Tod eines Soldaten

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„In zwanzig Minuten geht unser Flug. Besser wir suchen uns einen gemütlichen Platz.“

Die beiden gingen in die Wartehalle und setzten sich auf eine Bank. Der große Holoschirm vor ihnen zeigte die Abflugzeiten an. Matt schaute kurz auf den Schirm, dann holte er sein Handy raus. Er guckte das Ergebnis vom Spiel von gestern Abend nach. Bisher hatte er noch keine Zeit gehabt. Nach kurzer Ladezeit wurde das Ergebniss angezeigt: 27:26 für die Seahawks. Matt musste sich zusammenreißen, um nicht vor Freude loszuschreien.

„Yes, Super Bowl!“, sagte er leise. Zum ersten Mal nach drei Jahren waren die Seahawks wieder im Super Bowl.

„Wer ist drin?“, fragte James überrascht.

„Die Seahawks.“

„Du bist Seahhawksfan?“, fragte er ungläubig.„Aber natürlich.“

„Cool. Ich nicht.“

„Von wem bist du Fan?“

„Niemandem.“

„Na toll. Ein Amerikaner, der kein Football mag“, meinte Matt ironisch.

„Jaja, das kriege ich ständig zu hören“, antwortete James achselzuckend. James wandte sich seinem eigenen Handy zu und beendete damit das Gespräch.

Zwanzig Minuten später bestiegen die beiden ein großräumiges Shuttle und setzten sich auf ihre Plätze. Dann hoben sie ab und ließen Washington hinter sich.

Der Pilot begann nach zwei Stunden mit dem Sinkflug. Unter ihnen tauchte eine riesige künstliche Insel auf. Darauf war eine riesige Stadt von der Größe New Yorks. Viele kleinere Inseln umgaben die Hauptinsel. James starrte gebannt nach draußen. Er hatte noch nie Atlas-City gesehen. Zwischen den Wolkenkratzern konnte man immer mal wieder ein Blick auf das Regierungsgebäude werfen. Es war ein gewaltiges Bauwerk mit einer riesigen Kuppel über dem Sitzungssaal. Nach einigen Minuten Sinkflug landete das Shuttle auf dem größten Raumhafen außerhalb der Stadt. Der Raumhafen lag auf der drittgrößten Insel der Gruppe.

Matt und James verließen das Shuttle über die Gangway und gingen zu der Sicherheit. Die Beamten dort waren total überrascht, zwei IBI-Agenten zu sehen. Zwei Männer führten Matt und James in einen kleinen Besprechungsraum.

„Wie können wir helfen, Sir?“, fragte einer der beiden in dem kleinen Raum.

„Wir benötigen ein Fahrzeug rüber zum UNSC“, sagte Matt.

„Zum UNSC?“, wiederholte der Mann.

„Sind Sie ein Papagei? Natürlich zum UNSC“, antwortete Matt mit aggressivem Unterton.

„Okay, schon klar. Wir werden ihnen ein Skycar zur Verfügung stellen“, sagte der Beamte eingeschüchtert.

„Danke“, sagte Matt erleichtert.

„Das Skycar wird am Frachttor auf Sie warten.“

Matt verließ den Raum ohne ein weiteres Wort. Schnell folgte James ihm. Zielstrebig verließ Matt die riesige Halle auf das Rollfeld und ging zum Frachttor. Gerade fuhren zwei LKW mit großen Containern auf das Gelände. Scheinbar kamen sie aus der Stadt, wo die Frachtshuttles nicht landen konnten.

Die beiden gingen an den LKW vorbei durch das Tor. Ein kleines schwarz weißes Skycar mit Blaulicht stand am Seitenrand. Matt stieg auf der Fahrerseite ein, James auf der Beifahrerseite. Leise sprang der Elektromotor an. Matt startete die Antigravlifte und der Wagen begann zu schweben. Langsam flog der Wagen los und reihte sich in den Strom von anderen Wagen auf der Hauptstraße ein. Matt schaltete das Blaulicht ein und trat auf das Gas. Die Wagen wichen zur Seite aus, als Matt angeschossen kam. Unter ihnen schoß die Asphaltstraße hin, während sie etwa vierzig Meter über ihr flogen. Nach ein paar Kilometern bog Matt nach links ab und hielt auf eine Brücke zu. Kurz vor der Brücke schwebte Matt zu Boden. Ein großes Tor versperrte den Weg. Zwei voll ausgerüstete Soldaten verließen ein kleines Wachhäuschen und kamen auf den Wagen zu.

