Liebe mit Handicap

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Liebe mit Handicap
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Abbi Doris



Liebe mit Handicap





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Inhaltsverzeichnis





Titel







Liebe mit Handicap







Der Liebe gewidmet







Prolog







Stille Gedanken







Der erste Kontakt







Mark Gordon







Die Flucht aus der Klinik







Man kommt sich näher







Die Flucht vor der Liebe







Epilog







Liebe







Erklärung







Impressum neobooks







Liebe mit Handicap





Eine neue Fassung des Romans









Liebe mit Handicap
















von
















Abbi Doris







Der Liebe gewidmet



Die Liebe zündet die Kerzen an



der Gefühle die tief in uns wohnen



Etwas das man nicht beschreiben kann



zieht uns in unbekannte Zonen





Die Sonne spielt die Sinfonie



Ganz zart in ihren Sphären



Es ist der Liebe Melodie



Die nur Verliebte hören





Am Abend scheint der volle Mond



ganz tief in unsere Herzen



Dorthin wo auch die Liebe wohnt



Vertreibt der Seele Schmerzen





Der Liebe Kraft, ihr zartes Licht



Lässt auch den trüben Tag ertragen



Und strahlt das Glück dir im Gesicht



Stellst du dem Schicksal keine Fragen



(Clochard Raadé)





Prolog



Als Physiotherapeutin ist Laura Bates im Krankenhaus Marzahn eine Autorität und vollbringt oft wahre Wunder. Auch ihr neuer Patient Mark Gordon, der nur durch einen seltsamen Zufall ihr Patient wird, stellt sie vor keine große Herausforderung. Der Sohn einen Hotelmagnaten spürt seit einem Bootsunfall seine Beine nicht mehr und hat sich aufgegeben. Aus dem ehemals jungen und gutaussehenden Sonnyboy ist ein zynischer Tyrann geworden, der nicht nur niemanden an sich heranlässt, er verweigert auch jegliche Behandlung und Nahrung. Doch Laura Bates hat ihre eigene Methode und weiß, wie man solch störrische Gesellen angeht. Sie brauchte nicht lange und Mark Gordon fraß ihr aus der Hand. Laura ist in ihren Beruf eine kompromisslose, harte Nuss und verordnet Mark ein strenges Trainingsprogramm. Tag und Nacht ist sie an seiner Seite um Mark Gordon mit ihrer Therapie wieder auf die Beine zu stellen. Das sich Patient und Therapeutin dabei näher kommen, liegt in der Natur der Dinge. Aber Laura hat ihre Schutzwälle hochgezogen, und sieht in Mark zunächst nur ihren Patienten. Doch Mark Gordon entdeckt hinter der oft kühlen und herrischen Fassade Lauras eine Frau, die von der ersten Sekunde an sein Herz berührt hat. Er kämpft darum, wieder laufen zu können und geht daher einen Deal mit Laura ein. Ein Kampf der Herzen beginnt, welcher Mark und Laura alles abverlangt und sie an die Grenzen ihrer Leidensfähigkeit bringen. Beide vergießen gemeinsam Tränen der Traurigkeit und des Glücks bis........





Stille Gedanken




Laura saß träge auf der Terrasse ihres Bungalows und schaute hinaus auf Meer. Palmen, dieser Puderzuckerstrand, diese Luft. Einfach phantastisch. Diese Bilder, die sie bisher nur von Ansichtskarten oder geschönten Reiseprospekten kannte, hatte sie nun direkt vor ihrer Terrasse. Die Karibik übte, warum auch immer, eine besondere Anziehungskraft auf Laura aus. Doch hatte sie es bisher nie geschafft, sich ihren Traum zu erfüllen. Immer standen ihre Arbeit und natürlich ihre Patienten an erster Stelle. Als Physiotherapeutin hatte sie sich in den vergangenen Jahren einen gewissen Ruf hart erarbeitet, und eine sechzig Stunden Woche war keine Seltenheit. Wegen ihrer Erfolge wurde sie hoch geschätzt im Krankenhaus Marzahn, und daher oft gebucht. Selbst aussichtslose Fälle konnte sie wieder ins Leben zurück bringen. In ihrer kleinen Wohnung in Berlin Lichterfelde standen zwei dicke Ordner mit Dankesschreiben, in denen ihr ehemalige Patienten ihre Dankbarkeit aussprachen. An den Wänden im Flur hingen die Urkunden und Diplome ihrer bisherigen Kariere. Laura war erst 27 Jahre alt und hatte schon alles erreicht was sie wollte. Für ein Medizinstudium war ihr Abitur zwar nicht gut genug, aber sie hatte in ihrem Bereich einen derartig hohen Kenntnisstand erreicht, dass ihr keiner das Wasser reichen konnte. Selbst ihr Chef Prof. Reinhold zog regelmäßig den Hut vor ihrer Arbeit. In der Abteilung für Rückenmarks-Verletzte fand keine Visite ohne sie statt. Das alles zerrte zwar an ihren Kräften, aber sie ignorierte die ersten Anzeichen. Aber ihr Körper wehrte sich. Eines Tages war es dann soweit. Mitten in der Vorbesprechung - Laura war schon neun Stunden im Krankenhaus, als ihr schwarz vor den Augen wurde. Sie wäre wohl zusammen gebrochen, wenn Dr. Weinlein, der direkt neben ihr stand, sie nicht aufgefangen hätte. Als sie die Augen öffnete, standen ihre Kollegen an ihrem Bett und sahen sie besorgt an.



