Glaube

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Glaube
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Glaube



Friedrich W. Horn



Mohr Siebeck GmbH & Co. KG










Inhaltsverzeichnis






Einführung

Friedrich W. HornGlaube in sieben theologischen Disziplinen




Altes Testament

Christoph LevinGlaube im Alten Testament




Neues Testament

Friedrich W. HornGlaube – Nicht Weisheit der Menschen, sondern Kraft Gottes




Kirchengeschichte

Martin OhstGlaube in der Kirchengeschichte – Zu den geschichtlichen Wandlungen eines Zentralbegriffs der christlichen Religion




Systematische Theologie

Christiane TietzDer Glaube – sein Charakter, seine Nachbar- und Gegenbegriffe aus systematisch-theologischer Perspektive




Praktische Theologie

Jan HermelinkGlauben – die Perspektive der Praktischen Theologie auf die gegenwärtige christliche Religion




Religionswissenschaft

Daniel Cyranka›Glaube‹ als Gegenstand der Religionswissenschaft




Judaistik

Matthias MorgensternGlaube und Glauben im Judentum




Zusammenschau

Friedrich W. HornGlaube – weniger Darstellung der Glaubensgegenstände als vielmehr Blick auf die subjektive Seite der christlichen Religion





Autoren







Personenregister







Sachregister



















|1|Einführung

Friedrich W. Horn

Glaube in sieben theologischen Disziplinen



Das Stichwort Glaube benennt nicht ein Thema der Theologie neben vielen anderen, sondern umgreift das Ganze der christlichen Theologie und des christlichen Glaubens. Christen werden daher auch einfach Glaubende bzw. Gläubige genannt. Der Glaube gehört grundlegend zum Kennzeichen ihrer Religion oder, auf den Einzelnen bezogen, zu seinem religiösen Selbstverständnis. Was das Wesen des Christentums und der Theologie ist, kann vom Stichwort Glaube her erschlossen werden.



Dennoch kann es in diesem Band nicht darum gehen, das Ganze des christlichen Glaubens als christliche Glaubenslehre darzustellen, so wie Friedrich Schleiermacher dies in seiner Glaubenslehre, ausgehend von einer Theorie des religiösen unmittelbaren Selbstbewusstseins, getan hat. Der Anlage der Reihe

Themen der Theologie

 folgend soll in die einzelnen Disziplinen der Theologie, die sich im Laufe der letzten 150 Jahre herausgebildet haben, geschaut werden, um genauer wahrzunehmen, wie Glaube in ihnen zur Sprache kommt. Dass hierbei neben den biblischen Disziplinen Altes und Neues Testament, der Kirchengeschichte, der Systematischen Theologie und der Praktischen Theologie jetzt auch Religionswissenschaft und Judaistik aufgenommen werden, entspricht einerseits der jüngeren weiteren Ausdifferenzierung der theologischen Fächer, ist andererseits aber von der Sache her auch unumgänglich. Evangelische Theologie darf nicht darauf verzichten, das eigene Profil gerade im Gespräch mit Judaistik und Religionswissenschaft oder mit Interkultureller Theologie zu schärfen. Im Geleitwort des neuen Grundlagentextes des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aus dem Jahr 2015 heißt es: »Der vorliegende Grundlagentext erläutert diese Haltung des christlichen Glaubens in evangelischer Perspektive und schreibt die theologischen Leitlinien aus dem Jahr 2003 |2|(»Christlicher Glaube und nichtchristliche Religionen« EKD-Texte 77) in Richtung einer Theorie des Pluralismus fort.« Und wenn der interreligiöse Dialog zum Grundbestand moderner Gesellschaften gehört, ist die Klärung dessen, was Gegenstand des Dialogs sein soll, unabkömmlich. Es wäre auch reizvoll gewesen, das Thema Glaube direkt einem Islamwissenschaftler, einem Ethiker, einem Religionssoziologen, einem Pädagogen oder einem Religionspsychologen vorzulegen. Doch hat die Konzentration auf die im Studium der Evangelischen Theologie direkt begegnenden Disziplinen die Auswahl hier gesteuert und begrenzt. Immerhin bietet Daniel Cyranka in seinem Artikel einen Exkurs zu Glaube in Religionssoziologie und Religionspsychologie.



