Eine unglaubliche Entwicklung

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Wenn nun die gesamte EUROLOG-Gruppe in ihren Ländern den deutschen Markt im Export bearbeiten und die Sendungen generell über Salzburg laufen lassen würde, hätten wir zusammen mit unserem gesamten österreichischen Aufkommen bestimmt immer genug Ladungen für die täglichen Lkws an alle deutschen Partner.

Ich ersuchte deshalb Peter, diskret mit der Führung der deutschen Gruppe Kontakt aufzunehmen und ihnen diesen Vorschlag zu unterbreiten. Peter agierte in seinem eigenen Interesse sehr rasch und organisierte bald ein Treffen mit Dr. Klein, einem kompetenten Vertreter dieser Organisation in Stuttgart. Ich erklärte unsere neue Situation mit dem Kauf durch EUROLOG, dem Bau unserer beträchtlichen Anlage und unserem Vorhaben, unsere Dienste auf den deutschen Markt auszudehnen. Dr. Klein kannte EUROLOG bereits, sodass ich ihm dazu nicht mehr viel sagen musste. Grundsätzlich zeigte er sich an einer Zusammenarbeit mit uns sehr interessiert. Etwas half dabei wohl auch die Tatsache, dass Peter, den man überall sehr zu schätzen schien, mit zu uns wechseln wollte. Dr. Klein versprach, die Angelegenheit äußerst rasch intern zu klären und mir bald Bescheid zu geben.

Es dauerte wirklich nur einige Tage und ich erhielt die offizielle schriftliche Einladung nach Stuttgart, wo die organisatorische Leitung der Gruppe lag. Ich musste gestehen, ich hatte etwas gepokert, da ich ja keinesfalls vorab wissen konnte, wie John auf dieses Angebot reagieren würde. Er staunte wiederum sehr, als ich ihm am Telefon davon erzählte und lud mich umgehend zu sich nach London ein.

Ich wusste aus früheren Gesprächen, dass es ihn sehr störte, es in all den Jahren nicht geschafft zu haben, den bedeutenden deutschen Markt selber zu bearbeiten. Seine sporadischen Versuche scheiterten stets aus welchen Gründen auch immer und zum heutigen Zeitpunkt wäre die Übernahme einer entsprechenden Organisation mit einer ausreichenden Anzahl an Filialen schon aus finanziellen Gründen utopisch.

Er musste sich aber mit meiner Idee, alle Sendungen vom äußersten Süd-Osten Deutschlands aus verteilen zu lassen, erst anfreunden. Sicherlich wäre ihm ein Standort im Westen oder Süd-Westen Deutschlands lieber gewesen, aber Salzburg befand sich nun einmal da, wo es lag. John war aber Realist genug, um zu erkennen, dass sich hier eine einmalige Chance für seinen Konzern bot, Deutschland gesamt bedienen zu können, auch wenn er dafür Mehrkilometer für einige seiner Lkws in Kauf nehmen müsste. Unter dem Strich kam auch bei ihm grundsätzlich nur Positives heraus, sodass er einwilligte und mir später am Abend sogar zu diesem Plan gratulierte.

Der Rest war Formsache, denn John und SETERS klärten kurzfristig mit der Gruppe in Stuttgart alles Notwendige ab und fixierten die Einzelheiten vertraglich. Den Wechsel zu uns legten wir mit dem Datum der Eröffnung unserer neuen Anlage zusammen. Peter freute sich natürlich sehr über diese Entwicklung und sprach in seiner ehemaligen Firma genügend Personal an, um sie ebenfalls zu einem Übertritt zu veranlassen. Die Resonanz übertraf alle unsere Erwartungen und wir konnten somit einen Teil unseres Mehrbedarfs an Personal auf diese Weise abdecken.

Da wir bereits von Anfang an mit voller Kraft und vor allem auch in einem 3-Schichtbetrieb arbeiten wollten, benötigten wir noch weitere Kräfte, die wir mit gemeinsamen Anstrengungen auch fanden. Es half uns sehr, als auf dem Speditionsmarkt bekannt wurde, dass Peter mit seinen Leuten zu uns überwechseln würde. Man sah, dass hier mit der neuen Anlage ein neues, bedeutendes Unternehmen aufgebaut werden sollte und entschloss sich so leichter, ebenfalls zu uns zu kommen.

