Tierisch gute Gespräche

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Einige überraschende Antworten

In meinen Workshops wird immer viel gelacht. Einmal assistierte mir mein Kater Rodney, indem er eine Reihe von Fragen für die Kursteilnehmer überprüfte. Ich hatte die Antworten (die ich für richtig hielt) auf Karten geschrieben und diese mit der Schrift nach unten auf meinem Schoß gestapelt, um Zweifel von vornherein auszuräumen. Als Rodney nach seinem Lieblingsfutter befragt wurde, gab mir die Klasse korrekte Antworten, auf die ich selbst niemals gekommen wäre. Es war klar, dass sie nicht meine Gedanken gelesen hatten, denn ich hatte „Hühnchen“ auf die Karte geschrieben. Eine Kursteilnehmerin sagte „Zuckerguss“, eine andere platzte mit „Käsefisch“ heraus.

Sie konnten unmöglich wissen, dass Rodney über meinen letzten Geburtstagskuchen hergefallen war und eine ganze Reihe der zuckrigen Röschen weggeschleckt hatte. Auch konnten sie nicht erraten, dass ich mir auf meiner letzten Cocktail-Party ein paar der fischförmigen Kräcker aus der Schüssel nehmen wollte und die Kräcker pitschnass vorfand. Zu meinem Ärger hatte Rodney den Käse von jedem einzelnen „Fisch“ geleckt.

Bei einem Testlauf von Tammy Faye Bakkers Fernseh-Talkshow kommunizierte ich per Foto telepathisch mit ihrem herrlichen Hund. (Auf diese Methode werde ich in späteren Kapiteln eingehen.) Als ich den Hund bat, mir sein Lieblingsfutter zu zeigen, sandte er das Bild und den Geschmack von Schokolade. Als er gebeten wurde, seine Lieblingsaktivität zu schildern, sagte er, am liebsten sitze er in etwas Rotem. Tammy bestätigte, dass sie eine Woche zuvor den Hund die Reste ihres Schokoladeneisbechers ausschlecken ließ und dass sie ihn immer in einem großen roten Beutel über ihrer Schulter bei sich trug. (Und dies trotz der Gerüchte, Hunde seien blind für bestimmte Farben, was übrigens auch nicht meine Erfahrung ist. Hunde und Katzen haben mir jede Farbe des Regenbogens beschrieben, und in „The Mo-Show“ zeigte mir ein Mops mental seine grün und purpurn geblümte Tagesdecke.)

Mach dir klar, dass das Scharadenspiel ziemlich subjektiv sein kann. Die Tiere werden dir - so gut sie es eben können - Bilder übermitteln, aber die Interpretation ist dir überlassen. Sei nicht voreilig und verwirf nichts, was dir falsch oder nur eingebildet vorkommt. Die korrekte Übersetzung erfordert vielleicht etwas mehr Kreativität von deiner Seite. Hier noch ein paar Beispiele von „Bildersprache“, wo die Information zwar richtig war, die Übersetzung mich jedoch gnadenlos überforderte.

Bills Bulldoggen

Ich machte vor ein paar Jahren einen Hausbesuch, um ein Paar Bulldoggen kennen zu lernen, die bei mir einen unauslöschlichen Eindruck hinterließen. Sie erzählten mir viel, und ich gab alles an ihren Besitzer Bill weiter, einer Größe in der Filmindustrie. Während ich jedoch unzusammenhängendes Zeug daherredete, saß Bill bewegungslos und mit versteinertem Gesicht da, ohne mir durch ein Kopfnicken auch nur die geringste Bestätigung zu geben.

„Gott, ist das strapaziös“, murmelte ich vor mich hin. Als ich die Bulldoggen bat, mir ihre Lieblingsaktivität zu schildern, schwärmten sie von einem seichten fließenden Wasser. Sie zeigten mir, wie „Papa“, sie zu einem seichten Gewässer führte, in dem sie knietief wateten und planschten. Das Wasser schien einer Quelle zu entspringen, deshalb nahm ich an, dass es sich um einen Bach oder einen Teich handelte, der von einem kleinen Wasserfall gespeist wurde. Aber hier war ich überfordert. Die Hunde sandten mir ständig Bilder von bunten Fischen im Wasser. Ich sagte Bill, dass die Hunde den Teich mit den Fischen liebten und er sie bald wieder dorthin führen sollte. Noch während ich dies sagte, fragte ich mich, wo man im südlichen Kalifornien Hunde zu einem Teich mit tropischen Fischen in leuchtenden Farben führen konnte.

