Handbuch E-Learning

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Wirtschaftliche Gesichtspunkte

Kosten bei der Auswahl einer Lernplattform ergeben sich nicht nur durch die Anschaffung der Hard- und Software, sondern auch durch die Lizenzbedingungen, die bei der Auswahl berücksichtigt werden müssen. Auch hier wird den Open-Source-Lösungen ein Vorteil zugesprochen, da diese kostenfrei genutzt werden können. Allerdings entstehen dem Bildungsanbieter Kosten für die Administration solcher Lösungen. Häufig nicht berücksichtigte Kosten fallen außerdem bei der Anpassung vorhandener Systeme an, der Bereitstellung notwendiger Hard- und Software und der Weiterentwicklung eines Systems.

Darüber hinaus haben sich auch Kooperationsanbieter am Markt etabliert, die Lernplattformen für das E-Learning als Serviceeinrichtung betreiben. So gibt es für Universitäten in verschiedenen Bundesländern spezielle Ansprechpartner, z. B. der Virtuelle Campus Rheinland-Pfalz (http://www.vcrp.de) oder das Bildungsportal Sachsen (https://bildungsportal.sachsen.de) oder für Schulen das Angebot von Lehrer-Online (https://www.lo-net2.de). Einige dieser Anbieter bieten den Service für entsprechende Einrichtungen auch kostenfrei an.

Die diskutierten und vor dem Hintergrund der Schnittstellenoffenheit und Kompatibilität verschiedener Systeme angesprochenen Standards von E-Learning-Materialien und -Modulen (Kap. 10) sollten bei der Auswahl einer Lernplattform berücksichtigt werden. Auch die Verwaltung, Nutzung und Wiederverwertung von Lernmaterialien sowie die Einbindung verschiedener Module in die Lernplattform sollte unterstützt werden.

3.6.3 Auf Benutzerfreundlichkeit achten

Benutzerfreundlichkeit (Usability) ist ein Begriff, der aus der Softwareergonomie stammt und auf die Gebrauchsfähigkeit eines Produktes verweist. Es gibt mehrere ISO-Normen zur Benutzerfreundlichkeit: z. B. ISO 14915 (Softwareergonomie für multimediale Nutzerinterfaces), ISO 13407 (für benutzerorientierte Gestaltung interaktiver Systeme), ISO 4291 (Mensch-System-Interaktion). Häufig sind die Anforderungskataloge umfangreich und nicht einfach in eigene Projekte zu übertragen. Stapelkamp (2007) und Schweibenz/Thissen (2003) geben einen umfassenden Einblick in den Bereich der nutzerfreundlichen Gestaltung von Online-Systemen.

Für den Bereich des E-Learning sollen nachfolgend die vier Dimensionen von Benutzerfreundlichkeit vorgestellt werden (Reglin 2001):

 Operability meint die Bedienbarkeit eines technischen Systems. Reglin (2001, 58) plädiert hier für die „Unaufdringlichkeit“ bei der Interfacegestaltung. So sollen „Lernsysteme ergonomisch zweckmäßig und intuitiv nutzbar“ gestaltet werden, damit „das Lernprogramm nicht ‚erster Lerngegenstand‘ wird und die Aufmerksamkeit der Lernenden sich ganz den zu erarbeitenden Inhalten widmen kann“.

 Accessibility meint den Zugriff und die Verfügbarkeit von Inhalten. „Wir fragen danach, wie Lerneinheiten gegeneinander abgegrenzt und miteinander verknüpft – oder verknüpfbar – sind, ob und wie sie sich zu einem konsistenten System fügen und durch welche Verfahren ein solches Lernsystem sicherstellt, dass sicher und zielgenau auf benötigte Inhalte zugegriffen werden kann“ (ebd.).

 Viability verweist auf die Art der Darbietung der zu vermittelnden Inhalte (Didaktik); Lernen wird demnach u. a. erreicht durch die Unterstützung des individuellen Lernprozesses, Lebensweltbezug, Zielorientierung, Motivation. Lernplattformen sind dazu so zu gestalten, „dass eine Anpassung an veränderte Anwendungssituationen jederzeit möglich ist. Sie messen sich, kurzum, an ihrer Tauglichkeit als Instrumente der Aneignung nützlichen Wissens“ (ebd.).

 Social connectivity heißt, die Lernprozesse sollen in einem sozialen Raum eingebettet sein, denn „Lernangebote – jeder Art – (stehen) zur sozialen Umwelt der Lernenden in Beziehung, und auch das Gelingen dieser Beziehung ist wesentliches Moment ihrer (guten) Nutzbarkeit“ (ebd., 59).

