Anatomica

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Anatomica
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Anatomica – Project Blood

Inhaltsverzeichnis

Vorwort 1

Ein paar wichtige Vorabinformationen 2

Allgemeine Infos für Alle! Yay 2

Ein paar hilfreiche Tipps zum Anatomie lernen 8

Vergnügungspark Eukaryotia – Zellanatomie 13

Die Legende - Grundgewebearten 19

Epithelgewebe 19

Muskelgewebe 22

Nervengewebe 27

Bindegewebe 35

Projekt Erythrozytos 37

Eine Reise durch die Zeit... äh, die Blutgefäße. 40

Rechtes Herz 40

Lungenkreislauf 44

Linkes Herz 48

Kleiner Rundgang durch die Hauptschlagader 51

Gehirnversorgung 58

Nieren 63

...und jetzt erkläre ich den Quatsch: Makroskopische Nierenanatomie 68

Pfortaderkreislauf 69

Immunabwehr und Milz 71

Das Rennen - Erregungsleitung im Herzen 73

Bild von den ganzen erregungsleitenden Fasern 76

EKG – Herzinfarkt und Ischämie erkennen 78

Oh scheiße, Krieg – Entzündungsreaktion im Herzen 79

Die Höhlen von Pulmo, der Lunge 82

Knorpelspange und Lungenlappen 88

Magen-Darm-Trakt – Bewerben Sie sich jetzt! 89

Bonus: OH MEIN GOTT STRAHLUNG! - Warum ist ionisierende Strahlung gefährlich? 103

Impressum 108

Vorwort

Wer kennt sie nicht – trockene, langweilige Sachtexte mit knallharten und gefühllosen Fakten. Da wird das Lernen doch gleich zehnmal so schwer! Doch nicht in diesem Buch: Denn mit >>Anatomica – Project Blood<< habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, die Themen >>Anatomie<< und >>Physiologie<< des menschlichen Körpers mal ein wenig anders zu erklären. Hier finden sich dutzende kreative Ansätze, um das Lernen über den menschlichen Körper entspannter und lustiger zu gestalten – von einer Rundreise durch die Blutgefäße bis hin zu einem Arbeitsplatz im Magen-Darm-Trakt finden sich in diesem Werk viele kleine und humorvolle Kurzgeschichten mit dem menschlichen Körper als Schauplatz, mit denen dem Leser, ob nun fertig ausgebildeter Mediziner, Azubi oder jemand Anderes, ein Lächeln auf die Lippen gezaubert werden soll. Ein Fachbuch über Anatomie und Physiologie wird man in dieser Form wohl kaum ein zweites Mal finden. Da es sich bei diesem Werk zum jetzigen Zeitpunkt nur um ein Pilotprojekt handelt, sind nicht alle Themen aus der Anatomie und Physiologie vertreten – doch wer weiß, wenn sich dieses Buch als Erfolg durchsetzt, wird es vielleicht noch mehr Teile geben.

Anmerkung: Dieses Buch richtet sich speziell an ausgebildete Mediziner, an Azubis im medizinischen Bereich und an besonders Medizin-interessierte Personen allgemein. Ich selbst habe eine Ausbildung als MTRA gemacht – ich bin kein Arzt. Das bedeutet, dass man anhand dieses Buches keine Therapieentscheidungen oder Empfehlungen gegenüber Patienten fällen sollte. Außerdem kann dieses Buch zwar das Lernen für Medizinstudenten erheitern und erleichtern, doch auf Ebene eines Studiums sind Fachbücher mit detailliertesten Informationen über Anatomie und Physiologie nichtsdestotrotz unumgänglich. Möchte man sich vor dem Studium allerdings erst einmal nur einen Überblick über die Funktionsweise des menschlichen Körpers machen, so kann man dieses Buch verwenden.