Eine erste Einsicht im Gespräch mit allen Beiträgern des Bandes lautete: das Thema Glaube ist in den verschiedenen theologischen Disziplinen in äußerst unterschiedlicher Gewichtigkeit präsent. Sei es zum einen, dass wie im Alten Testament der quellensprachliche Befund und die Dichte des Vorkommens weitaus geringer sind als oftmals behauptet. Sei es zum anderen, dass das Thema Glaube, wie innerhalb der Religionswissenschaft, bislang nicht wirklich thematisiert, ja gelegentlich sogar ausgegrenzt wird bzw., wie innerhalb der Praktischen Theologie, eigentlich erst in jüngerer Zeit, hier dann aber prägnant, in den Fokus der Betrachtung tritt. In den Disziplinen Neues Testament, Kirchengeschichte und Systematische Theologie hingegen war das Stichwort Glaube immer gegenwärtig, was sich auch bis heute an einer Vielzahl von Monographien zum Thema ablesen lässt.



Von Glaube ist im Alten Testament nicht häufig die Rede. Für

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 finden sich nur 28 Belege, die teilweise noch untereinander vernetzt sind. Nach gegenwärtiger Forschung kann nicht mehr Jes 7,9b als Aussage des Propheten Jesaja im 8. Jahrhundert als Ausgangspunkt des Glaubensbegriffs im Alten Testament gelten. Christoph Levin zeigt, dass die meisten Belege erst nachträglich in diesen Kontext von Jes 7 und ebenso in andere alttestamentliche Kontexte gekommen sind, so dass

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 als ein theologischer Schlüsselbegriff aus der Spätzeit des Alten Testaments aufgenommen wird. Levin datiert sein Vorkommen zeitlich noch nach deuteronomistischen und priesterschriftlichen Texten in die hellenistische Zeit. Glaube beschreibt eine Gottesbeziehung, deren Besonderheit im Unterschied zu anderen Arten der Gottesbeziehung darin liegt, dass der Glaube stets auf die vorausgehende Zuwendung Jahwes, auf Verheißungen und Wunder antwortet. Levin formuliert daher: Glaube, wie er im Alten Testament verstanden wird, ist seinem Wesen nach Antwort. Der Unglaube hingegen schlägt diese |3|Zuwendung Gottes aus und gilt daher als schweres Vergehen. Glaube gewinnt hierbei eine personale Dimension. Er überschreitet das Festmachen an Verheißungen und Wundern hin zu einer personalen Beziehung und begegnet dann als Glaube an Gott.



Im Neuen Testament steht Glaube im Vergleich mit dieser eher schmalen und vergleichsweise spät sich artikulierenden alttestamentlichen Vorgeschichte dominant im Mittelpunkt, was zunächst schon allein der statistische Befund in der Konkordanz anzeigt. Sowohl das Substantiv πίστις als auch das Verb πιστεύειν begegnen je 243-mal. Diese Steigerung ist einerseits verständlich vor dem Hintergrund, dass das Christentum an Vorgaben religiösen Sprachgebrauchs innerhalb des Hellenismus anknüpfen konnte. Andererseits aber wird der Begriff des Glaubens zu einer solchen Kategorie, die unterschiedliche Beziehungen und Dimensionen des Christseins umfasst und sich zu einer umfassenden Bestimmung des Christseins entfaltet. Ein Impuls Jesu, Glaube als die Haltung des unbedingten Vertrauens in Gottes Fürsorge zu verstehen, wird hierbei sicher aufgenommen. Dieser findet sich etwa in dem Wort des Berge versetzenden Glaubens, aber auch in der formelhaft verdichteten Rede vom rettenden Glauben, etwa im Kontext von Wundern Jesu.