Am Ende des Readings sagte mir Bill, er habe absichtlich nicht reagiert, weil er mir keine Hilfestellung geben wollte. Aber dann holte er ein Fotoalbum und zeigte mir ein Bild seiner Bulldoggen in einem Planschbecken für Kinder. Das war also der Teich! Bill hatte es im Garten aufgestellt und mit einem Gartenschlauch gefüllt. Das war die Quelle! Das Plastikbecken war mit bunten Fischen bedruckt.

Der Iguana und die Trauben

Ich bekam einen Anruf von Peggy, einer reizenden und sehr gewissenhaften Klientin, die darüber klagte, dass ihr Iguana Stan, den sie gerettet hatte, nicht mehr fraß.

Peggy war in Panik, weil Stan sich offensichtlich zu Tode hungerte. Ich arbeitete damals bereits seit mehreren Jahren beruflich als Tiermedium, hatte aber noch nie mit einem Reptil geredet, und ich wusste offen gestanden so gut wie nichts über Iguanas. Weil ich keine Ahnung von ihrer Ernährung, ihren Gewohnheiten und Bedürfnissen hatte, ergriff ich die Gelegenheit, auf gut Glück mit einem zu kommunizieren.

Peggy hatte mehrere Tierärzte konsultiert, die offenbar noch weniger über Iguanas wussten als ich. Die arme Peggy hatte keine Diagnose bekommen können, und die spärlichen Ratschläge, die man ihr gab, funktionierten nicht. Stan wollte einfach nichts fressen.

Ich hatte Stan in Peggys Haus gesehen, als ich einen Hausbesuch machte, um mit ihren Katzen zu reden, aber ich hatte keinen Versuch unternommen, mit ihm zu sprechen. Um ehrlich zu sein, ließ mich Stan erschaudern. Aber weil ich seine Bekanntschaft – von Angesicht zu seinem grünen Angesicht – bereits gemacht hatte, versuchte ich, telefonisch Kontakt mit ihm aufzunehmen.

Ich begann: „Stan, ich habe gehört, dass du nicht frisst. Was würdest du gern fressen“? Bei dieser Frage stellte ich mir vor, dass Stan etwas Köstliches fraß. Ich hörte die Worte „Bananen-Bonbons, Bananen-Bonbons“!

Ich sah mit meinem geistigen Auge kleine Stücke getrockneter Banane. Peggy bestätigte, dass Stan tatsächlich nur noch Moneky Chow fraß, eine Süßigkeit, die getrocknete Bananen enthielt. Ich fühlte mich so erleichtert. Ich hatte tatsächlich Kontakt zu einem Iguana!

Auf die Frage, was wir sonst tun könnten, um seine Gesundheit zu verbessern, schickte Stan mir einen Kälteschauer und ein Gefühl von Klaustrophobie. Seine Beine schmerzten beim Laufen. Er wollte hinaus in den Sonnenschein, wo er sich frei bewegen konnte und nicht durch das enge Terrarium in seinen Bewegungen behindert wurde.

Ich dachte nicht groß über diese Bitte nach und ignorierte sie törichterweise. Welcher Iguana würde schon nicht lieber draußen im Sonnenschein spazieren gehen?

„Was können wir für deine Gesundheit tun, Stan? Was fehlt dir? Bist du über deine Lebensbedingungen so unglücklich, dass du dich zu Tode hungern willst?“

Darauf sandte mir Stan ein tiefes Gefühl von Liebe für seine menschliche Mutter und erzählte, dass sein Leben mit ihr viel besser als vorher war. Peggy bestätigte, dass sie ihn aus einer schrecklichen Situation befreit hatte und er in der ersten Zeit gefressen hatte und zufrieden gewesen war.

Stan wurde sogar noch zahmer und zärtlicher und erlaubte ihr, ihn zu halten, bis er sich plötzlich veränderte. Ich versuchte es ein weiteres Mal: „Stan, warum willst du nicht fressen?“ Hier ließ meine Interpretation mich im Stich. Als Stan mir das Innere seines Magens zeigte, sah ich in seinem Bauch ganze Trauben gelatineartiger Murmeln mit dünnen Häuten.

