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Den eigenen Persönlichkeitstyp erkennen

Wer mit sich selbst im Reinen ist, sich annehmen und lieben kann, sieht auch leichter die liebenswerten Seiten seiner Mitmenschen, erkennt ihr verletzliches Wesen und begreift die verborgene „Not“ hinter ihrem Verhalten – ganz im Sinne von „Ich sehe dich“, was Neytiri im Film Avatar zu Jake gesagt hatte.

Das Entdecken des eigenen Persönlichkeitsmusters kann sehr befreiend und erleichternd wirken. Die unbewussten Mechanismen zu durchschauen und den dazu passenden „Lösungsschlüssel“ zu entdecken, nimmt unglaublich viel Druck von der Seele, erleichtert einen liebevollen, wohlwollenden Umgang mit sich selbst. Man wird einfach gelassener und entspannter.

Das Erkennen des eigenen Typs kann aber auch ernüchternd sein. Unbewusste Persönlichkeitsanteile werden präsent, der Schleier zum Wesenskern (Essenz) gelüftet, die erworbene, künstliche Persönlichkeit (Ego) entlarvt. Und das, was wir da über uns erfahren, mag uns nicht immer willkommen sein. Dennoch: Sie entscheiden selbst, wie tief Sie in diesen Prozess einsteigen wollen!

Wenn Sie sich das erste Mal mit dem Enneagramm beschäftigen und die Typenbeschreibungen durchlesen, werden Sie sich vermutlich an vielen Stellen wiedererkennen. Sie werden feststellen, dass Sie von jedem der Typen bestimmte Verhaltensweisen, Ansichten oder Gefühle nachempfinden können oder selbst schon einmal erlebt haben. Genau genommen ist das nicht erstaunlich, denn jede der Eigenschaften, die in den Enneagrammtypen beschrieben werden, ist zutiefst menschlich und als Menschen haben wir selbstverständlich alle menschlichen Anteile in uns. Jedoch nicht zu gleichen Anteilen. Man hat nur einen Typ und das hat etwas mit der eigenen Biografie zu tun.

Die Unterschiede der Typen ergeben sich aus den Motiven, die den Eigenschaften und Verhaltensweisen zugrunde liegen. Anhand derer kann man die Typen klar voneinander unterscheiden. Jeder Typ bewegt und orientiert sich aufgrund eines zugrunde liegenden unbewussten „Strickmusters“, das sich wie ein roter Faden durch das gesamte Verhaltensrepertoire des jeweiligen Typs durchzieht.

Michael, den Sie oben als Verkäufer kennengelernt haben, ist, auch wenn er nicht arbeitet, „typisch 3“: Wenn er einkaufen geht, erledigt er seine Besorgungen systematisch, zeitsparend und effizient. Im Baumarkt geht er zielorientiert zum Regal, um den einen Gegenstand zu holen, den er braucht. Beim Essen ist er als Erster fertig, damit er sich schnell wieder seiner Aufgabe widmen kann.

Es gibt viele Möglichkeiten, den eigenen Typ herauszufinden. In einigen Büchern, auch in diesem, sind Typentests enthalten. Auch im Internet gibt es Tests, zum Beispiel auf der maypaula®-Webseite (www.may-paula.de). Nachteilig bei selbst ausgefüllten Fragebögen kann die eigene Interpretation der Fragen sein. Jedes Testergebnis kann nur abbilden, inwiefern der Testende sich selbst gegenüber offen und ehrlich genug ist, um sich selbst ein bestimmtes Verhalten einzugestehen.

Ich empfehle Ihnen die Typbestimmung anhand eines typdiagnostischen Interviews, das zertifizierte Enneagrammlehrer anbieten. Der Vorteil eines Interviews ist nicht nur die umfassende Enneagramm- und Selbsterfahrung des Interviewers, sondern auch, dass er neben den Antworten auf die Fragen zu den jeweiligen Typen das gesamte Erscheinungsbild des Klienten, seine Körpersprache und die Interaktion mit ihm als Interviewer, die emotionale Relevanz und energetische Präsenz wahrnimmt und in seine Auswertung einbezieht. Bei Uneindeutigkeiten stellt der Enneagrammlehrer vertiefende Fragen und reflektiert im Dialog mit dem Klienten, welches Typmuster er – bedingt durch seine persönliche Biografie – angenommen hat.

