A song of Catastrophe

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From the series: A song of Catastrophe #2
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A song of Catastrophe
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Prolog 3

Kapitel 1 Catastrophe 7

Kapitel 2 Prince 15

Kapitel 3 Catastrophe 23

Kapitel 4 Prince 32

Kapitel 5 Catastrophe 40

Kapitel 6 Prince 47

Kapitel 7 Catastrophe 54

Kapitel 8 Prince 61

Kapitel 9 Catastrophe 67

Kapitel 10 Prince 72

Kapitel 11 Catastrophe 80

Kapitel 12 Hoodie 86

Kapitel 13 Catastrophe 92

Kapitel 14 Hoodie 102

Kapitel 15 Catastrophe 113

Kapitel 16 Hoodie 120

Kapitel 17 Catastrophe 126

Kapitel 18 Hoodie 137

Kapitel 19 Catastrophe 146

Kapitel 20 Hoodie 154

Kapitel 21 Catastrophe 161

Kapitel 22 Alex 170

Kapitel 23 Catastrophe 183

Kapitel 24 Alex 191

Kapitel 25 Catastrophe 200

Kapitel 26 Hoodie 208

Kapitel 27 Catastrophe 218

Kapitel 28 Alex 224

Kapitel 29 Catastrophe 232

Kapitel 30 Alex 237

Kapitel 31 Catastrophe 246

Kapitel 32 Hoodie 257

Kapitel 33 Catastrophe 263

Epilog 271

Prolog

Sie dürfte nicht hier sein.

Und zudem war es viel zu gefährlich für sie.

Doch Lexi waren die Regeln wieder einmal egal. Selbst die Gesetze der Physik interessierten sie heute nur wenig, als sie durch das zerbrochene Glas an die kalte Luft schlüpfte.

Die alte Fensterbank zeigte sich zum Glück als breit genug, sodass sie sich gut darauf bewegen konnte. Sogleich rutschte sie auf der feuchten Bank zur Betonmauer herüber und lehnte sich mit dem Rücken dagegen.

Es war mitten in der Nacht, aber das Gewitter sorgte dafür, dass sie zumindest hin und wieder dank den Blitzen etwas sehen konnte.

Langsam winkelte sie ein Bein an und lehnte ihren linken Arm lässig darüber, während sie ihren Hinterkopf gegen die Wand sinken ließ.

Für einen Moment schloss sie die Augen und holte tief Luft.

Lexi liebte solche abgelegenen, gefährlichen Orte.

Sie verschafften ihr die nötige Ruhe, die sie brauchte. Hier würde sich niemand sonst hin verirren.

Wer käme auch schon auf die Idee, in ein altes Bürogebäude einzubrechen, welches teilweise gar nicht mehr betretbar war, in eines der oberen Stockwerke zu gehen und sich auf einer Fensterbank hoch oben bei strömenden Regen und Gewitter niederzulassen?

Bei dem Gedanken, dass sie wohl ziemlich einen an der Klatsche haben musste, huschte ihr ein flüchtiges Grinsen über die Lippen.

Leicht schüttelte sie den Kopf und öffnete wieder die Augen, um die apokalyptische Aussicht zu genießen, als direkt vor ihr eine angezündete Zigarette auftauchte zusammen mit einer fremden Hand.

Vor Schreck wollte Lexi nach hinten ausweichen, doch angesichts der Tatsache, dass sich dort lediglich die kalte Hauswand befand, rutschte sie auf der nassen Fensterbank mit den Gummisohlen ihrer Convers ab und verlor den Halt. Doch noch ehe sie die Tiefe des Gebäudes hätte genauer untersuchen dürfen, packten sie bereits zwei Hände fest an ihrem linken Oberarm und zogen sie zurück auf die Fensterbank.

Vor Schreck starrte Lexi in die Augen des Fremden, der sie nicht nur vor wenigen Sekunden beinahe das Leben gekostet hätte, sondern ihr diese auch sogleich wieder gerettet hatte.

Die kühlen graublauen Augen betrachteten sie und auch er schien einen Moment erschrocken zu sein, wenn er auch direkt ein leichtes Grinsen auf den Lippen trug, zwischen denen die Zigarette gepresst war.

