Die Bibel nach Martin Luther (1984) - Leseausgabe

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Strafgericht am Stamm Benjamin

Ri 20

Da zogen die Israeliten aus und die Gemeinde versammelte sich wie ein Mann – von Dan bis nach Beerscheba und vom Lande Gilead – vor dem HERRN in Mizpa. 2Und es traten zusammen die Obersten des ganzen Volks aller Stämme Israels in der Versammlung des Volkes Gottes, vierhunderttausend Mann zu Fuß, die das Schwert führten. 3Aber die Benjaminiter hörten, dass ganz Israel hinauf nach Mizpa gezogen war.

Und die Israeliten sprachen: Sagt, wie ist die Schandtat zugegangen? 4Da antwortete der Levit, der Mann der Frau, die getötet worden war, und sprach: Ich kam nach Gibea in Benjamin mit meiner Nebenfrau, um da über Nacht zu bleiben. 5Da machten sich gegen mich auf die Bürger von Gibea und umstellten meinetwegen das Haus des Nachts. Mich wollten sie töten und meine Nebenfrau haben sie geschändet, sodass sie gestorben ist. 6Da nahm ich meine Nebenfrau und zerstückelte sie und sandte die Stücke in das ganze Gebiet des Erbbesitzes von Israel; denn sie haben ein Verbrechen und eine Schandtat getan in Israel. 7Siehe, da seid ihr Israeliten alle. So sprecht und beratet hier!

8Da erhob sich alles Volk wie ein Mann und sprach: Es soll niemand in sein Zelt gehen und in sein Haus heimkehren, 9sondern das wollen wir jetzt mit Gibea tun: Auf, lasst uns gegen die Stadt hinaufziehen nach dem Los! 10Lasst uns nehmen zehn Mann von hundert und hundert von tausend und tausend von zehntausend aus allen Stämmen Israels, damit sie Speise holen für das Volk, das gekommen ist, um Gibea in Benjamin seine große Schandtat zu vergelten, die es in Israel getan hat. 11So versammelten sich gegen die Stadt alle Männer Israels, geschlossen wie ein Mann.

12Und die Stämme Israels sandten Männer zu allen Geschlechtern Benjamins und ließen ihnen sagen: Was ist das für eine Untat, die bei euch geschehen ist? 13So gebt nun heraus die Männer, die ruchlosen Leute von Gibea, dass wir sie töten und das Böse aus Israel austilgen. Aber die Benjaminiter wollten nicht hören auf die Stimme ihrer Brüder, der Israeliten, 14sondern sie versammelten sich aus den Städten nach Gibea, um in den Kampf gegen die Israeliten auszuziehen. 15Und es wurden an jenem Tage gezählt von Benjamin aus den Städten sechsundzwanzigtausend Mann, die das Schwert führten, außer den Bürgern von Gibea; von ihnen wurden siebenhundert gezählt, auserlesene Männer. 16Und unter diesem ganzen Volk waren siebenhundert auserlesene Männer, die linkshändig waren und mit der Schleuder ein Haar treffen konnten, ohne zu fehlen. 17Aber von Israel – außer denen von Benjamin – wurden gezählt vierhunderttausend Mann, die das Schwert führten, lauter streitbare Männer. 18Die machten sich auf und zogen hinauf nach Bethel und befragten Gott und sprachen: Wer von uns soll zuerst hinaufziehen in den Kampf gegen Benjamin? Der HERR sprach: Juda soll anfangen.

19So machten sich die Israeliten am Morgen auf und lagerten sich vor Gibea. 20Und die Männer von Israel zogen heraus, um gegen Benjamin zu kämpfen, und stellten sich auf zum Kampf gegen Gibea. 21Da fielen die Benjaminiter aus Gibea aus und schlugen an dem Tage von Israel zweiundzwanzigtausend zu Boden. 23Da zogen die Israeliten hinauf und hielten Klage vor dem HERRN bis zum Abend und befragten den HERRN und sprachen: Sollen wir wieder in den Kampf ziehen gegen die Benjaminiter, unsere Brüder? Der HERR sprach: Zieht hin gegen sie! 22Da ermannte sich das Kriegsvolk von Israel und stellte sich abermals auf, um am selben Ort noch weiterzukämpfen, an dem sie sich am vorigen Tag aufgestellt hatten.

