Ich liebe Bob!

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Ich liebe Bob!
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Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Über das Buch

Über die Autorin

Impressum

1

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Ich liebe Bob!

Kurzroman

von

Uta Adams

Über das Buch

Kim schwebt auf rosaroten Wolken.

Sie ist zum ersten Mal so richtig verliebt – und Bob ist wunderbar!

Aber es gibt ein Riesenproblem:

Kims strenge Eltern dürfen auf keinen Fall davon erfahren …

Als alles herauskommt, wird Kim auf Schritt und Tritt bewacht.

Sie soll sich um die Schule kümmern und mit Steffen verloben.

Niemals! Sie liebt Bob! Doch der ist der seit Wochen verschwunden.

Wird sie Bob je wiedersehen?

Über die Autorin

Uta Adams Jahrgang 1953, träumte schon in der Schule davon, Autorin zu werden. Ein erfülltes Berufsleben und andere Aufgaben ließen ihr keine Zeit, sich diesen Traum zu erfüllen. Doch die Liebe zum Umgang mit Sprache, die Freude am Geschichten erzählen sind geblieben. So entschied sie sich erst spät, ihren Traum zu verwirklichen, schreibt und veröffentlicht Geschichten aus vielen Bereichen des Lebens.

Ihr Motto: Unterhaltsame Geschichten KURZ & GUT

Impressum

1. Auflage

© 2020 by Uta Adams

c/o M. Görsdorf

In der Hub 6

91336 Heroldsbach

E-Mail: kontakt@uta-adams.de Buchcover: Dream Design - Cover & Art Lektorat / Korrektorat: Hannes Friedrich

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Jedwede Verwendung des Werkes darf nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin erfolgen.

Dies ist ein fiktiver Roman. Die Figuren und Ereignisse darin sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, lebend oder tot, wäre zufällig und nicht beabsichtigt.

1

»Du bist das süßeste Mädchen der Welt«, flüsterte Bob verliebt. Seine vollen, weichen Lippen streichelten Kims Gesicht. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch setzten zum Rundflug an, als sich Bobs kühle Hand vorsichtig unter ihr T-Shirt schob. Liebevoll streichelte Bob ihre Brüste. Kim seufzte glücklich. Ein erregendes Kribbeln breitete sich langsam über den ganzen Körper aus.

»Ich liebe dich«, hauchte ihr Bob ins Ohr und knabberte dabei zärtlich verlangend an Kims Ohrläppchen.

»Beweise es mir!«, forderte sie lächelnd, während sie über seine dunklen Haare streichelte.

Bob antwortete mit einem unendlich leidenschaftlichen Kuss, als würde das ihre Liebe für immer besiegeln.

Kim glaubte zu schweben. Vergessen war die Angst, dass doch jemand den roten Wagen am Waldrand entdeckte.

Als Bob vor zwei Wochen das erste Mal hierher gefahren war, war Kim vor Aufregung ganz schlecht gewesen. Sie hatte zwar mit Sandra oft von der großen Liebe geträumt. Aber als folgsame Tochter und Klassenbeste hatte sie keine Zeit, auf Partys oder in der Disko Erfahrungen zu sammeln. In der Schule konnte ihr Niemand was vormachen. Doch von der Liebe und vom Flirten verstand Kim nicht viel. Sie hatte ja leider noch nie einen Freund gehabt und wusste nicht, was Bob von ihr erwartete. Mit neunzehn Jahren war er sicher kein Anfänger mehr.

Aber die Panik war ganz überflüssig gewesen. Bob war total lieb. In seinen Armen fühlte Kim sich wie eine richtige Frau. Mit ihm war die Liebe noch viel, viel schöner als in ihren Träumen. Schade, dass sie ihrer Mutter davon nichts erzählen durfte.

Bobs Hände schienen plötzlich überall zu sein. Das angenehme Prickeln auf Kims Haut wurde immer stärker. Unendlich langsam schob er ihr Shirt nach oben, während er die frei werdenden Stellen mit Küssen bedeckte.

War da nicht jemand? Da war doch eben ein Geräusch!

Kim öffnete kurz die Augen. Es war inzwischen dunkel. Durch die beschlagenen Autoscheiben fiel silbriges Mondlicht. Erleichtert atmete sie auf. Von innen war nichts zu erkennen und die Autotüren waren verriegelt.

