Auto-Identifikation - Glück und Mühsal der Selbstfindung

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Auto-Identifikation - Glück und Mühsal der Selbstfindung
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Manfred Kappes

Auto-Identifikation - Glück und Mühsal der Selbstfindung

Die stete Suche nach dem ›ICH‹

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Karl Jaspers

Begleitende Stimmen

Präambel

Einleitung

Wer also bin ›ich‹?

Schlechterdings um das ›ich‹

Mythos versus Denken um das ›ich‹

Urängste beherrschen das ›ich‹

Bejaht das ›ich‹ neue Medien?

Flatrate-Kultur und ›ich‹

Theologie und das ›ich‹

Evangelist Johannes Markus

Benedikt von Nursia

Nikolaus von Kues

Papst Benedikt XVI.

Santiago de Compostela

Pietismus

Kreativ-Design

Neurologie und ›ich‹

Literatur – eloquentes Domizil des ›ich‹?

Ohne Dialektik kein ›ich‹?

Das ›ich‹ in der Philosophie

Facetten und Zeitfolgen des ›ich‹

Individueller Reichtum und ›ich‹?

›ich‹ im Glück des Daseins

Unser ›ich‹ zwischen Ethik und Moral

Ist unser ›ich‹ [noch] geschützt?

Aristoteles über das ›ich‹

Zweifel des Hl. Augustinus über sein ›ich‹

enträtselt Spinoza sein ›ich‹?

Voltaires Empathie und das ›ich‹

Blaise Pascal erfasst sein ›ich

Entdeckt Jean Jacques Rousseau das ›ich‹?

Descartes ›ich‹ in »cogito ergo sum« involviert

Hegel deutet das ›ich‹

Faktische ›ich‹-Modelle der Philosophie

Gewahrt Nietzsche sein ›ich‹?

›ich‹…zu-handen bei Martin Heidegger?

Impressum neobooks

Karl Jaspers

Karl Jaspers hatte keine Vorstellung davon, dass sein Mahnruf »… der Mensch möge zur Besinnung und zur radikalen Umkehr aufgerufen werden«, im 21. Jahrhundert von brisanter Aktualität sein würde, da Personenkult, Egoismus und Materialismus gegenwärtig vorherrschend unsere moderne Gesellschaft prägen.

Egoismus und Materialismus gegenwärtig vorherrschend unsere moderne Gesellschaft prägen.

Die jetzige globale und offene Medienperiode misst der Bedeutsamkeit der Suche nach dem „wer bin ICH?, einen überproportionalen und nicht angemessenen Status bei.

Das ICH ist heute oberstes Gebot allen Denkens, Wünschens und Forderns. –

Zu diesem Zweck habe ich versucht, die Absurdität des übersteigerten und ungerechtfertigten Verlangens des ICH und mithin der vermeintlichen Sinndeutung nach dem „wer bin ICH?“, hinter den Gottesanspruch zu stellen. Ihn galt es, mit Beispielen aus Theologie, Philosophie und Literatur, zu untermauern.

Manfred Kappes

Düsseldorf im Frühjahr 2012

Grosser Dank gilt meiner Frau Margrit für

ihre Geduld, Ausdauer und viele Zuarbeit

erst ihre Mitarbeit ermöglichte diese Lektüre

ihr widme ich dieses Buch

Bibliografische Information der Deutschen

Nationalbibliothek Leipzig und Frankfurt am Main:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb/dnb.de abrufbar

Die ›Heinrich-Heine-Universität‹ Düsseldorf bat mich um ein Exemplar für die Universitäts- und Landesbibliothek

Vierte Auflage

Überarbeitet und erweitert 2012

Idee – Konzept – Text – Layout – Cover

© Manfred Kappes

D 40470 Düsseldorf – Frobenstrasse 8

Lektorat:

Dres. Gernot & Horst Folkers – Schwerte/Freiburg i. B.

gesetzt in Bookman old style

Druck und Bindung: docupoint – Ratingen

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-00-038050-1

Begleitende Stimmen

Der Heilige Vater, Papst Benedikt XVI bedankt sich für die Gabe des Buches „Auto-Identifikation“, die eine Wertschätzung für den Nachfolger Petri ist.

