Read the book: «DIE BIBEL - entbrutalisiert», page 3

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Der beleidigte Gott

Wenn unser Bibelschreiber Simon schon Gott als gemütlichen, gebrechlichen alten Mann darstellte, der im eigenen Garten zur Abendsonne spazieren ging, weil der Tag kühl wurde, dann fällt es uns auf den ersten Blick schwer, göttliches Wesen darin zu erfassen.

Wenn Gott die Erde, die Sonne und das gesamte Universum erschaffen hat und dann aber unter der Hitze der eigenen Sonne leidet, um in ihrem geschwächten Schein spazieren zu gehen, dann kommt mir das vor, wie eine optische Täuschung, so wie Touristen, die sich mit dem schiefen Turm zu Pisa fotografieren lassen und alberne Groß- und Klein Spielchen machen.

Wenn Gott die Sonne erschafft, dann ist es die Sonne, die unter seinem Antlitz schwitzt, nicht umgekehrt.

Wenn Gott das gesamte Universum erschafft, dann ist seine Ausrichtung den Menschen gegenüber souverän, nicht emotional, und vor allem ist er psychisch gefestigt.

Ein solcher Gott braucht keine Anerkennung. Er geht nicht herum und twittert:

„Gell, das habe ich doch schön gemacht, oder? Was sagt Du? Habe ich das nicht toll gemacht? Na, komm schon: Sag doch: Ich bin schon echt toll, gell?“

Nein. Ein Gott braucht kein Lob.

Ein Gott braucht keine Glocken, die für ihn läuten, er braucht keinen Dank und keine Lobpreisung. Seine kleinen Kreaturen müssen ihn nicht ständig loben, wie toll er ist und sie müssen ihm nicht ständig die Ohren voll heulen.

Wenn Gott die schöpferische Kapazität hat, die Milchstraße mit dem Andromeda Nebel ganz langsam zu verbinden, dann ist es ihm völlig egal, ob Du andere Götter neben ihn hast.

Sorry, lieber Christ, kennst Du die ersten 4 Gebote?

2. Mose, Kapitel 20; Du sollst…:

1 Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.

2 Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen

3 Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen

4 Gedenke des Sabbattags, dass Du ihn heiligest.

Ist das nicht traurig?

Gott schrieb 10 Botschaften an seine Geschöpfe, (kurz nachdem er es so eingerichtet hat, dass die Milchstraße ganz langsam auf den Andromedanebel zufliegt), damit sie ein besseres Leben haben, damit sie glücklich sind und in Frieden leben und sterben.

Vier davon sind allein dafür da, dass er gelobt wird.

Das sind nicht nur Gebote, nein, das sind bei Gesetzesbruch Todsünden, die nicht nur im Jüngsten Gericht abgestraft werden, sondern gleich in den nächsten 4 Generationen:

„… Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied, die mich hassen.“

Kann das sein? Kann ein Gott eifersüchtig sein, oder gar beleidigt?

Wer sind wir Menschen, die a.) solchen Gedanken einem Gott zuordnen und b.) sich einem solchen Gedanken unterordnen?

Beleidigt sein, als göttliche Eigenschaft?

Wir können uns ja bereits gut vorstellen, wie solch ein Bibeltext in die Vulgata eingeflossen ist: Irgendwelche alten Schriften, gefunden über einen autoritären Religionsführer Moses, der im Zuge der Völkerwanderung dafür sorgte, seinem Dorf ein neues Zuhause zu geben.

Er konnte die Autorität, die er selbst nicht hatte, ganz inkognito auf eine andere Autorität schieben, damit das Volk sich nicht gegen ihn erheben konnte und ihm eifrig in der Spur folgte. Ein toller Trick.

Doch uns interessiert die Frage: Warum muss Gott beleidigt sein?

Beleidigung beinhaltet, wie das Wort schon sagt, den Begriff „Leid“.

Bin ich beleidigt, dann hat mir jemand ein Leid zugefügt. Das wäre weiter nicht schlimm, wenn mich diese Beleidigung nicht treffen könnte. Ich könnte mich darüber hinwegsetzen, das Gegenüber anlächeln und die Sache auf sich beruhen lassen.

