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Corona Magazine #355: Dezember 2020

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From the series: Corona Magazine #355
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Rezension: Firefly: Die glorreichen Neun


von Bernd Perplies

Eigentlich ist Jayne Cobb kein Mensch, der für seine Selbstlosigkeit bekannt ist. Aber auch der raubeinige Söldner hat in jungen Jahren mal eine Frau geliebt, und als sich diese alte Flamme plötzlich bei ihm meldet und ihn um Hilfe bittet, fackelt er nicht lange, sondern packt sein geliebtes Sturmgewehr Vera ein und zieht los – die ganze Crew der »Serenity« im Schlepptau. Sie ziehen in einen Kampf, der auf den ersten Blick aussichtslos erscheint. Auf den zweiten übrigens auch. Und den dritten. Shiny.

Die Geschichte von der unschuldigen Gemeinschaft, die von einer Verbrecherbande bedroht wird und Hilfe durch eine Gruppe rechtschaffener Außenseiter erhält, war schon nicht neu, als sie 1960 von Regisseur John Sturges in dem heute als Klassiker geltenden Western Die glorreichen Sieben verarbeitet wurde (den dieser Firefly-Roman offensichtlich zitiert). So war schon der eben genannte Streifen bloß eine Adaption des japanischen Samuraifilms Die sieben Samurai von Akira Kurosawa aus dem Jahr 1954. Und auch in den Folgejahrzehnten sollte das Motiv der Wenigen gegen Viele zum Schutz Wehrloser immer wieder aufgegriffen werden. Etwa in Vier Fäuste für ein Halleluja (1971) mit Bud Spender und Terence Hill. Oder in der Firefly-TV-Episode Leichte Mädchen (2002), in der die ehemalige Companion Nandi ihre alte Freundin Inara Serra bittet, ihr lauschiges Bordell gegen einen fiesen Großgrundbesitzer und seine Leute zu verteidigen.


©: Panini

Gerade vor dem Hintergrund dieses letzten Beispiels hat man auf den ersten Seiten des vorliegenden Romans ein wenig das Gefühl, dass es sich Autor James Lovegrove sehr leicht gemacht hat. Eine alte Freundin, die ein Besatzungsmitglied der »Serenity« anfleht, eine Gruppe Wehrloser gegen Finsterlinge zu verteidigen? Das klingt in der TV-Episode und im Roman – der übrigens zwischen der TV-Serie und dem Kinofilm Serenity – Flucht in neue Welten (2002) angesiedelt ist – sehr ähnlich. Doch natürlich hat der Roman deutlich mehr Raum als die Fernsehfolge, was sich in zusätzlichen Komplikationen und Verstrickungen – und dem einen oder anderen Perspektivenwechsel – niederschlägt. So bleibt der Leser nicht ausschließlich bei Malcolm Reynolds und der »Serenity«-Crew, sondern erlebt auch einige Momente etwa aus der Sicht von Huckleberry U. Gillis, dem Bürgermeister der Kleinstadt Coogan's Bluff, die im Visier der grausamen Bande der Scourer unter ihrem unmenschlichen Anführer Elias Vandal steht. (Das sorgt übrigens später für ein kleines Plotproblem, denn die Entwicklung von Gillis passt nicht so ganz zu den Szenen aus seiner eigenen Sicht.)

Aber nochmal einen Schritt zurück. Jayne Cobb, der nicht nur das Cover des Romans ziert, sondern auch der eigentliche Protagonist der Geschichte ist, erhält zu Beginn eine Wave von einer gewissen Temperance McCloud, die auf der öden Staubkugel Thetis lebt. Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um seine ehemalige Partnerin und Geliebte Temperance Jones, mit der er in seiner Frühzeit Gaunerjobs durchgezogen hat – bevor sie ihn vor dreizehn Jahren sitzen ließ. Doch ungeachtet seiner Wut auf sie ist seine Liebe nach wie vor größer, und er überzeugt die Crew der »Serenity«, mit ihm nach Thetis zu fliegen, um für miese Bezahlung einen viel zu gefährlichen Auftrag zu übernehmen: Temperance gegen Elias Vandal und seine Bande zu helfen, der sich den Planeten Siedlung für Siedlung mit brutaler Gewalt einverleibt. Obwohl der Captain (wie so oft) erstmal dagegen ist, fliegen sie am Ende natürlich doch – und Jayne erwartet auf Thetis nicht nur der Kampf seines Lebens, sondern auch eine alte Freundin, die eine dreizehnjährige Tochter hat …