Entspannt gab sie sich ganz den herrlichen Gefühlen hin, die irgendwie vertraut und doch so neu waren. Kim stöhnte leise, als Bobs Zungenspitze zärtlich mit ihren Brustwarzen spielte. Sein heisser Atem auf ihrer Haut verstärkte das erregende Kribbeln in der Magengegend. Immer schneller atmend zerwühlte sie mit beiden Händen sein Haar.

»Ich möchte dich überall küssen«, bat Bob atemlos. Erregt nestelte er am Knopf ihrer Jeans, während Kim ihr T-Shirt auf den Rücksitz beförderte. Kim zitterte leicht, als Bob aufreizend langsam den Reißverschluss öffnete. Wieder vibrierte ihr Körper vor Verlangen, als Bobs Hand unter ihren Slip glitt. Plötzlich war da eine unbestimmte Angst. Erschrocken schob sie seine Hand beiseite. So weit wollte sie noch nicht gehen. Kim war verwirrt. So viele neue Gefühle stürmten auf sie ein. Irgendwie ging ihr das alles zu schnell.

»Was ist?«, fragte Bob, »habe ich dir weh getan?«

»Bitte halt mich ganz fest«, bat Kim, kuschelte sich wie ein kleines Kind an seine Schulter.

»Mein Liebling, du bist so süß.« Bobs Stimme klang so liebevoll. Zärtlich strich er ihr ein paar blonde Strähnen aus dem Gesicht.

»Und du bist bestimmt nicht sauer?«

»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Bob erstaunt. »Ich liebe dich und würde nie etwas tun, was du nicht nicht auch möchtest.«

»Aber Jungs wollen doch Sex«, wandte Kim ängstlich ein.

»Sicher möchte ich ganz bei dir sein, alles an dir kennenlernen«, gab Bob zu, »aber nicht, wenn du es nicht auch willst.« Sanft strich er über ihr Haar und drückte sie fester an sich. Kim entspannte sich. In seinen Armen fühlte sie sich sicher und geborgen.

»Sollen wir fahren?«, brach Bob das Schweigen.

»Nein, ich möchte bei dir sein. Ich will noch nicht nach Hause.«

Bob küsste ihre Augenlider, ihre Nasenspitze, ihre Wangen, ihr Kinn. Kim hob langsam den Kopf. Endlich schob er seine Zunge sanft zwischen ihre Lippen. Ein heißer Schauer jagte ihr über den Rücken. Ihr Herz begann, wie wild zu klopfen. Bobs Küsse wurden immer feuriger. Plötzlich verspürte Kim unsagbare Lust. Sie konnte nicht mehr klar denken. Wollte den herben Duft seiner Haut genießen, ihn spüren und an seiner empfindlichsten Stelle berühren.

Bob verstand Kim auch ohne Worte, führte ihre Hand. Ihre Küsse wurden immer wilder. Sie streichelte ihn und fühlte, wie seine Erregung wuchs. Diesmal schob sie seine Hand nicht weg. Es war wie ein Stromstoß, als sie Bobs schlanke Finger zwischen ihren Schenkeln spürte. Wie ein Feuerball raste die Erregung durch ihren Körper. Kim vergaß alles um sich herum, versank in den Wellen dieser herrlichen Gefühle. Es war wie ein Orkan, der alles durcheinanderwirbelte. Sie krallte ihre Finger in Bobs Rücken, dass er aufstöhnte. Sie hielt es kaum noch aus. Plötzlich spürte sie ein pulsierendes Zucken in ihrem Innern. Kim wusste nicht, was das war. Doch sie fühlte, dass es bei Bob passierte. Zärtlich nahm er sie in die Arme.

Eine wohlige Entspannung breitete sich in ihr aus. Bob drückte ihren Kopf an seine Schulter und flüsterte atemlos: »Ich liebe dich. Du bist einfach super! War es denn auch für dich schön?«

»Ja«, seufzte Kim glücklich. Sie fühlte sich so herrlich müde. Am liebsten wäre sie jetzt einfach eingeschlafen. Auf einmal war ihr kalt. Es war zwar ein wunderschöner, sonniger Frühlingstag gewesen. Doch abends war es doch noch ziemlich kühl. Widerwillig löste sie sich aus Bobs Armen und angelte nach ihrem T-Shirt auf dem Rücksitz. Wie zufällig fiel ihr Blick auf die Uhr neben dem Lenkrad.

