Ich helfe, also bin ich!

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Ich helfe, also bin ich!
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Suraya N. Jammeh

Ich helfe, also bin ich!

Geschichten einer Philanthropin in Gambia

Verantwortung ist für Suraya Jammeh das zentrale Thema in ihrem Leben. Für sie ist der Schlüssel zu einer besseren Welt, Verantwortung für das eigene Handeln, für die Gesellschaft und die Erde zu übernehmen.

Sie arbeitet hart an sich, um ihren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Für die Gemeinschaft da zu sein, helfen ohne Erwartungen und anderen Hassanat (gute Taten) für das Jenseits zu ermöglichen ist ihr Ziel.

Aus der ausführlichen Dokumentation der durchgeführten Hilfeleistungen und dem Wunsch, die Spender mit Hintergrundinformationen zu versorgen, entstand dieses Buch. Es bietet Wissen über Gambia, so wie viele Geschichten aus dem Leben einer Deutschen in Afrika. Es ist weder ein Roman noch ein Sachbuch, eher ein Buch mit Geschichten, die Wissen vermitteln.

Suraya Jammeh ist seit 1998 CEO des NGOs Help the poor and the needy in Gambia und Deutschland, und arbeitet von Anbeginn leidenschaftlich für die Ärmsten Afrikas, die sich nicht selbst helfen können. Ihr Studium in Geschichte, Politik, Publizistik zur Autorin und ihre Ausbildung zur IT-Kauffrau qualifizieren sie für diese Arbeit. Ihr Leben hat sie den Armen und Hilfsbedürftigen Gambias gewidmet.

Ungekürzte Ausgabe 2020

©2020 Suraya N. Jammeh

1. Auflage

Texte: © Copyright by Suraya N. Jammeh

Umschlaggestaltung: © Copyright by Carolin Ina Schröter, Berlin

Lektorat: Aisha Meier-Chaouki, Hamburg

Fotos: © Copyright by Suraya N. Jammeh, Berlin/Gambia

Im Selbstverlag erschienen: Suraya N. Jammeh, Berlin

surayajammeh@gmail.com

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Dieses Buch widme ich Amina und Emine.

Inhaltsverzeichnis
Wie alles begann

Ich bin...

Warum aber nun dieses Buch?

Motivation

Wie alles begann

Gambia

Gambia in Zahlen

Infrastuktur

Die Tiere

Die Pflanzen

Gesundheit

Bildung

Die Kultur

Die Menschen

...und ihre Gefühle

Menschliches, allzu Menschliches

Die Mahlzeiten

Probleme

Kleidung

Feste feiern

Heiraten

Altsein und der Tod

Armut

Offizielle Definition von Armut

Die Geschichte mit den Betten

Gründe für die Armut

Möglichkeiten und Grenzen

Backway

Zehn Gründe für Europa

Fatalismus als Wohlstandsbremse?

Auswirkungen und Hoffnungen

Geduld

Die Krone im Land der Armut

Wie können wir Armut begegnen

Unsere Projekte

Familienhilfe

Zu den Festen

Gesundheit

Bildung

Selbsthilfeprojekte

Ein Highlight: Die Reisschälmaschine

Stop Going Backway

Umwelt

Unsere Arbeit

Voraussetzung

Ein gewöhnlicher Arbeitstag in Gambia

Unsere Arbeit in Deutschland

Ein Beispiel: Arbeitsalltag im Ramadan 2017

Unsere erste Krise

Gambia und seine Präsidenten: Ein Tagebuchbericht

Unsere zweite Krise

Unsere dritte Krise: Corona

Ramadan in Zeiten von Corona

Kultur versus Rationalität

Woher kommt das Geld?

Aussicht

Klassenzimmer Afrika

Lektion: Entschleunigung

Lektion: Regeln und Gesetze

Lektion: Mein Fokus und ich

Lektion: Werbung und Nachrichten

Lektion: Kindererziehung in Gambia

Lektion: Wie erträgt man das Leid?