Wenn ich also gemäß dem 3. Gebot den Namen des Herren missbrauche, dann könnte Gott, der Schöpfer der Milchstraße und des Andromeda Nebels, lächeln und die Sache auf sich beruhen lassen. „Kleine, dumme Menschen …“

Bei einer Beleidigung aber, leidet Gott. Er hält dieses Leid möglichst lange in Erinnerung aufrecht, damit er auch möglichst lange daran zehren kann.

Wer nach dem 3. Gebot Gottes Namen missbraucht, der kommt in die Hölle, und seine Nachfahren bis zur 4. Generation werden heimgesucht. (Also, auf Deutsch: Ihnen widerfahren schlimme Dinge.)

Eine Generation hatte früher vielleicht 20 Jahre. Das heißt, dass Gott mindestens 80 Jahre lang nach dem Missbrauch seines Namens immer noch so beleidigt sein muss, dass er sich an den Nachfolgern dafür rächt. (Wehe, aber einer von ihnen würde seinen Namen auch missbrauchen, dann würde die Strafe für die darauffolgenden 4 Nachfolge- Generationen von vorn anfangen.)

Wenn also meine kleine Tochter so lieb ist, dass sie niemals in ihrem Leben den Namen Gottes missbrauchen würde, würde ihr Sohn (mein Enkel) noch darunter zu leiden haben, dass mein Opa (sein Ur-Ur-Großvater) einmal lästerlich geflucht hat.

Beleidigung hat mit Leid zu tun.

Ein Gott, der sagt: „Mimimi, der hat mich verhänselt“, und das 80 Jahre direkt nach der Tat und danach sowieso als ewige Höllenstrafe am großen Jüngsten Gericht, der hat ein wirklich, wirklich schwaches Selbstwertgefühl.

Behalte bitte immer im Hinterkopf: Es war der jungsteinzeitliche Simon, der ihm diese Eigenschaft gab.

Beleidigt Sein kann auch Dominanz bedeuten.

Ich kann auch beleidigt sein, um dem anderen gegenüber Macht zu demonstrieren. „Ich spreche so lange nicht mehr mit Dir, bis Du Dich bei mir entschuldigt hast.“

Gott sagt: „Du darfst erst wieder ins Paradies, wenn Du mich wieder lieb hast“.

Doch, das setzt voraus, dass ich mich selbst daran erinnern muss, dass ich leide und warum.

Eine Erinnerung ist immer nur ein Gedanke.

Ich gebe Dir mal ein Beispiel:

Es gibt zwei Räume, in einem Raum befindet sich ein Stuhl, der andere Raum ist leer. Du sitzt auf dem Stuhl im ersten Raum.

Dann stehst Du auf und gehst hinüber in den zweiten, leeren Raum, und Du kannst den Stuhl nicht mehr sehen. In Deiner Erinnerung ist dieser Stuhl jedoch noch im Nachbarraum vorhanden. Die einzige Realität zu diesem Stuhl besteht nur noch in Deiner Erinnerung.

Deine Lebenserfahrung sagt Dir zwar, dass der Stuhl noch immer im Nachbarraum vorhanden ist, aber Dich selbst betrifft er nicht mehr. Die Frage ist: Was ist dieser Stuhl in Bezug zu Dir? Die Antwort lautet: Nichts. Der Stuhl befindet sich gerade jetzt in Deiner Erinnerung, nicht in Deiner Realität.

Ich kann nur so lange beleidigt sein, wie die Erinnerung den Status des Leids aufrechterhält. Auch wenn die Vergangenheit nur noch ein Gedanke ist und sich nur noch im Kopf abspielt, bleibt das Leid fortbestehen.

Ich denke Leid. Die Beleidigung ist fort und übrig bleibt das Jammern um vielleicht einen verletzten Stolz, der eigentlich schon vorher verletzt war, sonst gäbe es das Leid nicht.

Oder ich denke Leid, weil ich meinen Willen nicht gekriegt habe. Ich habe auf den anderen Zwang ausgeübt. Der hat nicht darauf reagiert und jetzt bin ich beleidigt.