Humor, Soap-Elemente, Action und Gewalt. Lovegroves Roman hat alles, was man von einer zünftigen Firefly-Folge erwartet, und fühlt sich dabei atmosphärisch sehr richtig an. Auch die Charaktere trifft Lovegrove ausnehmend gut. Sowohl in der Sprechweise als auch im Handeln erkennt man sie gleich wieder – was auch daran liegen mag, dass sich der Autor nicht zu schade ist, ein paar gelungene Phrasen aus der TV-Serie zu klauen und sie den Helden erneut in den Mund zu legen. Nur die Gewalt sticht an zwei bis drei Stellen etwas unschön (und auch mal etwas klischeehaft) hervor. Hier hat man das Gefühl, als habe Lovegrove die Schraube etwas anziehen wollen, um vor allem den Antagonisten entsprechend hassenswert zu präsentieren. Andererseits hatte auch Joss Whedons TV-Serie ihre dornigen Momente (wir erinnern uns an einen Mal, der auch mal einen Gegner durch eine Raumschiffturbine tritt).

Der Showdown bietet am Ende eine zünftige Massenschießerei, hakt für mich aber trotzdem im Detail, weil er den »Mythos« Elias Vandal zu gründlich zerlegen will und zudem eine eher nutzlose Kavallerie ins Spiel bringt. Das ist allerdings Kritik auf hohem Niveau. Unterm Strich ist James Lovegrove auf den 320 Seiten eine sehr flotte und unterhaltsame »Doppelfolge« gelungen, die sich nahtlos zwischen TV-Serie und Kinofilm einfügt und jedem Firefly-Fan wärmstens empfohlen werden kann. (Außerdem hat das Buch ein extrem schickes Cover! Allein dafür muss man es als »Browncoat« eigentlich besitzen.)

Fazit

Der Roman Die glorreichen Neun bietet gelungene Firefly-Unterhaltung, die man am liebsten an zwei bis drei Abenden in einem Rutsch durchlesen möchte. Setting und Charaktere sind perfekt getroffen, allerdings stolpert der Plot an ein paar Stellen kurz über seine eigenen Füße. Darüber kann man hinweglesen, man hätte sich diese Momente aber etwas eleganter gewünscht. Alles in allem eine kurzweilige, stilistisch gut getroffene »Lost Episode«, die nach der TV-Serie die Abenteuer von Malcolm Reynolds & Co weitererzählt und Lust auf mehr macht.

Firefly: Die glorreichen Neun

Film-/Serien-Roman

James Lovegrove

Panini Books 2019

ISBN: 978-3-8332-3780-5

320 S., Paperback, deutsch

Preis: EUR 15,00

Rezension: Alan Lee ist Mit dem Hobbit unterwegs


von Birgit Schwenger

Das Skizzenbuch des bekannten Tolkien-Illustrators ist in einer exquisiten Buchausgabe in der Hobbit Presse von Klett-Cotta erschienen

Nachdem John Howe bereits mit Reise durch Mittelerde im letzten Jahr einen prächtigen Bildband zu den Schauplätzen des Hobbit und des Herrn der Ringe in der Hobbit Presse veröffentlicht hat, legt Alan Lee nun mit einem nicht minder schönen Skizzenbuch nach. Lee, der gemeinsam mit Howe, beides ausgewiesene Tolkien-Kenner, als Conceptual Designer maßgeblich an der Entstehung der Herr-der-Ringe- und Hobbit-Trilogie von Peter Jackson beteiligt war, konzentriert sich dabei auf den Hobbit, für den er bereits eine wunderschöne illustrierte Ausgabe schuf. Im Gegensatz zu Howe, der sich in seinem Buch auf Reisen durch Mittelerde begibt und dieses durch Bilder zum Leben erweckt, gibt Lee Einblick in die kreativen Prozesse seiner Arbeit und konzentriert sich auf seine persönlichen Gedanken und Abenteuer, die ihn dabei begleitet haben.