Benutzerfreundlichkeit bei Lernplattformen ist für drei Gruppen wichtig:


1. „die Dienstleister, die den technischen Support und das einführende Training leisten,
2. für die Lehrenden, die die Systeme in der Lehre nutzen wollen,
3. und für die Studierenden, die damit lernen sollen“ (Schulmeister 2005a, 13).

In einer Befragung gaben Entwickler an, dass eine Lernplattform Standards entsprechen sollte, die den Transfer von Lernobjekten, die Einfügung von Metainformationen über Lernobjekte, die Einbindung digitaler Bibliotheken unterstützen bzw. ermöglichen, die Stabilität des Systems gewährleisten und Agententechnologien enthalten, die die Erstellung von Lehrinhalten unterstützen. Lehrende wünschen sich von einer Lernplattform, dass diese flexibel genutzt werden kann, um unterschied­liche Lernszenarien zu realisieren, Multimediaelemente eingebunden sowie Lern­module flexibel zusammengestellt und portiert werden können, der Computer als Mind Tool zur Unterstützung der Herausbildung kognitiver Strukturen nutzbar ist und die Lernplattform leicht handhabbar und offen ist. Lernende gaben an, dass sie sich von einer Lernplattform die Unterstützung der Entwicklung von Lernkompetenz, die lernergerechte Verwaltung, Betreuung, Organisation, eine Individualisierung ihrer Lernprozesse, eine Unterstützung bei der Orientierung, der Navigation und des Informationszugriffes, Transparenz des Online-Kurses und einen flexiblen Zugriff auf relevante Inhalte sowie die Unterstützung von Kommunikation und Kooperation wünschen (Tergan/Zentel 2003, 224 ff.). Die mannigfaltigen Anforderungen an eine Lernplattform im E-Learning machen deutlich, dass es nur schwer möglich ist, ein optimales, alle zufriedenstellendes System zu erstellen.

3.6.4 Einsatz mehrerer Lernplattformen

E-Learning gehört für viele Bildungsanbieter mittlerweile zum Angebot, und die dafür notwendige technische Infrastruktur ist bereits vorhanden. Oft wird nicht mehr nur eine, sondern mehrere Lernplattformen werden parallel betrieben.

Gründe für den Einsatz mehrerer Lernplattformen

Dies kann unterschiedliche Gründe haben: So ist es möglich, dass ein Lernplattformanbieter seine Produktentwicklung eingestellt oder auch den Support, die Geschäftsbedingungen oder Angebotspreise geändert hat. Die Lernplattform dient dann eventuell noch dazu, laufende Kurse abzuschließen sowie die Arbeitsergebnisse für die Lerner der letzten Jahrgänge zu erhalten, damit diese z. B. für Nachbereitungen genutzt werden können. Denkbar ist auch, dass sich die Anforderungen der Bildungsanbieter und/oder Lerner geändert haben und neue Funktionen notwendig sind, die in der bisherigen Lernplattform nicht enthalten sind.

Ein weiterer Grund für den Einsatz mehrerer Lernplattformen kann darin bestehen, dass die Nutzer (Lehrende und Lernende, aber auch Administratoren) nach einer Einarbeitungsphase in E-Learning konkretere Vorstellungen von den notwendigen Funktionen einer Lernplattform und ihrer Integration in den virtuellen Bildungsraum haben, die von dem vorhandenen System nicht entsprechend realisiert werden können. Dies könnte eine einfachere Verwaltung der Datenbanken oder die Anbindung an Verwaltungssysteme beim Bildungsanbieter aus technischer Perspektive sein, aber auch eine bessere Unterstützung bei der Einbindung von Lehrmaterial oder ein funktionaleres Angebot bei den Kooperations- und Kommunikationsinstrumenten für die Lernenden bis hin zur Individualisierbarkeit und Schnittstellenoffenheit.

Sind diese Gründe, die zu einer Implementierung anderer Systeme führen, für eine zentrale Verwaltungseinheit von Belang, z. B. für ein E-Learning-Kompetenzzentrum, so können innerhalb von Bildungseinrichtungen auch mehrere Lernplattformen aufgrund individueller Vorlieben und Bedarfe von Lehrenden nebeneinander existieren. Durch die zunehmend einfachere Administration der technischen Infrastruktur mit geringen technischen Kenntnissen ist es dem Lehrenden so bspw. möglich, schneller auf Lehr- und Lernbedarfe zu reagieren, zusätzliche Applikation zu installieren, Arbeitsbereiche neu zu vergeben oder die Aufteilung von Lerngruppen kurzfristig zu organisieren, ohne dabei ggf. den Umweg über eine IT-Abteilung nehmen zu müssen.

