Read the book: «Aus den Tagebüchern eines Inka Priesterschülers und Xervantes Indianers»

Font:

Owawe Manitu

Aus den Tagebüchern eines Inka Priesterschülers und Xervantes Indianers

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

HALLO TAGEBUCH!

VERÄNDERUNG! HIER UND JETZT

DAS LEBEN ALS WERTVOLLE ERFAHRUNG

DARF ICH VORSTELLEN: SPARK

ICH BIN VIELE TEILE

JETZT UND HIER

IM BUCH DES LEBENS LESEN

IMMER DIESE POLARITÄT

INITIATION

EIN GURU FÜR ALLE

DER KRIEGER WIRD GEBOREN

ENDLICH EINS

DREI MEISTER AUS PERU

SCHÖN, DIESE CHAKREN

DER ANFANG VON SCHMERZ

NERVENSACHE

NAHTOD ABER KEINE ATTACKE DES HERZENS

DOCH ALLES NUR LIEBE

HELFENDE ACHTSAMKEIT

AUFMERKSAMKEIT

KALTE KNOTEN

HEILENDE RÜCKVERBINDUNG

AM ENDE BIN ICH WIEDER AM ANFANG

Mein Blog

Scheibe nun DU das Tagebuch fort!

Impressum neobooks

Vorwort

Dieses Buch ist meinen Freunden gewidmet. Ich danke Euch, dass Ihr seid!

"DIE SONNE ERREICHT DEN STEIN UND DIESER BEGINNT ZU LEBEN“

Owawe Manitu

HALLO TAGEBUCH!

Hier liegst Du nun, Du erste Seite meines Tagebuchs. Für Dich, mein Stück gebundene Natur, sind es lediglich von Tinte gefärbte Fasern, die den Unterschied zwischen einer leeren und einer beschriebenen Seite ausmachen. Du siehst also nur das, was Deinem Zweck entspricht. Wüsstest Du mehr, würdest Du einen Zusammenhang erkennen zwischen der einen und der anderen gefärbten Faser. Du würdest Symbole erkennen, die aneinandergereiht für die Menschen einen tieferen Sinn zu haben scheinen. Bei genauerem Hinsehen würdest Du erkennen, dass eine Vielzahl von sich wiederholenden Symbolen eine Art Kette ergibt. Würdest Du, mein liebes Papier, es aus meiner Perspektive sehen können, dann würdest Du bemerken, dass es keine Bilder sind, sondern dass die Aneinanderreihung von Symbolen eine wichtige Botschaft verschlüsseln, die von jedem, der lesen kann, entschlüsselt werden kann und etwas in ihm auszulösen vermag. Ohne Dich würde es diese Kodierung und Dekodierung nicht geben. Also lass uns ganz klassisch mit den Einträgen beginnen, mein Tagebuch: Wer bin ich? Mein Name ist Owawe Manitu und bin im zarten Alter von... Tja, wie alt bin ich eigentlich? Das ist eine gute Frage. Gefühlte dreißig ist mein Körper. Mein Geist gefühlte siebzig, denn beruflich hat mich der Stress der letzten Jahre ziemlich gefordert. Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Ich hatte schon einmal eine Nahtoderfahrung! Dadurch weiß ich zumindest, dass meine Seele sehr alt ist. Uralt! Also verschieben wir die Frage nach dem Alter und was bitte schön eine Nahtoderfahrung ist ein wenig. Wichtiger könnte sein, welchen Beruf ich gelernt habe. Nein, ich bin kein amtierender Priester und nein, ich bin auch kein Jogalehrer. Ich bin Wirtschaftswissenschaftler. Bist Du nun enttäuscht? Warte ein wenig, mein lauschendes Buch des Tages. Ich werde es Dir der Reihe nach erzählen.

Vor wenigen Jahren war ich am Zenit meiner Karriere und getrieben von der Jagd nach Reichtum oder zumindest dem, was weitläufig als Reichtum bezeichnet wird. Reichtum! Dieser Begriff geht oft einher mit der Vorstellung von Macht und dem ständigen Streben nach Profit. Eine Jagd, die selbst dann den Profit in den Vordergrund stellt, wenn Kinder in Minen nach Bodenschätzen für die reichen Staaten suchen, wenn afrikanische Kinder Kabel verbrennen, um an Kupfer zu kommen. Ich habe mich früher selbst zu Höchstleistungen getrieben und bei mir selbst alle natürlichen Grenzen kontinuierlich als eine Aufforderung verstanden, diese Grenzen zu sprengen. So wie ich, haben es viele junge Menschen um mich herum getan und dabei einen Pfad betreten, der nicht selten mit einem frühen Burn-out Syndrom endete. Für mich schien eine Welt - wie sie vortrefflich von Michael Douglas in dem Kinofilm „Wallstreet“ gezeichnet wurde - die einzig richtige Welt zu sein, denn ich setzte Erfolg mit Vermögen gleich.

