Wickel und Kompressen - eBook

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• Akute Entzündungen des Bewegungsapparats

• Unklare Rückenschmerzen

• Kontraindikationen von heißen Wickeln und Kompressen beachten!

Material

• 2 Wärm- beziehungsweise Bettflaschen

• Fangopulver (zum Beispiel Boller Jura Fango)

• Heißes Wasser

• Löffel

• Schüssel

• Windeleinlage aus Viskosevlies

• Baumwolltuch zum Abdecken

• Plastiksack

• Fixationsmaterial

• Neutrales Pflege- oder Johanniskrautöl zur Nachbehandlung

Durchführung

Wärmen Sie vorweg alle Wickeltücher mit der Wärmflasche vor. Geben Sie für eine kleine Gelenkkompresse ungefähr 4 gehäufte Esslöffel Fangopulver in eine Schüssel. Gießen Sie 2 Esslöffel kochendes Wasser dazu. Streichen Sie die Fangomasse 1 Zentimeter dick auf, das Vlies auf, und legen Sie alles zu einem Päckchen zusammen. Erwärmen Sie dieses zwischen einem Plastikbeutel und den beiden Wärmflaschen. Entfernen Sie nach dem Erwärmen den Beutel. Legen Sie nun die Kompresse nach der Wärmeprüfung auf die entsprechende Stelle, decken Sie diese mit einem vorgewärmten Baumwolltuch ab, und fixieren Sie alles mit dem entsprechenden Material.

Anwendungsdauer/Wiederholungen

Die Kompresse bleibt so lange, wie sie als angenehm empfunden wird. Die Anwendung kann einmal pro Tag durchgeführt und nach Bedarf über mehrere Tage wiederholt werden.

Nachbehandlung

Tragen Sie nach der Anwendung ein neutrales Pflege- oder Johanniskrautöl auf. Planen Sie genügend Zeit zum Nachruhen mit ein. Ein Rohwollekissen, aufgelegt auf die entsprechende Stelle, unterstützt die Wirkung nachhaltig.

Informationen für Fachleute

• Fango aktiviert das intakte Lymphsystem. Erfolgreich wird er therapeutisch bei chronischen rheumatischen Erkrankungen, aber auch bei Hautproblemen angewendet. Diese optimale Wirkung steht im Zusammenhang mit den besonderen Eigenschaften von Fango, welche durch sklerosierende Prozesse entstanden sind.4

• Anwendungsgebiete: PCP (primär chronische Polyarthritis), Morbus Bechterew, Folgezustände nach Sportverletzungen oder operativen Eingriffen des Bewegungsapparats, chronische Schmerzen, vegetative Erschöpfungszustände, Ekzem, Psoriasis und Neurodermitis.

Wissenswertes

• Fango (vom italienischen fango für »Schlammbad«) ist ein Mineralschlamm aus heißen Quellen vulkanischen Ursprungs. Er wird kalt, körperwarm oder heiß verwendet zu Bädern, Packungen und äußeren Anwendungen. Fangoanwendungen gehören zur Peloidtherapie, einem Bestandteil der Bädertherapie.

• In Bad Boll (Baden-Württemberg) wird Boller Jura Fango abgebaut. Er ist in den Schichten des schwarzen Jurafangos, in einer fossilen Zusammensetzung, mit organischen und anorganischen Substanzen vorhanden. Für die Selbstanwendung stellt Boller Jura Fango gebrauchsfertige Fangokompressen in Stoffsäcken verschiedener Größen oder Fangopulver her.

Posidonienschiefer hat eine dunkle Farbe und wird auch als »Ölschiefer« bezeichnet. Der pulverisierte Schiefer kann viel Wasser aufnehmen und binden. Durch gute thermische Eigenschaften besitzt er eine hohe Wärmespeicherung und kühlt langsam ab. Die ölhaltige Schiefergrundsubstanz bildet eine Isolierschicht zwischen Haut und Fango, dadurch sind hohe Temperaturen verträglich.

Abano-Fango stammt aus der Nähe von Venedig. Der Ort ist berühmt wegen seiner Therme mit Schwefel und radioaktiven Kochsalzquellen. Thermalfango ist eine Mischung aus natürlicher Tonerde, Mineralwasser und Mikroorganismen.

