Auf Pad im 4x4 Camper: Camping in Namibia

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2. Verkehrsregeln in Namibia


Namibia: wenige Menschen, viele Schilder

2. Verkehrsregeln in Namibia

Linksverkehr

Große Bedenken, gar Unbehagen besteht bei (unerfahrenen) Selbstfahrern gegenüber dem Thema „Linksverkehr“ im Südlichen Afrika. Angst ist dabei unangebracht, zumal das Verkehrsaufkommen deutlich unter den bekannten europäischen Verhältnissen liegt. Es ist jedoch ratsam, sich im Vorfeld über die neue Fahrsituation Gedanken zu machen – so wie auch über den gesamten Reiseverlauf nachgedacht wird. Die erste Zeit hinterm Steuer sollte mit äußerster Konzentration und Aufmerksamkeit angegangen werden; die Gewöhnung hält dann oft schneller Einzug als gedacht. Denn wenn alle links fahren, schließt man sich dem als Fahrer naturgemäß an. Gefährliche Situationen entstehen beim (Rechts-)Abbiegen auf Kreuzungen, bei langen, einsamen Überlandfahrten und bei den Ausfahrten aus besonders verkehrsberuhigten Bereichen wie z. B. Nationalparks.

Da auf der „falschen“ Straßenseite gefahren wird, befinden sich auch Lenkrad, Handbremse und Schalthebel auf der anderen Seite im Auto. Beim Schalten und Betätigen der Handbremse sollte also die linke Hand eingesetzt werden. Aber keine Sorge, auch als Rechtshänder lässt es sich erstaunlich gut mit links schalten. Da sich auch die Mittelkonsole mit allen möglichen Schaltern und Knöpfen (Lüftung, Radio etc.) links vom Fahrer befindet, ist die linke Hand ohnehin öfter gefordert als zu Hause. Die Hebel für Scheibenwischer (links vom Lenkrad) und Blinker sind vertauscht angebracht und sorgen in den ersten Tagen für einige Verwirrung und den ein oder anderen Schmunzler. Touristen lassen sich nämlich leicht daran erkennen, dass sie bei strahlend-blauem Sonnenwetter mit eingeschaltetem Scheibenwischer um die Ecke biegen, ohne dabei den Blinker zu betätigen.

Die Pedalerie zumindest – also Kupplung, Bremse und Gas – ist genauso angebracht, wie wir es auch von zu Hause aus kennen. Der Oberkörper muss sich also in den ersten Tagen umstellen, wohingegen Füße und Beine ihren normalen Dienst leisten können.

Genauso wie als Fahrer sollte man sich auch als Fußgänger in den ersten Stunden und Tagen mit besonderer Vorsicht durch den Straßenverkehr bewegen. Auch der Selbstfahrer sitzt ja nicht 24 Stunden in seinem Fahrzeug und wird sich u. U. nach seiner Ankunft in Namibia erst einmal die Hauptstadt Windhoek ansehen. Zum einen wird auf Fußgänger generell und an Kreuzungen bzw. Zebrastreifen nicht so sehr geachtet wie in Deutschland. Zum anderen muss das schon im Kindergarten erlernte Credo angepasst werden: „Rechts, links, rechts!“. Beim Überqueren der Straße muss also erst nach rechts geschaut werden, weil bei Linksverkehr mögliche Fahrzeuge zuerst von der rechten Seite kommen.

Auch auf den wenigen mehrspurigen Straßen des Landes gilt „Linksfahrgebot“, d. h. es wird in der linken Spur gefahren und auf der rechten Spur überholt. Im Kreisverkehr fährt man im Uhrzeigersinn und nicht diesem entgegen.

Was sich in der Theorie so schwierig und umständlich anhört, erweist sich in der Praxis als erstaunlich einfach. Schon nach wenigen Tagen hat sich unmerklich eine Gewöhnung eingestellt, die sich erst nach dem Heimflug so richtig bemerkbar macht. Wer nach mehrwöchigem Urlaub im Südlichen Afrika erstmals wieder in Deutschland Auto fährt, steigt mitunter auf der falschen Seite ein und verwechselt im Anschluss auch gerne einmal Blinker und Scheibenwischer.