Die Entwicklung bei Ivo und seiner Charterabteilung verlief gleichfalls sehr zufriedenstellend. Unsere rasche Zahlung sprach sich bei den in- und ausländischen Frächtern herum und dadurch standen uns bald mehr Lkws, bzw. Laderaum zur Verfügung. Dies wiederum bewirkte, dass sich unsere deutschen und österreichischen Kunden vom Komplettladungsmarkt verstärkt an uns wandten und ihre Verladeprogramme oft zur Gänze mit uns abstimmten. Man schätzte bei unserem Frächterangebot besonders die Vielfalt an Nationalitäten, die es uns erlaubte, auch Ladungen in weniger frequentierte Staaten und Gegenden zu übernehmen.

Ivo verfügte über eine wirklich stattliche Liste an Frächtern, sowohl aus West-, als auch aus Ost-Europa und natürlich auch aus Österreich. Zusammen mit diesen und einer ebenfalls beträchtlichen Anzahl an Ladungsquellen in gesamt Deutschland und Österreich wickelten er und seine Handvoll Disponenten täglich eine enorme Anzahl von Transporten ab. Trotz einer durchschnittlich sehr geringen Gewinnmarge pro Transport erwirtschafteten wir dadurch dennoch ausgezeichnete Resultate. Wie ich zwischendurch von Georg erfuhr, ließ sich John sehr genau über diese Abteilung mit ihrem Geldfluss unterrichten und schien anscheinend sehr zufrieden damit zu sein.

Neben dieser erfreulichen Entwicklung versuchten Ivo und ich auch weiterhin, neue Importpartner aus dem Osten, Süd-Osten und auch aus dem Norden zu gewinnen. Dies wurde uns durch die Tatsache erleichtert, dass wir bald gesamt Deutschland auf dem Sammelgutsektor perfekt bedienen würden können. So fanden wir immer wieder neue Partner, die in ihren jeweiligen Ländern räumlich zu den bereits vorhandenen passten. Auch informierten wir alle bereits bestehenden Partner über den baldigen Termin der Eröffnung unserer neuen Anlage und vor allem über die zukünftigen Möglichkeiten auf dem deutschen Markt. Man nahm dies überall mit sehr großem Interesse zur Kenntnis, da man dadurch die Lkws nach Salzburg mit Sendungen sowohl nach Österreich als auch nach Deutschland noch besser auslasten würde können.

Ich ging nun daran, ein detailliertes Tarifwerk für die gesamte Operation zu erstellen. EUROLOG und die deutschen Speditionen verwendeten jeweils untereinander ein fast gleiches, einfaches System, welches ich auch auf alle anderen Partner ausdehnen wollte. Damit meinte ich, dass stets jenes Verladezentrum, welches den Lkw absandte, diesen auch bezahlte. Es verantwortete alleine dessen Auslastung, strich aber auch den gesamten Gewinn aus dieser Fahrt ein, sofern einer erwirtschaftet wurde. Für den Fall, dass der Empfangsspediteur Sendungen mit der Frankatur unfrei auf den Lkws mit einbrachte, erhielt dieser vom Absenderspediteur jeweils dafür sendungsbezogene, günstige Beiladesätze eingeräumt. Somit konnten die Partnerspeditionen in den Empfangsländern auch entsprechende Import-Kunden werben und durch die günstigen Preise der Partner sogar noch etwas daran verdienen. Und dies alles, ohne selbst dabei das geringste Auslastungsrisiko zu tragen. Wir bedienten uns seit Jahren dieser Abrechnungsmöglichkeiten mit unseren vielen Fremdpartnern und fuhren stets sehr gut damit.

Ich ließ mir also von allen EUROLOG-Verladezentren, die uns sofort oder auch in etwas späterer Zukunft anfahren würden, deren Beiladesätze für die Strecke nach Salzburg geben und vereinbarte, diese in gleicher Höhe ebenfalls in der Gegenrichtung verwenden zu wollen, sobald es Sammelguttransporte in deren Regionen geben würde. Gleichermaßen verfuhr ich mit den neuen deutschen Partnern, unseren inländischen Filialen und allen unseren sonstigen internationalen Partnerspeditionen. Zusätzlich forderte ich von allen die jeweiligen Platzkostentarife für eventuelle Verzollungen und für Abholungen, bzw. Zustellungen von Sendungen in deren Zuständigkeitsbereich an. Somit konnte ich einen sehr umfangreichen Tarifkatalog ausarbeiten, der als Basis für unsere zukünftigen Kalkulationen und Abrechnungen untereinander dienen sollte.