Ein paar wichtige Vorabinformationen
Allgemeine Infos für Alle! Yay

Im Laufe dieses Buches werden Pluralformen und Singularformen der lateinischen Vokabeln benutzt – aber immer nur entweder Einzahl oder Mehrzahl, denn würde Beides erklärt werden so würde der Lesefluss einen negativen Einfluss voll in die Fresse geklatscht bekommen. Daher hier ein paar nervige lateinische Grammatikregeln, die die Endungen der lateinischen Worte behandeln:


Endungen LateinMännlichWeiblichNeutrum(nochmal) Neutrum
Nominativ Singular-us-a-um-is
Nominativ Plural-i-ae-a-es
Genitiv Singular-i-ae-i-is
Genitiv Plural-orum-arum-orum-ium


Zum Beispiel...MännlichWeiblichNeutrum(nochmal) Neutrum
Nominativ SingularMusculus (Muskel)Arteria (Arterie)Atrium (Herzvorhof)Pelvis (Becken)
Nominativ PluralMusculi (Muskeln)Arteriae (Arterien)Atria (Herzvorhöfe)Pelves (Die Becken)
Genitiv SingularMusculi (des Muskels)Arteriae (der Arterie)Atrii (des Herzvorhofs)Pelvis (des Beckens)
Genitiv PluralMusculorum (der Muskeln)Arteriarum (der Arterien)Atriorum (der Herzvorhöfe)Pelvium (der Becken)
WortstammMuscul-Arteri-Atri-Pelv-

Kleine Anmerkung: Diese Liste ist nicht vollständig, listet aber die wichtigsten Endungen auf.

Zweiter Punkt – in diesem Buch findet man Bilder. Und auf diesen Bildern sind Organe dargestellt – und zwar auch, wo rechts und wo links ist. Stellen wir uns vor, der Patient steht vor unserer Nase und guckt uns mit fragendem Blick direkt ins Gesicht. Wo ist jetzt rechts beim Patienten? Genau: Da, wo bei uns links wäre. Der Patient guckt uns ja an. Die Seiten sind also spiegelverkehrt. Unser Links ist das Rechts vom Patienten. Andersherum genau so, da, wo beim Patienten links ist, ist unser Rechts. Und so werden auch immer die Organe bezeichnet! Das heißt, wenn wir zum Beispiel ein Bild vom Herzen sehen und die rechte Herzkammer ist eingezeichnet – dann ist die rechte Herzkammer da, wo bei uns links ist. Und auf diese Weise werden Organe und andere Strukturen im Körper immer bezeichnet. Die Seiten sind also immer spiegelverkehrt. Außerdem gibt es bei der Betrachtung eines Menschen – jedenfalls wenn ein Mediziner so einen Menschen betrachtet – eine sogenannte anatomische Lage. Das ist so eine Art anatomische Nullstellung. Unten gibt es eine schlechte Zeichnung eines Menschen in der anatomischen Lage – wenn man irgendwelche Strukturen im Körper bezeichnen will, dann geht man von dieser anatomischen Lage aus. Dann weiß man immer, wo links ist oder wo „außen“ sein soll oder wo ganz allgemein welche Richtung sein soll. Der Daumen befindet sich zum Beispiel immer außen, die Handfläche zeigt immer zum Beobachter, der Fußrücken zeigt ebenfalls immer zum Betrachter des Patienten. Ach und das unten ist nur eine ungefähre Zeichnung eines Menschen um die anatomische Nulllage zu erläutern, deswegen hat die Figur keinen PENIS!


Punkt 3 – Wer nicht unbedingt Medizin studieren oder eine Ausbildung im Gesundheitswesen machen will, der kann diesen dritten Punkt gekonnt ignorieren. Wen es einfach interessiert, der kann hier natürlich trotzdem weiterlesen. Es gibt nämlich so ein paar Richtungsbezeichnungen in der Anatomie und auch Bezeichnungen ganz allgemein in der Medizin, die man kennen sollte, wenn man sich professionell mit dem ganzen Quatsch beschäftigen möchte. Und die wichtigsten Bezeichnungen werden hier jetzt einmal aufgelistet:

anterior - „vorne“, „in Richtung der Vorderseite gelegen“

ventral – „in Richtung Bauch“, wird aber normalerweise genauso benutzt wie >>anterior<<

posterior - „hinten“, „in Richtung der Rückseite gelegen“

dorsal - „In Richtung Rücken“, wird aber fast genauso benutzt wie >>posterior<< - eine Ausnahme: Der Fußrücken wird ebenfalls als dorsale Seite bezeichnet, als Analogie zum Handrücken – der Handrücken ist nämlich auch dorsal.