Wenn ich es mir richtig überlege, dann trifft der Vergleich mit Wallstreet ganz gut. Wallstreet zeigt das Jahr 1985 in der damaligen Finanzmetropole New York City. Ein karrierewütiger Neuling -Bud Fox- arbeitet bei Jackson Steinem und hat den wenig spektakulären Alltag damit, chronisch blank zu sein und Termingeschäfte am Telefon zu akquirieren. Sein beruflicher als auch privater Alltag gewinnt an Farbe, als er den Finanzhai Gordon Gekko, einem bekannten „Corporate Raider“, kennenlernen darf. Gekko ist eiskalt und sein Leben scheint sich nur um Finanzen, Hostessen und Finanzmanipulationen im großen Stil zu drehen. Die Vorbilder für Gordon Gekko lieferten die beiden Wallstreet-Millionäre Ivan B. und Carl I. Beide –wie in den USA üblich- waren weit in alle Institutionen und Organisationen vernetzt und ihre Machenschaften waren nur nach Außen unmoralisch. Nach Innen –im Netzwerk des Großkapitals- waren sie Vorbilder, die selbst bei einer Abschlussfeier der „Berkeley Business School“ eine Rede halten durften, die Gordon Gekko wiederrum in den Mund gelegt wurde. Wörtlich sagte B. –übrigends unter überschwänglichem Applaus und herzlichstem Gelächter der Absolventen:

-Auszug aus dem Artikel "True Greed", Newsweek vom 1. Dezember 1986, S. 48-

„Greed is all right, by the way. I want you to know that. I think greed is healthy. You can be greedy and still feel good about yourself.“

Wie Gekko im Film, setzte ich Vermögen mit Anerkennung gleich und Anerkennung hieß für mich einen großen und bedeutsamen Freundeskreis zu haben. Mein Gespür für das Gute, meine Intuition und mein innerer Sensor – das „Bauchgefühl“ - hatten dem Streben nach der Gewinnmaximierung Platz gemacht und ich wurde im Geiste zu einer Marionette der Gier. Ich lebte zu dieser Zeit ganz ohne ein spirituelles Bewusstsein und hielt es für erstrebenswert, ein Leben im materiellen Überfluss auf Hawaii oder den Bahamas zu führen.

Tja, mein Tagebuch, was ich damals nicht ahnte, kam sehr unerwartet und plötzlich in mein Leben: Die Frage nach dem Sinn meines Lebens. Die Ahnung darüber, was Menschen wirklich antreibt und wie viel ich von meinem materiellen Reichtum wirklich einmal „mitnehmen“ würde können, kam in mein Leben wie ein Windzug, der eine Wohnungstür zuschlagen lässt. Ich mochte einen Luftstrom gespürt haben, eine leichte Bewegung der Tür, aber niemals hätte ich erwartet, dass sich daraus eine solche Energie entwickeln könne. Sicherlich hinkt der Vergleich mit der zuschlagenden Tür auf den ersten Blick ein wenig, denn selbstverständlich trug auch ich schon sehr früh eine Gabe in mir, aber die Zeichen wurden von mir nicht einmal in einem Hauch von Empathie wahrgenommen und auch sonst nicht gedeutet.

Heute, mein blitzblankes Tagebuch, sitze ich vor Dir als ein bekennendes Medium und folge der Energie, die mich ständig umgibt auf einer Reise, wo nicht das Ziel, sondern der Weg die Erfüllung ist. Wer weiß schon, wohin mich meine Reise hinführt, mein liebes Papier? Das Schöne daran ist: ich möchte es nicht wissen! Ich möchte meinen Impulsen folgen, wohin immer sie mich weisen. Ich frage mich im Moment, wie viele dieser Impulse mir wohl erlaubt sind und wie weit ich diesen Impulsen freien Raum geben kann und soll? Wir werden es gemeinsam herausfinden!