Doch sind es vor allem die neutestamentlichen Schriften und unter diesen vorrangig die Paulusbriefe und das Johannesevangelium, die dem Glauben eine Zentralstellung innerhalb ihrer theologischen Entwürfe zuweisen. Der Schriftbezug durch Zitat oder Anspielung auf Gen 15,6; Jes 28,16 und Hab 2,4 wird für Paulus wesentlich, da diese Vorgaben an Schaltstellen seiner Briefe (Röm 1,17; 4,3; 5,5; 9,33; 10,11; Gal 3,6.11) grundsätzlich aufgenommen und entfaltet werden, etwa zur Gerechtigkeit aus Glauben ohne Werke des Gesetzes. Darüber hinaus umgreift Glaube das gesamte christliche Leben, was etwa in der von Paulus gewählten Trias Glaube, Liebe, Hoffnung (1Thess 1,3; 1Kor 13,13) zum Ausdruck kommt. Glaube und Christsein werden nahezu synonym verwendet. Die Christen können als Glaubende angesprochen werden und die Rede von ›eurem Glauben‹ wird zu einem umfassenden Hinweis auf die neue Identität. Die sog. Pistisformeln halten wohl fest, worauf dieser Glaube sich bezieht und woran er sich hängt, jedoch stehen sie und auch die Haltung des doxastischen Fürwahrhaltens eher am Rand des Neuen Testaments. Dass im Johannesevangelium ausschließlich und reichlich nur vom Verb πιστεύειν Gebrauch gemacht wird, ist von der Christologie her einsichtig. Glaube gewinnt die Gestalt des Erkennens Jesu Christi und des Vertrauens in diesen als den von Gott Gesandten.



|4|Die Darstellung des Glaubens in der Kirchengeschichte nimmt in diesem Buch den weitaus größten Raum ein, auch wenn es in Absprache mit der Systematischen Theologie noch eine einschränkende Begrenzung gegeben hat. Letztere setzt mit der Aufklärung und dem Neuprotestantismus ein, und der kirchengeschichtliche Beitrag führt in etwa bis zur altprotestantischen Orthodoxie. Hierbei wird von vornherein der Versuchung widerstanden, jeder theologischen Stimme in diesem Zeitraum einen gebührenden Ort einzuräumen. Vielmehr bietet der Beitrag von Martin Ohst eine fünffache Konzentration. Diese thematisiert in enger Bindung an die Quellen diejenigen Entwürfe, die für den Glaubensbegriff und das Glaubensverständnis der Kirche und in ihrer Geschichte bis heute irreversibel grundlegend geworden sind: a) die Anfänge (Neues Testament, Antikes Christentum); b) Augustinus; c) die Scholastik und der katholische Glaubensbegriff des Frühmittelalters; d) Martin Luther und die reformatorische Transformation des Glaubensbegriffs und e) die unmittelbar nachreformatorische Zeit. Gewisse Überschneidungen mit dem neutestamentlichen Teil sind unvermeidlich, auch wenn Martin Ohst teilweise andere Akzentuierungen als dieser setzt. Natürlich kommt der Darstellung des Glaubensbegriffs Martin Luthers eine zentrale Aufmerksamkeit zu, da er von einem erneuerten Verständnis von Gott und Mensch her neu erfasst wurde und so an einen neuen Ort in der Topographie der denkenden Rechenschaft vom christlichen Glauben rückte.

 



Christiane Tietz bewegt sich in ihrem Beitrag zur Darstellung des Glaubens in der Systematischen Theologie theologiegeschichtlich vorwiegend in dem Raum seit Aufklärung und Idealismus über Neuprotestantismus, Dialektische Theologie, Dietrich Bonhoeffer bis hin etwa zur Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre von Katholischer Kirche und Lutherischem Weltbund. Hierbei verknüpft sie den Blick auf die jüngere Theologiegeschichte mit den in ihr zutage tretenden Problemkonstellationen des Glaubensverständnisses und trifft eigene Bewertungen: a) Glaube und Erkennen, Wissen, Verstehen; b) Glaube und Gefühl; c) Glaube, Religion und Offenbarung; d) der Glaube und sein Gegenstand; e) Gewissheit, Zweifel und Unglaube; f) die Passivität und Aktivität des Glaubens. Der Beitrag von Christiane Tietz setzt sich von solchen, nach ihrer Sicht reduktionistischen Entwürfen ab, die den Glauben auf den Glaubensvollzug beschränken, in denen sich das glaubende Ich in seinem Selbstverständnis beschreibt. Hiernach entsteht der Gottesgedanke gleichzeitig mit dem Glauben, ist diesem aber nicht vorgeordnet. Jesus Christus ist Vorbild solchen Glaubens, in ihm vergegenständlicht sich der Glaubensvollzug.