Geschwindigkeit

Das größte Problem auf Namibias Straßen stellt zu hohe, unangepasste Geschwindigkeit dar. In den weltweiten Statistiken zu Verkehrstoten belegt Namibia immer wieder die vorderen Plätze. Den höchsten Beitrag dazu leisten sicherlich einheimische Kleinbusse und vollbeladene Pick-ups, bei deren Verunfallen gleich mehrere Menschen beteiligt bzw. geschädigt sind. Aber auch eine zunehmende Zahl europäischer Urlauber verunglückt auf Namibias Straßen. Zumeist sind bei deren Unfällen keine Drittfahrzeuge beteiligt, es kommt vielmehr – infolge überhöhter Geschwindigkeit – zum Überschlagen des Fahrzeugs. Darum ist unbedingt auf die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten zu achten. Man befindet sich ja schließlich im Urlaub und nicht auf der Flucht. Geschwindigkeitsüberschreitungen werden auch in Namibia scharf verfolgt und mit z. T. hohen Bußgeldern geahndet (bis max. 4000 NAD). Auch die Mietwagen-Firmen kontrollieren mittlerweile mittels GPS-Tracker die Fahrweise ihrer Kunden – zur Sicherheit der Kunden und der Fahrzeuge. Geschwindigkeitsüberschreitungen führen zu einem schrillen Piepton in der Fahrerkabine – als Mahnung und Erinnerung zugleich. Das unangenehme Geräusch verabschiedet sich erst, wenn das Tempo angepasst, d. h. verringert wird. Im Fall eines Unfalles werden die Daten des GPS-Trackers herangezogen und können über Haftungsfragen entscheiden. Überhöhte Geschwindigkeit wird als Fahrlässigkeit gewertet und kann zum Ausschluss der Versicherung führen.


Immer schön entspannt und links bleiben!

Stadtverkehr: 60 km/h

Innerhalb geschlossener Ortschaften beträgt die zulässige Höchstgeschwindigkeit 60 km/h. Im Stadtverkehr Abstand zu Taxis und Kleinbussen halten, da diese zur Aufnahme von Passagieren oft überraschende und völlig unberechenbare Fahrmanöver durchführen (z. B. Vollbremsung vor grüner Ampel).

Schotterstraßen (gravel roads): 80 km/h

Auf Schotterstraßen (C- und D-Straßen) beträgt die zulässige Höchstgeschwindigkeit 80 km/h. Auf den Schotterstraßen sollte man sich nicht durch die zeitweilig gute Oberfläche und das Fahrverhalten der Einheimischen täuschen lassen. Wellblech, Schlaglöcher und kreuzende Tiere können überall völlig überraschend und unerwartet auftreten. Hinweisschilder für Kurven und Riviere (Trockenflussbetten) unbedingt beachten!

Asphaltierte Landstraßen: 120 km/h

Auf asphaltierten Landstraßen (A- und B-Straßen) beträgt die zulässige Höchstgeschwindigkeit 120 km/h. Allerdings können auf Asphaltstraßen aufgrund plötzlichen Seitenwindes, extrem langsamen Lkw und gefährlichen Überholmanövern des Gegenverkehrs 120 km/h schon viel zu schnell sein.

Anschnallpflicht

Auf allen Straßen und für alle Sitze gilt das Anschnallen als gesetzliche Verpflichtung. Gerade auf Schotterstraßen weitab jeglicher Zivilisation, wo man sich gerne einmal aller Pflichten und Zwänge entledigt, kann der Sicherheitsgurt das überlebensnotwendige Hilfsmittel schlechthin sein (z. B. bei einem Überschlag). Bei Kontrollen wird das Nichttragen des Gurtes mit 1000 NAD geahndet.

Telefonieren am Steuer

Ähnlich wie in Europa ist auch in Namibia das Telefonieren während der Fahrt nur mit Freisprechanlage erlaubt. Darum Hände weg vom Handy und ran ans Steuer, sonst droht ein Bußgeld von 2000 NAD.


