Theke, Antitheke, Syntheke

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Freitag, 10. Jänner



in der Hopfenklause



Wir saßen jenseits der Grenze in der Hopfenklause, die intern auch „Antitheke“ genannt wird. Da ich den Fahrkünsten anderer misstraue, fuhr ich mit meiner Suzuki-Maus über die Grenze. Hans folgte mir auf seinem roten Honda-Roller. Die Zeiten, als ich mich über seine fahrende „Klomuschel“ lustig machte, waren vorbei. Jeder Möchtegern-Rocker soll nach seiner Façon selig werden.



Alle waren da. Monk, der Hopfenklausenwirt, war an diesem Abend ausnahmsweise gut drauf. Sonst war er immer eher schweigsam. Charly hatte einen Ordner „Sanitätshilfe“ mit. Er wollte nochmal, „ein allerletztes Mal“, wie er sagte, eine Zweijahreslizenz für den Rettungssanitäter bekommen und musste noch büffeln.



Hans blätterte in einem mitgebrachten Buch über die verschiedenen Typen von Arschlöchern. Nach einiger Zeit schmunzelte er und zeigte mir das Inhaltsverzeichnis. „Alles klar“, meinte er, „wir beide und Charly sind Eigenbrötler, Block Jane ist ein Klammeraffe, du bist zusätzlich auch ein narzisstisches Arschloch, weil du auf jede Art von Kritik mimosenhaft reagierst, Pasak ist ein Riesenarschloch, der Knochenbrecher und sein Dragoner sind …“



„Halte dein blödes Maul!“, brüllte der Dragoner, der heute alles andere als gut drauf war, über die Theke, „ich kann ohne deine Psychoanalyse leben.“ Hans verstummte augenblicklich. Sie ist eine eigensinnige Tussi, dachte ich, sagte aber nichts. Dem Dragoner zu widersprechen war selten ratsam.



„Der Dragoner ist heute aber streng“, meldete sich Pasak zu Wort.



Block Jane warf ihm einen herben Blick zu: „Sie heißt immer noch Henriette. Es heißt die Henriette und nicht der Dragoner.“



Unser Wirt Adrian, den Hans und ich wegen seiner ansonsten schweigsamen und pingeligen Art „Monk“ nannten, grinste hinterhältig: „Man sagt ja auch die Conchita Wurst, obwohl er der Herr Tom Neuwirth ist. Also, lieber Herr Dra …, Frau Henriette, Genderismus ist genauso übrig wie dragonisch.“



Alle lachten, sogar der Dragoner.



Irgendwann kam die Sprache auf Männer und Frauen, und welches Geschlecht dem anderen überlegen wäre. Es flogen die üblichen Allgemeinplätze und Dummheiten durch den Raum, bis jemand die Bemerkung machte, dass eine Welt ohne Männer aus lauter frustrierten und übergewichtigen Frauen bestehen würde.



Für den Dragoner war das ein aufgelegter Elfmeter.



„Es gibt nichts Leichteres als einen Mann zu töten. Man muss nur Hundefutter in sein Essen mischen.“



Jetzt hörten sogar Pasak und die anderen zu. Der Knochenbrecher kannte den Witz schon, ich übrigens auch.



„Wenn du deinem Mann Hundefutter ins Essen gibst, dann bellt er nach einer Woche den Mond an, nach zwei Wochen pinkelt er im Garten im Knien an den Baum, und nach drei Wochen bricht er sich das Genick beim Versuch, an seinem Sack zu lecken.“



Dröhnendes Gelächter. Auch Pasak lachte. Ich blickte mich um, und suchte nach Pater Severin, aber der war zum Glück nicht da. Priester halten bekanntlich viel aus, aber das wollte ich Pater Severin doch nicht zumuten.



Der Dragoner blätterte in den herumliegenden Tageszeitungen und schimpfte lauthals über die Qualität der Medien. „Da schreibt doch einer vom anderen ab“, maulte sie, „und am Morgen können wir in der Zeitung lesen, was am Abend zuvor im Internet gestanden ist.“



Pumpe gab dem Dragoner recht. „Jaja, die Journalisten. Ich war auf dem höchsten Gebäude der Welt, aber die Journalisten haben nie darüber geschrieben.“



Hans fragte: „Was ist denn das höchste Gebäude, lieber Horst?“



Pumpe wissend und mit erhobenen Augenbrauen: „Das ist der CN-Tower in Toronto.“



Hans blätterte in seinem Buch „Wolkenkratzer, Könige der Klaustrophobie“ und meinte nur lapidar: „Falsch. Das ist diese lange Wüstennadel in Dubai.“