Ein Gott, der straft, ist mit Mustern aus der Vergangenheit behaftet. Er ist mit den Erinnerungen aus der Vergangenheit verklebt und kann den augenblicklichen Zustand nicht als Realität wahrnehmen. Wenn Gott straft, lebt er in seinem Kopf, genau wie ich als Mensch, aus seiner Erinnerung heraus.

Und wieder kann ich die Frage an Gott stellen: Welchen Bezug hat die Sünde des Menschen zu Dir? Die Antwort lautet wieder: Keinen. Die Sünde ist vorbei. Sie ist Erinnerung. Übrig bleibt das Aufrechterhalten des Leids, des Stolzes oder der Macht.

Dies sind menschliche Eigenschaften, keine göttlichen. Ein beleidigter Gott würde verletztes Leid und enttäuschten Stolz in sich tragen, oje, wie kleinlich. Das wäre absolut undenkbar.

Aber es ist nett, sich zankende Götter im griechischen Olymp vorzustellen - für diejenigen die etwas einfacher gestrickt sind.

Das Jüngste Gericht ist das große „Traraa“ eines beleidigten Gottes.

Wäre sein Stolz oder sein Zwang zuvor im Gleichgewicht, wäre er überhaupt nicht beleidigt, und er könnte sein großes Zeremoniell mit den sieben Büchern und zwölf Reitern und dreiköpfigen Drachen einfach vergessen und die Leute willkommen heißen, die ihn besuchen.

Wir Menschen im christlichen Abendland müssen schon etwas beschämt zu Boden blicken: Unsere gesamte Gesellschaft, fast ein Viertel der Erdbevölkerung, ist seit Jahrtausenden darauf aufgebaut, nicht ein göttliches Wesen anzubeten, sondern irgendein gekränktes Waschweib.

Wir kommen noch darauf zu sprechen, an was oder an wen Gott sich eigentlich überhaupt rächen will: Wenn Du tot bist, muss Deine Seele für Dich geradestehen.

Diese hat aber kein Gehirn oder keinen USB- Stick, um Deine Erinnerungs- Daten irgendwohin abzuspeichern.

Die Erklärungen der Welt

Die Religionsmechanik

Der Begriff „Religionsmechanik“ soll hier eingeführt werden, um darzulegen, wie eine Religion unter bestimmten Voraussetzungen funktioniert.

Religion unterscheidet sich von Philosophie durch die Verehrung einer höheren Wesensart. Religion ist eine Form einer Erklärung der Welt. Sie erklärt eine Welt außerhalb der Wahrnehmung der fünf Sinne.

Wissenschaftler tun sich leicht: Eine Theorie wird aufgestellt. Z.B. über die Entstehung der Welt. Ist diese schlüssig, werden Argumente gesucht, sie zu kippen. Hält sie den Gegenargumenten Stand, wird sie beschlossen, ansonsten fallen gelassen und eine neue Erklärung gesucht.

Gläubige tun sich etwas schwerer: Ein Glaube wird aufgestellt. Z.B. über die Entstehung der Welt. Es werden andere Menschen gesucht, die auch daran glauben. Jeder Gedanke, der diesem Glauben widerspricht, wird mehr oder weniger freundlich verworfen.

Der Glaube wird behalten und beschlossen. Danach sind die Gläubigen dauerhaft damit beschäftigt, ihren Glauben gegen Unglauben zu verteidigen.

Gläubige und Ungläubige kämpfen aber auf zwei unterschiedlichen Ebenen. Sie werden sich nie auf der gleichen Ebene begegnen.

Aber wir haben damit kein Problem.

Wir gehen in diesem Buch vollständig auf die Bibel ein und nehmen sie einfach mal für bare Münze.

Die Stellschrauben der Religionsmechanik

Wir untersuchen ihre Religionsmechanik, wie sie funktioniert, und wir suchen nach den „Stellschrauben“, die mit wenigen Drehungen die Mechanik verändern oder sogar verbessern könnten.

Als Vergleich nehmen wir einmal die Gewalt in der Bibel. Ein großes Thema.