„Don´t drink and drive!“

Alkohol am Steuer

Neben überhöhter Geschwindigkeit ist Alkohol am Steuer für die meisten Verkehrsunfälle in Namibia verantwortlich. Die gesetzlichen Obergrenzen für Fahren unter Alkoholeinfluss liegen bei 0,37‰ für Atemtests und bei 0,08‰ für Bluttests. Um sich einen solchen Test zu ersparen, sollte man tunlichst und immer auf Alkohol am Steuer verzichten. Zumal die Strafen für das Fahren unter Alkoholeinfluss drastisch sind und leicht im Gefängnis und vor Gericht enden können. Das sind Erfahrungen, auf die wohl jeder Reisende verzichten kann.

Vorfahrt

Die Vorfahrtsregelung ist in Namibia immer durch die üblichen Schilder, Ampeln (robots) oder die Bestimmung von Haupt- und Nebenstraßen geregelt. Eine Besonderheit stellen Kreuzungen dar, bei der alle einmündenden Straßen über ein Stoppschild verfügen, ein sogenannter all-way-stop. Was sich nach Lahmlegen des gesamten Verkehrs anhört, erweist sich in der Praxis als unkonventionelles, aber gut funktionierendes Regularium. Die Fahrzeuge halten am Stoppschild an und fahren in der Reihenfolge der Ankunft am jeweiligen Schild weiter: Wer zuerst an der Kreuzung ist und gestoppt hat, fährt auch zuerst weiter, danach der zweite und so fort. Im Zweifelsfall ist eine Verständigung durch Handzeichen üblich. Normalerweise befindet sich bei einem all-way-stop noch ein kleines Schild unter dem Stoppschild. Darauf ausgewiesen ist in numerischer Form die Anzahl der Straßen, die sich an dieser Kreuzung begegnen.


Four-Way-Stop

Papiere

Offizieller Nachweis der Fahrtauglichkeit im Südlichen Afrika ist ein Internationaler Führerschein, der stets nur in Verbindung mit dem nationalen bzw. EU-Führerschein gültig ist. Der Internationale Führerschein mit seinen Ausführungen in verschiedenen Sprachen macht es Polizisten im Ausland einfacher, die Fahrerlaubnis zu kontrollieren. Die Autovermietungen hingegen händigen ihre Autos auch oft ohne das Vorliegen des Internationalen Führerscheins aus. Um Probleme mit der Polizei, Versicherungen und der allgegenwärtigen Bürokratie

 

Stetige Reisebegleiter: Reisepass und Führerscheine zu vermeiden, gehört der Internationale Führerschein allerdings zusammen mit EU-Führerschein und Reisepass ins Handgepäck.


Klebt vom Fahrer aus gesehen links unten: die licence disc.

Den Internationalen Führerschein bekommt man bei jeder deutschen Führerscheinstelle bzw. allen Straßenverkehrsämtern. Benötigt werden zur Antragsstellung ein aktuelles biometrisches Passfoto, der nationale bzw. EU-Führerschein, der Personalausweis und Geld für die Bearbeitungsgebühr (ca. 15 EUR). Liegen alle erforderlichen Dokumente vor, wird der Internationale Führerschein direkt vor Ort ausgestellt – mit einer Gültigkeitsdauer von drei Jahren. Nostalgiker sollten diesen Weg mit Bedacht gehen: Wer noch keinen neuen EU-Führerschein hat, dem wird der alte Papier-Führerschein (mit dem z. T. sehr lustigen Passfoto) bei dieser Gelegenheit automatisch gegen die neue Plastikkarte eingetauscht.

Bei jeder Fahrt in Namibia sollte der Fahrer also den Internationalen Führerschein zusammen mit dem nationalen bzw. EU-Führerschein und den gültigen Reisepass zur Hand haben. Dazu gehört dann natürlich noch die Registrierung des Fahrzeuges. Dieses wichtige Dokument bekommt man vom Vermieter als Kopie bei der Fahrzeugabholung und liegt den anderen Formularen und Verträgen bei.

Seit kurzer Zeit gibt es auch eine sogenannte licence disc an der Frontscheibe des Fahrzeuges (vom Fahrer aus links unten). Die Plakette enthält eine Vielzahl von Daten zum Fahrzeug (Gewicht, max. Personenanzahl, Motornummer etc.), auch die Bezahlung der Gebühren von Autoregistrierung und MVA Found (für Personenschäden bei Unfällen) ist hinterlegt. Die Fahrzeugregistrierung in Form der licence disc muss jährlich erneuert werden. Ein Blick auf die Frontscheibe lohnt also bei der Fahrzeugübernahme.

