Sam Fatal

Text
Read preview
Mark as finished
How to read the book after purchase
Font:Smaller АаLarger Aa

Stephane Rambicourt

Sam Fatal

Liebe - Sex - Spannung - Intrigen

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Epilog

Danke

Hinweis

Impressum neobooks

Prolog

Um eine Wende zu schaffen, müssen

alle mitmachen,

alle sich ändern und

alle den Anderen respektieren.

Erfolgt das nicht, kann eine Wende erst funktionieren, wenn die Generationen nicht mehr da sind, die die Wende direkt erlebt haben!

Bedenke

nicht alles was war, war schlecht und

nicht alles was sein wird ist gut.

Das höchste Gut aber ist die Freiheit und

niemand hat das Recht dir die Freiheit zu nehmen!

Es ist Sommer und die Sonne scheint Samuel Grün, genannt Sam, ins Gesicht.

Sam machte auf seiner 2700 km langen Camino-Wanderung vom schwäbischen Neresheim nach Santiago de Compostella eine ausgiebige Pause und lag auf einer Wiese direkt am Flusslauf der Donau und träumte vor sich hin.

Er ist knapp 50 Jahre alt und seit über 25 Jahren mit seiner geliebten Frau Mariella verheiratet, die bei ihren Eltern in der Nähe von Karlsruhe geblieben war.

Während er so da lag und sich entspannte dachte er über sein bisheriges Leben nach.

„Das letzte Jahrzehnt waren doch sehr turbulent“, sinnierte er, „aber auch schön. Aufregend, zum Teil abenteuerlich und auch zum Teil sehr, sehr böse“.

Da war zunächst der Ärger mit seinen Eltern, weil Sam nicht das elterliche Textilunternehmen übernommen hat und auch seine viel versprechende Karriere als Profifußballer früh wegen Mariella aufgegeben hat.

Sam wollte eine Ausbildung machen. Sein absoluter Traumberuf war damals Kfz-Mechaniker; heute heißt der Beruf wohl Kfz-Mechatroniker.

„Können diese Kfz-Mechatroniker heute auch noch Autos reparieren, ohne ihre Computerdiagnosetools zu benutzen? Bestimmt nicht“, denkt Sam vor sich hin.

Leider hatte Sam´s Vater mitbekommen, dass Sam sich als 15-jähriger, ohne seine Erlaubnis, um eine Lehrstelle beworben hat. Und das in einer Zeit in der Lehrstellen total rar waren. Dummerweise hätte er die Lehrstelle trotz der vielen anderen Bewerbungen bekommen, wenn sein Vater nicht, ohne mit Sam zu reden, die Lehrstelle abgesagt hätte.

So musste Sam eben weiter zur Schule gehen und sein Abitur machen. Er entschloss sich Beamter zu werden, aber auf keinen Fall wollte er in die elterliche Firma eintreten. Da der Beamtenberuf für seine Eltern akzeptabel war, waren sie nach langem hin und her damit einverstanden, dass Sam diesen Beruf ergriff.

Sam´s Vater hatte sehr gute Beziehungen zur Stadtverwaltung seines Heimatortes Bruchsal bei Karlsruhe und so durfte Sam Beamter des gehobenen Dienstes werden. Sam’s Mutter war natürlich immer noch dagegen, konnte aber gegen den Dickkopf von Sam nichts ausrichten. Und so kam es, wie Sam das haben wollte, Studium und Ausbildung, dann Abschluss (nicht mit Prädikat aber ok) und er durfte sich Beamter auf Zeit nennen.

Dann kam auch noch das Theater und der Krach mit seinen Eltern, weil die nicht damit einverstanden waren, dass Sam Mariella heiraten wollte. Wenn es nach dem Willen seiner Eltern gegangen wäre, hätte er die Tochter der besten Freundin seiner Mutter, die außerdem auch noch aus ihrem Heimatdorf kam, heiraten sollen.

Ja, Sam hat seinen eigenen Dickkopf und diesen auch meistens durchgesetzt.

Von wem er wohl diesen starken Willen geerbt hat?

Bestimmt von seiner Mutter, denn sein Vater war in Sam’s Augen schwach; mit den üblichen Begleiterscheinungen wie saufen, rum schreien, Eifersucht und schlagen.

