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Corona Magazine #355: Dezember 2020

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From the series: Corona Magazine #355
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Interview: »Arndt Ellmer ist ein Meister des sich langsam anschleichenden Horrors«

Im Gespräch mit Torsten Low über die Großen Alten

von Alexandra Trinley

Der Verleger Torsten Low hat Arndt Ellmers Romane zu den Großen Alten als Taschenbuch veröffentlicht. Diese drei Horrorromane in der Tradition Lovecrafts haben eine lange und interessante Geschichte.

Das Interview führte Alexandra Trinley.

AT: Torsten, auf Cons trifft man dich unweigerlich im »Vorsicht, bissiger Verleger«-Shirt an. Beschreibe deinen Verlag in drei Sätzen.

TL: Wir machen deutschsprachige Phantastik in allen Spielarten, bevorzugt für Erwachsene. Mein ganz persönliches Steckenpferd ist dabei die phantastische Kurzgeschichte, von der sich die Publikumsverlage mittlerweile fast komplett verabschiedet haben. Leider, wie ich sagen muss – denn meiner Meinung nach bildet die phantastischen Kurzgeschichte den Ursprung der moderne Phantastik und hat einen höheren Stellenwert verdient.

AT: Nun hast du Arndt Ellmers »Große Alte« als Taschenbuch herausgebracht. Mit diesem Thema haben wir uns auf dem GarchingCon 2015 kennengelernt. Ich erspähte die Anthologie »Klabauterkatze«, der Ellmers gleichnamige Story den Titel gab und die ich schon länger hatte erwerben wollen, und dann unterhielten wir uns, mit Pausen, mehrere Stunden lang. Wie entstand deine Verbindung zu diesem Autor?

TL: Das ist echt eine ganz witzige Geschichte. Ich komme ja aus der ehemaligen DDR und bin ursprünglich mit Jules Verne, Lem und Asimov und den sozialistisch angehauchten Utopien ostdeutscher und osteuropäischer Schriftsteller aufgewachsen. Horror hatte in der DDR keinen sonderlich guten Stand, abgesehen von einigen Klassikern (»Frankenstein«, »Dracula«) war zumindest mir dieses Subgenre komplett unbekannt. Bei meinem ersten Ausflug in den Westen habe ich dann ein paar Groschenhefte mitgenommen. John Sinclair und Perry Rhodan. Nach der Wende hab ich mich natürlich sofort umgeschaut, was es sonst noch so aktuell gab – und wurde direkt Abonnent von Dämonenland und wenig später von Perry Rhodan. Und ich lernte Arndt Ellmer als Autor lieben.

Als ich dann 1996 im Meet-and-Greet bei Arndt Ellmer saß, stellte ich ihn die Frage, die mich damals sehr stark bewegte: »Was du für ›Perry‹ so schreibst, ist ja eigentlich ganz nett. Aber wann schreibst du eigentlich mal wieder was über die Großen Alten?«


Foto: Torsten Low

AT: Wie das weiterging, beschreibst du in deinem »Verlagsgeplauder«-Videoclip. (Link im Anschluss, Anm. d. Red.) Hat sich dein Zugang zur Phantastik verändert, seit die DDR Geschichte ist?

TL: Ja, ganz drastisch sogar. Ich meine, es gab bei uns damals auch Phantastik. Nur, diese war komplett anders. Dystopien und Horror waren Mangelware (wenn man mal von Klassikern absieht). Bei Fantasy hatte ich das Gefühl, alles abseits von Sagen, Märchen, Fabeln und Geschichten für Kinder galt als Eskapismus und war deswegen in Bibliotheken und Buchhandlungen absolute Mangelware. Auch Military SF war eher selten, dafür stand die (meist positive) Entwicklung des Menschen und der Gesellschaft (meist in Richtung des Kommunismus) im Vordergrund. Die Welt der Phantastik wurde nach der Wende einfach vielfältiger und bunter. Dazu gehört auch, dass explizit die dunkleren Farben der Phantastik stark Einzug hielten.

AT: Wie kamst du zur »Klabauterkatze«?