Nasse Socken nach Kneipp

Wohltuend-kühlend und schlaffördernd

Feuchte Kälte

Die nassen Socken beziehungsweise Strümpfe lindern im Sommer die Beschwerden bei müden, schweren Beinen. Vor dem Einschlafen angezogen, wirken sie beruhigend und unterstützen wirkungsvoll den Schlaf. Sie sind eine wohltuende kalte Anwendung für den Alltag.

Anwendungsbereiche

• Unterstützung des Wohlbefindens

• Müde, schwere Beine bei Venenbeschwerden

• Nervöse Unruhe bei Kindern und Erwachsenen

• Beginnende Migräne

• Ableitung bei Überhitzung

• Einschlafhilfe

Wirkung

• Allgemein ableitend und entstauend

• Venenstärkend

• Beruhigend

• Schlaffördernd

Kontraindikationen

• Frieren und Frösteln

• Kalte Füße

• Harnwegsinfekt

Material

• 1 Paar Leinensocken

• 1 Paar Wollsocken

• Kaltes Wasser

• Eventuell Zusätze




Durchführung

Planen Sie genügend Zeit ein, und suchen Sie einen ruhigen, bequemen Ort. Tauchen Sie dann die Leinensocken ins kalte Wasser, und wringen Sie sie anschließend sehr gut aus. Ziehen Sie diese an beiden Beinen über die warmen Füße an. Drehen Sie die Leinensocken, damit sie fest auf der Haut anliegen. Ziehen Sie die Wollsocken darüber. Achten Sie darauf, dass die Leinen- von den Wollsocken vollständig überdeckt sind. Sorgen Sie für eine bequeme Lagerung der Beine.

Anwendungsdauer/Wiederholungen

Die »nassen Socken« bleiben so lange, wie sie als angenehm kühl empfunden werden. Sie können die Anwendung nach Bedarf wiederholen, sobald sich die Füße wieder warm anfühlen.

Nachbehandlung

Eine spezielle Nachbehandlung ist nicht erforderlich. Sorgen Sie - wenn nötig, durch Bewegen – dafür, dass Ihre Füße wieder warm werden.

Hinweise

• Voraussetzung für die kalte Anwendung ist ein Wärmegefühl im ganzen Körper bis hin zu den Zehenspitzen.

• Die Strümpfe sollten bis unter die Knie reichen. Als schlaffördernde Anwendung ziehen Sie sie unmittelbar vor dem Einschlafen an. Bei venösen Beschwerden entfernen Sie diese, bevor sie sich erwärmen; ansonsten erweitern sich die Venen, und die Beschwerden verstärken sich.

• Zur Unterstützung der schlaffördernden Wirkung kann ein Badezusatz oder ein Heilpflanzentee verwendet werden (siehe den Abschnitt »Grundlagen« auf Seite 131).

Informationen für Fachleute

• Die »nassen Socken« können als Basenstrümpfe mit dem entsprechenden Salz zur Entgiftung eingesetzt werden.

• Bleiben die Socken zum Einschlafen, wirken sie nach der wärmeentziehenden Phase wärmebildend. Über den Parasympathikus zeigt sich eine entspannende, beruhigende und schlafunterstützende Wirkung. Lokal wirken nasse Socken wärmend und gefäßerweiternd. Zudem können Beschwerden bei Lymphödemen an Armen oder Beinen mit nassen Socken gelindert werden.

Lendenwickel nach Kneipp

Wärmend, wohltuend und gesundheitsfördernd

Feuchte Kälte

Der kalte Lendenwickel gehört zu den klassischen Kneippanwendungen und hat eine überaus wohltuende Wirkung. Er bedeckt den Körper unterhalb vom Rippenbogen bis über die Lenden. Die zu Beginn empfundene Kälte wird in Kürze vom Körper zu einer angenehmen Wärme umgewandelt. Besonders während der Fastenkur ist der Lendenwickel sehr beliebt. Darüber hinaus verhilft er zu einem guten Schlaf - ein Versuch lohnt sich!