„Ausweise bitte und den Kofferraum öffnen“, sagte der rechte Soldat. Matt und James holten ihre Ausweise raus und zeigten sie vor.

„Das IBI besucht uns? Wie selten. Würden Sie trotzdem bitte den Kofferraum öffnen.“

Matt öffnete den Kofferraum. Langsam ging die Klappe hoch. Der linke Soldat ging hinter den Wagen und schaute in den Kofferraum. Er nickte, dann startete er eine kleine Scandrohne. Sie flog um den Wagen herum und scannte ihn dabei auf Bomben oder große Waffen.

„Nichts gefunden“, sagte der linke Soldat.

„Alles klar, Sie dürfen weiterfahren.“

Das Tor öffnete sich und Matt fuhr los. Diesmal schwebten sie nur etwa einen halben Meter über dem Boden. Nach kurzer Zeit kamen sie an einem großen Panzertor an. Langsam öffnete es sich. Dahinter lag ein riesiger Fahrzeughangar. Parkplätze für Zivilfahrzeuge befanden sich links vom Panzertor. Dahinter waren Stellplätze für Trucks, Humvees, LAVs und Panzer. Matt parkte den Wagen und stieg aus. Er war überwältigt von der schieren Größe des Hangars. Wie viel das wohl gekostet hat. Und der Steuerzahler musste den Scheiß bezahlen.

Ein kleiner Trupp Soldaten kam auf sie zu. An der Spitze war ein Admiral in weißer Paradeuniform, mehrere Orden zierten seine Brust. Es war ein älterer Mann mit grauem Haar. Er blieb vor Matt stehen.

„Sie sind Special Agent Matteo Credo, richtig?“, fragte der Admiral.

„Ja, der bin ich. Sie sind dann Admiral Baker?“, antwortete Matt.

„Ja, ich dachte, Sie wären zu zweit? Haben Sie ihren anderen Agent ins Wasser geworfen?“, fragte Baker.

Erst jetzt fiel Matt auf, dass James fehlte. Matt schaute sich um und entdeckte James bei einem LAV. Matt winkte ihn zu sich. Sofort lief James zu der kleinen Gruppe.

„Entschuldigung Boss. Ich habe nicht gesehen, dass wir empfangen werden“, sagte James schuldbewusst.

„Beim nächsten Mal einfach gucken.“ Matt hatte das Gefühl, viel zu nachsichtig mit James zu sein.

„Ihr beide seid bestimmt wegen der Akte hier?“, fragte der Admiral.

„Stimmt. Haben Sie schon herausgefunden, welche fehlt?“

„Ja, ich zeige sie Ihnen.“

Baker führte die beiden durch mehrere Gänge in einen Serverraum. Zu Matts Überraschung standen mehrere altmodische Aktenschränke mit Papierakten am hinteren Ende des Raumes. Sie gingen zu den Schränken. Die Soldatengruppe blieb vor dem Raum stehen.

„Alles, was sie jetzt sehen, steht unter höchster Geheimhaltungsstufe. Sie wissen, dass alles in diesem Raum bleibt und nur das, was für die Ermittlung benötigt wird, an den Rest eures Teams weitergegeben werden darf“, klärte Baker sie auf.

„Schon klar“, antwortete James.

Baker zog einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und öffnete eine Schublade des Aktenschrankes.

„Dies sind alle Akten bezüglich Terrorverdächtigen oder Terroristen. Murdocks Akte war auch hier. Bis sie gestern verschwand“, sagte Baker.

„Wer hat alle Zugriff auf die Akten?“, fragte Matt.

„Der gesamte Admiralsstab, die Einheitenführer, und alle Mitarbeiter der Geheimdienste mit einer Freigabestufe sieben“, zählte Baker auf.

„Das grenzt die Verdächtigen ein. Hätte Headburns die Akte nehmen können?“

„Nein, er hatte keine Freigabe.“

„Ist es denkbar, dass Commander Cabot sie ihm gegeben hat?“

„Hören Sie. Jacob ist mein bester Mann. Er hat mehr Leben im dritten Weltkrieg gerettet, als sie jemals werden. Er würde niemals die Menschheit verraten!“, brauste Baker auf.

