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Srecko Soprek

Go West - so war es wirklich

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Kindheit 1946. – 1965.

Überschwemmung

Student 1965. – 1972.

Ausland 1972. – 1977.

Jugoslawien 1977. – 1990.

Gerichtsberater

Griechenland

Deutschland und Kroatien 1990. –

Sorgerecht

Das Auto

Die Inseln

Die Anzeigen

Mira

Konkurrenz

Die Wahrheit

Impressum neobooks

Vorwort

Jemand klingelt ununterbrochen an der Tür Felix Wohnung in Ulm.

Es muss etwas ganz wichtiges sein – aber für wen soll das wichtig sein?

Felix hat jede Menge Probleme mit seinem 23 Jahre alten Auto, mit seiner 23 Jahre jüngeren Freundin, mit Finanzen, mit Nachbarn, mit...

Er weiß dass er hier zu Lande, keine Hilfe erwarten kann – ganz im Gegenteil.

Aber die Hausklingel will explodieren, als ob, sie sagen will: „Felix du bist ein Ausländer (welchen man zu jeder Zeit stören darf) – du musst nachgeben".

Völlig entnervt macht er die Tür auf.

Die junge Dame stellt sich als eine Interviewerin des Statistischen Landesamtes Baden Württemberg vor.

Sie soll eine Haushaltsbefragung - und zwar einmal jährlich in den nächsten 4 (oder 400?) Jahren, durchführen.

Das heißt, sie will ihn nächste 4 Jahre immer wieder mit ihren 300, zum Teil ganz indiskreten Fragen, belästigen.

Na wunderbar!

Was es Felix betrifft, hätte sie ruhig auch die altgriechische Wahrsagerin Pythia aus Delphi sein können.

Genau so nutzlos würde Diese auch sein.

Auf die Frage: „Warum ausgerechnet ich?“, kam eine sehr gut eingespielte Antwort.

1% Bevölkerung wird zufällig gewählt – so etwa wie die Azteken und Mayas deren Opfer für die Götter gewählt haben!

Felix, eine Art „Highlander“ wußte alles über Pythia, über Azteken und Mayas, über Schnüffelleien, über Befragungen, über...

Er sagte, als ob er kein Ausländer wäre, entnervt und verärgert: „Wollen Sie ein Interview von mir?“

„Dann hören Sie, wie es wirklich war!

Die Dame, aus der „hohen Zivilisation“, schaute vorsichtig um sich herum.

Sie suchte wahrscheinlich nach Bananen um den „Affen“ zu füttern, damit er ruhig bleibt.

Professionelle, „keep smiling“ Höflichkeit, zwang sie doch zuzuhören – aber was kann Sie schon von dem „Affen“ hören?

Sicher nichts Gescheites!

Sie ist eine Deutsche und weiß (aus TV und Film natürlich – Bücher liest sie nicht) dass es nur 2 Personen-Typen gibt – Doktor oder Kommissar!

Eine Uniform muss unbedingt vorhanden sein – aber der „Affe“ hatte keine Uniform.

Es wurden dort (im TV und Film natürlich) oft „wichtige“ Gesetze erwähnt – dabei gibt es in der Wahrheit nur ein echtes Gesetz: Das Gesetz des Angebots und der Nachfrage!

Auch wurden dort oft „wichtige“ Gerichte und Richtern erwähnt – dabei gibt es im Leben nur einen gerechten Richter: Die Zeit.

Und der „Affe“ begann (also, er kann sogar reden!) zu erzählen.

Kindheit 1946. – 1965.

Als kleiner Junge hat Felix ein Traum oft geträumt: Er hat Freunde überall, egal in welchem Land, oder auf welchem Kontinent.

Er kommt nach München, und sein Freund fragt ihn: „Wie geht es dir, ich habe dich erwartet“, ein paar Tage später ist er in New York, und der nächste Freund wartet auf ihn mit den Worten: „How are you I`m glad to see you“, usw. überall auf der Welt!

Er hat viel gereist, einige Sprachen gelernt, aber der Traum ist immer nur ein Traum geblieben!

Warum eigentlich?

Deswegen, weil man echte Freundschaften nicht so einfach und nicht so schnell machen kann!

Man hat vielleicht einen oder 2 echte Freunde, in dem ganzen Leben.

Die richtigen Freunde kann man eigentlich fast nur in der Kindheit gewinnen, weil das, die Zeit ist, in welcher man noch nicht mit Vorurteilen belastet ist.

