Das Rätsel dieser Welt

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Das Rätsel dieser Welt
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Sri Aurobindo

Das Rätsel

dieser Welt

Sri Aurobindo


SRI AUROBINDO

DIGITAL EDITION


Copyright 2020

AURO MEDIA

Verlag und Fachbuchhandel

Wilfried Schuh

www.auro.media

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eBook Design


SRI AUROBINDO DIGITAL EDITION

Deutschland, Berchtesgaden

Das Rätsel dieser WeltSri Aurobindo Deutsche Übersetzung: Elisabeth Beck 2. Aufl. 2020 ISBN 978-3-937701-15-8

Titel der englischen Ausgabe:

The Riddle of This WorldSri Aurobindo Fourth impression 1996


© Fotos und Textauszüge Sri Aurobindos und der Mutter:

Sri Aurobindo Ashram Trust

Puducherry, Indien

Anmerkung des Herausgebers

Die Schriften Sri Aurobindos, die hier zusammengestellt wurden, sind ursprünglich Antworten auf Fragen seiner Schüler oder anderer am Yoga oder spirituellen Leben Interessierter; oder aber es sind – wie im „Tal des falschen Lichtes“ – Betrachtungen zu Briefen, die von außerhalb des Ashrams kamen und ihm mit der Bitte um Kommentar unterbreitet wurden. Da sie von allgemeinem Interesse sind und Fragen berühren, die häufig in Zusammenhang mit spiritueller Wahrheit und Erfahrung entstehen, wurden sie hier zusammengestellt und unter einem eigenen Titel veröffentlicht.

Sri Aurobindo macht von der in der englischen Sprache gegebenen Möglichkeit, Wörter groß zu schreiben, um ihre Bedeutung hervorzuheben, häufig Gebrauch. Mit dieser Großschreibung bezeichnet er meist Begriffe aus übergeordneten Daseinsbereichen, doch auch allgemeine wie Licht, Friede, Kraft usw., wenn sie ihnen einen vom üblichen Gebrauch abweichenden Sinn zuordnen. Diese Begriffe wurden hier kursiv hervorgehoben, um dem Leser zu einer leichteren Einfühlung in diese subtilen Unterscheidungen zu verhelfen.

Eckige Klammern bezeichnen Einfügungen des Übersetzers, die um des besseren Verständnisses willen angebracht erschienen. Einige wenige Sanskritwörter wie Sadhana, Sadhaka, Yoga usw. wurden eingedeutscht, da sie durch ihren häufigen Gebrauch bereits als Bestandteil der deutschen Sprache angesehen werden können. Alle anderen Sanskritwörter sind kursiv hervorgehoben, wobei auf diakritische Transkriptionszeichen verzichtet wurde.

* * *

InhaltTitelseiteCopyrightAnmerkung des HerausgebersDAS RÄTSEL DIESER WELT1. Eine weit größere Wahrheit2. Die höchsten Ebenen des Seins3. Die Abstufung der Welten4. Die aufsteigende und die herabkommende Bewegung5. Westliche Metaphysik und Yoga6. Das Unerkennbare in vedantischer und agnostischer Sicht7. Zweifel8. Das Tal des falschen Lichtes9. Der Zwischenbereich10. Kosmische Wahrheit und kosmische Unwissenheit11. Samata und Gleichheit12. Der grundlegende Unterschied13. Die höhere und die niedere Wahrheit14. Eine Frage des Glaubens15. Die dreieinige Gottheit16. Einige spirituelle Probleme17. Wiedergeburt und Persönlichkeit18. Das Rätsel dieser WeltANHANGGlossarGuideCoverInhaltsverzeichnisStart

Das

Rätsel

dieser

Welt

Kapitel 1
Eine weit größere Wahrheit

Ich meinte damit das Herabkommen des supramentalen Bewusstseins aus Erden; alle Wahrheiten unterhalb des Supramentals (selbst jene der höchsten spirituellen auf der mentalen Ebene, welche die höchste ist, die sich bislang manifestierte) sind teilweise oder relative Wahrheiten oder auf andere Weise ungenügend und nicht fähig, das Erdenleben umzuwandeln; sie können es bestenfalls modifizieren oder beeinflussen. Das Supramental ist das weite Wahrheits-Bewusstsein, von dem die alten Seher sprachen; es gelang zuweilen, es undeutlich wahrzunehmen, sei es als direkte Einwirkung oder als Druck, doch es wurde nicht in das Erdbewusstsein herabgebracht und dort gefestigt. Es daher herabzubringen, ist das Ziel unseres Yoga.