Unser Eröffnungstermin kam immer näher und wir lagen Dank der großen Unterstützung durch SETERS sehr gut im Rennen. Georg hatte mittlerweile verschiedene kleinere Teams im Einsatz, die mir halfen, die einzelnen Bereiche zu organisierten, umzustrukturieren oder zu optimierten. Hier sah man wirklich, dass diese Organisation spezialisiert auf derartige Operationen war und auch schon viele davon erfolgreich hinter sich gebracht hatte.

Die österreichischen Filialen krempelten wir komplett um und passten sie den neuen Anforderungen sowohl räumlich als auch personell an. Auch in Wien klappte dies dank der Mitarbeit von Heinz sehr gut, sodass ich im eigenen Lande beruhigt sein konnte. Alle Mitarbeiter wurden genauest instruiert und auf die zukünftigen Anforderungen eingestellt. Die Wechselbrücken mit ihren entsprechenden Lkws und auch die neuen Rollfuhr-Lkws, durchwegs gehalten in einem angenehmen Weinrot, der Firmenfarbe von EUROLOG, trafen ebenfalls termingemäß ein.

Beim Bau der neuen Anlage klappte alles nach Plan und ohne Verzögerungen. Man sah hier sofort, dass die von EUROLOG bestimmte Baufirma bereits eine Vielzahl dieser Anlagen aufgebaut hatte. Wie ich hörte, errichtete sie nur für EUROLOG alleine in den letzten zehn Jahren bereits 12 ähnliche Anlagen in Westeuropa.

Unser Bau selbst war nun bereits fast fertig und man arbeitete nur mehr an der Innenausstattung. Das Gebäude selbst besaß die riesigen Ausmaße von 460 m in der Länge und 200 m in der Breite. An den beiden Längsseiten befanden sich jeweils 100 Tore, an einer der Breitseiten weitere 40. Die Halle hatte innen eine durchgehende Raumhöhe von gut 10 m und war mit unzähligen Stützen versehen und alle 100 m teilweise mit Trennwänden unterteilt. Ebenfalls gab es in regelmäßigen Abständen kleinere Containerbüros für die jeweiligen Bereiche und Arbeitsgruppen, sowie Treppen, die hinauf zu den Büros führten.

Über dem Lager befand sich eine komplette Etage mit Büros, die je nach Bedarf beliebig verändert oder erweitert werden konnten. Auch eine Kantine, ebenfalls beliebig vergrößerbar, war vorhanden. John sparte nirgends an der Ausstattung, wie ich schon die ganze Zeit über bei den gemeinsamen Beratungen und Planungen feststellte. So auch nicht bei der gesamten Technik, der Büroausstattung und den sonstigen Ausrüstungen, die allesamt dem letzten Stand der Technik entsprachen. Auch hier lief alles soweit planmäßig, sodass nur mehr das Personalproblem übrig blieb.

 

Da wir hier sofort mit einem 3-Schichtbetrieb beginnen wollten, benötigten wir natürlich auch entsprechend viel Personal. Über einen Teil verfügten wir selbst, einen weiteren brachte Peter mit ein. Wir mussten gemäß unseren 500 Planstellen somit noch etwa 350 Mitarbeiter finden. Gemeinsam mit SETERS und allen sonstigen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, wie Arbeitsamt, Inseraten, persönliche Werbung durch unsere Mitarbeiter, etc. gelang es uns tatsächlich, diese Stellen doch noch rechtzeitig zu besetzen. Ich beabsichtigte, alle Arbeitsbereiche selbst zu erledigen und benötigten daher die verschiedensten Mitarbeiter, wie Speditionskaufleute, Fahrer, Lagerarbeiter, administrative Büroangestellte, Reinigungs- und Kantinenpersonal, technisches Personal für die Anlagenbetreuung, usw. All diese Leute fanden wir hier sowohl in Salzburg und Umgebung, als auch im angrenzenden Oberösterreich und im nahen bayerischen Raum.