Anwendungsbereiche

• Unterstützung der Gesundheit

• Fastenkuren

• Einschlafschwierigkeiten

• Chronische Verstopfung

Wirkung

• Entspannend

• Ganzheitlich stoffwechselanregend, entschlackend

• Verdauungsfördernd, entkrampfend auf die Verdauungsorgane

• Schlaffördernd

Kontraindikationen

• Frösteln

• Harnwegsinfekt

• Menstruation

• Unklare Bauchbeschwerden

Material

• 1 Wolltuch (45 × 190 Zentimeter)

• 1 Leinentuch (40 × 190 Zentimeter)

• 1 Baumwolltuch (50 × 190 Zentimeter)

• Kaltes Wasser

• Eventuell Wärm- beziehungsweise Bettflasche

• Variante: das Baumwoll- und das Wolltuch durch Moltonstoff ersetzen

• Waschlappen zur Nachbehandlung

Durchführung

Platzieren Sie die Tücher so auf der Liege, dass sie vom Rippenbogen bis zu den Lenden reichen. Wärmen Sie das Wolltuch mit der Wärmflasche vor. Durchtränken Sie das Leinentuch mit kaltem Wasser, und wringen Sie es sehr gut aus. Wickeln Sie das Leinentuch schnell, straff und faltenlos um die Lenden. Darüber fixieren Sie wieder sehr straff das Baumwoll- und das Wolltuch oder alternativ das Moltontuch. Decken Sie die Person mit einer warmen Decke zu. Legen Sie nach Bedarf eine Wärmflasche an die Füße.

Anwendungsdauer/Wiederholungen

Nach zirka 5 Minuten sollte sich das Leinentuch nicht mehr kalt anfühlen. Belassen Sie den Wickel je nach Befinden etwa 45 bis 60 Minuten. Kann sich das Leinentuch nach 10 Minuten nicht erwärmen, und wird der Wickel als unangenehm empfunden, entfernen Sie ihn, und sorgen Sie für genügend Wärmezufuhr mit einem heißen Tee. Die Anwendung wird einmal am Tag und – währendeiner Fastenkur – täglich wiederholt.

 

Nachbehandlung

Waschen Sie die Auflagestelle mit lauwarmem Wasser ab, und decken Sie die Person zum Nachruhen zu.

Hinweise

• Voraussetzung für die Anwendung eines Lendenwickels ist die Fähigkeit, sich selbst wieder erwärmen zu können sowie über ein intaktes Wärmegefühl im ganzen Körper zu verfügen.

• Die beste Zeit für die Durchführung ist frühmorgens im warmen Bett.

Informationen für Fachleute

• Der kalte Lendenwickel gehört zu den wärmeproduzierenden und -stauenden Anwendungen. Durch den intensiven Kältereiz wird der Körper über den Wärmeregulationsmechanismus zur Wärmeproduktion angeregt. Dies geschieht über eine intensive Steigerung des Stoffwechsels, im Besonderen des Leberstoffwechsels.

• Aus naturheilkundlicher Sicht ist die günstigste Anwendungszeit zwischen 5.00 und 7.00 Uhr (»Organuhr«-Zeit: Verdauung und Darm).

• Kalte Kneippanwendungen werden zur Steigerung der körpereigenen Abwehrkräfte und bei vegetativen Beschwerden wirkungsvoll eingesetzt.


3 Maja Dal Cero: Unsere Heilpflanzen, Ott Verlag, Bern 2009

4 Gemäß Florian Junge und Reinhold Schön, Boller Jura Fango, Bad Boll.

Temperierte Wickel und Kompressen

Grundlagen

Sanfte Wärme, breite Wirkung, schnelle Zubereitung

Temperierte Wickel und Kompressen sind sehr beliebt und oft mit kleinem Aufwand, aber großer Wirkung umsetzbar. Sie umfassen ein breites Anwendungsspektrum. Unter temperierten Anwendungen versteht man eine milde, passive Wärmezufuhr ohne Temperaturreiz (etwa 28 bis 35 °C). Dadurch kann man sie auch bei empfindlichen und gefährdeten Personengruppen sowie Kindern und älteren Menschen sehr gut einsetzen. Die temperierten Wickel und Kompressen kommen überall da zur Anwendung, wo Hitze oder intensive Wärmeeinwirkung kontraindiziert sind.

Anwendungsbereiche

Das Anwendungsspektrum bewegt sich von beginnenden Ohrenschmerzen bis hin zu Husten und chronischen Gelenkserkrankungen. Je nach Beschwerden oder Indikation wird ein unterschiedlicher Zusatz ausgewählt. Zum Beispiel wird bei Ohrenschmerzen als Sofortmaßnahme eine Zwiebelkompresse verabreicht, und bei chronischen Gelenkschmerzen ist eine temperierte Ölkompresse mit Johanniskrautöl angezeigt.