TL: Wir hatten 2009 mit den »Metamorphosen« unseren ersten Band »Auf den Spuren H. P. Lovecrafts« herausgegeben – ohne damals zu wissen, dass dieses Buch der Startschuss für eine unserer besten Kurzgeschichten-Reihen sein sollte.

Als wir uns dann entschieden, einen Nachfolger zu bringen, fiel mir eben dieses Gespräch aus dem Meet-and-Greet mit Arndt Ellmer ein. Ich schrieb Arndt eine Email und nahm darauf Bezug: »Als wir uns in Garching 1996 getroffen haben, fragte ich dich, wann du eigentlich mal wieder was über die Großen Alten schreibst – und du antwortetest mir damals, dass es aktuell keine Verlage mehr gäbe, die sich für diese Art von Geschichten interessierten. Heute hat sich die Lage geändert – es gibt einen Verlag. Meinen! Lieber Arndt, ich will eine cthuluide Geschichte zum Thema ›Fundstücke des Grauens‹ von dir! Wärst du dabei?«

Wenige Stunden später kam eine Antwort, bestehend aus einem einzigen Wort: »JA!«

So bekam ich Arndt und seine Geschichte.

AT: Auf jenem GarchingCon 2015 hast du mir begeistert von den Großen Alten erzählt, und wie viel dir daran liegt, die drei Heftromane als Taschenbuch zu veröffentlichen. Was ist der Grund für dieses Interesse?

TL: Ich habe den Cthulhu-Mythos ursprünglich über die Geschichten von zwei Autoren erkundet. Der eine war Wolfgang Hohlbein mit seinem »Hexer«, der andere war Arndt Ellmer mit der »Großen Alten«-Trilogie. Wegen dieser beiden Autoren habe ich überhaupt erst zu Lovecraft gefunden, habe später dann Derleth, Smith und Lumley gelesen. Und nicht zuletzt war es genau diese Verbindung, die mich dazu gebracht hatte, bei den »Metamorphosen« zuzuschlagen. Mir wäre als Leser ein unheimlich spannender Mythos mit unheimlich interessanten Ausprägungen entgangen, wenn ich diese Bücher nicht gelesen hätte.

Der Hexer wurde in den letzten Jahren wiederholt neu aufgelegt, mittlerweile gibt es sogar verschiedene Hörbuchfassungen. Arndts Zyklus jedoch wurde vergessen. Ich fand, es war an der Zeit, anderen Lesern die Möglichkeit zu geben, den Mythos ähnlich kennenzulernen, wie ich ihn kennengelernt habe.

AT:Ich wiederum Ellmer zwei Jahre später, also 2017. auf den 2. Perry Rhodan Tagen in Osnabrück und erzählte ihm von unserem Gespräch. Er hat mir einen Kaffee gekauft und mir seinerseits berichtet, wie interessant dein Angebot für ihn war, und wie er jene Mail schrieb, die nur das Wort »JA!« enthielt. Nun sorgte seine schwere Erkrankung, von der er sich inzwischen gut erholt hat, für weitere Verzögerungen. Ab wann habt ihr ernsthaft an der Publikation weitergearbeitet?

TL: Wirklich ernst wurde es Anfang diesen Jahres. Da unterschrieb Arndt den Vertrag – und erst dann konnte ich endgültig loslaufen. Und dann ging alles Schlag auf Schlag. Ich gebe zu, ich habe die Situation auch ein wenig ausgenutzt.

AT: Ausgenutzt?

TL: Mhh, das kann man jetzt vielleicht falsch verstehen.

Aber als im März das Pandemie-Thema aktuell wurde, wurde quasi von einem Moment auf den nächsten die Basis unseres Verlages komplett zerstört. Wer uns kennt, weiß: Wir sind Vagabunden, Con-Junkies, Messe-Hopper. Bei der Preisverleihung für den BuchmesseCon-Sonderpreis nannte uns der Laudator Tom Daut die »Kelly-Family der deutschen Phantastik«, weil wir als Familienunternehmen auf fast allen wichtigen Phantastik-Events waren. Ich liebe es, am Stand zu stehen und mit den Besuchern über Bücher zu ratschen. Und all das war von einem Tag auf den anderen vorbei.

