Abenteuer zwischen Insel und Schlangenwald

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Abenteuer zwischen Insel und Schlangenwald
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Tomas Cramer
Abenteuer zwischen Insel und Schlangenwald

Roman für Kinder

Zum Lesen und Vorlesen

im Alter von 5 bis 11 Jahren

Lektorat: Hannah-Maria Cramer

Dieses Buch ist auch als Taschenbuch (ISBN 978-3-8442-0478-0) und Audiobook erhältlich

Weitere Infos zu diesem Buch unter:

www.edition-ecclesia.de

Bibliografische Informationen Der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliografische Daten

sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Impressum

Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2015 Tomas Cramer

ISBN 978-3-7375-5184-7

Unser Zuhause und die Nachbarskinder

Damals wohnten wir in einem Haus mit einem sehr großen Garten dahinter; das heißt, eigentlich waren es zwei Gärten nebeneinander. Einer war für das Gemüse, Obst und andere Pflanzen gedacht – das war der vordere Garten. Der hintere gehörte ganz uns Kindern, in dem wir, besonders an den langen, heißen Sommertagen, sehr viel spielten. Wir Kinder, das sind mein Bruder Jürgen, meine Schwester Irene und Tomas, das bin ich.

Zuerst wurde ich geboren, dann, zwei Jahre später, kam mein Bruder zur Welt. Meine kleine Schwester kam erst sehr viel später zu uns, ganze zehn Jahre. Damit hatte niemand mehr gerechnet, aber es hat auch keinen gestört – im Gegenteil: Eigentlich war es recht lustig, dass plötzlich noch ein Schwesterchen da war, das auch noch etwas von unseren Süßigkeiten abbekommen wollte...

Aber wir waren ja nicht die einzige Familie in unserer Straße, die noch heute 'Zur Kirschblüte' heißt. An der Straße befanden sich acht Häuser, drei auf der einen und fünf auf der anderen Seite. Dort wohnten Nachbarskinder, mit denen wir viel gespielt und etliche Abenteuer erlebt hatten. In dem Haus links von uns wohnte Andreas, der keine Geschwister hatte und der auch im Sommer, bei schönstem Wetter, oft schon recht früh ins Haus musste. Warum? Wir haben es nie herausgefunden. Andreas war etwas jünger als ich, aber älter als Jürgen.

Ihm gegenüber wohnten die Geschwister Frank, der so alt war wie Jürgen, sowie seine kleinere Schwester Nicole und die kleinste, Bianca. Mehr waren wir nicht, aber jeden Sommer kamen irgendwelche Kinder zu Besuch, die gerne etwas Spannendes erleben wollten, als nur zu Hause herum zu sitzen und sich zu langweilen. Denn es hatte sich herumgesprochen, dass bei uns immer etwas los war und nicht selten aufregende Abenteuer auf uns warteten.

Die Reise zur Insel

Es war wirklich seltsam, schon mit drei Jahren ging ich in den Kindergarten und hatte dort viele neue Freunde gefunden. Morgens und nachmittags hatte ich da spielen, singen, basteln, malen und toben können. Doch oft wurde ich krank, wegen meiner Lunge, wie der Doktor meinte. Eines schönen Tages, als ich fünf Jahre alt war, sprach der nette Kinderarzt einmal sehr ernst mit meinen Eltern über mich und ich konnte nur verstehen, wie meine Eltern sagten, ob etwas wirklich sein müsse. Aber der Doktor erwiderte, dass es besser wäre, bevor ich in die Schule käme ... Was meinten die nur? Was könnte das denn bloß sein, fragte ich mich. Meine Eltern erwogen es viele Tage in ihren Herzen, doch dann erzählten sie es mir endlich:

Der Arzt war der Meinung, dass ich auf eine Nordseeinsel geschickt werden müsse, damit sich meine Lunge wieder ganz erholen könne und dann gesund sei, bevor ich in die Schule käme. Damit ich im Unterricht nicht so oft fehlen müsse und in der Schule nicht so viel verpasse. Nun, das verstand ich natürlich, denn in der Schule gab es ja eine ganze Menge zu lernen.