Einen letzten wichtigen Punkt der Vorbereitung stellte die Bereitstellung der Rückladungen für alle bald täglich eintreffenden EUROLOG-Lkws dar. Meinen vielen Telefonaten mit den einzelnen Länderchefs entnahm ich, dass dort die Ankündigung der neuen Verkehre nach Österreich und Deutschland bei ihren Kunden größtes Interesse weckte und dass mit einem durchaus guten Start zu rechnen wäre. Die größeren Länder, wie Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien beabsichtigten, mit jeweils 3 Lkws täglich zu beginnen. Diese sollten aus den verschiedenen Zonen ihres Landes, wie z. B. Nord, Mitte und Süd abfahren. Holland und Belgien wollten täglich 2 Lkws, Portugal und Irland jeweils 1 Lkw an uns abfertigen. Alle diese 18 täglichen Lkws sollten wir sofort wieder in ihre jeweiligen Regionen zurück beladen, was sicherlich kein leichtes Unterfangen darstellte.

Zusammen mit Ivo hatte ich natürlich auch diesen wichtigen Punkt ausführlich besprochen und vorbereitet. Wir kannten ja bereits seit Jahren diverse Ladungsquellen für diese Länder und verluden auch bisher bereits mit Charter-Lkws dorthin. Diese Quellen befanden sich sowohl in Österreich als auch im süddeutschen Raum, sodass wir die entsprechenden Ladungen, sofern notwendig, mit unseren eigenen Wechselbrückenfahrzeugen zu uns nach Salzburg vorholen würden können. Die eintreffenden Import-Lkws könnten dann ihre eigenen Wechselbrücken an den Toren abstellen und großteils sofort mit den für sie vorbereiteten Wechselbrücken wieder abfahren. Da die EUROLOG-Lkws durchwegs mit 2 Fahrern besetzt sein würden, wäre dies auch notwendig, um keine kostbare Zeit zu verlieren.

Ich wurde zwischenzeitlich immer wieder von den Disponenten der EUROLOG-Häuser angerufen und gefragt, ob es mit den regelmäßigen Rückladungen auch wirklich klappen würde und konnte sie stets beruhigen. Die Resonanz bei unseren Kunden und Partnern vom Ladungsmarkt auf unser Vorhaben hin war wirklich sehr gut und ich konnte diesbezüglich unserem Start sehr zuversichtlich entgegen blicken

Peter bereitete die Zusammenarbeit mit den deutschen Partnern wirklich mustergültig vor. Er kannte ja diese Verkehre bereits seit vielen Jahren und tat sich daher etwas leichter. Vor allem für die Abholung und Verteilung der Güter in den entfernteren Gebieten unseres Zuständigkeitsbereichs, nämlich im gesamten Bundesland Salzburg, im angrenzenden Oberösterreich und grenznahen Bayern, benötigten wir eine größere Anzahl an regionalen Zubringerdiensten. Diese Gebiete lagen nämlich außerhalb der Reichweite unserer eigenen Rollfuhr. Peter organisierte mit regionalen Partnern, die er alle aus seiner früheren Tätigkeit kannte, eine zukünftige Zusammenarbeit zu den gleichen Konditionen, wie sie bereits bei seiner alten Firma galten. Somit konnten wir auch diesen Service absichern, was mich ebenfalls sehr beruhigte.

Wir rechneten damit, dass uns alle 20 deutschen Partner von Anfang an mit jeweils einem Lkw pro Tag anfahren würden. Dies bedeutete daher für uns, dass wir die gleiche Menge an Frachtgut retour bräuchten, wenn wir Geld verdienen wollten. Ich kalkulierte ebenfalls damit, dass alle EUROLOG-Länder in absehbarer Zeit ihr Aufkommen weiter erhöhen und täglich mit mehr als der anfänglich geplanten 18 Lkws anliefern würden.

Weiters spekulierte ich mit einem nicht unbedeutenden Volumen von unseren restlichen Partnern in Nord, Ost und Süd-Ost, denn auch von diesen hörte ich in der Zwischenzeit nur Positives für die Zukunft. Vor allem die Tatsache, Deutschland und Österreich kombiniert mit nur einer Abladestelle bedienen zu können, öffnete diesen Firmen viele neue Möglichkeiten. Unsere angebotenen günstigen Preise für die Verteilung der Sendungen in ganz Deutschland erlaubten es ihnen sogar, kleinere Lieferungen für Nord-Deutschland über uns laufen zu lassen.

