Um uns herum die Dunkelheit

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Um uns herum die Dunkelheit
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Barbara Eckhoff



Um uns herum die Dunkelheit




Um uns herum die Dunkelheit



Roman





Barbara Eckhoff











Impressum



Texte: © Copyright by Barbara Eckhoff

Umschlag: © Copyright by Barbara Eckhoff






Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH,



Berlin




Kapitel 1



Die Straße war nass. Es hatte die ganze Nacht hindurch geregnet und auch jetzt hing der Himmel noch voller dunkler Wolken. Es waren kaum Fahrzeuge unterwegs, was wohl daran lag, dass es Sonntagmorgen war.



Der Fahrer des kleinen roten Wagens, der sich jetzt der Kreuzung nach Paradise näherte, interessierte dies alles nicht. Er bog ab und fuhr zielstrebig in Richtung Stadt.



Paradise machte seinem Namen alle Ehre. Wie ein kleines Paradies lag es in malerischer Kulisse, denn die Ausläufer des Coronado National Parks lagen direkt vor der Haustür. Auch war die mexikanische Grenze nicht weit. Für Outdoor Enthusiasten der ideale Ausgangspunkt. So lebte der Ort von dem wachsenden Tourismus. Viele Städter aus dem nahen Tuscon zog es am Wochenende in die Berge. Paradise war die Typische, amerikanische Kleinstadt. Eine Ortschaft mit Idylle. Die Stadt besaß zwei Friseurgeschäfte, ein Hotel, zwei Supermärkte ein kleines Sheriff Office und noch so allerhand kleine Läden die Sachen für den täglichen Bedarf verkauften. Trotz seiner kleinen Größe merkte man dass sich in näherer Zukunft hier mehr tun würde. Es kamen immer mehr Leute, die sich hier niederließen. In den letzten Jahren hatten sich größere Firmen am Ortsrand angesiedelt. Sie alle waren durch die geringen Grundstückspreise und der niedrigen Steuern angezogen worden. Viele waren Speditionen, die ihren Umschlagplatz für die zu beförderten Waren hatten. Paradise war nur eine gute Stunde von der mexikanischen Grenze entfernt und somit eine gute Ausgangsposition für Geschäfte mit Mittelamerika.



Eine dieser Firmen war die Hooks Incorporating. Sie war die größte Spedition vor Ort und besaß einen guten Ruf.



Der Firmeninhaber Alan Hooks war vor ungefähr fünf Jahren nach Paradise gekommen. Er suchte damals einen guten Platz für sein Vorhaben und gründete so seine Firma vor Ort. Schnell zeigte es sich, dass er ein gutes Händchen fürs Geschäft hatte. Seine Firma wuchs stetig und zwei Jahre später war er mit seinem Betrieb schon der erfolgreichste Unternehmer in der Umgebung.



Ein weiteres Jahr später kandidierte er für den Bürgermeisterposten und gewann deutlich gegenüber seinem Gegner. Die Leute von Paradise mochten ihren Bürgermeister. Er hatte ihnen in kurzer Zeit viele Arbeitsplätze geschaffen und zahlte gute Löhne. Dies war Grund genug, meinten sie, ihn ins Amt zu bringen.



Hooks bewohnte mit seiner Familie ein großes Haus in den Hügeln oberhalb der Stadt. Das Grundstück war riesig und wurde von einer hohen Mauer ringsherum umgeben. Auch Kameras beobachteten die Gegend. Dort kam niemand Ungebetenes herein.



Soeben fuhr der kleine rote Wagen an der Firma der Hooks Incorporating vorbei. Der Fahrer fuhr etwas langsamer und schaute sich die drei riesigen Hallen an. Etwas abgelegen lag noch das Verwaltungsgebäude. Vor den Hallen standen viele LKWs und warteten auf ihren Einsatz am Montagmorgen.



Nun gab das rote Auto wieder Gas und fuhr gleich darauf an den ersten Häusern von Paradise vorbei.



