischer Ratgeber-Titel nach dem Motto: „So werde ich Journalist“. Dieses Buch funktioniert anders. Und das hat seinen Grund.

Der Leser findet die Arbeitsergebnisse von acht Autoren, die 26 Interviews und 19 ergänzende Servicetexte zu zentralen Themen des Medienberufes verfasst haben. Die Interviews versammeln das Wissen von jungen Aufsteigern und alten Hasen; die Mischung ihres Wissens macht sie so spannend – egal ob für Einsteiger oder Profis.

Die Zusatztexte beschäftigen sich mit den Ausbildungswegen; sie beschreiben die Voraussetzungen für journalistisches Handwerk und erläutern Grundzüge des Rundfunksystems in Deutschland. Sie geben Einblick in das Leben als freier Journalist, erläutern den Nutzwertjournalismus, diskutieren Grundlagen des Qualitätsjournalismus und werfen einen Blick in die Entgrenzungsprozesse zwischen journalistischer Verantwortung und wirtschaftlichen Zwängen.

Das alles findet sich in dem Buch, das sie gerade in Händen halten. Ziemlich viel für ein Projekt, das von neugierigen Nachwuchsjournalisten erdacht und realisiert wurde. Seine Entstehung und sein Charakter als eine Mischung aus Ratgebertitel und zugleich spannender Interviewsammlung mit überraschenden Einblicken in die Mechanismen unserer Medienwelt machen es doppelt lesenswert. Und wer darüber hinaus noch einen Grund braucht, sollte wissen: Das ganze ist zudem ein Benefit-

projekt: Der Verkaufserlös fließt Jugendpresseprojekten zu.

Wer also wissen will, welche Chancen und Risiken der Journalistenberuf birgt; welche Wandlungen das Berufsbild durchlaufen wird; was junge Journalisten von alten Hasen lernen können (und umgekehrt) – der sollte jetzt weiter lesen.

Viel Spaß wünscht dabei

Ihr Christoph Fasel

Impressum

Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2011 Stefan Rippler

ISBN 978-3-8442-0210-6

Prof. Dr. Jürgen Althans

Gute Jobaussichten für guten Nachwuchs

[str] Prof. Dr. Jürgen Althans (Jahrgang 1950) leitet die Personal-und Managemententwicklung bei „Gruner und Jahr“. Darüber hinaus ist er seit 1992 Lehrbeauftragter und seit 1998 Honorarprofessor für Marketing an der Universität Rostock.

Wie das Verlagshaus der Zukunft aussieht, wie sich der Wandel des Berufsbilds „Journalist“ auf die Ausbildung auswirkt und warum Althans die Zukunft des journalistischen Nachwuchses nicht so schwarz sieht, wie viele andere – das haben wir ihn gefragt.

Wie sieht der Journalist von morgen aus?

Neugierig, hartnäckig, mutig, investigativ, kreativ, ehrlich und fair – genauso wie heute. Er ist in Zukunft, aber auch schon jetzt nicht mehr „nur“ Sammler, Auswähler und Interpretierer von Informationen, sondern bezieht den Nutzer stärker mit ein: „User generated content“ ergänzt sein segensreiches Tun immer selbstverständlicher. Außerdem schreibt oder produziert ein Journalist nicht mehr nur für Print oder Online, sondern für alle Medienplattformen, auch Video- und Audiobeiträge. Nach dem Motto „One Brand, all Media“ (zu deutsch: „Eine Marke, alle Medien“, Anmerkung der Redaktion), das sich die „Financial Times Deutschland“ bereits seit 2000 treffend auf die Fahnen schreibt.

Digitalisierung, Multitasking- und Multimediajournalismus sind Stichworte, wenn es darum geht, den Wandel des Berufsbildes „Journalist“ zu beschreiben. Wirken sich diese Entwicklungen auf die Aus- und Weiterbildung bei „Gruner und Jahr“ aus?