Pumpe gab sich nicht geschlagen: „Damals, als ich oben war, war es das höchste Gebäude der Welt, aber das haben die Journalisten ignoriert. Da wurde in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur das angeblich höchste Gebäude der Welt eröffnet. Das Doppel-Hochhaus heißt Petronas-Towers und ist mit vierhundertfünfundzwanzig Metern Höhe tatsächlich imposant. Laut Agenturberichten hat damals dieses Doppelding in Südostasien den Sears-Tower in Chicago um wenige Meter geschlagen.“



Pumpe lief zur Hochform auf, als er merkte, dass ihm ausnahmsweise die meisten zuhörten: „Die Meldung hatte nur einen Haken. Sie stimmte nicht. Der Sears-Tower und die Petronas-Towers zählten zu den höchsten Gebäuden mit Wohnungen und Geschäftsräumen. Das höchste Gebäude der Welt war aber nach wie vor der CN-Tower in Toronto, und der ist um mehr als hundert Meter höher als die Petronas-Towers. Der CN-Tower hat fünfhundertsechzig Meter Höhe. Alles klar?“



„Jaja, die Journalisten“, Hans seufzte, „ein weiterer oft auftretender Fehler ist die falsche Übersetzung des Zahlwortes Billion. Die englische Billion ist eine Zahl mit neun Nullen. Das entspricht im Deutschen der Milliarde. One Billion Dollar ist daher nicht eine Billion Dollar, sondern eine Milliarde Dollar. Im Deutschen hat die Billion nicht neun, sondern zwölf Nullen, und das ist immerhin das Tausendfache. Eine Milliarde Sekunden sind knapp zweiunddreißig Jahre, eine Billion Sekunden sind 31.710 Jahre. Die deutschsprachige Billion heißt im Englischen Trillion.“



Ich schnippte mit den Fingern und Monk schaltete den Verstärker ein. In der Hopfenklause gibt es keine Musikbox. Jeder kann sein Smartphone an die Anlage hängen und seine Musik den anderen aufzwingen. Ich hängte das Ding von Hans an, denn er hatte die größte Sammlung drauf.



Ich suchte nach AC/DC und drückte den Knopf. Aus den Boxen röhrte „Back in Black.“



Ich drehte die Lautstärke auf ein erträgliches Maß und erinnerte mich an eine alte Geschichte: „1994 stellte ein New Yorker Kaufmann am Times Square in Manhattan eine makabre Death-Clock auf. Es handelte sich um ein digitales Zählwerk, das die in den USA verkauften Schusswaffen und die damit getöteten Menschen zählte. Eine Nachrichtenagentur übersetzte diese Death-Clock nicht mit Todesuhr, sondern irrtümlich mit Todesglocke, was mehrere deutschsprachige Medien in Deutschland und Österreich übernahmen. Todesglocke hieße im Englischen bekanntlich Death-Bell. Zum Glück hatte der New Yorker Unternehmer seine Uhr nicht so genannt, denn möglicherweise wäre Death-Bell von einer Agentur mit Todeshund übersetzt worden.“



Brüllendes Gelächter, einige klopften sich auf die Schenkel.



Irgendwann klemmte Jane das Telefon von Hans ab und hängte ihr iPhone dran. Aus dem Lautsprecher tönte „Purple Rain“ von Prince.



Seit ein paar Jahren haben fast alle Gasthäuser und Spelunken im Dunstkreis unserer Gang auf meine Anregung hin Gäste- oder Thekenbücher eingeführt. Hans griff sich das Thekenbuch und notierte: „Der Bau von Luftschlössern kostet nichts, aber ihre Zerstörung ist sehr teuer.“



Daraufhin griff Charly, der nach dem dritten Bockbier schon leicht schwankte, nach dem Buch und schrieb hinein: „Das Elend hat viele Gesichter – wie gefällt dir meines?“



Ich hatte die arrogante Angewohnheit, hie und da lateinische Sprüche hinzuschreiben und die Übersetzung erst auf den letzten beiden Seiten des Buches zu hinterlassen: „Virtutem incolumen odimus.“ (Wir hassen vollkommene Tugend.)



