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4.3.3.5Lochplattenschwinger

Auch hier haben wir es mit einer Untergattung der Helmhöltzer zu tun. Der Aufbau des Basiskastens ist wiederum gleich dem Plattenschwinger und kann dort nachgelesen werden. Ähnlich wie beim Schlitzplattenschwinger wird hier die Frontplatte ebenfalls nicht vollflächig, sondern perforiert ausgeführt. Statt Schlitzen sind es hier allerdings Löcher.

Die Absorption erfolgt auch hier durch Auslenkung der Frontplatte und dem Strömungswiderstand in den Löchern auf Grund des dahinter ruhenden Luftpolsters.


Ein Lochplattenschwinger im Schnitt (Mistele)

Für die Auslegung gilt folgende Formel:


f: Resonanzfrequenz [Hz]

c: Schallgeschwindigkeit (343 m/s)

p: Lochflächenanteil der Frontplatte in % (Perforation)*

d: Tiefe des Moduls in [m] (Innenmaß!)

t: Lochtiefe [mm]

r: Radius der Löcher [mm]

*Wichtig: Hier ist die reine Prozentzahl anzugeben, also 2 bei 2 % und nicht etwa 0,02.

4.3.4Gesangskabinen

Ein Mythos! Gesangskabinen gehören zu den am stärksten überschätzten Studiotools überhaupt. Gerade Einsteiger meinen häufig, sie bräuchten unbedingt eine solche Kabine in ihrem Aufnahmeraum, um einen besseren Gesangssound zu erhalten.

Das Ergebnis ist dann eine kleine Kiste mit engen 1 bis 2 m², die auch noch randvoll mit Akustikschaumstoff geknallt wird. In den meisten Fällen resultiert daraus dann ein halbwegs trockener, aber dunkler Sound, der häufig ein großes Mumpfpotential in den unteren Mitten mit sich bringt.

Hinzu kommt das Problem, dass es in so einem Konstrukt immer Schwierigkeiten mit der Beleuchtung und der Luftzufuhr gibt, was den Entspannungsfaktor beim Aufnehmen in der Regel stark einschränkt. Gerade bei Gesangsaufnahmen muss sich der Interpret eben uneingeengt und wohl fühlen!

Bevor du also Geld in so eine Kiste investierst, optimierst du lieber deinen Studioraum so, dass dort auch schöne Gesangsaufnahmen möglich werden.

Sicher, große Studios haben Gesangskabinen. Hier sprechen wir aber nicht von kleinen Kisten mit Schaumstoff an den Wänden, sondern von echten kleinen Räumen mit 4 bis 8 m², die in vieler Hinsicht akustisch optimiert sind. Dies fängt bei der unregelmäßigen Raumgeometrie an, geht über die Entkopplung der Wände und Böden von der Außenwelt und endet bei unterschiedlichsten Absorberstoffen an den Innenseiten.

Wenn du Platz für solch eine Konstruktion hast, ist es durchaus eine Überlegung wert, sich so einen Raum im Raum aufzustellen.

In einem Raum dieser Art kannst du neben Gesang eventuell auch Gitarrenamps oder O-Töne für Samples aufnehmen.

Der Bau eines solchen Raumes ist mit hohen Kosten verbunden. Um nicht unnötig Material und Zeit zu verschwenden, empfehle ich dir also, unbedingt gleich einen Akustiker zur Unterstützung hinzu zu ziehen!

Hast du keinen Platz, keine Lust oder nicht die Mittel für so ein Bauvorhaben, lass es sein und vermeide unbedingt den halbgaren Weg über eine oben beschriebene Gesangskiste!

Ein Studioraum zum Aufnehmen und Abhören, der sinnvoll mit Absorbern und Diffusoren ausgestattet ist, wird immer besser klingen als solch ein zusammengeschusterter Klangsarg.

4.4Vorschlag zur Raumoptimierung

Abschließend möchte ich dir ein paar Vorschläge zur akustischen Optimierung eines typischen Homerecording-Raums machen. Basis hierfür ist zunächst ein Raum, der grundsätzlich ruhig ist. Eine interne Akustikverbesserung ist sinnlos, wenn alle 5 Minuten die Straßenbahn vorbei rattert. Gehen wir also von einem ruhigen, rechteckigen Wohnraum mit ca. 15 m² bis 20 m² und normal hoher Decke aus.