Letzten Endes ist nicht entscheidend, welches (Test-)Ergebnis Ihnen durch einen Typentest oder ein Interview präsentiert wird. Sie sind und bleiben der Experte Ihrer eigenen Persönlichkeit! Das Entscheidende für Ihre Typbestimmung und die weitere Arbeit mit dem Enneagramm ist stets das Bejahen der eigenen Persönlichkeit. Das letzte, finale „Ja“ zu „Ich habe tatsächlich Typ X“ liegt bei Ihnen.

Ihre darin enthaltene Chance besteht darin, dass Sie sich auf dieser Basis weiterentwickeln, Ihre Arbeitsbeziehungen reflektieren und/​oder Ihre Karriere unter einem neuen Aspekt sehen können.

maypaula® und das Enneagramm

Mit meinen Trainings, Coachings und diesem Buch zu maypaula® möchte ich Sie einführen in das Enneagramm, indem ich es Ihnen in dem Kontext erläutere, in dem die meisten Menschen täglich die meisten Stunden verbringen: dem Arbeitsleben. Das Akronym „paula“ steht für: Persönlichkeit, Arbeitsstile und Leistungs-Aktivierung. maypaula® befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Arbeitsverhalten der neun Enneagrammtypen. Es zeigt den Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Kompetenzen und regt an, das Verhalten der Menschen, die mit Ihnen zusammenarbeiten, als Ausprägung ihres Persönlichkeitstyps zu sehen und wertzuschätzen. Es geht nicht darum, jemanden mit dem Wissen, welcher Typ er ist, unethisch zu manipulieren, sondern mit einem tieferen Verständnis für Persönlichkeiten sich selbst und andere authentisch und verantwortlich zu führen.

Ein bestimmter Typ mit einem bestimmten Arbeitsstil zu sein, befähigt nicht zwangsläufig dazu, eine bestimme Aufgabe zu übernehmen oder Position auszufüllen. Grundsätzlich kann jeder Enneagrammtyp jeden Beruf ausüben. Der Typ sagt weniger über die Eignung als viel mehr über die Art und Weise aus, wie derjenige seiner Arbeit nachgeht, wo er Schwerpunkte setzt, was ihm Spaß macht und was ihn stört. Beispielsweise verhält sich eine Assistentin von Typ 1, 2 oder 8 mit ihren persönlichen und sozialen Kompetenzen in vergleichbaren Situationen doch jeweils typspezifisch und individuell anders. Vergleichen Sie dazu die Interviews mit Assistentinnen der Typen 1, 2 und 8 in den zugehörigen Typenkapiteln.

Die maypaula®-Typen entsprechen durchgängig den Enneagramm-Persönlichkeitstypen. Im maypaula®-Modell differenzieren wir die neun Typen zusätzlich nach deren Arbeitsstilen. Außerdem haben wir jeden Typ mit einer weiblichen und einer männlichen Karikatur illustriert. Die Karikaturen bilden typspezifische Aspekte ab und laden ein, sich selbst und andere mit einem Augenzwinkern zu sehen. Unsere neun Protagonistinnen und Protagonisten sehen Sie in Arbeitssituationen, die Sie vermutlich auch schon einmal selbst erlebt haben. Dadurch lassen sich die neun Typen sogar beim Querlesen und Durchblättern dieses Buchs recht schnell lernen und unterscheiden. Bereits das Grundwissen über die neun Typen ermöglicht mehr Empathie und Toleranz und erleichtert Ihnen die Zusammenarbeit.

Übersicht maypaula® – Das Enneagramm im Business

1 - Perfektionist

Einsen wollen, dass die Dinge richtig gemacht werden, und mögen Disziplin und Ordnung. Sie haben einen Sinn für Details und tun sich schwer, Lücken und Fehler stehen zu lassen. Sie haben sehr hohe Ansprüche an sich und andere und leben nach ihren Prinzipien.