Ich gebe zu, ich bin am Anfang in ein verdammt tiefes Loch gefallen – wie wahrscheinlich fast jeder, der in ähnlicher Weise betroffen war und ist.

Dieses Buch jedoch war in gewisser Weise schon immer mein Traum. Sollte ich mir meinen Traum jetzt durch äußere Umstände kaputtmachen lassen?

Also zogen wir es durch – ignorierten, dass es eigentlich keine vernünftige Möglichkeit geben würde, das Buch auf einer Veranstaltung zu präsentieren und machten das, was wir am besten konnten: ein geiles Buch. Getreu unserem Motto »Hier ist gute Phantastik zu Hause!«


AT: Was sieht man auf dem Titelbild?

TL: Das Titelbild ist natürlich eine ganz klare Reminiszenz an das Titelbild von »Dämonenland« 120. Die beiden jungen Frauen, die von einem Shoggothen angegriffen werden, waren auch beim Original schon abgebildet. Zusätzlich sieht man auf der linken Seite steile Klippen, von Wellen umtost – ein Hinweis darauf, dass diese Geschichte an der Küste spielt, wie ja viele Geschichten des Mythos auch. Auf der rechten Seite sieht man Cthuga, den Feurigen, einen der Großen Alten.

AT: Gehen wir den Klappentext durch. Die Geschichte spielt 1926 A.D. und 66 Jahre später, grässliche Ungeheuer suchen England heim. Woran bemerkt man sie?

TL: Eigentlich spielt sie sogar 1926, wird im zweiten Teil 66 Jahre später fortgesetzt und findet weitere 66 Jahre später im Jahre 2058 ihren Abschluss.

Ja, woran bemerkt man sie eigentlich. Zunächst mal durch die Abwesenheit von etwas. Beispielsweise der Abwesenheit bestimmter Menschen. Oder Tiere. Oder auch der Abwesenheit bestimmter … mhh … Körperteile an Tieren, beispielsweise Kühen.

Ja, viel mehr möchte ich dazu eigentlich nicht sagen. Nur so viel: Arndt Ellmer ist ein Meister des sich langsam anschleichenden Horrors.

AT: Leider kenne ich kaum etwas von Lovecraft, auf dessen Chulthu-Mythos die Romane zurückgreifen. Cthuga, der Feurige, der Jüngste der Großen Alten, ist der kanonisch oder neu erfunden?

TL: Als ich den Roman das erste Mal las, wusste ich noch nicht so viel über den Mythos. Und ich nahm Cthuga so hin, wie er von Arndt beschrieben wurde. Erst später erfuhr ich, das bereits von Derleth ein Cthugha entwickelt wurde, ein alles verzehrendes Flammenwesen. Meines Wissens nach gehört er zu den eher unbekannteren Großen Alten, der den Menschen ab und an wohlgesonnen scheint, was aber eher seiner Feindschaft zu Nyarlathotep zu verdanken ist, den er wohl immer wieder behindern möchte, wo es nur geht.

 

Nun, Arndt Ellmers Cthuga möchte den Menschen ebenso helfen, und auch da hat man bis zuletzt das Gefühl, dass es nicht allein aus reiner »Menschenfreundlichkeit« geschieht.

AT: Was sind die typischen Ingredienzien eines Lovecraft-Romans? Schleimspuren, Parallelwelten, menschenähnliche Echsen?

TL: Tentakelwesen, eine Architektur, die für unsere Sinne seltsam verdreht und verbogen ist und keine rechten Winkel zu kennen scheint, das namenlose Grauen, welches sich langsam anschleicht und oftmals nicht wirklich sichtbar wird. Und nicht zuletzt das, was für mich gleichzeitig faszinierend wie auch abstoßend ist. Lovecraft rührt in seinen Geschichten an unseren Urängsten, lässt uns gruseln über das Fremde. Und wenn man diese Geschichten bewusst liest, lässt es – zumindest mich – gleichzeitig gruseln, wie schnell der Mensch durch diese Angst jegliches rationale Denken ablegen kann.