Kinder sind eigentlich einzige normale Menschen.

Alles was später kommt ist oft ein gemeinnütziger Betrug, oder Täuschung.

Der kleine Felix wohnte in einer Vorstadt von Zagreb in welcher nur die „Armen und Bösen“ wohnten.

Im Stadtzentrum wohnten dagegen „die Reichen und die Guten“.

Viele von denen waren früher „Böse“ welche aber bald (danach sie ihre erste Million „irgendwo gefunden haben“), zu den „Guten“ mutiert haben.

Felix Freunde und er haben den „Sprung“ nie geschafft.

Wenn er den Film „Zordoz“(mit Sean Connery) gesehen hatte, erinnerte er sich immer wieder an diese Zeit zurück.

In dem Film wurden Bösen und Unerwünschten auf einen Planet, auf welchem die Zeit steht, verbant.

Dort wurden sie zum ewigen Leben als die Alten und Armen gezwungen.

Felix und seine Freunde aber bevorzugten „Sport und Fun“ und wurden - zum einfachen Leben verurteilt.

Dort wurden Die auch geboren, ein neben den anderen.

Ivo im Haus Nr. 24, Klimpi im Haus Nr. 28, Felix im Haus Nr. 30 und Kic gegenüber in dem Haus Nr. 33.

Sie konnten so pfeifen dass die Anderen das nicht nachmachen konnten.

Das konnten nur sie 4 und Kics Bruder Slavek.

Auch jetzt, 60 Jahre später, wenn in Berlin nur der Anrufbeantworter vom Kic eingeschaltet ist, braucht Felix nur kurz zu pfeifen – Kic ruft ihn bald zurück!

Nur der Tod könnte ihn daran hindern.

Die Vorstadt von Zagreb war keine Gegend für reiche und feine Leute, besonders wenn sie Angst vor Dunkelheit hatten.

Es war richtig dunkel dort.

Sie hatten keinen Strom und kein fließendes Wasser.

Häuser haben deren Eltern selber aus dem Kriegsschutt gebaut.

Erst Jahre später kriegten sie einen Stromanschluss, welcher aber, sehr oft außer Betrieb war.

Sie haben aber, später so berühmte Worte wie Finanzkrise, Stress, Depressionen oder Selbstmord, nie gehört.

Die konnten gar nichts verlieren – sie hatten doch nichts.

Erst viel später erfuhren sie dass der Selbstmord ein sehr „beliebter Sport“ bei den Reichen ist.

Wahrscheinlich desswegen weil Diese, eine Menge (meistens Unnötiges) zu verlieren haben.

Klimpis Mutter hat sich nach Belgien abgesetzt, somit wohnte er mit seinen Großeltern zusammen.

Die Beiden verkauften Fische auf dem Marktplatz und wurden „Fischer“ genannt.

Der alte „Fischer“ Karlo war meistens besoffen, und sprang ab und zu auf die Straße mit einem riesigen alten Säbel in der Hand und schrie: „Auf Moskau, auf Moskau.“

Wahrscheinlich war er einmal in irgendeinem Krieg dort.

Die „Fischerin“ war immer besoffen und Felix hat sie nie im Leben nüchtern gesehen.

Felix und seine Freunde spielten Fußball, gingen zum Baden in den Fluss Sava, und aßen alles was sie an den Feldern finden konnten.

Man hat sie sogar gezwungen zur Schule zu gehen.

In 50er Jahren stand Felix Bett neben Klimpis Bett.

Dazwischen war nur eine Trennwand mit den breiten Rissen.

Nach jeder Explosion am benachbarten Rangierbahnhof waren Risse immer breiter und breiter.

Abends schob Klimpi dadurch eine Stahlstange und pickte Felix, damit er nicht all zu früh einschläft.

Dem kleinen Miro (schon verstorbenen Bruder Felix Freundes Ivo) zog er immer die Ohren aus. Das tut er mit allen auch und alle hatten immer längere Ohren gehabt.

Aber eines Tages standen sie nur zu dritt auf der Straße - Klimpi war nicht mehr da.

Der alte „Fischer“ Karlo lief die Straße entlang mit seinem riesigen alten Säbel und schrie: „Auf Moskau, auf Moskau.“

Felix Vater sagte: „Nein, nicht Moskau, sondern Belgien!“

Klimpi wurde in dieser Nacht nach Belgien entführt.