Herausforderungen beim Einsatz mehrerer Lernplattformen

Das Anbieten unterschiedlicher Lernplattformen stellt jedoch Lehrende und Lernende vor einige Herausforderungen. So müssen sich diese in mehrere technische Systeme mit ihrer je spezifischen Nutzungslogik einarbeiten. Die Lehrenden müssen die Funktionen kennenlernen, die für die Gestaltung des Lehrprozesses und die Anregung des Lernprozesses dienlich sind. Dies könnten die Editoren zum Erstellen von Aufgaben, Kommunikations- und Kooperationswerkzeuge, Kalender oder Instrumente für die Nutzerverwaltung, Gruppenbildung u. v. m. sein.

Die Lernenden müssen sich mit den einzelnen Systemen auseinandersetzen. Das beginnt beim Login für die Nutzung über die grundlegende Orientierung im System bzgl. Navigation, Informationssuche oder Nutzung der auf der Lernplattform bereitgestellten Instrumente zur Aufgabenbearbeitung bis hin zu Möglichkeiten des Beitritts zu Lerngruppen, geschützten Arbeitsbereichen oder dem Einsehen des eigenen Lernfortschrittes.

 

Die hier aufgezeigten Aspekte stellen nur einen kleinen Ausschnitt dar, welche Besonderheiten für Lehrende und Lernende bei der Nutzung mehrerer Lernplatt­formen zu berücksichtigen sind. Diese variieren u. a. je nach Funktionalitäten, der eingesetzten und einsetzbaren Instrumente sowie der Individualisierbarkeit und Anpassbarkeit an die eigenen Bedürfnisse.

Weiterhin muss bedacht werden, dass die Anbindung an entsprechende Verwaltungssysteme des Bildungsanbieters durch den Einsatz unterschiedlicher Plattformen erschwert wird. Gerade bei größeren Bildungsanbietern werden oft Verwaltungssysteme installiert, die es ermöglichen, bspw. Lernleistungen aus dem System über entsprechende Schnittstellen zu übertragen und anzuerkennen. Durch den Einsatz verschiedener Lernplattformen ist eine Kompatibilität zu den Verwaltungssystemen nicht mehr gewährleistet, was zu einem Mehraufwand für die Lehrenden führen kann. Darüber hinaus sind auch rechtliche Aspekte zu bedenken. Während bei zentral verwalteten Systemen viele Rechtsfragen durch die Verwaltung geklärt sind (z. B. der Einsatz von rechtlich geschützten Dokumenten), sollten Lehrende, die eine Indivi­dual­lösung anvisieren, neben den technischen und pädagogischen Kenntnissen auch Kenntnisse über die rechtlichen Fragen im E-Learning haben (Kap. 11).

Nutzung der technischen Infrastruktur für E-Learning im Studentischen Lebenskreis

In den letzten Jahren zeichnete sich darüber hinaus ein Trend vor allem an Universitäten ab, der unter dem Stichwort Studentischer Lebenskreis (Student Lifecycle) auch den verstärkten Einsatz von Informationstechnik für die Einwerbung und Verwaltung der Studierenden, die Verbesserung des Studiums und der Studierbarkeit bis hin zur Betreuung von Alumni gefasst werden kann. Hierbei werden unter Einsatz einer technischen Infrastruktur Vorinformationen über die Studiermöglich­keiten bspw. in Form von Online-Studienwahl-Assistenten an einer Universität gegeben, über die sich potenzielle Studienbewerber informieren können. Vor- und Brückenkurse können einen Einstieg in das Studium erleichtern und die Wahl des geeigneten Studiengangs unterstützen. Bewerbungen und Einschreibungen für Studienplätze erfolgen online, die bedarfsgerechte Auswahl von Lernangeboten, die Protokollierung von Prüfungsleistungen oder das Herstellen von Lerngruppen sowie der Kontakt zu Dozenten und/oder Tutoren werden mittels der technischen Infrastruktur unterstützt. Dies kann gerade für die ersten Semester hilfreich sein, um sich im Studienalltag zurechtzufinden, sofern den Einsteigern auch entsprechende Unterstützungen zur Nutzung der Lernplattform angeboten werden. Entsprechende Apps der Hochschulen für mobile Endgeräte, die Auskunft über Dienstleistungen, Veranstaltungsübersichten, Sprechzeiten, wichtige Medien usw. geben, wirken unterstützend. Darüber hinaus können mittels geeigneter Informationstechnik und unter Einsatz von E-Learning die Qualität von (Massen-)Lehrveranstaltungen, die Zufriedenheit der Studierenden erhöht und ggf. Kosten für den Bildungsträger gesenkt werden. Im Laufe des Studiums kann die Selbstorganisation der Studierenden ge­stärkt und die Studienzeit sowie die Lehrorganisation dem Lernen angepasst werden. Die Mobilität der Lerner wird unterstützt, neue Lernendengruppen (z. B. berufsbegleitend Studierende) können angesprochen oder die Abbrecherquoten verringert werden. Nach Abschluss des Studiums hält das System über die technische Infrastruktur Weiterbildungsangebote oder Instrumente zur Unterstützung der Netzwerkarbeit für die Alumni bereit. Auch die hochschulübergreifende Nutzung von Studienmaterialien ist insbesondere für Studiengänge mit geringeren Studierendenzahlen ein Grund, ein solches System aufzubauen (Schulmeister 2007).

