Read the book: «Die Erleuchtung und ich»

Font:

Ruth Josiane Dridi

Die Erleuchtung und ich

Anna will sich selbst verwirklichen

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

1. So bin ich nun mal

2.Der Sinn des Lebens

3.Erleuchtung “to go”

4. Die Erleuchtung muss warten

5. Gewaltfreie Kommunikation

6. Die Bedürfnispyramide und ich

7. Ich motiviere mich rauf und runter

8. Motivation ohne Ende

9. Das innere Kind

10. Das innere Kind trägt Früchte

11. Der Tag danach

12. bestrippt

13. Herr Brecht muss weg

Impressum neobooks

1. So bin ich nun mal

Hallo, lieber Leser herzlich Willkommen in meinem Leben. Erst einmal befinden Sie sich, in meinem Kopf.. also- in meiner Gedankenwelt, sozusagen. Eines Tages.werde ich ein Buch schreiben. Die Zeit dafür ist aber noch nicht reif. Bis es soweit ist, stelle ich mir einfach vor, mein Leben wäre ein Roman, oder ein Drama..Naja, bisher ist es meist eher eine Komödie, aber bestimmt wird noch ein Roman daraus. Ich bin 28 Jahre alt und hungrig auf das Leben. Bisher war mein Leben so aufregend wie das von “Egon”, dem Goldfisch, meiner Oma. Ich bin am 13, April 1990 geboren. Jaaa, ich weiss. die 13 ist eine Unglückszahl. Vielleicht liegt es daran, dass ich so schusselig bin. Meine Eltern gaben mir dann auch noch den unspektakulären Namen: “Anna”. Lieber hätte ich einen französischen Namen gehabt, so wie Sophie, Anais, oder so ähnlich… da schwingt schon jede Menge Erotik im Namen mit. Oft stelle ich mir vor, was für ein tolles Liebesleben ich hätte, mit dem Namen Anais. Ich hätte Liebhaber ohne Ende und mein Liebesleben würde selbst den erotischen Liebesroman “fifty´shades of grey”, in den Schatten stellen.

Noch bin ich die Durchschnitts-Anna. 164 cm groß, 52 kg schwer, mit dunkel-blonden halblangen Haaren, die ich kaum bändigen kann und braunen Bambi-Augen. So bin ich nun mal. Das wird sich aber ändern.

Ich will mich neu entdecken - neu erfinden sozusagen.

Da muss es doch noch mehr geben, als meine Arbeit am Empfang eines Maschinenherstellers. Materiell gesehen, habe ich, was ich brauche. Da sind meine süsse kleine Wohnung und mein kleiner Fiat Panda. Gemäss der Bedürfnispyramide nach Maslow,sorgt sich der Mensch zuerst, um sein Grund- und Existenzbedürfnis. Danach braucht er Sicherheit und soziale Kontakte und wenn diese Bedürfnisse erfüllt sind, sehnt er sich nach Anerkennung und Wertschätzung. Ich denke, das habe ich soweit alles. Darum bin ich nun bereit für das, was ganz oben an der Pyramide steht. Das wäre die Selbstverwirklichung, die man anstrebt, wenn man sonst alles hat. Mein großes Ziel für das Jahr 2019 ist, mein besseres “Ich” zu finden und mein Potential zu entdecken. Ja, das klingt gut.

2.Der Sinn des Lebens

Ich frage mich, wo meine Lebensreise hingehen soll. Was ist der tiefe Sinn im Leben und wo finde ich den ? Gestern stöberte ich in meiner Lieblingsbuchhandlung um die Ecke, und stieß auf ein paar sehr interessante Bücher.. Ein Buchtitel lautete: “Erleuchtung für jedermann”. Die Autorin des Buches gibt auch Kurse in Zürich. Sie heisst: Shakti Amrhein. Heute Abend werde ich mit meiner Freundin, Barbara, einen ihrer Kurse besuchen.

In ihrem Buch habe ich gelesen, dass es nun für jeden möglich sei, in Kürze, die Erleuchtung zu erreichen. Sie beschrieb diesen Zustand als “ein ewiges Sein in der bedingungslosen Liebe”. Klingt das nicht schön ? Vermutlich ist der Sinn unseres Lebens, dass wir diesen Zustand der bedingungslosen Liebe erreichen.

Auf den ersten Seiten des Buches beschreibt Shakti, dass man “über den Dingen steht”, wenn man den Zustand der Erleuchtung erreicht hat. Diesen befreiten Zustand könne man im Alltag nutzen. Statt sich zu ärgern, könne man einfach im tiefen inneren Frieden ruhen. Shakti erzählt auch, dass sie zuvor eine meist schlecht gelaunte Hausfrau und Mutter war, die ihren Beruf als Krankenschwester, aufgegeben hatte, um sich ganz der Erziehung ihrer 3 Kinder zu widmen. Täglich war sie genervt über die Unordnung, die die Kinder gemacht hatten, ihre Schwiegermutter, die unangemeldet kam und sie kritisierte und die Katze, die liebend gerne ihr Geschäft auf dem Teppich im Wohnzimmer verrichtete. Dann besuchte sie ein Seminar beim Guru “Sri Nythianandana” und dort fand sie inneren Frieden. Seither ärgert sie sich weder über ihre Kinder, die Katze noch über die Schwiegermutter. Dieses Bewusstsein will ich auch erreichen.

