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Wegweiser durch das sächsisch-böhmische Erzgebirge

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XVIII. Route: Von Annaberg über Satzungen nach Kommotau

Bei'm Annaberger Schiesshause, rechts auf dem Fahrwege, zu dem vorliegenden Höhenrücken empor und dann auf einem Fusspfade hinab nach dem grossen, an den Ufern der Pöhla gelegenen Dorfe Königswalde (2454 E.). Nach Ueberschreitung der Brücke geht man links um die Kirche und steigt auf einem Feldwege das anstehende Gelände hinan; oben gelangt man in einen jungen Fichtenwald und, in diesem sich links haltend, auf die Jöhstadt-Grumbacher Chaussee, welche bald nach Grumbach (1291 E.) hineinleitet. Ohne Aufenthalt wird dieses kahle Gebirgsdorf durchwandert, um, mit einer Wendung nach rechts, zu dem malerisch an der Pressnitz gelegenen Dorfe Schmalzgrube (327 E.) hinabzusteigen. Dieser Ort erfüllt den engen, aber reizenden Thalkessel, der durch Einmündung des von Jöhstadt kommenden Schwarzwassers in die Pressnitz gebildet und fast ringsum von trefflich bewaldeten Bergwänden umgeben wird. Nunmehr wendet man sich dem Dorfe Satzungen (1088 E.) zu. Der Weg dahin, eine Halbchaussee, geht von Schmalzgrube links den Abhang hinan und ist wegen Steilheit und Länge der Berglehne anfangs etwas beschwerlich, wird aber nach Erklimmung der Höhe, wo er durch einen schönen Buchenwald führt, wieder bequemer. Von Satzungen, in dessen Nähe man den Hirtstein und Hassberg gut sehen kann, begiebt man sich, das Dorf Ulmbach links lassend, nach der böhmischen Grenzstadt Sebastiansberg (Bassberg) und erreicht hier die Reitzenhainer Strasse, welche über Krima, Domina, Schönlind und Oberdorf nach Kommotau führt und eine prächtige Aussicht auf das böhmische Mittelgebirge und die reiche Gegend zwischen Saatz und Postelberg gewährt. – Wer einen Erlaubnissschein löst, kann von Krima auch der Weipert-Kommotauer Eisenbahn folgen und so die Windungen beobachten, welche der Schienenstrang überhaupt und besonders am Borberge machen muss, um von dem Bassberger Plateau nach dem Kommotauer Flachlande hinabzusteigen.

Sebastiansberg, Stadt, fast am Gebirgskamme gelegen, mit 2000 E., hat Grenzverkehr und viel Holz- und Viehhandel.

Kommotau s. S. 85.

XIX. Route: Von Annaberg über Jöhstadt, Pressnitz, Sonnenberg und den Hassenstein nach Brunnersdorf

Beim Annaberger Schiesshause hinaus, erst auf einem Fahr- und dann auf einem Fusswege, nach Königswalde (s. v. R.) und von da auf der Chaussee nach Jöhstadt. Von hier kann man zwei verschiedene Wege nach Pressnitz einschlagen. Der nächste Weg führt bei »Stadt Leipzig« in den Grund hinab, geht über Dürrenberg und Hegerhaus und mündet auf die Pressnitz-Satzunger Chaussee, von welcher aus, vor dem Einmarsch in Pressnitz, sich ein Abstecher auf den nahen Hassberg (3051´) empfiehlt, da dieser nicht nur eine gute Aussicht in Nähe und Ferne, namentlich auf das Pressnitzthal, sondern auch eine üppige Flora darbietet. Leider fehlt dem Gipfel ein Aussichtsthurm, welcher zur Umschau doch so nothwendig ist. Der weitere Weg führt auf der Chaussee über Schweizerhäuschen und Pleil, doch lässt sich auch dieser etwas abkürzen, wenn man bei den ersten Häusern von Pleil links den Fussweg nach dem Walde einschlägt und so erst später wieder auf die Strasse gelangt. – Von Pressnitz hat man sich nach Sonnenberg (1000 E.) zu wenden. Man wählt dazu die Strasse über Reischdorf (2000 E.) oder den näheren Fussweg, welcher bei'm Herrnhaus in Pressnitz links abgeht und erst quer durch die Wiesen und dann auf den vorliegenden Höhenrücken dahinführt. Nachdem man in Sonnenberg die grosse, schöne und weithin nach Böhmen hinein leuchtende Kirche besehen hat, steigt man rechts zur Holzmühlenbachmühle hinab und besucht darauf, unterwegs noch das aus den Hussitenkriegen merkwürdige Platz (450 E.,) berührend, die Ruine Hassenstein, welche grossartig in ihren Trümmern und reizend in ihrer Lage ist. Vom Hassenstein geht man weiter bergab und gelangt auf angenehmem Wege nach dem fruchtbar gelegenen Orte Brunnersdorf (s. R. XI. S. 84).