Moses hatte ca. 1.500 v. Christus einen sehr strengen und rachsüchtigen Gott dargestellt. Voller Zorn und Strafe. Wenn der loslegte, dann verwandelten sich Meere in Blut.

Die gleiche Religion, der gleiche Gott, nur 1.500 Jahre später kommt Jesus hinzu und sagt: „Du sollst deinen nächsten lieben wie Dich selbst.“

Jesus drehte ein bisschen an der Stellschraube der Religionsmechanik herum und siehe da: Der Stil änderte sich sofort. Es bedurfte keiner großen Veränderung in der Mechanik. Diese hatte aber eine unglaublich hohe Auswirkung.

Die große Anhängerschaft der heutigen Christen finden das total gut. Ein Gott der Liebe, eine Religion der Liebe und Vergebung. Das lässt sich wunderbar aufbauen, und man kann den Kindern zum Abendgebet Geschichten erzählen, bei denen sie deutlich besser einschlafen können als zuvor.

Dass Gott diese Stellschraube nicht so gut fand und sie wieder zurückgedreht hat, werden wir später noch sehen. Aber für uns ist das wunderbar zu beobachten, dass es funktioniert.

Eine Erklärung der Welt ist bei Wissenschaftlern ein offenes System. Jeder kann etwas zu diesem System beitragen und neue Theorien entwickeln. Darwin zum Beispiel kam daher mit Evolution und schüttelte das bis dahin gängige Weltbild durcheinander.

Lösungen werden gefunden oder bleiben so lange offen, bis sie gelöst oder gelöscht werden. Dass bis heute noch keine Dunkle Materie nachgewiesen wurde, bleibt so lange eine ungeklärte Theorie, bis jemand kommt und sie bestätigt oder sie widerlegt.

Die Erklärung der Welt ist bei der Religion ein abgeschlossenes System. Jede dieser Erklärungen funktioniert für sich selbst.

Die „Funktion“ oder die „Mechanik“ einer Religion ist nur dann wirksam, wenn die Erklärung der Welt ein in sich geschlossenes System ist. Wie bei einer Eizelle.

Begriffe wie Gott und Sünde, unsterbliche Seele, ewiges Leben, Paradies, Wiedergeburt usw. wirken nur innerhalb dieses geschlossenen Systems, das sich durch sich selbst erklärt.

Gott manifestiert den Gehorsam. Je stärker der Panzer der Schildkröte ist, umso härter beißt sich der Fuchs die Zähne aus. Jede Abweichung ist Sünde und wird bestraft.

Die Seele ist dem Körper zugeordnet. Darin enthalten sind: Name, Persönlichkeit, Erinnerung. Eine Seele lebt ewig und kann nach dem Tod des Körpers, entsprechend der Größe einer bestimmten Mengeneinheit der Sünden bestraft oder belohnt werden. Das ist das geschlossene System der christlichen Religion.

Alles erklärt sich durch sich selbst und verweist gegenseitig aufeinander. Das System ist abgeschlossen.

Wir vergleichen andere Religionen, die sich mehr oder weniger durch die Einstellung ihrer Stellschrauben unterscheiden.

Im Islam und im Judentum finden sich deutlich höhere Anteile an Schicksal, Autorität, Nahrungsbeschränkungen und Anbetungsrituale als im Christentum.

Hindus sind deutlich geselliger und die Seele kann mehrere Kontrollschleifen durchlaufen. Die Buddhisten haben die göttlichen Personen ein wenig heruntergeschraubt und machen ebenfalls verstärkt auf Kontrollschleifen.

Die Ägypter konnten sich die Trennung von Körper und Seele noch nicht so richtig vorstellen und brauchten einen Alleskleber (die Mumifizierung) um beides zusammenzuhalten. Die Römer und die Griechen hätten eigentlich gleich die lustige Kneipe nebenan als Himmel hernehmen können.

Der Wert einer Seele

Wir bleiben bei den Stellschrauben und nehmen zum Beispiel die unsterbliche Seele. Sie findet sich in nahezu allen Religionen.

Ihre gesamte Anzahl ist noch nicht ganz klar. Wie sieht das bei den Tieren aus? Haben sie auch eine unsterbliche Seele? Gibt es Karma- Vermischungen?