»O Mann, schon nach acht? Meine Eltern kriegen die Krise, wenn ihre kostbare Tochter nicht, wie angesagt, erscheint!«

»Vielleicht sollten sie doch erfahren, was Sache ist. Ich komme mit und stelle mich vor. Kurz und schmerzlos«, schlug Bob vor und schloss den Reißverschluss seiner Jeans.

»So einen Megazoff hast du noch nicht erlebt. Die stecken mich glatt ins Kloster. Ihre Tochter und der Sohn eines Elektrikers!« Mit energischen Handgriffen ordnete Kim ihre Kleidung und beugte sich nach vorne, damit Bob ihre Rückenlehne wieder in die aufrechte Position bringen konnte.

»Du hast es mir das ja schon erzählt«, stellte er fest, »aber ist es denn wirklich so schlimm? Was haben sie denn gegen Elektriker?«

»Die Beckers sind eben was Besseres. Und du bist unter ihrem Niveau, weil dein Vater ›nur‹ Handwerker ist. Das ist für die Tochter eines Patentanwaltes nicht gut genug.«

»Aber es ist doch dein Leben«, wandte Bob ein.

»Das checken sie aber nicht. Labern immer nur herum, dass sie ja nur das Beste für mich wollen. Besonders meine Mutter. Die hat da ’nen Typen für mich im Auge. Von Beruf Sohn. Erbt mal die Fabrik seines Vaters.«

 

»Da kann mein Dad allerdings nicht mithalten«, bestätigte Bob mit leichtem Groll in der Stimme und wischte mit einem Papiertaschentuch kräftig an der Frontscheibe herum.

»Sei nicht sauer«, sagte Kim mitfühlend. »Ich kann doch auch nichts dafür.« Sie beugte sich zu ihm hinüber und strich gefühlvoll über seine Wange. »Ich liebe dich, das ist die Hauptsache. Und dieser andere Typ interessiert mich nicht die Bohne.«

Dann wurde ihre Stimme laut und ärgerlich. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie mir die Höhere-Töchter-Nummer auf den Wecker geht. Dieses ewige Pauken. Immer nur Schule. Und dann dieser ätzende Quatsch, dass ich viel zu jung bin für die Liebe.« Mit sanfter Stimme, in der die Erregung deutlich zu hören war, fügte sie hinzu: »Davon habe ich vorhin nämlich nichts gemerkt.«

»Ich auch nicht«, erwiderte Bob grinsend.

»Komm, lass uns den Abflug machen«, drängte Kim, »und jetzt muss ich mir noch ’ne gute Story für meine Verspätung einfallen lassen.«

***

Außer Atem und total nervös schloss Kim die Haustür auf. Durch die angelehnte Wohnzimmertür drang leise Musik von Chopin. Kim hatte beschlossen, ihre Verspätung einfach zu ignorieren. Schließlich war sie mit ihren sechzehn Jahren kein Kind mehr, sagte sie sich trotzig, steckte nur kurz den Kopf durch die Tür.

»Hallo, ich bin da! Ich gehe gleich nach oben, habe noch zu arbeiten.«

Unzählige Tisch- und Stehlampen erzeugten mit ihrem warmen Licht eine behagliche Atmosphäre, ließen die ausgesuchten Barockmöbel in besonderem Glanz erstrahlen.

Herbert Becker, vertieft in seine Zeitung, nickte nur. Nach einem anstrengenden Tag wie heute, genoss er den Feierabend in seinem Lieblingssessel. Mit einem alten Studienfreund zusammen betrieb er eine gutgehende Anwaltskanzlei, die sich auf Patentrecht spezialisiert hatte. Beruflich höchst engagiert, überließ er seiner Frau Marianne die Organisation des Alltags und die Erziehung von Kim.

Doch bevor Frau Becker etwas sagen konnte, lief Kim schon auf der imposanten Marmortreppe nach oben. Der zentimeterdicke Läufer schluckte jedes Geräusch. Barocke Wandleuchter verbreiteten behaglich gedämpftes Licht. Kims Mutter folgte ihrer Tochter und sah sie gerade noch hinter der Badezimmertür verschwinden.