Beim Grenzübertritt in Nachbarländer sind noch weitere Dokumente vorzulegen, aber verbleiben wir erst einmal noch ein wenig in Namibia selbst.

Road Blocks

Egal in welcher Himmelsrichtung Windhoek verlassen wird, Autofahrer treffen überall auf einen sogenannten road block (Verkehrskontrollpunkt der Polizei). Rings um die Hauptstadt handelt es sich um permanente Kontrollpunkte. In Nord-Süd-Richtung gibt es zwei road blocks auf der B1 bzw. A1; im Westen liegt dieser auf der C26 und im Osten auf der B6 in Richtung des internationalen Flughafens Hosea Kutako. Daneben werden bei Bedarf auch immer wieder temporäre road blocks aufgebaut, zumeist außerhalb größerer Städte auf den großen Durchgangsstraßen. Diese Checkpoints der Polizei dienen der allgemeinen Kontrolle von Verkehr(steilnehmern), Gütern und Waren. Für Touristen verläuft diese meist unspektakulär und schnell. Nach einem kurzen Halt am Stoppschild des road block wird man zumeist schon von einem der Polizisten weiter gewunken. Nach einem kurzen Gruß zurück kann die Fahrt auch schon weitergehen. Gestoppt werden sollte aber auf jeden Fall – egal ob es mitten in der Nacht ist oder gerade kein Polizist zu sehen ist. In den seltensten Fällen wird man an diesen Checkpoints wirklich kontrolliert. Im Fall des Falles wird nach den gängigen Papieren (Führerschein und Reisepass) verlangt, nach der Fahrzeugregistrierung und selten auch einmal in den Kofferraum geschaut. Freundlichkeit und Smalltalk helfen zumeist den Moment zu entspannen und die Verweildauer zu verringern. Auch die Polizisten tun nur ihre Arbeit, die hinsichtlich der zunehmenden Gefahren durch Wilderei und Schmuggel immer wichtiger wird.

Bußgeld

Bei Verstößen gegen Gesetze und insbesondere gegen die Verkehrsregeln und einem damit verbundenen Bußgeld erfolgt die Zahlung des Bußgeldes in der nächstgelegenen Polizeistation. So sollen Fälle von Bestechung verringert werden. Gerade als Tourist sollte man sich an die geltenden Gesetze und Gepflogenheiten des Gastlandes halten. Darum heißt es, den Umweg zur Polizei auf sich zu nehmen und seine Zahlung zu leisten – diese aber dann natürlich nur gegen offizielle Quittung. Dumm nur, wenn all dies genau auf dem Weg zum Flughafen bzw. dem Rückflug geschieht. Also immer schön an die geltenden Verkehrsregeln halten!



3. Fahrtipps für Namibia


Unterwegs auf Namibias Straßen

3. Fahrtipps für Namibia

Reifen

Bei der Fahrzeugübergabe sollten alle Reifen kontrolliert werden (Luftdruck, Profil etc.), d. h. die vier Räder am Wagen und die mitgelieferten Ersatzreifen, in der Regel ein bis zwei. Da zumindest ein Ersatzreifen aufgrund der vielen Schotterstraßen und scharfen Steine sehr wahrscheinlich zum Einsatz kommen wird, sollten auch diesen besondere Beachtung geschenkt werden. Die Gefahr eines platten Reifens variiert natürlich mit der gewählten Route und dem persönlichen Fahrstil. Unabhängig davon lautet mein persönlicher Tipp: Lieber zwei Reserveräder dabeihaben, als nur eines! Möglicherweise lässt sich der Autovermieter das zweite Rad extra bezahlen, doch das gute Gefühl der Sicherheit ist eh unbezahlbar.


Die Kontrolle des Reifendrucks ...