Wie sieht das bei Wiedergeburten aus? Ist die Summe der Seelen begrenzt oder kommen neue hinzu? Bei einer Anzahl von 1,3786 Milliarden (2020) Indern, die durch Wiedergeburt auf die Erde kamen, müsste es diese Zahl ja eine Generation zuvor schon gegeben haben. 1980 lebten aber nur 699 Millionen Inder auf der Welt. Es kamen also in 40 Jahren 679,6 Millionen neue Seelen hinzu. Woher kamen sie? Gibt es neben der Wiedergeburt auch eine Neugeburt?

Vom Zeitpunkt an, als sich der frühe Mensch vom Affen trennte, lebten bis heute etwa 108 Milliarden Menschen der Gattung Homo Sapiens Sapiens auf der Erde. 6% davon leben aktuell heute.

Die Gesamtanzahl der unsterblichen Seelen beläuft sich also entweder auf 108 Milliarden, oder bei Wiedergeburt auf derzeit 7,77 Milliarden (März 2020), oder wenn Tiere auch unsterbliche Seelen haben, gegen unendlich.

Im Christentum hält sich der Andrang der Seelen im Himmel in Grenzen, da die andere Hälfte in die Hölle geht. Gott und Satan können sich also die Seelen teilen.

Im 3 Buch Mose wird ganz genau erklärt, wie Gott mit den Sünden der Menschen umgeht. Es wird unterschieden zwischen:

- unwissend begangene Sünden

- aus Versehen begangene Sünden

- Verschulden einer Missetat

Alle drei Kategorien sind fällig für die Hölle. Das alles lässt sich natürlich auch durch Brandopfer tilgen.

Im Prinzip sind unwissend begangene Sünden aber strafbar. Zum Beispiel begeht ein Eskimo, der seines nächsten Weib begehrt, weil er die Bibel nicht kennt, eine unwissend begangene Sünde. Diese wird mangels Brandopfer auch bestraft. Doch bei den Eskimos gibt es keine Ziegen, die das wieder wett machen könnten.

In der Bibel steht nicht, ob ein geopferter Schlittenhund auch als Ausgleich zu einer unwissend begangenen Sünde gilt.

Das bedeutet aber, dass die große Masse an Seelen doch wegen Unwissenheit und Aus- Versehen begangener Sünden zum Satan in die Hölle kommt, so dass es dort ziemlich eng wird. Ganz zu schweigen von denen, die sich der Sünden sowieso absichtlich schuldig gemacht haben.

Das macht, gemäß Offenbarung, die Zahl der 144 Tausend ix im Himmel schon deutlich mehr Sinn und es verbleiben 108 Milliarden Minus 144.000 = 107.999.856.000 für die Hölle.

Die Zeugen Jehovas nehmen die Zahl 144 Tausend sehr ernst, die anderen christlichen Varianten sind da etwas wohlgesonnener, was die Zahl der Himmelsbewohner nach dem Tod angeht.

Bleiben wir bei den 144 Tausend. Diese ist so schriftlich festgehalten: Das macht 0,00013% der Menschen, die in den Himmel kommen, das sind 750.000 Höllenopfer für 1 Himmelsbewohner, bzw. 1,3 pro 1.000.000.

Gott erschuf also bisher insgesamt 108.000.000.000 Menschen, damit 107.999.856.000 ewig in der Hölle schmoren sollen.

Gibt es eigentlich noch irgendjemanden, der Gott einen lieben Gott nennt? Ich wollte nur mal gerne fragen.

Die christliche Religionsmechanik liegt bezüglich der Feinjustierung der Stellschraube bezogen auf den zu erwartenden Erfolg immerhin noch 20,7 Mal höher, als bei einem Sechser im Lotto, der bei 0,0000064%, bzw. bei 1:15,5 Millionen liegt.

Das heißt, es lohnt sich mehr, Christ zu sein, als Lotto zu spielen.

Die Frage bleibt aber, wozu dieser unglaublich große Aufwand? Auf beiden Seiten.