Sie hatten aber, auch andere „gute Freunde“.

Einer von ihnen lud Felix ein, um Pfirsiche in einem Garten zu klauen.

Felix kletterte auf den Baum hoch und erwartete ihn auch, aber der sagte, dass er erst später kommen wird.

Er kam aber nicht und anstatt dessen, hat er den Baum mit einem Stacheldraht umgewickelt.

Naher sah Felix wie ein Haufen roter Spätzle aus.

Er erinnerte sich gleich an einen Western mit Kirk Douglas.

Die Gegner haben ihn in den Stacheldraht eingepackt.

So ähnlich hat Felix sich auch gefühlt.

Fast jeden Tag haben sie was neues („schönes“) erlebt – und die Zeit verging.

Sie wohnten in einem Stadtteil, in welchem die einfachen Leute wohnten, und nur die reichsten von denen hatten ein Fahrrad. Das Auto kannten sie kaum.

Eines Tages kam Felix Vater von einer Reise mit seiner Kegelmannschaft „Grmoscica“ aus Deutschland zurück, und brachte ihm ein kleines Kinderfahrrad, mit.

Natürlich ohne Hilfsräder - die waren damals noch unbekannt.

Felix war 4 oder 5 Jahre alt, und Vater kam (natürlich mit dem Zug!) gegen Mitternacht an.

Felix wurde gleich wach, weil er immer irgendwelche Geschenke gekriegt hatte und wollte gleich das neue Fahrrad ausprobieren.

Seine Eltern haben ihn ein bisschen gehalten, und in ein paar Stunden fuhr er schon ganz allein.

Am nächsten Tag war er ein Wunderkind in seiner Straße. Er fuhr wie wild hin und her, (sogar eine kleine Hupe hatte er - keine Klingel) und erschreckte alte Leute.

Die sagten: „Der wird am Galgen enden."

Eine ganze Kolonne barfüßiger Nachbarskinder lief ihm nach. Manche brachten ihre Roller mit, und sie machten ein richtiges Rennen.

Die Straße wurde auf einmal gefährlich für alte ruhige Leute, wegen des starken „Verkehrs".

Böse Kinder schmissen Glasscherben (erst viele Jahre später, hat Felix einiges über die „berühmte deutsche Neidkultur“ gehört) auf den Weg, gegen die Barfüßlern, aber Felix war „untouchable" (wie Elliot Ness damals in Amerika), weil seine Reifen keine Pneus hatten.

Gummi war voll.

Anfangs 50er Jahre fuhr er mit seinem Freund Ivo (mit dem Fahrrad natürlich) kreuz und quer die Schotterstraßen entlang und auf einmal sahen sie hinter einer Böschung etwas, was sie noch nie gesehen haben.

Eine, etwa 6 Meter breite und unendlich lange Betonspur - Asphalt war damals kaum bekannt.

Erich von Däniken kannte Felix damals noch nicht.

Der würde sicher gleich eine Erklärung dafür haben, aber ein paar (Stummfilme natürlich) SF Filme hat Felix schon gesehen und ihm wurde gleich alles „klar“.

Sie sind da, „The Invaders" - und die Betonspur war die Landebahn für die fliegenden Untertassen.

Er sagte zum Ivo: „Wir müssen die kleinen Grünen finden" und sie fuhren vorsichtig die „Piste“ entlang.

Auf einmal hörten sie hinter einem Buckel ein furchtbares Geräusch, und ein Lichtstrahl kam direkt auf sie zu.

Sie fuhren in die Richtung Westen (diese Richtung war schon damals sehr beliebt – obwohl sie noch nichts vom Lionel Richie und „Go west“ wussten) direkt in das (es war nachmittags) Sonnenlicht.

Die „Piste“ sah unendlich lang aus und Felix dachte an ihrer Ende etwas ähnlich wie „Star Gate“ zu sehen – oder war das nur eine Fata - Morgana?

Der Lärm war immer lauter und lauter und auf einmal kam direkt aus dem Sonnenlicht ein gespenstisches Gefährt raus.

Sie waren da, und es beginnt der „Krieg der Welte" (in 30er Jahren in dem Buch von H. G. Welles beschrieben) - die kleinen Grünen sind da.

„Krieg der Sterne" und Steven Spielberg wurden erst 40 Jahre später bekannt.