VERÄNDERUNG! HIER UND JETZT

Es ist warm. Ein Wassertropfen fällt auf Dich, mein schönes Tagebuch. Ein Weiterer folgt. Mein Blick schweift in Richtung Balkon über mir. Ein nächster Tropfen erwischt das kleine „a“ von dem gerade geschriebenen Wort „Tagebuch“. Ja, ich war gerade dabei zu beschreiben, wie Du, mein kleines Tagebuch, wieder bereitstehst und wie ich Dir, wie eine Person, die mir gegenüber sitzt, Dinge anvertraue, die ich so in der Öffentlichkeit nur schwer aussprechen könnte. Tja, und jetzt wird dieses Vorhaben durch meinen Nachbarn gebremst, der wohl wieder seine Balkonpflanzen ertränkt.

Wer mag schon gern in der Öffentlichkeit sagen, dass er Angst verspürt? Will sich ein Mann nicht eher als letzter Krieger darstellen, der angstlos wie ein Panther auf sein nächstes Opfer lauert? Tja, ich habe meine Angst! Das klingt nach mir, ich beginne am besten damit, über meine Angst zu schreiben oder über die Angst vor der Angst. Die Angst. Sie ist allgegenwärtig, klein, GROSS, DICK oder dünn. Sie wird verleugnet und beseitigt oder einfach nur wegdiskutiert. Stelle ich mich der Angst, sage ich einmal: „Hallo Angst, wie geht es dir?“

Ich bin fest entschlossen, die ANGST zu beschreiben. Ich möchte damit beginnen, zu erklären, warum ich beispielsweise Angst habe, schlechter oder nicht gut genug als die anderen zu sein. Der logische Schluss wäre, dass ich versuche, besser als ein anderer zu sein. Aber ich folge nicht der Logik. Zumindest nicht in diesem Punkt, denn „Es ist nicht wichtig, besser zu sein als alle anderen in meinem Umfeld, aber es ist wichtig, besser zu sein als ich es gestern war“.

Diese Weisheit versuche ich täglich zu leben und versuche damit, dem Ideal – ein glasklarer Kristall zu sein – etwas näher zu kommen. Dabei verschwindet die Angst, denn sie bekommt ab jetzt keine Nahrung durch die Vergleiche mit anderen Personen mehr. Es steckt so viel in diesem Satz, der schon verschiedene Varianten erfahren hat und den wohl jeder kennt in der einen oder anderen Poster Variante am Arbeitsplatz: „Wer aufhört, täglich besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein!“ Im Prinzip geht es um das Gleiche, denn es scheint die angstlose Motivation und die Reflexion der eigenen Leistung zu sein, die uns bewegen soll. Die ständige Vervollkommnung der Einstellung, Toleranz, des eigenen Verhaltens, der Erinnerung an die wichtigen Körperfunktionen und deren Signale des Geistes.

Es geht nicht darum, mit diesem Satz das Anhäufen von materiellem Wohlstand zu rechtfertigen, besser zu sein im Sinne von Haben, denn das hat mit besser sein gar nichts zu tun. Ja, wenn ich es mir richtig überlege, dann kann ich den Satz auch für mich zusammenfassen mit: „Ich tue es auf meine Weise, also tue ich es ohne Angst.“ Ich darf mich somit nicht mit anderen vergleichen, sondern nur mit mir selbst um das Glück zu erfahren. Und so überprüfe ich täglich, ob ich dem „besser als gestern sein“ schon etwas nähergekommen bin. Es ist nicht so leicht, wie es sich anhört. Oder ist es doch ganz einfach? Was wäre, wenn ich unendlich viel Zeit hätte, also keinerlei zeitlich motivierter Druck entstünde, diese Aufgabe zu lösen? Ja, das wäre etwas Tolles. Ich könnte einen total falsch gelaufenen Tag einfach beiseiteschieben mit dem Kommentar: „Was für ein Scheißtag! Morgen oder in 10000 Jahren wird es besser bzw. dieser Tag Geschichte sein!“ Ich hätte mich damit der Angst entledigt, es nicht „rechtzeitig“ zu schaffen. „Es“ und „rechtzeitig“ im Sinne von „vor dem Tod“? Oh je, der Tod. Was für ein Wort in hartem Gewand. Da ist die liebe Angst wieder da: „Guten Tag, liebe Angst, ich habe Dich vermisst!“