Jöhstadt (Josephsstadt), Stadt am Schwarzwasser, ohnweit der böhmischen Grenze, 2306´ ü. M., mit 2286 E. Fertigt Spitzen, Posamenten, Zündhölzer und Metallwaaren. Der Ort besitzt eine Anzahl »Landrasender«, d. h. Hausirer, welche mit erzgebirgischen Handelsartikeln in ganz Deutschland umherwandern.

Pressnitz, Stadt am gleichnamigen Flusse, mit 3000 E. Hauptort der »fahrenden« Musiker, welche auf Märkten und Messen, bei Vogelschiessen und anderen Volksfesten sich hören lassen und sogar nach fernen Staaten, besonders nach Russland und Schweden ziehen. Seitdem in der Stadt eine gute Musikschule errichtet worden ist, haben sich die Leistungen der Pressnitzer »Kapellen« wesentlich gehoben.

XX. Route. Von Annaberg über Weipert nach Kupferberg und Klösterle

Vom böhmischen Thore rechts nach dem nahen Dorfe Kleinrückerswalde (707 E.) und dann auf die Annaberg-Weiperter Chaussee, welche auf dem Höhenzuge zwischen der Sehma und Pöhla dahinläuft. Man kommt an dem Kunnersdorfer Chausseehaus und der daneben liegenden Restauration »Zur Morgensonne« vorüber, überschreitet auf interessant construirter Brücke den tiefen Einschnitt der Annaberg-Weiperter Eisenbahn und gelangt von »Becks Gasthof« nach dem Flecken Bärenstein (1612 E.). Auf dem Marsche sieht man links im Grunde die Mildenauer Kirche und einige Häuser von Königswalde und auf der Höhe das Jöhstädter Schiesshaus; rechts im Thale hat man Buchholz, Sehma, Cranzahl und davor an der Berglehne Kunnersdorf und das Gut Königslust. Von genanntem Durchstich führt die Eisenbahn nach dem Annaberger Flossgraben13, um auf demselben bis an Weipert zu gelangen. In Bärenstein schickt man sich zur Besteigung des gleichnamigen Berges (2762´) an. Man geht zu diesem Behufe in der Nähe der Kirche rechts von der Strasse ab und gewinnt so einen Fusspfad, welcher von südöstlicher Seite zur Höhe emporführt. Beim Steigen liest man an einer Steinplatte: »Den 22. August 1858 geruhte Se. Majestät der König Johann von Sachsen den Bärenstein zu besuchen.« Das Plateau ist gut berast und erlaubt ein bequemes Umherwandern. An der nördlichen Kante ist die Aussicht am lohnendsten: Gerade aus sieht man Buchholz und Annaberg, daneben den Pöhlberg; weiter zurück den Greifenstein, Schönfeld und Augustusburg; rechts im Grunde erscheint die Mildenauer Kirche, darüber die Höhe von Marienberg, davor das Pöhlthal mit Königswalde; weiter folgen der Grumbacher Berg, Jöhstadt, der Hassberg und der Spitzberg; nunmehr gleitet der Blick am Kamme des Gebirges hin nach dem im Süden liegenden Keil- und Fichtelberg; rechts draussen erscheint der Auersberg, westlich davon der Ochsenkopf und die Morgenleite bei Schwarzenberg, weiter herein der Plesselstein und der Scheibenberg, rechts daran liegt Schlettau und hinter ihm Hermannsdorf und Geyer, an welches sich der Greifenstein wieder anschliesst. – Bei'm Herabsteigen schaut man auf das anmuthige, an beiden Seiten vielfach mit Häusern besetzte Thal der Pöhl, welche von hier bis Wiesenthal die Grenze zwischen Sachsen und Böhmen bildet und darum nur der Grenzbach genannt wird. – Man geht nun auf der Chaussee nach Weipert, (industrielle Stadt mit 5000 E.) und wendet sich hier links einem Bergwerke zu, um an demselben vorbei zum Forsthause zu gelangen, hinter welchem ein geradliniger Waldweg nach Schmiedeberg (2800 E.) hinüber leitet. Von Schmiedeberg kann man der Strasse über Oberhals nach Kupferberg folgen; näher aber ist es, wenn man unterhalb der Kirche links den Berg hinauf geht und den Waldweg nach dem Kupferhügel (2790´) einschlägt. Auf Letzterem steht eine Kapelle, bei welcher man eine Aussicht geniesst, die von den Böhmen selbst zu den schönsten ihres Landes gezählt wird. Nach Sachsen zu ist zwar der Blick durch bewaldete Höhenzüge und Bergspitzen etwas beschränkt, nach Böhmen hin aber ist er um so freier. Man überschaut einen grossen Theil des Elbogener, des Saazer und Leitmeritzer Kreises, sammt den darinliegenden Schlössern, Dörfern und Städten, und wird von den Reizen des Egerthales und Mittelgebirges geradezu überrascht.