Wirkung

Die Wirkung der temperierten Anwendungen entsteht durch die verwendeten Substanzen wie zum Beispiel Bienenwachs, Zwiebeln oder ätherische Öle. Diese Substanzen entfalten ihre Wirkung in temperierter Form am wirkungsvollsten. Die fettlöslichen Inhaltsstoffe können so durch die Wärmewirkung über die Haut aufgenommen werden. Jeder Zusatz verfügt über eine spezifische Wirkungsweise, was ein ausreichendes Wissen über die Wirkung und Gefahren der verwendeten Zutaten und eine große Sorgfalt bei der Dosierung und in Hinblick auf die Häufigkeit der Anwendung erfordert. Temperierte Anwendungen können über Stunden belassen werden, da die Hauttemperatur ein Kaltwerden verhindert. Um eine effiziente Wirkung zu erzielen, bedarf es in der Regel mehrerer Wiederholungen.

Kontraindikationen

• Abneigung gegen einen Zusatz

• Allergien gegen Inhaltsstoffe

• Akut entzündliche Prozesse bei rheumatischen Erkrankungen

Gefahren

• Die Anwendung wird zeitlich zu lange belassen.

• Der verwendete Wirkstoff ist zu wenig erforscht.

• Vor allem ätherische Öle und Zwiebeln können hautreizend wirken.

• Bei Erwärmung in der Mikrowelle können Qualität und Wirkung der Zutaten leiden, die Auswirkung der Mikrowellen auf viele Zutaten ist zu wenig erforscht.

• Die psychische Wirkung diverser Zutaten (zum Beispiel ätherischer Öle) darf nicht unterschätzt werden.

Hinweise

Sobald sich die Beschwerden verschlimmern oder die Wirkung als unangenehm empfunden wird, den Wickel oder die Kompresse entfernen

Informationen für Fachleute

• Die temperierten Anwendungen sind einfach anwendbar und effizient in der Wirkung.

• Die temperierte Ölkompresse gehört zu den häufigsten Anwendungen in der Pflege (mehr darüber im Kapitel »Wickel und Kompressen in der Aromapflege«, Seite 83). Gerade bei Menschen mit Sensibilitätsstörungen und Paresen, Diabetes oder Demenz bieten die temperierten Wickel und Kompressen ein großes Wirkungsfeld.

• Es ist sinnvoll, für die jeweilige Institution verbindliche Standards im Umgang mit Zusätzen (vor allem bei ätherischen Ölen) zu erarbeiten.

Rohwollekissen

Sanfte tiefe Wärme

Temperierte Wärme

Rohwolle und die Wickel und Kompressen bilden ein unzertrennliches Paar. Vor allem bei den temperierten Anwendungen darf die Rohwolle nicht fehlen. Sie kann in Kombination oder allein eingesetzt werden. Sie unterstützt und vertieft die Wärmehaltung zum Beispiel nach einer Anwendung, einer Massage oder einer Einreibung. Sie wird präventiv bei Neigung zu Blasenoder Mittelohrentzündung eingesetzt. Gerade Kinder und betagte Menschen schätzen die sanfte tiefe Wärme der Rohwolle. Sportler schützt sie, auf die Brust gelegt, beim Laufen an kalten Wintertagen vor Erkältungen.

Anwendungsbereiche

• Überall dort, wo Wärme gebraucht wird

• Zur Unterstützung und Nachbehandlung der temperierten Wickel und Kompressen

• Prophylaktisch bei Atemwegserkrankungen und Muskelverspannungen

• Chronische Gelenkserkrankungen

• Zum Einschlafen als Schmusekissen


Wirkung

• Sanfte, tiefe Durchwärmung

• Schmerzlindernd

• Aktiviert die Selbstheilungskräfte

• Mild durchblutungsfördernd

Kontraindikationen

• Abneigung gegen Wolle (Geruch)

• Allergien auf Lanolin

Material

• Rohwolle

• Baumwolltuch, Gaze, TubeGaze (Schlauchgaze), Seidenstoff zum Einpacken, Klebstreifen

Durchführung

Die Rohwolle wird auf die Größe der zu behandelnden Stelle zurechtgeschnitten, aufgelegt und fixiert. Wer eine Abneigung gegen Wolle hat, packt sie in einen anderen Stoff ein. Hierzu verwenden Sie einen Bezug aus Baumwolle, Gaze, Rebgaze oder Seide. Verwenden Sie nun das Rohwollekissen als eigenständige Anwendung oder zur Unterstützung einer temperierten Kompresse oder eines Wickels.