Offenbar konnte er nur so das Leben an der Seite seiner Ehefrau ertragen.

Wenn Sam’s Vater mal wieder betrunken war, oder Sam’s Mutter den Alkohol versteckt hatte, konnte es passieren, dass der Vater mit einer Axt auf die Mutter oder Sam losging. In der Regel hat er dann „nur“ die Zimmertüren demoliert oder sonstigen Sachschaden angerichtet.

Sam und Mariella liebten sich sehr und so kam es wie es kommen musste, dass sie so schnell wie möglich heiraten wollten. Mariella ist die Frau seines Lebens und wird es auch immer bleiben.

Mariella hatte Beine ohne Ende, ein engelsgleiches Gesicht, lange blonde Haare (bis zur Hüfte) und einen Po der einem in den Wahnsinn treiben konnte. Also hieß es für Sam und Mariella heiraten, parallel dazu einen neuen Job, weit weg von Sam’s Eltern suchen und so schnell wie möglich aus Bruchsal abhauen.

Heute, am Ufer der Donau, erinnert sich Sam an die Worte des alten deutschen Staatsmannes Otto von Bismarck, der auch der „Eiserne Kanzler“ genannt wurde, und von sich sagte: „Alles was ich heute geworden bin, verdanke ich einzig meiner lieben Frau.“ Dieses Zitat, dachte Sam, trifft heute voll und ganz auch auf mich zu.

So kam es dann, dass die berufliche Laufbahn von Sam in ein lebenslanges Fahrwasser geriet. Sam wurde Feuerwehrmann – nicht ein Feuerwehrmann der Feuer löscht, nein er hatte bei seinem neuen Job bei der Stadtverwaltung Tübingen und auch seinen späteren Arbeitgebern ständig Problemabteilungen zu sanieren und zu restrukturieren.

Heute hat jede Firma wohl eine ganze Armada von Controllern und externen Beratern auf der Lohnliste, die diese Aufgaben haben, aber Sam machte die Arbeit Spaß und er macht sie bis heute gerne und auch sehr erfolgreich.

Dies brachte ihm später dann auch das bedingungslose Vertrauen des neuen Oberbürgermeisters der Stadtverwaltung Tübingen ein, der später Oberbürgermeister einer großen Stadt werden sollte. So löste er bei dieser Stadtverwaltung die großen innerbetrieblichen Probleme. Dass er sich dabei nicht nur Freunde machte war ihm klar, aber damit konnte er gut leben.

Zuletzt hat er eine neue Organisationsform für die Sozialarbeit in der Stadt entwickelt und es wurde Sam, weil alles wie am Schnürchen lief, langweilig.

Mariella hatte sich in dieser Zeit vor allem um die Erziehung der Tochter Nina, die jetzt fast 30 Jahre ist, gekümmert und dabei eine sehr, sehr wertvolle und liebe Freundin, Schwester Hildegard, gefunden.

Nina ist in der Zwischenzeit verheiratet und wohnte in Karlsruhe.

Schwester Hildegard war eine Ordensfrau, Religionslehrerin und vor allem die Förderin und Fordererin von Mariella.

Sie hat die Fähigkeiten von Mariella sofort erkannt und sie in die Jugendarbeit der großen Kirchengemeinde in Tübingen mit integriert. Mariella, eigentlich gelernte Damenschneiderin, hatte die Fähigkeit alle Kinder durch ihre Ansprache, ihre Gestik, ihre Kinderliebe und was sonst noch, alle Kinder in ihren Bann zu ziehen. Sie war die geborene Lehrerin und Erzieherin. Die Kinder fliegen auf Mariella bis heute und sie liebt alle Kinder.

Schwester Hildegard animierte Mariella an der pädagogischen Hochschule in Tübingen zunächst als Gasthörerin und später in Vollzeit Pädagogik zu studieren und ihre Fähigkeiten in der Kinder- und Jugendarbeit der Kirchengemeinde weiter auszubauen.

Aus Langeweile studierte Sam neben seinem Beamtenjob, noch Betriebswirtschaft an einer Fachhochschule und schloss diese zweite Ausbildung mit einem „gut“ ab. Jetzt hätte er eigentlich die elterliche Textilfirma übernehmen können, aber der Graben zwischen ihm und seinen Eltern war zu tief.

