Die Löwin vom Aschsee - Rundwanderung durch den Bergpark Wilhelmshöhe

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Die Löwin vom Aschsee - Rundwanderung durch den Bergpark Wilhelmshöhe
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Die Löwin vom Aschsee - Rundwanderung durch den Bergpark Wilhelmshöhe

1  Was du vor dem Lesen wissen solltest...

2  Die Löwin vom Aschsee

3  Was du noch wissen solltest…

4  Impressum

Was du vor dem Lesen wissen solltest...

Diese Geschichte ist zum Miterleben, denn die Orte an denen die Geschichte spielt, gibt es wirklich. In einer Rundwanderung von ca. 5,5 km wird in Märchenform die Entstehung des Aschsees erzählt.

Du kannst all die beschriebenen Orte erkunden, nachdem du das Buch zu Hause gelesen hast. Um noch näher an den Geschehnissen zu sein, kannst du das Buch aber auch dort lesen, wo die Geschichte beginnt: Auf einer kleinen Brücke am Aschsee in Kassel.

Um zu dieser Brücke zu kommen, fährst du entweder mit der Straßenbahn Nr. 3 zur Endhaltestelle "Druseltal", von dort fährt der Bus Richtung Herkules. Du musst nach zwei Stationen aussteigen, an der Haltestelle "Neue Drusel". Natürlich kannst du auch bequem mit dem Auto dort hingelangen.

Über einen kleinen, ca. 300 m langen Weg hinter dem großen Haus, gelangst du bergauf hoch zum See. Dort findest du die kleine Brücke und kannst nach dem Lesen den beschriebenen Rundweg wandern.

Für die Vollständigkeit und Richtigkeit der im Text enthaltenen Informationen übernehme ich keine Haftung.

Einige Koordinaten können dich auf deinem Weg sicher führen:

Kleine Brücke am Aschsee

51°18'29.0"N 9°24'19.4"E

Löwenburg

51°18'40.9"N 9°24'31.7"E

Steintor

51°18'37.5"N 9°24'48.3"E

Chinesisches Häuschen

51°18'41.9"N 9°25'00.6"E

Baum der 100 Umarmungen

51°18'43.3"N 9°24'44.7"E

Burgtreppen

51°18'43.0"N 9°24'34.2"E

Baum, der für alle Bäume des Waldes spricht

51°18'26.2"N 9°24'17.2"E

Eine farbige digitale Karte zur Rundwanderung kannst du auch auf folgender Internetseite herunterladen:

https://schreiblabyrinth.tumblr.com

Wandere & erlebe!

Die Löwin vom Aschsee

Benjamin lief aufgeregt den Berg hinauf. Der erdige Weg war rutschig, denn es hatte nachts geregnet. Die Blätter der hohen Bäume rauschten über ihm im Wind. Aber Benjamin konnte sie nicht hören. Er war zu wütend auf seine Freunde.

Sie hatten sich heute eigentlich zum Fahrrad fahren verabredet. Doch dann hatte einer von ihnen vorgeschlagen, dass sie einen Wettbewerb im Pfeifen veranstalteten. Der, der am Besten pfeifen konnte, sollte der Anführer werden.

Aber Benjamin konnte einfach nicht pfeifen. Er hatte es verzweifelt zu Hause geübt. Manchmal kamen auch schon ein paar Töne aus seinem Mund. Aber nur einzelne Laute, keine Melodie.

Benjamin hatte versucht seine Freunde zu überreden, doch lieber gleich mit dem Fahrrad die Gegend zu erkunden. Aber die anderen wollten unbedingt um die Wette pfeifen.

Da war er einfach weg gerannt. Er wollte zum See. Sein Fahrrad stand noch vor dem Haus, das hatte er ganz vergessen. Als Benjamin daran dachte, stampfte er noch fester mit den Füßen auf. Sein Herz schlug schnell.

Oben auf dem Berg angekommen, sah er schon das Wasser. Er lief um den See herum zu einer Brücke. Dort setzte er sich seufzend auf die Holzbohlen des kleinen Stegs, um sich ein wenig auszuruhen. Hier im Wald war es angenehm kühl. Vor ihm lag der See, aus dem an dieser Stelle ein kleines Bächlein, unter der Brücke hindurch, bergab in den Wald floss.

Er blickte auf die Insel in der Mitte des Sees. Die Bäume, die dort wuchsen, waren geschmückt mit vielen hellgrünen Blättern.

Auf einem Baum ganz in seiner Nähe saß ein braunes Eichhörnchen, das flink etwas in seinen Händchen drehte. Bestimmt eine Nuss. Benjamin blinzelte. Jetzt hörte er auch die Vögel singen.