plantar - „Die Fläche der Fußsohle betreffend“

 

palmar – „Zur Handfläche gehörig“, „die Handfläche betreffend“

volar – bedeutet dasselbe wie palmar

superior - „oben“, „weiter oben gelegen“

inferior - „unten“, „unten gelegen“

lateral - „in Richtung der Außenseite“, „außen gelegen“

medial - „in Richtung Mitte“, „in der Mitte gelegen“

ipsilateral - „auf derselben Seite gelegen“

kontralateral - „auf der gegenüberliegenden Seite gelegen“

dexter – rechts (Männlich)

sinister – links (Männlich)

dextra – rechts (Weiblich)

sinistra – links (Weiblich)

oblique - „schräg“, „schief“

kranial - „in Richtung Schädel“

kaudal - „in Richtung Schweif“, „in Richtung Schwanz“ (gemeint ist in Richtung Steißbein, wird allerdings heute eher mit „in Richtung Füße“ benutzt)

transversal - „Querschnitt“ (Ein Schnitt von links nach rechts und von vorne nach hinten)

koronar – „kranzförmig“ („Querschnitt“ wie bei einem Kranz – also ein Schnitt von links nach rechts und von oben nach unten)

sagittal – „von vorne nach hinten“, „pfeilwärts“ („Querschnitt“ von vorne nach hinten und von oben nach unten, quasi ein „Längsschnitt“)

proximal - „näher dran gelegen“, „in der Nähe“

distal - „weiter Weg gelegen“, „in der Ferne“

peripher - „Abseits des Zentrums“, „oberflächlich“

viszeral - „das Organ betreffend“, „in Richtung Organ zeigend“ (also zur Organinnenseite)

parietal - „die Wand eines Organs betreffend“, „in Richtung der Organwand“ (also zur Organaußenseite)

oral - „den Mund betreffend“

anal - „das Rektum / den Enddarm betreffend“

sub - „unter“

z.B. subkutan - „unter der Haut“, „unter die Haut“ (wie in „ich spritze irgendwas unter die Haut)

oder suboptimal - „unter dem Optimum“, „schlecht“ (eigentlich kein medizinischer Fachbegriff, aber ich finde das Wort lustig ^^ und manchmal findet er in der Fachliteratur tatsächlich Anwendung, man glaubt es gar nicht.)

inter - „zwischen“

z.B. interzellulär - „zwischen den Zellen“

oder interdisziplinär - „zwischen den Disziplinen“, „eine Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen“ (wenn also mehrere Fachgebiete zusammenarbeiten, zum Beispiel Kardiologie und Radiologie bei der Behandlung eines Herzinfarktes)

intra - „innen drin“, „in etwas hinein“

z.B. intrazellulär - „in der Zelle“

oder intravenös - „in die Vene hinein“

oder intraarteriell - „in die Arterie hinein“

oder intraoperativ - „in der Operation“, „während eines chirurgischen Eingriffs“

extra - „außen“

z.B. extrazellulär – außerhalb der Zelle

oder extravasal – außerhalb eines Gefäßes

ulnar - „die Elle betreffend“, „in Richtung der Elle“ (Ulna heißt Elle - die Elle ist der Knochen im Unterarm auf der Seite des kleinen Fingers)

radial - „die Speiche betreffend“, „in Richtung der Speiche“ (Radius heißt Speiche - die Speiche ist der Knochen im Unterarm auf der Daumenseite)

tibial - „das Schienbein betreffend“, „in Richtung Schienbein“ (Tibia heißt Schienbein auf Latein – das Schienbein ist der dicke, fette und vor allem stabile Knochen auf der Innenseite des Unterschenkels)

fibular - „das Wadenbein betreffend“, „in Richtung Wadenbein“ (Fibula ist schon wieder Latein und heißt Wadenbein auf deutsch – das Wadenbein ist der kleine, dünne Knochen auf der Außenseite des Unterschenkels)

femoral - „den Oberschenkelknochen betreffend“, „in Richtung Oberschenkelknochen“ (Femur ist der lateinische Name für den richtig fetten Knochen im Oberschenkel. Im Oberschenkel gibt’s nur einen Knochen, der Femur ist stabil genug, der ist schließlich der stabilste Knochen im ganzen Menschen!)