Ivo (er hat nur wenig SF Filme gesehen) sagte: „Die sind aber nicht grün, sondern blau - und nicht klein, sondern groß."

Das war der alte „Zündapp“ mit Anhänger und 2 Polizisten (die Farbe der Polizei war in Kroatien immer blau) begannen gleich zu schreien: „Sie Idioten, was macht ihr hier?“

„Das ist eine Autostraße, verschwindet von hier sofort!"

Die haben so stark gebrüllt dass die Radspeichel am Fahrrad von Ivo (er fuhr vor Felix) zu knicken begannen.

Erst Jahre später wurde Felix klar, dass man damals, überhaupt keinen Lautsprecher hätte gebrauchen sollen.

Nachdem Felix, den ihm sehr gut bekannten Wortschatz gehört hat, war er sicher dass diese Beiden, Erdbewohner sind.

Außer-Irdische würden nie so schön reden können!

In ein paar Sekunden waren sie auf der anderen Dammseite und Felix wunderte sich, dass sie so schnell (samt Fahrräder) dorthin gelangen konnten.

Oder gingen sie sogar durch den Damm?

Sie verschwanden über die Böschung, und Ivo sagte: „Was meint er bloß mit „Autostraße“? Es gibt doch gar keine Autos bei uns", während Felix an das alte Sprichwort dachte: Ein bewaffneter Mann hat immer Recht!

Und eines Tages, Mitte 60er Jahre stand auf einmal ein „Monster“ auf der Straße.

Sie konnten ihren Augen nicht trauen: Er sah wie ein Mensch aus, aber was für ein Mensch?

Lackierte Schuhe, gebügelte Hose, weißes Hemd, Harre voll mit Brillantin und eine französische Mütze auf dem Kopf.

Das war Klimpi, oder das, was von ihm übrig geblieben ist.

Er sah aus, wie „Buddy Love“ in dem Film „Das Wundergetränk des Dr. Jäkels“, mit Jerry Lewis.

Felix Vater war tief empört und sagte: „Pfui, was haben sie bloß mit ihm gemacht - dabei war er, ein so gesunder wilder Junge!“

Es vergingen Jahre, bis er wieder „normal“ geworden war.

Und seit dann spielten sie (Kic und Felix zusammen) Fußball 2 gegen 2, und so ist Jahrzehnte lang geblieben.

Im Jahr 1968 zog Kic nach Berlin um und ein paar Jahre später ist Felix nach Ulm umgezogen.

Somit blieben nur noch 2 von der berühmten „Quadriga“ in Kroatien.

Ihr traditionelles Fußballspiel lief aber weiter, mindestens einmal jährlich, über den Weihnachten bzw. am Silvester.

Die „4 Reiter der Apokalypse“ (in den Augen von Vielen waren sie genau das!) konnte man nicht auseinander treiben.

Anfangs der 50er Jahre war das Kino ein sehr beliebter Platz zum Ausruhen und zum Vergessen.

Die Kriegsjahre sind weit hinter denen geblieben.

Am Anfang gab es nur Stummfilme mit Charlie Chaplin, Rudolph Valentino, Greta Garbo und anderen Großen der Filmgeschichte.

Zu 90% waren es amerikanische Filme, aber die Besetzung war recht international.

Die (damals) verhassten Deutschen waren auch dabei, wie z.B. Regisseur Fritz Lang oder die Schauspieler Marlene Dietrich, und Peter Lore.

Felix weiß nicht ob Rita Hayworth den ersten Farbfilm („Ramona“) in der Filmgeschichte schon gedreht hatte, aber bei denen waren noch Jahrzehnte lang alle Filme schwarz - weiß.

Zuerst gingen Die (Schüler) nur als ganze Schulklasse ins Kino. Das alte Kinogebäude („zum Wolff“) lag nur 100 m entfernt, direkt am Ufer eines Baches gegenüber dem Wasserfall, wo sie auch gelegentlich gebadet haben.

Natürlich nur im Sommer!

Der Bach war hoch oben bei der Quelle noch sauber, aber dort unten im Wohngebiet war das Wasser ganz undurchsichtig und schmutzig.

Nahe liegende Wohnhäuser hatten keine Kanalisation und aus dem Damm des Baches ragte jede Menge Abflussrohre raus.

Wenn die Rohre leer waren wohnten Ratten drin und sprangen von Zeit zu Zeit ins Wasser – um sich zu erfrischen.

Felix und Freunde machten denen fleißig nach.