Von Herzen erbittet er Ihnen für Ihre schriftstellerische Tätigkeit Gottes reichen Segen und die bleibende Freude des Heiligen Geistes.

Papst Benedikt XVI – aus dem Vatikan, am 24. Juni 2011

Für Ihren freundlichen Brief vom August 2011, mit dem Sie mir Ihr Buch Auto-Identifikation übersenden, danke ich Ihnen sehr.

Mit hohem Engagement und weitem geistesgeschichtlichen Hintergrund legen Sie eine beeindruckende Fülle an Zugängen zu der Menschheitsfrage nach dem eigenen Ich vor. Der Umfang Ihres Werkes verbietet mir angesichts meiner Terminnot eine vollständige Lektüre, ich habe jedoch mit Interesse Einblick in einzelne Kapitel genommen, insbesondere die kirchlich unmittelbar relevanten.

Ihre Absicht war offensichtlich, eine große Anzahl von Antworten in Ihrer tour d‘ Horizon auf die Frage nach dem menschlichen Ich konzis anzureißen, nicht aber zu vertiefen; das hätte ja auch zu einer ganzen Bibliothek geführt.

Gerne entspreche ich dem abschließenden Wunsch Ihres Briefs und übermittle Ihnen meine bischöflichen Segenswünsche.

Erzbischof Joachim Kardinal Dr. Meissner – Köln

Ich finde es bewundernswert, wenn sich einer nach einem langen, erfolgreichen und erfüllten Berufsleben zutraut, ein für ihn fremdes Gebiet zu bearbeiten, sich durchzufressen und mit eigenständigen Ansichten diese Periode abzuschließen. Ich kann mir denken, welche Mühe das bereitet, diese Einsichten dann in geordneter Reihenfolge zu verschriftlichen. Lass mich sagen, dass ich gerade das bewundernswert finde, dass du dich dieser zweiten Mühe auch unterzogen hast. Viele denken ja die Dinge »irgendwie«, so aufs Geratewohl. Aber was man niederschreibt, – ob nun für sich, ob für andere, ist gleichgültig –, das erhebt automatisch einen höheren Wahrheitsanspruch, das muss in ganz anderer Weise »stimmen« und stichhaltig sein. Du hast Dich auf über 300 Seiten dieser großen Arbeit unterzogen. Und dass du am Schluss auch nicht genau weißt, was das Ich ist, ist kein Mangel, im Gegenteil, du hast es ja selbst als Ziel der Arbeit formuliert, all denen in die Parade zu fahren, die vorschnell zu wissen glauben, was dem Ich gut tut.

Dr. Gernot Folkers – Oberstudienrat – Schwerte

Für Ihr Publikationsvorhaben wünsche ich Ihnen alles Gute.

Professor Dr. Norbert Lammert – Bundestagspräsident – Berlin

Ich habe die beigefügten Textproben mit Gewinn gelesen. Manche neue und überraschende Einsicht danke ich Ihnen dadurch.

Professor Dr. Dres. h.c. Gert Kaiser – Düsseldorf

Präsident der Gesellschaft von Freunden und Förderern der

Heinrich-Heine Universität Düsseldorf

Präsident des Wissenschaftsrates NRW

Sie haben mich auf Kapitel S. 185 ff [Ist unser ›ich‹ noch geschützt? d. Hg.] hingewiesen, in dem Sie sich mit der Rolle des Staates und dem „gläsernem Menschen“ befassen, in der Tat ein Thema, dessen Bedeutung mit der sich immer weiter entwickelnden IT wachsen wird.