„War nur eine Vermutung“, versuchte Matt, ihn zu beschwichtigen. „Haben Sie denn eine Liste aller Mitarbeiter mit Zugriff auf die Akten?“

„Tut mir leid, aber das ist eine interne Angelegenheit. Sollten wir etwas Relevantes finden, werdet ihr sofort informiert. Noch Fragen?“

Matt musste seine plötzlich aufkeimende Wut niederkämpfen. Sie wurden schon wieder behindert.

„Nein“, sagte er mit Groll im Unterton.

„Gut, ich muss zu einer wichtigen Besprechung. Sie finden bestimmt alleine raus. Immer der grünen Linie folgen.“

Baker verließ hastig den Raum. Matt und James verließen ihn ebenfalls. Als die beiden außerhalb der Hörweite der Soldaten vor dem Eingang waren, fing James mit einer Vermutung an: „Die scheinen diesen Cabot hier ziemlich in den

Himmel zu loben. Was, wenn er diesen Schutz ausnutzt und geheime Daten verkauft?“

„Das glaube ich eher weniger. Auch wenn ich nichts für das Militär übrig habe, kenne ich Cabot. Als Baker erwähnte, dass der Mann ein Kriegsheld ist, erinnerte ich mich“, sagte Matt.

„Und, wer ist er?“

„Schon einmal vom dunklen Sturm gehört?“

„Ja, er hat doch die SF-1 aus einem Hinterhalt gerettet.“

„Genau der ist Cabot. Durch diese Aktion und der Evakuierung einer ganzen Stadt wurde er quasi zur Legende. Auch wenn ich gehört habe, dass man ihn besser nicht so nennt.“

„Oh. Das heißt, wir arbeiten mit einer Legende zusammen?“

„Ich würde ihn nicht Legende nennen, aber ja.“

„Cool!“ James schien Jacob zu bewundern. Matt hat nichts für ihn übrig.

Die beiden gingen zu ihrem Wagen und verließen die Basis. Die Fahrt durch die Stadt über schwiegen sie. Matt brütete darüber, weshalb Baker sich geweigert hatte, ihnen die Liste zu geben. Bei denen ist doch gewaltig was faul.

Am Raumhafen gaben sie den Wagen zurück und bestiegen das Shuttle. Matt war immer noch in Gedanken und verpasste die Landung in Washington komplett. Erst als James in antippte, schreckte er hoch und merkte, wo sie waren. „Sorry, war in Gedanken“, sagte Matt.

„Worüber hast du nachgedacht?“

„Wieso das UNSC uns nicht die Liste geben will.“

„Ist doch klar. Sie wollen die Identitäten der Personen geheim halten. Ich bezweifle sogar, dass wir überhaupt erfahren werden, wer die undichte Stelle war.“

„Da kannst du sogar recht haben.“

Sie verließen das Gebäude und gingen zum Parkplatz. Plötzlich klingelte Matts Handy. Er holte es raus und nahm den Anruf an. Ein Hologramm von Ivory erschien vor ihm. James stellte sich sofort neben ihn.

„Wir haben den Attentäter ausfindig gemacht. Er war auf mehreren Überwachungsvideos zu sehen.“

„Okay, wo wohnt er?“

„2025 Martin Luther King Jr Ave, ein Einsatzkommando ist schon unterwegs.“

 

„Sind schon unterwegs.“

Matt sprang in das Auto. James stieg auch ein. Sofort raste Matt los und schaltete sein Blaulicht und Sirene ein.

„Wo hast du eigentlich fahren gelernt?“, fragte James, als Matt um eine Kurve ballerte.

„Auf einem leeren Parkplatz“, meinte Matt schulterzuckend.

„Sehr witzig.“ James hielt sich krampfhaft fest.

Erde 7.2.2209

Martin Luther King Jr Ave, Washington D.C. 16:43 EZ

Nach zehn Minuten Raserei und etwa hundert Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens kamen sie am Haus an. Es lag direkt neben dem Sozialamt. Matt parkte den Wagen und stieg aus. James stieg ebenfalls aus und ging zu dem Kofferraum. Matt öffneten ihn von vorne aus.

James pfiff anerkennend, als er sah, was drin war.

„Du hast ja ein ganzes Waffenlager“, rief er.