Gott muss Buch führen, um alle Sünden gegeneinander aufzurechnen, wie viele davon durch Brandopfer getilgt wurden oder einfach nur durch Vergebung und wie viele durch Bekehrung. Diese Menge muss wieder an die Zahl 144.000 angepasst werden, das heißt, dass manche Sünden doch wieder höher geahndet werden müssen, weil die gewünschte Anzahl der Himmelsbewohner noch nicht erreicht ist.

Und die Menschen? Wie viele Worte zur Kommunikation sind notwendig, bis ein Bauherr ein Haus gebaut hat - vom Architekten über den Maurer, Zimmerer, Elektriker bis hin zum Dachdecker? Und wie viele Worte benötigt eine Kathedrale?

Allein wie viele christlichen Kirchen wurden mit wie vielen Worten auf der Welt gebaut?

Wie viele Worte hat die Bibel, und wie viele Menschen haben diese Worte gelesen, zitiert, kopiert, ausgelegt und gepredigt?

Wenn man für jedes christlich geprägte Wort, 1 mm Wegstrecke zurücklegen würde, dann kämen wir zusammengenommen wohl locker mehrfach zur Sonne und zurück.

Das waren nur die Worte. Jetzt berechne mal das geflossene Geld in Tonnen Gold, die Anzahl Gebete, umgerechnet in Tropfen Wasser, oder die getöteten Menschenleben in Länge gemessen an der Anzahl des Erdumfangs.

Das Ausfüllen eines Lottoscheins ist, bezogen auf den gesamten, menschlichen Energieaufwand des Einsatzes, doch erheblich geringer, als in den Himmel zu kommen.

Die Leuchtkäfer- Religion

Eine Erklärung der Welt bedarf der Einhaltung gewisser Regeln.

Dies ist zwar kein Handbuch für Religionsstifter, im Prinzip aber, ist das nicht so schwierig:

Ich gebe Dir ein Beispiel:

Das, was unser Leben ausmacht, der Odem, die Seele, das ist nicht greifbar und doch irgendwie vorhanden, denn wir unterscheiden uns von einem Stein durch Stoffwechsel, und von einer Tiefseequalle durch die Handhabung eines USB- Sticks. Irgendwie leben wir und sind tot, wenn wir sterben.

Wenn wir sterben, ist die Energie weg, und der Körper wird kalt. Ein schrecklicher Gedanke, und ich tue mich schwer, dies bei der Gute-Nacht Geschichte meinem Kind zu erklären.

Meine Erklärung der Welt stolpert.

Fragt mich das Kind:

„Wo ist sie hin?“

„Wer?“

„Na, die Energie?“

„Die Wärme?“

„Nein, die Seele.“

Schnell habe ich eine Antwort parat. Ich lass mich doch nicht provozieren.

„Ist doch klar: Sie lebt weiter.“

„Aber wo? Wo lebt die Seele weiter?“

„Mein liebes Kind, ich werde es Dir erzählen. Pass mal auf:

Jedes Mal, wenn ein Mensch stirbt, dann schwebt seine Seele auf eine schöne Sommerwiese nach Sonnenuntergang. Dann kommen die kleinen Engel, wie Leuchtkäfer und nehmen diese Seele auf. Sie verbinden sich mit ihr und schweben über die warme Sommerwiese und leuchten und blinken, mit tausend anderen Seelen, ganz still, ganz leise.“

„Und weiter?“

„Nichts weiter. Das wars. Vielleicht kommen sie morgen wieder.“

„Das war eine doofe Geschichte.“

Das reicht nicht. Das ist zu wenig. Diese Geschichte reicht gerade mal aus für 1x Gute-Nacht, aber dann ist sie fertig.

Daraus kannst Du keine Religion machen. Es muss schon mehr sein.

Wir brauchen deutlich mehr Action.

„Die Seele darf überhaupt nicht sterben.“

„Also gut.“

„Und jemand muss darauf aufpassen.“

„Wann?“

„Wenn ich schlafe.“

„Wer?“

„Jemand, der ganz stark ist.“

„Also gut.“

„Dann fange ich von vorne an:

Auf einem großen Baum, mitten auf einer großen Sommerwiese, da lebt ein freundlicher Waldgeist mit einem langen Bart. Er hat eine Zauberflasche mit Seifenblasenwasser, und jedes Mal, wenn er in sein Seifenwassersieb bläst, dann entstehen tausend kleine Seifenblasen und der Wind trägt sie davon.