Im Rahmen seiner Diplomarbeit über Therapiestandards in der Rehabilitation lernte Sam den Geschäftsführer eines privaten Krankenhaus Betreibers in einem kleinen Kurort im westlichen Württemberg, genauer im Schwarzwald, in Bad Liebenzell, kennen und schätzen.

Carlo Durmersheim, so hieß der Geschäftsführer, bot Sam ein lukratives Engagement in einer seiner Kliniken an und ermöglichte ihm seinen theoretischen Ansatz aus der Diplomarbeit in die Praxis umzusetzen.

 

Sam nahm dieses Angebot der Klinikgesellschaft gerne an, weil jetzt wieder etwas Neues und spannendes in seinem Leben passieren konnte.

Die ersten 2 Jahre führten Sam und Mariella eine Wochenendehe, was weder für Sam noch für Mariella, noch für Nina gut war. Deshalb entschieden Sam, Mariella und Nina Grün 1995 gemeinsam nach Bad Liebenzell im Schwarzwald umzuziehen. Ein schönes Haus, welches einen Architekturpreis gewonnen hatte, wurde als neue Wohnung gefunden. Nina konnte ihre Abiturvorbereitung entsprechend ihren Leistungskursen weiterführen, nur Mariella musste wieder von neuem anfangen.

Mariella, in der Zwischenzeit mit viel Selbstvertrauen ausgestattet, fand jedoch auch in der neuen Heimat eine Möglichkeit ihren neuen Beruf auszuüben, sogar noch besser als es am bisherigen Wohnort möglich war. Sie fand einen guten Rektor einer Grundschule, der sie förderte und ein Lehrerkollegium vor, das sie voll und ganz akzeptierte und unterstützte. Als dann der Schulrektor in Pension ging, bekam Mariella eine neue Rektorin. Aber auch diese neue Schulrektorin schätzte Mariellas Arbeit sehr und förderte Mariella wie es nur möglich war.

Der neue Wohnort hat somit allen Mitgliedern der Familie Grün positive Anreize gegeben. Sie fanden schnell Anschluss und so wurden Sam und Mariella in die Stadtgemeinschaft aufgenommen. Sam und Mariella waren aktive Mitglieder eines Partnerschaftsvereins mit der französischen Partnerstadt.

Neben den deutschen Freundschaften waren die Freundschaften zu den französischen Partnern für Sam und Mariella sehr wichtig und vor allem sehr schön.

So trafen sich Sam und Mariella mehrfach im Jahr mit Henry, Christiane oder Serge und Chantal, mal in Deutschland, mal in Südfrankreich.

Neben ihrer beruflichen Tätigkeiten und dem deutsch-französischen Partnerschaftsverein, haben sich Sam und Mariella gerne auch in dem örtlichen Gesangsverein engagiert, zuletzt war Sam sogar 1. Vorsitzendes des Gesangvereins.

Das Leben der Familie Grün nahm seinen täglichen Lauf bis zu dem Zeitpunkt, als die Freundin und Kollegin von Mariella, Schwester Hildegard, den Vorschlag machte gemeinsam ein Studium nach dem „Marchtaler Plan“ zu machen. Mariella, die immer noch eng mit Schwester Hildegard befreundet war, hat dann dem Rat und Drängen von Schwester Hildegard nachgegeben und dieses Zusatzstudium in der Nähe von Ulm absolviert und abgeschlossen.

Heute denkt Sam Grün darüber nach, was wäre geschehen, wenn wir damals alles beim alten belassen und nichts verändert hätten?

„Wenn wir in Tübingen oder Bad Liebenzell weitergelebt hätten und vor Langeweile bei der täglichen Arbeit fast umgekommen wären? Was wäre aus uns geworden?“

Aber alles grübeln über das „Was wäre wenn“ hat keinen Sinn.

Denn kurze Zeit nach dem Studium von Mariella kamen Erfahrungen, die eigentlich keiner gebraucht hätte.