„Hast du es mit Weintrauben versucht?“ fragte ich Peggy. „Er zeigt mir grüne Trauben. Du könntest versuchen, ihm ein paar Trauben zu füttern.“ (Monkey Chow war eine Süßigkeit und führte Stan keine Nährstoffe zu.)

Am nächsten Tag rief Peggy an, um mir zu sagen, dass Stan die Trauben nicht fressen wollte.

Verwirrt und enttäuscht gab ich auf. Die nächsten Tage schmollte ich und murrte, weil Reptilien so schwer zu verstehen sind.

Gott sei Dank fand Peggy bald nach unserem Gespräch einen Tierarzt, der etwas über Iguanas wusste und eine genaue Diagnose stellte. Aufgeregt rief sie an, um mir die Neuigkeit zu berichten:

Zuallererst: Stan war ein Weibchen! Kein anderer Tierarzt hatte das bis jetzt herausgefunden, und offensichtlich hatte Stan es versäumt, dies mir gegenüber zu erwähnen. Zweitens war Stan trächtig! Der Tierarzt sagte, Stans Vernarrtheit in die neue Besitzerin hatte das Tier dazu gebracht, eine Scheinschwangerschaft herbeizuführen. Stan war also nicht nur eine trächtige weibliche Eidechse, sondern eine trächtige weibliche lesbische Eidechse!

Außerdem sagte der Tierarzt, dass bei Iguanas die Schwangerschaften monatelang dauern und dass sie sich in dieser Zeit weigern, etwas zu fressen. Sie legen ihre Eier im Gehen. Weil Stan voller Eier war und sich in ihrem engen Käfig nicht weit fortbewegen konnte, war sie drauf und dran zu platzen.

Peggy sagte, dass es Stan schließlich gelungen sei, im Käfig umher zu gehen und ein paar Eier herauszuquetschen, und rate mal, wie sie ausschauten: wie kleine grüne Trauben! Stans Information war also kristallklar gewesen. Sie hatte mir gesagt: „Ich bin in mein Frauchen verliebt. Ich habe einen Bauch voller Trauben, und ich muss umhergehen.“ Ich hatte es vermasselt, denn ich hatte die Information missverstanden.

Danach zog ich eine Iguana-Fachfrau, Joleen Lutz, zu Rate. Joleen leitet die Rettungsorganisation Winged Iguana und erzählte mir, wie das tatsächlich ist mit den Scheinschwangerschaften bei Iguanas. Die Weibchen werden einmal pro Jahr trächtig, ob sie nun verliebt sind oder nicht. Während der Schwangerschaft, die über einen Monat dauert, können sie nicht fressen, weil die Eier den Magen zusammendrücken. Das könnte erklären, warum Stan mir sagte, die Eier seien in ihrem Magen. Joleen sagte, Iguanas legen ihre Eier, auch wenn diese nicht befruchtet sind, genauso wie Hühner das tun. Manche Iguanas sind wunderbare Mütter. Sie gehen bei der Eierablage sehr wählerisch vor, während andere Weibchen ihre Eier einfach irgendwo fallen lassen.“ (Das erinnerte mich an einige Schauspielerinnen, die ich kenne.) Wenn du dich mit Winged Iguana in Verbindung setzen möchtest, um Hilfe für deine Iguana-Freunde zu suchen, findest du die Ruf-Nummer am Ende dieses Buches.

 

Kapitel 3:
Hellfühlen - Von Herz zu Herz

Das Land erschafft die Familie. Die meisten Menschen erschaffen nicht ihre eigenen Werte; die Kultur stiftet Werte - das ist der Sinn einer Kultur.

- Sapphire, Black Wings und Blind Angels

Hellfühlen: Gefühle klären

Im folgenden Absatz beschreibt Brenda Ueland eine Liebe jenseits aller Worte:

Als van Gogh ein junger Mann in seinen frühen Zwanzigern war, studierte er in London, um Pfarrer zu werden. Er verschwendete keinen Gedanken daran, Künstler zu sein. Er saß in seinem billigen kleinen Zimmer und schrieb einen Brief an seinen jüngeren Bruder in Holland, den er sehr liebte. Er blickte hinaus aus seinem Fenster, sah eine wässerige Dämmerung, einen dünnen Laternenpfahl, einen Stern und schrieb in seinem Brief etwa folgende Worte: „Es ist so schön, ich muss dir zeigen, wie es ausschaut.“ Und dann machte er auf seinem billigen linierten Schreibpapier die wunderschönste zarte kleine Zeichnung davon... Aber in dem Moment, als ich van Goghs Brief las, wusste ich, was Kunst ist, was kreativer Impuls ist. Es ist ein Gefühl von Liebe und Begeisterung, und du versuchst, auf direkte, einfache, leidenschaftliche und wahrhafte Weise, diese Schönheit in den Dingen anderen zu zeigen. Der Unterschied zwischen van Gogh und dir und mir ist, dass wir, während wir den Himmel ansehen und ihn als schön empfinden, nicht versuchen, jemand anderem zu zeigen, wie er aussieht. Ein Grund mag sein, dass uns der Himmel oder die anderen Leute egal sind. Aber meistens glaube ich, es liegt daran, dass wir entmutigt wurden und jetzt meinen, dass das, was wir über den Himmel denken, nicht wichtig ist.

Ersetze das Wort Himmel durch Tiere und du wirst sofort verstehen, was Hellfühlen ist. Unsere Kultur hat uns eingebläut, dass die Gefühle von Tieren unwichtig sind - so unwichtig, dass wir sie schließlich gar nicht wahrnehmen. Ich sage eingebläu., denn die Erwachsenen geben sich große Mühe, Kinder immer wieder zu beschämen, wenn diese ihr Mitgefühl zeigen: ihre angeborene Liebe, das innere Wissen, das angeborene Hellfühlen, das wir alle besitzen.

Als ich letzten Donnerstag mit meinem Skizzenblock im Zoo unterwegs war, bemerkte ich einen sehr traurigen Gibbon, der hoch oben auf einem Ast saß, seine Knie umschlungen hielt und grüblerisch in die Luft starrte. Als ich ihn gerade entdeckt hatte, stürmte ein Schwarm Kinder auf den Glaskäfig zu und gruppierte sich um mich herum.

„Schau! Er ist traurig!“ rief ein kleiner Junge von ungefähr acht Jahren und zeigte zu dem stattlichen Gibbon hinauf.

„Ja, er ist so traurig!“ stimmte ein anderer kleiner Junge ein. Dann kam die erwachsene Betreuerin anstolziert, und ich hielt den Atem an. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich, sie würde die Wahrheit auch fühlen, denn sie schien die Wahrnehmung der Kinder zu bestätigen, als sie fragte: „Warum glaubt ihr, dass er traurig ist?“

Sie waren sich alle einig: „Ich weiß nicht warum, aber er ist auf jeden Fall traurig!“

Plötzlich keifte die Erwachsene: „Ich finde, er sieht vollkommen glücklich aus!“ Er sah nicht vollkommen glücklich aus; auf niemanden hätte er einen glücklichen Eindruck machen können.

Sofort wurden die Kinder verlegen. Sie waren beschämt und ins Unrecht gesetzt worden. Warum war sie auf einmal über die Kinder hergefallen? War die Wahrheit zu schmerzlich, zu unerträglich? Wie lange würde es noch dauern, bis diesen Kindern das Hellfühlen ausgetrieben war und sie in der Überzeugung aufwuchsen, dass sie ihren eigenen Beobachtungen nicht trauen durften?

Es ist der natürliche Zustand des menschlichen Tieres, die Gefühle der anderen Tiere zu fühlen; aber in unserer Gesellschaft sind wir gefühllos geworden. Man hat uns gesagt, dass Mitgefühl mit Tieren kindisch ist, sentimental, banal, trivial, etwas für Fantasten, unreifes Verhalten, über das man hinauswachsen muss. Die Wahrnehmung ihrer Gefühle sei nur eingebildet, unsere natürliche Identifizierung mit ihnen sei falsch. Die Erwachsenen sagten uns, wir würden unsere Gefühle auf die Tiere übertragen. Wir wurden davon überzeugt, dass Mitgefühl mit Tieren Schwäche ist, Kommunikation ein Ding der Unmöglichkeit und das Festhalten daran über die Kindheit hinaus abartig. Auch wenn Menschen Tiere schlecht behandeln, kapseln diese sich selten von uns ab. Wir kapseln uns ab.