Schlussendlich sollten noch unsere eigenen Filialen in allen Bundesländern in verstärktem Masse beitragen, dass unser Aufkommen aus Österreich nach Deutschland zunimmt. Ich instruierte das dortige Personal genauest und hoffte sehr, dass deren Unterstützung noch höher ausfallen würde, als bisher. Vor allem Wien bereitete uns bereits jetzt große Freude. Heinz bereitete zusammen mit Georg und mir die neue Filiale ausgezeichnet vor und stellte mit seinen mitgebrachten Leuten eine schlagkräftige Truppe auf. Wie ich bei meinen regelmäßigen Besuchen sehen konnte, war man auch verstärkt dabei, alte Bammer-Kunden zu bearbeiten und besonders Kunden von Heinz´ alter Spedition abzuwerben.

Alles zusammengerechnet sollten wir doch stets genügend Frachtaufkommen für unsere deutschen Partner zur Verfügung haben. Trotzdem legte ich ein verstärktes Augenmerk auf den Verkauf bei uns selbst und in unseren Filialen. Hier bei uns hatte ich glücklicherweise mit Walter einen erfahrenen, altgedienten Verkäufer zur Verfügung, der bereits seit vielen Jahren hier arbeitete und überall sehr gut angesehen war. Ich wusste, auf ihn würde noch ein großes Stück Arbeit zukommen, da EUROLOG besonders viele Kunden im Konsumgüterbereich und vor allem im Modesektor besaß. Wurde nämlich in dieser Branche der Spediteur gewechselt, oder wie es bei uns der Fall war, gar ein Verkehr in ein neues Land begonnen, so mussten stets die dortigen Firmen-Repräsentanten vorweg kontaktiert und auch gewonnen werden. Das bisher von ihm Geleistete überzeugte mich aber voll und ganz, dass Walter auch diese Aufgabe bravourös lösen würde können.

Die restlichen Schlüsselstellen beim Personal besetzte ich bereits teils durch eigene, teils durch abgeworbene Kollegen und blickte unserem Neustart ruhig entgegen. Vor allem freute es mich, dass ich Alex für die Lagerleitung gewinnen konnte. Ich kannte ihn bereits seit längerer Zeit persönlich, konnte ihn aber bisher nie überreden, in unsere alte Firma zu wechseln. Alex war es bei seiner ehemaligen Firma, einer der großen Speditionen in Salzburg, gewohnt, mit einer großen Anzahl an Lagerpersonal umzugehen und hatte dabei stets alles unter Kontrolle. Erfreulicherweise brachte auch er einen Teil seiner früheren Kollegen mit und half uns damit viel weiter.

Weitere wichtige Posten für die gesamte zentrale Buchhaltung, Import-Export EUROLOG, Fremdpartner, Lagerung, Zollabteilung, technische Fuhrparkbetreuung, Kantine, Anlagentechnik, Innen- und Außenreinigung, Computer-Betreuung, Sekretariat, etc., um nur die wichtigsten zu nennen, konnte ich teils aus unserem früheren Bammer-Personal und teils durch gezielte Abwerbung bei der Konkurrenz ebenfalls meiner Meinung nach optimal besetzen.

Alles nahm somit bereits Formen an und dem baldigen Start sollte nichts mehr im Wege stehen. Georg leistete das ganze Jahr über mit seinen Teams hervorragende Arbeit und hatte alles mit mir zusammen bis ins letzte Detail analysiert, optimiert und organisiert. Die Umbenennung der Firma und die Verlegung der Zentrale von Wien nach Salzburg mit allen organisatorischen Anforderungen waren ebenfalls so gut wie abgeschlossen. Schlussendlich stand auch unsere Anlage unmittelbar vor der Fertigstellung, wovon ich mich täglich überzeugte. Der riesige Bau machte mit seinem Ausmaß schon einen gewaltigen Eindruck auf jeden Betrachter. Dies jedenfalls stelle ich bei meinen Diskussionen mit den verschiedensten Leuten immer wieder fest.

Die Zufahrt zu dem Industriegebiet erfolgte in erster Linie von der Autobahnabfahrt aus und zwischen der Abfahrt und der Halle gab es einen großen Parkplatz für Pkws und Lkws. Die weitere Zufahrt zur Halle war nur über einen langgezogenen Kreisverkehr möglich. Dieser Kreisverkehr und auch der eingezeichnete Weg rund um die Halle konnte nur als Einbahnstraße gegen den Uhrzeigersinn befahren werden.

