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Lothar Enders

LEHRERFIBEL

Den Lehrern zu Ehren und den Schülern zum Schmunzeln

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2016

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte bei dem Autor!

Zeichnungen © Lothar Enders

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

INHALT

Cover

Titel

Impressum

Register der Bilder

Zur Einleitung

Der Lehrer Jahn – oder die schöne Hose

Der Kirschbaum im Schulgarten

Der lebendige Brotbelag

Towarisch Boris

Der Konfirmationsunterricht

Zeitlos moderne Belehrung eines Lehrers

Der Russischlehrer

Schulschnaps

Das Klassentreffen

»Master Willem«

Dozent Doktor Kunst

Studentenfutter

Unser Pedell

Übung in der Deutschstunde zum Schreiben einer Bewerbung

Hoher Beamter im Schulamt

Die Semmel

Vielseitiger Gebrauch

Dummheit? Klugheit? Oder …?

Enkeleien

Quellenverzeichnis

Autor Lothar Enders

Registratur der Bilder


Nr. Bildinhalt
1 Vorlesen für alle
2 Omas Belehrung
3 Der verzweifelte Vater
4 Lehrer Jahn
5 Konferenz der Lehrer
6 Frau Doktor Knörtz
7 Unser Neulehrer Klamm
8 Kollegial erdrückend
9 Falscher Rat im Lehrerzimmer
10 Lehrerkollegium
11 Towarisch Boris
12 Unser Pfarrer Dr. Margerstett
13 Russisch bei Hrn. Fleischauer
14 Lehrerkritik
15 Der alte Michelskarl
16 Auf dem Pferd
17 Verklärter Schüler
18 Foto vom Lehrkollektiv
19 Foto vom »Master Willem«
20 Dozent Doktor Kunst
21 Eine Angebrannte für Dich
22 Unser Pedell
23 Wenn einer nicht will, …
24 »Entschulgung«
25 Weisheit
26 Ergebene Dummheit
27 Aushecken
28 unerwartet erfreut
29 hämisch unerfreut
30 Im Schatten schön
31 Trotzig
32 Sinnig, kalt
33 Wer einen Menschen hilft, der rettet die Welt
34 Meine erste Lehrerin
35 Mein erster Lehrer

ZUR EINLEITUNG

Lang ist es her, dass ich in die Schule gegangen bin. Alt und grau wurde ich dabei. Gern denke ich an meine Schulzeit und die weitere Ausbildung zurück. Es war eine andere Zeit, als sie es heute ist.

Blaue Briefe, Meldungen an die Eltern, waren noch nicht in die Mode gekommen. Auch Beurteilungen der Lehrer über die Schüler, die gab es höchst selten. Ausgiebig verfasst waren diese wohl auch nicht. Dafür gab es öfter mal eine hinter die Ohren oder auf den Hosenboden. War auch nicht schlecht. Geholfen hat es allemal. Einen körperlichen Schaden hat eh keiner von uns davon bekommen.

Einer unserer Lehrer sagte immer: »Auch Gott bestraft die kleinen Sünden gleich.« Ob er damals gedacht hat, er sei ein Gott? Ihn selbst fragten wir natürlich aus verständlichen Gründen nicht danach.

Menschlich ging es zu. Wie im Leben und überhaupt. Auch bei unseren Lehrern gab es solche und solche. Das Beste für uns, das wollten aber alle von ihnen. Davon bin ich heute noch felsenfest überzeugt.

Im Leben bin ich immer Schüler geblieben. Bestenfalls – und das auch höchst selten – ein belehrender Schüler geworden.


Vorlesen für alle

DER LEHRER JAHN – ODER DIE SCHÖNE HOSE

Meine Eltern waren mal verreist. Deshalb machte mich meine Oma am Morgen für die Schule fertig. Ich ging in die dritte Klasse. In Ermangelung meiner Hausordnung oder aus Zeitgründen, wir fanden meine Sachen zum Anziehen für die Schule nicht.