Einsen ist Vollkommenheit wichtig. Sie nehmen ihre Umgebung als einen Ort voller Unzulänglichkeiten wahr, die es in Ordnung zu bringen gilt. Sie kritisieren und korrigieren deutlich mehr als andere und zeichnen sich durch einen genauen Arbeitsstil auf.

2 - Helfer

Zweien stehen ihren Kollegen mit Rat und Tat zur Seite und bringen sich unterstützend ein. Damit es anderen gut geht, stellen sie ihre Bedürfnisse zurück. Sie sind kommunikativ, kontaktfreudig, warmherzig und gute Netzwerker und Beziehungsmanager.

Bei Zweien stehen die Belange anderer im Mittelpunkt. Sie sehen ihre Welt als einen Ort voller Bedürftiger, für deren Wohlergehen sie zu sorgen haben.

Sie sind da, wenn sie gebraucht werden, und sind an ihrem hilfeorientierten Arbeitsstil erkennbar.

3 - Macher

Dreien sind voller Tatendrang und immer auf dem Weg zu ihrem nächsten Ziel. Sie wissen, worauf es ankommt, um erfolgreich zu sein, und setzen alles daran, die Nummer eins zu werden. Sie stehen gerne im Rampenlicht und glänzen mit ihren Leistungen.

Dreien bedeutet Erfolg außerordentlich viel. Da sie faktisch immer die Besten sind, nehmen sie die Menschen um sie herum als unfähig im Vergleich zu ihnen wahr.

Sie gehen bedarfsorientiert vor, erfüllen die Erwartungen anderer und sind an ihrem ehrgeizigen Arbeitsstil erkennbar.

4 - Individualist

Vieren sind anders als andere. Sie lieben Besonderes und Ausgefallenes. Mit ihrer künstlerischen Ader setzen sie gerne individuelle Akzente. Als ausgesprochen gefühlvolle Menschen sind sie empathisch und stimmungsanfällig; sie neigen zur Melancholie.

Vieren fühlen sich im Vergleich zu der Mehrzahl der Menschen in ihrer Umgebung, die sie als gewöhnlich oder durchschnittlich empfinden, einzigartig und besonders.

Sie neigen dazu, zu dramatisieren und zu inszenieren und unterscheiden sich durch ihren unkonventionellen Arbeitsstil von anderen.

5 - Beobachter, analytischer Arbeitsstil

Fünfen sind wissbegierige Menschen, die sich in Ruhe und mit Tiefgang mit ihren Themen befassen. Sie halten sich gerne im Hintergrund, mögen es, zu beobachten und Informationen aufzunehmen und Zusammenhänge zu analysieren. Ihre Gefühle halten sie zurück.

Wissen gibt Fünfen ein sicheres Gefühl. Zur Abgrenzung von der wahrgenommenen Unwissenheit anderer häufen sie Informationen an, um sich den Durchblick zu verschaffen.

Sie recherchieren gerne, informieren sich gründlich und gehen Aufgaben analytisch an.

6 - Skeptiker

Sechsen haben ein Gespür für mögliche Gefahren und Probleme und ergreifen Vorsorgemaßnahmen, um sich und andere zu schützen. Sie prüfen und hinterfragen kritisch und fordern Beweise ein. Wenn sie sich mit einer Sache oder Person identifizieren, ist absoluter Verlass auf sie.

Sechsen ist Loyalität wichtig. Sie nehmen ihre Welt als einen Ort voller Risiken, in der sie niemandem trauen können und in der sie sich daher absichern möchten, wahr.

Sie schauen voraus, handeln proaktiv und haben einen vorbeugenden Arbeitsstil.

7 - Optimist

Siebenen ergreifen schöne Gelegenheiten beim Schopf, sind aufgeschlossen für Neues und vielseitig interessiert. Sie schmieden gerne Pläne und schwelgen in Visionen. Sie sind begeisterungsfähig und flexibel und haben immer eine gute Antwort auf Lager.

Siebenen sehen die Welt als einen Ort voller Möglichkeiten, in dem alle glücklich sein könnten, wenn sie sich das Leben nur nicht so schwer machen würden.

Sie hellen dunkle Momente auf, sorgen für Spaß und Freude, haben viele Interessen und verfolgen parallel mehrere Projekte.