Von der Kapelle zu dem Städtchen Kupferberg (870 E.) hinabsteigend, bemerkt man viele Halden und Bingen, beredte Zeugen des ehemals lebhaften Bergbaues. Das Städtchen macht einen ärmlichen Eindruck, wird sich aber durch die Annaberg-Kommotauer Eisenbahn, welche in der Nähe eine Haltestelle bekommt, sicherlich heben. – Gleich unterhalb Kupferberg beginnt die südliche, steile Abdachung des Erzgebirges. Man besuche hier noch die links von der Chaussee stehenden Felsen, welche gleichfalls eine gute Ansicht des Böhmerlandes darbieten, und steige dann auf der sich vielfach windenden Strasse bergab, wende sich aber bei der letzten grossen Krümmung links auf einem Fusswege nach dem Dorfe Kunau, von welchem man auf einem reizenden Waldthalwege nach Klösterle (s. R. XI. S. 85) gelangt.

XXI. Route: Von Annaberg nach Carlsbad. (2 Tage.)

1. Ueber Weipert und Hauenstein. – Von Annaberg nach Weipert (s. v. R.) und dann auf der Strasse über Wiesenthaler Schlössel nach Stolzenhain. Bei Beginn des Dorfes wendet man sich links, um an der Kapelle vorbei den näheren Weg nach dem »Reitförster« einzuschlagen. Hier frage man genau nach dem Wege oder nehme – wenigstens durch den Wald hindurch – einen Führer mit. Man kommt an den »Wirbelsteinen« vorbei, die eine prächtige Aussicht darbieten, erreicht ein Forsthaus und tritt bald darauf aus dem Walde heraus, um die jenseitige Abdachung hinabzusteigen. Auf einem ziemlich benutzten Fahrwege, hinter zwei Dörfern (Holzbach und Hanuschgrün?) hinweg, kommt man nach dem idyllisch gelegenen Hauenstein, wo man Nachtquartier nimmt. – Am andern Morgen besucht man die reizende Umgebung des Ortes (s. S. 86) und begiebt sich dann im anmuthigen Egergrund, über Damitz und Permesgrün, nach Schlackenwerth, von wo die Strasse nach Karlsbad führt. – Nach Eröffnung der Egerthal-Eisenbahn kann man auch bis Wickwitz gehen und von hier mit dem Dampfwagen über Neuda (Schlackenwerth) nach Karlsbad fahren.

 

Schlackenwerth, Stadt, 1170´ ü. M., mit 1800 E., hat ein dem Grossherzog von Toskana gehöriges schönes Schloss mit Park und Gewächshaus.