Anwendungsdauer/Wiederholungen

Das Rohwollekissen darf über mehrere Stunden belassen werden. Man kann die Anwendung über mehrere Tage wiederholen.

Nachbehandlung

Eine spezielle Nachbehandlung ist nicht erforderlich.

Informationen für Fachleute

Aus hygienischen Gründen oder bei Unverträglichkeit der Wolle kann Baumwollwatte roh, eingepackt in eine Longuette, verwendet werden.

Wissenswertes

• Rohwolle – auch »Wickelwolle« genannt – ist gekardete Fettwolle. Sie besteht aus einer Mischung von 50 bis 60 Prozent Fettwolle und 40 bis 50 Prozent gewaschener Wolle. Dadurch behält sie viel vom natürlichen Wollwachs (Lanolin), das in den Talgdrüsen der Schafe gebildet wird. Durch das Karden werden alle Fasern in die gleiche Richtung gekämmt. Es entsteht eine luftige, weiche Rohwolle. Diese hat eine hohe Isolierfähigkeit. Dadurch wärmt sich die Haut auf, was eine Temperatursteigerung von bis zu 6 °C bewirken kann.

• Durch den sanften Hautkontakt regt die Rohwolle mit ihren unzähligen Faserenden das kapillare Kreislaufsystem an. Zusätzlich bewirkt die Wärmeisolation eine Temperaturerhöhung der Haut. Es kommt zu einer gesteigerten Durchblutung (Hyperämie), wodurch einerseits das Eindringen von Abwehrzellen in die betroffene Region gesteigert und andererseits eine muskuläre Entspannung hervorgerufen wird.

• Reflektorisch wirkt die Erwärmung auf die inneren Organe, was zu einer Linderung von verspannungsbedingten Schmerzen führt.

• Die Rohwolle unterstützt die körpereigene Abwehr.

• Eigenschaften der Wolle: Durch das Wollwachs ist die Wolle imprägniert. Sie ist schmutzabweisend, wasserabstoßend und zeichnet sich durch eine minimale Keimbesiedlung aus. Sie ist nicht entflammbar und nimmt keine Fremdgerüche auf. Sie kann durch ihre Oberflächenstruktur bis zu 35 Prozent Wasserdampf aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen.

• Vorteile gegenüber der Wärmflasche: keine Verbrühungsgefahr, einfache Anwendung, gute Wärmeleistung, kein Wärmeverlust, kein Hitzestau – und sie kann überallhin mitgenommen werden.

Johanniskrautölkompresse

Licht für die Seele, Balsam für die Nerven, Entspannung für den Körper

Temperierte Anwendung

Das Johanniskraut als Teedroge oder Mazerat beziehungsweise Ölauszug gehört in jede Hausapotheke. Die temperierte Johanniskrautölkompresse ist eine der meistverwendeten Anwendungen zu Hause wie im Pflegealltag. Gerade in der Arbeit mit Kindern, aber auch in der Langzeitpflege finden wir hier ein breites Verwendungsspektrum. Das Öl kann als Ölkompresse oder zur Hautpflege eingesetzt werden.

Anwendungsbereiche

• Muskelverspannungen, Verspannungsschmerzen

• Nervenschmerzen, Neuralgien

• Ischialgie

• Trigeminusneuralgie

• Gürtelrose, zur Nachbehandlung

• Zur Narbenpflege

• Husten und Bronchitis

Wirkung

• Schmerzlindernd

• Entzündungshemmend

• Wundheilungsfördernd

• Durchblutungsfördernd

• Krampflösend

Kontraindikationen

• Allergische Reaktionen auf die Inhaltsstoffe

• Akut entzündliche Prozesse bei rheumatischen Erkrankungen

Material

• Johanniskrautöl

• Baumwolltuch, Longuetten oder Gazewindel

• Esslöffel

• Plastikbeutel

• Wärm- beziehungsweise Bettflasche

• Warme Unterlage, zum Beispiel Holzbrett

• Rohwolle/Baumwollwatte roh

• Fixationsmaterial je nach Auflagestelle

Durchführung

1 Esslöffel Johanniskrautöl auf ein Baumwolltuch verteilen. Das Tuch flach in den Plastikbeutel legen. Die Kompresse zwischen einer Wärmflasche und einem Holzbrett erwärmen. Die erwärmte Ölkompresse aus dem Plastikbeutel nehmen und auf ein Stück Rohwolle legen. Mit der Innenseite des Unterarms die Temperatur prüfen. Wird die Temperatur als angenehm empfunden, legen Sie die Kompresse auf die gewünschte Körperstelle und fixieren sie mit einer speziellen Fixation oder der Kleidung.