Ich habe mir diese Frage sehr lange gestellt. Die Frage, warum die Angst denn ständig um mich herum war und ist, und es wäre das Ende dieses Tagbucheintrags, wenn ich schon jetzt das Ergebnis wüsste. Aber eines lässt sich schon jetzt sagen: Ich muss immer und immer wieder das HIER und das JETZT begreifen. Was für ein kluger Spruch: das Hier und Jetzt begreifen. Was sollte daran denn so schwer sein? Für mich ist es jedenfalls eine Lebensaufgabe geworden. Mehr als vierzig Jahre lang habe ich nicht verstanden, was das bedeutet, aber heute bin ich meiner Wahrheit etwas näher gekommen.

Der Weg dorthin war beschwerlich, aber auch so ereignisreich und damit voll von wertvollen Erfahrungen. Mir hat die Frage geholfen, wie sich der Tod anfühlt. Schon als Kind trieb mich diese Frage fast in den Wahnsinn, denn ich war eingesperrt in einen Konflikt und war in einem Dilemma. Auf der einen Seite hatte ich solche Angst vor dem Tod, dass ich oft als Kind sehr lebensmüde und depressiv wurde – was um mich herum keiner bemerkte. Aber Selbstmord war keine Option, es hätte mich dem Tod nicht nur näher gebracht, sondern ihn garantiert eintreten lassen, also genau das, wovor ich eben solche Angst hatte. Also was tun? Ich entschied mich zu leben und zu lernen und mit beiden Händen die „Blumen“ durchs Leben zu tragen. Die Blumen im Leben zu tragen, so besagt ein japanisches Sprichwort, bedeutet, dass man sich bei ihrem Anblick stets erfreut und somit dem Zustand des Glücks oder der Zufriedenheit mit sich selbst näher kommt. Also kurz und knapp gesagt: „Höre auf Owawe glücklich werden zu wollen. SEI es!“

Mein Leben verlief unscheinbar und über lange Strecken wenig sensationell für andere, aber die echte Freude empfand ich im Genuss der einfachen Dinge, und so kann ich mich glücklich schätzen, dass ich nichts ausgelassen habe und alle meine Sehnsüchte erfüllte, die nicht im Widerspruch mit einer anderen Sehnsucht von mir standen, der nach der Harmonie im Herzen.

Erst vor wenigen Jahren entdeckte ich, dass diese Sehnsucht nach Harmonie meinem Leben eine völlige neue Perspektive geben kann. Um Harmonie stand es die meiste Zeit in meinem Leben recht schlecht, denn ich hatte nicht auf Harmonie gebaut, sondern schielte auf die Herausforderung, jeden Konflikt zu meistern und täglich zu kämpfen. Die Sehnsucht, die darunter begraben war, spukte als Hirngespinst eines künftigen, besseren Lebens, und ich betrachtete kontinuierlich mein vergangenes Leben, das ebenfalls nur ein bloßer, hoffnungsvoller Blick auf ein zukünftig besseres Leben war. Was mir fehlte, war das Leben selbst und die Liebe in jedem Moment. Das HIER leben und das JETZT zu leben und zu lieben und damit in seiner Reinheit zu erleben. Bekanntlich können wir nur im Hier und Jetzt wirklich das Leben lieben, weil alles andere etwas ist, das entweder vergangen oder noch nicht da ist. Alles ist also nur bloße Erinnerung an etwas oder die Hoffnung auf etwas, was jedenfalls gerade nicht ist. Das Schönste an einem bewussten Erleben des Hier und Jetzt ist, dass wir die Erfahrungen ebenfalls bewusst erleben, die dann zu etwas Altem werden, welches wir uns später vor Augen führen können, um das Neue, das kommt, besser zu verstehen. Also ganz nach den weisen Empfehlungen unserer Väter: „Lerne das Betrachten des Details was früher geschah, und du wirst wissen und erkennen, was noch kommen wird“.

Die Erfahrungen erscheinen wie ein zurückgelegter Weg. Wir trauern ihm nicht nach, denn vor uns liegt das Unentdeckte, das noch kommt, während auf dem zurückgelegten Weg das liegt, was wir bereits gemeistert haben und das uns und anderen helfen kann, das Neue zu begrüßen. Es ist also schön, dem jetzigen Moment Achtsamkeit zu schenken, denn dieser Moment kommt in dieser Form niemals wieder. Es ist mit dem Moment so, als würden wir einen Regenbogen am Himmel betrachten, während wir mit dem Auto in Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn entlang rasen. Es geht einfach nicht, beides mit der gleichen Aufmerksamkeit und Sicherheit zu tun. Wir müssen uns entscheiden: Bleiben wir stehen und betrachten achtsam den Regenbogen, oder rasen wir an diesem Moment einfach vorbei? Ich glaube, oft wäre es ratsamer, den Anblick eines Regenbogens zu genießen, denn solche Momente sind kostbar und kommen in dieser Form nie wieder.