Sofort erkannte Lexi seine Gesichtszüge und sie entspannte sich mit einem Schlag, als ihr beinahe schon ein Lachen über die Lippen kam.

Bei ihren Gedankengängen hatte sie einen grundlegenden Fehler begangen.

Sie war nicht die Einzige gewesen, die solche abgelegenen, gefährlichen Orte liebte.

Lexi lehnte sich wieder zurück an die Hauswand und winkelte beide Beine an, sodass er genug Platz hatte, um zu ihr nach draußen zu steigen.

Erneut hielt er ihr die Zigarette hin und diesmal nahm Lexi sie, ohne zu zögern.

Den ordentlichen Zug brauchte sie nun nach dem Schrecken.

Direkt folgte er ihr in den Sturm hinaus und setzte sich ihr gegenüber, lehnte auch seinen Rücken gegen die kalte Hauswand.

Erneut schüttelte Lexi langsam den Kopf, als sie ihn einen Moment musterte.

Sie würde sich vielleicht nun doch daran gewöhnen müssen, dass er immer in ihrer Nähe war.

Er zog aus seinem schwarzen Hoodie eine Zigarettenschachtel, nahm sich eine zweite heraus und führte sie wieder zu den Lippen. Noch während er mit der einen Hand die Schachtel zurücksteckte, zündete er sich mit der zweiten bereits die Zigarette an. Auch wenn sie nicht sofort anging aufgrund des stürmischen Wetters, hob er direkt seine andere Hand, um dem Feuer Schutz zu bieten.

Nachdem die Zigarette aufgeglüht hatte, fuhr er sich langsam durch sein kurzes blondes Haar.

Lexi konnte ihre Augen nicht von ihm lassen.

Und ganz offensichtlich war ihm das aufgefallen, denn schon gleich zeigte er ihr sein breites Grinsen, welches nicht nur seine bekannten Grübchen zum Vorschein brachte, sondern sogar ein zweites Paar. Dies erkannte sie nur, wenn er ihr ein echtes Lächeln präsentierte und das sich nur wenige Zentimeter von den ersten entfernt in seine Wangen grub.

Wie selten hatte sie das doch früher gesehen?

Kapitel 1 Catastrophe

Die eisige Luft hatte sie bereits vollständig umschlossen und sorgte dafür, dass sich jeder einzelne Atemzug so anfühlte, als würden kleine Eiskristalle geradewegs in ihre Lunge gelangen.

In Berlin war es viel kälter als noch in ihrer Stadt.

Kaum hatte Prince ihr die Autotür geöffnet und sie ihren ersten Fuß auf den Boden gesetzt, wusste Lexi, dass sie definitiv die falsche Wahl bei der Kleidung getroffen hatte.

Zum Glück waren sie bereits am Hotel angekommen und mussten lediglich einchecken. Am heutigen Tag würde nicht mehr viel Spannendes passieren. Am morgigen Tag würden sie gemeinsam zum Drehort des Videos fahren, das für den Titelsong eines Kinofilms geplant war.

Der Song, in dem Lexi die Hauptrolle trug, den sie performen durfte und von dem man erwartete, dass er einschlagen würde wie eine Bombe.

Und sie war mit keinem Geringeren als dem Autor hergekommen, dessen Buch verfilmt worden war.

Wie hatte sich in so kurzer Zeit nur alles in ihrem Leben wenden können?

Hatte sie nicht vor wenigen Tagen noch auf einer Gala gestanden, ihre langen blonden Haare brav aufgelockt, um ihr Demo irgendwelchen reichen Männern unter die Nase zu halten, die als potenzielle Produzenten und Manager galten?

Und gerade als sie sich dazu entschlossen hatte, diese Promotion als wirkungslos zu erklären, traf sie ausgerechnet auf Prince, den arrogantesten, charmantesten und heißesten Autoren, denn sie je kennengelernt hatte.

Wenn sie auch, zugegeben, bisher recht Wenige hatte kennenlernen dürfen.