»The oldest and strongest emotion of mankind is fear, and the oldest and strongest kind of fear is fear of the unknown«, so schreibt er in seinem Essay über die unheimliche Literatur. »Das älteste und stärkste Gefühl ist Angst, die älteste und stärkste Form der Angst, ist die Angst vor dem Unbekannten.«

Da ist verdammt viel dran, nicht wahr?

AT: Ist der Roman nicht auch eine Art Fan-Fiction?

TL: Nun ja – theoretisch hast du recht. Praktisch mag ich diese Bezeichnung in Verbindung mit dem Cthulhu-Mythos nicht. Fan-Fiction hat für mich den schlechten Beigeschmack von teilweise sehr unprofessionellen Hobbyautoren, die damit auch Urheberrechtsverletzungen begehen (während Lovecraft selbst äußerst großzügig mit seinen eigenen Werken umging und andere ermutigte, sich Ideen aus seinen Geschichten und dem Mythos auszuleihen und in eigene Geschichten einzubauen).

Ziemlich sicher ist, dass weder Lovecraft noch der Mythos heute diese Bedeutung hätten, wenn nicht schon zu Lebzeiten andere Autoren seinen Mythos aufgegriffen und erweitert hätten und das auch noch nach seinen Tod getan hätten.

Nun waren es jedoch nicht irgendwelche Hobby-Schreiber, sondern durchaus anerkannte Autoren, die sich auch abseits des Mythos einen Namen gemacht haben. Als Beispiel: Howard schrieb einerseits Kurzgeschichten im Mythos, andererseits bekannte und erfolgreiche Fantasy wie »Conan der Barbar« oder »Solomon Kane«.

Aber ja, der reinen Definition nach wäre es schon ein Art Fan-Fiction.

AT: Ellmers Geschichte endet im Jahre 2058. Da gibt es eine Armee von Protoplasmawesen, den Shoggothen. Wie kann ich mir solche Wesen vorstellen?

TL: Zellhaufen von etwa fünf Metern Durchmesser aus schwarzer, gallertartiger Masse, die einen erbärmlichen Gestank verströmen.

Mit Tentakeln.

Vielen Tentakeln.

Hab ich schon die Tentakel erwähnt?

AT: Äh! Gehört dieses alte England eigentlich auch in die Kategorie »Steampunk«?

TL: Definitiv nicht. Das England aus dem ersten Teil entspricht dem England unserer Welt des Jahres 1926. Halt nur mit Shoggothen.

Das England des zweiten Teils entspricht demnach auch jenem England unserer Welt des Jahres 1992. Mit Shoggothen. Und mit Cthuga.

Bei dem England des dritten Teils war ich damals ein wenig enttäuscht. Ich meine, es war 1992, ich war gerade mal siebzehn, die Welt schien im Aufbruch, alles im Wandel. Als SF-Begeisterter erwartete ich mir 2058 einfach eine andere Welt als die, die Arndt Ellmer im Roman schilderte. Nicht falsch verstehen – ich liebte den Roman. Aber ich fand das geschilderte England so … altmodisch, so technisch rückständig. 2058 klang für mich nach Zukunft. Ich hatte auf Lufttaxis und Beamen, auf Replikatoren und Städte der Zukunft, auf ein rasend schnelles weltweites Informationsnetz und überall erreichbare Kommunikatoren, auf Weltraumkreuzfahrten und auf den Sieg über den Welthunger gefreut. Ein wenig Hauch von Perry Rhodan. Arndts Schilderung der Zukunft war für mich damals ein wenig … ernüchternd.

Heute weiß ich es besser. Ich meine, wir haben 2020. Bis zu Arndt Ellmers Zukunftsvision aus dem dritten Teil bleiben uns popelige 38 Jahre.

Die ersten 28 Jahre haben wir verschwendet und von all den oben genannten Punkten ist maximal das weltweite Informationsnetz und der Kommunikator Realität geworden. Und beim Internet gibt es gerade in Deutschland noch mehr als genug Regionen, in denen das »rasend schnell« ein Traum geblieben ist. Und die Kommunikatoren sind auch nicht überall erreichbar. Und wenn ich aktuell – in Zeiten des Brexits – nach Großbritannien schaue und mir vorstelle, was manchen Regionen im Norden Englands oder in Wales in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wohl noch bevorstehen mag, war Arndts Vision des heruntergekommenen Fischerdorfs wohl näher an der Zukunft des Jahres 2058 dran, als ich mit meinen von Star Trek und Perry Rhodan geprägten Vorstellungen.

