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1.1 Phasen des Konjunkturzyklus und strukturelle Merkmale

Konjunkturphasen Konjunkturphasen-ldentifikator

 Traditionell: Abweichungen des Volkseinkommens vom mehrj. Trend

 Neuzeitlich: Auslastungsgrad des gesamtwirtschaftl. Produktionspotenzials

Phaseneinteilung

 Aufschwung (D-F)

 Erholung (D-E)

 Expansion (E-F)

 Boom /Hochkonjunktur (E-G)

 Abschwung (F-H)

 Abschwächung (F-G)

 Depression (G-H)

 Rezession (C-E)

Phasenstandards

 Aufschwungphase (D-F)

 verbesserte Kapazitätsauslastungsteigende Investitionen u. Löhnezunehmendes Volkseinkommensteigender Konsum

 Expansionsphase (E-F)

 Produktionsfaktoren voll beschäftigthohes Volkseinkommenstarke Preissteigerungenangespannter Geld- u. Kapitalmarkt

 Abschwungphase (F-H)

 Rückgang InvestitionenStillstand Konsumsinkende Gewinne u. Lohnsummen

 Depressionsphase (G-H)

 sinkende Kapazitätsauslastunggeringe InvestitionstätigkeitAnstieg der Arbeitslosigkeit

1.1.1 Übung: Konjunkturpakte schnüren

Die Wirtschaft ist geschrumpft. Um einen weiteren Absturz zu verhindern wurde das größte Konjunkturprogramm in der Geschichte der Bundesrepu­blik geschnürt. Auslöser waren stark sinkende Exporte, ein zu hoher C02-Ausstoß, die Kaufzurückhaltung der Verbraucher und notwendige Bildungs­investitionen.

Verteilt auf zwei Jahre gibt der Bund 50 Milliarden Euro für Steuer- und Ab­gabensenkungen, Investitionen und Beschäftigungssicherung aus.

 Kernstück ist ein öffentliches Investitionsprogramm. Das Geld fließt in die Sanierung von Schulen und Hochschulen, Verkehrswegen und anderen öffentlichen Gebäuden.

 Die Steuerentlastung stellt die Senkung des Einkommensteuersatzes und die Anhebung des steuerfreien Grundbeitrags in den Mittelpunkt.

 Der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung sinkt und Steuerzuschüsse des Bundes an die Kassen steigen.

 Um Entlassungen zu vermeiden, wird die Kurzarbeit attraktiver gestaltet und zudem stehen Zuschüsse für Fortbildung, besonders im Rahmen der Kurzar­beit, bereit.

 Bei der Kfz-Steuer liegt die vorgesehene Umstellung auf C02- Basis noch auf Eis. Dafür ist eine generelle Kfz-Steuerbefreiung für Neuwagen verab­schiedet worden und zudem gibt es für 600.000 Wagen eine Umweltprämie von 2.500 Euro.

Aufgabe:

Kommentieren Sie das Konjunkturpaket mit Blick auf die Auslöser!

Lösungsansätze

„Konjunkturpakete schnüren"

 Klimaschutz, Konsumanreize und Bildungsinvestitionen greifen zu kurz

 Kfz-Steuer-Umstellung auf C02-Basis fehlt

 Die generelle Kfz-Steuerbefreiung fördert besonders große Fahrzeuge

 Die Umweltprämie wirkt sich nur auf Kleinwagen aus

 Die Einkommensteuer-Entlastungen kommen nur den Besserverdienenden zugute und nicht als Konsumanreize für Hartz IV - Empfänger

 Die Bildungsinvestitionen sind in dieser Konjunkturphase wirkungslos.

1.1.2 Konjunkturbegriffe I

Monetaristische Konjunkturtheorien führen den Konjunkturzyklus auf Geldmengen-Expansionen und -Kontraktionen zurück.

So wurde die Rezession 81/82 dadurch ausgelost, dass die Zentralbank zur Inflationsbekämpfung die Zinssätze stark anhob.

Politische Konjunkturtheorien führen wirtschaftliche Schwankungen auf das Agieren von Politikern zurück, die fiskal- und geldpolitische Maßnahmen so treffen, dass sie danach möglichst wieder gewählt werden.