Sofort stieg wieder Unmut in ihm hoch. Die Vögel mussten das Pfeifen nicht üben. Denen war es angeboren. Empört darüber stand er abrupt auf. Er nahm einen großen Stein, lief zum Ufer und warf ihn mit ganzer Kraft in den See.

Plötzlich hörte er eine aufgebrachte Stimme.

"Na, da ist aber einer sauer. Du hättest mich fast erschlagen."

Benjamin schaute sich um, sah jedoch niemanden.

"Hier bin ich."

Benjamin vernahm die Stimme direkt vor sich, aber da war doch keiner.

"Im Wasser."

Jetzt erblickte er einen großen Fisch, der gemächlich vor ihm hin und her schwamm.

"Mein lieber Junge, du musst nachdenken, wenn du einen Stein schmeißt. Hier drin sind einige unterwegs, die verletzt werden könnten."

Benjamin traute seinen Augen und Ohren nicht. Ein Fisch, der redete.

"Wer bist du?", fragte Benjamin den Fisch.

"Ich heiße Artur. Ich bin ein Karpfen, falls du es noch nicht erkannt hast."

"Wo hast du unsere Sprache gelernt?"

"Die hat mir mein Opa beigebracht. Er war ein sehr weiser Fisch. Er konnte auch französisch. Das wiederum hatte er von seinem Großvater gelernt."

Benjamin war beeindruckt und sagte: "Meine Schwester lernt auch französisch, aber in der Schule."

"Und du?", fragte nun der Karpfen, "wer bist du, und was kannst du so?"

"Ich bin Benjamin. Frag mich nicht, was ich kann. Frag lieber, was ich nicht kann. Deswegen bin ich ja so sauer. Alle meine Freunde können pfeifen, nur ich nicht. Und alle machen sich immer lustig darüber."

"Ich verstehe. Pfeifen ist wirklich eine wichtige Sache. Ich bin mir sicher, dass du es bald lernen wirst und zwar besser als alle anderen."

"Danke, nett von dir. Aber du weißt ja nicht, wie wenig Talent ich habe."

"Talent ist schon wichtig, aber auch Ausdauer und ein starker Wille. Wenn du willst, erzähle ich dir die Geschichte von diesem See, in der es um Ausdauer und Willenskraft geht und vor allen Dingen ums Pfeifen."

Benjamin setzte sich wieder auf die kleine Brücke und der Karpfen begann mit ruhiger, tiefer Stimme zu berichten:

Vor vielen, vielen Jahren lebte das Mädchen Leonora unterhalb der Burg gemeinsam mit ihren Eltern in dem kleinen Dorf Mou-lang. Sie hatte keine Geschwister, und im Dorf gab es fast nur Jungen, die sich immer über sie lustig machten und sie ärgerten. Deshalb hatte sich Leonora mit dem Gärtner der Burg angefreundet: Johann.

Er pflegte mit viel Liebe den Gemüse- und Kräutergarten des Burgherren und wusste zudem noch, welches Kraut gegen welche Krankheiten wuchs. Auch er mochte Leonora. Sie war immer neugierig und wollte alles von ihm lernen. Die beiden freuten sich, wenn sie gemeinsam im Garten arbeiteten. Manchmal naschten sie dabei an den Obststräuchern. Leonora mochte am liebsten Himbeeren, Johann am liebsten Erdbeeren.

Morgens nach dem Aufstehen musste Leonora immer zuerst die Ziege melken, dann einen großen Eimer Wasser vom Brunnen holen und das Feuer im Haus anheizen. Meistens bereitete sie dann ein Suppe und buk ein Brot im Ofen.

Ihre Mutter ging in der Frühe zum Markt, um ihre Handarbeit zu verkaufen. Ihr Vater war Schäfer und trieb jeden Morgen die Schafe auf die Weiden, damit sie gute Milch gaben. Aus diesem Grund lebte die Familie im Häuschen gleich neben dem großen Schafstall.

Wenn Leonora ihre Arbeit getan hatte, lief sie den Weg unterhalb der Burg hinauf und schlich sich durch das Gartentor zu Johann. Niemand in der Burg hatte etwas dagegen, dass sie ihm bei der Arbeit half. Nur einmal hatte die Köchin Rosa sich beschwert, dass Johann ihr zu wenig Himbeeren für den Festtagskuchen gebracht hatte, weil Leonora ihm die Hälfte davon weggenascht hatte.

Hatte Johann keine Zeit, lief Leonora jenseits der Burg weiter den Hang hinauf. Sie erzählte den Bäumen, was sie geträumt hatte. Sie sprach zu den Rehen und hatte auch keine Angst vor dem Fuchs. Manchmal sah sie ihn, wie er um die Bäume schlich und sie beobachtete. Der Fuchs hatte eher Angst vor ihr. Er blieb immer in einem Abstand zu ihr.

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