Es ist jedoch besser, keine unfruchtbaren intellektuellen Diskussionen zu beginnen. Das intellektuelle Mental kann sich nicht einmal vorstellen, was das Supramental ist; warum sollte man es über etwas diskutieren lassen, das es nicht kennt? Nicht durch Argumentation, sondern durch ununterbrochene Erfahrung, durch Wachsen des Bewusstseins, durch Weiten in das Licht vermag man jene höheren Bewusstseinsebenen über dem Verstand zu erreichen, von denen man dann zur Göttlichen Gnosis aufblicken kann. Diese Ebenen sind noch nicht das Supramental, doch sie können etwas von seinem Wissen empfangen.

Die vedischen Rishis erlangten das Supramental niemals für die Erde oder versuchten es vielleicht gar nicht. Sie versuchten, individuell die supramentale Ebene zu erreichen, doch sie brachten diese nicht herab, um sie zu einem dauernden Bestandteil des Erdbewusstseins zu machen. Es gibt sogar Verse in des Upanishaden, in denen angedeutet ist, dass es unmöglich sei, die Pforten der Sonne (Symbol des Supramentals) zu durchschreiten und dennoch den Erdkörper zu bewahren. Dieses Misslingen war der Grund, weshalb das spirituelle Streben Indiens im Mayavada gipfelte. Unser Yoga besteht aus einer doppelten Bewegung des Aufsteigens und des Herabkommens; man erhebt sich zu immer höheren Ebenen des Bewusstseins, doch zur gleichen Zeit bringt man ihre Macht nicht nur in Mental und Leben herab, sondern schließlich sogar in den Körper. Die höchste dieser Ebenen, diejenige, die unser Ziel ist, ist das Supramental. Erst wenn diese herabgebracht werden kann, ist eine göttliche Umwandlung im Erdbewusstsein möglich.

4. Mai 1930

Kapitel 2
Die höchsten Ebenen des Seins

Ich glaube nicht, dass zwischen einem System spirituellen und okkulten Wissens und einem anderen immer wechselseitige Verbindungen hergestellt werden können. Alle befassen sich mit dem gleichen Stoff, doch gibt es Unterschiede des Standpunktes, Unterschiede der Auffassung, Verschiedenheiten, was die mentale Vorstellung dessen anbelangt, was erkannt und erfahren wird, grundverschiedene pragmatische Ziele und unterschiedliche Wege, die abgesteckt und gebahnt sind und denen man folgt; die Systeme unterscheiden sich, jedes schafft sich sein eigenes Schema, seine eigene Technik.

Im alten indischen System gibt es nur ein trinitarisches Höchstes, Sachchidananda. Oder aber, wenn du von der oberen Hemisphäre als der höchsten sprichst, sind es drei, die Sat-Ebene, die Chit-Ebene, die Ananda-Ebene. Das Supramental könnte man als eine vierte hinzufügen, da es sich auf den drei anderen gründet und zur oberen Hemisphäre gehört. Die indischen Systeme unterscheiden nicht zwischen zwei grundverschiedenen Mächten und Ebenen des Bewusstseins, nämlich derjenigen, die wir das Obermental nennen und der anderen, dem wahren Supramental oder der Göttlichen Gnosis. Das ist der Grund des Irrtums bezüglich der Maya (die Kraft des Obermentals oder vidya-avidya) und warum sie diese für die höchste schöpferische Macht ansahen. Indem sie derart bei etwas haltmachten, was nur ein halbes Licht war, verloren sie das Geheimnis der Umwandlung; Vaishnava- und Tantra-Yoga suchten tastend danach, es wiederzufinden, und befanden sich manchmal am Rande des Erfolgs. Für die übrigen Systeme hingegen war dieser Irrtum - das ist jedenfalls meine Meinung - der Hemmschuh für alle Versuche, die dynamische göttliche Wahrheit zu entdecken; ich kenne kein System, das nicht glaubte, sobald sich der Glanz des Obermentals herabsenkte, dass dies die wahre Erleuchtung, die Gnosis sei; das Ergebnis war, dass sie dort entweder haltmachten und nicht weiterkamen oder aber zu der Schlussfolgerung gelangten, dass auch dieser Glanz nur Maya oder lila sei und dass es allein Eines zu tun galt, nämlich darüber hinaus zu gelangen in das unbewegliche, untätige Schweigen des Höchsten.

