Neulateinische Metrik

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From the series: NeoLatina #33
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Nicht nur eine ImitationImitation, sondern ein wörtliches Zitat des spätantiken Lyrikers Septimius SerenusSerenus, Septimius bildet der letzte Satz Scaligers (47) Scaliger, Julius CaesarHyporchema Baccho: Animula miserula properiter abiit. Serenus᾿ Satz, der bei dem Grammatiker Diomedes (I,513 GLKDiomedes) tradiert ist, besteht aus 15 kurzen Silben, doch wissen wir ebenso wenig wie Scaliger, in welchem metrischen Kontext er gestanden hat. Von Serenus ist aber bei Martianus CapellaMartianus Capella (5,518) und Terentianus MaurusTerentianus Maurus (1464) ein weiterer, aus 15 kurzen Silben bestehender Satz überliefert: Perit, abit, avipedis animula leporis, sodass auf Grund der metrischen Äquivalenz dieser beiden Sätze darauf geschlossen werden mag, dass Serenus tatsächlich aus 15 Kürzen bestehende Verse verfasst hat. Im Zusammenhang mit dem neulateinischen Hyporchema ist der Satz des Serenus über das Zugrundegehen des Hasenseelchens überdies insofern von Belang, als er als Modell für Hugo GrotiusGrotius, Hugo᾿ Hyporchema auf den Tod des Hündchens Aldina in Anspruch genommen wird.Grotius, HugoHyporchema in obitum Aldinae catellae33 Natürlich ist die inhaltliche Verwandtschaft von Versen über den Tod von Haustieren unübersehbar, doch sprechen die Bezeichnung als Hyporchema sowie die gleiche Länge der Verse – auch Grotius bildet Verse mit 17 Kürzen und einer anceps – dafür, dass Grotius auf Scaliger rekurriert:34


Trĕpĭdŭlă cănĭs ănĭmŭlă Sty̆gă sŭbĭtŏ pĕtĭĭt,
nĭgĕr ŭbĭ lăcŭs, ŭbĭ nĕbŭlă, ŭbĭ plăgă tĕnĕbrĭcă;
nĕquĕ lŏcă sŭpĕră, nĭtĭdŭlă, vĭrĭdĭă rĕpĕtĕt.
Ŭbĭ mĭsĕră pĕrĭĭt, hĕrĕ, tĭbĭ quĭs ĕrăt ănĭmŭs?
Lăcry̆mŭlă cĭtă tĭbĭ cădĭt ĭnhĭbĭtă gĕmĭtĭbŭs, 5
tŭăquĕ mĕmŏrĭă vĕtĕră bĕnĕfĭcĭă rĕpĕtĭt.
Hŏmĭnĭdŏmă, fĕrĭdŏmă, Cy̆prĭă, sălĭgĕnă Dĕă,
tŭă vĭdĕŏ, tŭă măle pĭă, trŭcĭă făcĭnŏră.
Vĕnĕrĕă iŭgă fŭgĭtĕ, văgă gĕnĕră quădrŭpĕdŭm.
Sĭnĕ mărĕ, vĭdŭă, stĕrĭlĭs ăgĕrĕ bĕnĕ pŏtŭĭt. 10
Ămŏr ălĭŭd ădĭgĭt. Ĭtă gĕmĭnĭpără pĕrĭt.
Dŏlĕt hĕrŭs, ĕt hĕrĭsĕquă, cĭthărĭcrĕpă, fămĭlĭă.
Prŏcŭl ăgĭlĭă trĭpŭdĭă, fĭcĭdĭnă Dĕă prŏcŭl,
lăbĭăquĕ lătĭcĭbĭbŭlă căpĭtăquĕ hĕdĕrĭgĕră,
quĭă nĭvĕŏla, nĭgrŏcŭlă, cĭbĭpĕtă, cĕlĕrĭpēs, 15
tĕnĕrŭlă, plăcĭdă cătŭlă nĕcĕ săcrĭlĕgă ŏbĭĭt,
ĕt ĭnănĭmă, cĭnĕrĭflŭă, sĭtă lăpĭdĕ tĕgĭtŭr.
Sătĭs ăgĕ, sătĭs. Ăbĕŏ, bŏnă cătŭlă, bĕnĕ vălē.
Mănĕt hĕr(i) ŏpĕrĭbŭs ălĭtă, tĭbĭ săcră cĕlĕbrĭtās.

