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Pfingstparaphrase

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Dies ist ein Frühling, der sich für Nestbauer lohnt, dies maikäferreiche Jahr. Den ganzen Tag tragen Amseln und Stare einen braungerösteten Sonntagsbraten nach dem anderen im Schnabel davon. In tiefem Schlaf fällt der hübsche Schokoladenbraune diesem grausamen Schicksal anheim. Das gibt dem Zuschauer ein wenig Beruhigung. Auch bleiben genug zurück! Sobald die bunte Dämmerung verlöscht, Amsel und Star gesättigt schlafen und alles Weitere dem Weltenmeister da oben überlassen, dann beginnt über den Wipfeln ein Rauschen, wie wenn ein Riesenventilator eingeschaltet worden. . . .

Die großen Bäume haben auch das schon erlebt. Und überwunden. Mehr als einmal sogar. Vielleicht rauschen sie dies den zarten Emporkömmlingen zu, die man zwischen sie gepflanzt. Denn wie wunderbar strecken sich diese. Wie kühn und mutig.

Als man sie einsetzte, diese dünnen Stämmchen, sagte man sich, wenn auch vielleicht nicht für sich selbst, für irgendjemand pflanzt man immer. Irgendjemand wird ihren Schatten, ihre Früchte genießen. Und dieser Winter stärkte keine Hoffnung. Endlos, hartherzig und rauh, wie selten hier, wo der Rhein den See durchläuft, rebenhügelbekränzt, wie er es nun einmal gewohnt, sobald er den Bergen entlaufen. Richtige Pessimisten glaubten überhaupt nicht mehr an ein Frühjahr. Die Welt erkaltet. Gletscherzeit.

Der Saft in den schlauen Bäumchen mag gekichert haben über so viel Weisheit. Die Alten, Großstämmigen mögen es ihnen zugeknurrt haben, daß den Menschen noch nie ein Frühling früh genug gekommen. Fest wurzelten sich die Kleinen ein. Not hilft wachsen. Kälte macht fest und ausdauernd. Mit dem ersten milden Sonnentag begann ein Blühen, Strecken, Recken, fast zum Schrecken. Alles im Garten blühte, der kleinste Winkel, der zarteste Zweig. Alles geheimnisvoll gewachsen, übermäßig weiterstrebend, wie Hoffnung auf bessere Zeiten. Die schlanken, schmalen Birnbäume schneeweiße Blütenbräute. Der kleine Kirschbaum wackelt vor Eitelkeit ob seiner lächerlich reichen rosa Pracht. Die kleine Quitte schluckt aus zahllosen weiß-roten Blütenbechern Morgen- und Abendtau, wie ein gewiegter Lebenszecher.