Zum Glück waren diese Ratten anders als diejenigen welche in 15. Jahrhundert die Pest nach Europe gebracht haben.

Damals starb bekanntlich ein Drittel der Bevölkerung in Europe.

Gut dass Felix die Filme darüber erst später sah – sonst würde er in diese Kloake nicht mal pinkeln wollen und von wegen dort baden.

Später, viel später, ist Das ein normales Kino geworden, wohin sie dann auch ganz privat gehen konnten.

Felix Mutter Ana hat ihn sehr oft mitgenommen - sie liebte Kino sehr.

Seine Freunde wollten auch ins Kino gehen und er hat immer jemanden mitgenommen, besonders bei den Horror Filmen - damit er ihn erschrecke.

Junge wollte sich vor Angst unter den Stuhl verstecken und das amüsierte Felix besser als der Film selbst.

Felix würde dann noch stöhnen und schreien um ihn noch mehr zu erschrecken.

Es war einfach super!

Am Eingang des Kinos stand aber Maier – und er kontrollierte die Eintrittskarten.

Und Maier hatte keine Hände!

Nur die Stahlprothesen!

Sie sagten nur: “Das ist der Maier der seine Hände im Krieg verloren hat.“

Keine weiteren Fragen!

Es hat nie jemand gefragt wie und auf welcher Seite er seine Hände verloren hat.

Es stand nur fest, dass das der Maier ist, der seine Hände im Krieg verloren hat!

In seinen Gedanken sah Felix ihn mit einer riesigen Granate welche er, mittels einer Kanone (deren Lauf verstopft ist) abfeuern will.

Das hat er viel später sehr oft beim Walt Disney gesehen.

Maier schob den Betrüger mit seinen Stahlprothesen in die Rippen, so lange bis der in den Bach gefallen ist!

Wenn Felix am Bach-Rand, mit Maiers Stahlhänden in dem Rücken stand (viel später sah er das in den Film „Mars attack“ mit Jack Nicholson) fühlte er sich ähnlich wie sich damals die Menschenopfer bei Azteken oder Inkas wahrscheinlich fühlen hätten sollen.

Noch schlimmer – weil Diese betäubt waren, und Felix dagegen war ganz wach.

Indios tun das um die Götter zu besänftigen – und Maier?

Kinobesitzer waren Kommunisten – auch eine Art Götter?

In seinen Gedanken sah Felix den Maier mit seinen stählernen Fingern die Anzahl von den „Eliminierten“ zu zeigen.

„Götter“ schmücken ihn dann mit den Medaillen - so wie die Russen ihre Generäle schmücken.

Auf seine stählernen Hände mussten die Medaillen allerdings angeschweißt werden.

Felix überlegte stark, auf welcher Weise könnte er aus dem Museum ein Panzerhemd besorgen.

Später dachte er an König Richard Löwenherz der in 11. Jahrhundert die Kreuzzüge gegen den „Ungläubigen“ geführt hat – aber der kämpfte im Sand und nicht im Wasser!

Auch der unbesiegbare Friedrich Barbarossa welcher im Jahr 1189 von dem Papst Gregor angefeuert wurde, ertrank (dank seiner schweren Ausrüstung) in einem Bach, bevor er seinen Gegner, den arabischen König Saladin überhaupt erreichen konnte.

Und Felix wollte so viele Filme anschauen!

Er war immer ein guter Zeichner (Eintrittskarten waren damals sehr einfach und primitiv!) und er hatte bald mehrere hundert Eintrittskarten nachgezeichnet!

Perforierungen hat er mit Mutters Nähnadel gemacht.

Die Abstände waren nicht regelmäßig verteilt, aber der „Terminator“ Maier war dafür nicht programmiert – zum Glück!

Felix Freunde waren begeistert!

Sie haben viele Filme gesehen – bis Maier das bemerkt hat!

Und dann musste Felix schnell schwimmen lernen!

Im Sommer war das kein Problem, aber im Winter war der Wasserspiegel sehr hoch und dann war das ganze schon sehr anstrengend!

Maier würde sie am liebsten direkt vor dem Wasserfall in den Bach schmeißen (um erfolgssicherer zu sein) aber dann müsste er sie etwa 10 m weiter schleppen, was sein „Arbeitseffekt“ (und dadurch auch die Anzahl von Medaillen!) mindern würde.