Nun gut, Sam hat gemeinsam mit Carlo Durmersheim und Prof. Dr. med. Kling, leitender Chefarzt der Klinik, ein Fachbuch über Krankenhausorganisation veröffentlicht und sich zusätzlich für die Einführung eines Qualitätsmanagements stark gemacht.

Die Buchveröffentlichung hat Sam bundesweite Anerkennung und sogar ein wenig Geld an Tantiemen eingebracht.

Im Rahmen dieses Qualitätsmanagements sollte Sam eine Klinik für ein Benchmarking auswählen, die ähnliche Strukturen aufwies wie die eigene.

So kam Sam auf eine Klinik im westlichen Sachsen, in Leipzig, und hat sich mit dem dortigen Verwaltungsdirektor Mark Schreiber auf Anhieb sehr gut verstanden.

Das Benchmarking wurde durchgeführt und hat die Geschäftsführer Carlo Durmersheim (Chef von Sam) und Klaus-Johann Mohnfeld (Chef von Mark Schreiber) sehr beeindruckt.

Kapitel 1

Es war der 17. Juli 2002. Mark Schreiber, ein dynamischer Manager, ca. 45 Jahre alt, mit einer sonorigen Stimme, hat das Telefon in der Hand und wählt die Handynummer von Samuel Grün im Schwarzwald.

„Grün“, meldet sich Sam und „hier ist Mark Schreiber aus Leipzig. Wie geht es ihnen denn so?“ fragte Schreiber.

Neben Schreiber steht der „Big Boss“ Eigentümer und Hauptgeschäftsführer der Mohnfeld-Kliniken und hört am Lautsprecher das Telefonat mit an.

Nach einigen belanglosen Nettigkeiten meinte Schreiber: „Sagen sie mal Herr Grün, hätten sie nicht Lust noch mal zu mir nach Leipzig oder auch nach Berlin bzw. Bernau bei Berlin zu kommen? Mein oberster Chef möchte sie gerne kennen lernen.“

„Warum das denn?“ fragte Sam nach.

„Er hat eventuell ein Angebot für sie“, so Schreiber weiter „es wird sicherlich ein super Angebot sein, wie ich den kenne.“

„Na gut, anhören kann man sich das ja mal. Aber eigentlich bin ich mit meinem Job hier ganz zufrieden. Ok, ich komme, Terminvorschlag?“ sagte Sam nach einer Weile, in der er sich seine aktuelle Situation in dem kleinen schwarzwälder Kurort vorstellte.

„Wäre es am Samstag, dem 22. Juni 2002 um 14.00 Uhr in Berlin recht?“ fragte Schreiber „ich würde das Hilton am Gendarmenmarkt vorschlagen.“

Sam, der vorher nur einmal in Berlin gewesen war, antwortete: „Ja, ist in Ordnung.“

Zu Hause angekommen erzählte Sam seiner Mariella von dem Anruf und meinte, dass man sich das ganze ja mal anhören und auch eventuell ansehen könnte. Mariella selbst war nicht sehr begeistert von der Geschichte, weil sie fürchtete in Bad Liebenzell alles aufgeben und in Berlin wieder von vorne beginnen zu müssen.

Und so machte Sam sich auf die Fahrt nach Berlin.

Den Gendarmenmarkt und das Hotel Hilton fanden sich leicht. Sam und die Herren Klaus-Johann und Uwe-Karl Mohnfeld, sowie Mark Schreiber trafen im Restaurant aufeinander.

Klaus-Johann Mohnfeld, ca. 55 Jahre alt, ist ein etwas untersetzter, kahlköpfiger Hans-Dampf in allen Gassen, mit wachem, hochintelligentem, aber auch knallhartem Blick und mit sehr viel Selbstbewusstsein.

Uwe-Karl Mohnfeld, der jüngere Bruder von Klaus-Johann, ca. 40 Jahre alt, groß gewachsen und unter dem totalen Einfluss seines Bruders stehend, der gerne auch mal einen trinkt, was Sam mit etwas Menschenkenntnis sofort sehen konnte.

Mark Schreiber meinte flüsternd zu Sam, dass man sich hier treffen würde, um keine schlafenden Hühner zu wecken. Was dies heißen sollte merkte Sam erst viel später.

Nach einem kleinen Essen kamen Klaus-Johann Mohnfeld und Uwe-Karl Mohnfeld zum Thema.