Es waren gepflegte Einfamilienhäuser, die dort an der Hauptstraße standen. Ihre Gärten blitzten nur so und luden zu einem schönen Stadtbild ein.



Der kleine Wagen bog an der großen Kreuzung im Herzen der Stadt ab und hielt vor dem einzigen Hotel an.



Der Himmel hatte sich etwas aufgelockert und nun schien sich ab und zu die Sonne durch die dunklen Wolken zu kämpfen. Die Wagentür öffnete sich und es stieg eine junge, recht große, schlanke Frau aus dem Wagen. Sie ging mit sicheren Schritten auf den Hoteleingang zu.



Es war kein allzu großes Hotel, aber für die Bedürfnisse der kleinen Stadt reichte es aus. Die Zimmer waren schön und sauber, auch wenn sie nicht mehr einem modischen Ambiente entsprachen. Ein kleines Restaurant war gleich neben dem Hotel und bot dem Gast gutes bürgerliches Essen.



Die junge Frau betrat das Hotel und ging zur Rezeption hinüber. Ein freundlicher Mann mittleren Alters begrüßte sie.



„Guten Tag, Madam. Womit kann ich Ihnen dienen?“



„Ich bin Casey Flemming und Mrs. Carmichel sagte mir, sie würde hier den Schlüssel für mein Haus hinterlassen. Ist dies geschehen?“



„Oh, sie kommen aus Los Angeles, nicht wahr? Mrs. Carmichel hat es uns erzählt. Ist es richtig, dass sie bei der Hooks Incorporating morgen eine Stelle anfangen möchten?“



„Ja, das stimmt!“ Casey war gleichermaßen überrascht und verärgert, weil Mrs. Carmichel wohl bereitwillig Auskunft erteilt hatte.



„Haben Sie den Schlüssel bekommen?“, wollte Sie nun wissen. Die Fahrt war lang gewesen und nun wollte sie eigentlich nur noch schnell ins Haus, damit sie sich auf den morgigen Tag vorbereiten konnte.



„Ja, selbstverständlich, hier ist er. „Mit den Worten griff er unter den Rezeptionstisch und holte einen Umschlag hervor.



„Kennen Sie die Adresse?“, fragte er.



„Ja ich war schon vor einem Monat einmal hier und habe mir alles angesehen. Haben Sie vielen Dank für Ihre Mühe. Auf Wiedersehen.“



Mit diesen Worten nahm sie den Umschlag und verabschiedete sich.



Als sie wieder in Ihrem Wagen saß, öffnete Sie den Umschlag und entnahm ihm den Hausschlüssel und einen Zettel. Sie entfaltete den Zettel und las laut vor.




Liebe Miss Flemming,



leider wird es mir nicht möglich sein, heute an



 Ihrem ersten Tag sie in Ihrem Haus zu begrüßen.



Mein Mann hatte einen Unfall und liegt mit



Beinbruch im Krankenhaus. Gott sei Dank ist



nichts Schlimmeres passiert.



Auf der Rückseite dieses Zettels habe ich Ihnen



noch einmal eine Wegbeschreibung gegeben.



 Ich werde versuchen in den nächsten Tagen einmal



bei Ihnen vorbeizuschauen. Der Briefkastenschlüssel liegt in der Kueche.



Alles Weitere dann später



Gruß Mrs. Carmichel





Casey drehte den Brief um und prägte sich die Wegbeschreibung ein. Danach faltete sie den Brief wieder und steckte ihn in ihre Jackentasche. Sie ließ den Motor an und folgte der Beschreibung.



Nach ca. 10 Minuten kam sie in der kleinen Nebenstraße an. Lauter kleine Einfamilienhäuser mit hübschen Vorgärten prägten das Bild. Zwischen den einzelnen Grundstücken hatte man vor langer Zeit Magnolienbäume gepflanzt. Diese standen jetzt in voller Blüte und gaben der Straße ihren Namen und einen einladenden Charakter. Die Magnolien Lane war nach Caseys Geschmack die schönste Straße des Ortes und sie freute sich, dass sie jetzt ihr zuhause war. Sie steuerte Ihren Wagen zur Hausnummer 8 und hielt dann an. Das Haus selbst, ein kleines rotes Backsteingebäude mit schwarzem Dach und einer überdachten Veranda, die sich über die gesamte Länge des Hauses erstreckte, sah noch genauso aus, wie sie es in Ihrer Erinnerung hatte.