Konjunkturzyklus Expansions- und Schrumpfungsmuster, die alle Marktwirtschaften aufweisen. Trendumkehr der gesamtwirtschaftlichen Produktionsleistung, des Volkseinkommens und der Beschäftigungslage. Sie hält zumeist zwischen zwei und zehn Jahren an und ist in den meisten Wirtschaftssektoren durch eine Expansion oder Kontraktion gekennzeichnet.

Konjunkturelles Budget ist der Teil des Budgets, der dadurch, wie hoch oder gering das jeweilige Volkseinkommen bzw. das BIP ausfällt, bedingt ist.

Merkmale des Konjunkturzyklus Charakteristika des Aufschwungs in westlichen Industriestaaten sind:

Sie weisen eine Reihe von Regelmäßigkeiten in der Wiederkehr von Aufschwüngen auf, jedoch mit folgenden Abweichungen auf konjunkturfördernde Entwicklungen:

1 Investitionsquote und Gewinnquotea. Prozyklische Entwicklung dieser beiden Größen verstärkt sich gegenseitig.

2 Arbeitsproduktivität und Kapitalproduktivitäta. Produktionsvolumen und Arbeitsproduktivität je Arbeitsstunden entwickeln sich gleichgerichtet (Beschäftigte werden bei Produktionsrückgang entlassen).b. Produktionsvolumen und Kapitalproduktivität, d.h. Kapitaleinsatz pro Maschinenstunde variieren. (Im Gegensatz zu Beschäftigten können Maschinen nicht entlassen werden, sondern verbleiben ungenutzt im Kapitalbestand).

3 Preise und Löhnea. Bei Nachfrageerhöhung wird Produktion erhöht. Wenn sich Nachfrageanstieg als dauerhaft erweist, folgen Preiserhöhungen.b. Lohnerhöhungen hinken stark hinterher. Erst wenn zusätzlicher Bedarf an Arbeitskräften als länger andauernd erscheint, erfolgen Einstellungen und damit Lohnerhöhungen.

4 Selbstkündigungen und Entlassungena. Im Aufschwung gehen Entlassungen zurück.b. Selbstkündigungen erfolgen häufiger.

5 Zinssätze und Umlaufgeschwindigkeit des Geldesa. Mit erhöhter Nachfrage nach Geld, steigen im Aufschwung die Zinssätze.b. Damit verteuert sich die Geldhaltung.c. Umlaufgeschwindigkeit des Geldes nimmt zu. (Häufigkeit, mit der eine Geldeinheit in einer Periode für Umsätze verwendet wird).

1.1.3 Repetitorium: Erfassung des Konjunkturphänomens

1.

a) Wofür steht der Begriff "Konjunktur"?

b) Wie nennt man im Konjunkturzyklus die Aufbewegungen und die Abbewegungen?

c) Welches ist der traditionelle und welches der neuzeitliche Konjunkturphasen-Indentifikator?

a. Für ökonomische Verlaufsschwankungen in modernen kapitalistischen Volkswirtschaften;

b. Wirtschaftsaufschwung oder Expansion und Wirtschaftsabschwung oder Kontraktion;

c. traditionell: Abweichungen vom Volkseinkommen vom mehrjährigen Trend neuzeitlich: Auslastungsgrad des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzials.

2. Nennen Sie zu folgenden Phasen des Konjunkturzyklus die Standardmerkmale a) der Expansionsphase und b) der Depressionsphase!

zu a.

 Produktionsfaktoren voll beschäftigt

 hohes Volkseinkommen

 starke Preissteigerungen

 angespannter Geld- u. Kapitalmarkt zu

zu b.

 sinkende Kapazitätsauslastung

 geringe Investitionstätigkeit

 Anstieg der Arbeitslosigkeit

3. Nennen und beschreiben Sie die drei wesentlichen Konjunktur-Messinstrumente!

a. das Bruttosozialprodukt (BSP)

 durch Arbeits- und Kapitaleinsatz hervorgebrachte Güter u. Dienstleistungen unter Berücksichtigung der Auslandstransfers

b. die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR)

 zahlenmäßige Erfassung von Produktions-, Einkommens- und Vermögensänderungen von Unternehmungen, Staat und Haushalten zur kurz- u. mittelfristigen Konjunktur­beobachtung und -Prognose.

c. das Bruttoinlandsprodukt (BIP)

 wie BSP, jedoch ohne Auslandstransfers, d.h. derjenige Teil der wirtschaftlichen Leistung einer Volkswirtschaft, der während eines Beobachtungszeitraumes innerhalb der Landesgrenzen erbracht wird, gleichgültig ob durch Inländer oder Ausländer