In insgesamt sieben Kapiteln widmet sich Lee in chronologischer Reihenfolge der Reise »Dorthin und wieder zurück«: Von Beutelsend durch die Leeren Lande und das Nebelgebirge führt er die Leser durch das Wilderland und den Düsterwald bis hin zur Seestadt, Thal und Erebor, dem Einsamen Berg. Bilbos Haus und das Auenland sind so schön und gemütlich, dass man gar nicht weg möchte, schon gar nicht auf eine abenteuerliche Reise zu einem gefährlichen Drachen! Eine Vielzahl von Entwürfen zeigt, wie viel Arbeit in der detailreichen Ausgestaltung der Figuren und Orte steckt. Für die Häuser in Hobbingen ließ sich Lee z. B. von den strohgedeckten Häusern Devons und anderen ländlichen Gebieten Englands inspirieren. Eine weitere Quelle, um seine Phantasie für den kreativen Erschaffungsprozess anzuregen, sind Waldspaziergänge, was gerade beim Hobbit naheliegt. Seine Arbeitsweise beschreibt der gebürtige Engländer als Abfolge mehrerer Schritte: Mit ersten Bleistiftstudien zu Teilaspekten eines Werks beginnt er, sich ein Bild zu machen, anschließend folgen Recherchen im Internet oder in Fachbüchern über geeignete Kostüme, Waffen, Landschafts- oder Architekturbeispiele. Fotos sieht er als nützlich an, betont aber, dass wir Dinge anders sehen, wenn wir sie detailliert gezeichnet haben, als wenn sie fotografiert worden sind. Es ist das intensive Betrachten, dass einen die Dinge wirklich sehen und erfassen lässt, ist Lee überzeugt. Seine Vorlage dabei ist natürlich immer der Text selbst, der die Bilder in seiner Phantasie entstehen lässt. Manchmal sind es auch reale Orte, die er vor Augen hat, wie z. B. Bowerman’s Nose, eine Felsformation in der Nähe seines Wohnorts, die er in die Trollhügel aus dem Hobbit verwandelt hat.


©: Klett-Cotta

 

Bruchtal empfindet der Zeichner als Einladung, »seine eigene Version einer idealen Lebensweise zu erschaffen«. Er beschreibt die Schwierigkeit, eine gleichwertige Bildsprache zu finden, um das Alter, die Größe und den Stil der Geschichte auszudrücken, die der Autor mit seinen Worten – und in Tolkiens Fall auch mit seinen eigenen Bildern – erzählt. Unter den Konzepten und Entwürfen, die in den Filmen keine Verwendung fanden, sind auch Zeichnungen für ein Vogelhaus und eine Bibliothek in Bruchtal. Lees Skizzen kommen den Bildern, die mancher sich von einem Paradies voller Frieden, Musik und Büchern macht, schon sehr nahe. Eines der neuen Gebäude, das für Eine unerwartete Reise entworfen wurde, ist die Kammer, in der sich die Mitglieder des Weißen Rates in Bruchtal treffen. Bei den Orks konzentrierte sich Lee vor allem auf die Orte, an denen sie leben, um diese noch bedrohlicher und gefährlicher zu machen. Allein acht Seiten sind Beor, seinen Tieren und seinem eigentümlichen Haus gewidmet. »Der Düsterwald (…) ist Tolkiens Version der geheimnisvollen Wälder der europäischen Romantik und des Märchens«, schreibt Lee, in denen jeder unweigerlich den Weg verlieren und sich verirren wird. Gleichzeitig beschreibt er, wie aus einem Geflecht von Wurzeln und Zweigen in seinem Kopf dieses Labyrinth aus Bäumen, dieser imaginäre Wald entstanden ist. Rhosgobel, die Heimstatt Radagsts, des braunen Zauberers, ist ein weiteres kunstvolles Meisterwerk aus den Federn von Alan Lee und John Howe. Für Lee war es wichtig, dass das Haus die Persönlichkeit und die Geschichte seines Bewohners widerspiegelt.