Anwendungsdauer/Wiederholungen

Die Kompresse darf mehrere Stunden belassen werden. Die Kompresse kann ein- bis zweimal wiederverwendet werden. Legen Sie sie nach dem Gebrauch in den Plastikbeutel zurück. Dieser wird mit Namen und Datum beschriftet und kühl gelagert.

Nachbehandlung

Die behandelte Stelle sollte warm gehalten werden.

Hinweise

• Johanniskrautöl kann die Haut lichtempfindlicher machen. Daher darf die behandelte Hautpartie nicht der prallen Sonne ausgesetzt werden.

• Das Öl eignet sich zur Vorbeugung von Wundliegen und kommt bei Schürfungen und Hautreizungen zum Einsatz. Bei Husten und Bronchitis kann die Ölkompresse als milde, temperierte Form bei Kindern und betagten Menschen angewendet werden.





• Sie können das Johanniskrautöl zur privaten Anwendung auch selbst herstellen. Dazu geben Sie die Pflanzenteile (Blüten, Blätter und Stiele) in ein weißes Glas und übergießen dies mit einem guten biologischen Olivenöl. Stellen Sie das Glas an einen sonnigen Ort, und lassen Sie den Inhalt 4 Wochen ziehen. Dann in ein dunkles Glas absieben und an einem kühlen Ort aufbewahren.

 

• Johanniskraut hat eine nachgewiesene Wirkung auf der seelischen und körperlichen Ebene. Mit seiner Verbindung zum Licht, zu Wärme und Sommer wirkt es seelisch aufhellend. Auch im gesundheitsfördernden Bereich kann diese Anwendung zu einer allgemeinen Entspannung führen.

Informationen für Fachleute

• Die Johanniskrautölkompresse wird einfach und schnell zubereitet und ist wirkungsvoll auf der körperlichen und seelischen Ebene.

• Das Johanniskraut ist eine der meisterforschten Pflanzen. Das Öl wirkt ausgezeichnet bei Schmerzen und wird zur Nachbehandlung bei stumpfen Traumen und Neurodermitis angewendet.

Wissenswertes

• Johanniskraut ist ein Hartheugewächs und gehört zur Familie der Johanniskrautgewächse (Hypericaceae). Die Staude wird etwa 25 bis 90 Zentimeter groß. Die Blätter sind gegenständig und elliptisch-eiförmig, durchscheinend punktiert und besonders am Rand mit feinen schwarzen Drüsenpunkten besetzt. Die goldgelben Blüten haben fünf elliptische Kronblätter, welche beim Zerdrücken ein dunkelrotes Sekret austreten lassen. Es gibt verschiedene Johanniskrautarten. Das rote Sekret, die durchscheinenden Punkte auf den Blättern und der zweikantige Stängel sind die wichtigsten Erkennungsmerkmale für das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum L.). Das Johanniskraut scheint sich als Pflanze ganz nach der Sommersonnwende auszurichten (eben zu Johanni, dem 24. Juni). Die ersten Blüten öffnen sich meist um diesen Tag herum.5

Relevante Inhaltsstoffe: Hypericin, Hyperforin, Flavonoide und Gerbstoffe.

• Als Wund- und Heilmittel, aber auch als Allerheilmittel gegen böse Geister war das Johanniskraut schon im Altertum bekannt. Paracelsus gab ihm den Namen »Arnika der Nerven« und schrieb: »Ich will euch berichten, dass die Löcher, die in den Blättern sind, bedeuten, dass dieses Kraut eine Hilfe ist für alle innerlichen und äußerlichen Öffnungen der Haut.« Seit der Entdeckung der antidepressiven Wirkung im Jahr 1985 gilt Johanniskraut als eines der wichtigsten Arzneimittel zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen.

Olivenölkompresse

Die Wärme des Südens, eingefangen im Öl

Temperierte Anwendung

Anwendungen mit Olivenöl kommen überall da zum Einsatz, wo Wärme gewünscht wird. Dank der sehr guten Verträglichkeit können die Olivenölkompressen bei Kleinkindern und betagten Menschen problemlos angewendet werden.

