Große Geister dachten anders

Text
Read preview
Mark as finished
How to read the book after purchase
Große Geister dachten anders
Font:Smaller АаLarger Aa

Wir feiern ihre Geburtstage,

wir gedenken ihrer Todestage.

Wir legen Kränze nieder und ehren sie

über den Tod hinaus.

Doch was dachten und sagten

„unsere weltberühmten Köpfe“ über Staat

und Kirche wirklich? Was waren

und sind die Botschaften

an die Bürger, an

das Volk?

Da hilft kein Zorn. Da hilft kein Spott.

Da hilft kein Weinen, hilft kein Beten.

Die Nachricht stimmt!

Der liebe Gott ist aus der Kirche ausgetreten.

Erich Kästner

Große Geister dachten anders


Der universale Geist

ist die Lehre der Gottes- und Nächstenliebe

an Mensch, Natur und Tieren

Printausgabe 1. Auflage Juni 2010

© Gabriele-Verlag Das Wort GmbH

Max-Braun-Str. 2, 97828 Marktheidenfeld

Tel. 09391/504-135, Fax 09391/504-133

E-Book Februar 2016

© Gabriele-Verlag Das Wort GmbH

Max-Braun-Str. 2, 97828 Marktheidenfeld

Tel. 09391/504-135, Fax 09391/504-133

www.gabriele-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten

Printausgabe: ISBN 978-3-89201-315-0

ISBN 978-3-89201-735-6 (epub)

ISBN 978-3-89201-736-3 (mobi)


VORWORT

„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“

„Ich schäme mich Deutschlands. Was werden die anderen Nationen sagen, die so schon unsere Dummheit zu verachten pflegen?“ Wer sagte das? Es war der Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635), der es als einer von ganz wenigen wagte, gegen den Hexenwahn Stellung zu beziehen, auch wenn er dies aus Sicherheitsgründen nur anonym tun konnte. Spee hatte als Beichtvater einige Zeit lang verurteilte „Hexen“ zu betreuen gehabt und machte sich dabei ein eigenes Bild von deren angeblicher Schuld. Heute wird der ebenso nachdenkliche wie mutige Jesuit gerne als leuchtendes Beispiels des „Widerstands“ seiner Kirche gegen die Hexenverfolgung gepriesen – wobei man unter den Teppich kehrt, dass es ein Dominikanermönch war, Heinrich Kramer, der diese grauenhafte Verfolgungswelle mit seinem „Hexenhammer“ (1486) erst so richtig in Schwung gebracht, und ein Papst, Innozenz VIII., der sie mit seiner „Hexenbulle“ (1484) fast gleichzeitig mit dem angeblichen Segen des „Allerhöchsten“ versehen hatte.

„Ich schäme mich Deutschlands“. Historiker rätseln bis heute, weshalb mehr als die Hälfte aller verbrannten „Hexen“ und „Zauberer“ (ein Drittel waren Männer) auf dem Gebiet des damaligen „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ ihr grausames Ende fanden. War es der gemeinsame Schachzug von Papst und Karolingern, diesen Landstrich durch die Krönung des neu erfundenen „Kaisers“ durch den Papst an die Kirche zu ketten, der hier seine verhängnisvolle Spätwirkung entfaltete? War es die – vom Vatikan maßgeblich mit hervorgerufene – Zerrissenheit des Landes, die dessen Bewohner dazu verleitete, ihre Zuflucht zu fanatischem Glaubenseifer zu nehmen?

„Ich schäme mich Deutschlands“. Könnte Graf Spee, wenn er wiederkäme, diesen Satz heute ad acta legen? Oder müsste er ihn wiederholen, wenn er z.B. sieht, wie in seinem Heimatland der Filz von Staat und Kirche heute noch dazu führt, dass die Steuerzahler nicht nur eine, sondern zwei steinreiche Großkirchen mit mehr als 14 Milliarden Euro Subventionen pro Jahr zu alimentieren haben, und dass Politiker sämtlicher Parteien dazu verschämt schweigen?

