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Investitionsbericht 2021–2022 der EIB - Ergebnisüberblick

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Investitionsbericht 2021–2022 der EIB - Ergebnisüberblick
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EUROPÄISCHE INVESTITIONSBANK INVESTITIONSBERICHT

2021/2022

ERGEBNISÜBERBLICK

Erholung als

Sprungbrett für

den Wandel


Haftungsausschluss

Die Darstellungen in dieser Publikation geben die Ansicht der Autorinnen und Autoren wieder und stimmen nicht notwendigerweise mit der Sichtweise der EIB überein.

Die Europäische Investitionsbank

Die Europäische Investitionsbank ist die Bank der EU und der größte multilaterale Kreditgeber der Welt. Wir finanzieren nachhaltige Investitionen in kleine und mittlere Unternehmen und in Innovation, Infrastruktur, Klima und Umwelt. Seit sechs Jahrzehnten fördern wir die Wirtschaft in Europa: von Start-ups wie Skype bis zu Großprojekten wie der Øresund-Brücke zwischen Dänemark und Schweden. Bis zum Ende des Jahrzehnts wollen wir Investitionen von einer Billion Euro für Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit anstoßen. Etwa zehn Prozent unserer Mittel fließen in Länder außerhalb der Europäischen Union. Damit fördern wir Europas Nachbarn und die Entwicklung weltweit.


Der vollständige Investitionsbericht 2021/2022: Erholung als Sprungbrett für den Wandel ist in der englischen Fassung abrufbar unter:

www.eib.org/investment-report-2021


Inhalt

Einleitung

Diesmal war es anders: Entschlossenes Handeln dämpfte den schweren Schock für die EU-Wirtschaft

Viele europäische Unternehmen nutzen die Erholung als Sprungbrett für strukturelle Veränderungen

Europa muss die Dynamik des Wandels jetzt aufrechterhalten und stärken

Einleitung

Weniger als zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie in Europa ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Europäischen Union wieder auf Vorkrisenniveau. Das dritte Quartal 2021 markiert die Rückkehr auf den Stand des vierten Quartals 2019. Dank der schnellen und umfangreichen Hilfsmaßnahmen hat die Krise offenbar nicht so tiefe Spuren hinterlassen, wie ursprünglich befürchtet. Auf mikroökonomischer Ebene wurden durch die Maßnahmen massive Störungen verhindert. Wie krisenfest die Unternehmen und Arbeitsplätze sind, wenn die Hilfen ganz auslaufen, muss sich jedoch erst noch zeigen. Es ist gut möglich, dass dann noch weitere Schäden sichtbar werden.

Auf makroökonomischer Ebene bleibt die Unsicherheit darüber, wie sich neuerliche Pandemiewellen und das Ende der Nothilfen in ganz Europa auswirken. Unklar ist auch, wie die neue Normalität aussehen wird. Es besteht weiter das Risiko einer asymmetrischen Erholung, für Menschen, Unternehmen und Länder. Gleichzeitig sind die Herausforderungen der Klimawende und Digitalisierung dringlicher denn je, und die Erholung bietet eine Chance, diese anzugehen.

Dieser Bericht blickt zurück auf die Auswirkungen der Pandemie auf Menschen, Unternehmen und Länder in der Europäischen Union. Er schaut aber auch nach vorne, wie die Erholung als Sprungbrett zur Transformation dienen kann. Der Bericht beurteilt die Effektivität der Hilfsmaßnahmen und gibt eine Einschätzung darüber ab, welche Narben die Pandemie hinterlässt, mit Blick auf Investitionstätigkeiten. Er zeigt auf, wie europäische Unternehmen die Krise und die Erholung als Chance nutzen können, um sich für eine Welt im Wandel zu rüsten. Dabei geht es auch darum, wie öffentliche Unterstützung einen gerechten Aufschwung sichern und verhindern kann, dass Ungleichheiten weiter zunehmen.

Die bislang umgesetzten Sofortmaßnahmen haben eine wirtschaftliche Depression verhindert, aber der Aufschwung erfordert weitere, länderübergreifend abgestimmte Anstrengungen. Um einer asymmetrischen Erholung vorzubeugen und die langfristigen Wachstumsaussichten zu verbessern, muss Folgendes Priorität haben:

•Erhalt der Dynamik bei hochwertigen öffentlichen Investitionen und Sorge dafür, dass die Aufbau- und Resilienzfazilität so wirkungsvoll wie möglich umgesetzt wird – unter Vermeidung abrupter fiskalischer Anpassungen, die die Erholung behindern könnten

