Die Organisation

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From the series: Wyjan´s Erbe #1
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Die Organisation
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Die Organisation

Band 1 der Zukunftsromanreihe:

WAJAN`S ERBE

Robert S. Hallweg

Vorwort

--- Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit

blättern ---

André Malraux

--- Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will ---

Albert Einstein

--- Zukunft: Etwas, das meistens schon da ist, bevor wir damit

rechnen ---

Unbekannter Autor

--- Der Weg ist das Ziel ---

Konfuzius

Einführung

Zur Zeit sind wir, das heißt meine beiden Geschäftspartner Gustavo 56, Diego 48 und ich, der Senior der Truppe, in Westafrika auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten.

Wir waren schon fast sechs Monate im Lande und hatten in dieser Zeit die Hände von fünf Ministern, vier Generälen und drei Staatssekretären mit einem Nullergebnis geschüttelt.

Die Frustration griff langsam um sich, und außer dem festen Rückflugtermin nach Hause war nichts Greifbares in Sichtweite.

Ein vernünftiges, schnelles Internet zur Verwendung von skype gibt es in diesem Lande nicht und so blieb der Kontakt mit meiner Familie auf die Telefonate per WhatsApp beschränkt, wobei die Anbindungen hier zu wünschen übrigließen.

In einem dieser Gespräche, erstaunlicherweise mit einer guten, klaren Verbindung, klagte ich meiner Frau unseren Frust.

Mit aufmunternden Worten und Vorschlägen versuchte sie mich wieder auf zu richten. Eine Wartezeit für Geschäfte sei in den afrikanischen Ländern normal.

Dann erzählte sie mir die Geschichte eines Mannes, groß, schlank und ausgesprochen gutaussehend, wie sie nebenbei bemerkte, den sie kürzlich beim Einkaufen getroffen hatte und mit dem sie ins Gespräch gekommen sei.

Er würde sich des Öfteren mit dem Universum in Verbindung setzen und diesem seine emotionalen Wünsche vortragen. Er berichtete, dass sich schon einige davon erfüllt hätten.

Meine Frau meinte, ich solle es doch mal damit probieren und würde ja nichts beim Versuch verlieren, einen kleinen spöttischen Unterton hörte ich da bei ihr heraus und schmunzelte, den sie hatte ja recht.

Nach dem Mittagessen legte ich mich, unter der sanften Brise des Ventilators, wir hatten vor dem Haus 34 Grad im Schatten, auf mein Bett. Bedeckte die Augen mit einem Handtuch, um die Helligkeit abzuschirmen, und entspannte mich durch die Musik der Panflöte von Simonis Welterfolgen über Kopfhörer.

Ich winkelte die Arme an, öffnete die Handflächen zur Zimmerdecke gerichtet, konzentriert mich und führte den ersten Schritt, die gedankliche Reise in das Universum, durch.

Fast unendlich langsam, drang ich immer weiter in die Schwärze des Alls vor.

Ich weiß nicht wie lange diese Reise dauerte, aber brüsk hörte das Weitervordringen auf und es umgab mich nur diese Dunkelheit. Es fühlte sich an, wie in schwarze Watte gebettet zu sein.

Gedanklich formulierte ich Wünsche, wie den Start-up einer Käsefarm, zu der wir das Projekt ausgearbeitet hatten und die Herstellung von Fahrzeugen hier in Westafrika, deren Verwirklichung ich erhoffte.

Meine Gedanken waren so auf diese Dunkelheit konzentriert, dass ich die leise Musik der Panflöte kaum mehr wahrnahm.

Aus heiterem Himmel formte sich ein kupferfarbener Körper in Form einer Linse, ich schätze etwa 20 Meter lang, 8 breit und 6 hoch, mit einer Glaskanzel an der Vorderseite, der, in klares Licht getaucht, links neben mir schwebte. Ich war mit einem glänzendweißen Overall mit Stiefeletten und Handschuhen bekleidet, alles aus einem metallischen Gewebe bestehend.

Gleichzeitig war ich im Bilde, dass diese Linse auf Gedanken reagieren würde und das von jetzt an meine Eingebungen jede Art von Gegenständen schaffen, von denen ich überzeugt bin, dass sie brauchbar und nützlich sind. Dies ist mit der geistigen Koppelung mit Computern, ähnlich einem Wi-Fi, zu verwirklichen, die dann die dazu nötigen Schaltpläne und Zeichnungen auf dem Bildschirm sichtbar erzeugen.