3.Erleuchtung “to go”

“Komm, wir müssen uns beeilen, die haben bestimmt schon angefangen:” Meine Freundin, Barbara, steht schon an der Eingangstür zum Seminarraum. Etwas ausserhalb von Zürich hatten sich ein paar Leute, die Therapien, Massagen und Beratungen an boten, ein paar Wohnungen gemietet. In einer Wohnung im 2, Stock, hatte sich Shakti einen Raum gemietet um Seminare abzuhalten. Meine Freundin, Barbara, kenne ich schon aus Kindertagen. Sie ist

eine Frau, die stets einen kühlen Kopf bewahrt. Ihr blond gewelltes Haar geht bis zu ihrem Kinn. Sie hat eine Topfigur, stellt ihren Körper aber nicht zur Schau. Sie kleidet sich gerne dezent. Mir gefällt an ihr, dass sie stets offen ist für Neues.Wann immer ich eine neue Idee habe, rufe ich Barbara an und frage, ob sie mitkommt. Da sie viel organisierter und korrekter ist, als ich, möchte sie auf keinen Fall zu spät kommen. Ich hechele die letzten Stufen die Treppe hoch und als ich auch bei der Tür angekommen bin, klopfen wir und treten etwas verlegen ein. Alle Teilnehmer scheinen schon da zu sein. Es ist eine überschaubare Menge an Leuten, die sich anscheinend auch auf den Pfad der Erleuchtung begeben haben. Ein Grüppchen von 8 Teilnehmern, sitzt auf gelben, orangenen, roten und grünen Meditationskissen am Boden. Der Raum ist ,nach indischem Vorbild, in warmen rot- und orange- Tönen eingerichtet. Alle Augenpaare sind nun auf uns gerichtet.

Shakti erhebt sich und kommt zu uns. “Schön, dass ihr gekommen seid.” begrüßt sie uns, Sie legt ihre beiden Handflächen, wie zum Beten aufeinander und entbietet uns den indischen Gruß “Namaste”, was so viel heisst wie; “Ehrerbietung dir.” aber auch;” ich grüsse das Göttliche in dir”. Shakti ist eine schlanke, elegant wirkende Frau mit langem dunkelbraunem Haar, das bis über ihre Schultern reicht. Mit einer eleganten Handbewegung, weist sie uns 2 Plätze auf den Meditationskissen zu. Sie trägt so eine Art “Sari”, ein indisches Kleid in orange. Eingefasst ist das Kleid aussenrum mit einem lila Band. Grazil scheint sie zu ihrem Meditationskissen hin zu schweben. Sie sitzt nun mit dem Rücken zur Wand, ganz vorne zu uns gewandt. Neben ihr thront ihr Guru, der Inder “Sri Nythianandana”. Ich erkenne ihn wieder, da er mit Shakti auf ihrem Buchcover abgebildet war. Er trägt ein dunkelrotes indisches Gewand, das mit einem orangenen Band eingefasst ist. Der Turban auf seinem Kopf ist ebenfalls in dunkelrot gehalten. Der dunkle Bart verleiht seinem Gesicht mehr Kontur, da es sonst eher rundlich ist. Shakti ergreift das Wort: “ Ich begrüsse euch alle gaaaaanz herzlich zu diesem spannenden Abend mit meinem Guru Sri Nythianandana.” . Ich sitze auf meinem Meditationskissen und versuche meine Beine in den Schneidersitz zu zwängen. Die Zuhörer-Gruppe, bestehend aus 5 Frauen und 3 Männern. sitzt im Halbkreis vor den beiden Vortragenden.

Shakti erklärt uns, dass ihr Guru nun in Englisch zu uns sprechen wird. Sie wird alles was er sagt, ins Deutsche übersetzen. Der Guru schaut ruhig in die Runde. lächelt und fängt an zu sprechen. In bestem Bollywood Englisch begrüsst er uns. Mir fällt das rollende “r” auf, das jeder Inder hat, der Englisch redet. Zudem betont er jedes “t” ganz stark. Sri Nythianandana spricht von verschiedenen Bewusstseinszuständen,. Wir haben während des Schlafes keine Gedanken, erklärt er uns. Im Wachzustand haben wir ständig Gedanken und dann gibt es da diesen Zustand in dem man bewusst sei, aber ohne Gedanken zu haben. Inzwischen fühle ich mich, als wäre ich in einem Bollywood Film. “Ob der Guru wohl gleich aufsteht und anfängt zu tanzen ?” frage ich mich. Ich fokussiere mich auf seine rollenden “r”s und die hart ausgesprochenen “t”s, während er in seinem indisch - englischen Akzent weiter spricht.. “Da- wieder ein rollendes “r”.denke ich. Bei jedem seiner rollenden “r”s, höre ich so eine Art Klingeln im Kopf, wie von einer alten Registrierkasse. Nach weiteren 40ig gerollten “r”s. werden wir aufgefordert zu meditieren.