Vor einem Monat hatte sie sich auf eine Anzeige hin gemeldet. Eine ältere Frau hatte für Ihr Haus einen Mieter gesucht. Sie, Mrs. Carmichel, wollte mit Ihrem Mann zu den Kindern nach Tucson ziehen. Sie war daraufhin an einem Wochenende nach Paradise gefahren und hatte sich das Haus angeschaut. Es war klein, aber sauber und ordentlich gepflegt. Die beiden Frauen waren sich sofort einig geworden und Casey hatte den Übergabetermin für den heutigen Tag vereinbart.



Nun stand sie also vor Ihrer neuen Heimat und freute sich auf die Dinge, die da noch kommen würden. Mrs. Carmichel war mit ihrem Mann schon vor zwei Wochen ausgezogen und hatte das Haus in einem sauberen Zustand verlassen. Casey schloss die Haustür auf und trat ein. Ein etwas muffiger Geruch kam ihr entgegen. Sie riss die Fenster im Erdgeschoss auf und lief dann die schmale Treppe hinauf ins obere Geschoss. Nachdem sie dort ebenfalls alle Fenster geöffnet hatte, merkte sie schon, dass die frische Luft durch das Haus strömte und den modrigen Geruch mit sich nahm.



Alle Zimmer waren leer. Sie hatte nur zwei Koffer und eine aufblasbare Luftmatratze mitgebracht. Alle ihre Möbel und die anderen Sachen würde die Umzugsfirma am morgigen Tage bringen. Casey holte Ihre Sachen aus ihrem Wagen und brachte sie ins Haus. Sie stellte sie ins Wohnzimmer und fing an die Luftmatratze aufzublasen.



Es war jetzt später Vormittag, als sie die Luftmatratze ins Wohnzimmer legte. Dies war nun das einzige Möbelstück, welches in Ihrem Haus stand. Ihr Haus dachte Sie und schaute sich um. Im Erdgeschoss gab es einen kleinen Flur, von wo aus es in das Wohnzimmer auf der einen Seite und zur Küche auf der anderen Seite ging. Neben der Küche lag eine kleine Gästetoilette. Der Flur endete mit der Treppe, die ins obere Geschoss führte. Oben gab es drei Schlafzimmer und zwei Bäder. Die Zimmer waren nicht sehr groß, aber für sie reichte der Platz aus. In eines der drei Schlafzimmer würde sie Ihr Himmelbett stellen, in das zweite Schlafzimmer käme Ihr Schreibtisch und das Dritte wäre frei für eventuelle Übernachtungsgäste. Sie fand das Haus wunderschön und vollkommen passend für ihre Bedürfnisse. Die Carmichels mussten die Gartenarbeit sehr geliebt haben, denn der kleine Garten hinter dem Haus war liebevoll mit Sträuchern und kleinen Blumenbeeten zu einer grünen Oase gestaltet worden. Zur Straße hin befand sich die winzige Auffahrt, die mit Blumenbeeten gesäumt war. Sie würde versuchen, das alles mit in Schuss zu halten, obwohl sie nicht der hundertprozentige Gartenfreak war.

 



Caseys Magen knurrte. Das war ja kein Wunder, denn sie hatte schon seit sechs Uhr heute Morgen nichts mehr gegessen und inzwischen war es schon zwei. Sie entschloss sich noch einmal zum Hotel zurückzufahren, um dort im Restaurant etwas zu essen. Danach wollte sie im Supermarkt noch ein paar Sachen einkaufen, damit sie ihren Kühlschrank füllen konnte.