Irgendetwas war in meinem Gehirn geschehen.

Der Overall hatte auf der linken, vorderen Seite ein silbernes metallisches Symbol, das aus zwei Ringen bestand, die eine Abbildung der Erde umschlossen, das Emblem der zukünftigen „Organisation“.

Je länger ich mich in dieser Weite aufhielt, umso mehr Gegenstände, wie Maschinen, medizinische Einrichtungen und Ideen nahmen vor meinem inneren Auge Gestalt an. Schaltplan auf Schaltbild brannte sich ins Gedächtnis und dann tauchte ich übergangslos und völlig benommen aus der Tiefe des Alls auf.

Kapitel 1

Unter der Wucht dieser Begegnung und dem Eindruck dieses ersten Kontaktes mit dem Universum ordnete ich zunächst einmal die Gedanken, um meine innere Aufruhr abklingen zu lassen, und blieb daher auf dem Bett liegen, den Lieblingsmelodien lauschend.

Dass es sich um keinen Traum handelte, bestätigte mir die Berührung der konzentrierten Linse in der Hosentasche des Overalls.

Es war später Nachmittag. Ich erhob mich etwas benommen, um zunächst in meinem Notizbuch alle aufgekommenen Gedanken festzuhalten, wobei ich versuchte diese in einen vernünftigen und richtigen Zusammenhang zu einander zu bringen.

Es kostete mich einige Zeit. Dann erstellte ich am Computer, mit Hilfe des Notizbuches, einen Handlungsplan, was zuerst zu realisieren sei. Ohne mein Zutun erschienen unvermittelt, wie von Geisterhand, jede Menge an Schaltplänen, technischen Zeichnungen, Skizzen und Abbildungen auf dem Bildschirm und es war leicht, deren Funktionsweisen zu interpretieren, ohne sie gänzlich zu verstehen.

Jetzt war es an der Zeit, meine beiden „Mitstreiter“ einzuweihen. Sie staunten nicht schlecht, vor ihnen, in den Overall gekleidet, auf der Terrasse zu stehen. Gustavo, unser Tausendsassa, etwas kleinwüchsig, von Beruf Agraringenieur, mit krausem, kurzem, schwarzem Haar, brach in stimmgewaltiges Gelächter aus und beruhigte sich fast nicht mehr. Mit Tränen in den Augen meinte er, Fasching sei doch längst vorbei.

Anders Diego, unser besonnener Finanzberater, etwas rundlich und ein Gemütsmensch, betrachtete mich, mit einer Tasse Kaffee in der Hand und lauschte aufmerksam meiner Erzählung und der Eröffnung wieder nach Hause zurückzukehren.

Ich bat sie mir auf die Rückseite zu folgen, wo der eingefriedete, große Hinterhof lag, holte die konzentrierte Linse aus der Hosentasche und vergrößerte sie gedanklich.

 

Begleitet von Gustavo´s Erschreckensausruf, nahm das Boot vor uns Gestalt an und ehe ich es verhinderte, war er schon im Innern verschwunden. Diego umrundete sie zunächst einmal, bis er dann zu uns kam. Mit immer größer werdender Neugierde begutachteten wir die Einrichtung und durchstreiften das Flugobjekt. Völlig benommen vom ersten Eindruck stiegen wir aus, ich verkleinerte die Linse wieder gedanklich und wir kehrten auf die Veranda zurück.

Es wurde eine lange Nacht und nicht mehr nüchtern, krochen wir in die Betten, um gegen sieben Uhr wieder auf der Terrasse bei einem Kaffee zu sitzen. Keiner von uns hatte geschlafen um, das Geschehene zu verdauen.

Ich packte meinen Koffer, verabschiedete mich von beiden mit einer langen Umarmung und versprach baldmöglichst wieder von mir hören zu lassen. Dann vergrößerte ich die Linse und war Sekunden später an einer abgelegenen Stelle in Santa Cruz, schnappte meinen Koffer, verkleinerte sie und nahm ein Taxi nach Hause.