„Was ist passiert“, flüsterte Laura mit schwacher Stimme.



„Du hattest einen Schwächeanfall Laura“, erklärte Prof. Reinhold und drückte ihre Hand.



„Wann warst du das letzte Mal in Urlaub Laura?, warst du überhaupt schon mal in Urlaub?“, fragte er.



„In den letzten zwei Jahren noch nicht Herr Professor“, erwiderte Laura. „Dafür hatte ich einfach keine Zeit.“



„Ihre Arbeit hier ist uns viel zu wichtig Laura. Sobald Sie wieder auf den Beinen sind, will ich Sie hier nicht mehr sehen. Sie machen drei Wochen Urlaub und erholen sich erst einmal gründlich“, diktierte Prof. Reinhold.



„Aber...“, wollte Laura widersprechen



„Das ist kein Wunsch, sondern ein Befehl Laura, und ich dulde keine Widerrede“, lächelte Prof. Reinhold.



„Wo wollten Sie denn immer schon mal Urlaub machen?“



„Also ich würde schon gerne einmal in die Karibik fliegen Herr Professor“, antworte Laura überrascht und sah ihn fragend an.



„Dann fliegen Sie in die Karibik. Am besten gleich Morgen. Ich will Sie nicht in der Stadt sehen“, befahl Prof. Reinhold.



„Zu Befehl Herr Professor“, lächelte Laura und richtete sich im Bett auf.



„Passen Sie auf“, flüsterte ihr Prof. Reinhold ins Ohr.



„Es gibt da eine Anlage in der Dominikanischen Republik, da werden Ihnen die Augen übergehen. Ich werde mich gleich ans Telefon setzen und einen Platz für Sie Buchen. Machen Sie sich keine Sorgen Laura. Sie fliegen auf Kosten des Krankenhauses. Das werde ich durchsetzten. Wäre ja noch schöner, wenn man das nach all ihrer Arbeit nicht bewilligen würde.“



Er sollte recht behalten. Keine zwei Stunden später betrat Prof. Reinhold freudestrahlend ihr Zimmer und wedelte mit einem Schriftstück.



„Ihr Urlaub ist gebucht und die Klinik übernimmt alle Kosten Laura.“



„Das kann ich nicht glauben“, rief Laura und fiel ihrem Professor um den Hals.