Deinen Arbeitsplatz stellst du symmetrisch und mit etwas Abstand zur Wand auf. Die wandentfernte Aufstellung verhindert Kammfiltereffekte und Bassüberhöhungen.

Die Abhörrichtung solltest du entlang der langen Raumseite orientieren. So kannst du Resonanzen im empfindlichen Mittenbereich im Voraus vermeiden.

Hinter und neben deinem Hörplatz bringst du Breitbandabsorber an, die verhindern, dass Reflexionen der Vorderseite und der Seitenwände deine Mixbeurteilung stören.

Es gilt das Prinzip: Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel. Zur Positionsfindung kannst du dich des Spiegeltricks bedienen: Hierzu bewegst du einen Spiegel entlang der Raumwände. An der Position, an welcher du deine Monitore im Spiegel siehst, sollte ein Absorber angebracht werden. In besonders schlechten Räumen (niedrige Decken!) können sogenannte Clouds an der Decke über dem Hörplatz helfen. Dies sind Absorber, die analog zu den Wandabsorbern an den Decken platziert werden.

Ideale Positionen für Bassfallen sind wie gesagt die Raumecken. Je nach Bassproblematik kannst du also in den Ecken vor deinem Abhörplatz und in den hinteren Raumecken Bassfallen anbringen. Eine besonders gemütliche Form der Bassfalle ist natürlich das obligatorische Studiosofa. Dabei „klingt“ ein Stoffsofa besser als ein Ledersofa, da letzteres wiederum viel Schall reflektiert!

Da wir schon bei den Möbeln sind: Wie bereits geschrieben, kannst du im hinteren Bereich offene Regale als Diffusoren aufstellen. Willst du niedrige Räume akustisch erhöhen, kannst du auch Diffusoren an der Decke anbringen. Zusammen mit den Clouds am Hörplatz können Diffusoren im hinteren Deckenbereich das LEDE-Prinzip unterstützen!

Grundsätzlich solltest du Absorber und Diffusoren so groß gestalten bzw. so anbringen, dass sie auch auf Kopfhöhe wirken. Dann funktionieren sie nicht nur beim Abhören im Sitzen, sondern auch z. B. beim Einsingen im Stehen.

Um die Akustik ändern zu können, kannst du an den hinteren Längsseiten raumhohe Vorhänge aus Bühnenmolton anbringen, die du bei Bedarf zu- oder aufziehst. Ebenso variabel und noch besser hinsichtlich Bandbreite und Wirkungsgrad sind mobile Stellwände. Letztere kannst du analog der Breitbandabsorber bauen. Sie eignen sich besonders gut zum Umstellen deines Gesangsplatzes!

Noch was: Von diversen Firmen gibt es kleine Absorber, die direkt am Mikrofonständer hinter dem Mikrofon angebracht werden können. Von diesen rate ich ab. Die vermeintliche Trockenheit erkauft man sich meist mit neuen Problemen wie Mittenmulm und Kammfiltereffekten, da der Absorber viel zu nahe ist und nicht breitbandig wirkt.

Ganz verteufeln möchte ich diese Teile jedoch nicht. Sie haben ihre Berechtigung wenn du an unbekannten Orten aufnehmen musst und nicht weißt, wie dort die Akustik ist. Dann gehören sie ins Stammgepäck, denn so ein Miniabsorber klingt trotz aller negativen Einflüsse immer noch besser, als ein evtl. dort auf dich wartender kahler Proberaum...


Akustikelemente im Projektstudio (Mistele)

4.5Richtiges Abhören

Um einen Nagel korrekt in eine Wand zu schlagen, musst du den Hammer richtig halten und im richtigen Winkel auf den Nagel treffen. Werkzeug, Position und Winkel entscheiden über das Ergebnis. Ebenso ist es beim Abhören.

Grundsätzlich gilt: Eine richtig positionierte günstige Abhöre ist immer besser als ein teures System, das falsch angewendet wird.

Weiterhin: Lerne deine Abhörwerkzeuge sehr gut kennen und höre so viele Produktionen wie möglich über sie. So lernst du, sie richtig einzuschätzen. Deine Ohren und deine Monitore müssen ein eingeschworenes Team bilden!

4.5.1Welche Monitore?

Die Wahl der Lautsprecher entscheidet sich häufig schon im Geldbeutel. Gerade für Projektstudios scheiden die großen Raumabhören, die bündig in die Wand eingelassen sind, leider aus. Diese sehen zwar genial aus, klingen satt, sind aber einfach zu teuer und für unsere Zwecke auch nicht nötig. Der ohnehin hohe Anschaffungspreis wird zudem vervielfacht, da zusätzlich eine professionell gestaltete Raumakustik erforderlich wird.