Die Überraschung war riesig, als mir Mami die Tür öffnete, denn ich hatte sie ja nicht vorgewarnt. Nachdem Samstag war, waren die Kinder zu Hause und nach einem festlichen Mittagessen, berichtete von meinem gestrigen Erlebten. Ungläubig hörten sie mir zu, und erst, wie ich Ihnen den Overall zeigte und sie bat, mit zu einer abgelegenen Stelle zu fahren, schienen sie mir langsam Vertrauen zu schenken.

Das Taxi brachte uns fünf auf ein stillgelegtes Fabrikgelände. Dort holte ich die Linse aus der Hosentasche, vergrößerte diese und bat sie alle, einzusteigen.

Ich erklärte ihnen, dass diese allein mit Gedanken zu manövrieren sei. Sie setzten sich in die vorhandenen Sessel, ich dagegen stellte mich an das vor der Glaskanzel angebrachte Schaltpult, das mit nur ein paar Schaltern bestückt war.

Dann gab ich der Linse den Befehl, auf eine Höhe von 15.000 Kilometern zu steigen, und dort erst einmal in eine Umlaufbahn um die Erde einzuschwenken.

Kaum überlegt, waren wir schon da und mit glänzenden Augen bewunderten alle die herrliche Aussicht auf den blauen Planeten unter uns.

Nach einer Weile beorderte ich die Linse in eine Umlaufbahn in eine Höhe von nur 5.000 Metern um den Mond. Einen Augenaufschlag später ließen wir die ersten Eindrücke der Mondoberfläche wirken. Da wir uns zunächst auf der Tagseite des Trabanten bewegten, lag sie im gleißenden Licht der Sonne unter uns.

Ich bat alle, ihre Overalls zu schließen, die Robert passend in den Schränken gefunden hatte, und befahl dem Bordrobot zu landen. Wir gingen zur Schleuse und betraten wenig später das erste Mal den Mond.

Ein unbeschreibliches Hochgefühl durchströmte mich dabei. Bei meiner Familie war es ähnlich, denn sie blieben erst einmal wie angewurzelt vor der Schleuse stehen.

Die Overalls zeigten Einblendungen, die sich automatisch, bei deren Verschließen auf den Helminnenseiten gebildet hatten, die Temperaturen und den Vorrat von Luft an. Demnach hatten wir eine Außentemperatur von minus 80 Grad Celsius und eine Innentemperatur von plus 23. Der Luftvorrat solle für etwa 4 Wochen reichen und ein Wasservorrat war ebenfalls für die gleiche Zeit vorhanden. Alles in komprimierter Form. Außerhalb des Overalls sei es für uns tödlich, blinkte dezent eine rote Schriftleiste.

Ein Aufschrei von Nicole, meiner Jüngsten, lies uns herumfahren. Sie lag auf dem Bauch im Mondstaub, da sie sich unübersehbar mit der Gravität gründlich verschätzt hatte.

Erst jetzt bemerkten wir, dass unsere Verständigung nicht mit Worten stattfand, sondern wir nur gedanklich kommunizierten. Im Anzug gab es keine Sende- oder Empfangsanlage.

Wir unternahmen einen ausgedehnten Spaziergang, hin und wieder herumhüpfend wie Kängurus, was am meisten Nicole und Robert genossen, die aber dabei immer öfter mit dem Mondboden innige Bekanntschaft schlossen.

Nach einer Weile bat ich die Familie wieder einzusteigen. Die Schleuse reinigte vor allem Nicole´s und Robert´s Anzüge gründlich vom Mondstaub. Dann setzen wir uns, ein wenig erschöpft. Susan meinte, erst einmal auf die Terrasse unseres Hauses in Santa Cruz zu einem kühlen Bier zurückkehren. Hier in der Linse sei es doch ausgesprochen trocken zum Reden, obwohl ihr die im Overall eingebaute Klimaanlage durchaus angenehm war, wie sie bemerkte.

Die Linse brachte uns auf meinen gedanklich formulierten Befehl hin im Bruchteil einer Sekunde erneut auf den verlassenen Hinterhof, wo ich sie wieder verkleinerte und in der Hosentasche verstaute.

Den Nachmittag verbrachten wir mit Brainstorming, wie die Organisation mit Leben zu füllen sei. Alle waren einstimmig mit mir der Meinung, dass die Hochschule in Bosten die beste sei, um dieses Vorhaben umzusetzen.