Doch galt es, nicht nur lebenswerten Orten, sondern auch verstörenden und gefährlichen wie Dol Guldur, das Reich des Nekromanten, für das Lee eine ganz andere Bildsprache verwendet hat, Gestalt zu verleihen: Alles ist »geprägt von scharfen, kantigen Linien, verwittertem Stein und rostigem Metall (…)«. Als Fest für den Zeichner rühmt Lee die Szenen mit den Spinnen im Düsterwald, die er für eine der besten Stellen des Buches überhaupt hält. Die Hallen des Elbenkönigs ließen den Illustratoren viel Freiraum bei der Gestaltung, da Tolkien keine detaillierte Beschreibung des Elbenreiches im Hobbit liefert. Eins von Lees Lieblingssets war das Haus des Bürgermeisters von Seestadt, was vielleicht auch der Grund ist, warum Howe und er einen kleinen Cameo-Auftritt als musikalische Herolde in Seestadt erhielten – und dafür sogar ihre Instrumente selbst designten. Natürlich dürfen auch die Entwürfe für Thal und das unterirdische Zwergenreich von Erebor nicht fehlen, wobei Lee mit besonderem Interesse an den Zeichnungen von Smaug gearbeitet hat, da er für Drachen seit vielen Jahren eine besondere Liebe hegt.

Lee schreibt, dass er auch nach all den Jahren immer noch tiefen Respekt vor Tolkien hat und jedes Mal beim Lesen der Geschichte eine tiefe Freude empfindet. Das sieht man seinen Zeichnungen und Bildern an! Er schafft das Kunststück, in Bildern und Worten gleichermaßen zu erzählen. Peter Jackson urteilt über das Werk des Illustrators: »Alan Lees Werk hat eine eigene Schönheit und Poesie. Seine Kunst hat das eingefangen, was ich mit den Filmen zu erreichen hoffte.«

Die in der Hobbit Presse im September 2020 erschienene Ausgabe vereint hunderte Zeichnungen und Entwürfe, die für die Verfilmung des Hobbits entstanden sind, und begleitet den schöpferischen Prozess von der ersten Idee bis zum fertigen Werk. Das Buch enthält außerdem einige neue Farbillustrationen, die Lee extra für dieses Buch geschaffen hat. Die Übersetzung aus dem Englischen stammt von Helmut W. Pesch, dem bekannten Tolkien-Experten und Autoren.

Weiterführende Informationen

https://www.amazon.de/Mit-dem-Hobbit-unterwegs-Skizzenbuch/dp/3608983716/

https://smile.amazon.de/Reise-durch-Mittelerde-Illustrationen-Beutelsend/dp/3608985646/

Rezension: Mikkel Robrahn lässt in Hidden Worlds: Der Kompass im Nebel die spanische Inquisition gegen die Welt der Magie antreten

von Birgit Schwenger

Vor vielen Jahrhunderten ist es der Kirche gelungen, das Portal zum mythischen Avalon zu verschließen. Elfen, Zwerge und andere Fabelwesen sind seitdem in unserer Welt gestrandet und suchen den Weg zurück durch das Portal zu der sagenumwobenen Insel. Doch die Kirche kennt keine Gnade: Ihre Inquisitoren machen Jagd auf die letzten, im Jahr 2019 noch verbliebenen magischen Wesen in der Welt der Menschen. Von all dem hat der junge Elliot jedoch keine Ahnung, als er in der schottischen Hauptstadt Edinburgh seinen Job bei einem Burgergrill verliert. Da sein Vater nach einem Unfall arbeitsunfähig ist und seine Mutter die Familie bereits kurz nach Elliots Geburt verlassen hat, folgt der junge Mann dem Rat seines Vaters und wird bei einem alten Bekannten der Familie, Theodore, dem Inhaber eines Kilt-Shops, vorstellig. Dieser ist bereit, ihn einzustellen, verlangt jedoch, bevor er ihm mehr über seine Arbeit erzählt, seine Unterschrift unter einen Vertrag, der Elliot zu seinem großen Erstaunen zum Angestellten des Merlin-Centers, des Kaufhauses für das Phantastische macht. Er muss einwilligen, »seine Dienste in Merlins Erbe zu stellen, das Phantastische zu schützen, seine Geheimnisse zu wahren und gegen seine Feinde zu verteidigen.« Kurz darauf findet er sich nach einem Teleportationszauber inmitten der schottischen Highlands wieder und betritt das unglaubliche Kaufhaus, in dem es Zaubererbedarf aller Art gibt: neben Tränken, Artefakten, Büchern, Besen und anderen Transportmitteln auch Fabelwesen und magische Waffen. Elliot wird der Abteilung für Fabelwesen zugewiesen, die der Buffalome Gerry leitet, der, halb Bison, halb Mensch, mit einer Körpergröße von 2,50 m einen nachhaltigen Eindruck auf Elliot macht.