Der Reifendruck spielt bei der Straßenlage des Fahrzeuges eine sehr wichtige Rolle. Bei jedem größeren Tankstopp sollte der Reifendruck kontrolliert werden. Visuelle Checks am Nachtlager haben schon so manchen schleichenden Plattfuß zu Tage gefördert (und die geplante Abfahrt bzw. Weiterreise nach hinten verschoben). Defekte Reifen sind nach Möglichkeit sofort zu wechseln, um größere Schäden am Fahrzeug abzuwenden. Mit dem platten Reifen in der Hand bzw. im Kofferraum sollte es dann schnellstmöglich zur Reparatur gehen. Das Programm ist in diesem Fall dem Reifen anzupassen: Tagelanges Herumreisen ohne adäquates Reserverad ist keine wirklich gute Idee. Anders als in Europa üblich werden Reifen in Afrika noch repariert und etwaige Löcher wieder zusammengeflickt – mit erstaunlich hoher Halbwertszeit. Diesen Service bieten viele Tankstellen und einige Lodges an, auch auf jeder Gästefarm sollte sich jemand finden, der einen Reifen reparieren kann.


... sollte zur (täglichen) Routine gehören.

Reifendruck (für die meisten Fahrzeug- und Reifentypen)

Anpassung je nach Anweisung des Vermieters bzw. Fahrzeugherstellers!


Asphaltstraße: 2,0 bar
Schotterstraße: 1,8 bar
Sand: 0,8 – 1,5 bar

Lenkrad

Auch wenn längere Fahrten durch menschenleeres Land dazu verleiten, es sich etwas bequemer zu machen und eine Hand vom Steuer zu nehmen, gehören beide Hände durchgängig ans Steuer! Denn nur, wenn beide Hände am Steuer sind, kann das Fahrzeug in einer Gefahrensituation, z. B. plötzlicher Wildwechsel oder Reifenplatzer, unter Kontrolle gehalten werden.

Sollte das Fahrzeug dennoch ins Schleudern geraten, sollte das Lenkrad ruhig festgehalten werden. Ruckartige Lenkbewegungen oder eine Vollbremsung führen in den meisten Fällen zu einem Überschlag. Dies gilt auch und im Besonderen beim Abkommen von der Piste und dem Befahren der sogenannten Reserven, die zumeist tiefer als die eigentliche Piste liegen. Größere Hindernisse wie Bäume und große Steine können in der Regel durch leichte Lenkbewegungen umschifft werden. Die nächstgrößere Lenkbewegung zurück zur Piste, d. h. den Pistendamm hinauf, sollte erst erfolgen, wenn der Wagen im Flachteil der Reserve wieder unter Kontrolle ist.

Die Schleudergefahr auf Schotterpisten ist in Kurven und bei Gefälle besonders groß. Langsames, vorausschauendes Fahren ist daher oberste Pflicht! Bei Allrad-Fahrzeugen und z. B. VW-Bussen ist aufgrund des hohen Schwerpunkts besondere Vorsicht erforderlich. Mit Dachlasten wie z. B. einem Dachzelt ist das Risiko des Schleuderns und Überschlagens ungemein größer, zumal für den sogenannten Elchtest schon Kudu und Co. in den Büschen bereitstehen.


Eine geradezu vorbildliche Lenkradhaltung fürs Gelände

Bei Offroad-Fahrten in schwierigem Gelände gehören natürlich auch beide Hände ans Lenkrad. Die beiden Daumen gehören dabei auf das Lenkrad, nicht in den Radkranz. Ausschlagende Lenkräder haben schon mehr als einen Daumen gebrochen.

Überholen

Auch wenn sich seit Tagen das Bild im Rückspiegel nicht mehr geändert hat bzw. zumindest kein anderes Fahrzeug darin auftauchte, sollte der Blick regelmäßig in den Rückspiegel wandern. Taucht dann unverhofft ein vermeintlich schnelleres Fahrzeug hinterrücks auf, sollte der eigene Wagen leicht verlangsamt werden und auf der Piste soweit wie möglich links gehalten werden. Sowohl beim Überholen als auch durch Gegenverkehr kann es zu Steinschlag kommen.

Setzt man selbst zum Überholvorgang an, sollte dieser gut vorbereitet sein und möglichst auf einer geraden, gut einsehbaren Piste ausgeführt werden. Die Spur sollte schon weit im Voraus gewechselt werden (rechts überholen!), um dem Vordermann den Überholvorgang anzuzeigen und um frühzeitig aus der Staubfahne des vorausfahrenden Wagens zu kommen. Die rechte Straßenseite sollte auch noch eine Zeitlang nach dem Passieren des anderen Verkehrsteilnehmers befahren werden, um beim Wiedereinscheren das überholte Fahrzeug nicht mit einer Staubwolke zu bedecken und Fahrzeug samt Insassen nicht durch Steinschlag zu gefährden.