„Ist ja auch mein Dienstwagen.“

Matt ging ebenfalls zum Kofferraum. Dort lagen mehrere Splitterschutzwesten und zwei halbautomatische MP vom Typ Siccaro. Schnell zogen sich die beiden eine Weste über. Matt schnappte sich die MP und lehnte sich an den

Wagen. Die beiden warteten auf das Einsatzkommando.

Nach kurzer Zeit hörten sie einen Polizeigleiter näherkommen. Er war größer als die normalen Skycars und fasste ein ganzes Einsatzkommando. Er war vergleichbar mit den alten Helikoptern. Der Gleiter landete neben dem Wagen. Sechs voll bewaffnete SWAT-Mitglieder verließen das Gefährt. Der Kommandant kam sofort auf Matt zu.

„Sie haben hier das Sagen?“, fragte er.

„Ja, ihre Jungs werden das Gebäude umstellen. Mein Partner und ich werden freundlich anklopfen und ihn festnehmen. Wenn er sich nach einer Minute nicht meldet, stürmt ihr. Verstanden?“, erklärte Matt seinen provisorischen Plan.

„Alles klar. Bewegt euch!“, rief der Kommandant. Sofort rannten die Polizisten los und umstellten das Gebäude. Matt und James gingen zu der Haustür und klopften an.

„IBI, kommen Sie mit erhobenen Händen raus!“, rief Matt.

Man hörte rumpeln im Haus, aber niemand machte die Tür auf. Matt schaute auf seine Armbanduhr. Die Minute war gleich vorbei.

„LETZTE CHANCE!“, schrie er. Immer noch nichts passierte.

Die Minute war vorbei.

„Zugriff!“, befahl der Kommandant. Sofort rannten die Polizisten los und stürmten durch die Fenster. Das Geräusch splitternden Glases war zu hören. Dann gab er mehrere kleine Explosionen, Gewehrfeuer war zu hören. Matt wollte gerade die Tür eintreten, als sie ihn traf. Rückwärts stürzte er zu Boden, und riss James mit. Bevor er aufspringen konnte, rannte der Attentäter mit einem Bogen in der Hand raus. Er hatte eine vollständige Körperpanzerung an. Schnell rappelte Matt sich auf und eröffnete das Feuer auf den Flüchtigen. Doch die Kugeln prallten nutzlos ab. Im Rennen drehte sich der Attentäter um und zogen den Compound aus. Er ließ den Pfeil fliegen. Ein schrilles Pfeifen erfüllte die Straße, Sekunden später durchzuckte ein stechender Schmerz Matt. Der Pfeil war durch seine rechte Brust gegangen. Blut lief aus Wunde. Matt sank zu Boden, vor Schmerz konnte er kaum noch klar denken.

Jetzt ist es aus!, dachte er nur noch.

„Wir brauchen sofort einen Krankenwagen!“, schrie einer der Polizisten. Matt hörte es, als wäre

Watte in seinen Ohren. Langsam verschwamm seine Sicht. James stürzte zu ihm.

„Boss, du wirst das schaffen! Stirb mir jetzt nicht weg!“, sagte er verzweifelt. Tränen liefen über seine Wange.

„Lasst mich durch, ich kann ihn retten!“, hörte er plötzlich eine weibliche Stimme. Er versuchte herauszufinden, woher sie kam. Er sah eine junge, rothaarige Frau, die von einem der Polizisten aufgehalten wurde. Entschlossen stieß sie den Mann weg und stürzte zu Matt.

„Eine Kompresse und einen Verband! Wir müssen die Blutung stoppen! Schnell!“

Sie gestikulierte wild.

„Das wird jetzt wehtun“, sagte sie einfühlsam.

Mit einer gekonnten Bewegung brach sie den Pfeil ab. Eine Schmerzwelle schoss durch seinen Körper.

„Sie haben Glück, der Pfeil ist von einer Rippe gestoppt worden.“

Glück? Wie kann das Glück sein?

„Ich brauche welche, die vorne mit einer Kompresse draufhalten. Ich werde den Pfeil jetzt ziehen.“

„Ist das denn klug?“, fragte James.

„Nein, aber ihn drin lassen auch nicht.“

„Okay.“

James nahm eine Kompresse und hielt sie neben den Pfeil. Dann packte die mysteriöse Frau den Pfeil.