Kim stand über das Waschbecken gebeugt und versuchte, mit kaltem Wasser ihr erhitztes Gesicht abzukühlen. Deshalb hatte sie nicht bemerkt, dass ihre Mutter in der geöffneten Tür stand.

»Wo kommst du jetzt her?«, fragte Frau Becker streng.

Kim fuhr erschrocken herum. Mechanisch tupfte sie sich mit dem Handtuch die Wassertropfen vom Gesicht.

»Und wie siehst du überhaupt aus? Dein Haar ist ja völlig durcheinander«. Ihre Stimme überschlug sich fast, wurde noch schneidender. »Wo warst du?«

»Im Klavierunterricht bei Herrn Melchior. Das weißt du doch«, maulte Kim.

»Der war um sechs zu Ende. Jetzt ist es aber schon neun Uhr durch«, stellte Kims Mutter mit steinerner Miene fest.

Kim griff nach ihrer Haarbürste, als könnte sie sich daran festhalten.

»Wir haben die Sonate, die ich nächsten Samstag auf der Dinnerparty spielen soll, nochmal durchgearbeitet.« Hilflos begann sie, ihre langen Haare zu bürsten.

Unbeeindruckt bohrte ihre Mutter weiter. »Ich hatte in meiner Jugend auch Klavierunterricht. Aber ich habe dabei weder einen roten Kopf, noch eine derart zerwühlte Frisur bekommen. Ich bin noch nicht so alt, dass ich schon vergessen hätte, welcher Unterricht ein junges Mädchen wie dich in diesen Zustand versetzt.«

Kim begann zu schwitzen. Verzweifelt versuchte sie, die Mutter zu überzeugen.

»Wir haben bei der Arbeit am Klavier nicht auf die Uhr gesehen«, behauptete Kim trotzig. »Und dann war der Bus weg. Ich bin den ganzen Weg gelaufen. Deshalb komme ich ja auch so spät.« Beim letzten Satz sah sie in den Spiegel und beschäftigte sich mit einem hartnäckigen Knoten in den Haaren. Doch ihre Mutter ließ sich nicht so leicht abschütteln.

»Ich werde gleich morgen mit Herrn Melchior reden. Dein Vater bezahlt diese teuren Klavierstunden schließlich nicht, damit dein Klavierlehrer mit dir seinen Spaß haben kann.«

Kim glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen.

»Mutti, du hast ja wohl ein Rad ab!«. Wütend starrte sie ihre Mutter an. »Willst du mich total unmöglich machen?«

»Wie redest du denn mit mir? Was ist das für eine Ausdrucksweise?«, fragte Frau Becker schockiert.

Doch Kim reagierte gar nicht darauf.

»Wenn du das machst, kannst du meine Einlage bei deiner Bonzenparty vergessen. Das schwör’ ich dir!« Mit fliegenden Haaren stürmte sie an ihrer Mutter vorbei in ihr Zimmer auf der anderen Seite des Flures. Frau Becker zuckte erschrocken zusammen, als die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fiel.

»Was ist nur mit diesem Kind los?«, sagte sie zu sich selbst, »so war sie doch noch nie.« Kopfschüttelnd starrte sie die geschlossene Tür zu Kims Zimmer an. Sie musste mit ihrem Mann reden. Schließlich war Kim ja auch seine Tochter.

***

Wütend knallte Kim die Notenbücher auf ihren Schreibtisch. Mehrere einzelne Seiten segelten zu Boden wie Herbstblätter. Kim kümmerte sich nicht darum. Mit energischen Handgriffen kramte sie in ihrem Rucksack. Endlich fand sie, was sie suchte. Ihre lila Geldbörse. Auch so ein Teil, an dem ihre Mutter ständig herumkritisierte. Doch Kim liebte diesen glatten, glänzenden Stoff und vor allem die unzähligen Fächer. Ganz hinten, unter der Monatskarte für den Bus, steckte das Kostbarste, was sie seit zwei Wochen besaß. Vorsichtig zog sie es heraus. Sehnsüchtig strich sie über die glänzende Oberfläche. Bobs bildschöne Augen, schienen ihr zu sagen: »Ich bin bei dir. Nichts kann uns trennen.« Kim betrachtete jedes Detail dieses geliebten Gesichts. Die gleichmäßig geschwungenen, kräftigen Augenbrauen und die langen Wimpern, auf die sie so stand. Die breite Nase war zwar nicht so ihr Geschmack. Doch das machten die Lachfalten locker wett. Tief seufzend strich sie mit den Fingerspitzen über den großen Mund mit den sinnlichen Lippen. Wie gerne hätte sie ihrer Mutter dieses Foto gezeigt, ihr erzählt, wie fantastisch Bob war.