8 - Boss

Achten haben eine starke Präsenz und sind sehr direkt und eindeutig. Sie mögen es, Dinge im Griff und unter ihrer Kontrolle zu haben, und übernehmen gerne die Führung. Sie kämpfen für Gerechtigkeit und setzen sich für Schwächere ein.

Achten wollen Herr der Lage sein. Sie sehen sich umgeben von Schutzbedürftigen und Ungerechtigkeit, was ihre Kämpfernatur herausfordert. Sie neigen dazu, andere zu beherrschen und Situationen zu kontrollieren, und geben mit ihrer Dominanz die Richtung vor.

9 - Vermittler

Neunen sind friedliebende Menschen, die Harmonie und Ausgeglichenheit mögen. Sie sind ruhig, gelassen und freundlich und vermeiden Konflikte. Sie sind tolerant gegenüber unterschiedlichen Ansichten und legen sich nicht gerne fest.

Neunen mögen es harmonisch und friedvoll. Sie nehmen sich selbst nicht so wichtig und sind zufrieden, wenn ihre Umgebung es ist. Zugunsten des Gruppenkonsens wirken sie ausgleichend und können sich sehr gut anpassen.

Man sieht nur mit dem Herzen gut!

Mit dem Herzen zu sehen und zu verstehen, was Partner, Kollegen, Freunde oder Familienmitglieder antreibt, was sie bewegt, was sie frustriert, was ihnen Leid und Freud bringt, lässt sie in einem anderen Licht erscheinen. Sie werden sie fortan mehr mit deren Augen sehen können. Es wird Ihnen dadurch leichter fallen, sie anzunehmen. Sie können ihnen mit einem humorvollen Augenzwinkern begegnen an Stellen, die Sie einst zu Weißglut gebracht haben, oder sich sogar mit ihnen versöhnen, wo Versöhnung zuvor schwierig oder unmöglich schien.

Das Erkennen und Verstehen der neun Verhaltensmuster und Persönlichkeitsstrukturen und das Wissen darum, was Menschen motiviert, kann Beziehungen grundlegend verändern. Festgefahrene, typbedingte Beziehungskonflikte können mithilfe des Enneagramms aufgedeckt und gelöst werden. Damit erleichtert das Enneagramm, Menschen jenseits von üblichen Kommunikationsbarrieren zu verstehen und Empathie zu empfinden. Wie wäre es, wenn Sie, im übertragenen Sinne, „Ich sehe Dich“ auch zu Ihrem Kollegen sagen könnten?

Als interessierte/​r Leser/​in und Enneagramm-im-Business-Anwender/​in entscheiden Sie letztlich selbst, wie tief sie in Ihren Persönlichkeitstyp einsteigen möchten. In vielen maypaula®-Trainings und Coachings habe ich erlebt, dass das Enneagramm eine Sogwirkung entwickelt: Es kann befreiend wirken, sich im Wesen erkannt und verstanden zu fühlen, erleichternd auch, von einer dritten Person Erklärungsangebote für das eigene So-Sein zu bekommen oder seitenweise Wahrheiten über sich selbst zu lesen. Es kann auch (sehn)süchtig machen, noch mehr über andere zu erfahren und sich dadurch auf einer höheren, weitsichtigeren Ebene zu begegnen.

Wenn Sie sich darauf einlassen, können Sie reich belohnt werden – mit einer Fülle von Erkenntnissen, die Ihnen in Ihrer weiteren beruflichen Laufbahn Wege ebnen, die Ihnen bisher möglicherweise versperrt geblieben sind.

AUFBAU DER KAPITEL

Die Typen-Kapitel beginnen mit den Typenillustrationen, die „typische“, äußere Hauptmerkmale aufgreifen und die Persönlichkeitstypen in liebevoll gezeichneten Karikaturen widerspiegeln. Jeder der neun maypaula®-Typen hat eine weibliche Stellvertreterin und einen männlichen Stellvertreter bekommen. Die Zeichnungen sind mit einer Prise Humor gewürzt und satirisch. Selbstverständlich sehen im echten Leben nicht alle Einsen, Zweien, Dreien usw. ausschließlich und nur so aus wie auf der Zeichnung. Es sind Archetypen. Die neun Typenillustrationen begleiten Sie durch das Buch, die Einser-Frau sieht durchgängig wie die Einser-Frau aus, der Siebener-Mann wie der Siebener-Mann usw. Das erleichtert Ihnen das Erkennen und Wiedererkennen.