Sie erklärten, sie seien aus Nordrhein-Westfalen und haben aus einem Handwerksbetrieb heraus, quasi von Null beginnend einen Klinikkonzern mit mehreren Krankenhäusern, z.B. auf einer ostfriesischen Insel, im Harz, in Leipzig und vor allem in Brandenburg, mehreren Hotels und Pflegeheimen in ganz Deutschland aufgebaut.

Klaus-Johann und Uwe-Karl Mohnfeld wollten sich nun aus dem Tagesgeschäft der Kliniken herausnehmen, um noch etwas vom Leben zu haben und nicht immer und ständig unter Strom stehen zu müssen.

Die Geschäfte sollten Mark Schreiber und Sam Grün gleichberechtigt führen.

Für Sam war dies ein absolut tolles Angebot: Verantwortung für 3500 Mitarbeiter in allen Kliniken, ein supertolles Gehalt, ein Geschäftsauto und vieles mehr.

Um eine der Kliniken kurz zu besichtigen, fuhr man kurze Zeit später in die brandenburgische Mohnfeldklinik bei Bernau, knapp 20 km entfernt. Diese sollte auch der Hauptsitz von Sam und Schreiber werden.

Sam durfte in dem Bentley Continental GT von Klaus-Johann Mohnfeld mitfahren.

In der Klinik angekommen zeigten die Brüder und auch Mark Schreiber stolz die Örtlichkeiten und erläuterten den Ursprung und die bisherige Entwicklung der Klinik. Man sah gemeinsam die Bilanzen der vergangenen Jahre durch und ging die Liste der Hauptzuweiser (Krankenversicherungen, Kliniken usw. die Patienten in die Mohnfeldklinik überweisen) durch.

Das Klinikgelände war für Sam eine totale Augenweide. Es war mitten in einen weitläufigen Kiefern- und Birkenwald eingebetet. Wald wohin man nur schaute. Dazwischen eine Reihe von kleinen, wohl älteren Reihenhäusern und auch ältere Mehrfamilienhäuser.

Zentral auf dem Gelände war befand sich die Neurologische und Orthopädische Teilklinik, die sich sternförmig gut in das gesamte Ensemble einpasste.

Gegenüber dem Sternbau befand sich ein, vermutlich noch aus der DDR-Zeit stammendes Zweckgebäude, welche die kardiologische Klinik und einen Teil der Kinderklinik beherbergte. Mitten im Wald, verbunden durch kleine schmale Wege, waren mehre Wohnhäuser angesiedelt, die nicht schön aber wohl zweckmäßig auch noch in der DDR-Zeit erstellt worden waren. Mark Schreiber meinte dazu, dass in diesen Häusern die DDR-Führung gelebt hat.

An der Peripherie der Klinikanlage befanden sich neue, architektonisch sehr schön konzipierte Reihenhäuser, Mehrfamilienhäuser und auch ein gutes Hotel, welches ebenfalls zur Mohnfeldklinik gehörte.

Da entdeckte Sam auf einem kleinen Hinweisschild, dass es auf dem Klinikgelände auch eine Montessori-Schule gibt, in welcher Mariella sicherlich auch eine Arbeit finden könnte, zumal sie ja eine spezielle reformpädagogische Ausbildung hat.

Die Schule gehörte allerdings nicht zur Mohnfeldklinik, sondern einem speziell für die Gründung und den Betrieb der Montessorischule eingerichteten Verein.

Klaus-Johann Mohnfeld machte, welch ein Zufall, dann auch Sam sofort das Angebot in einem seiner Wohnhäuser in unmittelbarer Nähe der Klinik und auch der Montessorischule zu wohnen.

Sam war total fasziniert von dem Gedanken hier zur arbeiten und auch zu leben und er fragte sich ob es seiner geliebten Mariella hier auch gefallen könnte.

In Berlin hatte schon Sam’s Vater während des Krieges einige Zeit gelebt, auch viel erzählt und aus der Presse hörte man tolle Dinge, die man dort erleben konnte.