Die „Henri-Nannen-Schule“ hat diese Aspekte vollständig in ihr Lehrangebot integriert. In der Personalentwicklung haben wir neben den Fortbildungsbausteinen „Redaktionswissen“, „Verlagswissen“, „Methoden- und Führungskompetenz“, „Gesund-

heitsmanagement“, „Sprachen“, „Informationstechnologie“, „Business Coaching“ auch die Rubrik „Neue Medien/Multimedia“.

Was kann man sich unter dieser Fortbildungsrubrik vorstellen?

Darunter reihen sich Angebote wie die Vortragsreihe „Experts of New Media“, die Seminare „Print goes Multimedia“, „Web-Videos für Printmagazine“ und viele andere mehr. Darüber hinaus vermitteln wir Fremdseminare, die wir aus Kapazitäts- und Kompetenzgründen selbst nicht herstellen und anbieten, beispielsweise zu den Themen „Breitband“, „Videostreaming“ und „Podcasting“.

Gibt es auch Seminare, Tagungen oder Workshops für freie Mitarbeiter?

Darauf kann ich pauschal nicht antworten. Die Entscheidung darüber liegt bei den jeweiligen Verantwortlichen und Vorgesetzten, zum Beispiel bei den Kostenstellenleitern, oder Profitcenter-Verantwortlichen. Sie müssen selbst entscheiden, bei fest angestellten genauso wie bei freien Mitarbeitern, ob und was sie in punkto Weiterbildung investieren können und wollen.

Prof. Weischenberg fand in seiner Studie „Journalismus in Deutschland 2“ heraus, dass Journalisten zunehmend auch organisatorische sowie technische Aufgaben übernehmen und für mehrere Medien arbeiten – darunter leide die Recherche. Was sagen Sie dazu?

Diese Aussage von Prof. Weischenberg ist für mich Diskutieren in Extremen. Das akzeptiere ich nicht. Wettbewerbs- und Kostendruck entsteht nicht ausschließlich in Verlegerhirnen, sondern auch durch uns, die Nutzer, die Mediennachfrager. Dem müssen sich die Medien stellen in der Abwägung zwischen Machbarem und Vertretbarem.

Die meisten Verlage entwickeln und/oder produzieren gerade zunehmend crossmedial. Wie sieht Ihr Verlagshaus der Zukunft aus?

Unser Schwerpunkt wird auch in Zukunft das Zeitschriftengeschäft sein. Darüber hinaus werden neue Geschäftsfelder an Bedeutung für das Wachstum gewinnen, wie Online- und Mobilangebote, Merchandising, Fernsehen, Digitalfernsehen, sowie weitere Plattformen beziehungsweise Verwendungsbereiche für das Kerngeschäft „Inhalte“.

Sind Sie mit der Ausbildung der Nachwuchsjournalisten, die sich bei „Gruner und Jahr“ bewerben, zufrieden?

Ja, „Gruner und Jahr“ ist unverändert ein sehr attraktiver Arbeitgeber für die Spitzenjournalisten der Republik. Das zeigt die Qualität der Bewerber.

Was empfehlen Sie Studenten, um sich aufs Berufsleben vorzubereiten?

Bei der Studienwahl sollte man ganz genau darauf achten, dass es eine gesunde Mischung zwischen Theorie und Praxis gibt. Sollte das nicht der Fall sein, gilt es, anderweitig Praxis-

erfahrung zu sammeln, sei es durch Praktika, freie Mitarbeit oder ähnliches. Ganz wichtig in globalisierten Welt sind Sprachen, nur Englisch sprechen zu können, reicht heute nicht mehr unbedingt aus. Ein dritter Punkt: Studenten sollten sich während ihrer Campuszeit außeruniversitär engagieren, sei es in Sportvereinen, Arbeitsgruppen, im Kirchenchor, oder, oder, oder. So zeigen sie, dass sie einerseits mehr gemacht haben als unbedingt nötig und das sehr wahrscheinlich in Zukunft auch tun werden; andererseits lässt es Rückschlüsse auf Softskills zu.