Letztlich sind solche Monitore heute auch nicht mehr zwingend nötig, da es inzwischen erstklassige Near- und Midfieldlautprecher gibt. In den meisten Fällen werden diese Monsterlautsprecher nur noch dazu genutzt, um dem A&R-Manager die Haare zu fönen ...

4.5.1.1Nearfield- und Midfieldmonitore

Im Projektstudio der Klasse 10.000,- bis 50.000,- EUR kommen daher Midfield- und Nearfieldmonitore zum Einsatz.

Als Midfieldmonitore bezeichnet man typischerweise Monitore, die eine Bassmembran größer 8 “ und mehr als 150 Watt Leistungsaufnahme haben. Diese haben klanglich grundsätzlich die Nase vorn. Sie decken größenbedingt ein breiteres Frequenzspektrum ab und erzeugen einen größeren Sweetspot, was bei der Arbeit mit mehreren Personen als Mithörer ein erheblicher Vorteil ist. Abgesehen davon sind mit ihnen auch höhere Lautstärken möglich.

Die Größe und Leistung bringt aber auch Nachteile mit sich: es ist ein größerer Hörabstand nötig, wodurch der Raumklang wiederum in den Vordergrund rückt. Auch hier sind also merkliche Investitionen in Akustikbau nötig.

Aus diesem Grund setzen viele Kollegen im Hobbysegment und semi-professionellen Bereich auf hochwertige Nearfieldmonitore. Diese sind vergleichsweise günstig, bieten ebenfalls eine sehr gute Klangabbildung und sind auf Grund der hörernahen Aufstellung gutmütiger, was die Raumqualität betrifft.

 

Da kleine Nearfieldmonitore bauartbedingt weniger Bass abbilden können, wird gerne die Unterstützung durch einen Subwoofer empfohlen. Ich sehe dies zwiespältig. Zum einen kostet ein Subwoofer zusätzlich 300,- bis 1000,- EUR und zum anderen ist besonders im Studio die Abstimmung der Grenzfrequenz zwischen dem Subwoofer und den Monitoren eine diffizile Angelegenheit.

Ich empfehle daher: Wenn du bzgl. Bass auf Nummer sicher gehen willst, lieber etwas mehr Geld in größere Monitore investieren und auf den zusätzlichen Subwoofer verzichten. Gute 6“- bis 8 “-Monitore mit Bassreflextechnik sollten hierfür genügen. Mit qualitativ hochwertigen, großen Nearfields, die du mit Analysetools unterstützt, bist du auf der sicheren Seite.

Bei allen Monitoren mit Bassreflexöffnung solltest du im Rahmen deiner Kaufentscheidung besonderes Augenmerk auf evtl. entstehende Strömungs- und Nachschwinggeräusche bei (Tief-)Basssignalen achten, welche die Transparenz des Gesamtsignals sehr beeinträchtigen können. Insbesondere bei Bassreflexsystemen im unteren Preissegment stößt die Technik eben schnell an hörrelevante Grenzen.

Es gibt ein weiteres Unterscheidungsmerkmal: aktiv oder passiv. Passive Monitore bestehen wie klassische Boxen lediglich aus den Membranen und Treibern an sich und einer Frequenzweiche, die das eingehende Signal auf die Wege aufteilt. Sie benötigen eine zusätzliche Endstufe. Dadurch verdoppelt sich die nötige Investition schnell. Den Vorteil, den die passiven Systeme haben, möchte ich nicht verheimlichen: Als externe Endstufe kannst du stets ein hochwertiges Gerät mit ordentlich Leistungsreserven wählen, was sich positiv auf die Impulsverarbeitung des Monitoringsystems auswirkt.

Bei aktiven Monitoren sind die Endstufen bereits im Monitorsystem integriert.

Die Vorteile dieser Technik sind schlagend:

 Jeder Treiber hat eine eigene, auf ihn abgestimmte Endstufe.

 Die Frequenztrennung erfolgt mit dem Linesignal, was technisch einfacher zu lösen ist als mit einem anliegenden Lautsprechersignal.

 Daher benötigt die Weiche weniger aufwändige Bauteile wie Spulen, Kondensatoren und Widerstände, durch die sich das Signal quälen muss. Dies macht die Trennung kostengünstiger und letztlich klangneutraler.