So arrogant und frech Prince auch gewesen war – er hatte dafür gesorgt, dass ihre neue Managerin auf sie aufmerksam geworden war und ebenso zeitgleich ein bekannter Produzent. Wäre da nicht plötzlich Alex aufgetaucht, hätte sie nicht einmal ihren neuen Job riskiert.

Bei dem Gedanken an Alex fröstelte Lexi und sie zog ihren viel zu dünnen Ledermantel enger um ihre Taille, während der Taxifahrer ihren Koffer aus dem Wagen hievte.

Nach all der langen Zeit, in der sie ihn nicht gesehen hatte, musste ausgerechnet er den Gitarrenpart für den Song spielen. Auch wenn sie sich dadurch kurz nähergekommen waren, so fühlte sie sich jetzt umso enttäuschter von ihm.

Alex hatte dafür gesorgt, dass sie ihren Job riskierte und anschließend auch noch ihre Managerin davon überzeugen wollen, dass diese den Vertrag mit Lexi löste.

Und das alles nur, weil er viel zu spät das Potential in Lexi erkannte oder sogar seine geliebte Celine, Lexis alte Konkurrentin, an ihrer Stelle empfehlen wollte.

Zumindest waren das die Spekulationen, die Lexi aufgrund seines zwiespältigen Auftretens entworfen hatte.

Was genau die tatsächlichen Gründe für Alex’ Verhalten war, wusste Lexi nicht, hatte sie ihm doch keine richtige Möglichkeit gelassen, dies aufzuklären. Oder besser gesagt hatte er die einzige Gelegenheit beim ersten Wimpernschlag versaut.

„Bereit?“, riss eine junge Männerstimme Lexi aus den Gedanken und sie zuckte beinahe zusammen, als sich ein Arm um ihre Schultern legte und sie um das Taxi herum schob.

Fast schon erschrocken blickte sie in das Gesicht von Prince. Sie hatte doch glatt den frechen Autoren vergessen, dem sie vor ihrem großen Abgang bei Alex ordentlich nahegekommen war.

Als Lexi sich endlich zurück in der Gegenwart wiedergefunden hatte, blickte sie betont genervt zu Prince’ Arm und hob langsam eine Augenbraue.

„Was wird das denn?“, fragte sie ihn direkt, doch schenkte sie ihm gleich ein schiefes Grinsen. Er lächelte sein unwiderstehliches Lächeln, das seine Grübchen so gut zur Geltung brachte und ließ den Arm von ihr gleiten, ehe er seinen Koffer nahm.

Lexi tat es ihm nach, bedankte sich kurz beim Taxifahrer und wandte sich dem Hotel zu.

Erst jetzt wurde ihr die Größe des Gebäudes bewusst und sie blickte langsam die Glasfassade nach oben.

Verdammt, das Hotel war wirklich hoch!

Prince stieß sie leicht an, als er bemerkte, wie sie die Aufmachung des Hotels bewunderte und lachte schon fast, als er den Kopf schüttelte und an ihr vorbei zum gläsernen Eingang trat, über den in blauleuchtenden Lettern der Name stand.

 

Sie fühlte sich mit einem Schlag unprofessionell, weswegen sie sofort einen fast schon gleichgültigen Blick aufsetzte und ihm folgte.

Kaum waren sie durch den Eingang getreten, erschlug die Größe des Hotels sie von Neuem. Lexi bemühte sich diesmal jedoch, sich die Bewunderung nicht anmerken zu lassen, weswegen sie sich fast schon beiläufig umsah. Direkt auf der rechten Seite waren einige dunkelbraune Sitzgelegenheiten aufgestellt worden, an denen jedoch niemand saß.

Der Raum war mit hellen Steinen besetzt und große braune Säulen versperrten Lexi den Blick, um die wahre Größe des Raumes ausmachen zu können.

Während Lexi damit beschäftigt war, den Raum in langsamen Schritten zu durchqueren und sich genau umzusehen, war Prince bereits an ihr vorbeigegangen und hatte sich an die großzügige, hellbraune Rezeption gehalten. Als sie an dieser angekommen war, war ihr Blick längst auf die rechte Seite geglitten, auf der einige Getränkekühlschränke standen. Man schien hier wirklich an nichts gespart zu haben.