Praxiserfahrung zu sammeln, ist ein gutes Stichwort. Welche Möglichkeiten dazu bietet „Gruner und Jahr“?

Wir bieten Studenten im redaktionellen, grafischen, kaufmännischen und multimedialen Bereich Praktika an. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, seine Diplomarbeit bei uns zu schreiben.

Gibt es bei „Gruner und Jahr“ so etwas wie einen Talentpool oder ein Praktikantenbindungsprogramm?

Ja, um gute Praktikanten oder Hospitanten „kümmern“ wir uns.

Generell: Was halten Sie von einem Medienpraktikum?

Im Grundsatz sind Praktika immer eine gute und richtige Sache. Und, da wir ein „people’s business“ sind, kann ein Praktikum gut, lehrreich und spannend sein, ein anderes das genaue Gegenteil davon, Ausbeutung oder ähnliches.

Wie schätzen Sie die Berufsauschancen der heutigen Nachwuchsjournalisten ein?

Für gute und engagierte Leute sehe ich unverändert gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Was veranlasst Sie zu dieser optimistischen Einschätzung?

Für das, was ein guter Journalist leistet, nämlich mich gut zu informieren, zu beraten und zu unterhalten, wird es immer einen Markt geben.

Dr. Michael Ashauer

Welt des Radios

[str] Dr. Michael Ashauer ist Sachgebietsleiter für Personalentwicklung und Ausbildung beim Westdeutschen Rundfunk („WDR“) in Köln. Wie der Fernsehjournalist der Zukunft, wie die Ausbildungsmöglichkeiten bei dem öffentlich-rechtlichen Sender aussehen und was er sich von Auszubildenden in spe wünscht, haben wir ihn gefragt.

Der Fernsehjournalist von morgen...

arbeitet bimedial, wenn nicht sogar trimedial – für TV-Redaktionen, den Hörfunk und ab und zu auch für Onlineredaktionen. Den „reinen“ Fernsehjournalisten wird es in Zukunft beim „WDR“ seltener geben als bisher. Eher multimediale Allrounder mit fundierten technischen Kenntnissen und journalistischer Ausbildung.

Wie sieht die journalistische Ausbildung beim „WDR“ aus?

Das Programmvolontariat beim „WDR“ ist eine 18-monatige trimediale Ausbildung zum Journalisten in Hörfunk, Fernsehen und Internet. Seminare und Workshops wechseln sich ab mit Hospitanzen in Studios und Redaktionen. Die Hospitanzen machen etwa zwei Drittel der Ausbildungszeit aus. Nach den Pflichtstationen in den Regionalstudios des „WDR“ können durch die Zusammenstellung der Wahlstationen individuelle Schwerpunkte gesetzt werden – zum Beispiel Politik und Zeitgeschehen, Kultur und Wissenschaft, Fernsehfilm und Unterhaltung, Fachredaktionen und Regionalprogramme. Dabei bleibt eine breite journalistische Ausbildung oberstes Ziel. Die Seminare und Redaktionsaufenthalte finden in Köln, Düsseldorf und in den anderen „WDR“-Studios im Inland sowie in Brüssel statt.

 

Wie sieht es mit Übernahmechancen aus?

Es besteht Interesse, die Volontäre nach erfolgreich absolvierter Ausbildung in ein Arbeitsverhältnis zu übernehmen; eine Verpflichtung besteht jedoch nicht.

Gibt es Zahlen?

Ein Großteil der Volontäre wird auch nach der Ausbildung im „WDR“ beschäftigt, hiervon allerdings viele als freie Mitarbeiter.

Was erwarten Sie vom journalistischen Nachwuchs?