„Morgen um 17.00 Uhr geht ihr Flug Laura, und erholen Sie sich gut.“



Und nun lag sie auf der Terrasse und sah hinaus aufs Meer. Laura ließ sich berauschen vom Anblick der türkisfarbenen Wellen, die sich am strahlend weißem Strand brachen. Prof. Reinhold hatte nicht übertrieben. Die Bungalowanlage am Rand vom La Roma war wirklich atemberaubend. Herrliche Palmenhaine umsäumten ihren Bungalow. Bis zum Strand waren es nur wenige Meter. Die Schreie der weißen Möwen und das rauschen der Wellen waren all gegenwärtig. Gerade verschwand die Sonne wie ein riesiger Feuerball am Horizont und tauchte Himmel und Meer in ein leuchtendes Rot. Mit den Palmen davor war das ein paradiesischer Anblick. Was war das nur für ein atemberaubender Urlaub. Drei Wochen vollkommene Freiheit ohne jede Verpflichtung. Keine Uhr und kein Telefon konnten ihre Ruhe stören. Zeit spielte keine Rolle. Wenn sie Hunger hatte ging sie die hundert Meter zum Restaurant und bestellte worauf sie gerade Appetit hatte. Hier war rund um die Uhr geöffnet. Eine 24 Stunden Party die immer nach 22.00 Uhr so richtig in Schwung kam. Es wurde getanzt und gefeiert. Die Partygäste waren Studenten und Singles, die einfach nur eine gute Zeit haben wollten. Ebenso Familien, die einfach nur einen unbeschwerten Urlaub erleben wollten. Laura stand auf, ging in den Bungalow und nahm sich eine Flasche Champagner aus dem gut gefüllten Kühlschrank. Sie machte sich einen Drink aus Orangensaft, Champagner, Limone und viel Eis. Dann ging sie wieder auf die Terrasse und legte sich auf ihre gepolsterte Liege. Genüsslich schlürfte sie an ihrem Drink, als ein Segelboot mit hellblauen Segeln ihre Aufmerksamkeit erregte. Laura beobachtete, wie das Boot langsam hin und her kreuzte. Sie war so fasziniert vom Anblick dieses Bootes, dass sie den Mann, der sich langsam ihrer Terrasse näherte, erst bemerkte, als er direkt neben ihr stand. Zunächst erschrocken, drehte sie sich mit einer schnellen Bewegung zu ihm und schaute ihn an. Mit der linken Hand stützte sich sich an ihrer Liege ab, damit sie im Fall eines Falles blitzschnell aufspringen konnte. Ein großer, gutaussehender Mann mit leicht grau melierten Haaren stand vor ihr und lächelte sie an. Er trug einen dunkelgrauen Dreiteiler und seine Füße steckten in schwarzen italienischen Schuhen. Dieser Mann passte überhaupt nicht in dieses Ambiente, und sie hatte ihn auch noch nie hier gesehen.

 



„Habe ich das Vergnügen mit Laura Bates?“, fragte er devot und beugte sich leicht nach vorn.



Fragend zog Laura ihre Augenbrauen hoch, nahm ihre Füße von der Liege, stand auf und streckte ihm die Hand entgegen.



„Ja, ich bin Laura Bates, und wer sind Sie?“



„Bob Dilani“, sagte er, nahm ihre Hand und schüttelte sie lächelnd.



„Mir ist klar, dass ich Ihren Urlaub störe, Miss Bates, aber ich muss Sie dringend sprechen.“



„Setzen Sie sich doch“, lud ihn Laura ein und deutete auf die Sitzgruppe direkt neben ihrer Liege. Sie folgte Bob Dilani und wunderte sich, woher dieser Mann wohl ihren Namen kannte. Sie setzte sich mit Bob an den Tisch und schlug ihre langen Beine übereinander.



„Was kann ich denn für Sie tun?“, fragte Laura und nippte an ihrem Drink, den sie noch immer in der Hand hatte.



„Ja, dass ist nicht ganz leicht zu erklären“, antwortete er mit leicht belegter Stimme. „Ich habe da einen Patienten, den ich seit einiger Zeit hier in der örtlichen Klinik betreue. Da er niemanden an sich heranlässt, habe ich meinen Freund Professor Reinhold in Berlin angerufen und ihn um Rat gefragt. Als ich ihm die Sachlage schilderte, meinte er, dass seine beste Therapeutin gerade Urlaub in der Dom Rep machen würde. Er verriet mir erst nach langem Zureden ihren Aufenthaltsort. Und nun bin ich hier und bitte sie um Hilfe.“



Laura runzelte die Stirn: „Sind sie Arzt?“



„Ja, ich leite die örtliche Klinik in La Roma schon seit sieben Jahren. Zufällig habe ich meinen Doktor bei Prof. Reinhold in Berlin gemacht. Er kommt alle Jahre mal wieder hier her und verbringt mit seiner Familie ein paar entspannte Tage in meinem Haus. Wir sind, wenn ich das so sagen darf, gute Freunde.“



„Das finde ich alles sehr schön Doktor Dilani, aber ich weiß nicht wie ich Ihnen helfen kann. Ich bin schon eine Woche hier und muss bald wieder zurück nach Berlin.“



„Also wenn Sie möchten, können Sie so lange bleiben wie Sie wollen. Das habe ich mit Reinhold schon abgesprochen. Wir übernehmen auch alle Kosten.“



„Können Sie das noch einmal wiederholen?“



„Sie können hier bleiben, solange sie wollen. Und wir, dass heißt meine Klinik, übernimmt alle Kosten.“



Laura konnte nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte. Sie stellte ihren Drink auf den Tisch und sah Bob Dilani tief in die Augen.