“Wir versuchen nun während der Meditation unsere Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen.” flötet Shakti. “Lasst jeden Gedanken, der aufkommt, einfach weiter ziehen,” rät sie uns.

Nun gut- motiviert drücke ich meinen Hintern etwas mehr ins Meditations-kissen. Im Schneidersitz und mit geschlossenen Augen, versuche ich nun einen leeren Geist zu bekommen. Ich sitze da und begebe mich ganz und gar in meinen Verstand.. Lieber Leser, nun da wir so schön in meiner Gedankenwelt zusammen sitzen, darf ich Ihnen noch ein paar Bekannte vorstellen ? Zu meiner Linken befindet sich, Herr Brecht, er fungiert in meinem Verstand,als innerer Kritiker. Herr Brecht war mal mein Lehrer in der Oberstufe. Er war ein älterer Mann, der nur noch auf seine Pension zu warten schien. Schon vor langer Zeit, hatte er es aufgegeben, der “heutigen Jugend” noch “Disziplin und Ordnung”, beibringen zu können. Aus seinem Frust heraus, kritisierte er uns ständig., Herr Brecht wohnt nun als “innerer Kritiker” in meinem Geist.. Immer wenn ich eine tolle Idee habe, warnt er mich, weil ich mich sonst damit ins Unglück stürzen könnte. Man sagt, jeder habe auch sein “inneres Kind”. Das Kind da drüben, das schmollend auf dem Boden sitzt, ist zwar da, aber auf keinen Fall ist das “mein inneres Kind”. Dieses Gör ist ziemlich verwöhnt und ständig nörgelt es. Ausserdem liebt es “fast food”, denn es ist zu dick.

Besonders hübsch ist es auch nicht. Der runde Kopf scheint viel zu groß zu sein, verglichen zu dem leicht untersetzten Körperbau. Die Frisur, die das Mädchen trägt erinnert an einen Topfschnitt. Die Göre ist auch ziemlich frech. Die nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie heißt Franziska. Wir nennen Sie Fränzi. Da ist zum Glück noch das engelsgleiche Wesen mit dem schönen Namen Sophia. Sie ist eine sehr weise, gütige und freundliche Dame. Ihr weißes Haar verleiht ihr eine spezielle Art von Würde. Immer zu lächelt sie und gibt mir gute Ratschläge. Gegenüber von mir sitzt Conny. Gerne kleidet sie sich sexy. Meist sind ihre Röcke viel zu kurz und ihr Ausschnitt viel zu tief. Sie ist schlampig, faul und sie liebt das wilde Leben. Am liebsten schläft sie bis Mittags und abends geht sie gern feiern. Ständig will sie mich dazu überreden, es ihr gleich zu tun. So sitzen wir nun da, lieber Leser und versuchen, keine Gedanken aufkommen zu lassen. “Da, ist ein Gedanke”, schreit die Göre Fränzi. “Gar nicht wahr, da war nichts.” entgegne ich. “ Doch da hinten ist der Gedanke, du hast an einen rosa Elefanten gedacht.” schreit Fränzi. Tatsächlich, da steht ein rosaroter Elefant in der linken Ecke. Er trägt himmelblaue Plüschpantoffeln. Darum habe ich ihn wohl nicht gehört. “Man wie laaaangweilig.” ächzt Conny. Sie hängt schlaff in ihrem Stuhl und feilt an ihren Fingernägeln. “Kannst du nicht mal wenigstens an etwas Versautes denken ?” “Erinnerst du dich noch an den Sexfilm den du geguckt hast ?” “Denk doch mal an sowas “ flaxt Conny.

Ich entgegne mit hochrotem Kopf: “Ich schau mir doch keine Sexfilme an, wie kommst du denn auf sowas..” “Du leidest wohl an Alzheimer. Den Film haben wir doch zusammen geguckt.. er hieß irgendwas mit “Bumsfallera”, sinniert Conny. “Das war letzten Freitag ganz spät abends. Die anderen hier haben alle schon geschlafen.”, ergänzt sie.

“Ich bitte sie, meine Damen, hier ist auch noch ein Kind.” raunzt Herr Brecht.

Fränzi weint und schreit: “Ich will keinen rosaroten Elefanten haben.” “Rosa ist eine doofe Farbe. “Liebes, wie geht es eigentlich deinen Beinen, wenn du im Schneidersitz bist ?” säuselt Sophia. “Ach du meine Güte - meine Beine” “Ich spüre meine Beine nicht mehr” rufe ich panisch. Alle Meditierenden werden durch meinen Ausruf aus ihrer inneren Einkehr gerissen. Sie schauen mich teils genervt, teils mitleidig an. Ich lächle verlegen und entschuldige mich. Dann versuche ich meine Beine zu strecken, um zu sehen, ob da noch Leben drin ist. Nachdem ich sie ein wenig aus geschüttelt habe, begebe ich mich erneut in die Meditationshaltung, die mich meiner Erleuchtung näher bringt.

The free excerpt has ended.