Um die Gefühle der anderen wahrzunehmen, müssen wir zuerst unsere eigenen Gefühle wieder erwecken - das Vertrauen, das wir ursprünglich hatten, die Gefühle des verlorenen Kindes in uns. Nur wenn wir unsere verlorene Unschuld wiedergewinnen, können wir mit Tieren kommunizieren. Wie van Gogh zum ersten Mal einen Pinsel in die Hand nahm, um seinem Bruder den Himmel zu zeigen, weil er seinen Bruder und den Himmel so liebte, kann ich vielleicht für dich ein neues Bild von den Tieren malen. Vielleicht können wir zusammen eine neue Welt malen. Aber lasst uns zuerst diese himmelhohen Mauern sprengen, die wir um uns herum aufgerichtet haben. Hier ein paar Ideen – das Dynamit dazu:

Die Gefühle der Tiere sind wichtig.

Es ist in Ordnung, Tiere zu lieben.

Es ist in Ordnung, ihre Gefühle zu spüren.

Du kannst lernen, mit Tieren zu sprechen.

Deine Wahrnehmung der Tiere ist bemerkenswert klar.

Niemand nennt dich ein Baby, einen Waschlappen oder einen Spinner, wenn du den Schmerz eines Tieres fühlst.

Nun gut, ich habe gelogen. Die Leute werden sich wahrscheinlich über dich lustig machen, aber lass das ihr Problem sein. In meiner ersten Zeit als Tiermedium war ich Mitglied in einem Improvisiertheater. Die Truppe bestand hauptsächlich aus bissigen alten Charakterdarstellern. Ab und zu hinterließ einer dieser Komiker eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter:

„Amelia, meine Fadenwürmer lassen sich nicht einfädeln.“

„Amelia, mein Bandwurm will nicht fressen.“

„Amelia, meine Giraffe Lamont hat Probleme mit ihrem einziehbaren Hals. Sie passt nicht mehr in meinen Kofferraum.“

Ich nahm ihre Neckereien auf die leichte Schulter, aber als sich die Aufregung gelegt hatte und einer dieser Typen ein Problem mit einem Tier hatte - rate mal, bei wem das Telefon nachts um zwei klingelte?

Deine Liebe zu den Tieren ist die reinste Liebe, die du geben kannst, und Hellfühlen ist ein Akt der Nächstenliebe – handelnde Liebe. Du bist kein sentimentaler Irrer, nur weil du die Gefühle von Tieren spürst. Hellfühlen macht dich zu einem Menschen, zu einem Menschen von der Art, die Gott im Auge hatte.

Wenn wir zu den Tieren mit Ehrfurcht, mit Verehrung aufblicken wie van Gogh zu seinem Himmelsmeer von Sternen, verändern wir unsere Perspektive. Wir werden zum ersten Mal wahrhaft sehen. Tiere lehren uns leben: im Augenblick gegenwärtig zu sein, ganz ohne Angst zu leben, ohne Vorbehalt zu lieben.

Es gibt noch einen Grund, warum wir uns vor unserem angeborenen Hellfühlen verschließen. Es ist keineswegs so, dass wir nicht fühlen oder nicht fühlen könnten. Im Gegenteil, wir fühlen viel zu viel. Eine ganz offensichtlich hellfühlende Frau näherte sich mir letzte Woche nach einem Seminar, um mir zu sagen, dass sie gerne als Tiermedium arbeiten würde, aber jede Tierquälerei versetzte sie in blinde Wut, und sie bezweifelte, dass sie den Schmerz aushalten könne.

„Tritt dem Club bei“, sagte ich.

„Du verstehst das nicht! Ich würde die Tierhalter ermorden. Ich fühle so sehr mit den Tieren, dass ich es nicht aushalten kann, wenn sie Schmerzen haben!“ ereiferte sie sich.

„Ja!“ Ich erhob jetzt auch meine Stimme, um mich ihrer Lautstärke anzupassen. „Du kannst den Schmerz nicht aushalten. Aber sie auch nicht! Zumindest hast du eine Wahl. Sie haben keine. Es ist doch nicht dein Schmerz! Sie müssen Schmerzen leiden, weil Leute wie du nicht für sie eintreten wollen!“

„Aber ich kann nicht so arbeiten wie du. Ich bin nicht hellfühlend“, beharrte sie.

„Du bist es! Wärst du nicht hellfühlend, dann würdest du gar nicht so empfinden!"

„Aber ich sehe keine Bilder, ich höre keine Worte“...