Das Restaurant war zwar nicht sehr groß aber dafür gut besucht. Sie hatte Schwierigkeiten gleich einen Platz zu bekommen und musste ein wenig warten. Dafür bekam sie dann aber einen Platz am Fenster zugewiesen. Die Karte konnte sich sehenlassen. Es standen Unmengen von verschiedenen Gerichten drauf. Sie bestellte sich ein Omelette mit Champignons und Brot und eine Coca- Cola und aß dies mit gutem Hunger auf.



Nachdem Sie bezahlt hatte, fuhr sie mit ihrem Wagen zum Supermarkt hinüber. Der Parkplatz war voll und Casey fand, dass der Supermarkt für die kleine Stadt riesig war. Doch wie sich zeigte, kauften auch alle umliegenden Farmen hier ein und heute am Sonntag schien sie alle zur selben Zeit einkaufen zu wollen. Der Laden war voll und Mütter mit ihren Kindern im Schlepptau schoben ihre gefüllten Einkaufswagen durch die Gänge. Das Sortiment war gut. Man konnte eigentlich alles, was das Herz begehrte dort kaufen. So schnell es bei dem Andrang ging, besorgte sie die Sachen, die sie benötigte, bezahlte an der Kasse und belud ihr kleines Auto. Dann machte sie sich wieder auf den Heimweg.



Zuhause wieder angekommen packte sie die Sachen in die Küche und setzte sich dann auf Ihre Luftmatratze. Bequem war es nicht und sie war auch recht müde und so legte sie sich hin. Es dauerte gar nicht lange, da war sie eingeschlafen.



Als sie wieder erwachte, war es noch hell draußen. Sie schaute auf ihren Wecker und konnte es gar nicht fassen, welches Datum er anzeigte. Es war doch tatsächlich Montagmorgen sechs Uhr. Das würde bedeuten, dass sie fast vierzehn Stunden geschlafen hatte. Sie konnte es nicht glauben. So müde hatte sie sich gar nicht gefühlt. Klar die letzten Tage waren alle sehr stressig gewesen. Sie hatte alles in Umzugskartons packen müssen und nebenbei war sie ja auch noch zur Arbeit gegangen. Freie Tage hatte sie sich zuletzt nicht leisten können. Tja, wahrscheinlich war doch alles ein bisschen anstrengend gewesen, sodass sie sich jetzt ausruhen musste. Nun ja, es war jetzt Montag und heute würde sie ihre neue Stelle bei der Hooks Incorporating anfangen.



Dort hatte sie von nun an eine Stelle als Mitarbeiterin der Transportabteilung.



Ihre Aufgabe bestand darin, die zu befördernden Waren für die geeigneten Transportmittel vorzubereiten und die Transportmittel zu finden, wenn es einmal nicht per Lastwagen gehen sollte. So würde sie demnächst mit Flughäfen und Schiffsreedereien in Kontakt treten. In Los Angeles hatte sie zuletzt bei einer großen Im – und Export Gesellschaft als Sekretärin des stellv. Leiters gearbeitet. Da sie in ihrem Privatleben eine Veränderung nötig gehabt hatte und nebenbei ihr bisheriger Job Sie angefangen hatte zu langweilen, hatte Sie nach einer neuen Herausforderung gesucht und sie hier bei Hooks Inc. scheinbar gefunden. Ihr alter Chef war ganz verwundert gewesen, als Sie vor vier Wochen zu ihm kam und sagte, dass sie gehen wollte.



„Was sie wollen uns verlassen?“, hatte er fassungslos gefragt.



„Ja, ich möchte mich gerne etwas verändern und habe eine Stelle in Paradise gefunden.“ Antwortete sie ihm.



„In Paradise? Wo liegt das denn?“ wollte er wissen.



„Ein paar Stunden südöstlich von hier. Nahe der mexikanischen Grenze.“



„Nun ja, es ist schade, ich dachte es gefällt Ihnen bei uns ganz gut.“



„Das stimmt auch. Trotzdem möchte ich mich ein wenig beruflich verändern. Ich hoffe, sie können das verstehen.“



„Ja, das kann ich schon. Trotzdem tut es mir leid, für uns. Sie waren eine gute, fleißige Mitarbeiterin. Wie es auch sei. Ich kann sie zum 29. dieses Monats entlassen. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute.“ Er reichte Ihr seine Hand zum Abschied.