Ich winkte Jane heran, machte ihr ein nichtssagendes Kompliment, was sie mit einer Handbewegung abtat, und ersuchte sie, auch etwas ins Thekenbuch zu schreiben. Sie kramte in ihrer Handtasche herum, holte ein kleines Molleskinebüchlein heraus, blätterte herum und schrieb dann: „Come to Lappland for your Honeymoon! The nights last twentyfour hours.“



Als ich sie fragte, ob das sowas wie ein Lyrikbuch von Mädchen aus ihrer Kindheit sei, lächelte sie nur, zwinkerte mir zu und verschwand wieder zu Che, um sich mit ihm zu unterhalten. Ich hasse es, wenn Frauen Signale aussenden und Männer raten lassen, was sie wohl bedeuten. Ich bin nicht geschaffen, um Frauen zu verstehen. Wahrscheinlich teile ich diese Eigenschaft mit fast allen Männern.



Monk raunte mir zu, dass der Dragoner eigentlich ganz nett sei, sogar an ihre ruppige Art könne man sich gewöhnen. An ihren Pferdearsch könne er sich aber nicht gewöhnen. Ich begann wie wild zu blättern und zeigte ihm das Vorwort aus dem Buch „Vom Pferd bis zur Raumfahrt waren es nur drei Schritte“:



Als Norio Ohga, der legendäre Chef des Elektronikkonzerns Sony, die CD entwickeln ließ, ergab sich die Frage nach der Größe. Ohga war ein Liebhaber klassischer europäischer Musik. Er verlangte, dass auf der Scheibe Beethovens 9. Sinfonie Platz haben müsse. Daraus ergab sich der Radius der CD von sechs Zentimetern. DVD und Blu-ray übernahmen später diese Größe.



Die Spurbreite der Eisenbahnen in den USA und in Kanada beträgt 4 Fuß und 8,5 Zoll. Eisenbahnen in England hatten früher diese Spurbreite, sie wurde in Amerika übernommen. Der Grund, warum die Engländer dieses Maß wählten, ist einfach. Sie kopierten die Spur der englischen Straßenbahnen. Die Spurbreite der englischen Straßenbahnen hat ihren Ursprung in den Werkbänken und Werkzeugen, mit denen auch Transportwagen, Karren, Kutschen und andere Transportmittel erzeugt wurden. Es gibt also einen direkten Zusammenhang von Kutschen- und Eisenbahnspuren.



Die Wagenspuren waren den Rillen der englischen Fernstraßen angepasst. Diese Vertiefungen stammen von den Straßen, die auf die Römer zurückgehen. Die Römer waren bekanntlich auch deshalb so erfolgreich, weil sie quer durch ihr großes Reich gut befestigte Straßen gebaut hatten. Die Räderfurchen der römischen Straßen stammten von römischen Streitwagen, deren Spur überall im römischen Reich annähernd gleich war. Die Spurbreite der römischen Wagen stammt – unbestätigten, aber glaubwürdigen Berichten zufolge – von zwei Pferdehintern, die nebeneinander die Breite der Räderspur ergaben.

 



Das amerikanische Space Shuttle hatte an den Seiten des Haupttanks zwei Hilfsraketen. Es handelte sich um Feststoffraketen, sogenannte „solid rocket boosters“. Diese beiden SRB produzierten den Hauptanteil des Startschubs des Space-Shuttles bis zu einer Höhe von ca. fünfundvierzigtausend Metern, wo sie abgeworfen wurden. Jeder SRB war 45,5 m lang und 3,7 m breit. Die Raketen wurden von der Firma „Thiokol Chemical Corporation“ in Utah hergestellt. Die Ingenieure mussten diese SRB so konzipieren, dass sie auf dem Bahntransport nach Florida in die Tunnels passten, deren Durchmesser natürlich mit der Schienenbreite zusammenhängt.



Die Behauptung, es führe ein gerader Weg von römischen Transportmitteln zu den Abmessungen des amerikanischen Space-Shuttles, erscheint etwas übertrieben, aber ein gewisser Zusammenhang von Raketengrößen und römischen Pferdehintern kann nicht bestritten werden. Die Welt tickt erstaunlich oft traditionell.



Ich habe keine Ahnung, ob die Geschichte mit den Spurbreiten, den Eisenbahnschienen und den Pferdeärschen stimmt, Monk und ich erhoben jedenfalls unser Glas auf alle Pferdeärsche der Welt.



Der Dragoner wurde im Laufe des Abends immer lustiger und blieb diesmal länger als sonst. Um 1 Uhr versuchte Monk, uns rauszuschmeißen, aber nach ein paar Fluchtbieren und hektischem Blättern in einigen Zeitschriften und Büchern wurde es am Ende 2 Uhr.



Die Erste, die mit Vollgas wegbrauste, war Jane. Sie hatte den völlig zugedröhnten Pasak auf den Beifahrersitz gepackt, um ihn zu Hause abzuliefern.