Automatisch glitt ihr Blick auch zum linken Bereich der Rezeption, an deren weißer Wand einige Bilder aufgehangen worden waren. Man hatte davor sogar eine schwarze edle Absperrung errichtet, was den Kunstwerken einen noch wertvolleren Ausdruck verlieh.

Lexi musste schlucken. Noch nie hatte sie solch ein edles Hotel bewohnen dürfen.

In diesem Moment hielt Prince ihr eine kleine weiße Karte vor die Nase und Lexi hatte Mühe, diesmal gelassen zu ihm zu sehen.

Er musste solche Hotels gewohnt sein, blickte er Lexi doch mit beiden erhobenen Augenbrauen an und verzog fast schon herablassend seine Lippen zu einem schmalen Lächeln.

„Sollen wir uns eine Karte teilen?“, fragte er mit einem frechen Unterton, doch Lexi hatte ihm diese bereits aus der Hand gerissen.

„Vergiss es“, sagte sie direkt kühl und er lachte kurz auf.

„Im kalten Berlin wirst du dich wohlfühlen, Eiskönigin“, entgegnete Prince ihr.

Lexi presste die Zähne aufeinander, um ihm nicht augenblicklich eine bissige Bemerkung entgegenzuschleudern, als sie auch schon an den Bildern vorbei unter dem durchsichtigen und leuchtenden Schild mit der Aufschrift LIFT A trat und direkt zu den Aufzügen herüber ging. Unmittelbar nahe dem schwarzen Rahmen drückte Lexi auf den Knopf, der den Fahrstuhl in ihre Etage holen würde, als Prince auch schon neben sie trat.

Sie achtete gar nicht auf ihn, als die Tür des Aufzuges aufschwang und sie hinein ging. Er folgte ihr, schien jedoch einen anderen Knopf zu drücken als ihre Etage.

Man hatte sie also voneinander getrennt.

Gut so!, dachte sich Lexi, während sie sich langsam gegen die Wand des Aufzuges lehnte.

Doch lange hatte sie keine Gelegenheit sich auszuruhen, brachte der Fahrstuhl sie auch direkt in die 27. Etage.

Prince hatte die weite Fahrt mit dem Zug und dem Taxi müde gemacht, was ihr in diesem Augenblick besonders aufgefallen war. Er machte außer ein paar kleinen Bemerkungen keine Anstalten, ihr tatsächlich zu folgen, worüber sie sehr froh war.

Oder war er etwa wegen des morgigen Tages angespannt?

Schließlich würde er zum Drehort des Films fahren, an dem sein eigenes Buch verfilmt wurde.

Ein wenig weicher lächelte sie ihm flüchtig zu.

„Gute Nacht, Prince“, sagte sie noch, ehe er zu ihr aufsah und ihr ein Lächeln zeigte, welches seine Grübchen diesmal nicht zur Geltung brachte.

Er schien wirklich müde oder angespannt.

„Gute Nacht, Prinzessin“, sagte er ihr, ehe sein Blick für einen winzigen Moment lebendiger wurde, doch schlossen sich bereits die Türen vor ihm und er ließ Lexi allein im Flur zurück.

Sie ging den langen Flur entlang, ehe sie an ihrer Zimmernummer angekommen war und mithilfe der kleinen Karte das Schloss entriegelte.

Ihre ersten Schritte waren auf hellem Parket gesetzt, während sich rechts eine größere Glasfront befand, die den Blick in das Badezimmer nur leicht erschwerte.

Lexi schloss die Tür hinter sich und ließ ihren Koffer im kleinen Flur stehen, ehe sie auf den braunen Teppich trat und sich flüchtig im Raum umsah.

Die Möbel waren allesamt in Weiß und Schwarz gehalten und wirkten in ihrer Einrichtung recht modern.

Ohne groß zu überlegen, ließ sich Lexi auf das weiche Bett fallen und seufzte.

Würden ihre Hotelzimmer in Zukunft immer so aussehen, würde sie sich wahrlich an dieses Leben gewöhnen können.