„Das wird jetzt richtig wehtun. Ich zähle bis drei. Eins-Drei!“

Sofort zog sie den Pfeil. Ein ungeheurer Schmerz durchzuckte Matt. Er schrie auf. Du wolltest bis drei zählen!

Sofort drückte James die Kompresse drauf. Endlich glitt Matt in die Dunkelheit der Bewusstlosigkeit ab. Augenblicklich ließ der Schmerz nach.

Erde 7.2.2209

Dantiustower, Boston 19:34 EZ

Jacob Cabot

Der Falcon schwebte dicht über dem Dantiustower, einem Wolkenkratzer der gerade gebaut wurde. Ich entsicherte meine Impact und machte mich bereit. In dreißig Sekunden wären die Scharfschützen auf Position und die Operation würde beginnen. Wir hatten einen Tipp bekommen, dass Murdock sich in dem Rohbau verstecken würde. Eine kleine Drohne hatte es vor zehn Minuten bestätigt. Sofort waren wir in das Zentrum von Boston geflogen und hatten die Scharfschützen auf den umliegenden Häusern abgesetzt. Unter uns lief das normale Leben der Einwohner ab. Keiner hatte auch nur eine Ahnung, was sich in fünfhundert Metern Höhe abspielte.

„Bereitmachen!“, rief ich. Die restlichen fünf Soldaten entsicherten ihre Sturmgewehre und klinkten sich in ihre Seile ein. Nur ich nicht. Ich würde mit meiner Predator One, einer schweren Kampfrüstung, direkt auf das Gebäude springen. Ein Jetpack würde meinen Sturz abfangen. Da ich ein Klon war, konnte ich die Predator tragen. „Shadow One auf Position!“, funkte eines der Scharfschützenteams.

„Schadow Two ebenfalls!“

„Shadow Three auch!“

Ich atmete tief durch.

„Auf in die Hölle!“, befahl ich. Sofort sprangen die Soldaten raus und seilten sich ab. Sekunden später sprang auch ich ab. Im Fallen überholte ich die Soldaten und war innerhalb von Sekunden unten. Kurz vor dem Boden zündete ich den Jetpack und landete weich. Nur etwas später trafen die Soldaten ein. Sie klinkten sich aus und stellten sich neben dem Treppenhaus auf.

„Shadow One, wie sieht´s aus?“, fragte ich.

„Ziel ist immer noch zwei Stockwerke tiefer, bewegt sich nicht.“

„Okay, los, los, los!“

Der Trupp rannte die Treppe runter, die Waffen im Anschlag. Es waren keine Wachen auf dem Weg, keine Geschütze oder sonst irgendeine Verteidigungsmaßnahme.

„Vorsicht Storm, mehrere Wache kommen direkt auf euch zu!“

Sofort blieb der Trupp stehen. Aus einem Seitengang kamen vier Wachen mit leichter Panzerung. Bevor sie merkten, was los war, hatten sie Löcher im Kopf. Tot sanken sie zu Boden. Niemand gab auch nur ein Geräusch von sich. Sofort stürmten wir weiter und kam im besagten Stockwerk an. Murdock war nicht mehr weit. Eine Tür versperrte unseren Weg.

„Shadow, seht ihr etwas? Irgendwelche Wachen?“

„Negativ.“

Die Soldaten verteilten sich um die Tür. Ich stellte mich vor sie und zog eine Blendgranate. Dann öffnete ich leise die Tür und warf die Granate.

Nach drei Sekunden stürmten wir in den Raum. Auf dem Boden lag ein Arcarianer der sich seine Hände dort hinpresste, wo Ohren sein sollten. Sofort umstellten wir den Kerl und richteten die Gewehre auf ihn. Ich riss ihn auf die Beine und fesselte seine Hände auf dem Rücken.

„Du hast das Recht zu schweigen, alles was du sagst, kann und wird vor Gericht gegen dich verwendet werden. Du hast das Recht auf einen Anwalt. Solltest du dir keinen leisten, wird dir einer vom Gericht gestellt“, sagte ich mit Genugtuung. Seit zwei Monaten jagten wir ihn und er hatte meinen besten Aufklärer umgebracht. Am liebsten würde ich ihm eine reinhauen, doch ich konnte mich zurückhalten.

„Abzug, wir haben ihn!“, befahl ich.