 

Dr. Dr. h.c. Burkhard Hirsch – Bundesminister a. D. – Düsseldorf

Es ist beeindruckend und anrührend, mit welcher Inständigkeit Du Dich in diesem Alterswerk einer einzigen Frage widmest und versuchst, durch die große Geistesgeschichte des Abendlandes hindurch nach einer Antwort zu suchen.

Wenn in allem, was wir erkannt haben, insbesondere in dem, was wir mit Mühe erkannt haben, unsere Liebe und Sehnsucht sich ausdrückt, so meine ich auch Dich in dieser Konzentration Deiner Altersarbeit zu erkennen.

Sei versichert, dass mich diese Fragen, die Kant einmal in die Viergestalt zusammengefasst hat: »Was können wir wissen? Was sollen wir tun? Was dürfen wir hoffen? Was ist der Mensch?« mit Dir verbinden.

Dr. Horst Folkers – Philosoph – Freiburg im Breisgau

Ein erster Überblick zeigt, dass Sie ein sehr informatives geistesgeschichtliches Buch geschrieben haben.

Ich hoffe, dass ich bald die Zeit finde, es gründlich zu lesen.

Dr. Heiner Geißler – Bundesminister a. D. – Gleisweiler

Haben Sie vielen Dank für Ihr Buch „Auto-Identifikation“, ich habe es mit Interesse zur Kenntnis genommen. Allerdings ist es für unseren Fachbereich nicht relevant…

Univ. – Prof. Dr. Bruno Bleckmann – Düsseldorf

Dekan der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine Universität, Düsseldorf

Die Frage „Wer bin ich?“ hat derzeit Hochkonjunktur und mit Ihrer Zusammenstellung durch die Jahrhunderte – von Abälard bis Raabe – legen Sie dar, dass es eine der ersten Fragen der Menschheit – wie auch des Menschen an sich – ist, als auch, dass die Postmoderne eine ganz eigene Antwort auf die Frage zu geben weiß. Der Mensch, der sich vor Gott weiß, von ihm beschenkt und vor ihm verantwortlich ist, kann ein Ich sagen, das sich zur Freiheit berufen und geliebt weiß. Dafür setzt sich die Kirche mit ihrer Verkündigung dieser Frohen Botschaft ein.

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch – Freiburg

Vorsitzender der Deutschen Bischofkonferenz

Präambel

Die Benennung der vorliegenden Niederschrift mit ›Auto-Identifikation Glück und Mühsal der Selbstfindung‹ wurde nicht willkürlich gewählt, sondern möchte evident auf den annähernd vielschichtigen Inhalt aufmerksam machen und allgemeines Interesse wecken.

Eine Erklärung für den Anlass der Veröffentlichung von Gedanken in dieser Schrift, die den Untertitel ›Stete Suche nach dem ich‹ trägt, die sich mit dem ›wer bin ich?‹ in den Vordergrund der Untersuchungen stellt, ist dem Augenschein nach kurz, bündig und prägnant wie folgt zu etikettieren:

Die jetzige offene globale Medienperiode misst der Bedeutung der Sondierung des wer bin ich?‹ einen überproportionalen und nicht angemessenen Status bei, die Überbewertung ist für den aufmerksamen Beobachter mit erprobtem Verstand augenscheinlich. Sie hilft vornehmlich der professionellen Verwertung.

Das Bewusstmachen, dass sich jede versuchte Antwort auf die ›ich‹-Frage für eine menschliche Schlussfolgerung unweigerlich in Aporie ergehen muss, dient der Darstellung des Textes.

Die Terminierung des Themas unter verschiedenen Aspekten, vornehmlich denen der Philosophie, ist mit Absicht gewählt worden.