24Und als die Israeliten am andern Tage nahe herankamen an die Benjaminiter, 25machten die Benjaminiter auch am zweiten Tag einen Ausfall aus Gibea und schlugen von Israel noch achtzehntausend zu Boden, die alle das Schwert führten.

26Da zogen alle Israeliten, das ganze Kriegsvolk, hinauf und kamen nach Bethel und hielten Klage und blieben dort vor dem HERRN und fasteten an diesem Tag bis zum Abend und opferten Brandopfer und Dankopfer vor dem HERRN. 27Und die Israeliten befragten den HERRN. – Es war aber zu jener Zeit die Lade des Bundes Gottes dort 28und Pinhas, der Sohn Eleasars, des Sohnes Aarons, versah den Dienst vor ihm in jener Zeit. – Und sie sprachen: Sollen wir abermals ausziehen, um gegen die Benjaminiter, unsere Brüder, zu kämpfen, oder sollen wir es lassen? Der HERR sprach: Zieht hinauf; morgen will ich sie in eure Hände geben.

29Und Israel legte einen Hinterhalt rings um Gibea her. 30So zog Israel hinauf am dritten Tage gegen die Benjaminiter und stellte sich auf gegen Gibea wie schon zweimal vorher. 31Da machten die Benjaminiter einen Ausfall, dem Kriegsvolk entgegen, und wurden weggezogen von der Stadt und erschlugen anfangs einige vom Kriegsvolk – wie schon zweimal vorher – auf den Straßen, von denen die eine nach Bethel und die andere nach Gibeon führt, auf offenem Feld etwa dreißig Mann von Israel. 32Da dachten die Benjaminiter: Sie sind geschlagen vor uns wie vorher. Aber die Israeliten hatten verabredet: Lasst uns fliehen, damit wir sie von der Stadt wegziehen auf die beiden Straßen! 33Da machten sich alle Männer von Israel auf von ihrem Ort und stellten sich bei Baal-Tamar auf. Und der Hinterhalt Israels brach hervor aus seinem Versteck westlich von Geba. 34Und sie rückten gegen Gibea an, zehntausend Mann, auserlesen aus ganz Israel, sodass der Kampf hart wurde; jene aber wussten nicht, dass sie das Unglück treffen würde. 35So schlug der HERR die Benjaminiter vor den Männern von Israel, dass die Israeliten an dem Tag umbrachten fünfundzwanzigtausendeinhundert Mann von Benjamin, die alle das Schwert führten.

36Denn als die Benjaminiter sahen, dass sie geschlagen waren, gaben ihnen die Männer Israels Raum; denn sie verließen sich auf den Hinterhalt, den sie bei Gibea angelegt hatten. 37Und der Hinterhalt brach eilends hervor auf Gibea zu und zog hin und schlug die ganze Stadt mit der Schärfe des Schwerts. 38Sie hatten aber verabredet miteinander, die Männer von Israel und der Hinterhalt, sie sollten eine Rauchsäule von der Stadt aufsteigen lassen. 39Als nun die Männer von Israel sich im Kampf abgewandt hatten und die Benjaminiter anfangs etwa dreißig Mann von Israel erschlagen hatten, sodass sie dachten: Sie sind vor uns geschlagen wie im vorigen Kampf, 40da begann eine Rauchsäule von der Stadt gerade empor aufzusteigen. Und die Benjaminiter wandten sich um, und siehe, da ging die Stadt ganz in Flammen auf zum Himmel. 41Und die Männer von Israel machten kehrt; da erschraken die Männer von Benjamin, denn sie sahen, dass das Unglück sie getroffen hatte, 42und wandten sich weg von den Männern Israels auf den Weg zur Steppe. Aber der Kampf folgte ihnen auch dorthin, und die von der Stadt her kamen, vernichteten in ihrer Mitte die Benjaminiter. 43Sie umringten diese und jagten ihnen nach, ohne ihnen Ruhe zu lassen, und zertraten sie bis östlich von Gibea, gegen Sonnenaufgang. 44Und es fielen von Benjamin achtzehntausend Mann, lauter streitbare Männer.