 Das Aktivsystem ist in sich komplett. Bei Passivsystemen musst du jedoch immer noch eine hochwertige Stereoendstufe samt Verkabelung einrechnen.

Aus diesen Gründen geht meine Empfehlung klar zu Gunsten der aktiven Monitoringsysteme!

Um die Verwirrung komplett zu machen, möchte ich noch passive Monitore mit einer eingebauten Endstufe ins Spiel bringen. Gerade im unteren Preissegment gibt es sogenannte Aktivboxen, die allerdings im Sinne der Studiotechnik keine sind. Ein Aktivmonitor hat immer je eine Endstufe für jeden Treiber. Dies ist bei den günstigen Pseudoaktivboxen nicht erfüllt: Die Frequenztrennung erfolgt eben immer noch nach der Endstufe und somit mit dem Lautsprechersignal. Daher bleibt eine Passivbox mit eingebauter Endstufe weiterhin eine passive Box. Lass dich hier also nicht blenden!

4.5.1.2HiFi-Lautsprecher

Es ist prinzipiell auch möglich, mit guten HiFi-Lautsprechern abzuhören. Mittelgroße Regallautsprecher in vernünftiger Qualität (also ab rund 250,- EUR pro Stück) sind durchaus brauchbar. Ab diesem Preisbereich gibt es sogar einige Produkte, die beinahe Monitorqualitäten haben.

Aber: Typische HiFi-Lautsprecher sind nicht prinzipiell für eine neutrale Wiedergabe gebaut, sondern, um schön zu klingen. In diesem Wohlklang gehen negative Mixeigenschaften leider oft verloren.

Beispielsweise werden kleinere HiFi-Boxen häufig so konstruiert, dass sie trotz ihrer geringen Ausmaße voll und groß klingen. Dies ist nur über eine baubedingte Überbetonung im Bassbereich möglich. Für Hintergrundmusik kann dies ganz toll sein, als Werkzeug sind solche Lautsprecher aber keinesfalls zu gebrauchen.

Erschwerend kommt hinzu, dass HiFi-Boxen nicht speziell für den Betrieb im Nahfeld gebaut werden. Insbesondere große Standlautsprecher benötigen für die volle Klangentfaltung einen großen Hörabstand. Hierdurch kommt ein eventuell schlechter Raumklang wieder zum Tragen.

Zudem verfügen sie nicht wie Monitore über einen dezidierten Sweetspot, sondern über einen recht breiten Bereich, in welchem es immer irgendwie gut klingt. Im Gegensatz dazu setzen Monitore auf einen sehr schmalen Sweetspot, der dafür mit sehr genauer Ortung und Detailauflösung auftrumpft. Durch diese starke Fokussierung kann auch wiederum der Raumeinfluss begrenzt werden.

Das Thema HiFi-Boxen als Monitore wird immer wieder teils hitzig diskutiert. Wenn du dir darüber im Klaren bist, wie diese Lautsprecher funktionieren, spricht erst mal nichts dagegen, sie für den Mix zu nutzen. Dein Ziel sollte es aber sein, auf lange Sicht ordentliche Monitore anzuschaffen.

4.5.1.3Zweitabhören

Neben deinen Hauptboxen, welche also idealerweise Studiomonitore sein sollten, haben sich billige „Schrottboxen“ als Zweitabhöre bewährt. Hierfür eignen sich einfache PC-Aktivboxen oder/und einer dieser unglaublich hässlichen Ghettoblaster mit Triple-X-Hyper-Bass und Pseudo-Surroundfunktion. Mit diesen Boxen simulierst du das obligatorische Küchenradio, billige HiFi-Anlagen und all die PC-Lautsprecher, durch die tagtäglich gute Musik gequält wird.

Es klingt an dieser Stelle komisch, aber ein lausiger Klang ist kaum zu simulieren! Ein guter Monitor wird auch trotz fieser Equalizer-Verzerrung nie wie ein schlechter Lautsprecher klingen. Zum miesen Klang gehören eben nicht nur ein eingeschränkter Frequenzbereich, sondern auch Resonanzen und ungenaues Ein- und Ausschwingverhalten.

4.5.1.4Kopfhörer

Kopfhörer sind neben Studiomonitoren weitere wichtige Monitoringinstrumente. Sie sind ideal zum Monitoring von Mikrofonaufnahmen, als Lupe beim Editing oder für den Roughmix in der Nacht.