„Kann ich das schriftlich haben?“, fragte sie und lächelte.



„Mit Siegel und beglaubigter Unterschrift“, antwortete Dilani mit hochgezogenen Mundwinkeln.



„Möchten Sie etwas trinken Doktor Dilani?“



„Ein Glas kaltes Wasser, wenn es möglich ist.“



Dilani wischte sich mit einen Taschentuch einige Schweißperlen von der Stirn und lehnte sich in seinen Stuhl. Offensichtlich hatte er große Hoffnungen in das Gespräch mit Laura gesetzt, und war sich über den Ausgang der Verhandlungen noch immer nicht sicher. Laura ging in ihren Bungalow und kam mit zwei Gläsern in ihren Händen zurück.



„Was ist das große Problem bei ihrem Patienten, dass Sie meine Hilfe brauchen Dr. Dilani?“, fragte sie noch bevor sie sich hinsetzte.



„Es geht hier um keinen gewöhnlichen Patienten Miss Bates. Es geht um Mark Gordon. Ihm und seinem Vater gehören die meisten Hotels hier in der Gegend. Er ist nicht nur sehr Reich, er ist auch noch sehr jung. Vielleicht ein paar Jahre älter als Sie Miss Bates. Deswegen ist die ganze Sache ja auch so tragisch.“



„Und wo liegt das Problem?, ich meine was hat er für Beschwerden?“, fragte Laura



„Es ist vermutlich das Rückenmark“, antwortete Dilani. „Bei einem Segelunfall fiel er aus dem Boot und prallte auf einen Felsen. Ein paar Leute, die den Unfall beobachteten, holten ihn aus dem Wasser und riefen den Rettungsdienst. Dabei hatte er das Glück, dass der Unfall in der Nähe des Ufers geschah. Wäre er weiter draußen gewesen, hätte er wohl nicht überlebt. Als er eingeliefert wurde, schrie er wie von sinnen, weil er seine Beine nicht spüren konnte. Er wurde dann in ein künstliches Koma gelegt und operativ versorgt. Jedoch konnten wir nur einen Anbruch des siebten Brustwirbels, und den Bruch zweier Rippen feststellen. Vielleicht wurde auch das Rückenmark in Mitleidenschaft gezogen. Wir wissen es nicht so genau. Wir haben dann die Brüche stabilisiert. Mehr konnten wir nicht tun. Seitdem liegt er apathisch in seinem Bett und verweigert jegliche Therapie und Behandlung.“



„Wie lange ist das jetzt schon her?“, fragte Laura.



„So um die drei Wochen“, antwortete Dilani



„Drei Wochen...., dann sind seine Brüche schon verheilt“, sinnierte Laura.



„Können Sie mir seine Röntgenbilder bringen, damit ich mir einen Überblick verschaffen kann?“, fragte Laura.



„Sie bleiben also?“, fragte Dilani erfreut und stand auf.



„Erst wenn ich mit Prof. Reinhold gesprochen habe, werde ich mich entscheiden“, antwortete Laura und reichte Dilani die Hand.



„Ich lasse Ihnen gleich die Krankenakte bringen Miss Bates.“ Dilani schüttelte wieder lachend ihre Hand.



Eilig verließ er die Terrasse und verschwand zwischen den Palmen. Etwas verwirrt blieb Laura zurück und setzte sich wieder auf ihre Liege. Was sollte sie von dieser Offerte nur halten. Ein Gefühl sagte ihr, dass dies alles doch kein Zufall sein konnte. Hatte Reinhold sie mit voller Absicht hierher geschickt..? Nur um seinem Freund Dilani einen Gefallen zu tun..?



Laura musste sie in Berlin anrufen und die Sache mit Prof. Reinhold abklären. Schließlich musste sie sich ja absichern. Aber wie sie Reinhold kannte, würde er das Unschuldslamm spielen und jegliche Absicht weit von sich weisen. Also stellte sie ihren Drink auf den Tisch, ging in den Bungalow und kramte ihr Handy aus dem Koffer. In der ganzen Zeit hatte sie ihr geliebtes Handy nicht einmal in der Hand gehabt. In Berlin klingelte es alle zwei Minuten und ohne Handy ging es einfach nicht. Aber hier...