Und jedes von ihnen trägt eine kleine Seele zu den Babys, die gerade geboren werden. Und wenn sie platzen, legt sich eine kleine Seele zu einem Baby und verbindet sich mit ihm. Sie bleiben zusammen, ein Leben lang.

Und wenn der Mensch nach einem langen Leben stirbt, dann kommt die Seele zurück zum Waldgeist auf die Wiese unter dem Baum, und kleine Leuchtkäfer kommen und verbinden sich mit der Seele und sie blinken und leuchten die ganze Nacht.“

„Jede Nacht?

„Jede Nacht, natürlich. Klar. Schlaf schön, mein Kind.“

Perfekt, jetzt habe ich eine schöne Religion beisammen, und jetzt muss ich nur noch an den Stellschrauben drehen, um sie zu perfektionieren:

Dies ist der Moment, an dem der gesamte Vorspann dieses Buchs zusammengefasst wird zu einem großen Orchester der Religionsmechanik:

Meine persönliche Wahrheit, meine Projektionen, mein Spiegel, mein Leiden, meine tiefen, zerrissenen Psychosen, meine abgrundtiefe Boshaftigkeit. Jetzt bin ich Simon, der steinzeitliche Bibelschreiber.

Ich check jetzt mal für Euch die christliche Religion:

Mein Name ist Simon. Beruf Bibelscheiber. Handbuch für Religionsstifter, Teil 1:

Ich kann leider nicht anders, ich bin abgrundtief böse und fies. Deshalb drehe ich meine Stellschrauben in Richtung Sünde, Gehorsam, Verbot, Strafe, Schuld.

OK, alles hoch. Gecheckt. Eigenverantwortung, Selbstbestimmung, Selbstbewusstsein, geistige Freiheit. Runter damit. Auf Null. OK, vielleicht doch auf Nullkommaeins.

So, jetzt kommt erstmal der Rausschmiss aus der Sommerwiese. Passt. Das Böse, Finsternis, Rache, Hölle, Todesengel. Alles hoch. Ein Böser muss her. Die Sumpfkröte.

Uups, vielleicht war das doch zu viel? Stellschraube runter. Jesus muss her. Bisschen Liebe und Vergebung.

Nee, war doch nix. So ein Weichei! Wieder hoch damit.

Innenpolitisch muss man noch bisschen schärfere Grenzen ziehen: Frauenfeindlichkeit, Hexenverbrennungen, Unterdrückung, Ketzerverfolgung, Kritiker umbringen: Alles hoch.

Ein Katholik kennt keinen Schmerz.

Und jetzt kommt das große Finale: „Tataaaa!“ Schnell noch eine Botschaft auf Twitter und ab geht’s.

Die große Parade. Alle sind da. Alle marschieren auf. Der Tag des Zorns – das Jüngste Gericht. Herrlich! Ich bedanke mich bei mir, dass ich mich selbst erschaffen habe.

Fertig ist die Religion Simons, des Bibelschreibers.

So geht’s. So baut man Religionen. Der Rest sind viele Worte und ein dickes Buch.

Jetzt bist Du dran: Bau Dir Deine eigene Religion. Handbuch für Religionsstifter Teil 2.

Fang mal mit der Sommerwiese an und dann dreh einfach an den Stellschrauben. Woran willst Du drehen? Was setzt Du hoch, was setzt Du runter? Probiere es einfach aus. Es muss Dir selber gefallen.

Bist Du richtig, herrlich fies, wie Moses? Oder bist Du auch nur so ein Weichei, wie Jesus? Du kannst entscheiden.

Vielleicht gefallen Dir die Stellschrauben der Liebe und der Vergebung? Wie gefallen Dir Großmut und Väterlichkeit? Wie wäre es, das Böse und die Strafe auf null zu setzen?

War ja nur ein Vorschlag.

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