Nachdem Lexi einen Teil ihrer Kleidung in den Schrank gepackt und sich im Bad ordentlich ausgebreitet hatte, entschied sie sich dazu, das Hotel ein wenig zu erkunden.

Sie würde Morgenfrüh sicherlich noch den unteren Teil und das Restaurant sehen, also entschloss sie sich dazu, mit dem Aufzug zur Dachterrasse des Hotels zu fahren.

Kaum hatte Lexi die cremefarbene Tür geöffnet, erkannte sie, dass es draußen bereits Nacht geworden war. Doch kaum hatte sie wenige Schritte auf die vollkommen hoch umzäunte Terrasse gemacht, verschlug es ihr den Atem.

Das Hotel war wirklich so hoch gelegen, dass sie einen ordentlichen Ausblick über Berlin hatte.

„Wahnsinn, oder?“, hörte sie eine dunkle Stimme hinter sich und Lexi fuhr herum.

Direkt neben der Tür, aus der sie zuvor noch getreten war, hatte sich eine Gestalt gelehnt, die in einen schwarzen Hoodie gehüllt war. Er hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, sodass Lexi nichts davon erkennen konnte.

Leicht fröstelte sie und sie musterte den Unbekannten langsam, kam er ihr doch bekannt vor, wenn sie auch nicht klar sagen konnte, woher.

Der Fremde, von dem sie sicher war, dass er eben noch nicht an der Wand gelehnt hatte, stieß sich langsam von der Wand ab und trat neben sie, jedoch wohl darauf bedacht, ihr sein Gesicht nicht zu zeigen.

„Ich bin nicht das erste Mal hier und doch stockt selbst mir der Atem bei dieser Aussicht“, sprach er schließlich weiter, doch Lexi musterte ihn noch immer.

Wenn er auch für einen Mann nicht sonderlich groß war, so war er doch deutlich größer als sie. Obwohl er recht dünne Beine hatte, war er von sportlicher Statur.

Er kam ihr wirklich bekannt vor.

Leicht hatte er den Kopf in ihre Richtung gewandt, jedoch nicht weit genug, um sie direkt anzusehen. Dennoch fühlte sich Lexi ertappt und sie sah sofort wieder auf die Stadt vor sich.

„Ich bin zum ersten Mal hier“, sagte sie lediglich und leckte sich langsam die Lippen.

„Es wird nicht dein letztes Mal sein“, entgegnete er und Lexi hörte augenblicklich, dass er nicht mehr direkt neben ihr stehen musste, sondern hinter sie getreten war. Sofort wandte sie sich um und erkannte schon, dass die Tür langsam zuging.

So schnell wie er gekommen war, war er auch bereits verschwunden.

Auch wenn Lexi sich noch immer fragte, wer der Fremde war, so zog sie es nicht in Erwägung ihm hinterherzugehen.

Stattdessen wandte sie ihren Blick wieder auf die Stadt und dachte einen Moment über seine Worte nach.

Es wird nicht dein letztes Mal sein.

Sie hoffte inständig, dass er Recht hatte.

Kapitel 2 Prince

Prince hatte die lange Fahrt einiges an Kraft gekostet, da er doch die vergangene Nacht über nicht viel Schlaf bekommen und sich fast ausschließlich den Wünschen seines Managers angenommen hatte. Dieser wollte immer wieder irgendwelche Dokumente, auf die er nicht hatte warten können.

Dennoch hatte Prince es geschafft, noch rechtzeitig im Zug zu sein und mit einem schiefen Grinsen festgestellt, dass er nicht allein reisen musste.

Nein, viel mehr hatte man ihm die Eiskönigin höchstpersönlich an die Seite gestellt, um die Fahrt anzutreten.

Eiskönigin, so nannte er Alexis mit Vorliebe, da sie noch immer die Eigenschaft besaß, ihn in einem Augenblick nah an sich heranzulassen und ihn im nächsten wieder mit einem eiskalten Blick anzusehen und von sich zu weisen.