 

Vielleicht ist das, was mit den Höchsten gemeint sein könnte, eher die drei Fundamente der gegenwärtigen Schöpfung. Im indischen Denksystem sind es Ishvara, Shakti und Jiva oder auch Sachchidananda, Maya, Jiva. In unserem System, das versucht, über die gegenwärtige Manifestation hinauszugelangen, könnten jene sehr wohl als gegeben angenommen und vom Standpunkt der Bewusstseinsebenen betrachtet werden; die drei obersten, also Ananda (mit Sat und Chit, die darauf beruhen) sowie das ,Supramental und Obermental wären in diesem Fall die drei Höchsten. Das Obermental befindet sich am Gipfel der niederen Hemisphäre, und du musst hindurch und über das Obermental hinaus, wenn du das Supramental erreichen willst; über dem und jenseits des Supramentals befinden sich dann die Welten von Sachchidananda.

Du sprichst von der Kluft unterhalb des Obermentals. Doch ist dort wirklich eine Kluft vorhanden, - gibt es irgendeine andere Kluft als menschliche Unbewusstheit? In der Reihenfolge der Bewusstseinsebenen oder -stufen gibt es nirgendwo eine wirkliche Kluft, es sind immer Verbindungsstufen vorhanden, und man kann Schritt für Schritt aufsteigen. Zwischen dem Obermental und dem menschlichen Mental gibt es eine Anzahl von immer lichthafteren Abstufungen; da diese dem menschlichen Mental jedoch überbewusst sind (außer einer oder zwei der untersten, von denen es direkte Berührungen erhält), neigt es dazu, sie als eine Art höheres Unbewusstes zu betrachten. Daher spricht eine der Upanishaden von dem Ishvara-Bewusstsein als susupti, tiefem Schlaf, da der Mensch meist nur im Samadhi-Zustand darin eintreten kann, solange er nicht versucht, sein Wachbewusstsein in einen höheren Zustand zu erheben.

Tatsächlich gibt es zwei Systeme, die gleichzeitig im Aufbau des Wesens und seiner Teile wirken; das eine ist konzentrisch, eine Folge von Ringen oder Hüllen mit der Seele im Zentrum; das andere ist vertikal, ein Aufsteigen und Herabkommen ähnlich einer Treppenflucht, eine Folge übereinanderliegender Ebenen mit Supramental-Obermental als zentralem Punkt des Übergangs jenseits des Menschlichen ins Göttliche. Für diesen Übergang, wenn er gleichzeitig eine Umwandlung bewirken soll, gibt es nur einen Weg, einen Pfad. Zuerst muss eine Wendung nach innen erfolgen, ein Nach-innen-Gehen, um das innerste seelische Wesen aufzufinden, um es hervortreten zu lassen, wobei zur gleichen Zeit das innere Mental, das innere Vital und die inneren physischen Teile der Natur enthüllt werden. Das nächste ist ein Emporsteigen, eine Folge von nach oben gerichteten Verwandlungen und ein Hinabwenden, um die niederen Teile umzuformen. Nachdem man die innere Wandlung vollzogen hat, wird die gesamte niedere Natur durchseelt und für die göttliche Veränderung bereit gemacht. Indem man aufsteigt, überschreitet man das menschliche Mental, und auf jeder Stufe des Aufstiegs findet eine Wandlung in ein neues Bewusstsein statt, und dieses neue Bewusstsein durchdringt die Gesamtheit der menschlichen Natur. Indem man sich derart über den Verstand erhebt, vom erleuchteten höheren Mental bis zum intuitiven Bewusstsein, beginnen wir die Dinge nicht mehr von der intellektuellen Ebene her zu betrachten oder mit Hilfe des Intellektes als Instrument, sondern von einer größeren intuitiven Höhe und mit Hilfe eines Willens, Fühlens, einer Empfindung, eines Sinnes und physischen Kontaktes, die alle intuiviert wurden. Indem man derart von der Intuition zu einer größeren Obermental-Höhe fortschreitet, findet eine erneute Verwandlung statt, und wir betrachten und erfahren die Dinge durch das Obermental-Bewusstsein und durch ein Mental, ein Herz, ein Vital und einen Körper, die von dem Denken des Obermentals durchtränkt sind, - von seinem Sehnen, Wollen, Fühlen und Empfinden, von seinem Spiel der Kräfte, von seiner Berührung. Die letzte Verwandlung jedoch ist die supramentale; denn ist man einmal dort angelangt, ist einmal die menschliche Natur supramentalisiert, befinden wir uns jenseits der Unwissenheit, und eine Wandlung des Bewusstseins ist nicht länger erforderlich, obwohl ein weiteres göttliches Fortschreiten, ja sogar eine unendliche Entwicklung noch möglich sind.