Drei Nachrichten waren auf dem Display. Zwei von Prof. Reinhold und eine von ihrer Mutter. Der Akku war fast leer und Laura hatte kein Ladekabel mitgenommen. Vielleicht konnte jemand im Restaurant helfen?, dachte sie sich und trat auf die Terrasse. Mit hängenden Armen sah sie wie die Sonne langsam im Meer versank. Wie oft hatte sie hier gestanden und gehofft, dass dieser Urlaub nie enden würde. Sie hatte sich gut erholt und sogar etwas zugenommen. Die karibische Sonne hatte auch ihrer Haut gut getan. An ihrem Körper gab es nicht eine weiße Stelle. Selbst ihre Brüste schienen straffer geworden zu sein. Auch ihre Beine waren fester geworden. Das lag wohl am täglichen Jogging. Jeden Morgen vor dem Frühstück lief Laura einige Kilometer am Strand entlang oder schwamm im Meer. Die Sonne und das Meer hatte ihre ohnehin schon blonden Haare fast weiß werden lassen. Ein herrlicher Kontrast zu ihrem nun fast bronzefarbenen Körper. Ja, hier könnte man es noch eine Zeit lang aushalten, dachte sie sich und sah wieder auf ihr Handy. Sie drückte auf das Display und ließ sich nun die Nachrichten vorspielen.








Erste Nachricht








„Hallo Laura, hier ist Reinhold, ich hoffe, Sie haben sich gut erholt. Ich habe gerade einen Anruf von meinem Kollegen Doktor Bob Dilani erhalten. Er braucht ihre Hilfe Laura und wird sich bei Ihnen melden. Hier ist alles schon geregelt. Sie können bleiben, so lange wie Sie es für nötig halten. Aber nur wenn Sie wollen. Die entsprechenden Unterlagen habe ich an Dilani gefaxt. Wenn es irgendwelche Fragen gibt, können Sie ja mich anrufen.“








Zweite Nachricht








„Hallo Laura, hier ist deine Mutter. Ich hoffe es geht dir gut. Wenn du kannst, melde dich. Erhole dich gut und genieße die Zeit. Dein Vater und Räuber lassen dich ganz lieb grüßen. Auch deine Freundin Lilly hat angerufen. Stell dir vor, sie hat schon wieder geheiratet.



Ach so....schick uns doch mal eine Karte...tschüss.“








Dritte Nachricht








„Reinhold noch mal, ich habe vergessen, Ihnen die besten Grüße der Kollegen auszurichten. Also viel Erfolg bei Ihrer Arbeit in der Karibik. Auch so....ich kann nicht verhehlen Laura, dass ich Sie beneide.“



Laura schaltet das Handy aus und merkte wie ihr die Tränen übers Gesicht liefen. Es waren Nachrichten aus der Heimat. Bisher hatte sie Berlin vollkommen ausgeklinkt. Aber nun spürte sie das erste Mal so etwas wie Heimweh. Alles hier in der Karibik war sehr schön. Genau so, wie sich es sich immer vorgestellt hatte. Aber es war nun mal nicht ihr Zuhause. Laura vermisste ihre Kollegen, ihre Patienten und ihre Familie. Sie atmete tief durch, ging zurück in den Bungalow und verstaute ihr Handy wieder im Koffer. Überall waren inzwischen die Lampions zwischen den Palmen angegangen und tauchten die Umgebung in buntes Licht. Vom Restaurant war leise Musik zu hören. Laura beschloss sich für den Abend schön zu machen. Heute wollte sie feiern und es sich gut gehen lassen. Sie hatte gerade ein Kleid aus dem Schrank genommen und aufs Bett gelegt, als ein zaghaftes Klopfen an der Eingangstür ihre Gedanken störte. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt und schaute hinaus. Vor der Tür stand Bob Dilani und lächelte sie an. Er hatte seinen grauen Dreiteiler abgelegt und trug nun weiße Jeans und ein gelbes Hemd. Er sah richtig flott aus und Laura war äußerst beeindruckt. Er schien nun um Jahre jünger als in seinem grauen Anzug. Verlegen strich er sich durch die Haare, und hielt ihr eine Mappe entgegen.