In den vergangenen Tagen waren sie sich dennoch um einiges nähergekommen. Seit dem Vorfall, den sie mit dem kleinen Gitarristen hatte, dessen Namen Prince beinahe schon vergessen hatte.

Alex.

Er hatte augenscheinlich nicht begriffen, was sie wirklich von ihm hatte hören wollen oder gar etwas Falsches getan oder gesagt. Prince hatte Alexis an jenem Tag nicht gefragt, was vorgefallen war. Vielmehr hatte er die Chance genutzt und war der blonden Schönheit ein wenig nähergekommen.

Sie hatten einige Nächte und Nachmittage miteinander verbracht, die meisten Termine waren zwar geschäftlich, dennoch waren sie anschließend immer mal wieder gemeinsam irgendwo essen gewesen oder auf einem weiteren Drink im La Viccula, wenn es auch nicht noch einmal zu einer ähnlichen Situation wie der im alten Krankenhaus gekommen war. Aus diesem Grund hatte es ihn auch ziemlich erfreut, Lexi auf der Reise nach Berlin begleiten zu dürfen. Es hatte Prince bereits gewundert, dass er dieses Mal nicht wie zuvor einen Flieger nehmen sollte, sondern in der ersten Klasse Bahn fuhr. Schließlich, als er in das kleine Abteil gekommen war, hatte er ziemlich breit gegrinst und sich ihr gegenüber auf einen der freien Sitzplätze gesetzt. Die Fahrt war nicht so lange gewesen, wie er es sich vorgestellt hatte, hatte er doch die Zeit über dazu genutzt, Lexi ein wenig genauer zu betrachten.

Die Art, wie sie ihr Haar nach hinten strich und den Blick zu ihm lenkte, während sie so verführerisch nach einem bekannten Parfüm roch, machte ihn beinahe ständig an.

Obwohl er sich dies nicht hatte anmerken lassen.

Nein, soweit hatte er sich gut im Griff, wusste er doch genau wie er so etwas vor ihr würde verbergen können.

Erst nach einigen Stunden waren sie schließlich mit dem Taxi am Hotel angekommen und er hatte noch immer den Blick prüfend auf Lexi gerichtet. Prince hatte schon geahnt, dass das Gebäude ihr den Atem verschlagen würde.

Mitten am Alexanderplatz gelegen, gegenüber dem Wahrzeichen Berlins, dem wahnsinnig hohen Fernsehturm. Direkt an einem Knotenpunkt der Stadt, an welchem es von Touristen nur so wimmelte, stand das große elegante Gebäude und ragte geradezu in den Himmel hinein. Prince würde schätzen müssen, wie viele Meter es in die Höhe ging. Er nahm jedoch an, dass dies nicht nur 70 Metern sein mussten.

Grinsend hatte er in ihre Richtung gesehen und gleich in ihrem Blick diese Bewunderung erkannt, welche auch er einmal an den Tag gelegt hatte, als Prince zum aller ersten Mal in einem Hotel wie dem diesem gewesen war, einem Hotel mit solcher Größe.

Damals hatte er sicherlich auch das Glänzen und Staunen in seinem Blick und war aufgeregt auf dieses neue Abenteuer gewesen, welches man ihm nun ermöglichte.

Nun war dem nicht mehr so, verbrachte Prince mittlerweile doch sogar mehr Nächte in solchen Hotels, als er es in seinen eigenen vier Wänden tat.

Ab und zu jedoch wünschte Prince sich, er würde noch einmal einen Blick wie Lexi auf die Schönheit und Besonderheit besitzen. Ob man es nun wollte oder nicht: Man konnte diese veränderte Ansicht für die Welt nicht mehr abwenden. Wenn man einmal in den Luxus abgetaucht war, verschwand nach und nach das Gefühl für das, was eigentlich nicht selbstverständlich war.

Seine Blicke wirkten auf Lexi wohl mehr wie eine Belustigung, erkannte er an ihren Augen doch schnell, wie sie versuchte, Desinteresse vorzuspielen. Langsam wurde sein Lächeln ein wenig dünner und Prince trat vor ihr hinein in das Hotel, welches ihm nur allzu bekannt war.