16. April 1931

Kapitel 3
Die Abstufung der Welten

Wenn wir die Abstufung der Welten oder Ebenen als Ganzes betrachten, erkennen wir sie als eine große, zusammenhängende, komplexe Bewegung; die höheren wirken auf die niederen ein, die niederen reagieren auf die höheren und entwickeln und manifestieren in sich - innerhalb ihrer eigenen Gegebenheiten - etwas, das der höheren Macht und deren Wirken entspricht. So entfaltete die stoffliche Welt, indem sie einem Druck der vitalen Ebene nachgab, das Leben und später das Mental, indem sie einem Druck der mentalen Ebene folgte. Nun versucht sie, das Supramental zu entfalten, einem Druck der supramentalen Ebene gehorchend. Dies heißt im einzelnen, dass bestimmte Kräfte, Bewegungen, Mächte und Wesenheiten einer höheren Welt in eine niedere eindringen können, um dort entsprechende und korrespondierende Formen zu schaffen, die sie mit dem stofflichen Bereich verbinden und dort ihr Wirken gleichsam nachbilden oder übertragen. Und alles, was hier geschaffen wurde, besitzt feinstoffliche Hüllen oder Formen, die es stützen und erhalten und die es mit den von oben wirkenden Kräften verbinden. Der Mensch zum Beispiel besitzt neben seinem grobstofflichen physischen Körper feinstofflichere Hüllen oder Körper, durch welche er im Verborgenen in direkter Verbindung mit überstofflichen Bewusstseinsebenen steht und durch deren Mächte, Bewegungen und Wesenheiten er beeinflusst werden kann. Was im Leben stattfindet, hat immer präexistente Bewegungen und Formen in den okkult-vitalen Ebenen hinter sich; was im Mental stattfindet, setzt präexistente Bewegungen und Formen in den okkult-mentalen Ebenen voraus. Dies ist ein Aspekt der Dinge, der immer offenkundiger, eindringlicher und wichtiger wird, je weiter wir in einem dynamischen Yoga voranschreiten.

Doch all dies darf nicht in einem zu starren, mechanischen Sinn aufgefasst werden. Es ist eine ungeheuer plastische Bewegung, voll das Spiels der Möglichkeiten, und muss mit anpassungsfähigem und feinem Empfinden oder Sinn von einem aufmerksamen Bewusstsein erfasst werden. Man kann es auf keine unerbittlich logische oder mathematische Formel zurückführen. Zwei oder drei Punkte will ich hervorheben, damit wir diese Plastizität nicht aus dem Auge verlieren.