Wir brachten Murdock zurück in den Falcon und sammelten danach die Scharfschützen ein. Dann ließen wir die Stadt hinter uns. Niemand würde herausfinden, was gerade passiert war. Kein Blut, keine Leichen, nicht einmal Patronenhülsen würden zurückbleiben.

Ich schaute zu Murdock, der zusammengesunken mir gegenüber saß und auf den Boden starrte. Der

Arcarianer kam mir überhaupt nicht wie ein Terrorist vor.

„Wer war dein Auftraggeber?“, fragt ich daher scharf. Ich bezweifelte stark, dass Murdock alleine arbeitete.

„Ihr werdet ihn nicht aufhalten“, sagte Murdock. „Er ist mächtig, als ihr denkt. Sein Name ist Moriarty!“

Erde 8.2.2209

Howard University Hospital 7:42 EZ

Matteo Credo

Langsam wachte Matt auf. Eine helle Lampe blendete ihn, also kniff er die Augen zusammen. Nach einer Ewigkeit hatte er sich an die Helligkeit gewöhnt. Vorsichtig schaute er sich um. Neben ihm standen mehrere Apparate, welche seine Lebensfunktionen überwachten. Matt fiel auf, dass er an einen Tropf angeschlossen war. Er versuchte, sich aufzusetzen. Ein stechender Schmerz schoss plötzlich seine Brust herauf. Er schrie auf und ließ sich auf das Kissen zurückfallen. Das hatte ich ja ganz vergessen.

Eine junge Frau betrat sein Zimmer. Matt sah sie aus den Augenwinkeln. Sie war schlank, hübsch und hatte feuerrotes Haar. Matt überlegte, woher er sie kannte. Da fiel es ihm ein.

„Bist du nicht die, die mir das Leben gerettet hat?“, krächzte er.

Erschrocken drehte die Frau sich um. „Doktor, der Agent ist wach!“, rief sie.

„Ohh, nicht so laut! Mein Schädel dröhnt!“, beschwerte Matt sich.

Ein Doktor im langen, weißen Kittel kam in das Zimmer gestürmt. Er stellte sich neben das Bett und überprüfte die Geräte und den Tropf. Dann wandte er sich Matt zu.

„Sie haben verdammt Glück gehabt“, sagte er leise. Wenigstens einer, der Rücksicht auf mich nimmt, dachte Matt mürrisch.

„Wenn Ms. Cook nicht gewesen wäre, wären sie allem Anschein nach an einer Vergiftung gestorben. Sie verdanken ihr Ihr Leben.“

Matt sah zu Ms. Cook rüber und lächelte schwach. Sie errötete.

„Der Pfeil blieb in ihrer Rippe stecken und hat sie angebrochen. Es lief viel Blut aus der Wunde, aber wäre der Pfeil nicht herausgezogen worden, hätte er sie vergiftet. Am besten ruhen Sie sich jetzt weiter aus. Sie werden die nächsten vier Tage im Bett bleiben müssen. Danach dürfen Sie für zwei Monate nur noch eingeschränkt arbeiten.“

Der Doktor verschwand wieder. Stattdessen setzte sich die Rothaarige auf das Bett.

„Hast du auch einen Vornamen?“, fragte Matt vorsichtig.

„Ja.“

„Kannst du ihn mir sagen?“

„Ich kann ihn dir schon sagen. Aber will ich das?“

Diese Frau hatte eine seltsame Art von Humor.

„Würdest du ihn mir sagen?“

„Klar. Ich heiße Ashley.“

„Danke, ich heiße Matteo Credo“, sagte Matt. Er sah ein kurzes Lächeln in Ashleys Gesicht. „Denk nicht mal dran!“, sagte er deshalb schnell.

„Woher weißt du, was ich sagen wollte?“, fragte Ashley überrascht.

„Wenn man sich seit zwanzig Jahren immer denselben Witz anhört, weiß man, wann einer den bringen will.“

Ashley blieb kurz sitzen, dann stand sie auf. „Ich muss zu meiner Vorlesung.“

„Du bist Professorin?“, fragte Matt überrascht

„Danke für das Kompliment. Nein, ich studiere noch. Medizin im zweiten Semester.“

Ashley ging zur Tür.

„Warte!“, rief Matt. Eigentlich krächzte er mehr. „Kann ich dich auf einen Kaffee einladen, wenn ich aus dem Krankenhaus raus bin?“

Was machst du da?, fragte er sich selbst.

„Klar“, sagte sie und verschwand.