Aber kaum habe ich von dem Endlichen, Vergänglichen und dem Nie gesprochen, schon erhebt sich ein innerer Zweifel, der sagt: „Owawe, ist das wirklich richtig? Gibt es nicht einen Weg, der Nichterlebtes oder Teile davon zurückbringen kann?“

Was wir nicht mehr rechtzeitig sagen oder tun konnten, vermögen wir nachzuholen, wenn wir medial sind, medial arbeiten, ich spreche von MEDIALITÄT. Verabschiedest Du Dich jetzt schon, Du geduldiges Papier – schneeweiß – klappst Du jetzt die Seiten zu, weil Du mit Medialität nichts zu tun haben willst? Lass es mich deutlich aussprechen: „Ja, ich kann mit Verstorbenen Kontakt aufnehmen“. Dieser Satz impliziert so viel. Eine Voraussetzung also scheint zu sein, dass man nach dem irdischen „Tod“ nicht tot ist. Und eine weitere Behauptung scheint, dass man mit diesem „Etwas“ offenbar kommunizieren kann. Na bravo, mein Tagebuch, Du lässt mich dieses Ausdrücken und damit verletze ich hoffentlich nicht Deine Gefühle. Lass` mich beschreiben, was ich damit auszudrücken versuche. Im Englischen wird diese Kontaktmöglichkeit als „Mediumship“ beschrieben. Ein Medium für etwas zu sein, was nicht mehr im Diesseits physisch erscheint, sondern im Jenseits. Jenseits, Diesseits – schon wieder so vermeidlich verfängliche Wörter. Bist Du noch da, mein Tagebuchgeist oder schaltest Du schon ab und lässt mich weiter bedeutungslose Kritzeleien in Deine Fasern ritzen?

Wir müssen das nicht unbedingt im engsten –spirituellen- Sinne sehen, dass das Leben nach dem Sterben nicht den Tod, sondern die Ewigkeit bedeutet. Aber wie kann man es sonst sehen? Und was existiert dann weiter, wenn es nicht der Körper selbst scheint?

Kann ich das „Etwas“ ggf. mit technischer Hilfe sehen? Wenn nicht, dann ändert sich womöglich nur die Energieform, wenn ein Mensch stirbt? Und was macht mich überhaupt zu einem Medium?

Heute, nach vielen Jahren der Praxis, kann ich mit Gewissheit sagen, dass alle Menschen diese Gabe mehr oder minder haben und nutzen können. Die Frage ist nur, ob sich diese Gabe offenbart, denn vielfach werten wir Impulse, die aus dieser Gabe kommen, als zufällig und manche mediale Information wird rational interpretiert oder in die Sparte von Einbildung abgeschoben. Wenn aber ein Mensch mit dem Jenseits Kontakt aufnehmen kann und der Mensch Nachrichten aus dem Jenseits empfängt oder auch dorthin sendet, dann sprechen wir von der Gabe, medial oder ein Medium zu sein. Soweit ich erfahren habe, hat sich kein ernsthaftes Medium jemals gewünscht, diese Gabe zu haben. Medial zu sein ist keine leichte Übung, sondern eine Gabe, die unter die Haut geht. Sie macht aus harten Männern weiche Frauen und umgekehrt. Sie stellt das Leben auf den Kopf, verschiebt Grenzen, Grundsätze und hinterfragt das Gelernte. Die Gabe kommt in das Leben und kann zu jeder Zeit wieder verschwinden. Viele mir bekannte Medien waren schon im Kindesalter sehr sensitiv und oft wurden sie schon deshalb von Mitschülern und Freunden als Sonderlinge gemieden. Ich gehöre nicht zu dieser Gruppe, sondern eher zu denen, denen „das“ irgendwie ganz nebenbei „passiert“ ist. Ich sprang sozusagen irgendwann einmal auf einen vorbeifahrenden Zug, der zwar keinen Sitzplatz für mich eingeplant hatte, aber ausreichend Platz bot. Ich kann auch ohne schlechtes Gewissen sagen, dass ich das Gefühl, aufgesprungen zu sein, als erleuchtend empfand, denn ich war bis dahin den Weg eines Saulus gegangen. Zwar hatte ich keine Gläubigen verfolgt wie der biblische Saulus, aber ich habe doch so ziemlich alle spirituell Aufgestiegenen in eine Schublade gesteckt mit der Aufschrift: „Esoterik“. Ich war der Meinung, dass es zu viele Menschen gäbe, die mir mit einem stark entwickelten Ego zeigen wollten, dass sie erleuchtet seien und somit meinten spirituell „höher“ als ich entwickelt zu sein. Ja, ich fühlte mich sehr in der Meinung bestätigt, denn viele Bücher lobten explizit bestimmte Personen, Heiler oder Gurus, denen ein Buddha-, Gott-, Engel-, Meister- Status verliehen war, oder die mit den Worten „Das erfolgreichste Heilmedium der Welt“ betitelt wurden. Wie soll ich mich, mein liebes Tagebuch, als einfacher Mensch hier fühlen? Ich ahne, dass Du mir rätst mich nicht mit anderen zu vergleichen, und ich muss sagen, dass Du recht hast!