Das hauptsächliche Augenmerk der Abhandlung richtet sich auf Determinierung gegenüber nicht ernst zu nehmenden Attacken von Parvenüs, die in wachsendem Maße mit dieser These, im Besitz der letzten Fragen der Menschheit zu sein, um damit der erstaunten Öffentlichkeit zu gefallen. Als ersichtlich lucid erscheint deren angeblich spektakuläre Handhabung von Schöpfung und Wissenschaft, ohne weder deren Grundlagen zu beherrschen, noch Kenntnisse und Erfahrungen der Vergangenheit zu beachten.

An und für sich ist es dem interessierten Bibliophilen anheim gegeben, eine für ihn passende Quintessenz aus den disponiblen Erwägungen zu statuieren. – Insofern können die zur Diskussion aufgerufenen Befunde nicht immer als konform zur herrschenden Meinung zu betrachten sein, daher ist ein weiterer Diskurs gerne erwünscht.

Einleitung

Dieser Datensatz könnte das Eichmaß für eine Einleitung darstellen, wesentliche Teile des behandelten Motivs dagegen sind den unten zugeordneten Formulierungen zu entnehmen.

1 Eine Überbewertung, plakative Auslegung und extravagante Darbietung der Frage nach dem eigenen ›ich‹ wurden aus pragmatischen Gründen nicht in Erwägung gezogen, das längst absehbar unlösbare Problem als Vorbeurteilung der Niederschrift mit auf den Weg zu geben, empfiehlt sich bei authentischen Untersuchungen nicht.

2 In den letzten Jahren sind unzählige Publikationen mit meist spektakulären Titeln über die Frage nach dem ›ich‹ auf den Markt gekommen, deren Seriosität aus guten Gründen anzuzweifeln ist. Sie stellen den Leser mit teilweise esoterischen Themen, Andeutungen und durch nichts zu beweisende Thesen vor die Situation, dass die Lektüre des Buchproduktes von Nutzen sei. Deren Marketing erweckt den Anschein, veritable unumstößliche Postulate zu veröffentlichen. Bei diesen Erzeugnissen ist die merkantile Absicht eindeutig und der Erfolg gibt den Herausgebern de facto Recht. Eine Abgrenzung zu solchen dubiosen Modi ist mit vorliegendem Manuskript beabsichtigt.

3 Nicht alle Fragen zu dieser Materie konnten an Beispielen erfasst werden, zu umfangreich ist das bekannte Material. Daher sind Quellen, die nicht für Jedermann erreichbar sind, unbeachtet geblieben.

Heureka ist die als allgemein bekannt vorauszusetzende Kunde des griechischen Mathematikers und Mechanikers Archimedes (285-212?v.?Chr.), der aus den öffentlichen Thermen, angeblich hüllenlos, doch vermutlich hat er sich trotz Eile der Überbringung seines frohen Erweises an den Satrapen Dionysos in Syrakus auf dem Wege zum Palast von seinem Sklaven die Tunika über die Schulter hängen lassen. – Der Ausgang des Kuriosums ist populär, aktuelle Lehrbücher der Physik berichten darüber bis in die Gegenwart.

Ob nun Heureka‹ als Arbeitstitel dem seriösen Anliegen der aufgeworfenen Frage nach dem ›ich‹ angepasst ist? Jedenfalls hat der Autor diese Abhandlung mit – ›Heureka, ich habe es gefunden‹ – als vorläufigen Titel begleitet.

Für interessierte geneigte Bücherfreunde hat der Verfasser den Versuch einer Beantwortung auf die heutzutage regelmäßig stereotyp von Pseudowissenschaftlern in der Öffentlichkeit gestellte Frage: ›Wer bin ich?‹, korrumpiert, um damit zu annoncieren: ›Sie haben des Pudels Kern nicht gefunden.‹

Warum ergibt sich die Frage nach dem ›wer bin ich? derzeit erneut und nachhaltig?