„Die wird sich mit ihrem Fahrstil eines Tages noch umbringen“, meinte Fat Lot, „und Pasak wird sich samt Diabetes noch zu Tode saufen“, ergänzte ich. Pasak arbeitete in einer Schule als Hilfsschulwart. Eine Putzfrau hatte uns schon vor einem Jahr verraten, dass er Diabetiker war. Fat Lot war übrigens auch schwerer Diabetiker, was alle anderen außer mir längst wussten.



Hans und ich bestiegen unsere motorisierten Böcke, der Rest der Gang bestieg den alten „Bulli“ von Che. Der gute Mensch fuhr einen uralten knatternden VW-Bus, aber das war uns egal, solange das Ding fuhr. Das Getriebe der Klapperkiste war zudem so abgenutzt, dass man ohne Kupplung schalten konnte. Das krachte bedenklich, aber die Kiste war nicht umzubringen.



Che hatte die Angewohnheit, alle seine Passagiere zu Hause abzuliefern, daher liebten ihn alle.





Freitag, 17. Jänner



im Roten Affen



Ich mag den Roten Affen vulgo Potex Rubens nicht, obwohl es die einzige Spelunke mit einem lateinischen Untertitel ist. Irgendwann nannte Hans dieses Loch „Syntheke“, was keiner verstand, aber letztlich ist es egal. Die Saure Wiese und die Hopfenklause sind mir jedenfalls lieber. Vor allem sind mir die Wirte Blues und Monk lieber als Götz, der Wirt im Potex, den alle nur „Pavi“ nennen. Er hat tatsächlich etwas von einem Affenarsch. Sein Gesicht ist ständig rot, er ist leicht beschränkt, ständig geil wie Pasak, und er erzählt mit Begeisterung schlechte Witze. Nichts gegen Witze, Gott bewahre, auch nichts gegen Witze aus der unteren Schublade, aber die sollten erst nach Mitternacht und nicht unter 1 Promille Ethanol im Blut erzählt werden.



Schon als wir hereinkamen, legte er los: „Der Weg von der Kabine zum Ring ist aber weit, beschwert sich der Boxer. Der Trainer tröstet ihn: Das macht nichts, zurück wirst du sowieso getragen.“



Ich klinkte mich mit einer Bauernregel ein und unterdrückte dabei meine schlechte Stimmung: „Liegt der Bauer unterm Tisch, war der Karpfen nicht mehr frisch.“ Es dauerte gezählte fünf Sekunden, bis Pavi kapiert hatte, dass das ein Witz war. Danach brüllte er vor Lachen und spendierte mir zum Einstieg ein Honigbier, seine neueste Errungenschaft auf der Bierkarte. Das Honigbier schmeckte komisch, aber immerhin war es Bier.



Auch Hans versuchte sein Glück: „Was ist Männerromantik? … Ein Fußballspiel bei Kerzenlicht.“ Mich erinnerte das nur an ein Zitat von Klaus Kinsky, der einmal meinte, wenn er Romantik wolle, dann zündet er ein Teelicht an – beim Kacken.



Pasak meinte, mein Witz sei etwas besser, aber einen Gin sei das schon wert. Ich bevorzuge Bier und Weißwein. Schnäpse weniger. Außerdem sind Pavis Schnäpse billiges Gesöff aus dem Diskonter. Gewinnspanne geschätzte 1.000 % oder mehr.



Pasak umkreiste wie immer Block Jane, was Che wie immer störte. Hans und ich packten unsere Bücher aus.



Nach einigen anzüglichen Bemerkungen von Pavi, Pasak und dem Knochenbrecher wurde Block Jane äffig. Sie kramte in ihrer Tasche und holte einen Zeitungsartikel vom letzten Wochenende heraus. Sie hielt ihn triumphierend in die Höhe und verkündete, dass jetzt alle Machos, also fast alle im Raum, zuhören sollten. Während ich darüber nachdachte, was sie mit den gedankenlos hingeworfenen Worten „fast alle“ meinte, legte sie los. Niemand wagte es, sie zu unterbrechen.



Manche Leute sind von der unstillbaren Begierde durchdrungen, ihrem Leben oder zumindest ihrer Gesundheit ein rasches und spannendes Ende zu bereiten. Die Supermänner des 20. Jahrhunderts hüpfen – natürlich mit Fallschirmen – von einer Klippe oder springen über dem Südpol aus einem Flugzeug. Andere wiederum stürmen mit Spezialgeräten einen Gebirgsbach hinunter oder springen mit Gummibändern an den Beinen von Brücken oder Staumauern. Diese Tapferkeit vor den feindlichen Naturgesetzen bedarf einer Begründung, und diese ist immer die gleiche. Man müsse eben diesen Kick, diesen unvergleichlichen Adrenalinschub haben. Andere philosophieren von Grenzerfahrungen und Ähnlichem, aber das Destillat der Supermanngesellschaft ist und bleibt das Hormon Adrenalin.