„Nein, aber du hast Gefühle und das reicht.“ Und: „Wenn nicht du... wer dann?“

Es ist einfach verrückt. Es ist ein Hohn, dass die Leute, die sich am meisten um die Tiere sorgen, es oft nicht aushalten, für sie zu sorgen. Dabei besitzen gerade diese empfindsamen Seelen die größte Gabe. Ich erklärte der Frau, dass ich mich jahrelang in den Schlaf geweint hatte. Ich hatte mich auf sämtliche Tiere in sämtlichen Laborkäfigen auf diesem Planeten eingestimmt und sogar eine Weile aufgehört, als Tiermedium zu arbeiten. Ich war damals überzeugt, den Schmerz nicht auszuhalten oder meine Wut nicht beherrschen zu können.

Im Laufe der Zeit hörte ich mit dem unablässigen Weinen auf und gestand mir ein, dass mein Tränenfluss keinen einzigen der kleinen pelzigen Köpfe rettete. Eine kleine Stimme in mir gab nie auf: „Wenn nicht du... wer dann?“ Ist dies das Risiko wert, dass wir einen Narren aus uns machen? Ist dies das Risiko wert, sich zu irren? Wenn nicht, dann weiß ich nicht, was es wert ist.

Ich beendete mein Gespräch mit dieser Frau mit der Erklärung, dass auch kleine Siege zu erringen sind, tägliche Freuden, Gelegenheiten zu intervenieren, wenn man eine Änderung herbeiführen kann, und diese Erfolge rechtfertigen den Einsatz. Wird der Schmerz dadurch weniger heftig? Nein. Aber es lässt sich dann leichter mit ihm umgehen. Buddha verglich den Zorn mit einer heißen Glut, die du in der Hand hältst, um sie auf andere zu werfen, während der Zorn dich verbrennt. Du kannst lernen, die heiße Glut des Zorns und der Leiden fallen zu lassen, bevor sie deine Hände verbrennen. Der Schmerz und die Wut kühlen zwar dadurch nicht ab, aber du wirst lernen, sie schneller los zu lassen. Aufklärung ist unsere einzige Hoffnung. Beginn langsam. Sei sanft in deinem Vorgehen und benutze deine Vernunft.

Gehörst du zu den sensitiven Menschen? Weil Tiere nicht für sich sprechen können, kannst nur du ihren Gefühlen eine Stimme geben. Weil Tiere eine schlechte Ausgangsposition auf diesem Planeten haben, brauchen sie dich jetzt mehr denn je. Wenn deine Kraft das Hellfühlen ist, dann bist du nicht nur gefordert, dich des körperlichen Befindens und der Emotionen der Tiere anzunehmen. Du bist auch gefordert, dir einen Raum zu schaffen, in dem du dich mit all diesen Gefühlen sicher und geborgen fühlst. Vielleicht fürchtest du dich davor, dass dich die Gefühle der Tiere wie eine Sturmflut ertränken und in Stücke reißen könnten. Wenn du sehr emotional bist, brauchst du nicht nur eine Lektion in intuitivem Handeln, sondern auch in Sachen Selbstschutz. Ich werde dir beibringen, Mauern aus Licht um dich herum zu errichten. Wenn du das Leiden der Tiere mit einem Waldbrand vergleichst, sind Tiermedien die Feuerwehrleute, die gut geschützt ins Feuer gehen, und sich zurückziehen, bevor sie verbrennen. Es ist nicht deine Aufgabe, dich zu verbrennen. Deine Aufgabe ist es, das Feuer zu löschen. Mit etwas Übung wirst du lernen, den Tieren zu vertrauen und darauf zu vertrauen, dass ihre Gefühle dich nicht töten.

Indem du dem Leben vertraust, indem du Gott vertraust, wirst du lernen, dich neuen Kanälen zu öffnen, aber nur dort zu verweilen, wo du Schönheit, Harmonie und Freude findest. Du brauchst nur einen Seelöwen zu erleben, der im Sonnenschein schwimmt, oder einen schlafenden Koalabär, um die Dimension der Ekstase und der zarten geheiligten Stille zu entdecken, die du niemals zuvor als Mensch erlebt hast. In diesen Sphären erhabener Seligkeit versagen mir die Worte. Auch du kannst den Himmel auf Erden im Geist der Tiere erleben, und das rechtfertigt jedes Leid, das du erfährst, aber lass uns zuerst einer vergessenen Erinnerung nachgehen - zurück zu der Zeit, als dein Geist jung war.