„Vielen Dank. Sir.“ Casey gab ihm die Hand und verabschiedete sich ebenfalls.



Tja das war vor einem Monat gewesen. Jetzt stand sie hier vor dem Spiegel im Badezimmer und machte sich für ihren ersten Tag in der neuen Firma fertig. Als sie fertig war, fuhr sie mit dem Wagen zum Bäcker und holte sich noch schnell etwas zum frühstücken. Danach fuhr sie weiter zur Hooks Incorporating.



„Verdammt noch mal heute geht aber auch alles schief „ fluchte Max Pembroke, als er aus dem Auto stieg. Er hatte vor einer großen Pfütze geparkt und war beim aussteigen mitten hineingetreten. Nun tropfte das Wasser an seinem linken Bein herunter. Wütend schlug er die Fahrertür zu und hätte um ein Haar noch seine Aktentasche mit eingeklemmt.



Hinter sich hörte er ein schallendes Lachen. Er drehte sich um und sah zwei seiner Kollegen auf ihn zukommen.



„Hallo Pembroke. Na wieder mal einer solcher Tage?“



„Hey Stone, Miller. Naja der Tag fängt gut an.“ Meinte Pembroke mit wachsamen Augen.



„Na ich weiß nicht. Dass was wir eben beobachtet haben, sah doch aus, als wäre es der ganz normaler Wahnsinn von Dir. Ich meine, Dir passiert doch eigentlich immer was. Denk doch nur mal an letzten Dienstag. Da hattest Du doch Probleme mit dem Fahrstuhl, oder nicht?“ Miller und Stone mussten schallend lachen. Pembroke wollte nicht daran erinnert werden, das der letzte Dienstag wirklich ein ganz schwarzer Tag war. Erst hatte er sich morgens beim Rasieren in die Haut geschnitten und musste so ein blödes Pflaster draufkleben. Später in der Firma kam er nicht rechtzeitig aus dem Fahrstuhl heraus und hatte sich das Jackett hinten eingeklemmt. Der Fahrstuhl hatte sich in Bewegung gesetzt und hatte ihn beim aufwärtsfahren fasst vom Boden gehoben. Er hatte sich gerade noch rechtzeitig aus den Ärmeln retten können und konnte dann nur noch beobachten, wie sein Jackett in Streifen riss.



Das Gelächter, seiner Kollegen konnte man wahrscheinlich noch in Alaska hören. Mit gesenktem Kopf und dem Rest seines Jacketts war er dann unter schallendem Gelächter in sein Büro gegangen. Es war so peinlich gewesen. Und heute stand er in der Pfütze und hatte beinahe seine Aktentasche eingeklemmt. Tja, er musste zugeben. Seine besten Tage waren das nicht.



Pembroke arbeitete seit einem guten halben Jahr bei der Hooks Incorporating als Buchhalter. Er liebte diesen Beruf, den er jetzt schon seit dem Abschluss der Schule ausübte. Er hatte schon bei zwei anderen Firmen gearbeitet, bevor er dieses Jahr zu Hooks kam. Er mochte das Arbeiten mit Zahlen.



Max Pembroke war ganz in Gedanken vertieft, als er am Eingang mit einer jungen Dame zusammenstieß. Der Aufprall war so heftig, dass die Handtasche der Dame in weitem Bogen auf die Straße fiel.



„Oh, verflucht nochmal“, schnaufte Casey.



„Es tut mir leid. Warten Sie, ich helfe Ihnen.“ schnell bückte er sich um die Handtasche aufzuheben und sie der Besitzerin wiederzugeben. Als er sich wieder aufrichtete, um ihr die Tasche zu geben, fiel sein Blick auf ihr Gesicht. Vor ihm stand wohl die atemberaubendste Frau, die ihm jemals begegnet war. Sie war groß, er schätzte sie auf mindestens 177 cm, schlank mit wohl proportionierten Rundungen. Ihre langen braunen Haare waren immer noch schulterlang, obwohl sie sie zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Sie hatte feine Gesichtszüge, eine schmale Nase und strahlend blaue Augen, die ihn jetzt allerdings fragend ansahen. Ihr betörender Mund kräuselte sich ein wenig, bevor sie das Wort an ihn richtete.