Von einem Bewerber um ein Programmvolontariat erwarten wir ein abgeschlossenes Hochschul- oder Fachhochschulstudium, gleich welcher Fachrichtung.

Demnach haben auch Bachelorabsolventen eine Chance.

Ja. Auch eine abgeschlossene Berufsausbildung wird akzeptiert, wenn sie durch langjährige journalistische Tätigkeit ergänzt wird. Außerdem setzen wir umfassende journalistische Praxis, bevorzugt in den elektronischen Medien voraus: Erwartet werden Redaktionshospitationen und breite, möglichst vielfältige Erfahrung in der freien Mitarbeit für Hörfunk, Fernsehen, Printmedien sowie Internetredaktionen dieser Medien.

Wie sieht es bei Praktika aus? Was muss man mitbringen, um an eine der beliebten Stellen zu kommen?

Praktika oder Hospitanzen, wie sie bei uns im redaktionellen Bereich heißen, bieten wir hauptsächlich für Studierende im Hauptstudium an. Erste journalistische Vorerfahrungen sind für Hospitanzen im redaktionellen Bereich erwünscht.

Praktika für Absolventen bieten Sie nicht an?

Nein – und zwar bewusst. Der „WDR“ hat sich der Initiative „Fair Company“ angeschlossen und garantiert, keine Vollzeitstellen durch Praktikanten, Volontäre oder Hospitanten zu substituieren, keinen Hochschulabsolventen mit einem Praktikum zu vertrösten, der sich auf eine feste Stelle beworben hat, keinen Praktikanten mit der vagen Aussicht auf eine anschließende Vollzeitstelle zu ködern und bieten Praktika vornehmlich zur beruflichen Orientierung während der Ausbildungsphase an. Natürlich zahlen wir Praktikanten auch eine adäquate Aufwandsentschädigung.

Die „Generation Praktikum“ ist mehr als ein gefühltes Phänomen?

Ja, es wird leider in der Medienbranche viel Schindluder getrieben. Meines Wissens allerdings nicht bei den Öffentlich-Rechtlichen, sondern eher bei privaten Medienunternehmen.

Das „ZDF“ zahlt seinen Praktikanten kein Entgelt.

Das mag sein. Ich bin trotzdem davon überzeugt, dass ein Praktikum dort fair ist, der Ausbildungsgedanke im Vordergrund steht, Ausbildungsplätze und Arbeitsplätze strikt voneinander getrennt werden und dass keine Absolventen für solche Pratikums-

plätze zugelassen werden.

Was bietet der „WDR“ Schülern?

Schülerpraktika. Allerdings nur solche, die von der Schule vorgeschrieben werden. Freiwillige Praktika während der Schulferien bieten wir nicht an.

In welchen Bereichen können Schulpraktika absolviert werden?

Redaktionelle Schülerpraktika bieten wir in unseren Jugendredaktionen „Lilipuz“, „Die Sendung mit der Maus“ oder bei „Eins Live“ an. Von Bewerbern erwarten wir neben den normalen Bewerbungsunterlagen den Nachweis journalistischen Engagements, zum Beispiel Kopien von Artikeln in der Schüler- oder Klassenzeitung.

Schülerpraktika im kaufmännisch-verwaltenden Bereich finden in begrenzter Anzahl zum Beispiel in unseren Bibliotheken, im Zentralen Einkauf, Innere Dienste oder im EDV-Bereich statt.

Sehr viele Schülerpraktika werden auch in der Direktion, Produktion und Technik und im Verwaltungsbereich angeboten.

Was bieten Sie Berufseinsteigern nach dem Schulabschluss?

Wir bilden in 16 Berufsbildern nach dem Berufsbildungsgesetz aus, zum Beispiel: Mediengestalter Bild und Ton, Berufskraftfahrer, Bühnenmaler, Kaufleute für audiovisuelle Medien, Kostümbildner, Maskenbildner und Tischler.