4.

a) Was sind "Stilisierte Fakten"

b) welche fünf sind für die Untersuchung von Konjunkturschwankungen am wichtigsten?

zu a:

 Charakteristika des Aufschwungs in westlichen Industriestaaten,

 weisen eine Reihe von Regelmäßigkeiten in der Wiederkehr von Aufschwüngen auf, jedoch mit Abweichungen auf konjunkturfördernde Entwicklungen

zu b:

 Investitionsquote und Gewinnquote

 Arbeitsproduktivität und Kapitalproduktivität

 Preise und Löhne

 Selbstkündigungen und Entlassungen

 Zinssätze und Umlaufgeschwindigkeit des Geldes

1.2 Konjunkturanalyse und Konjunkturprognose

Konjunkturanalyse

Es sind diejenigen Komponenten aufschlussreich, die sich überproportional prozyklisch entwickeln (wirken konjunkturfördernd).

Positive Relation:

 Produktionsfaktor-Einsatz abnehmend

 Wachstumsrate Sozialprodukt zunehmend.

1 Zu analysieren sind auch Komponenten mit antizyklischem Verlauf, die das Ausmaß der zyklischen Schwankungen dämpft.Antizyklische Komponenten dämpfen die konjunkturellen Schwankungen durch geeignete Maßnahmen oder schalten Schwankungen ganz aus.

Die Konjunkturprognose

 Nur für begrenzten Zeitraum möglich;

 Verbraucher bestimmt (freie Konsumentenentscheidung)

Prognostiziert werden:

1 Entwicklung des Produktionspotenzials (mögliche Ausbringungsmenge)

2 Entwicklung des Sozialprodukts (Einkommen von Wirtschaftssubjekten)

3 Entwicklung der Inflationsrate (Kaufkraftabnahme der Währungseinheit)

 Voraussetzung für Prognose ist gründliche Diagnose .Erklärungswert einer Prognose hängt von Wahl der statistischen Schätz- und Prüfverfahren ab. (Extrapolationen, Trendberechnungen, Zeitreihen-Regressionsverfahren sind die gängigsten).

 Konjunkturprognose stützt sich besonders auf Güter ­und monetäre Seite (Preise, Produktionsmengen, Umsatze u. Änderungen d. Geldmenge)

Konjunkturverantwortlichkeiten und inhaltliche Schwerpunkte

 Geldpolitik ist für Preisstabilität verantwortlich (Bekämpfung der Inflation durch Kontrolle des Geldmengenwachstums)

 Finanzpolitik hat für Wachstum zu sorgen (Wachstumssteuernde Einnahmen- u. Ausgabenpolitik des Staates)

 Lohnpolitik verantwortlich für Beschäftigungsentwicklung (Maßnahmen zur Beeinflussung wn Lohnbildung, -höhe, -Struktur)

 Fiskalpolitik verantwortlich für Konjunkturdämpfung und –belebung (Maßnahmen zur Begegnung der Übernachfrage in Hochkonjunktur und Unternachfrage in der Rezession)

 Außenwert der Währung wird Devisenmarkt überlassen (Aufgaben des Staates: monetären Rahmen für außenw. Beziehungen setzen)

Charakteristika des Abschwungs in westlichen Industriestaaten

a) Konsumausgaben gehen stark zurück und Lagerbestände dauerhafter Verbrauchsguter steigen.

b) Unternehmungen reagieren mit Produktionsdrosselung und das Bruttoinlandsprodukt sinkt.

c) Die Arbeitsnachfrage sinkt und Entlassungen und Arbeitslosenrate steigen.

d) Mit sinkender Produktionsleistung geraten Preise für Rohstoffe ins Schwanken und das Preisniveau für dauerhafte Verbrauchsgüter sinkt.

e) Löhne steigen im Abschwung weniger rasch.

f) Die Unternehmergewinne schrumpfen.

g) Kreditnachfrage geht zurück und Kreditzinsen fallen.

Rückgang der Gesamtnachfrage führt zu Abschwung


 Eine Abwärtsverschiebung der Gesamtausgabenkurve (Konsumenten, Staates und Unternehmungen) von AD zu AD

 auf der Produktionskurve AS

 führt zu niedrigeren Preisen von P zu P'

 und einer rückläufigen Produktionsleistung von Q zu Q'

 und zu einer größeren Lücke zwischen dem realen Output und dem potentiellen Output (auch BIP) von Q' zu Qp.