Deswegen schmiss er sie, kurzer Hand, direkt in den Wasserfall.

Das Wasser war dort ganz wild und für ertrinken sehr geeignet. 50 m weiter, Fluss abwärts, war eine breite Brücke über der Hauptstraße (Ilica gen.) und sie wussten was das bedeutet.

Wer nicht vor der Brücke zu dem anderen Ufer schafft, müsste die hungrigen Ratten für einen Passierschein bitten.

Wenn die Strömung stark war und Felix konnte die andere Seite nicht rechtzeitig erreichen, wusste er das seine Klamotten vielleicht später als ein Netz aussehen werden.

Im Monat März schmolz der Schnee in den Bergen und der Wasserstand war ganz hoch.

Nur die Tapfersten (oder die Verrücktesten) gingen dann mit Felix Eintrittskarten ins Kino.

Sie wussten dass es praktisch unmöglich war (vor der Brücke) die andere Seite zu erreichen – und sie wussten noch etwas.

100 m hinter der Brücke wartete auf sie, der nächste Horror – die Schule!

Breite Betontreppe reichte bis ans Bachufer – und dort saßen Die, mit langen Stahlhacken (wie Hellebarden) in den Händen und warteten auf Felix und seine Freunde.

Das waren die Lehrer – oder die Jäger?

Die schauten sie an, ähnlich so wie der Kapitän Ahab den „Moby Dyck“ angeschaut hat. Felix war sicher dass die, sie am liebsten mit Harpunen jagen würden!

Immerhin hat er Hunderte Filme gesehen und konnte bald (trotz nur 170 cm Größe) sogar Wasserball spielen!

Dank dem Maier!

Schon damals hat er eine Gedanke welche später immer wieder präsent wurde: „Ohne Bösewichte kann es keine Helden geben!“

Auf der kleinen Bühne stand er auch einmal, während eines Schauspiels mit seiner Schule.

Zum ersten und zum letzten Mal war er ein Schauspieler.

Es sollte ein Stummfilm sein.

Das würde er noch verkraften können, aber er sollte einen Baum darstellen - also ganz unbeweglich bleiben.

Das war für ihn zu viel!

Felix wollte wild sein und jede Menge Schaden anrichten - wie Arnie oder Rambo.

Irgendeine Rolle mit Wasser (dank dem Maier) wäre auch gut für ihn - zum Beispiel als Tarzan.

Jedenfalls war das, das Ende seiner Filmkarriere.

Mitte 50er Jahre gab es die Kühlschränke noch nicht (bei ihnen jedenfalls noch nicht), aber man wollte doch sein Bier kühl trinken.

Am westlichen Ende von Zagreb (gen. Kustosija) wo Felix wohnte, gab es eine Menge riesige Löcher und Täler, zum Teil natürlicher Herkunft oder solche, welche von Explosionen in dem 2. Weltkrieg stammten.

Viele Jahre später hat er ein solches Relief nur auf den Mars-Photos gesehen.

Der Rangierbahnhof (mit dem Munitionslager) war ganz nah – und das war ein echter Horror.

Links und rechts lagen die Berge von den Kriegsmaterial und noch scharfer Munition.

Felix hatte den Eindruck dass nur noch eine A-Bombe gefehlt hat.

Arbeiter (oder Zwangsarbeiter?) die dort beschäftig waren sahen wie Roboter-Mutanten (aus den Horror-Filmen) aus – mit dem Unterschied dass diese noch zusätzlich besoffen waren.

Im Winter brannten überall Lagerfeuer und es wurde massiv Schnaps getrunken.

Mit ganz primitiven Hilfsmitteln (er glaubte dass sogar die alten Griechen die Besseren gehabt hatten) wurde die gefährliche Fracht in offene Wagons eingeladen.

Aber die Arbeiter waren nicht ganz alleine da.

Felix und Freunde haben sich überall (genau wie die hungrigen Ratten) in der Nähe (in jedem Schacht oder Loch) versteckt und genau aufgepasst.

Sie waren eine Art „Schnäppchenjäger“ und suchten alles was man tragen konnte.

Sie sahen dem kleinen Strolch aus dem Film „Mad Max“ ähnlich aus, mit dem Unterschied dass sie keinen Bumerang, sondern Messer hatten.

Nach einer Explosion (es gab sehr viele!) liefen sie zu der nächsten Straße, in welcher einige deren Bekannten wohnten – und sahen dort ein Berg von dem Hausschutt.