Auf asphaltierten Straßen im Südlichen Afrika gehört es gerade bei Lkw zu den Gepflogenheiten, einem vermeintlich schnelleren Fahrzeug mit Rechtsblinken zu signalisieren, dass einem Überholvorgang nichts im Wege steht (freie Sicht und Piste etc.). Nach dem Überholvorgang bedankt sich der schnellere Wagen für die Hilfe beim Überholen durch kurzes Betätigen der Warnblinker. Natürlich wird auch rechts geblinkt zum Abbiegen nach rechts. Eine doppelte Bedeutung, die schon zu bösen Unfällen geführt hat. Wer rechts abbiegen will, muss unbedingt erst kontrollieren, ob man nicht falsch verstanden wurde und beim Abbiegen gerade überholt wird.

Es wird immer wieder zu herausfordernden Überholvorgängen kommen, da selbst die asphaltierten Straßen selten mehrspurig sind, wie wir es von unseren Autobahnen kennen. Hier leisten regelmäßig wiederkehrende Überholspuren gerade in kurvenreichen oder bergigen Gegenden Abhilfe. Auf riskante Überholmanöver sollte bei unübersichtlichem Straßenverlauf also verzichtet und stattdessen auf die nächste Überholspur gewartet werden.

 

Kupplung

Es ist zwar nicht ratsam, beim Autofahren die Füße hochzulegen, allerdings gehört der linke Fuß während der Fahrt nicht aufs Kupplungspedal. Die Kupplung sollte zum Anfahren und zum Gangwechsel genutzt werden, jedoch nicht zum Regulieren der Geschwindigkeit (Start-Stopp) im Gelände. Es besteht die Gefahr, die Kupplung „auszubrennen“.

Beim Offroad-Fahren gehört die Kupplung zu einem der Gefahrenpunkte schlechthin. Die Kupplung im falschen Moment getreten, kann einen in ungeahnt schwierige Situationen bringen, die ein Anfänger nicht mehr unter Kontrolle bekommt. Dies gilt besonders für Fahren am Berg, bergauf und bergab!


Rast tut Not! – Rast tut gut!

Fahren und Pausieren

Wer den Tag in Namibia früh beginnt, kann auch früh sein Ziel erreichen und hat auf dem Weg noch genügend Zeit, um sich den schönen Dingen des Landes zu widmen, für unvorhergesehene Momente und notwendige Pausen. Ruhephasen am Tage sollten nicht nur im Vorhinein geplant, sondern dann auch in der Realität durchgeführt werden – am besten während der heißen Mittagsstunden. Es ist die Gelegenheit, den Flüssigkeitshaushalt aufzufüllen und sich vom anstrengenden Überlandfahren zu entspannen. Konzentration und geistige Frische werden auch noch am Nachmittag erwartet, besonders bei Fahrten gegen die nun tiefer stehende Sonne, d. h. gen Westen. Spätestens bei Einsetzen der Dämmerung sollte das Nachtlager erreicht sein. Fahren in der Dämmerung oder gar bei Dunkelheit ist unbedingt zu vermeiden. Wegunebenheiten sind schlecht zu erkennen, Hindernisse nicht einzuschätzen, und die Tiere am Wegesrand übersieht man unter Umständen komplett.

Tiere

Die Grundfläche Namibias wird von zwei großen Einheiten bestimmt – zum einen von extensiv genutztem Farmland, zum anderen von weitflächigen Schutzgebieten, z. B. Nationalparks. Während die Schutzgebiete u. a. als Rückzugsraum für die einheimische Tierwelt fungieren, dient das Farmland zugleich Nutztieren wie Schafen, Ziegen, Rindern, Pferden und Eseln sowie auch Wildtieren. Die oft riesigen Farmen sind zumeist durch kilometerlange Zäune umschlossen.

Es gibt zwei Arten von Zäunen, die das Landschaftsbild in Namibia prägen:

• relativ niedrige Nutztierzäune, die das Ausbrechen von Nutztieren verhindern, jedoch nicht die Wanderbewegungen der Wildtiere einschränken;

• z. T. meterhohe, dichte Wildtierzäune, die auch die meisten Wildtierarten vom Überqueren abhalten.