Danach folgen die typspezifischen Eigenschaften, aus denen das Strickmuster der Persönlichkeit des jeweiligen Typs gewoben ist.

Auf der Folgeseite erhalten Sie eine Kurzeinführung, in der das Typenmuster mit der Zentrenzugehörigkeit (Kopf-, Herz-, Bauch-Typen) sowie die drei Hauptthemen dargestellt sind, auf die ich im jeweiligen Typenkapitel ausführlich eingehe.

In jedem Typenkapitel kommen Praxisbeispiele vor. Alle Praxisbeispiele in diesem Buch basieren auf realen Coachings, die ich in den letzten Jahren durchgeführt habe. Die Fälle sind selbstverständlich anonymisiert. Die Beispiele veranschaulichen, welche typspezifischen Verstrickungen und Probleme am Arbeitsplatz es geben kann, wenn der eigene Typ nicht reflektiert ist (also wenn der Klient nicht „ent-wickelt“, sondern ganz „im Typ ver-wickelt ist“) bzw. wenn beteiligte Kollegen das typbedingte Verhalten nicht erkennen und verstehen. Manche der Klienten haben sich durch ihr „Im-Typ-Sein“ selbst sabotiert, einige haben mit Kollegen, Vorgesetzten oder Mitarbeitern Schwierigkeiten bekommen, wenn diese die typspezifische Motivation hinter ihrem Verhalten nicht erkannt haben. Ich lade Sie ein zu reflektieren, wie Sie über die Coachees denken, wenn Sie die Praxisbeispiele lesen. Fühlen Sie mit ihnen und verstehen Sie deren Empfindungen oder erscheint ihnen deren Verhalten befremdlich und nicht nachvollziehbar? Wie hätten Sie sich in einer dieser Situationen verhalten?

Jeder Mensch trägt sein eigenes Päckchen persönlicher Lebensgeschichte, Erfahrung und Vergangenheit mit sich, die ihn geprägt haben und ihn als Menschen einzigartig und seine individuelle Persönlichkeit ausmachen. Menschen desselben Persönlichkeitstyps haben, ungeachtet aller Individualität, meist eine ähnliche Prägung erfahren. In Enneagramm-Podiumsbefragungen, Coachings und Trainings erzählen Einsen, Zweien, Dreien usw. vergleichbare Geschichten aus ihrer Kindheit und Jugend. Unter dem Stichwort „Rucksack“ erfahren Sie, wie frühe Erfahrungen unsere heutige Persönlichkeit beeinflussen und welche möglichen Umstände dazu beigetragen haben, eines von neun spezifischen Typmustern zu entwickeln.

Am Ende jedes Typenkapitels finden Sie, ebenfalls anonymisierte, Interviews mit Repräsentanten des jeweiligen Typs. Die Gesprächspartner waren zum Interviewzeitpunkt im Altersdurchschnitt um die vierzig Jahre alt. Sie befanden sich also in der Lebensmitte und damit in der Lebensphase, in der die meisten Menschen sich mit Sinn- und Identitätsfragen befassen und für die eigene Persönlichkeitsentwicklung besonders aufgeschlossen sind. Sie wurden zu berufsbezogenen Fragen interviewt, um Ihnen einen Einblick in typische Arbeitssichtweisen zu geben. Die Berufe der Interviewpartner sind Beispiele für Karrierewege, sie bilden Vielfalt ab und nicht unbedingt „typische“ Klischees.

Schließlich enden die Typenkapitel mit einem Typentest aus fünfzehn Fragen, anhand derer Sie für sich nachvollziehen können, welchem Typ Sie am ähnlichsten sind. Sie werden sich vermutlich beim Lesen der vorherigen Seiten ohnehin im einen oder anderen Typen wiederfinden, sodass Sie die Fragebögen auch als einen Gesamtüberblick der Haupteigenschaften der Typen nutzen können. Bitte denken Sie bei der Auswertung daran: Wie jeder fragebogenbasierte Persönlichkeitstest, der selbst bearbeitet wird, bildet das Ergebnis lediglich Ihre Selbsteinschätzung ab. Am Ende des Buches finden Sie eine Seite, auf der Sie die Punktzahlen aller neun Typen notieren können und einen Überblick bekommen, mit welchen Typen Sie sich besonders gut identifizieren konnten.