Oben saß alte Oma mit einer Fensterglasscherbe im Auge.

Noch Jahre später hatte sie Felix immer wieder gefragt: “Was war damals los?“

Er sagte locker: „Ein kleiner Arbeitsunfall auf dem Bahnhof!“

Medaille hat sie keine gekriegt.

Einige seinen Schulkameraden haben an diesen Gleisen ihr Leben verloren!

Es gab keine Automatik, es klingelte nur eine kleine Warnglocke und der Wächter, (falls er die Glocke gehört hat!) sollte die Schranke per Hand zumachen.

Es gab viele (manchmal tödliche) Kombinationen, wie zum Beispiel:

Man wartet und wartet (die Schranke ist zu) aber es kam kein Zug. Oder die Schranke wird aufgemacht (der Zug ist weg), aber aus der Gegenrichtung (und dem Winternebel) kommt noch ein Zug.

Oder die Schranke ist auf, aber der Zug kommt trotzdem und die Jagd, auf dich, beginnt!

Im Winter waren die Holzschwellen mit Schnee bedeckt, es gab kein Geräusch und bei schlechter Sicht sahen die Züge ähnlich dem Todes-Zug aus dem Film “Ranaway Train“ (mit Jon Voight) aus.

Diese Gleise zu überqueren wurde mit der Zeit ein tödliches Spiel für sie – ähnlich wie „Russische Roulette“.

Aber mit dem Unterschied, dass man in diesem Spiel nur verlieren konnte – und zwar alles!

In der Schulbank saß Felix mit einer kleinen hübschen Blondine welche (gleich wie er auch) von der anderen Seite der „Todesstrecke“ wohnte.

Und eines Tages war ihr Platz leer.

Er wusste sofort - sie eilte morgens zur Schule und übersah den „Todeszug“!

Sie hassten diesen „Todes-Zug“ und beklauten ihn – sobald kein Wächter in der Nähe war.

Aber einmal war dieser „Todes-Zug“ eine echte Rettung für Felix und seine Schwester Ljerka.

Auf der Flucht aus dem Kindergarten („Alcatraz“ gen.) stand der „Todes-Zug“ auf einmal zwischen sie und die Verfolgern (oder „Wächtern“) – und diese mussten die Jagd aufgeben!

Felix schmiss noch ein paar größere Steine über den Zug und hörte stumpfe Schläge und Schreie.

Die Verfolgern haben begriffen: Sie haben gekündigt – nicht schriftlich mit dem Papier, sondern mit den Steinen!

50 Meter weiter lagen die Gleise für den kleinen lokalen Zug „Samoborcek“ genannt.

Ein Bach floss zum Glück direkt vom Felix Haus unter den Gleisen zu seiner Schule.

Sein Vater sagte: “Schau dass du unter den Gleisen durchgehst – es gibt zwar Ratten dort, aber diese werden dich bald kennen lernen.“

Als bekannter Sportler konnte er schon damals (zu der Zeit konnten die normalen Sterblichen nur mit dem Fernglas „den goldenen Westen“ betrachten) frei in den Westen reisen und er hat dem Felix immer etwas mitgebracht.

Eines Tages brachte er ihm (aus Deutschland) Schlittschuhe “Gloria“, mit Gewinden für normale Winterschuhe. Damit konnte er den Bach entlang bis zu der Schule fahren – natürlich unter den Gleisen. Die Ratten waren nicht begeistert aber mit der Zeit haben sie sich an Felix gewöhnt und er fuhr immer ganz schnell durch die dunkle Unterführung.

Sein Freund Kic stammte aus einer „reichen“ Familie (eine Art „Adams Family“) bei welcher immer etwas los war.

Eines Tages heulte er, blutüberströmt (ein Teller steckte noch in seinem Kopf!) und er versuchte Felix zu erklären was passiert war.

Die ganze (Adams-) Familie saß beim Mittagessen.

Kics Mutter stellte das Mittagessen auf den Tisch aber der Vater war mit der Suppe nicht ganz zufrieden.

Er goss Die auf den Boden und putzte den Teller mit seinem Pulli vorsichtig ab.

Nein, nicht deswegen dass dieser sauber wird – sondern deswegen dass der schneller fliegt!

Er versuchte Mutter, welche schon auf der Flucht war, mit dem Teller zu treffen.