Achtung, Zebrastreifen!


Vorsicht, Wildtiere kreuzen die Fahrbahn!

Doch auch der beste Zaun ist nicht völlig sicher. Somit ist in Namibia immer und überall mit Tieren zu rechnen. Diese laufen zumeist aus den verbuschten oder grasigen Reserven direkt auf die Fahrbahn. Viele Nutztiere werden gerade in Dürreperioden zum Grasen in die Reserven der Straßen geschickt, die sich beidseitig der Fahrbahn erstrecken. Beim Wechsel der Straßenseite nehmen Vierbeiner keine Rücksicht auf nahende Vierräder bzw. nehmen diese erst zu spät wahr. Der Zusammenstoß mit Kudu, Oryx oder Rind ist vergleichbar mit der Kollision mit einem Mittelklassewagen! Die Gefahr ist zur Hauptaktivitätszeit der Tiere am höchsten, d. h. in der Dämmerung und nachts. Darum ist von Nachtfahrten unbedingt abzusehen. Die Tagesetappe muss so geplant sein, dass das Ziel noch im Hellen erreicht wird.


Cattle Grid voraus!

Farmen

Mitunter kreuzen die Schotterstraßen die Außengrenzen oder einzelne Camps der Nutztierfarmen. Und natürlich möchte kein Farmer, dass seine Tiere sich mit den durchfahrenden Fahrzeugen verabschieden. Zwei Systeme haben sich etabliert, um dem Reisenden die ungehinderte Weiterfahrt zu ermöglichen, den Nutztieren das Ausbrechen allerdings verwehren. Sogenannte (cattle) grids, in den Boden eingelassene Gitter, sind von Nutztieren weder zu begehen noch zu überspringen. Beim Überfahren dieser grids sollte der Reisende frühzeitig vom Gas gehen und sich kurz durchschütteln lassen. Auch Farmtore verhindern die ungewollte Flucht von Nutztieren und verschaffen dem Reisenden eine kurze Verschnaufpause. Die Tore auf den Straßen werden grundsätzlich so verlassen, wie man sie angetroffen hat. Ein verschlossenes Tor wird nach der Durchfahrt wieder verschlossen, ein offenes Tor bleibt offen. Viehgatter und -gitter und werden in der Regel durch Schilder angekündigt.


Farmtor auf – Farmtor zu

Tramper

Generell ist das Trampen in Namibia nicht erlaubt; vielfach weisen sogar Straßenschilder extra darauf hin. Trotzdem wird man an den Ausgangsstraßen der Städte und auch auf dem Lande immer wieder Menschen sehen, die einen lift in die nächste Ortschaft oder zur Schule suchen. Die generelle, offizielle und deutliche Ansage der Behörden, Autovermieter und Versicherungen untersagt das Mitnehmen anderer, fremder Personen. Da ich allerdings schon oft selbst als Tramper unterwegs war und auch immer wieder mal Personen mitnehme, verweise ich hier auf den gesunden Menschenverstand bzw. das eigene Bauchgefühl. Die Gefahr, in der weiten Einsamkeit Namibias auf einen potenziellen Übeltäter zu stoßen, ist bedeutend geringer als in der Umgebung der Städte. Statistisch sind junge Männer viel häufiger an Strafdelikten beteiligt als andere Bevölkerungsgruppen. Was spricht also dagegen, ältere Damen oder Schulkinder ins nächste Dorf zu fahren? Suchen wir nicht gerade in Afrika neben dem landschaftlichen Reiz der Natur den Kontakt zur lokalen Bevölkerung?


Warnhinweis in der Innenstadt von Windhoek

Sicherheit

Leider häufen sich in den letzten Jahren Fälle von aufgebrochenen Fahrzeugen und dem damit verbundenen Diebstahl von Wertgegenständen. Zwar treten diese Fälle zumeist nur in den großen Städten auf, vor allem in Windhoek, aber Vorsicht und Aufmerksamkeit ist überall geboten. Nie sollte man wertvolle und liebgewonnene Dinge in einem unbeaufsichtigten Fahrzeug zurücklassen. Dazu zählen sicherlich Reisepass, Geldbörse und Kamera.