Die ganze Anlage umgaben rundum sehr großzügige Rangier- und Parkflächen, sodass auch ein bedeutender Anstieg beim Lkw-Aufkommen bewältigt werden sollte. Ich war mir nämlich sicher, dass sich das anfangs anfallende Volumen an Lkws bald bedeutend erhöhen würde.

Innen bot die Halle mit ihren 460 m Länge und 200 m Breite einen sehr imposanten Anblick, auch wenn sie natürlich im Moment noch leer stand. Man konnte aber schon das gesamte Konzept erkennen, in welchem das erste Viertel der Fläche für Lagerungen, teils in Hochregalen, reserviert war, das letzte Viertel für die Bedienung unserer Regionalverkehre und der Rollfuhr bereit stand und die restliche Hälfte im Mittelbereich der Anlage für den Umschlag der Güter dienen sollte. Diese riesige Fläche wurde bereits in viele verschiedene Sammelplätze für all die zu bedienenden Verladezentren aufgeteilt und gekennzeichnet. Es gab jedoch noch genügend Platz für weitere Zentren und ich hoffte doch sehr, dass wir diese in naher Zukunft auch noch benötigen würden.

Wir richteten die gesamte Halle sowohl im Lagerungs-, als auch im Umschlagsbereich nach dem letzten Stand der Technik ein und statteten sie mit den neuesten Geräten, Stapler, Elektrohubwagen, etc. in ausreichender Stückzahl aus. Auch die vielen diversen Lagerbüros im Lagerkunden- und Umschlagsbereich verfügten über alle notwendigen technischen Ausrüstungen, wobei ich vor allem die sehr leistungsfähige Rohrpostanlage erwähnen wollte. Sie verband alle Firmenbereiche untereinander und sollte uns noch sehr wertvolle Dienste leisten. John hatte hier wie auch in seinen sonstigen Filialen dafür gesorgt, dass stets das beste Material zur Verfügung stand. Natürlich verlangte dies alles auch eine entsprechende Leistung von uns, die zu erbringen ich aber vollkommen überzeugt war.

Über der Lagerhalle befand sich eine gesamte Etage, in der in erster Linie die Büros untergebracht waren. Diese lagen hauptsächlich an der Stirnseite und an den beiden Längsseiten der Anlage mit Fenstern zu den Vorplätzen und konnten individuell verändert, bzw. nach Bedarf erweitert werden. Am unteren Ende der Etage befanden sich die Büros für die Regionalverkehre und der Rollfuhr. Natürlich gab es auch alle anderen Räumlichkeiten, wie Sanitäranlagen, einen großzügigen Ruheraum, diverse Lager- und Umkleideräume, Archive und vieles mehr. Zentral in der Mitte der Anlage platzierten wir eine sehr große Kantine, die ebenfalls bei Bedarf noch vergrößert werden konnte. Diese gesamte riesige Fläche durchzogen mehrere Gänge, von denen aus man auch über viele kleinere Treppen direkt hinunter in den gewünschten Bereich im Lager gelangte.

An der Stirnseite des Gebäudes, wo sich ein großzügiger Treppenaufgang befand, lagen mein Büro, das Sekretariat, Walter´s Verkaufsbüro und ein größerer und kleinerer Besprechungsraum. Ich hatte mich für eine eher einfache aber sehr funktionelle Einrichtung in allen Büros entschieden und war bei den häufigen Besichtigungen stets immer wieder von meiner richtigen Auswahl überzeugt. Alle anderen Kollegen, die natürlich auch regelmäßig vorbei schauten, stimmten mir darin ebenfalls ohne Ausnahme zu.

Wie schon beim Lager, stand uns auch in den Büros die neueste Technik zur Verfügung. Georg kümmerte sich zusammen mit Gerhard, unserem eigenen Computer-Spezialisten darum, dass die Datenverbindungen zwischen uns und den EUROLOG-Häusern, bzw. den deutschen Partnern funktionierte. Bei den restlichen Partnern im Osten und Süd-Osten würde es wohl einige Zeit dauern, aber Georg und Gerhard wollten dies mit vereinten Kräften auch bald schaffen.