Alle saßen ruhig (ohne Bewegung – um nicht in die Flugbahn des Tellers zu kommen!) aber Kic war neugierig und neigte sich nach vorne um alles besser zu sehen.

So traf der Teller seinen Kopf.

Um ihn zu beruhigen sagte Felix dass das nicht sehr schlimm sei und Kic fragte neugierig: “So, und was wäre dann schlimm?“

Felix sagte ruhig zu ihm: “Schlimm wäre, wenn das mein Kopf wäre.“

Kics Vater hat ein uraltes Taxi gehabt und Kic konnte sich nach ein paar Jahren auch Schlittschuhe leisten.

Die Beiden waren die Einzigen weit und breit die so was hatten.

In den Augen der Anderen, waren sie so etwas wie Bill Gates heute in Amerika.

Ihr Glück war, dass die (Jahre später sehr beliebte!) „Entführungswirtschaft“ noch nicht erfunden wurde.

Sie suchten immer größere und größere Eisflächen aus.

In ihrem Bach gabs auf einmal überhaupt kein Wasser mehr!

Die Zagreber Brauerei brauchte aber immer mehr und mehr Eis für ihr Bier!

Und eines schönen Januartages (ende 50er Jahre) hat Felix über den kleinen Kunstdamm, auf welchem der kleine Zug (enge Gleise waren nur ca. 70 cm breit) von Zagreb nach Samobor fuhr, geklettert und hat „Es“ zum ersten Mal gesehen!

Den Horror-Film „Es“ (nach dem Buch vom Stephen King) hat er erst 60 Jahre später gesehen und die geheimnisvolle Stimmung in dem Film kam ihm bekannt vor.

Der Bach wurde mit einem Holzdamm gesperrt und in eine Mulde (so groß wie 5 Fußballfelder) umgeleitet.

Der Damm erinnerte Felix an Palisaden welche die Kannibalen als Schutz gegen den Tarzan und seiner Elefanten gebaut haben.

Von einer Seite wurde die Mulde vom Zug-Damm geschlossen. An der anderen Seite war der Bach, und 2 Seiten haben sie angeschüttet – aber wie?

Damals wusste er noch nicht dass der Leonidas Erste und seine 300 Griechen eine solche Schutz-Wand mit den getöteten Persern von Xerxes Armee gemacht haben.

Aber er wusste dass die Chinesen in ihre Wunderwand auch die Toten „eingebaut“ haben.

Felix war sicher dass auch diese Wand nicht nur aus der Erde besteht und glaubte hier und dort ein Fuß oder Hand zu sehen.

Und dort standen Die - wie aus einer anderen Welt!

Es wurde langsam Abend, die Sonne ging runter, aber es wurde nicht dunkel, weil die andere Seite brannte.

Es brannten Hunderte Lagerfeuer und ringsum standen viele alte Lastwagen aus dem Zweiten Weltkrieg!

Felix sah eine Menge Gestalten in dicken Gummianzügen (oder waren das keine Anzüge?), mit langen Stahlhacken wie Hellebarden – (gut dass er damals den Film „Candy Man“ noch nicht gesehen hat) und andere mit Beilen in den Händen!

Es herrschte eine unheimliche Stille und es brannten Feuer überall!

Er war sicher dass Die keine Kaltblüter sind – anscheinend liebten sie Feuer sehr.

Und sie tranken etwas aus den braunen (oder roten?) Flaschen. War das Blut?

Felix dachte an den Grafen Dracula und seinen ständigen Durst.

Erst später erfuhr er dass die Kästen keine Särge, sondern die Bierkästen waren.

Felix „wusste“, dass er ganz schnell weg muss.

Wenn diese ihn erwischen wird er tot sein und das war ihm ganz klar.

Aber wie sollte er verschwinden?

Es war kein Eis in dem Bach, und er hatte Schlittschuhe an!

Aber sein Vater hat ihm auch einen Schlüssel gegeben. Ja, der war da, und in einer Minute hat er seine Schlittschuhe runter gezogen und nach Hause gerannt.

Am nächsten Tag fragte ihn sein Vater ob er gestern gut gelaufen ist und er sagte: “Es war aber kein Wasser in dem Bach.“

Alle lachten und meinten dass er genauer hinsehen sollte!

Er ging zum Bach und der floss wie immer freundlich und ruhig. Seitlich war er vereist und die Holzpalisaden waren nicht da!

Der kleine Zug fuhr wie immer ruhig und leise vorbei.