45Da wandten sie sich um und flohen zur Steppe hin zum Fels Rimmon; aber die Männer von Israel hielten auf den Straßen eine Nachlese von fünftausend Mann und verfolgten sie weiter bis Gidom und erschlugen von ihnen noch zweitausend. 46So fielen an diesem Tage von Benjamin fünfundzwanzigtausend Mann, die das Schwert führten, lauter streitbare Männer. 47Nur sechshundert Mann wandten sich um und flohen zur Steppe hin zum Fels Rimmon und blieben auf dem Fels Rimmon vier Monate. 48Und die Männer Israels kehrten um zu den Benjaminitern und schlugen in der Stadt mit der Schärfe des Schwerts Leute und Vieh und alles, was man fand. Und alle Städte, die man fand, verbrannte man mit Feuer.

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Israel verhilft Benjamin zu Frauen

Ri 21

Die Männer Israels aber hatten in Mizpa geschworen und gesagt: Niemand soll seine Tochter den Benjaminitern zur Frau geben. 2Und das Volk kam nach Bethel und saß da bis zum Abend vor Gott, und sie erhoben ihre Stimme und weinten sehr 3und sprachen: O HERR, Gott Israels, warum ist das geschehen in Israel, dass heute Israel um einen Stamm weniger geworden ist?

4Am andern Morgen machte sich das Volk früh auf und baute dort einen Altar und opferte Brandopfer und Dankopfer. 5Und die Israeliten sprachen: Wer von allen Stämmen Israels ist nicht mit der Gemeinde heraufgekommen zum HERRN? Denn es war ein großer Schwur getan worden, dass, wer nicht hinaufkäme zum HERRN nach Mizpa, der sollte des Todes sterben. 6Und es tat den Israeliten leid um ihren Bruder Benjamin und sie sprachen: Heute ist ein Stamm von Israel abgeschlagen. 7Wie können wir ihnen helfen, dass die übrig gebliebenen Benjaminiter zu Frauen kommen? Denn wir haben geschworen bei dem HERRN, dass wir ihnen von unsern Töchtern keine zu Frauen geben. 8Und sie sprachen: Ist einer von den Stämmen Israels nicht heraufgekommen zum HERRN nach Mizpa? Und siehe, da war ins Lager der Gemeinde niemand gekommen von Jabesch in Gilead. 9Denn sie zählten das Volk, und siehe, da war kein Bürger da von Jabesch in Gilead.

10Da sandte die Gemeinde zwölftausend streitbare Männer dorthin und gebot ihnen: Geht hin und schlagt mit der Schärfe des Schwerts die Bürger von Jabesch in Gilead mit Weib und Kind. 11Doch so sollt ihr tun: An allem, was männlich ist, und an allen Frauen, die einem Mann angehört haben, sollt ihr den Bann vollstrecken! 12Und sie fanden bei den Bürgern von Jabesch in Gilead vierhundert Mädchen, die Jungfrauen waren und keinem Mann angehört hatten. Die brachten sie ins Lager nach Silo, das da liegt im Lande Kanaan. 13Da sandte die ganze Gemeinde hin und verhandelte mit den Benjaminitern, die auf dem Fels Rimmon waren, und sagten ihnen Frieden zu. 14So kamen die Benjaminiter zurück zu jener Zeit. Und sie gaben ihnen die Mädchen, die sie am Leben gelassen hatten von den Frauen aus Jabesch in Gilead; aber diese waren noch nicht genug für sie.

 

15Da tat es dem Volk leid um Benjamin, dass der HERR einen Riss gemacht hatte zwischen den Stämmen Israels. 16Und die Ältesten der Gemeinde sprachen: Was wollen wir tun, dass die übrig gebliebenen Benjaminiter zu Frauen kommen? Denn die Frauen in Benjamin sind ausgerottet. 17Und sie sprachen: Die Entronnenen von Benjamin müssen doch ihr Erbe behalten, damit nicht ein Stamm ausgetilgt werde von Israel. 18Wir aber können ihnen unsere Töchter nicht zu Frauen geben; denn die Israeliten haben geschworen und gesagt: Verflucht sei, wer den Benjaminitern Frauen gibt! 19Und sie sprachen: Siehe, jedes Jahr findet ein Fest des HERRN statt zu Silo, das nördlich von Bethel liegt, östlich von der Straße, die hinaufführt von Bethel nach Sichem, und südlich von Lebona. 20Und sie geboten den Benjaminitern und sprachen: Geht hin und legt euch auf die Lauer in den Weinbergen. 21Wenn ihr dann seht, dass die Töchter Silos zum Reigentanz herausgehen, so brecht hervor aus den Weinbergen und raubt euch jeder eine Frau von den Töchtern Silos und geht heim ins Land Benjamin. 22Wenn aber ihre Väter oder ihre Brüder kommen, um mit uns zu rechten, wollen wir zu ihnen sagen: Gönnt sie uns, denn wir haben nicht für jeden eine Frau gewonnen im Kampf; auch habt nicht ihr sie ihnen gegeben, sonst wäret ihr jetzt schuldig. 23Die Benjaminiter taten das und nahmen sich Frauen nach ihrer Zahl von den Mädchen, die im Reigen tanzten und die sie geraubt hatten, und zogen heim in ihr Erbteil, bauten die Städte wieder auf und wohnten darin.