Ich sah es für erforderlich an, bald dorthin zu fliegen, um mir Hilfe und geeignete Mitarbeiter unter Vertrag zu nehmen. Die Universität kannte ich von einem meiner früheren Besuche und sie hatte von allen den weltweit besten Ruf.

Wir hatten am Wochenende einige grundsätzliche Punkte besprochen. Uns war klar, dass an erster Stelle die medizinischen Fakultäten und dann alle Fachrichtungen der Ingenieure zu stehen haben. Denn das eine Verwirklichung der Anlagen, die ich am Computer gesehen hatte, und die schon Diego und Gustavo mehrmals begeisterte Ausrufe entlockt hatten, nur auf dem Erdtrabanten zu realisieren seien. Dass stand für uns außer Frage, weil erdgebundene Einrichtungen sofort die Großmächte auf den Plan riefen, wir aber auf dem Mond praktisch nicht zu erreichen waren.

Mein Computer mit seinen Daten hatte unerreichbar zu sein. Und somit waren wir Stunden damit beschäftigt, die Pläne in 50 Pendrives, geordnet nach Fachgebieten zu speichern und so aufgeteilt, dass man mit einem einzelnen nichts anzufangen in der Lage sei.

Auf dem Erdtrabanten empfiehlt es sich, alle nur möglichen Abteilungen für die Pläne und Ideen zusammen zu fassen, und zwar unter der Bezeichnung Luna-2. Luna-1 würde dann der Wohn- und Aufenthaltstrakt werden. Wie die aussahen, war auf dem Bildschirm des Computers erschienen.

Es eröffneten sich zwei Fragen, denn um alles zu verwirklichen, brauchte die „Organisation“ jede Menge Geld und zweitens, wie stellten wir es an, dass uns weder die USA, Russland oder China in die Quere kommen?

Am Sonntag analysierten wir am Computer die einzelnen Geräte, deren Schaltpläne wir durch die Verwendung der Pendrives schon vorsortiert hatten, nochmals genauer.

Die Linse war das ideale Fortbewegungsmittel, da gedankenschnell, somit nicht ortbar. Sie verschwand durch die Komprimierung von der Bildfläche. Durch den Schwerkraftneutralisator war sie „Lastesel“ und mit entsprechender Verpflegung ausgestattet, diente sie uns wie ein „Wohnwagen“. Wie wir mit dem eingebauten Robotergehirn mit seinem IQ-Wert von 5.000 umzugehen hatten, würde die Zukunft zeigen.

Der Overall war ebenfalls für uns wichtig, denn seine Möglichkeiten hatte er bereits auf dem Mond bewiesen. Die Autonomie wurde, voll ausgerüstet mit Luft und Wasser, mit einem halben Jahr am Bildschirm angegeben. Die Nahrungsaufnahme bedarf für diese Zeitspanne einer Lösung, denn Verpflegung war, in konzentrierter Form, für 6 Monate einzulagern.

Mit dem Atomverdichter waren selbst sperrige Güter, in Verbindung mit dem Schwerkraftneutralisator, leicht mit der Linse zu befördern.

Lange betrachteten wir die Pläne für die Desintegrationsbohrmaschinen, die es in mehreren Größen gab, von einer Tunnelvortriebsausführung für Tunnel von bis zu 20 Metern Durchmesser bis hin zu einem Handgerät. So etwas brauchten wir, um uns auf dem Mond unter der Oberfläche einzurichten.

Dann waren die unterschiedlich großen Fusionsgeneratoren zu sehen, die hauptsächlich zum Einbau in die verschiedenen Maschinen vorgesehen waren – da kam mir der Gedanke, schnell und unauffällig zu Geld zukommen: Wir brauchten eine Ausführung dieses Generators mit der Leistung eines mittleren Atomkraftwerkes von 1.000 Megawatt, nur für unsere Erfindung ausgeben, zum Beispiel dem größten Kraftwerkshersteller, mit Sitz in München, anbieten. Hierbei kamen wir nicht umhin, die entsprechenden Schaltpläne so zu übergeben, dass nur dieses Modell zu bauen war. Weder größere noch kleinere.

Die Entscheidung war gefallen.