axial - „in Richtung einer Achse“, „eine Achse betreffend“ (eine axiale Röntgenaufnahme einer Schulter zum Beispiel bedeutet, dass man die Schulter aus Sicht der Schulterachse belichtet)

Differentialdiagnose – (Das heißt einfach, wir listen alle Symptome auf, die wir bei einem Patienten finden – und dann schreiben wir alle Erkrankungen auf, die zu diesen Symptomen passen. Denn oft kann man anhand der Symptome nur so ungefähr sagen, um welche Erkrankungen es sich handelt, man kann also noch keine explizite Aussage treffen – für genauere Informationen müssen oft mehrere medizinische Untersuchungen durchgeführt werden. Deswegen sind Krankenhausaufenthalte so nervig.)

Ein paar hilfreiche Tipps zum Anatomie lernen

Anatomie lernen ist toll und macht Spaß – und kann einem richtig auf die Nerven gehen. Andauernd sind da irgendwelche Strukturen, irgendwelche komischen Worte aus irgendwelchen komischen Sprachen und kein Mensch versteht irgendwas, und den Überblick behält sowieso niemand. Aber keine Sorge, Captain Anatomie-Learning steht euch bei! Denn es gibt ein paar gute Tricks, wie man das Ganze trotzdem gebacken bekommt.

Punkt 1: Die Bedeutungen der Worte im Gedächtnis behalten. Wenn man das dreitausendste Mal das Wort >>superior<< gelesen hat, dann hat man irgendwann auch verstanden, dass >>superior<< >>oben<< oder >>weiter oben gelegen<< bedeutet. Aber das geht noch mit einer ganzen Menge anderer Worte. Meistens steht die deutsche Übersetzung in Klammern hinter dem lateinischen oder griechischen Begriff und wenn nicht: Google ist dein Freund. Oder irgendeine andere akkurate Suchmaschine. Man kann sich dann anhand der griechischen oder lateinischen Namen meist schon selber denken, wovon der komische Vogel in dem Fachbuch da eigentlich gerade redet. Ein Super-Beispiel für das, was ich meine: Das Articulatio tibiofibularis. Articulatio = Gelenk; Tibia = Schienbein; Fibula = Wadenbein. Was kann damit nur gemeint sein? Ich weiß es nicht, ich komm nicht drauf. Nein im Ernst, damit ist natürlich das Gelenk zwischen Wadenbein und Schienbein gemeint. Und so sind die Namen der Strukturen im Körper eigentlich immer aufgebaut bis auf ein paar wenige Ausnahmen.

Punkt 2: Wir werden Architekten! Aber bescheuerte Architekten: Wir bauen Brücken für Esel. Eselsbrücken, also Merksprüche, sind super zum merken – je bescheuerter, desto besser. Denn umso mehr man den Kopf schüttelt (Facepalm-Effekt) oder sich am Boden vor Lachen rollt, desto besser bleibt einem ein anatomischer oder sonstiger Begriff im Kopf stecken. Und mit Eselsbrücken kann man natürlich nicht nur Begriffe, sondern auch Funktionen von Organen und alles Andere lernen.

Punkt 3: Zeichnen. Wer gut malen kann, hat einen Vorteil – er malt die anatomischen Strukturen einfach selber auf, dann kann man sich besser merken, was wo wie warum und wann im Körper liegt. Mein Tipp dabei ist aber: Nur Zeichnen. Die anatomischen Strukturen kann man natürlich auch benennen – aber wenn man schon zum Beispiel die Gefäße in den Beinen gezeichnet hat, warum sollte man sich so eine Gelegenheit zum Lernen entgehen lassen. Wenn nirgendwo steht, dass dieser Schlauch da die Arteria femoralis ist, dann kann man sich richtig gut selbst abfragen. Und wenn man nicht drauf kommt, was das denn jetzt bitteschön sein soll, was man da hingeklatscht hat, kann man immer noch nachgucken – oder man fertigt zwei Zeichnungen an, auf einer Kritzelei benennt man dann halt die anatomischen Strukturen und auf der Anderen nicht.