24Auch die Israeliten gingen zu der Zeit von dort auseinander, jeder zu seinem Stamm und zu seinem Geschlecht, und zogen von dort weg, jeder zu seinem Erbteil. 25Zu der Zeit war kein König in Israel; jeder tat, was ihn recht dünkte.

[Inhaltsverzeichnis]

DAS BUCH RUT

Kapitel

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Rut zieht mit Noomi nach Bethlehem

Rut 1

Zu der Zeit, als die Richter richteten, entstand eine Hungersnot im Lande. Und ein Mann von Bethlehem in Juda zog aus ins Land der Moabiter, um dort als Fremdling zu wohnen, mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen. 2Der hieß Elimelech und seine Frau Noomi und seine beiden Söhne Machlon und Kiljon; die waren Efratiter aus Bethlehem in Juda. Und als sie ins Land der Moabiter gekommen waren, blieben sie dort. 3Und Elimelech, Noomis Mann, starb und sie blieb übrig mit ihren beiden Söhnen. 4Die nahmen moabitische Frauen; die eine hieß Orpa, die andere Rut. Und als sie ungefähr zehn Jahre dort gewohnt hatten, 5starben auch die beiden, Machlon und Kiljon, sodass die Frau beide Söhne und ihren Mann überlebte.

6Da machte sie sich auf mit ihren beiden Schwiegertöchtern und zog aus dem Land der Moabiter wieder zurück; denn sie hatte erfahren im Moabiterland, dass der HERR sich seines Volkes angenommen und ihnen Brot gegeben hatte. 7Und sie ging aus von dem Ort, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter mit ihr. Und als sie unterwegs waren, um ins Land Juda zurückzukehren, 8sprach sie zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht hin und kehrt um, eine jede ins Haus ihrer Mutter! Der HERR tue an euch Barmherzigkeit, wie ihr an den Toten und an mir getan habt. 9Der HERR gebe euch, dass ihr Ruhe findet, eine jede in ihres Mannes Hause! Und sie küsste sie. Da erhoben sie ihre Stimme und weinten 10und sprachen zu ihr: Wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen. 11Aber Noomi sprach: Kehrt um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Wie kann ich noch einmal Kinder in meinem Schoße haben, die eure Männer werden könnten? 12Kehrt um, meine Töchter, und geht hin; denn ich bin nun zu alt, um wieder einen Mann zu nehmen. Und wenn ich dächte: Ich habe noch Hoffnung!, und diese Nacht einen Mann nehmen und Söhne gebären würde, 13wolltet ihr warten, bis sie groß würden? Wolltet ihr euch so lange einschließen und keinen Mann nehmen? Nicht doch, meine Töchter! Mein Los ist zu bitter für euch, denn des HERRN Hand ist gegen mich gewesen.

14Da erhoben sie ihre Stimme und weinten noch mehr. Und Orpa küsste ihre Schwiegermutter, Rut aber blieb bei ihr. 15Sie aber sprach: Siehe, deine Schwägerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu ihrem Gott; kehre auch du um, deiner Schwägerin nach. 16Rut antwortete: Rede mir nicht ein, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte. Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.17 Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der HERR tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden.

18Als sie nun sah, dass sie festen Sinnes war, mit ihr zu gehen, ließ sie ab, ihr zuzureden. 19So gingen die beiden miteinander, bis sie nach Bethlehem kamen. Und als sie nach Bethlehem hineinkamen, erregte sich die ganze Stadt über sie und die Frauen sprachen: Ist das die Noomi? 20Sie aber sprach zu ihnen: Nennt mich nicht Noomi, sondern Mara; denn der Allmächtige hat mir viel Bitteres angetan.