Doch nun kam das Schreckliche an der Sache! Ich sollte ganz allein, also ohne meine Eltern, für ganze drei Monate auf die Insel, in ein Kinderkrankenhaus. Jetzt verstand ich, warum meine Eltern etwas dagegen auszusetzen hatten, als sie mit dem Arzt sprachen. Sie wollten nicht so lange von mir getrennt sein und ich auch nicht von ihnen – das war ja wohl klar!

Schweren Herzens musste eine Entscheidung für meine Gesundheit getroffen werden und somit stimmten meine Eltern dem Vorschlag des Arztes zu. Sie schickten mich allein auf die Insel, und das kam so:

Eines schönen Tages im Herbst war es so weit. Meine Mutter packte alle Sachen, die ich für den Inselaufenthalt benötigte, in einen Koffer und mein Vater erzählte mir während dessen, dass es heute losgehen sollte. Plötzlich bekam ich Angst und sträubte mich dagegen loszufahren. Nein – ich wollte doch nicht weg von meinem Bruder und meinen Freunden und natürlich von meinen Eltern!

Wenn ich mich recht erinnere, sagte man mir sogar, ich würde am nächsten Tag wieder abgeholt werden. Und da war es gar nicht mehr so schlimm!

Mein Vater brachte mich zu einem großen Bahnhof nach Oldenburg. Nachdem der Zug eingefahren war, half man mir hinein und dann suchte ich mir ein Fenster, durch das ich meinem Vater zuwinken konnte. Bald fand ich auch eins, an dem aber schon Erwachsene saßen. Mein Vater winkte mir zu, doch ich traute mich nicht. Ich wollte stark wirken und dachte dabei:

»Ach, was soll das Theater... morgen komme ich ja schon wieder.«

Nach einer langen Zugfahrt erreichten wir endlich einen Hafen. Während dieser Fahrt hatte ich gemerkt, dass es noch weitere Kinder gab, die auf die Insel fuhren. Zwei Frauen, die so ähnlich aussahen wie meine Kindergärtnerinnen, erklärten uns, dass wir nun aussteigen müssten und in einer Fähre auf die Insel gebracht werden würden. Nach etwa einer Stunde erreichten wir dann unser Ziel. Dort standen blaue Busse bereit, die uns zu einem Kinderheim brachten, das zwei Stockwerke und viele Zimmer hatte. Das Haus trug den Namen 'Goldacker B'. Ich bekam das zweite Zimmer auf der linken Seite. In den Innenwänden befanden sich große Fenster, durch die die Krankenschwestern vom Schwesternzimmer durch alle Zimmer sehen konnten. Mit zwei anderen Jungen musste ich das Zimmer teilen. Die Schwestern packten unsere Koffer aus und verstauten die Kleidung in den Schränken, die auf den Fluren standen.

Als ich die ganze Mühe sah, die sie sich machten, dachte ich nur:

»Macht euch doch nicht so viel Arbeit damit. Meine Eltern holen mich doch schon morgen wieder ab.« Doch leider war das gar nicht so. Jeden Tag schaute ich aus dem Fenster und wartete und wartete... aber meine Eltern kamen nicht ...

Auf der Insel

Es war inzwischen fast winterlich kalt geworden. Schwere, dunkle Wolken zogen über die Insel hinweg. Im Radio war sogar ein Sturm angekündigt worden. Doch immer wenn es das Wetter erlaubte, bekam jedes Kind ein Eimerchen, eine Harke und eine Schippe in die Hand, dann ging es in einer Zweierreihe an den Strand. Im Sand haben wir gebuddelt und Burgen gebaut – Tag für Tag. Manchmal unternahmen wir ausgedehnte Spaziergänge, zum Beispiel zum Schwanenteich, und durch die Siedlungen mit den großen Häusern aus dunkelrotem Backstein. Die Salzluft, die vom Meer herüberkam, tat mir gut. Doch ich wartete immer noch jeden Tag darauf, dass meine Eltern mich bald holen würden ...