Das ängstliche Seelchen der Hündin eilte plötzlich zur Styx, wo ein finsterer See, wo Dunst, wo dunkle Gefilde sind, und wird nicht mehr zu den oberen hellen, grünen Gegenden zurückkehren. Nachdem die Arme tot war, wie, Herr, war deine Gemütsverfassung? [5] Tränen rannen dir rasch herab, unterbrochen von Seufzern, und das Gedächtnis vergegenwärtigte sich die alten Liebesdienste. Menschen und Tiere beherrschende Kypris, meergeborene Göttin, deine gar nicht liebevollen, deine furchtbaren Taten sehe ich. Die Höhen der Venus flieht, ihr umherstreifenden Arten der vierfüßigen Tiere! [10] Ohne Mann, verwitwet, kinderlos hätte sie gut handeln können. Amor drängt zu anderem. So stirbt die Zwillingsgebärerin. Es trauert der Herr und das Gefolge des Herrn, das zittertönende Gesinde. Fern seien lebhafte Dreischritte, fern die saitenspielende Göttin, fern auch milchtrinkende Lippen und efeutragende Häupter, [15] weil die glänzende, schwärzliche, futterbettelnde, schnellfüßige, zierliche, sanfte kleine Hündin einen gottlosen Tod starb und entseelt, in Asche zerfallend unter einem Stein liegt. Genug jetzt, genug! Ich gehe fort. Gutes Hündchen, lebe wohl! Es bleibt dir, genährt durch die Werke deines Herrn, eine heilige Berühmtheit.

Das Hyporchema in obitum Aldinae Catellae findet sich in keiner Edition von Grotius᾿ Gedichten,Zanten, Laurens vanDeliciae Poeticae35 sondern wurde nur in die Appendix der von Laurens van Zanten 1796 publizierten Sammlung von Gedichten zahlreicher, insbesondere niederländischer Neulateiner Deliciae Poeticae aufgenommen.36 Es geistert erst durch die Forschungsliteratur, seitdem der Direktor der Bibliotheca Marciana Jacopo Morelli den Text zusammen mit zahlreichen weiteren EpicedienEpicedium anderer Autoren auf denselben HundAleandro, GirolamoIn obitum Aldinae catellae37 in einer Handschrift in die Hände bekam, die den Titel trägt: Lacrymae poeticae Aleandri aliorumque in obitum Aldinae catellae, typis editae Parisiis 1622 und von einer praefatio Girolamo Aleandros eingeleitet ist.38 Weitere Gedichte auf den Tod der Aldina sind in dem 55 Seiten starken, unter dem Namen Girolamo AleandrosAleandro, Girolamo in Paris 1622 publizierten Büchlein In obitum Aldinae catellae enthalten. Teilweise finden sich die Gedichte nur im Druck, teilweise nur in der Handschrift, nur wenige scheinen sowohl im Druck als auch in der Handschrift vertreten zu sein.DactylusHexameterGrotius, HugoEpicedium39 Dem Titel des (gedruckten) Epicediums AleandrosAleandro, GirolamoIn obitum Aldinae catellae In obitum Aldinae catellae suae festivitissimae40 ist zu entnehmen, dass es sich bei Aldina um seinen eigenen Hund handelte.41 Grotius᾿ Hyporchema ist in der gedruckten Sammlung nicht enthalten. Dass Morelli es der Edition für wert hielt, ist vermutlich auf die außergewöhnliche Form zurückzuführen. Wie der Text Eingang in van Zantens Sammlung fand, war für mich nicht ermittelbar.

Metrisch sieht sich Grotius zu den gleichen Lizenzen gezwungen wie Scaliger. Es finden sich sechs Kürzungen von auslautendem -i, und -o in der beschriebenen Weise (1: subito; 2: ubi; 5: tibi: 8: video, 18: abeo, 19: tibi) sowie eine Elision von auslautendem -i vor kurzem Vokal (19: heri), wobei es sich hier um die Elision eines kurzen Vokals handelt, da das i von heri auch in antiker Dichtung gekürzt werden kann. In Becmanns Hyporchema ad Christianum II Ducem Saxoniae Becmann, ሴiሴChristianHyporchemaሴiሴ ad Christianum II Ducem Saxoniaeund FlemingsFleming, Paul Gedichten sind die gleichen Phänomene zu beobachten.