Das Adrenalin wird in den Nebennieren produziert. Diese sind kleine Drüsen, die auf der Niere aufsitzen. 1855 hatte man erstmals von diesen Drüsen gehört, als der britische Arzt Thomas Addison zeigte, dass eine Erkrankung der Nebennierenrinde zu schrecklichen Symptomen führt. Bis heute spricht man von der „Addison-Krankheit“. Zu den Kennzeichen zählen eine Störung des Mineral-, Wasser- und Säurehaushaltes, Kohlenhydrat-Störungen, niedriger Blutzucker und vieles mehr. Die Patienten fühlen sich müde und schwach, es treten Hautverfärbungen, Herzrhythmusstörungen und Muskelkrämpfe auf.



Der britische Physiologe Edward Albert Sharpey-Schafer entdeckte, dass eine in den Nebennieren gebildete Substanz den Blutdruck eines Versuchstieres erhöht, wenn man dieses Sekret injiziert. Diese Eigenschaft erschien so bemerkenswert, dass der amerikanische Pharmakologe John Jacob Abel die von Schafer untersuchte Substanz isolierte und wissenschaftlich genauer überprüfte. 1898 nannte Abel den von Sharpey-Schafer untersuchten Stoff „Epinephrin“. Erst einige Jahre später erhielt das Epinephrin die weitere Bezeichnung Adrenalin. Beide Namen bezeichnen im Wesentlichen das Gleiche und sind heute noch gebräuchlich.



Adrenalin wird durch einen stressbedingten Nervenimpuls ausgeschüttet. Es wirkt sofort auf den sogenannten Sympathicus, einem Teil des autonomen Nervensystems. Die Pulsfrequenz steigt, der Blutdruck steigt und damit auch das Herzminutenvolumen. Die Pupillen erweitern sich, die Bronchien dehnen sich aus, und der Energieumsatz steigt durch höheren Sauerstoffverbrauch. Das zu Beginn des 20. Jahrhunderts isolierte Adrenalin war das erste entdeckte Hormon. Heute ist es unentbehrlich für die modernen Supermänner.



Block Jane lächelte uns triumphierend an.



Pasak grinste schief: „Was ist schon das öde Adrenalin gegen mein Testosteron.“



Jetzt meldete sich Pumpe zu Wort. Für ihn war Testosteron eine Art Religion: „Wenn du, geliebte Jane, jetzt noch einen Artikel über Testosteron bei dir hast, spendiere ich dir ein Glas Rheinriesling und zwanzig Liter Benzin für deinen Boliden.“



Block Jane griff in ihre Tasche, fischte einen zweiten Zettel heraus und lächelte so verführerisch, dass jedem normalen Mann der Testosteronspiegel bis an die Schädeldecke knallte: „Ja, lieber Pumpe. Ich habe da noch was, es passt genau zu dir.“



Jetzt hörten alle zu, sogar Hans und ich.



Block Jane faltete den Zettel auseinander und merkte an, dass sie den Artikel seit Jahren herumschleppte.



Der Chef des größten Währungsfonds der Welt, der immerhin über tausend Milliarden Dollar verwaltet, wurde in New York der Vergewaltigung einer Hotelangestellten beschuldigt. Ein Schweizer Fernsehstar, der jahrelang seinen Wetterbericht im deutschsprachigen Fernsehen präsentiert hat, soll eine seiner zahlreichen Lebensgefährtinnen vergewaltigt haben. Ein österreichischer Hollywoodstar, der einst in eine prominente amerikanische Politikerfamilie eingeheiratet hatte, musste nach seiner Karriere als Gouvernator ungeplanten außerehelichen Nachwuchs zugeben, worauf er prompt den Kosenamen Sperminator erhielt. Das vor allem auch deshalb, weil Insider berichten, dass der nicht minder lebensfrohe Golfchampion mit Spitznamen Tiger vergleichsweise als Jungfrau zu bezeichnen wäre.



Geld, Macht und Sex waren immer schon Folgen eines Phänomens Testosteron. Es handelt sich um ein Sexualhormon, das bei beiden Geschlechtern vorkommt, aber in unterschiedlicher Menge und mit unters