Kim spürte noch immer seine Küsse auf ihren Lippen, wo überall Bob sie so feinfühlig gestreichelt hatte. Leise stöhnend schloss sie die Augen. Ihr Herz klopfte schneller, das Kribbeln im Bauch war wieder da. Ihre Sehnsucht nach ihm war so groß, dass es schmerzte. Erst morgen nach der Schule würde sie ihn wiedersehen. Zärtlich hauchte sie einen Kuss auf das kleine Foto: »Gute Nacht, mein Liebling, schlaf gut.« Noch ein letzter liebevoller Blick. Schnell steckte sie das Bild zurück an seinen Platz und vergrub die Geldbörse tief in ihrem Rucksack. Plötzlich fühlte Kim sich unendlich müde. Einen Moment lang überlegte sie, das abendliche Duschen und Zähneputzen ausfallen zu lassen. Aber dann raffte sie sich doch auf. Geräuschlos öffnete sie ihre Zimmertür, spähte durch den Türspalt, ob die Luft rein war. Denn sie wollte ihren Eltern auf keinen Fall in die Arme laufen. Da bestand allerdings keine Gefahr. Denn unten im Wohnzimmer lief eine heiße Diskussion. Kim hörte die aufgeregte Stimme ihrer Mutter.

»Eine Mutter spürt so was. Herbert, sie ist erst sechzehn!«

Kim schlich lautlos zum Treppenabsatz. Alle Müdigkeit war verflogen. Die Wohnzimmertür stand wohl offen, denn sie konnte alles deutlich verstehen. Paps klang leicht genervt.

»Marianne, du siehst Gespenster. Sie hat doch gar keine Zeit. Stundenlang arbeitet sie für die Schule, sagst du. Sie ist immer zu Hause, während sich andere in ihrem Alter herumtreiben. Dafür sorgst du doch schon mit deinem Kulturprogramm für höhere Töchter.«

»Mach dich nicht über mich lustig!«, keifte ihre Mutter gekränkt. Kim musste nun doch grinsen. Paps war echt cool.

»Ich weiß ja, du meinst es nur gut«, lenkte Paps ein, »aber woher willst du wissen, dass das mit Steffen und Kim überhaupt klappt?«

»Das lass nur meine Sorge sein. Ulrike Hohenstein und ich sind uns schon lange darüber einig, dass die beiden ein ideales Paar sind. Hast du nicht gesehen, wie prächtig sie sich auf deiner Geburtstagsparty verstanden haben? Du könntest uns ruhig mehr unterstützen, indem du mal mit Erich sprichst. Schließlich wird Steffen mal seine Fabrik übernehmen.«

»Steffen studiert doch noch. Wer weiß, ob er überhaupt in die Fußstapfen seines Vaters treten will?«

»Deshalb sollst du ja mit Erich reden. Ist dir denn das Glück deiner Tochter gleichgültig?«

»Du weißt genau, dass das nicht stimmt.«

»Warum überlässt du dann alles mir und hilfst mir nicht?«

»Also gut, ich werde am Samstag mit Erich reden.«

So leicht war Kims Mutter aber nicht zu beruhigen. Es war wie eine unendliche Geschichte.

»Als Frau Hohenstein muss sich Kim auch bei offiziellen Anlässen perfekt benehmen können. Ich werde jedenfalls nicht zulassen, dass sie sich wegen irgendeiner läppischen Schwärmerei für einen Klavierlehrer ihre guten Chancen verdirbt. Als ich so alt war wie sie ...«

Kim ballte die Hände zu Fäusten vor Wut. So war das also! Sie wurde überhaupt nicht gefragt. Sie hatte genug gehört. Lautlos verschwand sie wieder in ihrem Zimmer. Ihre Mutter hatte doch wohl nicht mehr alle. Kim und Steffen! Das musste sie unbedingt verhindern. Aber wie?

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