21Voll zog ich aus, aber leer hat mich der HERR wieder heimgebracht. Warum nennt ihr mich denn Noomi, da doch der HERR gegen mich gesprochen und der Allmächtige mich betrübt hat?

22Es war aber um die Zeit, da die Gerstenernte anging, als Noomi mit ihrer Schwiegertochter Rut, der Moabiterin, zurückkam vom Moabiterland nach Bethlehem.

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Rut liest Ähren auf dem Feld des Boas

Rut 2

Es war aber ein Mann, ein Verwandter des Mannes der Noomi, von dem Geschlecht Elimelechs, mit Namen Boas; der war ein angesehener Mann. 2Und Rut, die Moabiterin, sprach zu Noomi: Lass mich aufs Feld gehen und Ähren auflesen bei einem, vor dessen Augen ich Gnade finde. Sie aber sprach zu ihr: Geh hin, meine Tochter! 3Sie ging hin und las auf, den Schnittern nach, auf dem Felde. Und es traf sich, dass dies Feld dem Boas gehörte, der von dem Geschlecht Elimelechs war.

4Und siehe, Boas kam eben von Bethlehem und sprach zu den Schnittern: Der HERR sei mit euch! Sie antworteten: Der HERR segne dich! 5Und Boas sprach zu seinem Knecht, der über die Schnitter gestellt war: Zu wem gehört das Mädchen? 6Der Knecht, der über die Schnitter gestellt war, antwortete und sprach: Es ist eine Moabiterin, die mit Noomi gekommen ist aus dem Land der Moabiter. 7Sie hat gesagt: Lasst mich doch auflesen und sammeln hinter den Garben den Schnittern nach, und ist gekommen und dageblieben vom Morgen an bis jetzt und hat nur wenig ausgeruht.

8Da sprach Boas zu Rut: Hörst du wohl, meine Tochter? Du sollst nicht auf einen andern Acker gehen, um aufzulesen; geh auch nicht von hier weg, sondern halt dich zu meinen Mägden. 9Und sieh, wo sie schneiden im Felde, da geh ihnen nach. Ich habe meinen Knechten geboten, dass dich niemand antaste. Und wenn dich dürstet, so geh hin zu den Gefäßen und trinke von dem, was meine Knechte schöpfen. 10Da fiel sie auf ihr Angesicht und beugte sich nieder zur Erde und sprach zu ihm: Womit hab ich Gnade gefunden vor deinen Augen, dass du mir freundlich bist, die ich doch eine Fremde bin? 11Boas antwortete und sprach zu ihr: Man hat mir alles angesagt, was du getan hast an deiner Schwiegermutter nach deines Mannes Tod; dass du verlassen hast deinen Vater und deine Mutter und dein Vaterland und zu einem Volk gezogen bist, das du vorher nicht kanntest. 12Der HERR vergelte dir deine Tat, und dein Lohn möge vollkommen sein bei dem HERRN, dem Gott Israels, zu dem du gekommen bist, dass du unter seinen Flügeln Zuflucht hättest. 13Sie sprach: Lass mich Gnade vor deinen Augen finden, mein Herr; denn du hast mich getröstet und deine Magd freundlich angesprochen, und ich bin doch nicht einmal wie eine deiner Mägde.

14Boas sprach zu ihr, als Essenszeit war: Komm hierher und iss vom Brot und tauche deinen Bissen in den Essigtrank! Und sie setzte sich zur Seite der Schnitter. Er aber legte ihr geröstete Körner vor, und sie aß und wurde satt und ließ noch übrig. 15Und als sie sich aufmachte zu lesen, gebot Boas seinen Knechten und sprach: Lasst sie auch zwischen den Garben lesen und beschämt sie nicht; 16auch zieht etwas für sie aus den Garben heraus und lasst es liegen, dass sie es auflese, und niemand schelte sie darum.17So las sie bis zum Abend auf dem Felde und klopfte die Ähren aus, die sie aufgelesen hatte, und es war ungefähr ein Scheffel Gerste.