Früher habe ich selbst die Möglichkeit nicht in Betracht gezogen, dass es Menschen gibt, die zum Jenseits Kontakt haben können und dürfen, denn für mich gab es in meiner Weltanschauung dieses lebendige Jenseits nicht. Ich habe zugegeben sehr lange große Zweifel gehabt, dass das Leben nach dem Sterben nicht wirklich zu Ende ist. Zweifel an dem, dass das Leben sich einfach in anderer Form und an einem anderen Ort – dem Jenseits – weiter fortsetzt. Heute habe ich diesen Zweifel nicht mehr, denn ich bin über das Stadium des Zweifelns und der Angst hinausgekommen und bin zuversichtlich, dass ich wirklich keine ungewöhnliche mediale Gabe besitze. Ich bin also ein völlig normaler Mensch, denn viele von uns tragen diese Gabe einfach mit uns.

Dass dem so ist, wollte und konnte ich irgendwann einmal beweisen. Ja, mein liebes Tagebuch, glaube es oder nicht, aber im letzten Sommer „träumte“ ich tatsächlich davon, wie ich beweisen könnte, dass eine Gabe eine Gabe ist und vor keiner Konfession halt macht. Ich träumte, dass ich eine Heiler-Veranstaltung planen solle und diese „HealingJam“ nennen dürfe und damit meiner Meinung eine neue Grundlage geben dürfe. Die Idee zu diesem HealingJam offenbarte sich mir im Tiefschlaf, was nebenbei bemerkt ein weiteres Erlebnis für mich war, denn bis zu diesem Zeitpunkte glaubte ich tatsächlich daran, dass man wirklich schläft, wenn man schläft. Aber mitnichten ist dem so! Aber jetzt wusste ich zumindest, dass ich nach dem HealingJam eine neue Definition für den Schlaf finden musste. Es war überdies ein eigenartiges Gefühl, mich erstmals der offenbaren, reinen Intuition hinzugeben, denn bis zu diesem Zeitpunkt war mir auch nicht klar, was auf die Teilnehmer und Vortragenden zukommen sollte und könnte. Ich war völlig planlos der Intuition ausgeliefert und wusste nicht, wie ich den Inhalt des Traums in die Tat umsetzen könnte. Ich wusste, dass all dies nicht rational erfassbar war, aber trotzdem waren die Anweisungen präzise und zielgerichtete Informationen, die ich in diesem Traum bekam. Beispielsweise wurde mir die Definition dafür geliefert, was ich unter „Healing“ verstehen sollte. Healing sollte für Heilen, Ausheilen, aber auch (Aus)kurieren, Wohlbefinden und letztlich Zufriedenheit und Seligkeit stehen. Als ich diese Information über die Tage verarbeitete, kam mir die Frage schnell in den Kopf, was Heilsein denn eigentlich bedeutet? Ist es nur eine Frage der Gesundheit? Ist Heilsein das Fehlen einer Krankheit, das Fehlen von Krankheitssymptomen? Diese Frage ließ ich zunächst offen, denn ich wusste, dass die Antwort darauf kommen würde, wenn ich nur hinhörte. Der zweite Teil von „HealingJam“ kam als „Jam“ in meinen Hinterkopf. Naheliegend wäre, dies als Konfitüre, köstliche Marmelade – oder gar das süße Leben selbst zu übersetzen. Nach einer Weile kam mir eine andere Bedeutung in den Sinn. Es sollte die Verbindung aus einer „Jam Session“ für Improvisation bedeuten, denn eine Jam Session ist ein zwangloses Zusammenspiel von Jazz-, Blues-, Hip-Hop- oder Rock-Musikern, die in einer sonst nicht üblichen Weise in einer Band spontan zusammenspielen und eine neue Ordnung zulassen.