Es sieht so aus, als sei das Menetekel des Heerführers Belisar (505-565 v. Chr.) mit seiner wohl erstmalig prononcierten Frage infolge des Vernunft und Einsicht gebietenden Orakels von Delphi, ehe es den weiteren Verlauf der Buchseiten füllt, nun zu seinem vorzeitigen Ende geführt wird. Denn auch der Heerführer stellte an die Ratgeberin Pythia allegorisch die Frage nach dem eigenen ›ich‹, wie so manch anderer Autor in folgender Anmerkung für seine Ansichten deputiert wird. Vornehmlich sind es Philosophen, die sich seit altersher mit dieser Mission befassen, sie stellen die Mehrzahl der hier zitierten Wissenden rund um das ›ich‹ dar.

Wer bin ›ich‹? Diese vermeintlich einfache wie allgemein gültige, wie angeblich zulässige Frage nach den letzten Dingen des Seins zu platzieren, ist so vermessen, wie die theoretische Anfechtbarkeit des Einblicks in die Grundstrukturen allen Lebens auf diesem unserem schönen blauen Planeten. Dies ist ebenso anmaßend, wie die Tiefen und Ungewissheiten aller Lebensfunken in Frage zu stellen.

Den aktuellen angeblich fortschrittlichen Multi-Tendenzen entsprechend, sind es Kohorten vorgeblicher Philosophen, die mit seniler Schlauheit befassten Weltverbesserern und Glücksbringern, uns mit unverständlichen Wortsalatrabatten als ideenreiche Fantasten glauben machen wollen, sie wüssten, woher oder wohin der schmale Saumpfad den Menschen drängt. Sie seien im Besitz der unfehlbaren Wahrheit der Schöpfung. Aber sind wir es nicht gewohnt, inmitten von Chauvinisten zu leben?

Intellektuelle repräsentative Strukturen verzweifeln heute am gesunden Logos, unter der dominanten Diktatur der Halbgebildeten, unter dem degoutierten Einfluss des Strukturwandels der weltlichen Gesamtheit, und nicht minder unter dem Anspruch der Massenmedien. – Die Halbbildung beschäftigt sogar Wilhelm Raabe, (1831-1910) wahrscheinlich echauffiert ihn dieser Zustand bei seinen Zeitgenossen:

» Erkenntnis macht frei, Bildung fesselt, Halbbildung stürzt in Sklaverei. «

Diese alles umkehrende Einflussnahme auf atavistische Lebensformen ist wesentlich dramatischer erfolgt, als der Philosoph der Frankfurter Schule, Jürgen Habermas (*1929) einen Anhaltspunkt im Jahre 1961 dazu haben konnte. Er, wie geradeso als Modell von Heinrich Böll (1917-1985), Ingeborg Bachmann (1926-1973) oder Max Frisch (1911-1999), um nur drei der damaligen bekannten deutschsprachigen und besonders einfallsreichen Literaten zu benennen, hatten bevorzugt überaus interessierte Leser, und nicht, wie Heutige sich bezeichnen belieben, User.

Der Unterschied zu den Kriterien der sanften Intellektuellen in unserer gewandelten Welt besteht nun darin, dass jeder einen Blog im www. (World-wide-web) platzieren kann und sich aus selbst zugestandenem Gnadenakt erweislich als Scharfsinniger, Zurechnungsfähiger und manchmal als Sponsor mit seinen meist eher peinlichen persönlichen Auftritten weltweit erleben kann. Als Hintertreppenphilosoph maßt er sich an, nicht nur das Rad der Geschichte, sondern nebenher den Reif der Philosophie in eine andere, ihm genehme Richtung zu lenken, oder es gar neu erfinden zu wollen.

Will der Verstandesbegabte nicht zum Zaungast unaufrichtigen Geschehens werden, muss er riskieren, sein Renommee in der Medienöffentlichkeit als nicht unantastbar gelten zu lassen.

»Normale Zeiten sind schlechte Zeiten für Intellektuelle«, schreibt der deutsche Professor und Wissenschaftler, der zuletzt in England lebende Lord Ralf Dahrendorf (1929-2009). Er ist Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes am Band und nach Auffassung des Ministerpräsidenten von NRW Johannes Rau (1931-2006) Deutschlands wichtigster politischer Denker.