Wie sieht es hier mit den Übernahmechancen aus?

In den letzten Jahren konnten wir etwa 60 Prozent übernehmen.

Sind Sie mit der Ausbildung der Berufseinsteiger beim „WDR“ zufrieden?

Ja. Was mir bei Studenten ab und an ein wenig fehlt, ist Eigeninitiative. Einige gehen davon aus, dass sie für ein Programmvolontariat keine formalen Anforderungen erfüllen müssen was die Berufserfahrung angeht. Natürlich muss da schon etwas vorzuweisen sein: ob Praktika, freie Mitarbeit oder ähnliches.

Was mir auch ab und zu auffällt: Die Arbeitsproben, die der Bewerbung beiliegen, sind nicht aktuell. Das ist ein Fauxpas.

Wie sieht es bei den potenziellen Azubis aus? Gibt es dort Defizite?

Ja. Das fängt bei der Überschreitung der Bewerbungsfristen an und geht bei der inhaltlichen und sprachlichen Gestaltung der Anschreiben weiter. Das ist teilweise wirklich erschütternd: Dreizeiler, noch dazu mit Rechtschreibfehlern, sind leider keine Seltenheit. Es gibt auch Bewerber um eine Ausbildung zum Bankkaufmann beim „WDR“, die haben dann Probleme mit der Serienbrieffunktion gehabt.

Ich wünsche mir von Interessenten an einer Ausbildungsstelle Motivation, eine Begründung, warum sie diesen Ausbildungsberuf wählen wollen, warum sie beim „WDR“ einsteigen möchten und vielleicht zwei bis drei Zeilen zu Inhalten des Berufs, die sie besonders ansprechen. Wenn die Bewerbung dann noch von jemandem gegengelesen und vollständig ist, das heißt Lebenslauf, Zeugnisse und ein Lichtbild enthält, sind das Pluspunkte! Was mir auch aufgefallen ist: In den Auswahlgesprächen wissen Viele leider keine Antwort auf die Frage, warum sie der Beruf interessiert oder warum sie sich bei uns bewerben. Sie wissen oft gar nicht einmal, was sie bei uns erwartet. Es wäre schön, wenn sich die Bewerber über das „Wunsch“-Berufsbild vorab informieren würden. Sie sollen eigentlich nicht erst bei uns merken, vielleicht sogar während des Auswahlgesprächs, dass der Beruf eigentlich doch gar nichts für sie ist.

Praktikum

Den Stein ins Rollen bringen

[str] Vom Volontariat über ein Fachstudium in Kombination mit einem Quereinstieg bis hin zur Journalistenschule gibt es viele Wege in die Medien. Für eine langfristige Perspektive in der Medienbranche ist eines ein nahezu unverzichtbarer Meilenstein: Das Praktikum. „Früher waren Praktika ein Plus, heute sind sie ein Muss“, sagt Anna-Maria Engelsdorfer vom Hochschulteam der Arbeitsagentur in München.

Klar – das Praktikum ist kein Garantieschein für einen gelungenen Berufseinstieg. Aber du lernst Menschen und Arbeitsweisen kennen und kannst überprüfen, ob dich der Job wirklich träumen lässt. Ein Praktikum trägt zur Berufsfindung bei und hilft dir, ein eigenes Profil im Hinblick auf persönliche und fachliche Stärken, Interessen und Schwächen zu entwickeln .

Medienpraktika lohnen sich aber nicht nur für dich: Unternehmen lernen junge Talente kennen und bekommen vielleicht neue Impulse von außen.

Bei der Praktikumswahl sollte man darauf achten, die verschiedenen Mediengattungen abzudecken. Genauso ist es ratsam, auch in verschiedene Ressorts zu blicken.