Anwendungsbereiche

• Gelenk- und Muskelverspannungen

• Husten, Bronchitis

• Chronisch rheumatische Beschwerden

Wirkung

• Schmerzlindernd

• Pflegend

• Hautregenerierend

Kontraindikationen

Abneigung gegen den Geruch

Material

• Olivenöl (kaltgepresst, Bio-Qualität)

• Esslöffel

• Baumwolltuch, Longuetten, Gazewindel oder Taschentuch

• Plastikbeutel

• Wärm- beziehungsweise Bettflasche

• Warme Unterlage, zum Beispiel Holzbrett

• Rohwolle/Baumwollwatte roh

• Fixationsmaterial je nach Auflagestelle

Durchführung

1 Esslöffel Olivenöl auf dem Baumwolltuch verteilen. Das Tuch flach in den Plastikbeutel legen. Die Kompresse zwischen einer Wärmflasche und einem Holzbrett erwärmen. Die erwärmte Ölkompresse aus dem Plastikbeutel nehmen und auf ein Stück Rohwolle legen. Mit der Innenseite des Unterarms die Temperatur prüfen. Wird die Temperatur als angenehm empfunden, legen Sie die Kompresse auf die gewünschte Körperstelle, fixieren Sie sie mit einer speziellen Fixation oder der Kleidung.

Anwendungsdauer/Wiederholungen

Die Kompresse darf mehrere Stunden belassen werden. Dieselbe Kompresse kann ein- bis zweimal wiederverwendet werden. Legen Sie sie dazu nach dem Gebrauch in den Plastikbeutel zurück, beschriften Sie diesen mit Name und Datum, und lagern Sie ihn kühl.

Nachbehandlung

Die behandelte Stelle sollte warm gehalten werden.

Hinweise

• Verwenden Sie nur qualitativ gutes, kaltgepresstes Olivenöl aus biologischem Anbau.

• Zur Unterstützung der Wirkung kann das Öl je nach Zweck der Anwendung mit einem ätherischen Öl gemischt werden (siehe »Grundlagen«, Seite 83).

Informationen für Fachleute

• Die Olivenölkompresse kann einfach und schnell zubereitet werden.

• Die Ölsäure als wichtigste Fettsäure und die phenolischen Verbindungen machen das Olivenöl zu einem idealen Hautschutz, dies im Besonderen bei rissiger, trockener und juckender Haut. Das im Öl enthaltene Vitamin E fördert die Elastizität der Haut.

• Als Leberkompresse zur Unterstützung der Lebertätigkeit kann sie kurmäßig über 1 bis 3 Wochen angewendet werden.

Wissenswertes

Der Olivenbaum gehört zu den ältesten Kulturpflanzen. Er wird noch vielerorts als Lebensbaum verehrt. Das Olivenöl wurde in der antiken Heilkunde zur Körper- und Krankenpflege verwendet. Es war und ist heute noch die Grundlage für die Herstellung von Salben und Pasten. Bereits Hildegard von Bingen (1098–1179) lobte das Öl zur Behandlung von Kopf- und Lendenschmerzen.

Bienenwachskompresse und -lappen

Sehr mild und tief wirksam

Temperierte Anwendung

Die Bienenwachskompresse gehört zu den äußerst milden und sehr wirksamen Anwendungen. Der angenehme Duft wird sehr geschätzt. Als Brustkompresse eingesetzt, lindert sie den Reizhusten und löst den zähen Schleim. Die Bienenwachskompresse mit ihrer spezifischen und lang andauernden Wärmeabgabe kann bei guter Verträglichkeit über Nacht angewendet werden. Sie eignet sich für gesunde Säuglinge ab sechs Monaten. Führen Sie die erste Anwendung unter Beobachtung tagsüber durch.

Anwendungsbereiche

• Husten/Bronchitis

• Beginnende Erkältung, Reizhusten, schmerzhaft und trocken

• Zur Stärkung der Atemwege und zur Vorbeugung von Erkältung

• Muskelverspannungen

Wirkung

• Mild und tief wärmend

• Durchblutungsfördernd

• Schleimlösend und schleimverflüssigend

• Hustenreizlindernd, beruhigend

• Stärkend auf die Atemwege

Kontraindikationen

Auf Hautveränderungen oder Hauterkrankungen im Bereich der Auflagestelle keine Kompresse auflegen.