Zwei Minuten später betrat sein Team den Raum. „Morgen Boss. Gut geschlafen?“, fragte James.„Absolut. Aber schrei nicht so. Mein Kopf fühlt sich an, als würde er gleich explodieren.“

„Wir haben uns echt Sorgen gemacht. Die Ärzte sagen, du hast Glück gehabt. Wäre Ashley nicht gewesen, wärst du gestorben“, sagte Ivory.

„Ach, dir hat sie ihren Vornamen gesagt?“, fragte Matt beleidigt.

„Jaaa, dir etwa nicht?“, fragte sie überrascht.

„Ich musste ihr den Namen aus der Nase ziehen. Noch nie jemanden gehabt, der so penibel auf die Fragestellung achtet“, meinte Matt.

„Doch, dich“, warf Michael ein.

Matt ließ sich in sein Kissen sinken. Auch er achtete bei persönlichen Fragen auf die Fragestellung.

„War ja klar, dass das wieder auf mich zurückfällt.“

James zog einen Stuhl dicht an das Bett heran und setzte sich hin. Die anderen tat es ihm nach.

„Jetzt mal ganz unter uns“, sagte James. „Ashley ist ja wirklich heiß. Ich würde freiwillig in den nächsten Pfeil springen, um von ihr gerettet zu werden.“

„Jetzt unterstell mir hier nichts“, sagte Matt. Er boxte James in den Arm, bereute es aber sofort wieder.

 

„Scheiß Wunde!“, fluchte er.

„Wir haben mitbekommen, wie du sie auf einen Kaffee eingeladen hast“, sagte Michael.

„Ihr habt mich belauscht! Außerdem war das nur eine Geste der Freundlichkeit. Schließlich hat sie mir das Leben gerettet“, beschwerte Matt sich.

„Schon klar.“

„Was macht der Fall?“, fragte Matt, um vom Thema abzulenken.

„Superman hat Murdock geschnappt“, sagte Michael.

„Wer ist Superman?“, fragte Matt. „Doch wohl nicht der Comicheld.“

„Nein, Michael nennt Lieutnant Commander Cabot so. Seine Einheit hat ihn in Boston im Dantiustower geschnappt“, erklärte Ivory.

„Endlich mal was Gutes. Hat er schon was gesagt?“

„Nur, dass sein Boss Moriarty heißt.“

„Moriarty. Interessant. Er hat sich nach dem Widersacher aus Sherlock Holmes benannt. Vielleicht sollte ich zu den Reichenbachfällen reisen“, sagte Matt mehr zu sich selbst. James sah ihn fragend an.

„Dort hat Sherlock Moriarty getötet und seinen eigenen Tod vorgetäuscht. Du solltest mal mehr klassische Literatur lesen.“

„Nein, danke“, sagte James.

Die drei erhoben sich.

„Wir müssen los. Es steht eine Razzia bei der Pfeilfabrik bevor und wir werden ganz viele Zeugen verhören müssen. Unter anderem Ashley“, sagte Ivory. Sie zwinkerte im zu.

„Ist nicht wahr“, murmelte Matt.

Er versuchte, einzuschlafen.

Die nächsten vier Tage verliefen ereignislos. Die Razzia brachte keine neuen Erkenntnisse. Auch blieb Haythem verschwunden. Wahrscheinlich war längst in einem der gesetzlosen Systeme am äußeren Rand der Galaxie. Der Arzt checkte Matt nach den vier Tagen durch und entließ ihn. Matt trug einen Verband um die Brust und humpelte, um die Belastung auf die Brust zu verringern.

Ivory holte ihn am Krankenhaus ab und fuhr ihn mit ihrem Gleiter nach Hause. Dort zog er sich frische Kleidung an und fuhr mit Ivory ins Büro. Dort wurde er freudig empfangen. Sogar sein Captain Msubarra ließ sich blicken. Er stand auf der Galarie und nickte Matt zu. Sofort ringten sich um ihn die Agents aus allen anderen Abteilungen und wollten wissen, was passiert sei.

Matt winkte ab und drängte sich durch die Menge zu dem Aufzug. Dort angekommen, atmete er tief durch.

„Meine Güte, was wird man berühmt, wenn man angeschossen wird“, sagte Matt.

„Was hast du gedacht?“, fragte Ivory, die neben ihm im Aufzug war.