Omas erste Belehrung

Da kramte meine Oma in ihrem großen Vertiko herum. Sie brachte eine schöne schwarze Hose aus weichem Manchester hervor. Stolz zog ich diese Hose an. Sie passte ganz genau. »Wie aufs Haar«, sagte die Oma. Mich freuend, endlich eine neue Hose zu haben, sonst bekam ich meistens schon getragene Sachen vom größeren Jungen aus der Nachbarschaft, ging ich in die Dorfschule.

Nach der zweiten Stunde sagte der Lehrer Jahn zu mir: »Du gehst mal eben gleich nach Hause.«

Mich über das vorzeitige Unterrichtsende einerseits freuend, aber andererseits verwundert darüber, erzählte ich alles meiner Großmutter. Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen und fragte: »Junge, was hast du denn schon wieder angestellt?« Dass ich mir keiner Schuld bewusst war, nahm sie mir nicht ab.

Am Abend – meine Eltern waren wieder zurück – informierte sie gleich meinen Vater darüber. Sofort besuchte er den Lehrer Jahn in dessen Bleibe.

Dieser Lehrer war erst vor kurzer Zeit entnazifiziert worden. Jetzt durfte er wieder unterrichten. Im Dritten Reich, also in der Nazizeit, war er Lehrer gewesen. Mein Vater war sogar bei ihm in die Schule gegangen. In der Partei, der NSDAP, war der Herr Jahn nicht gewesen. Trotzdem wurde er, wie alle anderen Lehrer auch, aus dem Schuldienst entlassen. Seine Not wurde nun sehr groß. In der damaligen Nachkriegszeit waren alle auf die Zuteilungen über Bezugsmarken angewiesen. Arbeitslose bekamen nichts. Deshalb wurde die Not in der Familie Jahn immer größer. Sie wussten nicht mehr ein noch aus. Da half ihnen mein Vater. Dem Lehrer Jahn besorgte er eine Anstellung als Schreibgehilfe im Glaswerk, wo er selbst arbeitete. Viel Lohn dafür gab es nicht, aber das Auskommen für seinen ehemaligen Lehrer und dessen Familie verbesserte sich hierdurch.

Unsere Neulehrer, eingesetzt von den neuen Machthabern, konnten kaum ihren Namen selbst schreiben, geschweige denn uns was lehren. Also mussten die Entlassenen wieder ran.


Der verzweifelte Vater


Lehrer Jahn

Der Lehrer Jahn sprach zu meinen Vater: »Ihr müsst nicht recht gescheit sein, den Jungen mit einer Hitlerjugendhose in die Schule zu schicken. Auf jedem Hosenknopf war ein Hakenkreuz zu sehen. Hätte das einer von den Parteifuzzis mitbekommen, so hätte man dich weggeholt und der Junge wäre in eine Umerziehungsanstalt gekommen.«

Die schöne Hose habe ich seitdem nicht wiedergesehen. Sicher war sie gleich im Feuer verbrannt worden. Ärgerlich und auch traurig war ich als damals Achtjähriger darüber schon. So schöne Klamotten, wie diese Hose von der Oma es war, hatte ich sonst eigentlich nicht.

Die Hitlerjugendhose meines Onkels, des jüngeren Bruders meines Vaters, war wie neu, gut gearbeitet und saß wie angegossen. Das hatte auch meine Oma erkannt und sie für alle Fälle aufgehoben. Was interessierte damals Oma und mich die Politik. Der Krieg war verloren. Deshalb blieb diese Hose, zumal in der Nachkriegszeit, trotzdem was Wertvolles.

Später begriff ich natürlich auch die Richtigkeit der sofortigen Vernichtung dieses Reliktes. Mein Onkel Heinz, Jahrgang 1926, und ich lachen heute noch herzlich darüber.

Konferenz der Lehrer

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Age restriction:
0+
Release date on Litres:
22 December 2023
Volume:
82 p. 37 illustrations
ISBN:
9783960081951
Copyright holder:
Автор
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Draft
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