Das potenzielle Output auch das potenzielle BIP

 Es stellt die maximale Produktionsmenge dar, die die Wirtschaft bei stabilen Preisen produzieren kann

 Es ist das Maximum dessen, was bei der gegebenen Technologie, den bestehenden Führungsfähigkeiten. dem vorhandenen Kapital den gegebenen Arbeitslöhnen, dem verfügbaren Boden, den Ölpreisen und gegenwärtigen Umweltauflagen produziert werden kann.

 Gemessen wird das potenzielle Output allgemein als jene Produktionsmenge,

 die bei einer vergleichsweise niedrigen Arbeitslosenrate erzielt werden könnte

Konjunkturzyklen in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg

1. Konjunkturzyklus (1948-1954)

a) unmittelbar nach der Währungsreform

b) starker Preisauftrieb auf Rohstoffmärkten

2. Konjunkturzyklus (1955)

a) kräftige Zunahme der Konsumgüternachfrage

b) führte zu umfassenden Neuinvestitionen

c) drastische Reduktion der Arbeitslosigkeit

3. Konjunkturzyklus (ab 1958)

a) hohe Leistungsbilanzüberschüsse

b) starke Kapitalimporte durch hohes deutsches Zinsniveau

c) 1961 DM-Aufwertung und freie DM-Eintauschbarkeit (Konvertibilität)

d) Begrenzung der konjunkturellen Entwicklung durch Arbeitskräftemangel

e) Einsatz von Fremdarbeitern

f) Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft EWG

4. Konjunkturzyklus (ab 1963)

a) getragen von deutlicher Inlandsnachfrage

b) Inflation ab 1965 war teils importiert und teils hausgemacht (durch überzogene öffentliche Haushalte)

c) stärkste Rezession nach dem 2. Wettkrieg folgte

5. Konjunkturzyklus (ab 1967)

a) mit kräftigen fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen in Gang gesetzt

b) „Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft" verabschiedet

c) starke Zunahme der Exportnachfrage

d) starker Preisauftrieb aufgrund fehlender DM-Aufwertung

e) 1970 Einsatz konjunkturdämpfender Maßnahmen (u.a. durch Konjunkturzuschlag auf Einkommen- und Körperschaftssteuer)

f) 1971 Freigabe des Dollar-Wechselkurses (Nixon Schock)

g) das 1944 in Bretton Woods vereinbarte Wechselkurssystem hörte auf zu existieren

6. Mini-Aufschwung (1973)

a) wurde durch Ölkrise abgewürgt

b) Rezession erreichte 1975 einen Nachkriegs-Tiefstand

7. Konjunkturzyklus (ab 1976)

a) zweite Ölpreisexplosion leitete von 1979-1983 längste Rezession ein

b) Rezession ging einher mit weltweiter Wirtschaftskrise

c) Arbeitslosenquote erreichte internationale Nachkriegshöchststände

d) Ostblockstaaten und Entwicklungsländer wurden zahlungsunfähig

e) Finanzkrise und Konjunkturtief wurden durch hohes US-Zinsniveau verschärft

8. Konjunkturzyklus (ab 1982)

a) wirtschaftspolitische Umorientierung in der Bundesrepublik

b) weg von einer nachfrageorientierten zu angebotsorientierten Wirtschaftspolitik" (unter besonderer Berücksichtigung von Energieeinsätzen)

c) Mehrwertsteuererhöhung

d) kräftige Ausgabenkürzungen zur Bekämpfung der Staatsverschuldung

9. Konjunkturzyklus (1988)

a) war kurzes Zwischenhoch

b) 1989 erfolgte Abschwächung

10. Konjunkturzyklus (1990)

a) Aufschwung-Effekte durch Wiedervereinigung

b) Infolge massiver Anpassungslasten und weltwirtschaftlicher Rezession erfolgte schwerste deutsche Depression nach den 2. Weltkrieg

c) Rückgang der Inlandsnachfrage, des Bruttoinlandsprodukts und Nachkriegsrekorde der Arbeitslosenzahlen

11. Konjunkturzyklus (ab 2005)

a) hohe Exporte

b) zunehmende Inlandsnachfrage

c) sinkende Arbeitslosenquote

d) Mehrwertsteuererhöhung

e) starker Euro

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