Eines Nachts schreckte ich plötzlich aus meinem Schlaf auf. Es war ganz dunkel in unserem Zimmer und bei längerem Nachdenken überkam mich das Heimweh. Da begann ich zu schluchzen und wurde wütend darüber, dass meine Eltern immer noch nicht gekommen waren! Außer mir vor Wut, warf ich meinen kuscheligen Teddybär in den dunklen Raum hinein. Ganz plötzlich – was war das? – wurde es hell wie am Tag! Wie konnte das passieren? Der Teddy war direkt auf den Lichtschalter geflogen und schaltete somit das Licht an. Die anderen Jungen wachten allmählich auf und sagten im Halbschlaf:

»Was ist denn jetzt los?« Im gleichen Moment kam die Nachtschwester Ingeborg herein und es gab ein Donnerwetter, mit der Frage, warum wir denn nicht schliefen? Vor Überraschung und Erstaunen verschlug es mir die Sprache und ich deckte mich schnell wieder zu, damit sie mich nicht sehen konnte. Das Licht wurde ausgemacht und bald schlief ich wieder ein.

Etwas später fiel ein Junge aus dem Bett. Er blieb einfach auf dem Boden liegen und schlief weiter. Das merkte ich und hatte plötzlich eine Idee. Ich ließ meine Bettwäsche zu Boden gleiten und legte mich darauf. Ich wollte das auch mal ausprobieren. Jedoch wurde mir das dann zu ungemütlich. Nach einer Weile kroch ich wieder in mein Bett und deckte mich zu. Seitdem wusste ich, dass Camping-Urlaub nichts für mich war.

Am nächsten Abend konnte ich gar nicht erst einschlafen, weil ein helles Licht die Wand anstrahlte, an der mein Bett stand. Ich stand auf und schaute nach, woher das Licht kam. Auf dem Weg zum Fenster hörte ich die anderen Jungs bereits schnarchen. Nachdem ich die Gardine auseinander gezogen hatte, erkannte ich warum es so hell war: Mein Blick fiel auf eine Baustelle, auf der die Arbeiter vergessen hatten das Scheinwerferlicht zu löschen. Auf einmal bekam ich eine Idee für den nächsten Abend. Das beruhigte mich wieder; ich wanderte dann zurück in mein Bett und schlief ein.

Weil es sehr stürmisch geworden war, spielten wir Kinder den ganzen Tag im Kinderheim. Bei dem Sturm war gar nicht daran zu denken, nach draußen zu gehen. Es gab dort ein riesengroßes Spielzimmer, mit allerlei tollem Spielzeug. Ich habe viele schöne Stunden in diesem Zimmer verbracht. Unter anderem stand dort auch eine Tafel mit bunter Kreide. Eigentlich durften wir kein Spielzeug auf unsere Zimmer mitnehmen, doch nun genehmigte ich mir mal eine Ausnahme ... Ein großes Stück roter Kreide verbarg ich in meinem Hosenbund.

 

Nach dem Abendessen schmuggelte ich die Kreide auf mein Zimmer und wartete sehnlichst darauf, dass es im Haus ruhig werden würde und die Lichter gelöscht würden, damit meine Zimmergenossen schnell einschliefen.

Dann war die Gelegenheit endlich da: Ich stand auf und öffnete erneut die Gardine, wie am Vorabend. Wieder hatten die Bauarbeiter vergessen das Licht zu löschen. Nun schlich ich zum Bett zurück, legte mich aber nicht hin, sondern stellte mich auf die Matratze. Dann begann ich, die Wand mit der roten Kreide anzumalen, damit sie nicht mehr so langweilig aussah. Nachdem die ganze Kreide aufgebraucht war, legte ich mich wieder hin und schlief zufrieden ein.

Am nächsten Morgen, als uns die Krankenschwester weckte und die Gardine aufzog, schien sie ihren Augen nicht zu trauen. Fast die ganze Wand war jetzt rot vollgekritzelt. Es sah bei Tageslicht noch schlimmer aus, als in der Nacht bei Scheinwerferlicht. Zumindest vermutete ich das, als ich in ihr entsetztes Gesicht blickte. Das gab einen Riesenärger! Mir wurde angedroht, dass ich nach dem Frühstück gefälligst alles wieder wegzuwischen hätte. Aber als ich später damit beginnen wollte, hatten die Putzfrauen glücklicherweise schon alles weggewischt.

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