Material

• Bienenwachslappen in Backtrennpapier (siehe Anhang; Größe entsprechend der Person: Erwachsene zirka 12 × 15 Zentimeter, für Kleinkinder den Bienenwachslappen halbieren oder vierteln)

• Wärm- beziehungsweise Bettflasche

• Heißes Wasser

• Warme Unterlage, zum Beispiel Holzbrett

• Rohwolle/Baumwollwatte roh, Fixationsmaterial




Durchführung

Schneiden Sie den Bienenwachslappen in die entsprechende Größe. Legen Sie ihn in der Hülle des Backtrennpapiers zwischen die mit heißem Wasser gefüllte Wärmflasche und die warme Unterlage. Der Bienenwachslappen wird weich, er darf aber nicht schmelzen. Prüfen Sie die Wärme, bei Säuglingen auf der eigenen Brust, und warten Sie, bis die Temperatur angenehm verträglich ist. Legen Sie den Bienenwachslappen auf die gewünschte Körperstelle, decken Sie ihn mit dem Rohwollekissen ab, und fixieren Sie die Kompresse mit dem entsprechenden Material.

Anwendungsdauer/Wiederholungen

• Die erstmalige Anwendung empfiehlt sich tagsüber 30 Minuten lang. Sie kann einmal täglich durchgeführt und nach Bedarf über mehrere Tage wiederholt werden.

• Bei guter Verträglichkeit kann die Bienenwachskompresse auch über Nacht angewendet werden.

• Der Bienenwachslappen kann bei derselben Person mehrmals verwendet werden, bis er nicht mehr nach Bienenwachs riecht.

• Erneuern Sie ihn nach einer Erkältungsphase.

Nachbehandlung

Die Auflagestelle warm halten und mit einem Rohwollekissen abdecken.

Hinweise

• Bei starker Allergie auf Bienenstiche empfiehlt sich zuvor eine Verträglichkeitsprüfung und eine gute Beobachtung während der ersten Anwendung.

• Vorsicht: Eine Bienenwachskompresse, im Nachgang zu einer Einreibung mit Erkältungssalbe aufgelegt, kann zu Hautreizungen führen. Bei Kindern können zudem vorübergehend Hitzebläschen auftreten.

Informationen für Fachleute

• Die Bienenwachskompresse ist eine milde, gut verträgliche Wärmeanwendung und kann bei betagten Menschen sehr gut eingesetzt werden.

• Als Brustkompresse zur Erkältungsvorbeugung unterstützt sie die Durchblutung. Dieselbe Kompresse darf immer nur bei derselben Person angewendet werden, da das Wachs von der Haut Stoffwechselprodukte aufnimmt.

• Bei der Erwärmung nimmt das Bienenwachs viel Wärme auf und gibt diese wieder langsam ab. Die Kompresse nimmt die Temperatur der Haut an und kühlt, im Gegensatz zu Stoffen wie Wasser, nicht weiter ab. Dies ermöglicht eine über Stunden anhaltende, milde und gleichmäßige Wärme. Der sanft angenehme Duft unterstützt zudem auf der seelischen Ebene die beruhigende Wirkung.

• Weitere Anwendungsmöglichkeiten sind Muskelverspannungen und chronische nichtentzündliche rheumatische Beschwerden und Schmerzen.

Wissenswertes

• Das Stoffwechselprodukt der Bienen wird in den Wachsdrüsen der Arbeitsbienen gebildet. Das Wachs (Cera flava) ist in flüssigem Zustand und verfestigt sich nach dem Austritt beim Kontakt mit der Luft. Es schützt den Bienenkörper gegen Feuchtigkeit und dient zum Bau der sechseckigen Waben. Die Wachsdrüsen produzieren nur bei reichlich natürlicher Ernährung. Bei niedrigen Temperaturen (unter 15 °C) oder bei Regenwetter sondern die Bienen sehr wenig oder kein Wachs ab. Ein Bienenstock liefert pro Saison 0,8 bis 1,2 Kilogramm Wachs. Durch Einsetzen eines Baurahmens in den Bienenstock wird die Wachsproduktion angeregt. Neugebaute Waben sind weiß, durch Ausdünstungen und Beimengung von Propolis und Pollen färben sie sich hellgelb bis braun.

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