An einem wunderbar sonnigen Septembermorgen war es dann soweit. Ich eröffnete die Veranstaltung, für die ich einen ehemaligen Mittelalter-Kornspeicher angemietet hatte, mit den Worten: „Es lebe die Intuition und die Improvisation der Heiler auf dieser Veranstaltung!“. Alle anwesenden Gäste und Heiler Kollegen und Kolleginnen schlossen für einen Moment die Augen, als ich das Zitat von Albert Einstein verlas: „Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom“. Es war ein unglaublich intensiver Anfang dieser Veranstaltung, denn diese Aussage hatte auch für mich einen aktuellen Bezug. Ich machte in diesem Moment keinen Hehl daraus, dass ich früher nur sehr mühsam meine Meinung über Schamanen, Medien und Geistheiler „zertrümmern“ konnte. Albert Einsteins Gedanken halfen mir somit, den richtigen Einstieg zu finden. Ich bat die über fünfzig Teilnehmer des HealingJam Events, die Augen geschlossen zu halten und den gesamten Tag lang alles mit anderen Augen zu sehen und beispielsweise die Sitznachbarn nicht nach dem Äußeren, sondern nach dem Inneren zu bewerten und zuzulassen, dass alte Muster durch neue ersetzt werden dürfen. Ich ermutigte die Anwesenden, entspannt zu sein. Ich bat darum, auf nichts zu warten, nicht auf das eine oder andere vorbestimmte Empfinden zu lauern und nichts zu erzwingen, sondern alles – was es auch sein mochte – einfach auf sich zukommen zu lassen. Das bedeutete, dass sich die Menschen für etwas öffnen könnten, was auf sie zukam, und nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen sahen und dachten. Es hieß für die meisten auch, einfach einmal alle Dogmen einen Tag lang beiseitelegen zu dürfen. Das Publikum meiner Veranstaltung war erstaunlich ruhig. Es ging ein Knistern durch die Reihen. Ein Knistern der Erwartung, der freudigen Spannung. Ja fast hatte ich das Gefühl, die Gäste wären bei mir zu Hause angekommen, denn sie lächelten so entspannt, dass ich ihre Herzen vor Freude leuchten sah. Mir kam der Satz in den Kopf: „Mit Ruhe und Geduld im Herzen denke über eine Sache dreimal nach. So wirst Du der Erkenntnis näher kommen und klar sehen“. Und so kam es, dass ich wortlos auf der Bühne stand, überlegte, dann wieder überlegte und weiter überlegte. Ich entschied mich spontan, von dem gewöhnlichen Vorgeplänkel einer Veranstaltungsrede abzuweichen und zerriss vor den Augen der Teilnehmer mein über die Tage mühsam erarbeitetes Skript.

Ich zerriss eine Rede, bei der der Redner seine Gäste beschwören wollte, Vertrauen in das Gesagte zu haben. Stattdessen ermunterte ich nun das Publikum, einen Blick auf den nackten Zweifel zu werfen. Zweifel an dem, was auf dieser Veranstaltung zu hören, zu sehen, zu fühlen oder zu denken sein würde, aber auch Zweifel an den Dogmen, die sie schon als Kind in die Wiege gelegt bekommen hätten. Ich berief mich auf die kindlich naive Intuition im Menschen, eine Naivität oder Unbescholtenheit, die völlig unvorbelastet von Definitionen sei. Ich bezog mich auf das subtile innere Losgelöst sein in dem Gefühl, das man hat, wenn Dinge einem suspekt sind. Ich sprach von dem Zweifel an den gängigen Lehrmeinungen und Definitionen, bezogen auf die „heilige“ Wissenschaft, die oft als beispielhafter Sündenbock herhält für verkrustete Strukturen, die zu erneuern sind. Besonderer Zweifel war auch nötig an den Definitionen aus den eigenen Reihen, also derer, die heute hier zusammengekommen waren. Zweifel an dem, was wir gegenwärtig unter Heilen – Krankheit – Genesung und Selbstheilung verstanden, wie wir es in diesem Augenblick der Geschichte gerade einmal interpretierten.