„Weiß nicht. Weniger Aufmerksamkeit?“

„Du lebst in einer komischen Welt“, meinte Ivory.

Der Fahrstuhl hielt. Schnellen Schrittes, soweit es die Verletzung zuließ, ging Matt in sein Büro.

Dort hing eine Girlande mit dem Schriftzug Willkommen zurück, Boss! über der Tür. Matt war das zu viel der Aufmerksamkeit.

„Wieso habt ihr das gemacht?“, fragte Matt und deutete auf die Girlande.

„Ich dachte, es würde dir gefallen“, sagte James etwas beleidigt.

Offenbar hat Matt es eine Spur zu scharf gesagt.

„Sorry, war nicht so gemeint. Ich kann nur die ganze Aufmerksamkeit nicht ertragen.“ Matt hob entschuldigend die Schultern.

„Schon gut. Setz dich“, sagte Michael.

Matt setzte sich in seinen Sessel und starrte auf den Holoschirm. Dort war das Bild von Haythem zu sehen, mit dem Hinweis WANTED versehen.

Das ist der Bastard, der mir das angetan hat.

„Was gibt es Neues?“, fragte er, um sich abzulenken.

„Nichts. Die heißeste Spur, die wir haben, ist Murdock. Aber den hat das UNSC und der schweigt wie ein Grab. Wie das Grab eines Stummen wohlgemerkt“, sagte Ivory.

„Vielleicht sollte ich ihn mit Cabot verhören“, sagte Matt.

„Viel Glück. Das UNSC stellt sich mal wieder quer“, sagte Michael.

Matt nahm das Telefon und wählte die Nummer von Jacob.

Nach einiger Zeit ging er ran.

„Wo hast du Nummer her?“, fragte Jacob sofort.

„Telefonbuch. Interessant was da so alles drin steht, nicht?“

„Sehr witzig. Diese Nummer kennen nur sieben Leute“, antwortete Jacob gereizt.

„Jetzt sind es acht.“

„Was willst du?“

„Murdock verhören.“

„Wieso?“

„Weil er Teil des Mordfalls ist.“

„Ich dachte, es ist ein Terrorfall.“

„Hast du hinterm Mond gelebt?“, fragte Matt ebenfalls gereizt. „Haythem hat auf mich geschossen und Murdock ist die einzige Spur zu ihm.“

„Wowowow. Nicht so schnell. Wer ist Haythem? Und wieso schießt er auf dich?“

„Du hast also hinter´m Mond gelebt“, stellte Matt fest.

„Hey, ich komme gerade von einem Einsatz aus dem äußeren Rand zurück. Da gibt es keine Verbindung. Und ich werde wohl kaum über den Verbleib eines Ermittlers informiert.“

Matt überging den Seitenhieb und fuhr fort: „Haythem ist der Mörder von Sergeant Headburns. Wir wollten ihn stellen, aber er ist entkommen und hat mir bei der Flucht eine große Schramme mit seinem Bogen beigebracht. Zum Glück war Ashley Cook da und hat mich gerettet, sonst wäre ich tot.“

Eine kurze Stille entstand.

„Kennst du Ashley?“, fragte Matt.

„Nein, ich dachte nur, dass mir der Name irgendwie bekannt vorkommt“, antwortete Jacob nachdenklich.

„Wie dem auch sei. Was ist jetzt mit dem Verhör?“

„Nur, wenn ich dabei bin.“

„Schon klar. In drei Stunden bin ich in Atlas-City.“

„Okay, ich werde dich erwarten.“

Matt legte auf. Ungläubig starrten ihn seine Teamkollegen an.

„Was guckt ihr so?“

„Wir haben seit Tagen versucht, ihn verhören zu dürfen.“

„Man muss die richtigen Leute anrufen. Über die offiziellen Kanäle wird das nie was“, sagte Matt.

„Wo hast du die Nummer von Jacob her?“, fragte Ivory.

„War nicht schwer. Der Mann ist ein Klon, von daher lag der Verdacht nahe, dass seine Nummer aus der Vorwahl des UNSC und seiner Kennung zusammensetzte. Habs ausprobiert und es hat geklappt.“

Matt stand auf und ging zur Tür.

„Ivory, du kommst mit.“

„Schon unterwegs.“

Ivory schnappte sich ihren Rucksack und die Schlüssel für den Wagen und folgte Matt.

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