18Und sie hob's auf und kam in die Stadt, und ihre Schwiegermutter sah, was sie gelesen hatte. Da zog Rut hervor und gab ihr, was sie übrig behalten hatte, nachdem sie satt geworden war. 19Da sprach ihre Schwiegermutter zu ihr: Wo hast du heute gelesen und wo hast du gearbeitet? Gesegnet sei, der dir freundlich gewesen ist! Sie aber sagte ihrer Schwiegermutter, bei wem sie gearbeitet hatte, und sprach: Der Mann, bei dem ich heute gearbeitet habe, heißt Boas. 20Noomi aber sprach zu ihrer Schwiegertochter: Gesegnet sei er vom HERRN, der seine Barmherzigkeit nicht abgewendet hat von den Lebendigen und von den Toten. Und Noomi sprach zu ihr: Der Mann steht uns nahe; er gehört zu unsern Lösern.

21Rut, die Moabiterin, sprach: Er sprach auch das zu mir: Du sollst dich zu meinen Leuten halten, bis sie mir alles eingeerntet haben. 22Noomi sprach zu Rut, ihrer Schwiegertochter: Es ist gut, meine Tochter, dass du mit seinen Mägden hinausgehst, damit dir nicht jemand auf einem andern Acker etwas zuleide tue. 23So hielt sie sich beim Ährenlesen zu den Mägden des Boas, bis die Gerstenernte und Weizenernte beendet war. Und dann blieb sie bei ihrer Schwiegermutter.

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Rut befolgt Noomis Rat

Rut 3

Und Noomi, ihre Schwiegermutter, sprach zu ihr: Meine Tochter, ich will dir eine Ruhestatt suchen, dass dir's wohlgehe. 2Siehe, Boas, unser Verwandter, bei dessen Mägden du gewesen bist, worfelt diese Nacht Gerste auf seiner Tenne. 3So bade dich und salbe dich und lege dein Kleid an und geh hinab auf die Tenne. Gib dich dem Mann nicht zu erkennen, bis er gegessen und getrunken hat. 4Wenn er sich dann schlafen legt, so merke dir die Stelle, wo er sich hinlegt, und geh hin und decke zu seinen Füßen auf und leg dich hin, so wird er dir sagen, was du tun sollst. 5Sie sprach zu ihr: Alles, was du mir sagst, will ich tun. 6Sie ging hinab zur Tenne und tat alles, was ihre Schwiegermutter ihr geboten hatte.

7Und als Boas gegessen und getrunken hatte, ward sein Herz guter Dinge und er ging hin und legte sich hinter einen Kornhaufen. Und sie kam leise und deckte zu seinen Füßen auf und legte sich hin. 8Als es nun Mitternacht ward, erschrak der Mann und beugte sich vor; und siehe, eine Frau lag zu seinen Füßen. 9Und er sprach: Wer bist du? Sie antwortete: Ich bin Rut, deine Magd. Breite den Zipfel deines Gewandes über deine Magd, denn du bist der Löser. 10Er aber sprach: Gesegnet seist du vom HERRN, meine Tochter! Du hast deine Liebe jetzt noch besser erzeigt als vorher, dass du nicht den jungen Männern nachgegangen bist, weder den reichen noch den armen. 11Nun, meine Tochter, fürchte dich nicht. Alles, was du sagst, will ich dir tun; denn das ganze Volk in meiner Stadt weiß, dass du eine tugendsame Frau bist. 12Ja, es ist wahr, dass ich ein Löser bin; aber es ist noch ein Löser da, näher verwandt als ich. 13Bleib über Nacht hier. Will er dich dann am Morgen lösen, gut, so mag er's tun; hat er aber keine Lust, dich zu lösen, so will ich dich lösen, so wahr der HERR lebt. Schlaf bis zum Morgen! 14Und sie schlief bis zum Morgen zu seinen Füßen.

Und sie stand auf, ehe einer den andern erkennen konnte. Und er dachte: Wenn nur niemand erfährt, dass eine Frau auf die Tenne gekommen ist. 15Und er sprach: Nimm das Tuch, das du umhast, und halt es auf. Und sie hielt es hin. Und er maß sechs Maß Gerste hinein und lud ihr's auf. Und er ging in die Stadt.

 

16Sie aber kam zu ihrer Schwiegermutter. Die sprach: Wie steht's mit dir, meine Tochter? Und sie sagte ihr alles, was ihr der Mann getan hatte, 17und sprach: Diese sechs Maß Gerste gab er mir; denn er sagte: Du sollst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter kommen. 18Sie aber sprach: Warte nun ab, meine Tochter, bis du erfährst, wo es hinauswill; denn der Mann wird nicht ruhen, er bringe es denn heute zu Ende.