Karlsbad, Stadt an der Tepl, 1063´ ü. M., mit 7000 E. In sehr engem Thale, doch malerisch zwischen reichbewaldeten Bergwänden und Höhen gelegen, die nach allen Richtungen hin von gut gehaltenen Promenaden durchzogen werden. In der Stadt sehenswerth: Dechanteikirche, Marienkapelle, protestantisches Gotteshaus und Standbild Karls IV., welcher als Begründer des Ortes anzusehen ist. Den grossen, ja europäischen Ruf verdankt Karlsbad seinen Heilquellen (jährlich 15–20,000 Badegäste). Obenan steht der Sprudel, welcher 59° R. heiss, fast mannsstark, in kurzen brausenden Stössen 3´ (früher 5–6´) hoch emporwallt. Sein Wasser ähnelt im Geschmacke einer dünnen Hühnersuppe. Gegenstände, welche längere Zeit im Sprudelwasser liegen, werden »inkrustirt«, d. h. von einer dünnen Steinrinde (Kalksinter) überzogen. Andere Quellen (40–50° R.) sind: der Theresienbrunnen, der Mühl-, Neu- und Bernhardsbrunnen, die Hygiea's-Quelle, der Schloss-, Markt- und Spitalbrunnen. Die Karlsbader Mineralwässer scheinen ein- und demselben Heerd zu entströmen; denn sämmtliche enthalten vorzugsweise Glaubersalz (50 %) und daneben kohlensaures und salzsaures Natron und kohlensauren Kalk; auch beruht die Verschiedenheit ihrer Wirkungen weniger in den Mischungs- als in den Temperaturverhältnissen.

Mit grossem Vortheil werden die Karlsbader Quellen gegen Magen-, Leber-, Nieren- und Blasenleiden angewendet. Als Badegast soll man streng die vorgeschriebene Diät beobachten; als Wanderer nur vorsichtig von den Wässern kosten. Morgens von 6–8 Uhr, im Hochsommer schon von 5 Uhr an, ist Kurzeit. Da trinken die Badegäste von den verordneten Quellen und ergehen sich unter Musik in der Kolonade des Sprudels oder des Mühlbrunnens. Nachmittags wird auf der »Alten Wiese,« wo sich elegante Läden befinden, promenirt oder irgend ein Ausflug gemacht. In der Nähe (¼–¾ St.) liegen: Posthof, Freundschaftssaal, Panorama, Waldschloss, Dreikreuzberg, König Otto's Höhe und Hirschensprung; weiter (1–1½ St.) sind: Dorf Dallwitz, der Aberg, Hans Heiling's Felsen, Engelhaus und Pirkenhammer. – Göthe hat sich wiederholt in Karlsbad aufgehalten. – Karlsbader Beschlüsse 1819. –

Wer Karlsbad und Umgebung recht geniessen will, hat zwei Tage darauf zu verwenden.