Vor allem sollte dabei aber ein roter Faden zu erkennen sein, die Praktika aufeinander aufbauen. Zunächst in der Printsparte anzufangen. Ein Beispiel: Man fängt an bei einer Lokalredaktion, geht dann zu einer Magazinredaktion oder zu einem Lokalsender, um im Laufe dessen seine Lieblingsressorts und Mediengattungen kennen zu lernen. In der Lokalredaktion einer Zeitung lernt man von der Pike auf das

Schreiben – die Grundlage für jeden Medienberuf. Im Fernseh- oder Radiobereich wird das Wort lediglich um (Bewegt-)Bild und Ton ergänzt. Anfangen kann man mit dem Sammeln von Praxiserfahrung nicht früh genug. Schon vor und während des Studiums heißt es: „Machen, machen, machen.“ So entgeht man am ehesten der Gefahr, sich nach seinem Abschluss von Praktikum zu Praktikum zu hangeln.

Bei all den Vorzügen von Praktika: Zu viele davon können auch ein negatives Licht auf den Mediennachwuchs werfen – genauso, wenn Praktika erst nach Studienabschluss absolviert werden. In beiden Fällen kann der Anschein erweckt werden, der Praktikant sei nicht gut genug für eine feste Stelle. Um nicht in die Praktikumsmühle zu geraten, sollte man sich nach Studienende also eher um eine befristete Stelle oder um freie Mitarbeit bemühen. Trotzdem: Praktika sind Türöffner, gerade wenn sie so früh wie möglich absolviert werden, sowie bei richtigem und wohlbedachten Einsatz.

Wie erkenne ich ein qualifizierendes Praktikum?

Es wird ein Vertrag abgeschlossen, in dem folgende Punkte geregelt sind: Lernziele, Dauer, Inhalte, Vergütung und Regelung im Krankheitsfall sowie Urlaub und der Zugriff auf einen Arbeitsplatz.

Mit Beginn der Ausbildung wird der Praktikant über seine Rechte und Pflichten informiert, wie zum Beispiel geregelte Arbeitszeiten, Ruhepausen, Verschwiegenheitspflicht.

Es wird eine leistungsgerechte, monatliche Vergütung gezahlt.

Das Praktikum dauert maximal sechs, mindestens aber drei Monate. In dieser Zeit durchläuft der Praktikant eine fundierte Einführung, die Einblick in die betrieblichen Bereiche und den jeweiligen Produktionsablauf gewährt.

Dem Praktikanten steht ein qualifizierter Betreuer zur Seite.

Eine Substituierung von Vollzeitstellen durch Praktikanten darf nicht stattfinden. Das Praktikum dient vornehmlich zur beruflichen Orientierung während der Ausbildungsphase, nicht zur Kostensenkung innerhalb des Unternehmens. Nicht die Arbeitsleistung des Praktikanten darf im Vordergrund des Praktikums stehen, sondern das Erreichen der Lernziele.

Der Praktikant soll nicht mit der vagen Aussicht auf eine anschließende Vollzeitstelle angelockt werden.

Nach Abschluss des Praktikums hat der Praktikant Anspruch auf ein qualifizierendes Zeugnis, das von dem Betreuer und/oder von der Geschäftsführung/der Personalleitung unterschrieben ist.

Nach Halbzeit soll der Praktikant in einem persönlichen Gespräch vom Teamvorgesetzten oder Betreuer beurteilt werden.

Volontariat

Der Sprung ins kalte Wasser

[str] Das Volontariat ist vergleichbar mit einer Lehre: Eine Ausbildung zum Redakteur, die allerdings nicht gesetzlich geregelt ist, sondern durch einen Tarifvertrag. Darin wird eine intensive Ausbildung mit enger Verbindung zur Praxis garantiert, dank derer die Chancen nicht schlecht stehen, nach Abschluss eine Stelle als Redakteur zu bekommen.

Die Ausbildung dauert in der Regel zwei Jahre. Bei abgeschlossenem Studium kann das Volontariat auf 15 Monate verkürzt werden.