Punkt 4: Vereinfachen. Ob man nun zeichnet oder einfach eine Abbildung hat und die abgebildeten Strukturen nur anmalt – es macht jedenfalls keinen Sinn, zum Beispiel 206 Knochen alle gleichzeitig lernen zu wollen. Also nicht gleich ein ganzes Skelett anmalen oder selber zeichnen: Das wird massiv nach hinten losgehen. Es macht aber sehr viel Sinn, zum Beispiel erst Mal die Handwurzelknochen zu lernen. Und dann die Mittelhandknochen. Dann die Fingerknochen. Und dann arbeitet man sich entlang der Elle und Speiche den Arm hoch, bis man bei den Schulterblättern angekommen ist, und so weiter. Also eines nach dem Anderen, Stück für Stück. Und wenn man in einer gewissen Reihenfolge lernt und auf diese Art Struktur in die Sache bringt, dann fällt es einem später auch leichter, sich die Sachen ins Gedächtnis zu rufen. Außerdem funktioniert es super, alles nach Kategorien zu lernen. Das ist dann wie ein Archiv im Kopf – mehr Ordnung, also leichter zu finden. Das könnte so aussehen: Mensch → Anatomie → Knochen → Humerus (Oberarmknochen) → Caput humeri (Kopf des Oberarmknochens).

Oder so: Mensch → Anatomie → Oberarm → Knochen → Humerus → Caput humeri

Wie man das dann selbst am Ende sortiert, muss jeder für sich entscheiden, denn jeder lernt auf eine andere Art.

Punkt 5: Schemata. Es ist ganz toll, dass das venöse Blut aus dem Körperkreislauf erst mal zum rechten Herzen fließt und dann durch den Lungenkreislauf zur Lunge und dann zurück zum linken Herzen und dann in die Hauptschlagader und von da aus zum Darm und von da dann in den Pfortaderkreislauf und von da aus durch die Leber wieder in die untere Hohlvene und dann wieder zum rechten Herzen. Aber jetzt mal ganz ehrlich: Wer weiß nach so einem Satz noch, wo das Blut gerade lang geflossen ist? Also vergessen wir Sprache, Bilder sind eine Milliarde mal sinnvoller, auch wenn es nur darum geht, wo das Blut entlang fließt. Und es muss gar keine gute Zeichnung sein: Man malt einfach zwei Rechtecke und einen Kreis, die verbindet man entsprechend mit ein paar Strichen, neben die Striche malt man ein paar Pfeile. Und Tada: Man hat ein Herz und einen Lungenkreislauf! Und wenn man richtig hart drauf ist, teilt man jedes einzelne Rechteck noch in zwei kleinere Rechtecke, schon hat man einen Vorhof und eine Herzkammer. Das kann man dann immer so weiter machen. Und obwohl man überhaupt nicht anatomisch korrekt gezeichnet hat weiß man plötzlich in- und auswendig, wie das Blut durch den Körper geflossen ist. Und das, ohne auch nur einmal in einen Text zu gucken. Und das Ganze funktioniert selbstverständlich nicht nur mit dem Blutkreislauf, sondern mit ziemlich vielen anderen Organen, Hormonen, Strukturen oder was auch immer. Schematische Zeichnungen sind einfach super. So könnte das dann zum Beispiel aussehen:


Punkt 6: Audiodateien! Wenn man genauso viel Zeit hat wie ich – also gar keine – dann nimmt man einmal eine Audiodatei über ein Thema auf, das man unbedingt lernen will, man macht quasi einen Vortrag für sich selbst. Und sobald man mal unterwegs ist, vielleicht in der Bahn oder im Bus, hört man diesen Vortrag an – und plötzlich hat man Zeit gespart: Obwohl man gerade zum Zug rennt, weil die Türen schon übelst am Piepen sind und man keine Lust hat, drei Minuten auf die nächste U-Bahn zu warten, lernt man gleichzeitig noch was durch den Kram, den man gerade über den eigenen MP3-Player hört! Mit ´nem Fachbuch wäre das nicht gegangen. Laufen und Bücher lesen gleichzeitig kann ich generell nicht sehr empfehlen. Ich hab mir sagen lassen, das könnte zu Unfällen führen. Hab´s aber noch nie ausprobiert. Außerdem lernt man ja schon etwas, während man einen solchen Vortrag anfertigt (und zwar lernt man dabei extrem viel, wie ich während meines Examens gemerkt habe). Wer keine Ahnung hat, wie man etwas selber aufnehmen soll: Dazu braucht man eigentlich nur irgendein Mikrofon und ein Aufnahmeprogramm wie den Audiorecorder von Windows. Den findet man unter Start > Alle Programme > Zubehör > Audiorecorder – jedenfalls bei Windows 7. Der ist allerdings echt nicht gut – stattdessen kann man sich auch dazu herablassen, einmal zu chip.de zu gehen und sich kostenlos das Programm >>Audacity<< herunterzuladen. Keine Lizenzen, kein Quatsch, einfach ein kostenloses Aufnahmeprogramm, mit dem man auch Schneiden kann. Funktioniert super und wenn man mal merkt, dass man einen Fehler aufgenommen hat, kann man den mit Audacity viel leichter korrigieren. Oder man legt einfach geile Soundeffekte auf die eigene Stimme, wenn man seine eigene Stimme nicht hören mag. Und wenn man stolzer Besitzer von Musikstücken ist, kann man sogar gute Musik unter den Vortrag legen! So macht das Lernen gleich zehnmal so viel Spaß.

Punkt 7: Youtube. Waaaas? Ja, Youtube. Auf Youtube gibt es gefühlte eine Trilliarde Videos zu anatomischen Themen. Man muss da dann immer mal ein bisschen aufpassen, denn in solche Videos schleichen sich ganz gerne mal Fehler ein und es geht nicht unbedingt in jedem Video sehr tief in die Materie. Aber 99% der Infos aus diesen Videos sind akkurat, um sich einen Überblick zu verschaffen ist das gar nicht mal so schlecht. Und falls jemand aus irgendeinem Grund keine Videos mag kann man auch auf anderen Internetseiten Artikel lesen, zum Beispiel auf onmeda.de oder flexikon.doccheck.de. Aber auch hier gilt wieder: Es können sich Fehler einschleichen, also immer ein bisschen kritisch lesen und wenn einem irgendwas komisch vorkommt, doch lieber nochmal in einem Fachbuch nachschlagen oder den Lehrer beziehungsweise den Prof fragen.

 

Punkt 8: Atmen. Nein, wirklich. Das Gehirn verbraucht alleine im entspannten Zustand schon gute 20% des gesamten Sauerstoffs aus dem Blut. Wie viel soll das erst werden, wenn du anfängst zu lernen? Also zwischendurch immer mal tief durchatmen, auch wenn du nicht das Gefühl hast, dass du mehr Luft brauchst. Denn dann hat der Kopf von vorne herein schon mehr Sauerstoff zur Verfügung und man kann besser und ein bisschen länger lernen.

Punkt 9: Zucker. Denn Kohlenhydrate sind blöderweise das einzige, was das Hirn zur Energieerzeugung nutzen kann. Fette bringen gar nichts, die kommen nicht durch die Blut-Hirn-Schranke durch. Beim Lernen empfiehlt es sich also, irgendwas Süßes zu trinken oder leckere Kekse zu naschen. Guten Appetit!

(Die Blut-Hirn-Schranke ist eine Art Schutzmauer gegen ungewollte Stoffe im Gehirn. Manche Stoffe kommen durch, Andere nicht.)