Die großen Vorteile des Hörens über Kopfhörer sind das komplette Ausblenden des Raumeinflusses und die Tatsache, dass besonders im unteren Preissegment Kopfhörer deutlich besser klingen als Lautsprecher zum ähnlichen Preis.

Zum tatsächlichen Mischen und Mastern sind Kopfhörer aber leider ungeeignet. Dies hat verschiedene Gründe:

1 Technisch bedingt ermöglichen Kopfhörer keine neutrale Klangwiedergabe. Dies liegt an der Konstruktion und an der unnatürlichen Nähe zum Ohr. Auf Lautsprechern hat ein Kopfhörermix tendenziell zu wenig Höhen und zu viel Bass.

2 Beim Hören über Kopfhörer ist die Wirkung des Raumes ausgeschaltet, welcher aber essentiell für unser Hörempfinden ist. Total unterschätzt wird dabei auch der Einfluss unseres Kopfes, um den der Schall gebeugt wird!

3 Der Zweikanalklang entsteht sensorisch nicht wie gewohnt vor dem Hörer, sondern in dessen Kopf. Man spricht dabei von der Im-Kopf-Lokalisation. Diese ist auf Dauer anstrengender als das gewohnte Hören.

4 Über Kopfhörer hörst du immer nur einen Kanal pro Ohr. Wir hören also kein echtes Stereosignal, sondern zwei Monosignale.Somit hörst du nur Intensitätsunterschiede und keine Laufzeit-unterschiede. Dadurch verstärken, ja verzerren sich letztlich die Panoramabreite und die Effektierung enorm. Das führt dazu, dass ein Mix über Kopfhörer meist die Stereobreite nicht ausnutzt und mit zu wenigen Effektanteilen versehen ist.

5 Bei diesem getrennten Hören kommen außerdem Auslöschungen auf Grund von Phasenproblemen zwischen links und rechts nicht zum Tragen! Du weißt also nicht genau, ob sich dein Mix auf Lautsprechern seltsam gephased anhört.

Kopfhörer gibt es in offener, halboffener und geschlossener Ausführung. Welche Art du wählen sollst, entscheidest du am besten durch Vergleiche. Tendenziell klingen offene Kopfhörer eher luftig und sind angenehmer zu tragen als geschlossene. Das ist aber alles Geschmackssache.

Für Mikrofonaufnahmen, bei welchen sich der Interpret nah am Mikrofon befindet, solltest du aber geschlossene Kopfhörer verwenden, die möglichst dicht und dennoch bequem zu tragen sind. Was die Bauweise betrifft, ist es optimal, wenn er auch mit nur einer Muschel über einem Ohr stabil und bequem zu tragen ist.

4.5.2Monitore: Aufstellung und Einstellung

Dein Abhörplatz ist idealerweise symmetrisch im Raum positioniert. Dabei ist es erst mal egal, ob der Raum akustisch optimiert ist oder nicht. In jedem Fall sind die auftretenden Raumeinflüsse wenigstens symmetrisch und auf allen Kanälen gleich stark vorhanden.

Selbstverständlich ist auch die Entfernung der Monitore selbst zu Wänden und Ecken gleichmäßig zu wählen. Ansonsten entstehen unausgeglichene Reflexionswege und Intensitäten, welche die Stereoabbildung verfälschen: Die Signale, welche zuerst wahrgenommen werden, empfinden wir stets als lauter (Haas-Effekt). Dadurch kann sich die Stereomitte verschieben.

Bei der Aufstellung der Monitore solltest du wandnahe Bereiche meiden. Da sich die Bassenergie hier am stärksten aufschaukelt, führt eine wandnahe Aufstellung ergo zu starken Bassüberhöhungen. In den Ecken verstärkt sich dieser Effekt zusätzlich. Zudem können Kammfiltereffekte entstehen, die den Klang aushöhlen.

Wenn möglich, solltest du also einen Abstand von mindestens 0,6 m zu Wänden und Ecken einhalten. Ab dieser Entfernung werden die betroffenen Frequenzen zu tief, um wirkliche Probleme zu machen.

Diesen akustischen Mangel kannst du aber auch nutzen, um bassschwache Systeme etwas zu pushen. Mit präziser Abbildung hat dies aber nichts mehr zu tun.