Lektion: ich weiß,dass ich nichts weiß

Lektion: Wenn Gewohnheiten zur Gewohnheit werden

Lektion: Routinen

Lektion: Ein Leben ohne Fernseher

Lektion: Die Krux mit den Elementen

Lektion: Ein komplett anderes Leben

 

Epilog

Legende

Vorwort

Das vorliegende Buch ist mir eine Herzensangelegenheit. Mein Anliegen ist es, Vorurteile abzubauen, aufzuklären und Hintergründe aufzudecken. Da es in diesem Buch um zum Teil recht emotionale Geschichten geht, habe ich für die Anrede meiner Leser die direkte „Du-Form“ gewählt. Das lässt uns näher zusammenrücken und, so Gott will, auch gemeinsam nach Lösungen suchen. Auch ist mir das Gendersternchen sehr wohl bekannt, der besseren Lesbarkeit wegen habe ich jedoch darauf verzichtet. Es sind aber natürlich immer beide Geschlechter gemeint.

Der Titel „Ich helfe, also bin ich!“ beschreibt meine Leidenschaft, die eine tiefgreifende Entwicklung in meinem Leben ausgelöst hat. Für mich ist Helfen nicht nur eine gelegentliche Tätigkeit, sondern eine Berufung.

Der Weg dorthin ist von vielen Erlebnissen geprägt: schönen, makabren, lustigen, aber auch nachdenklich stimmenden. In jungen Jahren war ich stets auf der Suche nach mir selbst, dem Sinn des Lebens und vor allem nach meiner Rolle in der Gesellschaft. So war die Berufswahl extrem schwierig, denn ich wollte unbedingt etwas Sinnvolles machen.

In den Medien wirkt Afrika manchmal wie ein vergessener Kontinent: In manchen Gegenden gibt es kaum Ressourcen, weder Bodenschätze noch qualifizierte Manpower. Als Folge scheint es keine ausreichenden Finanzmittel zu geben, um langfristig und nachhaltig etwas aufzubauen. Vergessen von den Industrieländern der Welt und vielleicht, so denken einige, auch von Gott. Doch eins kann ich euch versichern: In Ländern mit großer Armut ist Gott präsenter als in anderen Gebieten dieser Erde. Existentielle Ängste, schicksalhafte Tage, an denen du nicht weißt, ob genug Essen da sein wird, lassen dich Gottes Gnade spüren wie in kaum einer anderen Situation.

Beim Eintauchen in diese Gesellschaft stellt sich immer wieder die Frage: Warum ist das so? Nach vielen persönlichen Beobachtungen, Gesprächen mit Betroffenen und anderen Helfern deuten sich Erklärungen an, die ich gerne mit meinen Lesern teilen möchte.

Nach dem „Warum” drängt sich förmlich die Frage auf: Was können wir tun? Das ist schon etwas schwieriger zu beantworten, doch finden sich im Text auch darauf Antworten. Zunächst sollten wir jedoch versuchen, die Hintergründe zu verstehen und uns bewusst darüber zu werden, dass wenn wir über die Probleme eines Landes sprechen, es mindestens so viele Lösungsansätze gibt wie Einwohner des Landes. Auch müssen wir erkennen, dass eine Einmischung von außen nur dann gut ist, wenn sie von den Betroffenen angenommen und auch umgesetzt werden kann. Wie oft beobachten wir, dass gut gemeinte Ratschläge von außen ins Leere laufen, weil die Akzeptanz oder die Umsetzungsmöglichkeiten fehlen.

Das wiederum erzeugt Unzufriedenheit auf beiden Seiten: bei den Helfern und denen, die Hilfe benötigen, was unreflektiert schnell in Ablehnung übergehen kann. Doch es bleibt wichtig, dass wir etwas tun. Denn überall auf der Welt, auch in der kleinsten Familie, hilft derjenige mit mehr Möglichkeiten und Wissen demjenigen, der davon weniger hat. Im Zuge der weltweiten Verflechtungen ist wohl auch das ein Stück Globalisierung.

Muslime glauben, dass es das Paradies (Dschanna) und die Hölle (Dschahannam) gibt. Der Weg ins Paradies ist mit vielen guten Taten (hassanat) gepflastert. Doch gute Taten sind nicht einfach nur gute Taten. Es gibt zum Beispiel keinen Katalog für gute Taten, aus dem wir auswählen können, welche gute Tat wie viele Punkte bringt. Auch kann es sein, dass etwas, was wir für eine gute Tat halten, gar keine ist, weil die Absicht nicht gestimmt hat. Oder dass anders herum eine kleine, scheinbar unbedeutende Tat jemanden ins Paradies bringt, weil Allah sie hoch anrechnet.