Dürfen wir seiner Lordschaft für das Weiterlesen ein sonniges Bonmot hinzufügen, dessen Urheberschaft leider nicht mehr erinnerlich ist:

»Der Geistliche steht morgens früh auf und dankt dem Schöpfer für einen weiteren Tag auf dieser wohlgeordneten Erde. Der Journalist dagegen ist dankbar für die Schlechtigkeit der Welt mit ihren Konflikten und Sünden.«

Daher scheint es geboten, dass feinspürige Disputanten und politische Entscheidungsträger gegen möchtegern Gebildete mit ihrem zur Schau getragenen ›ich‹-Komplex Paroli bieten.

Die Frage nach den letzten Dingen des Seins zu stellen, speziell an dieser Stelle primär die, ›wer bin ich?‹, ist genauso überheblich, wie der Einfluss von verblendeten, oder berufsmäßigen, demnach finanziell abhängigen Fantasten. Der aktuellen Unkultur nach sind es Zusammenballungen von smarten Weltverbesserern, die auf die seit Jahrtausenden bohrende Frage, die momentan nicht repliziert werden konnte, vorgeben, eine plausible Antwort parat zu haben. Jedoch können sie natur- und erfahrungsgemäß keine evidente Auslegung bieten, wie im Verlauf des Inhaltes zu beobachten ist.

Disziplinen der ›ich‹-Betrachtung, wie ohnedies in kommenden Kapiteln demonstriert, sind mannigfaltiger Natur. Eine Zusammenfassung der unterschiedlichen Aneinanderreihungen versuchen wir darin aufzuzeigen.

Die hauptsächlich in dieser Veranschaulichung involvierten Überbringer der Denkarbeit um das Ego – das ›ich‹ des Individuums – sind verzeichnet, um sie als Einstieg, Erläuterung und mit einem roten Faden der Niederschrift anzudienen.

Förderlich und von großem Gewicht wären obendrein Erhebungen in den markanten und aufschlussreichen Domänen von Religion und Literatur, die ein unglaublich weites Feld von Darstellungen zu Tage fördern könnten. Diese Wissensgebiete sind indes so umfangreich, dass man sie weder erfassen noch signieren kann. Lediglich werden einige Sektoren außerhalb der Philosophie zur Sprache kommen.

 

In dem benannten Ressort Philosophie sind beispielhafte Hintergründe der ›ich‹-Frage offenbart. Aus der kaum zu erschöpfenden Stofflichkeit der allgemeinen und philosophischen Charakteristiken können erwiesenermaßen lediglich einige wenige, mutmaßlich signifikante Aspekte vermittelt werden, die wohl für das Ganze stehen, aber pauschal zu ansehnlicheren Detailermittlungen anregen sollen.

Hierzu wird der Wiss- und Lernbegierige veranlasst, um neben dem leicht erkennbaren umfangreichen Hauptbestandteil des Grundgedankens ›ich‹ Einsicht in die Entfaltungsmöglichkeiten zu nehmen und klassischen Gewinn in herrschenden und kulturellen Einstellungen zu intensivieren und zu erhalten. Da die insgesamt so unermesslich zahlreichen Betrachtungsweisen für die Beantwortung der Frage nach dem ›wer bin ich?‹ relevant sind, kann der nachkommende Wortlaut nur einen begrenzten Querschnitt der möglichen Varianten einräumen.

AN DIESER STELLE SOLLTE DIE FREUNDLICHE AUFFORDERUNG AN DIE LESERSCHAFT IMPLIZIERT WERDEN, AM KRITISCHEN FORUM ANTEIL ZU NEHMEN UM AUSSTEHENDE FRAGEN ZU DEN ESISTIERENDEN AUFZEICHNUNGEN ZU STELLEN UND ZU DISKUTIEREN.