Er hatte in den vergangenen Monaten doch beinahe die gesamte Zeit dort verbracht.

Entspannt ging er auf den Servicebereich zu und flüsterte der netten jungen Dame hinter dem Tresen etwas ins Ohr.

Sie kannten sich nun auch schon eine Weile und Prince würde lügen, wenn er sagte, er hätte die Gelegenheit mit der jungen Frau nicht genutzt.

Nein, vielmehr verhielt er sich oft wie einer der größten Weiberhelden der Nation, wenn er sich in solch einem Umfeld aufhielt. Doch war ihm mehr als bewusst, dass viele von ihnen das nur des Geldes und vor allem seines Erfolges wegen taten. Allein deshalb machte es ihm zwar Spaß diese Frauen zu verführen, doch war das Spiel nicht mehr so interessant wie es früher gewesen war.

 

Wenn die Frau sich nicht einmal wehrte und er nicht kämpfen musste, verlor er schnell das Interesse.

Und auch in diesem Moment, als er nach dem Schlüssel verlangte und ein leicht anzügliches Grinsen auf seinen Lippen hatte, stieg die junge brünette Frau gleich darauf ein.

Das hatte er sich schon gedacht.

Er konnte sie alle haben, wenn er wollte.

Langsam wandte er sich ohne ein weiteres Wort ab und drehte sich zu Alexis um, während er mit ihr in den Aufzug stieg und sie bereits wenige Sekunden später in dem Stockwerk hielten, in dem Alexis nächtigte.

Prince fiel es schwer, seine Müdigkeit und die Langeweile, die er den Frauen zuschrieb, zu unterdrücken und schenkte Lexi nur kurz ein leichtes, halbherziges Grinsen. Doch erkannte er sofort wieder, wen er gerade vor sich hatte und sein Blick wurde direkt um einiges ehrlicher. Dennoch hatten sich bereits die Türen geschlossen und der Lift fuhr noch weitere drei Etagen nach oben, sodass er gleich aussteigen konnte, während er den kleinen grauen Trolley hinter sich herzog, den langen Flur entlang bis hin zu seiner wohl bekannten Zimmernummer.

Es war das Zimmer, welches er immer wieder bekam, weswegen er genau wusste, was ihn hinter der dicken Tür erwartete. Gähnend drückte er diese auf und lies sich ohne einen weiteren Blick auf seine Umgebung einfach auf das große Bett fallen, welches wie immer mit einem glänzenden Bettbezug aus einem edlen Stoff überzogen war. Kurz schloss Prince die Augen und knurrte leicht genervt, ehe er einen tiefen Atemzug nahm und den vertrauten Geruch des Hotelzimmers wahrnahm, der ihm beinahe schon so bekannt war wie sein eigenes Zuhause.

Jetzt entspann dich endlich. Was ist denn dein Problem?

Die Ladies fliegen auf dich und du regst dich auf, dass diese Spiele längst langweilig werden.

Kopfschüttelnd öffnete er die Augen und zog die Jacke aus, als auch schon sein Shirt folgte und er schließlich die Hose mit auszog. Ohne auch nur das Licht weiter anzuschalten, ging er ins Bad, wo er sich gleich rechts unter die großzügig geschnittene Dusche stellte.

Direkt ergoss sich heißes wohltuendes Wasser über seinen Körper und er entspannte sich allmählich.

Erst knapp zwei Stunden später hatte Prince sich soweit eingelebt, dass er bereit war das Hotelzimmer zu verlassen. Er hatte seinem Manager noch einmal einen Teil des Scripts zukommen lassen und war schließlich noch einigen wichtigen Telefonaten nachgegangen.

Mit einer dunklen Jeans, einem grauen Shirt und einem schwarzen Jackett bekleidet, trat er auf den Flur, bevor er sich in Richtung des Aufzuges bewegte, ohne sich umzusehen. Es war schon recht spät, doch konnte man selbst um diese Uhrzeit noch damit rechnen, dass man in der Bar einige Leute antraf.

Gerade im Aufzug angekommen drückte er auf die Taste des Erdgeschosses, in dem sich die Bar befand und betrachtete sich im Spiegel, welcher direkt gegenüber der Tür angebracht worden war.