|5|Jan Hermelink konstatiert in seinem praktisch-theologischen Beitrag zunächst, dass das Stichwort Glauben in der Fachliteratur nur selten thematisiert worden ist. Es begegnete allenfalls als die subjektive oder individuelle Seite der Religion. Praktische Theologie an sich hingegen basiert auf einem spezifischen, weiter gefassten Religionsbegriff. In einigen praktisch-theologischen Unterdisziplinen, in denen der Einzelne im Vordergrund steht, wird jedoch gegenwärtig wieder verstärkt nach dem Glauben gefragt: in der Religionspädagogik, in der Poimenik (Seelsorgelehre) und in der Aszetik (Theorie der Frömmigkeit). Der Beitrag geht dieser Thematisierung ausführlich nach und beschreibt innerhalb der Religionspädagogik den Glauben als spezifischen Lernprozess, innerhalb der Seelsorgelehre den Glauben als individuelle Erfahrung und persönliches Bekenntnis, innerhalb der Aszetik den Glauben als christlich transformierte Spiritualität. Es schließt sich ein Abschnitt an, der dem Glauben im populären Sprachgebrauch der Gegenwart nachgeht. Sodann wird in religionssoziologischer Perspektive der Glaube als radikal subjektivierte, dadurch zugleich intensivierte und erfahrungsbezogene Form religiöser Überzeugung beschrieben. Jan Hermelink geht abschließend auf das Werk des Berliner Praktischen Theologen Wilhelm Gräb ein, der einerseits eine Religionskulturhermeneutik vertritt, andererseits aber Glauben als notwendiges und normatives Gegenüber von Religion beschreibt. Im Rückblick erkennt Jan Hermelink, dass dem Glauben durchweg ein kritisches, ja antithetisches Moment gegen jeweils dominante wissenschaftliche Paradigmen oder auch gegen selbstverständliche Überzeugungen eignet. Dies wird vielleicht am ehesten erkennbar im Blick auf das Verhältnis der subjektiven, individuellen, auch auf persönlicher Erfahrung beruhenden Gestalt von Glauben im Gegenüber zu kirchlichen, dogmatischen und vermeintlich objektiven Lehrsätzen.



Daniel Cyranka setzt mit einem Versuch ein, Glaube als Gegenstand der Religionswissenschaft überhaupt ausfindig zu machen. In einem ersten Abschnitt beschreibt er in einem Literaturüberblick der vergangenen Jahrzehnte phänomenologische und theologische Hinsichten, in denen das Thema Glaube als religionsgeschichtliche Universalie bzw. als anthropologische Grundbestimmung, als Thema abrahamitischer Religionen und als christlich-protestantisches Thema konzeptionalisiert wird. Der im engeren Sinn religionswissenschaftliche Beitrag fokussiert sich sodann auf neuere Ansätze, auch wenn diese Glaube oftmals durch religiöse Intention ersetzen und das Thema dieses vorliegenden Buches eher ausblenden. So beschreibt etwa Jacques |6|Waardenburg Phänomene und Tatbestände, die aufgrund religiöser Intentionen als religiös wahrgenommen werden, ohne hierbei den Begriff des Glaubens zu bemühen. Ebenso begreifen die Religionswissenschaftler Fritz Stolz, Burkhard Gladigow und Johann Figl Glaube als eine denkerische Innenseite der Religion, die nicht Thema der Religionswissenschaft ist. Cyranka erkennt innerhalb der religionswissenschaftlichen Theoriebildung eine theologische oder phänomenologische Ausgrenzung des Themas oder eine historisierende Beschreibung. Die Bestandsaufnahme führt zu der ernüchternden Einsicht, dass Glaube gegenwärtig kein Thema der religionsgeschichtlichen Frage ist. Daraus folge für den interreligiösen Dialog die Forderung, dass der Glaube als Zentrum christlicher Theologie nicht gleichzeitig das Zentrum religiöser Verständigungsprozesse sein kann. Hier seien eher vernachlässigte Ebenen wie Ritual oder Praxis aufzunehmen.