2. Ueber Oberwiesenthal und Joachimsthal. – Von Annaberg nach Buchholz und dann im Sehmathale aufwärts durch die sauberen und netten Ortschaften: Sehma (1380 E.), Cranzahl (1293 E.) und Neudorf (1995 E.). Bis Cranzahl sieht man sich von der Annaberg-Weiperter Eisenbahn begleitet, welche hier aber mittelst hohen Viadukts von dem linken nach dem rechten Thalhang übersetzt, um in weitem Bogen – unter der Annaberg-Weiperter Strasse hin – den Flossgraben (s. S. 110) zu erreichen. Am Ende von Neudorf, unmittelbar vor der letzten Mühle, wendet man sich rechts über die Brücke und gelangt so auf den Vierensteig, welcher über das »rothe Vorwerk« nach Oberwiesenthal leitet. Nachdem man allda etwas gerastet hat, besucht man den Jungferngrund mit dem Goldborn und verschreitet dann zur Besteigung des Fichtelberges. In ¾ Stunden ist der mit einem Thurm gekrönte Gipfel erreicht. Die Aussicht hat mit der des Bärensteins Aehnlichkeit (s. S. 111), doch ist sie grossartiger und umfassender. Man überschaut das ganze Erzgebirge und einen grossen Theil des sächsischen Niederlandes bis zu den Rochlitzer und Hohburger Bergen (bei Wurzen); auch schweift der Blick nach S. W. in das Egerthal und die Gegend von Waldsassen und nach O. auf das böhmische Mittelgebirge, den Milleschauer und den Biliner Borzen, nach S. hin aber wird er durch den anliegenden Keilberg gehemmt. – Nach genossener Aussicht schlägt man den auf der Höhe des Fichtelberges hinlaufenden Weg ein und gelangt nach dem Gasthofe: »Neuhaus« an der Wiesenthal-Gottesgaber Strasse. Von hier hält man sich links nach dem bereits sichtbaren »Sonnenwirbel«, nimmt aus den dort befindlichen Häusern – sie sind die höchste (3500´) Ansiedelung im ganzen Erzgebirge – einen Führer mit und wendet sich nach der Spitze des Keilberges, welche, zumal wenn der ausgebrannte Thurm wieder hergestellt ist, eine wundervolle Aussicht auf das Böhmerland gewährt. – Vom Keilberg geht man zurück nach Gottesgabe und von da, die vielfachen Krümmungen der Chaussee auf einem betretenen Fusswege abschneidend, hinab nach dem an der Südseite des Gebirges gelegenen Joachimsthal, dem diesmaligen Stationsorte. – Am andern Morgen besucht man die Merkwürdigkeiten der Stadt und begiebt sich dann über Ober-Brand u. Schlackenwerth nach Karlsbad (s. S. 113).

Fichtelberg und Keilberg sind die höchsten Gipfel des Erzgebirges; jener ist 3708´, dieser 3812´ hoch. Am Fichtelberge entspringen vier Flüsse: das Schwarzwasser (Schwarzenberg), die Mittweida, die Zschopau und die Sehma. Dem Keilberge, welcher auf böhmisch Bartum, d. i. Bartholomäusberg, heisst, entquillt die an Weipert vorbeirinnende Pöhl (der Grenzbach). Die Abhänge beider Bergriesen sind meist mit prächtigen Wäldern bedeckt und bieten dem Botaniker eine reiche Ausbeute an Moosen und subalpinen Pflanzen.

Oberwiesenthal, Stadt, 2777´ ü. M., mit 2022 E. Treibt Klöppelei, Posamentenfabrikation und Nadlerei. Ist mehrmals, besonders 1851 und 1862, durch Brandunglück betroffen worden. Neue, schöne Kirche. – An Ober-Wiesenthal stösst Unterwiesenthal mit 870 E., thalabwärts liegt Hammer-Unterwiesenthal mit 687 E., und nur durch die Pöhl von Ober-Wiesenthal getrennt ist Böhmisch-Wiesenthal mit 1000 E.

Gottesgabe, höchstgelegene (3161´) und rauheste Stadt des Erzgebirges mit 1600 E. – Bergbau, Spitzenklöppelei und Tüllnäherei. – Der Ort ist von 1459–1547 sächsisch gewesen.

Joachimsthal, Stadt, 2218´ ü. M., mit 6000 E. Gehört zur sogenannten heiligen Familie der Bergstädte, von denen Marienberg und Jöhstadt nach Christi Eltern, Annaberg und Joachimsthal nach den Grosseltern benannt sind. – Beschäftigt sich mit Bergbau, Spitzenklöppelei u. Handschuhnäherei. – Sehenswerthe, ursprünglich protestantische Dekanatskirche mit Bildern – auf einem Altarblatte auch das Portrait Luthers – von Kranach u. Dürer. Um die Stadt herum noch vier Kapellen; auf dem Schlossberge Trümmer der Burg Freudenstein. – Zur Zeit der Reformation haben Matthesius als Pfarrer und Nik. Hermann als Kantor in Joachimsthal gewirkt. – Von dem Orte soll der Name »Thaler« (Joachimsthaler) herstammen.