Der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Frieden – sagte: „Eine Prostituierte sah an einem heißen Tag einen Hund, der um einen Wasserbrunnen herumging und dessen Zunge vor Durst heraushing. Da zog sie ihm mit ihrem Schuh Wasser heraus. Dafür wurden ihr (ihre Sünden) vergeben.“1

Lange Rede kurzer Sinn: Der Prozess wurde noch einmal verschoben, aber dann wurden unserem Gegner zwei Monate Zeit gegeben, seine Schuld zu begleichen. Glücklicherweise erledigte er es etwas früher.

Wenn es nicht so ernst gewesen wäre und ich die Sprachen besser könnte, wäre ein Tag bei Gericht eine gute Steilvorlage für eine TV-Serie „Geschichten aus dem wahren Leben“. Stoff gäbe es ohne Ende.

Letztlich rechnet Allah mit uns ab, Er führt unsere Konten. Daher ist es umso wichtiger, viele gute Taten zu begehen und auch andere dazu zu motivieren, Gutes zu tun.

Doch wer länger über die guten Taten und das Helfen nachdenkt, kommt zu dem Schluss, dass damit auch die Verantwortung für die Welt gemeint ist. In allen religiösen Schriften steht, dass Gott uns als Statthalter auf die Erde geschickt hat, um sie in Seinem Sinne zu verwalten. Tun wir das? Oder zerstören wir nicht eher Gottes Schöpfung und die Lebensräume von Mensch und Tier? All diese Gedanken greifen Hand in Hand ineinander und werden als gute Taten gezählt oder eben nicht.

Wie alles begann
Geschichten aus der Kindheit

1992 bin ich zum Islam konvertiert. Das war ein großer Meilenstein, der viele Veränderungen mit sich brachte. Doch auch die Zeit vor und nach der Konversion hat viele Geschichten parat, die ich gerne mit euch teilen möchte

Das Buch beginnt mit einigen Geschichten aus meiner Kindheit, die wohl maßgeblich zu meiner persönlichen Entwicklung beigetragen haben, und leitet dann über zu den vielen Erlebnissen und Eindrücken, die ich durch das Eintauchen in eine völlig neue Welt gewonnen habe und die mich zu dem gemacht haben, was ich jetzt bin.

Schreiben, meine Leidenschaft

Ich erinnere mich noch gut. Es war ein warmer Frühlingstag, die Sonne schien, und ich freute mich auf die Schule. Mit sieben Jahren macht die Schule eben noch richtig Spaß. Unsere Klassenlehrerin erlaubte uns an diesem Tag zum ersten Mal, unsere neuen Füller zu benutzen. Sie schrieb einen Text an die Tafel, den wir mit dem Füller in unser Heft abschreiben sollten. Ich war aufgeregt, wurde ganz zappelig und konnte es kaum erwarten. Endlich durften wir mit dem Füller schreiben. Das hässliche Grau des Bleistifts konnte ich schon nicht mehr sehen

Es war, als ob der Füller die Worte von selbst auf das Papier goss, aber nein, ich war es. Etwas in mir schrieb mit einer noch nie da gewesenen Leichtigkeit. Es war, als ob ich eins war mit dem Papier, meinen Worten und dem Füller. Ich war begeistert. Nach der Schule rannte ich voller Freude nach Hause und erzählte meiner Mutter überglücklich von dem Erlebten. Mein Herz raste, und ich verkündete stolz: „Mama, ich werde mal Schriftstellerin!“ Ihre Reaktion glich für mich einem Weltuntergang. „Aber …, meine Kleine, dafür bist du doch viel zu dumm!

Das saß. Fortan hatte ich Angst vor dem Füller und einem weißen Blatt Papier, denn meine schlaue Mutter, die ich über alles liebte, hatte gesagt, ich sei doch viel zu dumm. Ein Trauma, das die weiteren zwölf Schuljahre zu einem Kampf zwischen den Elementen und mir machte.