 

Unserem Umzug stand also nichts mehr im Wege und wir starteten diesen plangemäß am darauf folgenden Wochenende. Alle halfen mit und wir wurden ohne Probleme und Hektik bereits am Sonntagnachmittag fertig. Unsere diversen Lagerkunden hatten wir bereits in den Wochen zuvor umgesiedelt, sodass wir komplett neu beginnen konnten.

Wir organisierten in unserer neuen Kantine eine kleine Eröffnungsfeier für alle Mitarbeiter und jene Firmen, die bei der gesamten Organisation mitgeholfen hatten. Auch einige offizielle Stellen von Stadt und Land gaben uns die Ehre, da eine derartige Investition in dieser Form gebührend gefeiert werden musste. Unsere Kantinenmannschaft bestand dabei ihren ersten Test sehr gut und häufte so Pluspunkte bei allen Kollegen. John wolle eigentlich auch vorbei kommen, musste aber in letzter Sekunde wegen eines anderen dringenden Termins absagen. Er versprach aber, dies sehr bald nachzuholen.

Somit stand unser erster Arbeitstag in der neuen Anlage unmittelbar bevor und wir waren schon sehr gespannt auf die Dinge, die auf uns zukommen würden. Natürlich gingen wir alle Vorgänge immer wieder in unzähligen Gesprächen, viele davon in Lisa´s Lokal bis spät in die Nacht hinein mit allen Kollegen durch. Ich überzeugte mich dabei immer wieder davon, dass wir bis auf vielleicht einige Kleinigkeiten alles richtig vorbereitet hatten. Personell jedenfalls schienen wir gut aufgestellt zu sein. Wir konnten alle Planstellen sowohl im operativen als auch im administrativen Bereich voll, und meiner Meinung nach auch gut, besetzen. Auch standen alle Wechselbrückenfahrzeuge mit einer großen Anzahl an Wechselbrücken und die gesamten Rollfuhr-Lkws sowohl bei uns als auch bei allen unseren österreichischen Häusern rechtzeitig zur Verfügung.

Unsere Filialen, allen voran Wien, hatten wir natürlich ebenfalls mit allem Notwendigen ausgerüstet. Sie wussten alle, worauf es in Zukunft ankommen würde, da ich sie immer wieder bei meinen vielen Besuchen darauf eingestimmte. Der von uns beabsichtigte 3-Schichtbetrieb schien nirgendwo beim Personal Probleme zu verursachen. Das Gegenteil schien eher der Fall, denn alle freuten sich neben einem guten Verdienst darauf, Mitglied einer so bedeutenden Gruppe, wie es EUROLOG nun einmal darstellte, zu werden.

Ich konnte sicher sein, dass unsere täglich zu ihnen gesandten Lkws auch alle wieder gut beladen retour kommen würden. Die vielen Kundenkontakte, die ich dort immer wieder feststellte, ließen jedenfalls darauf schließen. Unsere Leute konzentrierten sich auf mein Anraten hin vorrangig auf den Import von Sammelgut aus allen EUROLOG-Ländern, aus unseren Ostländern und vor allem aus gesamt Deutschland. Natürlich sollte auch das nationale Geschäft nicht vernachlässigt werden und größere Exporte in unsere Partnerländer erschienen uns ebenfalls als sehr wichtig.

Wie Peter bei uns in Salzburg, brachte vor allem Heinz in Wien eine große Anzahl an Neukunden mit. Auch andere neue Kollegen, die zu unseren restlichen Filialen stießen, nahmen ihre Kundenkontakte mit, sodass sich das Gesamtvolumen rasch erhöhen sollte. Walter hatte bei uns in Salzburg mit seiner kleinen Mannschaft alle Hände voll zu tun, um die von überall eingehenden Hinweise erfolgreich zu bearbeiten. Besonders freute es mich, dass es ihm durchwegs gelang, die Repräsentanten von regelmäßigen Importen sowohl für Deutschland als auch für Österreich zu gewinnen. Obwohl EUROLOG oft schon lange für die diversen Hersteller auf anderen Verkehrslinien zusammenarbeitete, mussten trotzdem immer erst die betreffenden Vertreter in den neuen Importländern vom zukünftigen Service überzeugt werden.