Matthias Morgenstern setzt in seinem Beitrag zum Glauben innerhalb der Judaistik mit einer notwendigen Klärung dessen ein, was überhaupt der Begriff des jüdischen Glaubens impliziert. Jüdisches Leben definiert sich zeitweise eher über Tora, Volk oder Land, aber nicht über Glauben. Die Rede von einem jüdischen Glauben ist in Europa vornehmlich eine Folge der Aufklärung und sodann der Religionsgesetzgebung, der zufolge die jüdischen Synagogalgemeinden als Religionsgemeinden konzipiert sind. Im Mittelpunkt des Beitrags stehen Ausführungen zu folgenden Schwerpunkten: a) Glaube in der jüdischen Bibel; b) Glaube im rabbinischen Judentum; c) Glaube in der mittelalterlichen Religionsphilosophie des Judentums (vor allem Maimonides); d) Glaube in der modernen jüdischen Religionsphilosophie (vor allem Hermann Cohen, Jeshajahu Leibowitz, Martin Buber, Emanuel Lévinas; e) Häretischer Glaube (Sabbatai Zwi und Jakob Frank, Chassidim, messianische Juden). Morgenstern schließt mit dem Ausblick, dass angesichts der Erosion der traditionell-halachisch geprägten Lebensweise die Notwendigkeit entsteht, die Beziehung zu Gott anders als traditionell zu beschreiben, also nicht in objektbezogenen Aussagen, sondern in persönlich-subjektiven Vertrauensaussagen. Dem haben jüdische Theologen des 20. Jahrhunderts längst Rechnung getragen. Dies wiederum eröffnet Chancen für den interreligiösen Dialog mit Christen und anderen Religionen.



In den Beiträgen dieses Bandes wechselt die Rede gelegentlich von Glaube zu Glauben. Wiewohl Glauben im Duden als selteneres Stichwort unter dem Hauptstichwort Glaube geführt wird, verbindet sich mit beiden Begriffen ein wichtiger Hinweis auf eine grundlegende |7|Unterscheidung in der theologischen Tradition, was in diesem Band wiederum dazu geführt hat, beide Begriffe je nach Gebrauch stehen zu lassen und nicht zu vereinheitlichen. Einerseits ist es der Glaube, der geglaubt wird, also vor allem der Glaubensgegenstand. Dieser findet Ausdruck in Glaubensbekenntnissen, in der regula fidei (Irenaeus,

Adversus haereses

 I,10,1), dann auch in theologischen Abhandlungen, die in systematisierender Weise darlegen, was der Gegenstand des christlichen Glaubens ist. Andererseits aber spricht man vom Glauben, mit dem geglaubt wird, und denkt hierbei an den individuellen, existentiellen Glaubensvollzug, das personale Vertrauensverhältnis des Einzelnen. In der theologischen Tradition verbinden sich beide Perspektiven mit den Formeln fides quae creditur und fides qua creditur. In der Sache wird diese Unterscheidung erstmals bei Augustin gefunden (

De trinitate

 XIII,2,5: aliud sunt ea, quae creduntur, aliud fides qua creduntur). Der Scholastiker Petrus Lombardus (

Sententiae

 III 23 C und D) hat die fides qua creditur in eine dreifache Gestalt überführt: aliud est enim credere in Deum, aliud credere Deo, aliud credere Deum. In der lutherischen altprotestantischen Orthodoxie spricht Johann Gerhard dann explizit von der fides quae creditur und der fides qua creditur, und diese Begrifflichkeit und die mit ihr einhergehende Unterscheidung ist ab jetzt Grundbestand der lutherischen und der reformierten Orthodoxie. Johann Gerhard überführt die dreigliedrige Form der fides qua creditur des Petrus Lombardus (credere in Deum bzw. Deo bzw. Deum) in eine eigene Formel und spricht von der existentiellen Glaubenshaltung als fiducia, assensus und notitia.





Sekundärliteratur



Christlicher Glaube und religiöse Vielfalt in evangelischer Perspektive. Ein Grundlagentext des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Im