„Habe ich ihre Musterung bestanden, dann können Sie mir ja bitte jetzt die Tasche geben, danke!“



Miller und Stone, die knapp hinten ihm gegangen waren, klatschten sich vor Lachen auf die Schenkel.



„Unser Trottel ist wieder unterwegs, Madam. Man muss echt aufpassen, wenn er in der Nähe ist. Nehmen Sie sich vor ihm in acht.”



Mit diesen Worten verschwanden sie lachend und feixend im Inneren der Firma.Casey nahm die Tasche, die Pembroke ihr nun ganz beschämt entgegen hielt, in die Hand und ging ohne ein weiteres Wort hinter den beiden Männern her.



Pembroke holte einmal tief Luft und folgte dann langsam den anderen.



In der Eingangshalle sah er die Dame mit der Empfangsdame reden.



Er hörte noch gerade, wie sie sich als Casey Flemming vorstellte und erfuhr, dass es heute ihr erster Tag in der Firma sei. Der Boss würde sie erwarten.



Max eilte zu den Fahrstühlen, und während er auf den Aufzug wartete, riskierte er noch einen Blick zurück. Man würde sich jetzt bestimmt öfters sehen.



Casey meldete sich unten bei der Empfangsdame an und fragte nach dem Büro von Mr. Hooks.



Man erklärte ihr, wo sie ihn finden würde und daraufhin machte sie sich auf den Weg.



Mr. Hooks hatte sein Büro im obersten Stock. Sie fuhr mit dem Fahrstuhl die vier Stockwerke hoch. Als sich die Tür öffnete, stand sie in einer Art großem Zimmer. Genau gegenüber dem Fahrstuhl befand sich ein riesiger Schreibtisch, an dem eine junge Dame saß.



Casey ging zu ihr hinüber und stellte sich vor.



„Ach ja, Miss Flemming. Mr. Hooks wartet schon auf Sie. Bitte folgen Sie mir.“



Mit diesen Worten stand die Dame auf und machte sich auf den Weg zu Mr. Hooks Büro. Casey folgte ihr und konnte im vorbeigehen sehen, dass es sich tatsächlich um nur zwei Büros hier oben handelte. Das eine war das von der jungen Dame, die scheinbar seine Sekretärin war. Ihr Büro war offen, ohne Tür. Das andere Büro war durch eine große Mahagoni Tür verschlossen. Diese öffnete nun die junge Dame und ließ Casey hinein. Sie staunte nicht schlecht. Das ganze Büro war mit Kunstwerken verschiedener Künstler eingerichtet und sah eigentlich nicht aus wie ein Büro. Vielmehr sah es wie ein großes Wohnzimmer aus. In der Mitte standen zwei Couchen, die sehr bequem aussahen.



„Bitte kommen Sie doch hier herüber.“



Casey erschrak, als sie die Stimme hörte. Sie war ganz in Gedanken gewesen und hatte Mr. Hooks gar nicht wahrgenommen. Er saß an einem sehr großen und schweren Marmor Schreibtisch und zeigte auf den Sessel davor.



Sie ging auf ihn zu, begrüßte ihn und nahm dann Platz.



„Guten Morgen Miss Flemming. Wir freuen uns, sie bei uns begrüßen zu dürfen. Ihr Arbeitsplatz ist im ersten Stockwerk. Ich habe nach Mrs. Granger geklingelt. Sie wird sie nach unten begleiten und sie in die Arbeit einweisen. Mrs. Granger wird uns in einem Monat verlassen, da sie ein Kind erwartet. Ich erwarte von ihnen, dass sie die Arbeit von ihr übernehmen.”



In diesem Moment klopfte es an der Tür und es trat eine hochschwangere Dame ein.