Sam und seine Gastgeber schauten sich noch eine Weile auf dem Gelände um, bis Sam meinte, „das Angebot ist ja sehr verlockend und hört sich traumhaft an, aber wo ist denn der Haken bei der Geschichte? Da muss doch etwas sein, was hinter dem Angebot steckt?“ Sam war durch seine bisherigen Aufgaben für spezielle Probleme sehr sensibilisiert und vermutete, dass hinter dem Angebot der Brüder Mohnfeld doch wesentlich mehr stecken würde.

„Ja, also“, gab Klaus-Johann Mohnfeld ernst zu, „es gibt da etwas, das wir ihnen noch nicht gesagt haben. Unser großes Problemkind der gesamten Mohnfeld-Kliniken ist diese brandenburgische Klinik, die wir uns gerade angesehen haben,“ erläuterte Klaus-Johann Mohnfeld, „unser Problem ist nicht finanzieller oder baulicher Art, sondern betrifft vor allem unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kliniken hier in Brandenburg, aber auch zu einem kleinen Teil in Sachsen in zweierlei Hinsicht.

Da ist zum einen eine Verpflichtung die wir eingegangen sind, um das Gelände zu bekommen. Dies bedeutete, dass wir Mitarbeiter, die bereits vor uns auf dem Gelände gearbeitet haben, übernehmen und weitere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus Brandenburg und Sachsen einstellen mussten. Dieses Areal wurde vor der Wende vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS)betrieben. Diese alten und neuen Mitarbeiter müssen wir, um wettbewerbsfähig zu sein, auf einen in der Bundesrepublik Deutschland üblichen Standard bringen. Was in den vergangenen Jahren leider nicht möglich war und vor allem an der Ärzteschaft und dem Betriebsrat scheiterte. Ein grossteil der früheren MfS-Mitarbeiter machen neben ihrem Job immer noch die Dinge, die sie früher gelernt haben – alles und jeden zu bespitzeln und sich gegenseitig bei allen und jedem anzuschwärzen bzw. zu verraten. Andere versuchen immer und ständig das Rad neu zu erfinden. Eine vertrauensvolle, funktionelle und professionelle Arbeit mit den Mitarbeitern, das Entwickeln von Zukunftsvisionen, die Einführung von Pflegestandards und vieles mehr, ist bisher absolut unmöglich gewesen. Wir, mein Bruder und ich, sind es zwischenzeitlich Leid uns immer um alles und jeden kümmern, vermitteln und auch abmahnen zu müssen. Wir wollen nun unser Leben auch noch etwas genießen“, erzählte nun Klaus-Johann Mohnfeld.

Uwe-Karl Mohnfeld meinte nun dazu, dass Sam sich das Angebot wirklich sehr gut überlegen und dies auch mit seiner Ehefrau besprechen sollte.

„Die Zeit die sie hier aufwenden müssen, entspricht nicht einem 8-Stunden-Arbeitstag, sondern ist im Endeffekt ein 24-Stunden-Knochenjob und sie werden, schon weil sie aus dem Westen kommen, ständigen Mobbingversuchen, Spitzeleien usw. ausgesetzt sein.“, sagte Uwe-Karl Mohnfeld.

 

Nachdenklich und weitgehend stumm fuhren Klaus-Johann Mohnfeld und Sam Grün zurück zum Hotel Hilton, wo Sam’s Auto in der Garage stand.

Vor dem Auseinandergehen tauschten Klaus-Johann Mohnfeld und Sam noch ihre privaten Handy-Nummern aus und Sam versicherte sich innerhalb 1 Woche zu melden und eine definitive Rückantwort zu geben.

Die Rückfahrt nach Hause ging problemlos über die Bühne, trotz der fast 1000 km weiten Strecke.

Zuhause angekommen wartete Mariella schon sehnsüchtig auf Sam und wollte natürlich in allen Einzelheiten wissen was in Berlin besprochen wurde. Sam erzählte ihr von dem Angebot und auch dass es dort eine Montessorischule geben würde und sie ein schönes Reihenhaus anmieten könnten, welches seinem Chef selbst gehören würde.

Davon, dass die Klinik eigentlich am Ende der Welt ist, außen herum nur Wald und sonst nichts oder die Mitarbeiterprobleme wie von Klaus-Johann Mohnfeld skizziert, sagte Sam nichts. Für ihn war klar, dass er den Job übernehmen würde.