„Ich wollte Ihnen nur die Krankenakte bringen, Miss Bates. Ich hoffe, ich habe Sie nicht gestört?“



„Nein, nein Doktor, wollen Sie nicht reinkommen?“



„Das halte ich für keine gute Idee, Miss Bates. Hier in der Karibik haben sogar die Palmen Auge. Meine Frau würde mir die Augen auskratzen, wenn ich um diese Zeit in das Haus eines so hübschen Mädchens gehen würde“, lachte er und sah sich um.



„Wenn Sie möchten, hole ich Sie morgen nach dem Frühstück ab und wir fahren zusammen in die Klinik. Ist Ihnen das recht?“



„Morgen um 9.00 Uhr“, lächelte Laura und sah Bob Dilani noch eine Weile nach.



Ein schöner Mann, dachte Laura und musste unwillkürlich lächeln. So einen würde sie nicht von der Bettkante stoßen, überlegte sie. Warum müssen die besten Männer immer schon vergeben sein?, dachte sie lächelnd. Sie seufzte, schloss die Tür und legte die Akte auf den Tisch neben dem Bett. Nachdem sie geduscht hatte, saß sie nur mit einem Handtuch bekleidet auf dem Bett und frottierte sich die Haare. Immer wieder sah sie zu der Mappe auf dem Tisch und entschloss sich schließlich sie zu öffnen. Laura zog die Krankenakte heraus und schlug sie auf. Auf dem Deckel war ein Foto mit einem streifen Tesafilm angebracht. Offensichtlich der Patient. Als sie sich das Foto genauer ansah, hielt sie inne und löste das Foto vom Klebestreifen. Das also war der Patient Mark Gordon. Das Foto zeigte einen äußerst attraktiven jungen Mann mit schwarzen strubbligen Haaren. Verblüfft blickte sie in ein Paar strahlend blauer Augen. Bob Dilani war ein richtiges Schlitzohr. Er hatte genau kalkuliert, dass eine Frau dem Charme des Mannes auf dem Foto kaum widerstehen konnte. Und er hatte sich nicht verkalkuliert. Dieser Mann hatte wirklich etwas besonderes in seinen Augen. Aber auch sein Körper war nicht zu verachten. Er trug nichts außer einer Jeans-Shorts. Sein Körper war wohlgeformt und muskulös. Seine Beine waren lang und kräftig. In seinem Blick war etwas verführerisches und sein Grinsen war geradezu ansteckend. Er stand auf den Bug eines Bootes und hatte eine Hochseeangel in der Hand. Im Hintergrund sah man das tiefe blau des Meeres. Offensichtlich ein Mann, der es verstand sein Leben zu leben. Wahrscheinlich würden seine Gespielinnen in Dreierreihen vor seinem Bett stehen und ihn bedauern. Eigentlich sollte sie den Job schon allen deswegen ablehnen, um Bob Dilani zu zeigen, dass sie nicht auf so durchsichtige Weise zu manipulieren war. Denn das Foto war unverkennbar nur zu diesem Zweck in die Akte geschmuggelt worden. Aber als Laura sich das Foto noch einmal ansah, wusste sie, dass sie Bob Dilani zusagen würde. Dieser Mann auf dem Foto weckte ihr Interesse auf eine ganz besondere Weise. Sie wollte es nicht wahrhaben, aber sie hatte sich auf Anhieb in das Foto dieses Mannes verliebt. Laura legte das Bild aufs Bett und sah sich nun die Röntgenbilder an. Eins nach dem anderen hielt sie gegen das Licht und erkannte sofort die gute Arbeit der Chirurgen. Der Bruch des Wirbels war mit zwei Metallplatten fixiert worden. Der Wirbelkanal wies jedoch keine sichtbaren Beschädigungen auf. Aber das hatte nichts zu bedeuten. Allein die Stauchung des Rückenmarks kann ein Lähmungssyndrom auslösen. Solche Lähmungen können recht schnell wieder verschwinden, aber auch lange Zeit anhalten, oder für immer bleiben. Den Aufzeichnungen von Bob Dilani zu Folge, konnte Mark Gordon nicht laufen und zeigte alle Symptome eine Querschnittslähmung. Dazu kamen noch sehr schwere Depressionen, die seinen Zustand weiter verschlechterten. Es würde also ein hartes Stück Arbeit auf Laura zukommen. Aber sie wollte die Herausforderung annehmen. Besonders gespannt war sie auf die Klinik, in der Mark