Auch durfte nicht fehlen, dass ich darum bat, eine völlig neue Betrachtung zuzulassen, ja quasi das Rad neu zu erfinden, indem wir den herkömmlichen Sinn dessen, was gerade in unserer Betrachtung des Heilens lag, hinterfragen würden und uns von diesem Standpunkt aus an eine neue Wahrheit annähern würden. Für mich war klar, dass „neue Wahrheiten eine temporäre Distanzierung vom Vorhandenen, vom Alten, vom Gestern benötigen, um von dort neu zu entstehen“. Also bat ich die Teilnehmer an diesem Tag darum, beispielsweise einmal mutig zu sagen, dass man das Kranksein auch genießen können sollte. Durch diese gänzlich unerwartete Betrachtung von Krankheit veränderte sich in den Köpfen der Zuhörer die felsenfeste Definition von „Krankheit ist etwas Schlechtes“ und die kaum geprüfte Meinung „Krankheit muss bekämpft werden“ geriet ins Wanken. Was wäre denn, wenn es nur ein kommerzielles Interesse wäre, Krankheiten und Symptome sofort zu behandeln und im Keim zu ersticken? Ich bemühte mich um eine Offenheit in der Denkweise, indem ich darauf verwies, dass das, was heute durch wissenschaftliche Erkenntnisse verifiziert würde, schon morgen überholt sein könne und Platz machte für Neues.

Wie durch einen Zufall – wer glaubt denn noch wirklich an den Zufall? – hörte ich nur wenige Minuten vor Beginn der Veranstaltung an diesem Tag, ein Test eines Physikers habe bewiesen, dass Neutrinos die Strecke zwischen Genf und den süditalienischen Bergen in schneller als 299.792,458 Meter pro Sekunde – der Geschwindigkeit eines Lichtquants – zurückgelegt hätten. Genau das, was ich treffsicher theoretisch ausdrücken wollte, geschah da draußen ganz praktisch, denn bis zu diesem Moment war nichts schneller als das Licht. Die Physiker, die diese Entdeckung der Öffentlichkeit vorstellten, waren sofort wegen offenbarer Fehlmessungen aus den eigenen Reihen der Kollegen kritisiert worden, es wurden systematische Messungsfehler vermutet, denn die Länge der Strecke zwischen der Teilchenkanone am CERN und dem Detektor unter dem Gran Sasso müsse auf wenige Millimeter genau bekannt sein, um einen Messungsfehler auszuschließen. Viele Physiker machten fehlerhafte GPS-Daten für diese Ungenauigkeit im Millimeterbereich verantwortlich. Was blieb war der Zweifel.

Perfekter hätte dieses „zufällige“ Ereignis mich nicht treffen können, denn es war genau das, was ich zu zeigen versuchte. Wir wissen spätestens aus der Antike, dass wir einem gefährlichen Irrglauben folgen, wenn wir meinen, etwas zu wissen. Also konnte ich durch diese Pressemeldung des Cern ein erstes Dogma hinterfragen: „Wie lange hat das unumstößliche Wissen der Menschen seine Gültigkeit“? Ich nahm mir den antiken Philosophen Sokrates zur Hilfe und sagte laut: „Ja, ich weiß, dass ich NICHT weiß!“. Ich dachte nach der Apologie Sokrates, dass ich hinterfragen sollte, was ich derzeit zu wissen meine. Das Beispiel der Opera-Physiker war der passende Beweis, dass ein sicheres und unendlich unumstößliches Wissen im Menschen grundsätzlich nicht zu finden ist und ich schon deshalb von meinen Ansichten nur vorläufig überzeugt sein dürfe. Also wenn ich also meinen würde und glaubte zu wissen, dann ließe dies den Zweifel an den Definitionen zu jeder Zeit zu. Dies war für mich das Tor, um eine andere Erkenntnisebene zu erreichen. Wie sonst wüsste der Mensch wohl, dass die Erde nicht eine Scheibe ist und sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt? Waren es nicht die Zweifel, die diese neue Erkenntnis zugelassen haben?