Peter wiederum bereitete von seiner Seite aus alles perfekt auf den Beginn der Deutschlandverkehre vor. Auch er brachte viele seiner alten Kunden sowohl im Import als auch im Export mit und organisierte zusammen mit Walter deren Umstellung auf unsere Firma. Die vielen regionalen Partnerspeditionen standen ebenfalls bereit und alle unsere Fahrer für die täglichen Fahrten zu unseren deutschen Partnern und zu unseren österreichischen Häusern, sowie für unsere umfangreiche Rollfuhrflotte waren gleichfalls alle eingeteilt.

Schlussendlich bereiteten Ivo und seine Leute in Zusammenarbeit mit Peter, Walter, Heinz in Wien und weiteren Kollegen die tägliche Menge an Rückladungen für alle EUROLOG-Lkws soweit wie möglich vor. Wir beabsichtigten ja, viele dieser Komplettladungen mit unseren Wechselbrücken-Lkws nach Salzburg vorzuholen, auch wenn die Exportkunden mehrere hundert Kilometer von uns entfernt lagen. Ich vereinbarte daher vorab mit allen EUROLOG-Häusern äußerst günstige Preise für ihre Lkws ab Salzburg zu ihren diversen Verladezentren, sodass uns trotz manch hoher Vorholkosten doch noch ein kleiner Gewinn bei jedem Transport übrig bleiben sollte.

Auch wollten wir diese manchmal beträchtlichen Vorholkosten damit reduzieren, dass die Lkws nicht leer von Salzburg aus zur Ladestelle abfuhren, sondern nach Möglichkeit ab unserem Lager größere Teilladungen, die in die gleiche Richtung gingen, unterwegs zustellten. Auf jeden Fall lag bei all diesen Exportladungen nicht der zu erzielende Gewinn im Vordergrund, sondern die schnelle und reibungslose Rückbeladung aller EUROLOG-Lkws. Je besser dies funktionieren würde, umso mehr Lkws und damit auch mehr Importsendungen würden wir im Gegenzug erhalten und damit den eigentlichen Gewinn durch deren Weiterleitung erzielen.

Unsere Fremdpartner im Osten, Norden und Süd-Osten freuten sich schon auf die Eröffnung unserer großzügigen Anlage, die ich ihnen allen zwischenzeitlich natürlich bereits bildlich präsentiert hatte. Im Gegensatz zu unserer alten Anlage in der Stadt, wo es stets große Rangierprobleme für die Lkws gab, konnten wir hier überall ausreichend Platz anbieten. Auch der Zoll, für den wir ein komfortables Büro im Lager einrichteten, wollte nun ständig bis in die Abendstunden vor Ort sein. Dadurch sollten den ganzen Tag über Lkws aus dem Nicht-EU-Raum Waren anliefern und abholen können. Alle Partner bestätigten mir immer wieder am Telefon oder per e-mail, dass ihre Erfolge bei der Kundenwerbung besonders für Deutschland, aber auch weiterhin für Österreich beachtlich sein würden. Alle wollten ihre Frequenz an Abfahrten nach Salzburg rasch erhöhen und ersuchten natürlich um vermehrte Rückladungen in ihre Heimatregionen.

Ivo sollte damit keine Probleme haben, da sich seit geraumer Zeit, bedingt durch unsere rasche Bezahlung der Frächterrechnungen, das gesamte Chartervolumen stetig erhöhte und man uns immer mehr Ladungen avisierte. Somit konnten wir auch in abgelegene oder weniger frequentierte Regionen Ladungen anbieten und unsere Partner entsprechend beruhigen.

In unserem Lager hatte Alex alles im Griff und teilte seine Leute in kleine Gruppen auf, bzw. bereitete sie auf ihre diversen Aufgaben vor. So wie es aussah, mussten wir anfangs gemäß Aviso täglich mit folgenden Stückgut-Lkws rechnen:

Täglich eintreffende LKW´s aus: Anzahl LKW´s

Deutschland 20

Großbritannien 3

Frankreich 3

Spanien 3

Italien 3

Niederlande 2

Belgien 2

Irland 1

Portugal 1

Österreich 8

Regional: Sbg.-Land, OÖ, Süd-Bayern 14

Rollfuhr: Salzburg und Umgebung 15

Summe: 75

Wöchentlich eintreffende Anzahl Partner Anzahl LKW´s