untergebracht war. Eigentlich hatten die Krankenhäuser hier keinen guten Ruf. Nur in den sogenannten Clinicas soll der Standard recht hoch sein, hatte Laura gelesen. Nur sollen die Behandlungen in diesen Häusern auch recht teuer sein. Da Mark Gordon nach Aussage von Bob Dilani eine reicher Junge war, machte sich Laura über die Kosten keine Sorgen. Mit diesen Gedanken im Kopf zog Laura sich ihr Kleid an, kämmte sich die Haare und machte sich auf den Weg zur Party-Gesellschaft. Sie wollte einen schönen Abend verbringen, etwas tanzen, gut essen und sich unterhalten. In der vergangenen Woche war sie öfter ausgegangen, als in den letzten drei Jahren zusammen. Laura genoss diese Abende in vollen Zügen. Sie war auf kein Abenteuer aus, und suchte auch keine Urlaubsbekanntschaften, wie die anderen Mädchen in der Gruppe. Laura wollte nur Spaß und Unterhaltung. Nicht das es an Gelegenheiten fehlen würde. Die jungen Männer in ihrer Runde machten ihr regelmäßig Avancen und ließen keine Gelegenheit aus, sich ihr anzubiedern. Doch an Flirts dieser Art hatte sie im Moment kein Interesse. In Berlin hatte sie nur für ihre Arbeit gelebt und bis auf einige Kino,-und Theaterbesuche war ihr das Berliner Nachtleben bisher weitgehend verschlossen geblieben. Ihre Kollegen hatten es nach einigen Versuchen aufgegeben, sie zu Partys und Geburtstagsfeiern einzuladen. Schuld an ihrer Einstellung zur Männerwelt, war eine kurze Beziehung zu einem der Stationsärzte. Sie hatte sich vor ein paar Jahren unsterblich in diesen Mann verliebt, musste aber nach einigen Nächten erkennen, dass sie von ihm nur als Notlösung ausgenutzt wurde. Jochen Tesla, so hieß der Typ, war verlobt und hatte Laura diesen Umstand arglistig verschwiegen. Nach dieser Enttäuschung empfand Laura jede Schwärmerei für einen Mann als reine Zeitverschwendung. Ihr Exfreund, dieser fiese Dr. Tesla, hatte ihr auf schmerzhafte und demütigende Weise gezeigt, wie unmöglich es war, einem Mann das volle Vertrauen zu schenken. Nie wieder, das hatte sie sich geschworen, würde sie einem Mann die Gelegenheit geben, sie zu verletzen. Eine kühle Brise ließ sie frösteln, und während sie ihren schlechten Erinnerungen nachhing, war sie fast wie in Trance am Restaurant angekommen. Auf der Terrasse war schon mächtig was los und Laura wurde mit lautem Hallo begrüßt, als man sie bemerkte. Die Gruppe, mit der sie immer hier zusammen saß, bestand hauptsächlich aus Studenten, die von den Staaten herüber gekommen waren. Diese fünf junge Männer und drei Mädchen waren eine lustige Truppe, mit denen Laura schon einiges Unternommen hatte. Zuletzt waren sie mit einem gemieteten Van zu einem Rock Festival zum Domenikus Beach gefahren. Laura hatte nie vorher ein solches Spektakel erlebt. Diese Musik, dieser Traumhafte Strand und ihre Freunde, die sich alle rührend um sie kümmerten, hatten sie zutiefst beeindruckt. Laura, seitdem wie von einer schweren Last befreit, fühlte sich seit diesem Abend wie neu geboren. Sie sah sich wieder als die Frau, die sie nun mal war und trug wieder kurze Kleider und enge Blusen. In Berlin bestand ihre Garderobe aus Jeans, Sweatshirts und Turnschuhen. Hier trug sie Minikleidchen, bunte Tops und High Heels. In der vergangenen Woche war sie mit den Mädchen aus der Gruppe mehrfach zum Shoppen in La Roma gewesen und hatte sich eine vollkommen neue, und für sie ungewöhnliche Garderobe zugelegt. Jedenfalls hingen derartige Kleider nicht in ihrem Berliner Kleiderschrank. Sicherlich würde in Lichterfelde die Schule ausfallen, wenn sie so auf die Straße gehen würde. Aber hier fühlte sie sich pudelwohl in ihrem neuen Outfit. Sie tanzte ausgelassen, ließ sich so manchen Drink schmecken, und amüsierte sich