In den Städten gibt es aber auf fast allen öffentlichen Parkplätzen Parkwächter. Die meist jungen Männer geben sich durch Westen oder ihr Auftreten rasch zu erkennen und helfen oft schon bei der Parkplatzsuche bzw. dem Einweisen. Obwohl manch ein Einheimischer die Effektivität der Parkwächter anzweifelt, halten sie mögliche Einbrecher schon allein durch ihre Präsenz in Schach. Die jungen Männer haben eine Aufgabe und verdienen etwas, müssen sich also nicht andere Wege zur Geldbeschaffung suchen. Die Bezahlung erfolgt beim Wegfahren und ohne vorherige Absprache bzw. Quittierung. Ein angemessener Lohn für den Service stellen 2 bis 5 NAD dar. Es ist also immer gut, kleinere Münzen im Auto zu haben.


„Safety Fürst“


Ein aufkommender Sandsturm?

Sandsturm

An der Atlantikküste und der Namib-Wüste kann es zu regelrechten Sandstürmen kommen, die Millionen feiner Sandkörner oft kilometerhoch in die Luft heben. Der dadurch entstehende Sandstrahl kann das Fahrzeug stark beschädigen, vor allem Windschutzscheibe und Lack. Sofern dies noch möglich ist, sollte dem Sturm ausgewichen, die Rückfahrt angetreten oder ein Unterstand gesucht werden. Ist dies nicht mehr möglich, sollte das Fahrzeug mit dem hinteren Teil zum Sandsturm geparkt werden. So werden zumindest größere Schäden an Windschutzscheibe, Fernlichter und Kühler vermieden. Für Schäden durch Sandstürme haftet in der Regel der Mieter!


Das Schild als Warnung und Beweis zugleich!

Schotterstraßen

Die vermeintlich gute Fahrbahn und das Fahrverhalten der Einheimischen verleiten oft zum schnellen Fahren auch auf Schotterstraßen (gravel roads). Die Einheimischen fahren die Strecke meist mehrfach wöchentlich und kennen die Strecke mit ihren Gefahrenpunkten und ihr Fahrzeug genau. Eine bessere Straßenlage und damit eine erhöhte Sicherheit erhält man durch einen angepassten Reifendruck (1,8 bar) und das Zuschalten des Allradantriebs (H4). Aber auch mit Allrad sollte hier grundsätzlich nicht schneller als 80 km/h gefahren werden. Wellblech, Schlaglöcher, Verspülungen und Tiere können jederzeit unerwartet auftauchen. Verkehrsschilder warnen vor Gefahren, insbesondere vor Kurven. Bei einem gekrümmten Hinweispfeil sind maximal 60 bis 70 km/h empfohlen, bei einem rechtwinkligen Pfeil 40 bis 50 km/h. Weitere Gefahrenpunkte sind Riviere, Hügel und Kuppen.

Die weitaus meiste Zeit des Jahres sind das Land und die Pisten mehr als trocken und von der Sonne ausgedörrt. Dann hat man mit dem allgegenwärtigen Staub zu kämpfen, der die Sicht beeinträchtigt und sich seinen Weg ins Fahrzeuginnere sucht – durch offene Fenster und Dichtungen hindurch. Um den leichten Überzug aus feinstem Puder zu vermindern, öffnet man im hinteren Teil des Wagens bzw. in der Gepäckkabine (bei Pick-up-Aufbauten) ein Fenster. Es dringt nicht mehr, sondern deutlich weniger Staub ein, weil so ein Vakuum vermieden wird, das den Staub magisch anziehen würde. Der Staub außen sollte im Normalfall dichter und störender sein als derjenige im Innenraum des Fahrzeuges. Der Staubfahne eines vorausfahrenden Fahrzeuges entgeht man nur durch langsameres Fahren, sicheres Überholen oder einen Windwechsel. Dem Gegenverkehr samt aufkommendem Staub und fliegenden Steinen begegnet man am besten langsamer fahrend auf der ganz linken Seite der Fahrbahn. Zur eigenen Sicherheit sollte bei Gegenverkehr, großem Staubaufkommen und in der Dämmerung das Licht eingeschaltet werden.