Um es kurz aufzulösen: Später verstand ich, wie sie es gemeint hatte. Sie hatte nicht wie ich eine rosige Zukunft im Blick, sondern schlicht den aktuellen Moment. Doch das Leiden endete erst weit über zwanzig Jahre nach dem Weltuntergangsszenario, während meines Fernstudiums zur Autorin. Unsere erste Übung bestand darin zu berichten, warum wir Schreiben lernen wollen. Das Niederschreiben dieser Gedanken und Erlebnisse half, und die Blockade löste sich wieder.

Ich heirate …

Mit zwölf Jahren reiste ich mit meinen Eltern nach Südfrankreich in die Provence, für mich eine der schönsten Gegenden Europas. Kleine romantische Dörfer, wunderschöne Natur, edles Kunsthandwerk und kleine Häuser, die schon einige Jahrhunderte überlebt haben. Wunderschön. Wenn wir durch die Dörfer gingen, sahen wir hier und da immer wieder Musiker sitzen, die allein oder im Duett Chansons sangen oder sich in klassischer Gitarrenmusik übten.

Die meisten von ihnen waren junge Männer mit dunklen Haaren und dunklen Augen. Ich war fasziniert von der Leichtigkeit ihres Seins, die sie mit ihrer Musik in der romantischen Kulisse ausstrahlten. Oft setzte ich mich vor sie auf einen Stein, lauschte und war einfach nur glücklich. Um dieses wohlige Gefühl beizubehalten, verkündete ich wenig später meinen Eltern: „Ich werde mal einen Musiker mit dunklen Haaren und dunklen Augen heiraten.“

Mein Horoskop

Dann, mit etwa zwanzig, war es modern, sich sein Horoskop erstellen zu lassen. So ließ ich mir auch eins machen. Neugierig, wie ich nun einmal bin, wollte ich es Wort für Wort verstehen, und der arme Astrologe musste es mir ganz genau erklären.

Nur zur Erinnerung: Schreiben war zu diesem Zeitpunkt noch tabu und ein Ehemann auch noch nicht in Sicht.

Der Astrologe legte los.

1 Aszendent Schütze: Reisen und Religion bedeutet dir sehr viel.

2 Sonne-, Merkur- und Venus-Konjunktion im Widder: Du liebst es, dich schön auszudrücken und hast Botschaften mitzuteilen, bei denen du unter Umständen auch kein Blatt vor den Mund nimmst.

3 Mars-, Pluto- und Uranus-Konjunktion im 8. Haus: Du liebst es, sehr direkt mit deiner Umwelt zu kommunizieren, ggf. auch mit dem Kopf durch die Wand. Opposition Saturn, die angezogene Handbremse. (Dieser Umstand bereitete mir als Teenager oft Migräne, jetzt als Erwachsene kann ich ihn besser kanalisieren)

4 Waage im zehnten Haus: Deine Bestimmung ist Gerechtigkeit für die Menschen, vielleicht wirst du Rechtsanwältin. In Verbindung mit dem Schützen als Aszendent kann es aber auch etwas im Ausland sein.

Das waren auszugsweise die Worte des Astrologen. Damals konnte ich damit nicht viel anfangen, denn Jura wollte ich auf keinen Fall studieren, und das Ausland war für mich auch nicht aktuell. Doch jetzt, Jahrzehnte später, ergibt vieles plötzlich einen Sinn.

Was die Zahlen sagen …

Als ich 27 Jahre alt war, machte meine Mutter eine Kreuzfahrt auf dem Nil. Mit an Bord war ein Numerologe, der ein Seminar gab. Sie lernten dort, was die Zahlen unserer persönlichen Daten aussagen. Meine Mutter ließ dann auch meine Zahlen interpretieren. Das Ergebnis: Mein Leben würde sich mit 34 grundlegend verändern.

Natürlich vergaß ich auch dieses Ereignis wieder. Doch jetzt im Nachhinein stelle ich fest: Ein paar Wochen vor meinem 34. Geburtstag gründeten wir den Verein, und ein paar Monate danach kamen meine Zwillinge auf die Welt. Und beide Ereignisse haben definitiv mein Leben grundlegend verändert.