„Ach! Mrs. Granger, da sind sie ja schon, bitte kommen sie herüber.“



„Mrs. Granger dies ist Miss Flemming ihre Nachfolgerin. Bitte zeigen Sie ihr alles, damit sie sich hier zurechtfindet.“



„Ja Sir, Bitte kommen sie Miss Flemming, ich werde ihnen alles zeigen.“ Mrs. Granger zeigte zur Tür und sie verabschiedeten sich von Mr. Hooks.



Als sie mit dem Fahrstuhl in den ersten Stock gefahren waren, ging Mrs. Granger links den Gang hinunter. An der dritten Tür hielt sie an und öffnete Sie. Sie traten in ein kleines Büro ein.



„So dies ist mein Reich, beziehungsweise jetzt ihr Reich. Ich werde die Firma bald verlassen, weil ich ein Kind erwarte. Auf dieser Etage befindet sich die Buchhaltung, der Versand das sind wir und die Koordination. In der Etage darüber haben wir die Schreibbüros und darüber ist die Chefetage. Die haben wir ja eben gesehen. Unter uns ist nur der Empfang. Ihre Jacke können Sie dort an dem Jackenständer aufhängen. So, dann wollen wir mal anfangen. Nehmen Sie sich doch bitte einen Stuhl und setzen sich neben mich. Hier in den Aktenordnern stehen die Adressen der Gesellschaften, mit denen wir schon Waren transportiert haben. Weiterhin sind hier die.........“



Mrs. Granger erzählte Casey alles, was ihr so einfiel. Der Tag war anstrengend aber schon sehr lehrreich.



Gegen 18:00 Uhr war ihr erster Tag zu Ende. Sie bemerkte, dass kein Mitarbeiter länger arbeitete. Die Firma wurde gegen 18:30 Uhr geschlossen. Somit würde ihre Arbeitszeit immer von 8:00 bis 18:00 Uhr gehen. Dazwischen hatte sie eine Stunde Mittagspause.



Rasch fuhr sie nachhause, weil sie sehr gespannt darauf war, ob die Umzugsfirma alle Sachen von ihr mitgebracht hatten. Sie hatte heute um 13:30 Uhr ihre Mittagspause genommen, war nachhause gefahren und hatte die angekommene Umzugsfirma in Ihr Haus gelassen. Jetzt wollten Sie fertig sein.

 



Als sie in ihre Straße einbog, sah sie, dass der LKW von der Firma nicht mehr da war. Das bedeutete, dass sie fertig waren. Nachdem sie das Auto geparkt hatte und die Haustür mit dem Zweitschlüssel aufgeschlossen hatte, schaute sie in ihren Briefkasten und fand dort den Schlüssel, den die Umzugsleute hineingeworfen hatten. Im Flur herrschte das absolute Chaos. Überall standen Kisten und Kartons herum. Im Wohnzimmer hatten sie die Schränke aufgebaut aber dann irgendwo stehen gelassen. So sah es im ganzen Haus aus. Die Packer hatten die Möbel zusammengebaut und auch in die richtigen Räume gestellt, nur war es jetzt ihre Aufgabe die Möbel auch an die richtige Stelle zu schieben. Das würde noch eine Menge Arbeit bedeuten. Doch für heute sollte es so reichen. Sie fand, dass das auch noch morgen Zeit haben würde. Das Einzige, was sie heute noch tat, war ihr Bett an die Stelle zu schieben, wo es von nun an stehen sollte. Sie bezog das Bett mit dem Laken, womit sie im Wohnzimmer die Luftmatratze bezogen hatte und brachte ihr Bettzeug nach oben. Danach versuchte sie in den Kartons, die in der Küche standen, Kochgeschirr, Teller und Bestecke zu finden. Nachdem sie alles gefunden hatte, machte sie sich etwas zu essen und nahm dann das Essen mit hinüber ins Wohnzimmer. Dort saß sie dann an ihrem Tisch, der irgendwie im Wohnzimmer stand und blickte sich um. Sie hatte noch verdammt viel Arbeit vor sich, bis es hier ein bisschen gemütlich aussah.