Inhaltlich präsentieren sich Grotius᾿ 19 Verse als antikisierendes GrabepigrammEpicedium, in dem zunächst der Eingang der Hundeseele in die Unterwelt festgestellt (1–3), dann die Trauer des Herrn beschrieben wird (4–6). Daraufhin wird Venus die Schuld am Tod des kleinen Tieres und damit eine Rolle gegeben (7–11), die in Opposition zu ihrer Funktion als Lebensspenderin steht, als die sie von Lukrez (1,1–23) gepriesen wird. Noch einmal ist von der Trauer des Herrn und seiner Umgebung die Rede (12). Alle Freudenäußerungen sollen fernbleiben (13–14), weil Aldina tot ist, wobei die Hündin mit zahlreichen Epitheta versehen wird (15–18). Zuletzt nimmt das Sprecher-Ich Abschied von Aldina und ihrem Grab. Die Analogie zwischen dem Hund, der in die düstere Unterwelt eingeht, und CatullCatulls Sperling, der denselben Weg beschreitet (Catull, Carmina 3Catull,11–12), ist deutlich und wurde dementsprechend bereits in der Literatur vermerkt.Epicedium42 Doch Grotius᾽ Hyporchema parodistisch-komische Züge zu attestieren,43 wie sie in Catull 3 naheliegen, verbietet der Kontext der weiteren Epicedien auf Aldina, insbesondere desjenigen ihres Besitzers. AleandroAleandro, GirolamoIn obitum Aldinae catellae schildert in seinem EpicediumEpicedium sehr realistisch das Aussehen und das (hundetypische) Verhalten seiner Aldina sowie die Umstände ihres Todes, dass sie nämlich – trotz aller Mühe und Fürsorge ihres Herrn – im Alter von gerade zwei Jahren nach der Geburt von Jungen starb, nachdem die Welpen bereits tot waren.

Ohne diesen Kontext ist freilich die Versuchung groß, über die trepidula […] animula (1), die Verkleinerung von Substantiv und Attribut zu schmunzeln. Auch zeigen die spätesten der genannten Hyporchemata, Flemings Sylva 8,39 (= Suavium 39) und Sylva 9,3,4Fleming, PaulSylva Hyporchema. Sponsus ad sponsam, die beide zu Hochzeitsschriften gehören, durchaus einen spielerischen Charakter. Letzteres stellt eine dem Anlass entsprechende Aufforderung zum TanzTanz dar, Ersteres ist ein Liebesgedicht, in dem mit einer gewissen Übertreibung und einer überbordenden Fülle von Diminutiva die Abhängigkeit des Sprecher-Ichs von der Gnade und Ungnade der Geliebten formuliert wird.Scaliger, Julius CaesarAd animam Fracastorii hyporchema44 Doch ursprünglich ist die Tendenz des Hyporchema seiner Herkunft entsprechend eher ernsthaft. So finden sich unter den genannten Texten drei, die zu Gedicht-Zyklen anlässlich eines Todesfalls gehören, d.i. Scaligers Ad animam Fracastorij hyporchema aus den Arae Fracastoreae sowie Flemings Sylva 9,1,2 Fleming, PaulSylvaSponsus ad Sponsam und Sylva 9,1,11Fleming, PaulSylva Sponsus ad Aedones aus den Arae Schoenburgicae. Scaligers Hyporchema Baccho, Sileno usw. und Flemings Sylva 9,2Fleming, PaulSylva Christo hodie-nascenti hyporchema sind GötterhymnenHymnus, der eine pagan-antikisierend, der andere christlich, und Becmanns Hyporchema ad Christianum II Ducem SaxoniaeBecmann, ChristianHyporchema ad Christianum II Ducem Saxoniae preist den Sachsenherzog. Auch in Flemings Sylva 9,1,2Fleming, PaulSylva Sponsus ad Sponsam auf den Tod von Maria Juliane von Schönburg findet sich gleich im ersten Vers die animula (die in den Tod entflohen ist), und zwar ebenso wie in den erwähnten Versen des SerenusSerenus, Septimius und ebenso wie im ersten Vers der iambischen DimeterIambusDimeter, die HadrianHadrian kurz vor seinem Tod geschrieben haben soll (Scriptores Historiae Augustae, Hadrianus 25,9):