Erstens: Jede Ebene ist trotz ihrer Verbindung mit anderen darüber oder darunter dennoch eine Welt für sich mit eigenen Bewegungen, Kräften, Wesenheiten, Typen und Formen, die um ihrer selbst und derentwillen besteht, ihren eigenen Gesetzen gemäß, für ihre eigene Manifestation ohne wahrnehmbaren Bezug zu anderen Gliedern der großen Reihen. Daher sehen wir, wenn wir die vitale oder feinstofflich-physische Ebene betrachten, große Bereiche, die meist für sich bestehen, ohne jede Beziehung zur stofflichen Welt und ohne Neigung, eine entsprechende Manifestation in diese herabzusenden. Wir können bestenfalls sagen, dass das Vorhandensein einer Sache auf der vitalen oder feinstofflich-physischen oder auf irgendeiner anderen Ebene die Möglichkeit für eine entsprechende Manifestation in der physischen Welt schafft. Es ist jedoch ein Übriges erforderlich, damit diese statische oder latente Möglichkeit sich in eine dynamische Macht oder in einen tatsächlichen Impuls zu einer stofflichen Gestaltung wandelt. Dieses Übrige kann in einem Ruf von der stofflichen Ebene bestehen, z.B. eine Kraft oder ein Mensch im physischen Dasein tritt in Kontakt mit einer überphysischen Macht oder Welt oder einem Teil von ihr und wird veranlasst, diese in das Erdenleben herabzubringen. Oder aber es kann ein Impuls sein, der aus der vitalen oder einer anderen Ebene selbst stammt, z.B. ein vitales Wesen wird veranlasst, sein Wirken auf die Erde auszudehnen und dort ein Königreich für sich oder für das Spiel der Kräfte in seinem ureigenen Bereich zu errichten. Oder es kann auch durch einen Druck von darüber sein; wenn z.B. eine supramentale oder mentale Macht ihre Gestaltung von oben herabbringt und Formen und Bewegungen auf der vitalen Ebene als einem Durchgangsbereich für deren Gestaltung in der stofflichen Welt entwickelt. Oder aber es kann sein, dass alle diese Dinge zusammenwirken, wobei dann die größte Wahrscheinlichkeit einer wirklichen Gestaltung [in der Materie] besteht.

Daraus folgt als nächstes, dass nur ein kleiner Teil der Tätigkeit der vitalen oder einer anderen höheren Ebene das Erdendasein betrifft. Doch selbst dies erzeugt eine Unzahl von Möglichkeiten, die viel größer ist, als die Erde in der ihr eigenen, weniger plastischen Struktur gleichzeitig manifestieren oder enthalten kann. Nicht alle diese Möglichkeiten verwirklichen sich; einige scheitern völlig und hinterlassen bestenfalls eine Idee, die zu nichts führt; einige versuchen es ernsthaft, doch sie werden zurückgedrängt und vereitelt, und selbst wenn sie eine Zeit lang tätig sind, führen sie zu nichts. Andere bewirken eine halbe Manifestation; dies ist das häufigste Ergebnis, umso mehr als diese vitalen oder anderen überstofflichen Kräfte in Widerstreit miteinander geraten und nicht nur den Widerstand des physischen Bewusstseins und der Materie überwinden müssen, sondern ebenfalls ihren eigenen verbissenen Widerstand gegeneinander. Einer gewissen Anzahl gelingt es, eine vollständigere und erfolgreichere Schöpfung herabzubringen, und wenn du diese mit ihrem Original auf der höheren Ebene vergleichst, wirst du eine starke Ähnlichkeit erkennen oder sogar eine scheinbar genaue Nachbildung oder Übertragung von der überphysischen auf die physische Struktur. Doch selbst hier ist die Genauigkeit nur eine scheinbare; allein die Tatsache der Übertragung auf eine andere Substanz oder einen anderen Rhythmus der Manifestation bedingt eine Verschiedenheit. Es ist etwas Neues, das sich manifestiert, und das ist es, was diese Erschaffung lohnend macht. Welchen Wert zum Beispiel hätte eine supramentale Schöpfung auf Erden, wenn sie nur die Wiederholung einer supramentalen Schöpfung auf der supramentalen Ebene wäre? Sie ist es im Prinzip, und doch ist sie etwas anderes, nämlich eine siegreiche neue Selbst-Entdeckung des Göttlichen in Voraussetzungen, die nirgendwo anders zu finden sind.

Kein Zweifel, das Feinstofflich-Physische ist dem Physischen am nächsten und ähnlichsten. Und dennoch unterscheiden sich die Voraussetzungen und die Sache selbst. Zum Beispiel hat das Feinstofflich-Physische eine Freiheit, Plastizität, Intensität, eine Macht, Farbe, Weite, ein mannigfaches Spiel (tausende von Dingen gibt es dort, die hier nicht sind), für die wir bislang noch keine Möglichkeit auf Erden haben. Und doch gibt es hier etwas, eine Macht des Göttlichen, welche jenes andere – trotz seiner größeren Freiheiten – nicht besitzt, etwas, das die Erschaffung schwieriger macht, doch letzten Endes die Mühe lohnt.

1. September 1930

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