Am Montag nach dem Abendessen sperrten wir das Haus ab und brachen zum Mond auf. Vorher hatten wir Verpflegung in einem nahegelegenen Supermarkt eingekauft, die uns für mindestens vier Wochen unabhängig werden lies. Auch genügend Bier war vorhanden. Der Wassertank der Linse wurde mit komprimiertem Wasser gefüllt und der Luftvorratstank mit Hilfe des Robotergehirns ebenfalls.

Die wenigen Klamotten waren verstaut, unsere Familien verständigt, dass wir ein paar Tage nicht erreichbar wären. Schon kurze Zeit später schwebten wir über der, der Erde zugewandten Seite des Mondes, um einen geeigneten Platz für „Luna-1“ und „2“ zu finden.

Bald schon erregte ein mittlerer Krater von etwa 25 Kilometern Durchmesser unsere Aufmerksamkeit. Daher befahl ich dem Robotgehirn, darin zu landen.

Der Kraterrand bestand aus einem 200 Meter hohen Ringwall, war an einer Stelle nur etwa 30 hoch. Dieser Durchbruch führte auf eine ausgedehnte Hochebene, wie wir beim Anflug feststellten.

Wir verließen die Linse und schauten uns auf dem Kraterboden um. Der Eindruck war überwältigend und Susan meinte trocken, wir hätten einen Geländewagen mitnehmen sollen, denn die Entfernungen für Fußmärsche wären doch erheblich.

Hier hatten wir vor, die Station „Luna-2“ zu errichten.

Lange saßen wir zusammen und besprachen das Vorgehen in München. Schon morgen hatte ich vor, mit dem zuständigen technischen Direktor persönlich Verbindung aufnehmen, um unser Vorhaben umzusetzen.

Die Linse verfügte über insgesamt 10 kleine Kabinen, ähnlich denen auf Schiffen. Mit je einer Nasszelle ausgestattet, und durch die fast erdrückende Ruhe schlief keiner und so trafen wir uns schon früh in der Bordkombüse zum Frühstücken.

Robert und ich hatten einen Anzug angezogen, der Overall und mein Laptop mit den Daten des Reaktors waren in einer Tragetasche verstaut und so brachen wir nach München auf, wo Susan uns an einem Waldstück absetzte und sofort verschwand. Sie solle uns an gleicher Stelle wieder aufnehmen, wenn wir von der Verhandlung zurück wären.

Wir hielten ein Taxi an und ließen uns zur Hauptverwaltung des Kraftwerksherstellers im Zentrum von München bringen. Am Empfang bat ich, den technischen Direktor zu sprechen. Nach nicht einmal einer viertel Stunde saßen wir ihm schon am Schreibtisch gegenüber. Er war etwas dicklich, mit schütterem Haar und bayerischem Akzent. Robert führte ihm am Laptop die Zeichnungen und Schaltpläne vor.

 

Er ließ den Schirm keine Sekunde aus den Augen und als Robert die Vorführung beendete, saß er sekundenlang völlig abwesend auf seinem Stuhl.

Er hatte das gezeigte keineswegs verarbeitet und ihn ansprechend, merkten wir, dass er unsere Anwesenheit fast vergessen hatte.

Jetzt betrachtete er uns beide voll Begeisterung. Seine erste Frage war, wie wir zu diesem Reaktor gekommen seien. Auf meine Entgegnung, dass es sich dabei um eine eigene Erfindung handele, schaute er mich ungläubig an und erkundigte sich, ob wir etwas gegen die Hinzuziehung seines Chefingenieurs hätten, was wir verneinten.

Kurz darauf erschien ein Herr Dr. Wächter, groß gewachsen, und man merkte ihm seine Kompetenz durch sein Auftreten schon an. Obwohl er kein Wort gesagt hatte. Bevor wir mit einer erneuten Vorführung fortfuhren, bat ich zunächst um die Unterzeichnung einer Verschwiegenheitserklärung. Der Vordruck wurde innerhalb kurzer Zeit, durch eine Sekretärin hereingebracht, und nur durch meinen Namen ergänzt. So etwas sei in seiner Firma Standard, bemerkte der technische Direktor, woraufhin, nach den Unterschriften, dem Chefingenieur unser Reaktor auf dem Laptop gezeigt wurde.

Die Begeisterung war dem Herrn Dr. Wächter ins Gesicht geschrieben, vor allem hatte ihn die Leistung und die kleine Bauweise begeistert. Er sprach von den ungeheuren Möglichkeiten dieses Stromerzeugers im Kleinformat.