köstlich. Es war ein sehr schöner Abend. Die Musik, vermischt mit dem Rauschen des Meeres und der Mond an einem dunkelblauen Himmel waren wie immer unbeschreiblich. Erst kurz nach Mitternacht verließ Laura die Party und lief beschwingt zurück zu ihrem Strandhaus. Bevor sie sich schlafen legte, nahm sie noch einmal das Foto aus der Mappe und stellte es so an die Lampe auf dem Nachtisch, dass sie es im liegen betrachten konnte. Was würde sie wohl vorfinden? In welcher Verfassung würde sich Mark Gordon präsentieren. Laura hatte schon viele schwierige Patienten gehabt. Patienten, die sich wegen ihrer Lage vollkommen von der Außenwelt abgekapselt hatten. Laura vermutete, dass es sich bei Mark Gordon ebenso verhielt. So aktiv, wie er vorher gelebt hatte, wird er in ein tiefes Loch gefallen sein. Sicher war ihm jetzt alles egal, und erst recht sein Leben. Mit diesen Gedanken im Kopf schlief Laura ein und wachte erst auf, als die Sonne schon ihre Nase kitzelte. Es war kurz vor 7.00 Uhr und Laura sprang aus dem Bett, um wie jeden Morgen am Strand zu joggen. Laura war keine verbissene Läuferin und zählte nicht die Kilometer. Wenn sie Müde war, schlenderte sie noch eine Weile am Strand entlang und ließ die auslaufenden Wellen über ihre Füße schwappen. Manchmal stand sie einfach nur so da, und beobachtete die großen Kreuzfahrtschiffe, die am Horizont vorbeizogen. Als sie wieder an ihrem Bungalow ankam, duschte sie und machte sich wie jeden Morgen einen starken Kaffee. Den trank sie, wie immer auf der Terrasse sitzend, und beobachtete die Möwen, die am Strand geschäftig hin und her liefen. Nicht selten kamen sie bis zur Terrasse und holten sich ein paar Stückchen Weißbrot, die sie ihnen zuwarf. Laura hatte eine Entscheidung getroffen, deshalb wollte sie auch keine Zeit verschwenden. Wenn Bob Dilani vor der Tür stand, wollte sie fertig sein. Sie nahm noch einen langen Schluck aus ihrer Tasse und ging zurück in den Bungalow. Was sollte sie sich anziehen?, dachte Laura. Sie wollte gleich von der ersten Sekunde an Eindruck machen auf ihren neuen Patienten. Also zog sie sich enge weiße Jeans an und zwängte sich in ein enges hellblaues Top. Farblich dazu passende Pumps rundeten alles hervorragend ab. Laura drehte sich vor dem Spiegel und fand, dass sie wieder einmal ganz passabel aussah. Sie sprühte sich noch ihren Lieblingsduft hinter die Ohren und atmete tief durch. Laura hatte gerade ihre wichtigsten Papiere in die Handtasche gepackt, als sie wieder dieses leise Klopfen an der Tür hörte. Bob Dilani stand vor der Tür und sah sie lächelnd an. Er war nicht einmal erstaunt, als er Laura mit der Tasche über der Schulter sah.

 



„Ich wusste, dass Sie mich nicht im Stich lassen“, lachte er. Laura zog ihre Augenbrauen hoch. „Sind Sie immer so selbstsicher, Doktor Dilani?“, antworte Laura und ein Lächeln umspielte ihre Lippen.



„Nennen Sie mich doch bitte Bob“, bat er.



„Aber nur wenn Sie mich Laura nennen..!“



„Sehr gerne,...Laura.“



„Auf gute Zusammenarbeit,..Bob“, lächelte Laura und reichte Bob die Hand. Laura schloss die Tür und ging mit Bob hinauf zum Parkplatz, der sich gleich neben dem Restaurant befand. Einige Leute saßen schon wieder auf der Terrasse und ließen sich die Drinks schmecken. Unter den Gästen war auch Richard mit seiner Freundin. Richard, ein Student aus New York, war einer der Jungs aus ihrer Gruppe. Erst gestern Abend hatte Laura noch mit ihm getanzt. Er sah sie ganz erstaunt an, als sie mit Bob an der Terrasse vorbei lief. Sicherlich zog er vollkommen falsche Schlüsse, als er sie mit Bob von ihrem Bungalow hochkommen sah. Laura zwinkerte Richard und seiner Freundin Diane zu

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