In den Bücherschränken der deutschen Bildungsbürger stehen seit Jahrzehnten und Jahrhunderten die Größen der Literatur und Philosophie in feines Leder gebunden. Doch was diese großen Geister zu diesem leider uralten Thema zu sagen hatten: zur verhängnisvollen Macht der Kirche, das nimmt bis heute kaum jemand zur Kenntnis.

Bis heute – doch die Zeiten ändern sich! Gerade weil im deutschen Sprachraum der Filz zwischen Staat und Kirche besonders undurchdringlich, gerade weil die Naivität und Dummheit deutscher Politiker gegenüber den Kirchen hier immer schon besonders abstoßend war und bis heute ist, gerade deshalb verfügt der deutsche Sprachraum inzwischen über eine eigene Literaturgattung von Weltgeltung: Nirgendwo sonst gibt es eine derartige Fülle von fundierten und blitzsauber recherchierten kirchenkritischen Werken. In welchem anderen Sprachraum kam bisher jemand auf die Idee, um nur das erstaunlichste Beispiel zu nennen, eine zehnbändige „Kriminalgeschichte des Christentums“ in Angriff zu nehmen – und sie dann auch noch zu schreiben? Neben Karlheinz Deschner sind aber auch Autoren wie Hubertus Mynarek, Horst Herrmann, Carsten Frerk, Ernst Klee und viele andere längst zu Markenzeichen der Aufklärung geworden.

„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, sagt Hölderlin. Immer mehr Menschen erkennen die Gefahr, die darin besteht, die Vermittlung von Ethik und Moral, von inneren Werten wie Anstand, Benehmen und Stil ausgerechnet Institutionen anzuvertrauen, die durch die Geschichte längst bewiesen haben, dass sie alles andere als christlich sind. Die derzeitig bekannt werdenden Kinderschänderverbrechen durch Priester und Pfarrer sind nur ein weiterer Beleg dafür.

Es wird Zeit, wieder auf die Stimmen zu hören, Stimmen aus aller Welt und aus vielen Jahrhunderten, die uns dabei helfen können, die Unterscheidung der Geister neu zu erlernen – und die bitter nötige Wachsamkeit angesichts der größten Heuchelei der Weltgeschichte: den Namen des Jesus, des Christus, zu missbrauchen, um das Gegenteil von dem zu lehren und zu tun, was Er wollte. Die hier angeführten Zitate sind nur eine kleine Auswahl – eine Auswahl, die dazu anregen kann, selber auf weitere literarische Entdeckungsreisen zu gehen. Denn wem Anstand und Benehmen, Ethik, Moral und Stil wirklich am Herzen liegen, der sollte das Gärtnern nicht länger den Böcken überlassen, sondern es selbst in die Hand nehmen.

Kurt Tucholsky


KURT

TUCHOLSKY

Schriftsteller

1890-1935

clear

Die Kirche rollt durch die neue Zeit dahin wie ein rohes Ei. So etwas von Empfindlichkeit war überhaupt noch nicht da. Ein scharfes Wort, und ein ganzes Geheul bricht über unsereinen herein: Wir sind verletzt! Wehe! Sakrileg! Unsere religiösen Empfindungen

... Und die unseren? …

Nehmt ihr auf unsere Empfindungen Rücksicht?

Ich zum Beispiel fühle mich verletzt, wenn ich einen katholischen Geistlichen vor Soldaten sehe, munter und frisch zum Mord hetzend, das Wort der Liebe in das Wort des Staates umfälschend – ich mag es nicht hören. Wer nimmt darauf Rücksicht?

Tretet aus der Kirche aus. Tretet aus der Kirche aus. Tretet aus der Kirche aus.

Wir sind aus der Kirche ausgetreten, weil wir es nicht länger mitansehn konnten.

Merke: Wer sich so mit dem Nebel des Mysteriums umgibt, wie alle diese, die es mehr oder weniger begabt der katholischen Kirche nachmachen, der zeigt, dass seine Position bei voller Klarheit viel zu fürchten hat.

Man muss nur sehen, wie sich die Vertreter der Kirchen drehen und winden, wenn sie auf den schreienden Widerspruch zwischen ihrer Lehre (die einmal revolutionär gewesen ist) und der Kirchenpolitik hingewiesen werden einen Geistlichen die Berechtigung der Kriege nachweisen zu hören, hat etwas Peinliches.