Es wird deutlich, welche Vorteile die technische Infrastruktur des E-Learning für die Gestaltung des Studentischen Lebenskreises bieten kann. Jedoch ist hierfür ein homogenes Angebot hilfreich, in das der virtuelle Bildungsraum eingebettet ist. Einzellösungen bergen u. a. die Gefahr, dass Lernende desorientiert zwischen verschiedenen virtuellen Bildungsräumen pendeln oder Fehler aufgrund nicht funktionierender Schnittstellen zwischen Bildungsraum und weiteren technischen Systemen entstehen, die nicht nur aufseiten der Lernenden für Missmut und Demotivation sorgen dürften. Daher empfiehlt es sich gerade in größeren E-Learning-Projekten, die Einzellösungen in ein Komplettsystem zu integrieren oder im Umkehrschluss ein System bereitzustellen, das individuell konfigurierbar ist und den jeweiligen Bedürfnissen gerecht wird.

3.7 Nutzung der Lernplattform
Neue Erfahrungen für Lernende und Lehrende

Eine technisch erfolgreich implementierte Lernplattform und deren Integration in den virtuellen Bildungsraum wird nicht schon deswegen (sinnvoll) genutzt, weil die Funktionen zur Verfügung stehen. Für die Akzeptanz ist es wichtig, dass Lernende und Lehrende verstehen, wie durch diese Funktionen Lern- und Lehrprozesse gestaltet und gefördert werden können und sie auf geeignete Unterstützungs- und Beratungsstrukturen, z. B. in E-Learning-Kompetenzzentren, zurückgreifen können. Einführungen zu Beginn der Nutzung des virtuellen Bildungsraums, vor allem der eingesetzten Lernplattform, sollten deshalb nicht nur die Funktionen erläutern, sondern auch darauf eingehen, wie diese Funktionen effektiv genutzt werden können. Dies betrifft sowohl Hinweise darauf, wie das System an einer Bildungseinrichtung oder in einem Projekt genutzt wird, als auch darauf, wie es kursspezifisch eingesetzt werden kann und welche Möglichkeiten es gibt, ggf. je nach Lerninhalt oder bevorzugter Arbeitsmethode auch individuelle Einstellungen vorzunehmen. Problematischer kann es werden, wenn Lernplattformen durch Einbindung externer Ressourcen durch die Lernenden erweitert und individualisiert werden, da hier nicht unbedingt technische und organisatorische Unterstützung angeboten werden kann. Lernende binden meist nur die Ressourcen zusätzlich ein, mit denen sie zu arbeiten gewohnt sind und die ihren Handlungsweisen entsprechen.

Erst durch die Beiträge der Lernenden wird eine Lernplattform lebendig und motiviert dazu, die verschiedenen Bereiche zu besuchen und sich an der Kommunikation zu beteiligen. Auch wenn die Nutzung des Internets und insbesondere der Austausch in sozialen Medien mittlerweile zum Alltag gehört, sollte nicht unterschätzt werden, dass es Lernenden fremdartig sein kann, sich insbesondere auf der Lernplattform in formalen Bildungsangeboten durch Beiträge in schriftlicher (z. B. in einem Diskussionsforum), auditiver (z. B. durch einen Podcast) oder visueller (z. B. durch ein Video) Form am Lernprozess aktiv zu beteiligen.