©: FISCHER New Media

Gleich an seinem ersten Tag handelt sich Elliot jedoch einen Verweis ein, als ein Unglück passiert und ein kleines Elfenmädchen fast von einer Herde Gnolle, hyänenartigen Pferden, gefressen wird. Dummerweise ist sie die Tochter einer der reichsten Elfenfamilien der Welt, den Le Flamencs, die man sich besser nicht zu Feinden macht. Er lernt auch die Elfe Soleil Boulanger kennen, die in der Abteilung für magische Waffen arbeitet, und erfährt, dass es seiner Mutter gelungen sein soll, die Avalon-Formel zu entschlüsseln, die angeblich das Portal zur Welt der Magie wieder öffnen kann. Offenbar hat sie seinen Vater und ihn verlassen, um sie vor der Inquisition zu beschützen, die ihr auf den Fersen war und sie auf Lebenszeit in ihr Gefängnis in Rom gesperrt haben soll. Elliots Neugier ist geweckt: Er will mehr über Avalon herausfinden und deckt sich mit Büchern aus dem Merlin-Center ein, die ihm schnell klarmachen, dass seine Mutter ihm längst alle Hinweise hinterlassen hat, die er braucht, um die Formel zu finden und das Portal nach Avalon wieder zu öffnen. Gemeinsam mit Soleil lässt er sich auf ein gefährliches Abenteuer ein, das den Untergang der magischen Welt zur Folge haben könnte.

Nach der gemeinsamen Buchveröffentlichung von Viggo: A PietSmiet Story von Mikkel Robrahn und PietSmiet 2019 ist am 26. August 2020 Robrahns erster Roman im Fischer Verlag erschienen. Auf 352 Seiten lässt Robrahn den jungen Schotten Elliot den Kampf gegen die heilige Inquisition wagen, was für einen Fantasy-Roman, der in unserer Zeit spielt, doch ein eher ungewöhnliches Unterfangen ist und schon allein damit für Witz und Spannung sorgt. Genau wie die Leserinnen und Leser muss sich auch Elliot schon einmal allein daran gewöhnen, dass – ähnlich wie bei Harry Potter, aber doch anders – eine magische Welt in der unseren existiert, quasi im Untergrund, unbemerkt von den meisten Menschen. Elliots Wissensdurst, mehr über diese andere Welt herauszufinden, macht es auch den Lesern leicht, mehr darüber zu erfahren, zumal Robrahn das Ganze mit kleinen, lustigen Anspielungen auf das Genre spickt. So erfährt man z. B., dass das Ungeheuer von Loch Ness Martyn heißt und schon immer das Rampenlicht gesucht hat, und dass der Weltumsegler Charles Dewwyn, Sohn einer Elfe und eines Hochseekapitäns, auf seinen Reisen zahlreiche fabelhafte Lebewesen wie den dreiköpfigen Affen – Monkey Island lässt grüßen – und Nixen entdeckt hat. Das alles ist sehr kurzweilig und amüsant zu lesen, allerdings dauert es ein bisschen, bis die Geschichte an Fahrt aufnimmt und sich die Ereignisse schließlich fast ein bisschen überschlagen. Vermutlich liegt das zum Teil auch daran, dass der Verlag sich mit dem Buch eher an jüngere Leser richtet – es ist als Fischer Kinder- und Jugendbuch veröffentlicht worden. Das soll aber keinesfalls heißen, dass es für ältere Leser nicht lesenswert ist. Es bietet im Vergleich nur nicht die Tiefe und Handlungsdichte, die man von anderen Fantasy-Werken gewohnt ist. Aber was nicht ist, kann ja noch werden: Hidden Worlds ist als Reihe konzipiert, d. h. man darf gespannt sein, was Elliot und seine Freunde im zweiten Band erwarten wird.