 

Ănĭmŭlă văgŭlă, blāndŭlă,
hōspēs cŏmēsquĕ cōrpŏrĭs
quaē nūnc ăbībĭs īn lŏcă
pāllĭdŭlă, rĭgĭdă, nūdŭlă,
nĕc, ūt sŏlēs, dăbīs jŏcōs?

Unstetes, reizendes Seelchen, Gast und Geleiter des Körpers, in welche bleiche, unerbittliche, nackte Gegend gehst du nun von dannen und scherzt auch nicht mehr wie gewohnt?

Die Hadrian zugeschriebenen Dimeter, die gerade im ersten Vers fast völlig aufgelöst sind, werden als antikes lateinisches Vorbild für Fleming in Anspruch genommen, auch wenn m.E. Flemings Referenz auf Scaliger außer Frage steht.

Insgesamt zeigt das häufige Vorkommen der animula in pyrrhichischenPyrrhichius bzw. pyrrhichisch wirkenden Versen sowie das ebenso häufige Vorkommen von Diminutiva in allen Gedichten, die auffällige Rekurrenz bestimmter Adjektive (nitidus, lepidus, viridis u.a.), die Häufigkeit des Femininum Singular der a-Deklination und des Neutrum Plural, wie sehr sich die Dichter durch die Beschränkung auf Kürzen lexikalisch eingeengt hatten.

Wie es scheint, stellt also das neulateinische Hyporchema eine metrische Form dar, die theoretisch und praktisch auf Iulius Caesar ScaligerScaliger, Julius Caesar zurückgeht, der seine Vorstellung vom antiken Hyporchema am sogenannten Pratinas-FragmentPratinas-Fragment orientiert. Diese Form fordert mit Ausnahme der Endsilbe die ausschließliche Verwendung von kurzen Silben, die entweder zu Versen gleicher Silbenzahl oder alternierenden Versen zusammengesetzt werden. Die Beschränkung auf kurze Silben macht zum einen eine Beschränkung auf ein überschaubares lexikalisches Material notwendig, zum anderen die Ausnutzung aller Möglichkeiten, Silben zu kürzen, und die Elision von langen vor kurzen Silben. Typisch für das Hyporchema ist überdies die Verwendung von Diminutiva und von zahlreichen, oft als Nominalkomposita neu gebildeten Epitheta, die sicherlich zum Teil den metrischen Zwängen geschuldet ist. Die Verwendung der auffälligen Epitheta orientiert sich aber auch an entsprechenden Epitheta des Pratinas-FragmentsPratinas-Fragment. Die Frage liegt nahe, weshalb Dichter eine Form herausbilden und sich in ihr betätigen, die ihrem Dichten solch enge Beschränkungen auferlegt. Eine poetologische Antwort könnte lauten, dass sie sich in einer Form der archaischen griechischen Lyrik betätigen, in der, wie gesagt, auch PindarPindar und pindarische Dichtung gedichtet haben soll, dass sie also in gewisser Weise pindarisieren. Die prosaische Erklärung muss wohl lauten, dass diese Form technisch überaus schwierig und mühevoll ist, wie Scaliger es in der Überschrift seines Hyporchema Baccho, Sileno usw. formuliert: omnium poematium operosissimum,Grotius, Hugo45 und die Dichter ihre technische Brillanz unter Beweis stellen wollten. In diesem Sinn hätte Grotius z.B. danach gestrebt, unter den zahlreichen EpicedienEpicedium auf Aldina etwas Besonderes zu bieten. In Alsteds Encyclopaedia Alsted, Johann HeinrichEncyclopaediafindet sich das Hyporchema jedenfalls unter den Technopaegnia. Die Hyporchemata FlemingFleming, Pauls, der mit fünf Exemplaren die Hauptmasse beisteuert, stammen sämtlich aus den Jahren 1630/31, seiner poetischen Frühzeit und experimentellen Phase. Möglicherweise hat sich also Scaligers metrische Neuschöpfung trotz ihrer erhabenen Herkunft wegen ihrer extremen Künstlichkeit schnell totgelaufen. Nicht jedes Geschöpf, das aus dem Geist der Antike geboren wird, ist also lebenskräftig, und selbst der Barockhumanismus hat nicht jedes manieristische Spiel goutiert.