Und so konnte sich auch Mariella langsam an den Gedanken gewöhnen in Kürze nach Berlin, genauer Bernau bei Berlin umzuziehen. Aber Mariella und Sam wollten sich noch nicht sofort pro oder contra entscheiden; ein, zwei Nächte darüber zu schlafen und dann noch mal zu reden war für eine derart weitreichende Entscheidung sicherlich richtig.

Mariella und Sam trafen aber schon am folgenden Tag ihre Entscheidung pro Bernau bei Berlin. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf.

Es mussten Gespräche mit Durmersheim, (Sam’s Chef) und Frau Dr. Spielberg (Mariellas Rektorin) bzw. dem Schulamt wegen der Arbeitsvertragsauflösungen geführt werden.

Sam hatte ein langes und intensives Gespräch mit seinem Chef Carlo Durmersheim, und kündigte seinen Arbeitsvertrag mit der Sanny-Klinikgruppe mit dem Ziel bei den Mohnfeldkliniken einzusteigen.

Durmersheim meinte, dass aus Sicherheitsgründen, Sam´s Ausscheiden schnell über die Bühne gehen sollte.

So kündigte Sam seinen Arbeitsvertrag zum 31. August.

Mariellas Rektorin war allerdings nicht so kulant wie Carlo Durmersheim und verlangte von Mariella die strikte Einhaltung der Kündigungszeit und die Einarbeitung einer Nachfolgerin. Mariella sollte somit erst zum 31. Oktober aus dem Vertrag aussteigen können.

Kurz vor seinem Gespräch mit Carlo Durmersheim rief Sam bei Klaus-Johann Mohnfeld direkt auf dem Handy an und sagte, dass er und seine Ehefrau sich eingehend mit dem Angebot beschäftigt haben und sie es sich sehr gut vorstellen könnten nach Berlin zu kommen, was Klaus-Johann Mohnfeld mit Wohlwollen zur Kenntnis nahm.

Mit Klaus-Johann Mohnfeld vereinbarte Sam für den folgenden Sonntag, 30. Juli, ein Treffen direkt in der Mohnfeldklinik um den Vertrag zu unterzeichnen und auch das angebotene Reihenhaus zu besichtigen. Start sollte der 1.September sein.

Klaus-Johann Mohnfeld versprach außerdem sich mit dem Montessoriverein in Verbindung zu setzen um Mariella die Möglichkeiten einer Beschäftigung zu ermöglichen. Klaus-Johann Mohnfeld meinte, dass er, obwohl er nicht dem Verein angehörte, doch seinen Einfluss positiv geltend machen könnte.

Gesagt, getan. Sam und Mariella fuhren die knapp tausend Kilometer nach Bernau bei Berlin und quartierten sich für die Nacht von Samstag auf Sonntag in einem nahe gelegenen Romantikhotel ein, um dann sonntags ausgeruht und in Ruhe in die Vertragsverhandlungen mit den Mohnfeld-Brüdern zu gehen.

Zur gleichen Zeit führte Mark Schreiber Mariella über das Klinikgelände und vor allem zur Montessorischule, so dass Mariella sich einen guten Überblick über die Anlage machen konnte. Mariella war sehr beeindruckt von der weitläufigen Klinikanlage und freute sich bereits auf die neue Herausforderung.

Nachdem die Vertragsverhandlungen, mit Start 1.September, zwischen Sam und den Mohnfeldbrüdern abgeschlossen und Mariella mit Mark Schreiber wieder zu Sam und den Mohnfeldbrüdern gestoßen waren, wurde mit Klaus-Johann Mohnfeld das Reihenhaus auf dem Klinikgelände besichtigt.

Mariella, die sich sehr für Design und schöne Dinge begeistern konnte, fand den Zuschnitt der Wohnräume sehr extravagant, so dass auch hier einer Vertragsunterzeichnung nichts im Wege stand.

Nach einem kleinen Mittagsessen fuhren Sam und Mariella wieder zurück in den Schwarzwald. Die Gespräche während der Fahrt handelten ausschließlich von der Klinik und den Träumen, die sich die beiden im hohen Norden erfüllen wollten.