XXII. Route. Von Karlsbad nach Eger

Diese Route wird am vortheilhaftesten mit Dampfwagen zurückgelegt. Die Eisenbahn geht im Egerthale hinauf, hat interessante Dämme und Viadukte zu passiren und bietet, ausser auf den Fluss, angenehme Aussichten auf nahe Wälder und die fernen Höhen des Erzgebirges. Bei Elbogen (2500 E.) unterbricht man die Fahrt, um diese Stadt in Augenschein zu nehmen. Sie hat altersgraue Mauern, Zinnen und Thürme und ist höchst malerisch auf einem steilen Felsenvorsprung gelegen, der von der Eger in elbogenartiger Biegung umflossen wird. Das Schloss steht seit 870. Auf dem Rathhause zeigt man einen bei der Stadt niedergefallenen Meteorstein.14 Sehenswerthe, von 1833–36 erbaute Kettenbrücke: 100´ hoch, 200´ lang mit einem Eisengewichte von 120 °Centnern.

An der nächsten Stadt, an Falkenau (2500 E.), fährt man am besten vorüber, denn ausser einer schönen Lage, deren schon Göthe gedenkt, indem er sagt: »es ist der Hopfenbau, der die gestreckten Hügel hinter der Stadt in stundenlangen Reihen ziert, ein unübersehbarer Garten in der Nähe, ein weitverbreitetes Buschwerk in der Ferne,« bietet sie wenig Bemerkenswerthes. Aber die Station Königsberg eignet sich wieder zum Absteigen, da man von hier aus die Probstei Maria-Kulm (vielbesuchter Wallfahrtsort mit guter Aussicht auf das Fichtelgebirge und die Gegend von Karlsbad) leicht erreichen kann. – In ununterbrochener Fahrt braucht man von Karlsbad bis Eger 2 Stunden. (II. Kl. 1 Fl. 79 Kr. III. Kl. 1 Fl. 8 Kr).

Eger, Stadt, am gleichnamigen Flusse, 1305´ ü. M., mit 13,000 E. Ehedem freie Reichsstadt; bis 1809 starke Festung. Im Stadthause (früher Pachhäbel'schen Hause) wurde Wallenstein am 25. Febr. 1634 durch den Irländer Deveroux mit einer Partisane erstochen, die man allda nebst einigen bezüglichen Gemälden noch zeigt. Auf der kaiserlichen Burg, an der nordwestlichen Seite der Stadt gelegen, waren kurz vorher die Freunde Wallensteins: Terzky, Illo, Kinsky und Neumann ermordet worden. Von dem Banketsaale, in welchem die That geschah, stehen nur noch einige Fensterbogen. Sonst enthält die Burg eine herrliche Doppelkapelle, welche im unteren Theil romanisch und im oberen Theile gothisch ausgeführt ist, und den schwarzen Thurm, welcher mit seinen Lavablöcken aus den Römerzeiten herstammen soll. – Von der Burg und von Krämlings Bastei treffliche Aussicht auf das Egerthal und dessen Umgebung.

XXIII. Route: Von Eger über Franzensbad nach Elster

Von Eger kann man sich mit Eisenbahn nach Franzensbad begeben, viel lohnender aber ist es, den Weg dahin (2½ St.) zu Fuss zurückzulegen. Zu dem Ende geht man vom Ringe (Markte) nach der Kunstmühle, passirt zwei hintereinander liegende Stadtthore und wendet sich, rechts vom Egerflusse, einem Promenadenwege zu, der durch den Wald nach dem Siechenhause (Versorgungsanstalt und Jägerhaus mit Restauration) führt. Dieses bietet eine gute Aussicht auf die Stadt Eger und die dahinter liegenden Höhen und wird wegen seiner trefflichen Lage von den Franzensbader Kurgästen und den Bewohnern Egers viel besucht. Umfassender ist der Blick von der St. Anna-Kapelle, welche ¼ St. ob dem Siechenhause, links von der Chaussee nach Wunsiedel, gelegen ist. Hier sieht man Franzensbad und Mariakulm, sowie den Südabhang des Erzgebirges, ferner (nach Marienbad hin) die Königswarther Höhen und den Dillenberg und weiter rechts endlich das Fichtelgebirge mit dem Ochsenkopf, Schneeberg, Waldstein und der Kösseine. – Von der Kapelle zur Chaussee zurückgekehrt, wendet man sich links auf einem Waldpfade hinab zur Eger und überschreitet dieselbe auf einem Stege. Nun gelangt man nach dem Dorfe Stein und von diesem auf gut gehaltenem Wege nach dem Kammerbühle, einem erloschenen Vulkane, der sowohl wegen des Baues seines Kraters, als wegen der Schichtung und Beschaffenheit seiner Gesteine bei den Geologen (Göthe, Humboldt, Cüvier, Bonpland) in grossem Ansehen steht. – Vom Kammerbühl führt ein angenehmer Promenadenweg nach Franzensbad, dessen Sehenswürdigkeiten in wenig Stunden in Augenschein genommen sind. Endlich fährt man mit dem Dampfwagen bis Station Mühlhausen, von welcher Bad Elster bald erreicht wird.