Rezension: Nachbarn

von Peter R. Krüger

In der Science-Fiction tummelt sich nun ein Geschwisterpaar im Jahre 2320. In genau 300 Jahren sucht nämlich die siebzehnjährige Bren ihre Schwester Cay. Dafür kommt sie extra vom Mars zur Erde, die nun aber etwas anders aussieht, als wir es heute gewohnt sind. Die Städte liegen inzwischen unter riesigen Glaskuppeln, weil die Atmosphäre inzwischen ziemlich giftig geworden ist. Kein Wunder also, dass die beiden Geschwister davon träumen, sich ein Leben auf dem Mars zu verwirklichen. Denn auf beiden Planeten müssen sie unter einer Kuppel leben. Und wenn der Mars die bessere Option ist, dann macht das schon mal neugierig.

Als Bren dann jedoch auf der Erde ankommt, ist ihre Schwester nicht da. Und nicht nur das, sie ist verschwunden. Klar, dass sich Bren auf die Suche nach ihrer Schwester macht. Erster Anhaltspunkt ist die Wohnung der Schwester und natürlich die Nachbarn, die etwas über ihren Verbleib wissen könnten.

Viel mehr soll vom Inhalt nicht preisgegeben werden, denn schöner ist es, diese Geschichte selbst zu erkunden und Bren auf ihrer Suche als Leser zu begleiten.

Nele Sickel hatte in der Vergangenheit bereits einige interessante Kurzgeschichten geschrieben und tritt mit Nachbarn nun ihr Debut als Romanautorin an.

Erschienen ist das rund 250 Seiten starke Buch im Talawah Verlag. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen und der Geschichte an sich kann man sehr gut folgen.

Alles in allem ein Roman, der nicht nur Science-Fiction-Fans für eine Weile ins vierundzwanzigste Jahrhundert entführen kann.


©: Talawah Verlag

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Kurzgeschichte des Monats

Liebe Kurzgeschichten-Freunde,

heute haben wir die Siegerstory unserer Themenrunde „Diebe“ im Angebot: „Erntezeit“ von Samuel Sommer, der damit sein Debüt im Corona Magazine feiert.

Herzlichen Glückwunsch und wieder einmal besten Dank an alle anderen Autoren fürs Mitmachen. Allen Lesern wünschen wir viel Vergnügen bei der Lektüre und freuen uns genauso wie unsere Autoren über Rückmeldungen – ob per E-Mail oder in unserem Forum unter dem Dach des SF-Netzwerks (www.sf-netzwerk.de).

Die nächsten Themen unseres regelmäßigen Story-Wettbewerbs lauten „Narren“ (Einsendeschluss: 1. Mai 2021) und „Alle Wege führen nach Rom“ (Einsendeschluss: 1. November 2021).

Wer Interesse hat, sich mit einer bislang unveröffentlichten Kurzgeschichte (Science-Fiction, Fantasy, Horror, Phantastik – keine Fan-Fiction) zu beteiligen, die einen Umfang von 20.000 Zeichen nicht überschreitet, schickt seine Story (möglichst als rtf-Datei, bitte auf keinen Fall als pdf) rechtzeitig per E-Mail an die Kurzgeschichten-Redaktion, die unter kurzgeschichte@corona-magazine.de zu erreichen ist.

 

Die nach Meinung der Jury (meistens) drei besten Geschichten werden im Corona Magazine veröffentlicht.

Armin Rößler