Aus dem Leben gerissen

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Aus dem Leben gerissen
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Stephan Falkenstein

Aus dem Leben gerissen

Gelähmt - Psychische Herausforderungen für Betroffene und deren Angehörige

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Die Ausgangssituation

Tag des Erwachens

Phasen des Sterbens

Persönliche Verarbeitung

Nach der Rehabilitation

Die Selbstfindungsphase

Die eigene Psyche

Impressum neobooks

Vorwort

Aus dem Leben gerissen

Psychische Herausforderungen

von Betroffenen mit Lähmungen

und deren Angehörige

Der 1970 geborene Autor befindet sich auf der Erfolgswelle seines beruflichen und privaten Leben, als er plötzlich und unerwartet durch mehrere Operationen körperlich gelähmt, und von nun an auf fremde Hilfe und einen Rollstuhl angewiesen ist. Der Verlust seines Arbeitsplatzes und Existenzängste sind nur der Anfang auf dem Weg nach unten. Weitere Schicksalsschläge, wie der Selbstmord seines Bruders, rufen längst vergessene Erlebnisse in seinem Kopf hervor. Der Autor erzählt, wie ihn der Sog aus Niederlagen, unglücklichen Ereignissen und Verzweiflung, in tiefe Depressionen zieht. Erst, als er auf den Gleisen liegend auf den nächsten ICE wartet, wird ihm klar, dass er professionelle Hilfe braucht.

Der Autor beschreibt seinen Lebensweg, der zu Depressionen führen musste und zeigt durch seine neuen Erkenntnisse, wie er selbst und jeder andere, etwas besser mit seinen Depressionen umgehen und leben kann.

Es gibt viele Möglichkeiten, die einem Menschen das Gefühl geben, aus dem Leben gerissen worden zu sein. Für einige reicht die Beendigung einer Beziehung, eine Scheidung oder die Kündigung des Arbeitsverhältnisses. Andere fühlen sich am Boden zerstört, ihnen die Wohnung gekündigt wird. Es kommt immer auf die jeweilige Lebenseinstellung und auf den Blickwinkel auf das Leben eines jeden Individuums an. Egal welche neue Situation sich in relativ kurzer Zeit ergibt, für den Einzelnen kann es die Katastrophe des Lebens sein. Man wird aus seiner bisher vertrauten und gewohnten Lebenssituation heraus gerissen und es wird oft nicht gleich klar, wie es weiter gehen soll.

Die Menschen um die es hier geht haben mit sehr hohen psychischen und physischen Belastungen kämpfen. Menschen, die durch einen Unfall oder nach einer Operation querschnittsgelähmt sind.

Nehmen wir an, man käme heute in ein Krankenhaus und kurze Zeit später erwacht man aus der Narkose und stellt fest, dass nichts mehr so ist wie es für einen bislang normal war. Plötzlich gelähmt!

Als nicht Betroffener kann man sich kaum vorstellen, wie gravierend so ein existenzieller Einschnitt im Leben ist.

Hier möchte ich verständlich erklären und verdeutlichen, wie Betroffene und deren Angehörige auf so eine Situation reagieren und in einem lang andauerndem Prozess versuchen, dieses Ereignis zu bewältigen.

Die Ausgangssituation

Ein junger, berufstätiger Mensch, in einer Partnerschaft lebend, evtl. mit Kind, erhält von seinem Hausarzt einen Zufallsbefund, der durch weitere Untersuchungen abgeklärt werden soll. Es folgen Besuche beim Neurologen. Dieser wird seinen Patienten später in ein Krankenhaus einweisen um eine aussagekräftige Diagnose stellen zu können. Denken sie daran, dieser Patient fühlt sich gesund, in top Form und ist immer noch ziemlich entspannt und unbesorgt. Niemand denkt in diesem Moment daran, dass ein gravierender Einschnitt in seinem Leben bevorsteht.

Dieser Patient bekommt nach einigen Tagen seine Diagnose. Ihm wird erklärt, dass eine Operation mit einigen Risiken notwendig ist. Hier sind nicht nur die Risiken die während einer OP auftreten können gemeint. Der Patient wird in einem Aufklärungsgespräch darüber informiert, dass er nach seiner Operation mit Lähmungen rechnen muss. Über die Schwere kann und wird in den meisten Fällen keine Angabe gemacht. Das ist im Voraus von den Ärzten nur schwer kalkulierbar.

In diesem Moment bricht für den Patienten das erste Mal seine Welt zusammen. Er wird sich fragen, weshalb er sich überhaupt operieren lassen soll, wenn er danach als Gelähmter aufwachen wird. Spätestens jetzt wird ihn der Arzt darüber aufklären, was mit seinem Körper passiert wenn er sich nicht operieren ließe. Vielleicht könnte der Patient noch einige Wochen oder Monate ohne Ausfallerscheinungen so weiter leben. Am Beispiel eines Tumors im Rückenmark würde dieser über die Zeit weiter wachsen. Es kommt zu ersten Lähmungserscheinungen. Erst eine Hand, ein Arm, dann die

Beine. Letztendlich käme es zu Atemlähmungen durch die der

Patient qualvoll stirbt. Wahrscheinlich wird jeder in diese

OP einwilligen. Da arbeitet das Gehirn eines Menschen auf Hochtouren und wägt ab. Bevor man einen qualvollen Tod stirbt, doch lieber das Risiko einer Lähmung in Kauf nehmen?

Und die Möglichkeit, dass sich diese Lähmungen wieder vermindern oder komplett verschwinden?

Nach so einem Aufklärungsgespräch ist der Mensch am Boden zerstört. Das muss verarbeitet werden. Man braucht jemanden zum Reden. Am wahrscheinlichsten mit dem Partner, den es ja auch irgendwie betrifft. Hier machen sich erstmals existenzielle Zukunftssorgen breit. Der Patient kann noch gar nicht begreifen was passieren wird, welche Konsequenzen aus dieser Diagnose entstehen. Der Patient ist erstmal geschockt und fassungslos. Damit er nicht durchdreht, wird man ihm wahrscheinlich eine starke, für Krankenhäuser typische, Beruhigungstablette geben. Die im Fachjargon genannte „leck mich am Arsch Pille“.

Anstelle eines neurologischen Patienten könnte auch ein Mensch stehen, der durch einen Verkehrsunfall so schwer verletzt wurde, dass er querschnittsgelähmt ist. Es gibt verschiedene Ursachen, dass Ergebnis ist das gleiche bzw. ähnlich. Körperliche Lähmungen, die verschiedene Schweregrade haben und verschiedene Körperteile betreffen können.

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