Punkt 10: Lernen durch Anwenden. Damit ist nicht gemeint, dass man sich selbst die Niere rausreißen soll um zu sehen, ob man das Becken-Kelch-System findet. Was man aber stattdessen machen kann: Tasten. Vor allem bei Knochenstrukturen. Oft steht in einem Fachbuch „Ja und das können Sie übrigens auch super ertasten!“. Wenn man sich also selbst begrabbelt, kann man dabei auch noch was lernen. Man kann aber auch einfach allgemein die Lagebezeichnungen lernen. Ich erinnere an diesem Punkt mal an die Liste, die weiter oben in diesem Buch so ein paar Lagebezeichnungen übersetzt – man überlegt sich zum Beispiel, „wo ist bei mir eigentlich anterior?“ Und wenn man schlau ist kommt man von alleine darauf, dass „anterior“ wohl „vorne“ sein muss. Wenn man auf diese Weise übt, dann muss man nämlich nicht jedes Mal nachdenken, wo eine Struktur liegt. Eine „Pars superior“ liegt zum Beispiel immer über irgendwas, befindet sich also offensichtlich oben. Und wenn man von vorneherein weiß, dass >>superior<< nunmal >>oben<< ist – und nicht erst nachdenken muss: „Was war noch mal superior?Aaaaaah“ - dann lernt man viel schneller. Was eine Pars ist? Ganz simpel, ein Abschnitt von zum Beispiel einem Organ.

Punkt 11: Kenne deine Schwächen (und deine Stärken). Jeder hat irgendwelche Schwächen, ich auch. Vielleicht hat man Schwierigkeiten dabei, sich die Namen der ganzen anatomischen Strukturen zu merken, vielleicht kann man sich einfach nicht erinnern, wo die Organe liegen, vielleicht kann man sich aber auch alles merken – bis auf diesen einen, verflixten Knochen, dessen Namen man einfach nicht im Kopf behält. Das kann einen nerven – aber wenn man diese Schwächen kennt, kann man ganz speziell daran arbeiten, zum Beispiel, indem man einen der oben genannten Tipps spezifisch für diesen einen Knochen, den man sich nicht merken kann, anwendet – und wenn man dann noch seine eigenen Stärken kennt, weiß man, wo man punkten kann, falls man einmal in eine Prüfungssituation kommen sollte. Und wenn man seine eigenen Schwächen nicht selbst überwinden kann, so kann man zur Not Mitschüler, Lehrer oder Kommilitonen nach Ratschlägen fragen.

(Achtung unnötiges Wissen: „Kommilitonen“ kann man als „Kameraden“ übersetzen – oder als „Kriegsgefährten“ :D)

Punkt 12: Mehrere Quellen nutzen. Man kann natürlich denselben Text 200 Mal lesen bis man anfängt, sich zu übergeben. Man kann stattdessen aber auch einen Text lesen, nochmal einen anderen Text über dasselbe Thema durchgehen, ein Video gucken, ein Gespräch mit einem Mitschüler führen, selbst noch einmal einen Text schreiben (und ihn später vielleicht sogar lesen) und im Fernsehen eine Doku sehen. Wenn man verschiedene Quellen für ein Thema nutzt, so lernt man nicht nur besser, man erkennt auch schneller Fehler – denn selbst die besten Fachbücher können mal Fehler enthalten – und außerdem sieht man das Thema aus verschiedenen Perspektiven, und dadurch wiederum kann man es sich viel besser merken. Wenn man zum Beispiel einen Fernseher einmal auf einem Bild sieht, dann ist das ganz toll, aber so richtig kann man sich das Ding noch nicht vorstellen. Aber wenn man den Fernseher direkt vor der Nase stehen hat und einmal herumläuft, so kann man sich ein viel besseres Bild von dem Gerät machen, denn man hat das Gerät ja aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen: Man kann sich sein Aussehen also besser merken und sich den Fernseher besser vorstellen. Mit Lernthemen ist das ungefähr dasselbe.

Punkt 13: Jetzt werden wir mal nicht zu geizig, zwölf Tipps reichen aus! Nein im Ernst, das war so ziemlich Alles, was ich dazu sagen konnte. Also jetzt viel Spaß beim Lesen dieses bescheuerten und doch sinnvollen kleinen Pilotprojektes.