AT: Das Taschenbuch hat eine edle Aufmachung, und wer es nicht besser weiß (oder das Nachwort liest) wird den Dreierroman für eine Einheit halten. Findest du trotzdem typische Merkmale des Heftromans daran?

TL: Nun, eines der typischen Merkmale ist der Umfang. Man muss halt auf ca. 56 engbedruckten Heftromanseiten die Story zu einem befriedigenden Abschluss bekommen haben. Gleichzeitig muss man bei einem Mehrteiler wie diesen hier genügend Elemente offenlassen, dass ein Nachfolger schlüssig wirkt. Das ist auf jeden Fall erfüllt. Beides.

Zudem muss man sagen, dass viele Serien heute einen für Heftromane verdammt hohen Qualitätsstandard haben. Für Perry Rhodan oder auch Maddrax schreiben heute unwahrscheinlich gute Autoren, die man auch aus anderen Zusammenhängen kennt. Beispielsweise Oliver Plaschka, Robert Corvus oder Andreas Eschbach.

Im Vergleich dazu gab es in den Heftromanen der 70er, 80er oder 90er nur wenige Heftromanautoren, die mich so sehr begeistert hätten, dass ich sie heute sofort mit einer Geschichte in meinen Verlag hätte haben wollen. Arndt Ellmer ist einer dieser wenigen.


Foto: Arndt Ellmer

AT: Zur Zeit ist Arndt Ellmer sehr glücklich damit beschäftigt, endlich seine Umzugskisten auszupacken und sein Arbeitszimmer zu gestalten. Werdet ihr aus seinem Fundus an Manuskripten noch weitere Publikationen machen?

TL: Ich bin aktuell in einen sehr regen Emailkontakt mit Arndt Ellmer. Wir schicken uns eigentlich fast jeden zweiten Tag eine Email – und ja, weitere Publikationen sind dabei auch immer wieder ein Thema. Ich bin da für unwahrscheinlich viel offen.

Ich weiß beispielweise ziemlich genau, was in der einen Umzugskiste war. Und nein, ich verrate es nicht. Aber die Ellmer-Fans werden garantiert begeistert sein, das kann ich euch schon jetzt versichern.

AT: Danke für die Auskünfte.

TL: Habe ich noch die Möglichkeit für ein, zwei abschließende Sätze?

AT: Gern!

TL: Eine internationale Studie hat festgestellt, dass Vielleser durchschnittlich 21 Prozent mehr verdienen. Also – lest mehr Bücher.

Und zwar nicht nur die wirklich phantastischen (in mehrerlei Hinsicht) Bücher aus dem Verlag Torsten Low, sondern auch aus anderen Verlagen. Denn es gibt unwahrscheinlich viele aktive deutschsprachige Kleinverlage, die richtig tolle Bücher machen. Und genau die brauchen jeden einzelnen Verkauf. Damit sie auch morgen noch richtig tolle Bücher machen können.

Vielen Dank für das Interview.

Torsten Low hat die Entstehungsgeschichte der Publikation auch in einem »Verlagsgeplauder« auf YouTube erzählt https://youtu.be/7XY8yh1EU84

Arndt Ellmer: In den Fängen der GROSSEN ALTEN https://www.verlag-torsten-low.com/de/Romane-SF-Horror-Fantasy/Horror/in-den-faengen-der-grossen-alten-arndt-ellmer.html

Arndt Ellmer in der Perrypedia https://www.perrypedia.de/wiki/Arndt_Ellmer

Rezension: Die Star-Trek-Chronik 1: Star Trek Enterprise

von Uwe Anton

Star Trek: Enterprise (2001 – 2005) war die fünfte und letzte Real-TV-Fernsehserie, bevor das Franchise eine lange Pause einlegte, die erst von Star Trek Discovery (2018) beendet wurde. Wegen zurückgehender Zuschauerzahlen (und damit Werbeeinnahmen) wurde die Serie bereits nach vier statt (wie geplant und bei den drei Vorgängerserien auch umgesetzt) sieben Staffeln eingestellt. Sie ist die chronologisch früheste Star Trek-Serie; die ersten Folgen spielen im Jahr 2151, etwa jeweils 100 Jahre nach der ersten Begegnung der Menschheit mit den spitzohrigen Vulkaniern und vor der Fünf-Jahres-Mission des legendären gleichnamigen Schiffs von Captain Kirk, die dann doch nur drei TV-Jahre währte.