Ihm war in den vergangenen Tagen ein leichter Bart gewachsen und seine Haare sahen im Vergleich zu seinem Outfit ziemlich strubbelig und durchgewuschelt aus. Doch das machte ihm nichts aus.

Prince legte wenig Wert auf seine Haare, ja, gefiel es ihm doch eigentlich, wenn er eben nicht so gestriegelt und elegant aussah, wie man es von ihm erwartete.

In dem Moment als die Tür im Erdgeschoss geöffnet wurde, trat er in den Flur und hörte mehrfach das Klingeln seines Handys, welches mehrere Nachrichten ankündigte. Dennoch warf Prince keinen Blick auf das Gerät, sondern ging gleich durch die Eingangshalle in Richtung der Bar, auch wenn er deutlich den Blick der Rezeptionistin auf sich spürte. Die Kleine wartete vermutlich nur auf eine Einladung von ihm, doch würde sie diese nicht bekommen. Nein, er hatte nun weitere Spiele im Sinn und würde sich nun einen härteren Fall suchen. Grinsend dachte er an Alexis und ihre Sturheit, die ihn das ein oder andere Mal bereits vor eine reizvolle Herausforderung gestellt hatte, ehe er sich auf einen der edlen und überraschend bequemen Barhocker setzte.

Er war nicht lange in der Bar geblieben, hatte sich lediglich einen Whisky-Cola gegönnt, ehe er erneut in sein Zimmer verschwunden war.

Jedoch ohne die hübsche Rezeptionistin.

Prince hatte noch ein wenig schlafen müssen, bevor er am nächsten Morgen wieder einmal viel zu früh von seinem schrillen Wecker aus dem Schlaf gerissen wurde. Genervt stöhnte er auf und knurrte, als er das Handy von sich auf das Bett warf und sich quälend aus diesem erhob, um im Bad zu verschwinden. Prince schlief meist ohnehin nur in seiner Boxershorts, so konnte er recht schnell unter die Dusche, ohne auch nur wirklich die Augen öffnen zu müssen.

Erst nachdem sich das warme Wasser und der belebende Duft seines Duschgels um ihn legten, wurde Prince wacher und dachte an die Planung des Tages. Es war noch sehr früh, vielleicht nun halb sieben und er würde sich nun fertigmachen machen müssen, um Alexis pünktlich gegen sieben Uhr abholen zu können.

Prince hatte ihr gesagt, sie solle dann fertig sein. Er wollte anschließend gemeinsam mit ihr im Restaurant frühstücken, ehe er den Fahrer würde kommen lassen.

Also stieg er schließlich aus der Dusche und nahm sich nicht nochmal die Zeit, seine Haare zu kämmen. Er schüttelte diese lediglich einmal aus, ehe er auch schon in die Kombi aus blauer Jeans, schwarzem Shirt und blauen Hoodie schlüpfte und bereits wenige Minuten später vor der Tür ihres Zimmers stand.

Drei Mal klopfte er mit der Faust an ihre Tür und wartete, als diese auch leicht verspätet geöffnet wurde und Alexis ihm doch tatsächlich nur mit einem weißen Handtuch bekleidet gegenüberstand.

Grinsend begutachtete er sie und blickte an ihr herab.

„Guten Morgen, Prinzessin“, sagte er und hatte in seiner Stimme eine besondere Note, welche ihr deutlich machen musste, wie sehr ihn diese Situation amüsierte.

Doch Lexi sah ihm nur augenrollend entgegen.

„Du bist zu früh“, erwiderte sie schließlich abwehrend, als Prince sich einfach gegen ihren Willen an ihr vorbei schob und sich im Zimmer umblickte.

Es war beinahe eine Kopie seines eigenen Raumes, wenn auch nur spiegelverkehrt. Er sah sich dennoch sehr kurz um, ehe er sich seufzend auf ihr Bett fallen ließ und ihr provokant entgegenblickte, als sie ihm nachgekommen war und ihn tadelnd ansah.

„Dann warte ich mal hier.“