•Mobilisierung privater Investitionen durch Instrumente mit Risikoteilung, um der anhaltenden makroökonomischen Unsicherheit zu begegnen, sowie Abkehr von umfassenden Hilfen für Unternehmen und Verlagerung auf zielgerichtete Anreize zur Transformation, besonders für die Digitalisierung und die Klimawende

•Schaffen der Voraussetzungen für eine beschleunigte digitale Transformation der europäischen Wirtschaft, mit einer unterstützenden Infrastruktur, Informationssicherheit und Data Governance, einer schnelleren Digitalisierung im öffentlichen Sektor und einer stärkeren Konzentration auf Schulung und Qualifikation

•Stärkere klimapolitische Vorgaben und Umsetzung regulatorischer Vorschläge, um verbleibende Lücken in der Dekarbonisierungsstrategie der Europäischen Union zu schließen, einschließlich Plänen für die Energiewende und die weitere Integration der EU-Energiemärkte; sowie geeignete Anreize, um die Vorreiterrolle der Europäischen Union bei klimabezogenen Innovationen zu nutzen

Diesmal war es anders: Entschlossenes Handeln dämpfte den schweren Schock für die EU-Wirtschaft
Unmittelbare wirtschaftliche Auswirkungen der Pandemie waren beispiellos

Die Pandemie verursachte den stärksten Einbruch der Wirtschaftsleistung in der europäischen Nachkriegsgeschichte. Zur Jahresmitte 2020 war das reale EU-BIP um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken, das Primäreinkommen privater Haushalte um 7,3 Prozent. Die Unternehmensumsätze erreichten im Mai einen Tiefpunkt und verzeichneten im verarbeitenden Gewerbe gar einen Rückgang um 30 Prozent seit Jahresbeginn. Danach erholte sich die europäische Wirtschaft dank selektiverer Schutzmaßnahmen allmählich wieder. Allerdings trafen weitere Viruswellen die Länder unterschiedlich hart, was die Erholung ungleichmäßiger und unsicherer machte. Mittlerweile zeigen sich Asymmetrien zwischen Sektoren, zwischen größeren und kleineren Unternehmen und dementsprechend auch zwischen Regionen.

In ganz Europa gingen die realen Bruttoanlageinvestitionen – eine Messgröße der Investitionen – deutlich zurück, aber nicht so stark, wie vorhergesagt. Zudem erholten sie sich innerhalb von nur zwei Jahren vom Pandemieschock. Zum Vergleich: Nach der globalen Finanzkrise dauerte es mehr als zehn Jahre. Zum Ende des zweiten Quartals 2020 brachen die realen Investitionen gegenüber dem vierten Quartal 2019 um 14,6 Prozent ein.[1] Allerdings erholten sie sich rasch wieder und erreichten im zweiten Quartal 2021 das Niveau von 2019. Die öffentlichen Investitionen stiegen stetig: In Südeuropa und Mittel- und Osteuropa wuchsen sie 2020 um sieben Prozent gegenüber 2019, in West- und Nordeuropa um ein Prozent. Investitionen privater Haushalte (hauptsächlich in Wohngebäude) schrumpften, zogen dann aber rasch wieder an, gestützt von staatlichen Maßnahmen zum Schutz von Arbeitsplätzen und verfügbarem Einkommen sowie der Preisentwicklung bei Wohnimmobilien. Am stärksten gingen die Unternehmensinvestitionen zurück: Zum Ende des zweiten Quartals 2021 lagen sie immer noch 0,22 Prozent unter dem Niveau vom Jahresende 2019 und 6,9 Prozent unter dem Trend der Jahre 2013–2019. Nach Anlageart betrachtet, sanken die Investitionen in Maschinen und Geräte am stärksten und erholten sich schleppender.

Mittlerweile werden gewisse Asymmetrien in der Schockwirkung und Erholung deutlich. Während der anfängliche Coronaschock alle Länder der Europäischen Union weitgehend gleich traf, wirkt sich die Pandemie nun weniger einheitlich aus, und die Investitionen erholen sich unterschiedlich schnell. Im zweiten Quartal 2021 lagen die realen Bruttoanlageinvestitionen in 20 EU-Ländern über dem vorpandemischen Niveau (gegenüber dem vierten Quartal 2019) und in 7 Ländern darunter.

Die Pandemie führte zu einem starken Einbruch der Investitionen, besonders bei Unternehmen

Nominale Bruttoanlageinvestitionen in der Europäischen Union (Q4 2019 = 100), nach institutionellen Sektoren


Quelle: Eurostat, Berechnungen der EIB

Anmerkung: Daten ohne Irland