Gut war, dass die Carmichels ihre Gardinen hängen gelassen hatten, somit sah der Raum schon nicht so kalt und leer aus. Die recht modernen Vorhänge zeigten von einem guten Geschmack der Vorgänger und würden bestimmt gut zu ihrer Einrichtung passen, dachte Casey, als sie während des Essens ihre Augen durch den Raum schweifen ließ und gedanklich schon jedes Möbelstück an seinem Ort stehen sah.



Nachdem sie gegessen und das Geschirr abgespült hatte, versuchte Sie ihren Fernseher in Gang zu bekommen. Als Sie endlich ein paar Kanäle eingestellt hatte, schob sie Ihre Couch vor den Fernseher und nahm Platz. Sie zappte ein bisschen herum, bis sie die Nachrichten hinein bekam. Über Konflikte in Nahost wurde gerade berichtet. Mit großem Interesse verfolgte sie die Meldungen. Ein Kunsthaus in Mexiko war letzte Nacht bestohlen worden. Man hatte zwei große Vasen aus der Inkazeit gestohlen. Der Wert ungefähr 1,5 Millionen Dollar. Casey dachte bei der Nachricht darüber nach, was sie wohl mit 1,5 Millionen Dollar machen würde. Ihr fiel sehr viel ein. Als die Nachrichten vorbei waren, schaltete sie das Gerät ab und ging nach oben. In irgendeinem Karton musste sie ein paar Bücher haben. Sie durchsuchte die Kartons oberflächlich und fand schnell ein Buch, was sie interessierte. Müde und erschöpft vom ersten Tag, legte sie sich ins Bett. Sie versuchte noch ein paar Seiten zu lesen, merkte aber schnell, dass sie sich auf die Zeilen nicht konzentrieren konnte und legte somit das Buch weg. Bald darauf schlief sie ein.



Der Tag war schön. Es war warm und überall hörte man Vögel singen. Zwar war es schon Spätsommer, aber hier in Arizona wurde es ja nie richtig kalt. Man kannte zwar auch kühlere Tage aber richtig kalt wie drüben im Osten oder in den Hochtälern der Berge wurde es hier nie. Casey liebte Arizona. Ihre Eltern waren früher oft in den Ferien zum Golfen nach Phönix gefahren und sie hatte in den dazu gehörenden Hotel Resorts sich gut am Pool vergnügt. Außerdem lag Arizona so dicht an ihrem Heimatstaat Kalifornien. Sie war in Los Angeles geboren worden. Ihre Eltern waren recht wohlhabend und so mangelte es ihr meistens nicht an Geld. Nicht das sie nicht mit dem Geld auskam, das sie verdiente. Nein im Gegenteil sie hatte immer schon eine gute Einstellung zum Geld gehabt. War nie verschwenderisch gewesen. Alle Ausgaben wurden gut überlegt. Ihre Eltern hatten sie dazu erzogen, sich nie etwas darauf einzubilden, dass man wohlhabend war. Somit war es für sie auch selbstverständlich gewesen, nach dem College einen Beruf zu lernen und eine eigene Wohnung zu haben. Casey wusste immer, was sie als Nächstes tun wollte. Nur als ihr Vater vor ein paar Jahren unerwartet verstorben war, war sie kurzzeitig ins grübeln gekommen, ob das was sie tat, auch wirklich das war, was sie wollte. Sie war geneigt gewesen, sich eine Stelle fern von daheim zu suchen aber nach dem Tod ihres Vaters verwarf sie die Idee und blieb in Los Angeles, um in der Nähe ihrer Mutter zu sein. Jetzt etliche Jahre später schien es nicht mehr nötig zu sein, immer in greifbarer Nähe ihrer Mutter zu bleiben. Sie hatte ihr Leben gut im Griff und war dank des Vermögens in der Lage einen gewissen Lebensstil sich zu behalten. Ihre Mutter verstand auch, dass sie privat eine Veränderung brauchte.



So hatte sie auch keine Einwände gehabt,