Eine ausführliche Betrachtung der Serie legt nun das Autorenteam Prahl/Sülter/Walch vor, von Ausführungen über die Entstehung bis hin zu Informationen über die beruflichen Aktivitäten der Stars nach deren Ende. Rückgrat des Buches ist natürlich der Episodenführer. Nach mitunter durchaus ironischen Einführungen zu jeder Folge geben die Autoren angenehm kurz den Inhalt wieder, finden dafür aber umso ausführlicher mehr oder weniger kritische, aber auch lobende Worte zu den einzelnen Episoden. Bei diesen Einschätzungen scheint das Konfliktpotenzial unter den drei Star Trek-Experten eher gering, die Übereinstimmung der Ansichten eher groß zu sein. Bei aller unendlicher Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination sind die Kollegen Prahl und Walch nur selten anderer Meinung als Kollege Sülter, der die Kritiken zu den Folgen verfasste, scheuen sich aber nicht, sich gegebenenfalls zu Wort zu melden, falls es an Konsens mangelt.

Natürlich kommt es bei der Diskussion von 98 Episoden mitunter zu ähnlichen Formulierungen und ähnlicher Kritik. Das ist jedoch kein Manko; was will man von einem Episodenführer auch anderes erwarten? Den Verfassern merkt man ihre Liebe zu Star Trek Enterprise durchgehend an, aber sie schrecken nicht davor zurück, Wiederholungen bei den Strickmustern einzelner Folgen aufzuzeigen, auf serienimmanente und logische Fehler aufmerksam zu machen und Mist zu nennen, was Mist ist. Sie berücksichtigen auch formale Kriterien und sparen vom Schnitt bis zur Musik nichts aus – und loben, wo es etwas zu loben gibt.

Auch bei einem solchen Sachbuch sind manche Punkte subjektiv. Die Verfasser stören sich z.B. nicht daran, dass der Hund des Captains die Reise mitmacht und bei einer Außenmission auf einem unerforschten Planeten einfach mal als erster aus dem Landeboot in einen Wald rennt und an einen Baum pinkelt. Vernachlässigt Captain Archer seine Sorgfaltspflicht gegenüber seinem vierbeinigen Schutzbefohlenen hier nicht ganz gewaltig? Wer weiß, was im Unterholz auf Hundi lauert? Und wo, bitte schön, soll der niedliche Porthos eigentlich an Bord des Schiffes sein kleines und großes Geschäft erledigen? Ein vollautomatisches Hundeklo wird meines Wissens jedenfalls nie gezeigt.

Ganz pfiffig ist das schulnotenähnliche Bewertungssystem, bei dem man auf zuvor erklärte Bildsymbole zurückgreift. Auch auf Porthos: Die Folgen, die sein Abbild ziert, sind z.B. cool (also gut). Die Gestaltung des Buches ist allerdings leider nicht besonders übersichtlich. Der Verlag muss bei den nächsten Episoden-Führern dringend den Satz verbessern, sonst kommt der Leser sich vor wie in einer Star-Trek-Folge mit dem Titel Verloren in der Bleiwüste.

Star Trek Enterprise ist ein Sachbuch, dem es gelingt, jede Menge Fakten und Informationen auf eine Art und Weise zu vermitteln, die Spaß macht und interessant zu lesen ist. Cool, die Herren! Dafür gibt es allemal einen Porthos.

Infos

Reinhard Prahl/Björn Sülter/Thorsten Walch

Osdorf 2020, in Farbe und Bunt Verlag, 534 S., € 14,80