Der Islam lehrt uns, dass es die Vorbestimmung durch Gott gibt. Von den esoterischen Disziplinen halte ich inzwischen nicht mehr viel, doch könnten die oben genannten Erlebnisse kleine Anzeichen für das gewesen sein, was sich später ereignete.

Mein Leben heute

Ich war auf der Suche. Auf der Suche nach dem roten Faden in meinem Leben. Doch alle esoterischen Richtungen schienen so unabhängig voneinander. Ich aber wollte etwas Ganzheitliches, das meinem Leben einen Sinn gibt. Ich suchte, und ich fand: den Islam. Dort gibt es Antworten auf alle Fragen, und der Islam ist in sich stimmig und eine große Lebenshilfe.

1992 war es dann soweit. Ich konvertierte zum Islam und heiratete auf muslimische Art. Es war die beste Entscheidung in meinem Leben. Jetzt ergaben viele Erlebnisse plötzlich einen Sinn. Ich verstand, dass Allah uns zu unserem Besten prüft, und dass es für jeden eigentlich nur ein Ziel gibt: nach dem Tod ins Paradies eintreten zu dürfen. Ist das nicht ein Ansporn für uns hier auf Erden? Ein Ansporn, Gutes zu tun, Enttäuschungen zu vermeiden und möglichst im besten Sinne und im Einklang mit der Schöpfung zu handeln. Das ist nicht immer einfach, aber es lohnt sich

Wie und warum ich den Islam als meine Lebensgrundlage angenommen habe, schreibe ich gern an anderer Stelle ausführlicher. In diesem Buch soll es vor allem darum gehen, wie ich die Freude am und die Berufung zum Helfen gefunden habe.

 

Ich bin...

Zur Erinnerung an meine Kindheitserlebnisse: Ich bin mit einem gambischen Gitarristen mit dunklen Augen, dunklen Haaren und sogar dunkler Haut verheiratet. Wir haben vier Kinder, die in beiden Ländern zur Schule gegangen sind. Mittlerweile leite ich seit über zwanzig Jahren die Hilfsorganisation „Help the poor and the needy e.V.“ in Berlin und Gambia, die den Ärmsten in der Region Bakau und Umgebung hilft, ihre Lebensumstände deutlich zu verbessern, indem die Reichen in den Industrieländern etwas abgeben, um es den Armen in den Entwicklungsländern zu geben. Na, wenn das kein Einsatz für die Gerechtigkeit ist. Aber nein, Robin Hood ist jemand anderes. Ach ja, und ich liebe es, über diese Tätigkeit zu kommunizieren. All diese Informationen sind wichtig, um die nachfolgenden Geschichten ein wenig besser zu verstehen.

Suraya Jammeh, geboren 1965, humanistisches Abitur, zweieinhalb Jahre Geschichts- und Politik-Studium an der FU Berlin, Ausbildung zur IHK-geprüften Datenverarbeitungskauffrau und Fernstudium zur Autorin. Diverse Weiterbildungen in Öffentlichkeitsarbeit. Soweit meine beruflichen Qualifikationen, die mir jetzt bei der Umsetzung unserer Projekte sehr helfen

1992 bin ich zum Islam konvertiert und habe islamisch geheiratet. Das war ein großer Meilenstein.

In eine gambische Familie einzuheiraten ist etwa so, als ob du dich noch einmal neu erfinden musst. Vieles von dem, was du bisher als richtig empfunden hast, wird infrage gestellt und muss neu überdacht werden. Nicht immer ganz einfach, aber spannend und lehrreich allemal. Vielleicht animiert dieses Buch ja auch andere, die überlegen, so einen großen Schritt zu gehen, es mir gleichzutun. Das Verständnis für andere Kulturen kann unserer zerstrittenen, aber dennoch globalen Welt nur guttun.

Mein Leben ist ein ständiges Überarbeiten meiner Paradigmen, und was kann einem da besser helfen als immer wieder neue Impulse von außen? Für diese Chance bin ich meinem Schöpfer sehr dankbar. Ich wünsche mir, dass jeder in dieser globalen Welt die Möglichkeit hat, mit der gleichen Offenheit für das „Andere“, das „Neue“ durch die Welt zu gehen und ebenfalls so wunderbare Dinge zu erleben.