Literaturverzeichnis
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2. Sekundärtexte

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Il carmen anguineum di Lidio CattoCatto (Catti), Lidio (Bernardino)Opusculacarmina anguinea

Poesia enigmaticaRätseldichtung ed enigmistica tra stampe e manoscritti

Stefano Cassini

La vita del poeta e i suoi Opuscula

I pochi studi finora esistenti sulla figura di Bernardino Catti di Ravenna hanno sempre sottolineato la particolare sensibilità di questo poeta per la sperimentazione e il non convenzionale.1

Bernardino Catti (o Catto o Gatti), che adotterà il soprannome ‘Lidio’ in onore della sua misteriosa amata Lidia, nacque a Ravenna nella seconda metà del XV secolo. Grazie alle opere di erudizione e ai documenti di archivio, è possibile tracciare un profilo abbastanza esaustivo della vita del poeta. Diventato notaio pubblico nel 1481, Lidio si trasferì a Padova, dove la sua presenza è registrata negli Acta dell’Università già a partire dal 1484, così come è registrata la sua laurea in diritto civile nel 1491.2

Il soggiorno padovano dev’essere stato un punto di svolta non solo professionale, ma anche poetico: nella Padova macaronica, il Catti ha potuto elaborare il suo stile sperimentale, spesso basato sull’incontro tra volgare e latino, nonché conoscere l’allora podestà Leonardo Loredan, futuro doge di Venezia. L’ossessiva presenza di quest’ultimo nell’opera del poeta-giurista lascia suppore che potesse essere il suo mecenate.3

Tornato tuttavia in patria, Bernardino sembrerebbe essersi concentrato soprattutto sulla carriera giuridica e politica, rivestendo numerosi incarichi pubblici, tra cui spiccano il ruolo di podestà a Forlì e Cesena4 e l’incarico d’ambasciatore per la propria città, persino presso il papa.5

In un documento ravennate del 1530 viene menzionato come defunto.6 Ebbe sicuramente quattro figli: Venerio, Livio, Laura e Livia. Livio in particolare fu abate di Classe e potrebbe essere lo stesso Livius Cattus della nota di possesso del manoscritto Classense 18, una copia quattrocentesca dei Rerum vulgarium fragmenta e dei Trionfi di Petrarca.7

Infine, Serafino Pasolini sostiene che alla laurea in diritto il Catti avrebbe affiancato la laurea poetica,8 ma non ho trovato ulteriori riscontri al riguardo.

L’opera più famosa di Lidio sono sicuramente i Lydii Catti Ravennatis opuscula, stampati a Venezia nel 1502 da Giovanni Tacuino, sotto l’egida del grande editore Girolamo Avanzi. Si tratta di una raccolta dedicata al neoeletto doge Leonardo Loredan, formata da versi perlopiù atipici e curiosi composti tra il 1487 e il 1502, suddivisi in sette sezioni.

 

In questo vero e proprio scrigno di stravaganze latine e volgari, le terzineTerzine dantesche e la sestinaSestine sono scritte in esametriDactylusHexameter, talvolta compare un carmen SotadicumIonicusa maioreSotadeus, oppure il poeta, cedendo alla sua formazione giuridica, intenta un processo contro la propria amata perché gli restituisca il cuore.9 Non mancano certo carmina più tradizionali, ma l’attenzione del pubblico non può che essere inevitabilmente attratta dagli esperimenti più curiosi e arditi.

Lo stesso poeta d’altro canto dimostra un forte orgoglio nel sottolineare la propria paternità delle invenzioni più audaci: la seconda sezione, che raccoglie i carmina più sperimentali, ostenta nel titolo la dichiarazione a nullo alio tali genere forte composita. Tra questi esperimenti spicca senza ombra di dubbio il carmen anguineum.