Gruppenzugehörigkeit

Die neun Enneagrammtypen lassen sich drei Gruppen zuordnen, innerhalb derer es eine Grundübereinstimmung gibt. Diese Gruppen sind: Herztypen, Kopftypen, Bauchtypen. Die Typen 1 (Perfektionist), 9 (Vermittler) und 8 (Boss) sind Bauchtypen. Die Typen 2 (Helfer), 3 (Macher) und 4 (Individualist) sind Herztypen. Die Typen 5 (Beobachter), 6 (Skeptiker) und 7 (Optimist) sind Kopftypen. (Abb. 3)

In jeder dieser drei Gruppen sind die Stärken einer der drei Hirnbereiche bzw. Intelligenzzentren besonders ausgeprägt. Das Stammhirn steht für die Bauchenergie und die Bauchtypen, das Mittelhirn für die Herzenergie und die Herztypen und das Großhirn für die Kopfenergie und die Kopftypen.

Das Kern- oder Stammhirn ist der älteste Teil des Gehirns. Es sichert unsere Grundbedürfnisse nach Selbsterhaltung, gibt den Impuls zu den Trieben, zu Nahrung, Lust und Selbstschutz, sorgt für unsere schnelle Orientierung (Angriff oder Flucht) und sichert unsere Position im Territorium. Die Lebensenergie und die Instinkte sind dort angelegt. Bauch-Reaktionen sind impulsiv: Menschen, die „aus dem Bauch heraus handeln“, bleiben ihren inneren Überzeugungen treu und gehen ihrer Intuition nach, sie orientieren sich an sich selbst und daran, was primär ihnen guttut – und zwar unabhängig davon, was andere denken (Thema der Herztypen) oder was sachlich oder logisch ist (Motiv der Kopftypen). Sie richten sich nach ihren eigenen Maßstäben. Das handlungsleitende Gefühl der Bauchtypen (1, 8, 9) ist Wut. Wenn Bauchtypen etwas zuwiderläuft, empfinden sie Wut, auch wenn ihnen das nicht immer anzusehen ist. Bauchtypen haben eine starke Ich- oder Werteorientierung.

Das Mittelhirn verbindet das Stammhirn mit dem Großhirn, es schafft eine Brücke zwischen den grundlegenden und höchsten Funktionen des Gehirns. Die Grundthemen der Herztypen (2, 3, 4) sind Gefühle und zwischenmenschliche Beziehungen. Das handlungsleitende Gefühl der Herztypen ist Scham. Herztypen machen sich ständig Gedanken darum, wie sie bei anderen Menschen ankommen, und wollen ein bestimmtes Bild von sich vermitteln und aufrecht erhalten.


Abb. 3: Die Typen und ihre Gruppenzugehörigkeit

Herztypen beziehen sich auf ihr Gegenüber und haben eine ausgeprägte Du- oder Beziehungsorientierung. Sie sind empfindsam und gefühlsbetont, sie mögen Nähe, suchen Anschluss und Anerkennung von anderen und sind sehr imagebewusst. Daher werden sie auch Imagetypen genannt.

Das Großhirn steht für das logisch-rationale Denken, das Planen, den Sachverstand. Bei den Kopftypen geht es um Sicherheit und Orientierung, sie spüren oft Angst, daher kann man sie auch Angsttypen nennen. Kopftypen (5, 6, 7) betrachten und halten ihre Umgebung gerne mit bzw. auf Abstand.

Kopftypen mögen Objektivität und Sachlichkeit. Sie interessieren sich für Zahlen, Daten, Fakten, sind Denker und Visionäre und haben eine ausgeprägte Es- oder Sachorientierung. Sie wollen Bescheid wissen und ziehen ein sicheres Gefühl aus Wissen, Information und (Gedanken-)Freiheit und Unabhängigkeit.

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