Ob es den so etwas schon in Betrieb geben würde, wolle er wissen. Da wir auf so eine Frage logischerweise vorbereitet waren, holte ich aus der Tasche den Overall, der ja mit einem Kleinreaktor die Stromversorgung aufrecht erhielt, und somit ein Demonstrationsobjekt sei.

Ich bat Herrn Wächter, diesen anzuziehen, da er etwa meine Größe hatte. Als er die kühlende Wirkung der Lufterneuerung gewahr wurde, kriegte er sich vor lauter Begeisterung nicht mehr ein.

In der Zwischenzeit hatte die Sekretärin Erfrischungsgetränke gereicht. Gemütlich in den Sesseln sitzend besprach man das weitere Prozedere. Wir unterbreiteten den Vorschlag, dass seine Firma die Alleinvermarktung dieses Modells erhalte. Dafür haben sie die Verpflichtung von jeder verkauften Kilowattstunde 20% Verkaufserlös auf das Konto einer Bank im Staate Delaware, USA, gutzuschreiben. Außerdem verlangten wir eine einmalige Lizenzvergabegebühr in Höhe von 100 Millionen Euro.

Da es klar war, dass der technische Direktor erst mit dem Vorstand über dieses Angebot zu sprechen hatte, vereinbarten wir, ihn in einer Woche wieder aufzusuchen. Bis dahin solle er den Lizenzvertrag auf den Namen „Die Organisation“ und auf meinen, dem Vertretungsberechtigten, ausgefertigt haben. Er versprach dies umgehend zu erledigen.

Dann wies ich darauf hin, dass es keine weiteren Fusionsreaktoren in Privatbesitz geben würde und seine Firma somit das Monopol hätte. Wir sähen es nicht gerne, dass die Bevölkerung damit zu Melkkühen werden und der Strompreis in bezahlbarer Höhe liegen solle. Eine Vergrößerung oder Verkleinerung dieses Modells sei durch entsprechende Maßnahmen unsererseits nicht möglich, sie brauchten es gar nicht erst versuchen das auszuprobieren.

Mit immer noch glänzenden Augen in den Gesichtern der Techniker verabschiedeten wir uns von Ihnen, bestiegen ein Taxi und waren kurze Zeit später wieder bei Susan in der Linse.

Eine Woche später waren wir um 100 Millionen reicher und nahmen den geplanten Aufbau der Organisation in Angriff.

Kapitel 2

Ich hatte beschlossen, Herrn Professor Doktor Hudges, Direktor der Universität in Boston aufzusuchen, um mich seiner Unterstützung zu versichern. Vorher hatte ich Charly Bouvier, sein Name war im Gedächtnis, Dekan der medizinischen Fakultät, von der „Organisation“ zu überzeugen, und dafür hatte ich mir etwas einfallen lassen.

Ich flog nach Boston und ließ mich durch einen Studenten, zur Abschlussvorlesung des medizinischen Abschlusssemesters bringen. Die Linse war konzentriert in der Hosentasche verstaut.

Die Ankunft auf dem weitläufigen Universitätsgelände mit dem Boot erzeugte zwar Aufsehen, da aber voller Unterricht herrschte, und die meisten Studenten in den Aulen zu den Vorlesungen waren, hielt sie sich in Grenzen. Die Reduktion der Linse fiel nicht weiter auf.

Professor Doktor Charly Bouvier, mittelgroß mit einem kleinen Bauch, etwas schütterem braunem Haar, kurz vor der Pensionierung stehend, öffnete höchstpersönlich die Türe des Hörsaales.

Charly, so werde ich ihn in Zukunft nennen. Gekleidet war er in einen weißen Arztkittel mit dem obligatorischen Stethoskop in der Brusttasche. Er war nicht von der Unterbrechung angetan, und musterte mich von Kopf bis Fuß. Ich bat ihn mit meinem besten Lächeln, um ein paar Minuten seiner Zeit.

Ich stellte mich dem Semester vor und erzählte in wenigen Worten von der zu schaffenden „Organisation“ und das die medizinischen Abteilungen darin eine entscheidende Rolle spielten. Um all die Apparate zu bauen und zu erproben, die ich in Schaltplänen bekommen hätte und jetzt im Computer darauf warteten „aufgeweckt“ zu werden. Es wurde mir keinerlei Vertrauen entgegengebracht, und da ich damit gerechnet hatte, entschloss ich mich zu meiner Vorführung.