Nicht nur die Wände reflektieren den Schall, auch Studiomöbel und das andere Equipment. Bei der Positionierung der Monitore solltest du in Sachen Kammfilter auch das Pult bzw. den Studiotisch beachten. Es gibt hier leider besonders ungünstige Aufstellpositionen, die frequenzabhängig zu starken Auslöschungen führen können. Hier probierst du am besten die zur Verfügung stehenden Positionen aus und nimmst dann die, an welcher das Signal am rundesten und am wenigsten beschnitten klingt.

Hast du die richtige Stelle im Raum gefunden, gilt es schließlich, die Monitore korrekt zu dir auszurichten. Richtig aufgestellt, bilden die Monitore und du ein gleichseitiges Dreieck mit einer Seitenlänge von mindestens 1 m. Die Hochtöner sind dabei stets auf Ohrhöhe, bei angewinkelter Monitorposition (z. B. von oben nach unten schauend) sollten sie zumindest auf deine Ohren zielen. Dies ist enorm wichtig, da die hohen Frequenzen maßgeblich für die Stereoabbildung verantwortlich sind.

Wenn Monitore liegend betrieben werden müssen, ist es in den meisten Fällen ratsam, die Hochtöner bei großem Hörabstand nach innen zeigen zu lassen, da das Stereobild ansonsten unnatürlich breit wird. Das gleichwinklige Dreieck wird in dem Fall von den Hochtönern und deiner Position gebildet. In jedem Fall gilt: Anleitung lesen, denn manche Monitore „mögen“ die liegende Nutzung überhaupt nicht!

Ob die Monitore korrekt positioniert sind, kannst du mittels rosa Rauschens prüfen, das du mono auf beide Monitore gibst. Erhältst du dabei bei verschiedenen Lautstärken ein korrektes Phantomzentrum, passen die Ausrichtung und die eingestellte Lautstärke pro Kanal.

Mit diesem Test kannst du auch gegebenenfalls die Funktionalität und Qualität deiner Monitormatrix testen. Nach meiner Erfahrung weichen besonders die günstigen Geräte im unteren Lautstärkebereich stark von der Monomitte ab! Dieses Problem kannst du eventuell mit einem Pad-Schalter an der Matrix eindämmen, der dazu zwingt, den Volumenpoti an der Matrix etwas heißer zu fahren.

Die Verwendung von Effekten in der Abhörkette zum Ausgleich von Mängeln in der Raumakustik oder Unzulänglichkeiten der Boxen ist nicht zielführend. Mit dem Equalizer kann man schließlich nur die Lautstärke einzelner dargestellter Frequenzbereiche verändern. Sowohl die Resonanz und die Nachhallzeit des Raums als auch das Schwingverhalten der Monitore verändern sich aber nicht!

Lediglich die breitbandigen Einstellmöglichkeiten an den Monitoren selbst haben eine Daseinsberechtigung. Diese stimmen ja auch nur den Grundklang eines Systems auf die Umgebung und den Hörgeschmack ab.

 

Die rein räumliche Positionierung der Monitore ist erst die halbe Miete. Für eine gute Performance ist auch die Art des Lautsprecherständers bzw. deren Unterlage wichtig.

Selbstverständlich wird auch im Studio immer wieder mit hohen Lautstärken abgehört. Damit dabei nicht die gesamte Studio-Einrichtung in Schwingung kommt, sollten die Monitore vom Untergrund entkoppelt werden. Hierfür eignen sich Schaumstoff- oder Gummimatten, auf welche sie gestellt werden. Der ideale Lautsprecheruntergrund sollte aber auch schon so wenig Eigenschwingung wie möglich zulassen. Ein stabiler Ständer aus Holz (evtl. hohl und mit Sand gefüllt) oder ein solides Rack kann wunderbar funktionieren.

Achtung: Entgegen einiger Ansichten entkoppeln sogenannte Spikes Lautsprecher nicht. Im Gegenteil: Sie koppeln an! Sinnvoll sind sie trotzdem, aber eher im Wohnzimmer, um Standlautsprecher an den Boden zu koppeln. Dadurch kann deren Bass gestrafft und ein satteres Fundament erzeugt werden, da kontraproduktive Resonanzen des Lautsprechergehäuses an den Boden abgeleitet werden. Dies funktioniert aber nur bei massiven Bodenkonstruktionen wie etwa Beton. Bei leicht mitschwingenden Böden wie Holzkonstruktionen oder schwimmend verlegtem Parkett klappt dies nicht. Hier ist wiederum Entkopplung ein probates Mittel, um den Klang zu optimieren.