Frustrierende Erfahrungen zu Beginn lassen sich meist nur schwer ausgleichen, ebenso wie einmal etablierte Arbeitsroutinen im Umgang mit einer Lernplattform oft nur mühsam geändert werden können, auch wenn sie umständlicher oder zeitauf­wendiger sind als andere Arbeitsweisen. Aus diesem Grund wird in den folgenden Abschnitten die Nutzung der Lernplattform aus den Perspektiven der unterschiedlichen Akteure betrachtet. Dies ist natürlich – je nach technisch eingesetzter Infrastruktur und Projekt – zu modifizieren. Dabei geht es an dieser Stelle nicht vorrangig darum, inwiefern sich z. B. die Betreuung, die Kommunikation usw. in virtuellen Lernszenarien ändert und was dabei zu beachten ist – dies wird in Kap. 6 ausführlich behandelt –, sondern um die Bedeutung der Funktionen der Lernplattform und deren Nutzung in virtuellen Lernszenarien.

3.7.1 Die Perspektive der Lernenden
Themen und Formen der Einführung in die Lernplattform

Lernplattformen stellen üblicherweise den Ausgangspunkt für die Gestaltung und Durchführung von E-Learning-Angeboten dar und sind damit erste Anlaufstelle für die Nutzenden. Mit dem ersten Besuch einer Lernplattform treten die Lernenden in eine neue (Lern-)Welt ein. Für diejenigen Lernenden, die noch keine Erfahrungen mit E-Learning haben, stellt die Arbeit auf einer Lernplattform eine Herausforderung dar. Bisher gewohnte Arbeitsprozesse wie z. B. das Auffinden von Informationen, der Umgang mit Arbeitsmaterialien, die Kommunikation und Zusammenarbeit in virtuellen Lerngruppen verlaufen anders. Auf alle diese Bereiche muss in einführenden Veranstaltungen – vergleichbar einer Einführungsveranstaltung für Studienanfänger an einer Präsenzhochschule – eingegangen werden. Idealerweise beschränken sich die grundlegenden Arbeiten der Lernenden auf Aktionen innerhalb der Lernplattform, da diese eine klare Rahmung für die Arbeitsbereiche bietet, an der sich Lernende orientieren können. Die Einführungen in die Arbeit mit einer Lernplattform können z. B. während einer Präsenzveranstaltung stattfinden, die natürlich auch weitere Themen (z. B. die Vergabe von Arbeitsaufträgen, die Besprechung der Lerngegenstände etc.) beinhalten darf, in die sich Praxisübungen inte­grieren lassen. Möglich ist auch eine Einführung als Online-Kurs, ggf. mit Möglichkeiten zum Üben und Ausprobieren. Begleitende schriftliche Unterlagen mit Abbildungen bzw. Screenshots können hilfreich sein.

Erklärt werden müssen alle Abteilungen der Lernplattform (Kap. 3.3) und die vorhandenen Funktionen und Instrumente sowie deren Nutzung im Lernprozess. Technische Aspekte der Instrumente wie die Unterstützung von Dateiformaten, Down- und Upload-Prozeduren, die Arbeit im eigenen Speicherbereich usw. müssen erläutert werden. Sofern vorhanden, sollte auf die Hilfefunktion des Systems oder die Unterstützung durch die Tutoren im Lernprozess hingewiesen werden. Dies ist notwendig, um Probleme bei der zukünftigen Erstellung, Sicherung oder Präsentation der Arbeitsergebnisse zu vermeiden. Die Lernenden müssen sich mit den Funktionsweisen des Systems auseinandersetzen und dabei im Laufe der Nutzung eigene, effiziente Arbeitsstrategien entwickeln. Aber auch weitere, aus dem virtuellen Bildungsraum in die Lernplattform aufgenommene Elemente (z. B. Einbindung von OER, externe Editoren usw.) müssen bzgl. der Nutzung vorgestellt werden.

Auch eine Einweisung in die Nutzung der Kommunikations- und Kooperationsinstrumente ist notwendig, z. B. in das Versenden von E-Mails über einen Verteiler oder notwendige technische Zusatzsoftware für die Nutzung geteilter Anwendungen wie z. B. einem Whiteboard. Für alle Funktionen gilt, dass das Lernen damit zunächst ungewohnt sein kann und erst eingeübt werden muss; so müssen z. B. virtuelle Gruppenarbeiten wegen des damit verbundenen Koordinationsaufwandes langfristiger angelegt werden, die Gruppenarbeiten in Präsenzgruppen und die gruppeninterne Kommunikation müssen auf die jeweiligen gemeinsamen Arbeitsphasen abgestimmt werden (siehe dazu ausführlich Kap. 6).