Franzensbad, auf einer moorigen Hochebene, 1281´ ü. M., mit 90 Häusern, gehört zu den berühmten böhmischen Kurorten, hat aber wenig Naturschönheiten, für die man indess durch künstliche Anlage (Park, Loimannscher Park, Neue Anlagen) zu entschädigen gesucht hat. Seine Heilquellen (Franzensquelle, Salzquelle, Wiesenquelle, Neuquelle, Luisenquelle, kalter Sprudel) sind sämmtlich eisenhaltige Glaubersalzwässer mit starkem Gehalt an Kohlensäure und werden besonders zur Reinigung des Blutes und zur Belebung des Magens und der Schleimhäute verordnet. Ausgezeichnete Moorbäder. – Bei Besuch der Quellen und Wandelbahnen (vor der Franzensquelle und zwischen der Salz- und Luisenquelle) staunt man über die Pracht der Kaiserstrasse und der Morgenzeile, namentlich zeigen in Letzterer die Häuser und Läden eine Eleganz, wie sie wohl kaum in einem anderen Bade wiedergefunden wird. Im Park das von Schwanthaler modellirte Bronzestandbild des Kaisers Franz I., des Wohlthäters von Franzensbad.

 

Elster, besuchtester Kurort Sachsens, an der weissen Elster, 1464´ ü. M. Anmuthige Lage in einem von bewaldeten Höhen umsäumten Thalkessel. Geschmackvolle Häuser und Parkanlagen. Am Brunnenplatze das königliche Badegebäude und die durch Verkaufsgewölbe geschmückte Wandelbahn, welche in ihrer Mitte eine grosse Trinkhalle mit der Marien-, Königs- und Albertsquelle enthält. Hinter der Kolonade führen gut gehaltene Wege auf den Brunnenberg, während andere Spaziergänge im Thale fortleiten und auch den tempelartigen Ueberbau berühren, unter dem die Salz- und Johannisquelle liegen, welche durch eine zweite Wandelbahn mit der Moritzquelle verbunden sind. Die Quellen des Bades gehören zu den alkalisch-salinischen Eisenwässern und gleichen in ihren Wirkungen denen von Franzensbad. – Zu Ausflügen eignen sich in der Nähe, ausser Mühlhausen und dem Brunnenberg, das Bergschlösschen, die Schwedenschanze, Waidmannsruhe, der Friedrichstein, Carolaruh und Albertshöhe; etwas weiter (½–1 St.) das Dorf Grün mit der Drahtmühle und den Restaurationen: »Zum grünen Thal« und »Zum weissen Schwan« und nach Adorf zu die Wirthschaft: »Zur Ziegelei« und die Arnsgrüner Kuppe.

13Der Flossgraben ist 1564–66 von dem Annaberger Rathsherrn Georg Oehder, einem Schwager Melanchthons, abgemessen und angelegt worden. Fast in der Mitte des Einschnitts, welchen der Flossgraben zwischen Morgensonne und Pöhlberg durchzieht, befindet sich rechts, nach der Chaussee zu, ein Stein mit der Inschrift: G. Ö. und erinnert so an den Erbauer.
14Die aufgefundene Masse wog 276 Pfd.; der grösste Theil davon ist nach Prag und Wien gebracht worden; das elbogner Stück hält 36½ Pfd.