Richard, einer der Studenten solle mir dabei helfen. Seinen Namen hatte ich seinem Gedächtnis entnommen. Ich bat ihn das kleine „Ei“, das in Wirklichkeit mein konzentriertes Schiff war, auf die Handfläche seiner Hand zu legen und diese über den Kopf zu strecken. Ich überzeugte mich von der Höhe des Raumes und dem genügenden Abstand zu den Anwesenden. Dann hob ich gedanklich die Konzentration der Linse auf. Unter einem Ausruf des Erschreckens und dem Einziehen der Köpfe nahm das, für den Hörsaal doch etwas große Flugboot, gestalt an und schwebte über den Studenten.

Nach dem ersten Schock war für diese damit eindrucksvoll klar, dass man ihnen keine Märchen erzählt hatte, und so wurde ich mit Fragen nur so bestürmt. Ich erklärte nochmals die Wichtigkeit der neuen, zukünftigen, medizinischen Abteilungen auf Luna-2, und unterbreitete dem gesamten Abschlusssemester den Vorschlag, für die „Organisation“ zu arbeiten und zu forschen.

Charly bot ich an, ihn im Anschluss, mit auf den Mond zu nehmen, damit er sich überzeugen könne, nicht zu träumen. Ich versprach ihm, ihn rechtzeitig wieder auf die Erde zu bringen. Eine Auswahl von fünf Studenten solle ebenfalls mit uns auf den Mond, um später dem Rest des Abschlusssemesters zu berichten.

Wir traten vor das Gebäude der medizinischen Fakultät, ich vergrößerte die Linse, die von den Studierenden des Campus mit offenen Mündern wahrgenommen wurde, und bat dann Charly und die fünf Studenten, einzusteigen und sich zu setzen.

Ich stieg ebenfalls ein und befall der Linse zunächst auf 100.000 Kilometer Abstand zur Erde zu steigen und dort zu parken.

Gedankenschnell waren wir angekommen und die Mitreisenden standen mit Erstaunen und offenen Mündern vor dem Bugfenster, um die Erde zu bewundern.

Als Nächstes kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr als wir den Mond umkreisten und ich ihnen den Krater zeigte, wo Luna-1 und 2 entstünden.

Man stelle sich unschwer die Aufregung der Studenten vor. So bat ich, nachdem die Linse nach der Landung auf dem Campus wieder in meiner Tasche verschwunden war, Charly, mich zum Abschlusssemester der Maschinenbauingenieure zu bringen. Dort wolle ich den Dekan Professor, Doktor Roberto Brown erreichen, der seine Studienabschlussrede vor den Studierenden hielt.

Die Überraschung und die Reaktion von Roberto und seinen Komilitonen war ähnlich wie die der medizinischen Fakultät. Ich versprach ihm und fünf seiner Studenten ebenfalls die Reise zum Mond für den nächsten Tag. Mein Vorschlag war der gleiche wie an die Mediziner, für die „Organisation“ zu arbeiten.

An diesem Tag blieb nur die Chance des Besuchs des Abschlusssemesters der physikalischen Fakultät mit seinem Dekan Daniel Christiansen. Hier war die Aufregung riesig, aber die Studenten hatten sofort die ungeheuren Möglichkeiten erkannt, wie ihnen die Tragweite der Vorführung der Linse zum Bewusstsein kam. Hier versprach ich in den nächsten Tagen eine Reise zum Mond.

Fakultät für Fakultät wurde von mir zur Zusammenarbeit überredet und endete jeweils mit einer Rundreise zum Erdtrabanten. Schließlich war der Rektor der Lehranstalt Herr Prof. Dr. Hudges einverstanden, seinen Studenten die Forschungseinrichtungen und Labors für die Dauer der Semesterferien kostenlos zur Verfügung zu stellen. Das eine oder andere Patent müssten wir ihm dafür zur Vermarktung überlassen. Für mich bedeutete dies keinerlei Schwierigkeiten, da die Universität ja Geld zum Unterhalt benötigte. Ich versprach darüber hinaus eine Zusammenarbeit beider Einrichtungen. Eine Rundreise zum Mond für ihn und seine direkten Mitarbeiter schloss den Aufenthalt ab.