In der Ausbildung sollen verschiedene redaktionelle Ressorts oder Abteilungen durchlaufen werden. Sollte dies im Ausbildungsunternehmen nicht möglich sein, muss es ermöglicht werden, die Stationen in kooperierenden Medienhäusern zu besuchen.

Während des Volontariats kommen die Volontäre zur „systematischen Vermittlung fachspezifischer Kenntnisse und zur Vertiefung der in der praktischen Ausbildung erworbenen Kenntnisse“ regelmäßig, mindestens einmal monatlich, mit dem Ausbildungsredakteur zusammen.

Neben der redaktionellen Ausbildung im eigenen Haus oder in kooperierenden Medienhäusern sollen Volontäre sechs Wochen außerbetrieblich geschult werden. Vier Wochen davon sind meistens in den Grundkursen der Presseakademien abzuleisten, zwei Wochen können auch auf Vorschlag des Volontärs gestaltet werden.

Als Volontär sollte man mindestens volljährig sein, erste journalistische Erfahrungen zum Beispiel bei einer Schülerzeitung, einem Praktika oder freier Mitarbeit mitbringen und das Abitur in der Tasche haben. In der Regel wird mittlerweile auch ein abgeschlossenes (Grund-)Studium vorausgesetzt.

Allerdings kann man auch ohne Studium oder Abitur an eine Volontärsstelle kommen: Prof. Weischenbergs Studie „Journalismus in Deutschland 2“ hat ergeben, dass das immerhin (noch) zwei Prozent der 1.536 befragten Journalisten schafften. Zwei prominente Beispiele: Kai Diekmann, Chefredakteur der „Bild Zeitung“ sowie Reporter und Abenteurer Helge Timmerberg. Diekmann schnupperte erst bei der Bundeswehr in die Medienwelt und absolvierte dann Praktikum und Volontariat bei der „Bild am Sonntag“.

 

Timmerberg trampte mit 17 Jahren in vier Monaten von Bielefeld in den Himalaya, meditierte, hörte auf seine innere Stimme, die ihm sagte: „Gehe nach Hause und werde Journalist.“ Er kam dann als Volontär bei der „Neuen Westfälischen“ unter.

Das perfekte Volontariat

... bietet eine vielseitige journalistische Ausbildung in verschiedenen redaktionellen Ressorts oder in Kooperation mit anderen Medienunternehmen. Das ausbildende Unternehmen verfügt über mindestens drei Redakteure und garantiert so eine gute Betreuung.

... wird tariflich entlohnt. Außerdem dürfen Volontäre keine presserechtliche Verantwortung übernehmen und nicht auf Dauer die Arbeit von Redakteuren leisten.

... wird auch als „Volontariat“ oder „Redaktionsvolontariat“ bezeichnet, nicht etwa als Hospitanz, Trainee oder Praktikum.

... bietet neben der redaktionellen Ausbildung eine überbetriebliche Ausbildung in Einrichtungen der journalistischen Aus- und Weiterbildung. Dauer: mindestens vier Wochen im ersten und zwei Wochen im zweiten Ausbildungsjahr. Bezahlung: durch das ausbildende Unternehmen.

... ist geregelt durch einen vorab geschlossenen Anstellungsvertrag, der Angaben zu folgenden Themen enthält: Dauer der Ausbildung, Angaben zum Ausbildungsplan, Benennung ausbildender Personen bzw. Betreuer, Probezeit, Monatsgehalt, Urlaub, Anspruch auf ein Zwischenzeugnis drei Monate vor Volontariatsende sowie zum Ende auf ein qualifizierendes Zeugnis.

...ist neben dem Anstellungsvertrag auch durch einen Ausbildungsplan geregelt, der mindestens folgende Angaben enthalten sollte: Stationen der redaktionellen und überbetrieblichen Ausbildung, Benennung eines/einer Ausbildungsredakteur/in.