Free

Schreiben und Lesen im Altisländischen

Text
Mark as finished
Font:Smaller АаLarger Aa

Fußnoten
3. rita/ríta

1

Bei ríta sind nur folgende Formen ohne Längenmarkierung eindeutig: Präs. Ind. Sg.: rít, rítr, rítr und Prät. Ind. Sg. reit, reist, reit, und im Pl. 2. rituð und 3. ritu, sowie das Part. Prät. ritinn in allen Formen. Bei rita sind 2. und 3. Sg. Präs. Ind. ritar und alle Formen des Prät. Ind./Konj. ritaða, ritaðir, ritaði, rituðum, rituðuð, rituðu, sowie das Part. Prät. ritaðr in allen Formen eindeutig. Zudem sind die Formen des Konj. Präs. von rita identisch mit jenen des Konj. Prät. von ríta. Die übrigen Formen können nur anhand der Länge unterschieden werden.

3.2.4. rita e-t ‚etw. schreiben‘

1

Name einer Insel in Ørland (Norwegen). Der moderne Ortsname Fosen kommt mehrfach in Norwegen vor (vgl. Blöndal 2008: 200).

5.2.3. skrifa e-m e-t ‚jdm. etw. schreiben‘

1

Vgl. Georges 1998: I, 2010, II, 480f. und Grímsdóttir 1998: 411, Anm. 2.

5.4. skrifa fram ‚schriftlich mitteilen‘

1

In der dänischen Übersetzung bleibt das Adverb fram völlig unbeachtet: „Jeg tilbyder dig, hr. Laurentius, at vi bilægger vor strid, og Vi skal som tegn på vor gensidige forligsvilje medgive dig et brev til ærkebiskoppen“ (Jørgensen 1982: 79) ‚Ich biete dir an, Herr Laurentius, dass wir unseren Streit beilegen, und wir werden als Zeichen für unseren gegenseitigen Vergleichswillen dir einen Brief an den Erzbischof mitgeben‘ (Übers. KM).

7. segja fyrir

1

Ausserhalb der Schriftlichkeit befindet sich beispielsweise folgender Beleg, in welchem Loptr Pálsson seinen Fuss bricht, der dann schlecht zusammenwächst. Darauf heisst es: „let hann þa briota i annat sinn, ok sagði sialfr firir, hve binda skyllði“ (StS1 350) ‚Er liess [den Fuss] ein zweites Mal brechen und bestimmte selber, wie man [ihn] binden solle‘ (Übers. KM).

2

Baetke (2002: 555) erwähnt diese Bedeutung nicht, Fritzner (1886–96: III, 339) schreibt aber, dass das Lemma skipan auch für ein Testament stehen kann. Skipan bedeutet u.a. ‚Bestimmung, Anordnung‘, in obigem Kontext ist aber eine Übersetzung ‚letzter Wille‘ als Synonym zu Testament passender.

8.2. Sturlunga saga

1

Der Stoff dieser Geschichte ist in rímur erhalten, woraus relativ spät eine Prosaversion mit dem Titel Hrómundar saga Gripssonar entstanden ist, die alle genannten Personen enthält (vgl. Jóhannesson et al. 1946: I, 537).

2

Haraldsdóttir (1998) vergleicht die Heimskringla, welche norwegische Übersetzer aus dem 16. Jahrhundert Snorri Sturluson zugeschrieben haben, mit älteren Quellen und kommt zum Schluss, dass der Kompilator vieles aus diesen übernommen und durch seine Auslassungen sowie Ergänzungen bewusst und merkbar in den Text eingegriffen hat. Für den obigen Beleg ist diese Erkenntnis allerdings nur wenig hilfreich, weil erstens nicht gesichert ist, dass die Heimskringla von Snorri stammt, zweitens auch nicht sicher ist, ob mit den obigen Sagabüchern die Heimskringla gemeint ist, und drittens diese Arbeitsweise auch nicht auf andere Texte übertragen werden kann.

3

Bei dieser Stelle ist unklar, ob Sturla die Geschichte (saga) vorliest oder erzählt. Das Verb segja ‚sagen‘ spricht für das Erzählen. Die Königin erfährt, dass Sturla eine gute Geschichte erzählt und fordert ihn auf, diese Geschichte bei sich zu haben (hafa með sér), um sie ihr zu erzählen (segja). Das Verb hafa með sér spricht für ein materielles Objekt, allerdings weiss die Königin nicht, in welcher Form Sturla die Geschichte bei sich hatte, in einem Buch oder im Gedächtnis (vgl. StS2 325f.).

8.3. Laurentius saga biskups

1

Vgl. Georges (1998: I, 323): allegatio ‚Geltendmachung einer Ursache zur Entschuldigung oder zum Beweise‘.

1. Der mittelalterliche Wortschatz des Lesens

1

Spurkland (2000: 52f.) verwechselt den Gebrauch von legere und praelegere, der in Green (1994: 80) auch relativ unklar formuliert ist. Legere bedeutet ‚für sich lesen‘ und praelegere ‚jdm. vorlesen‘.

2.1. Die S-Redaktion der Jóns saga helga

1

Epistolarum (Buchtitel sind im Latein oft im Genitiv, weil liber weggelassen wird) könnte auf die Werke Epistulae Heroidum oder Epistulae ex Ponto verweisen (vgl. Steingrímsson 2003: II, 212, Anm. 1).

2.2.4. lesa bœn ‚ein Gebet lesen‘

1

Die wie in der Edition kleingedruckten Worte af bænir sínar ok sǫng stammen aus den Papierhandschriften der Reykjarfjarðarbók (vgl. StS1 523, Anm. 1). Ob sie in der mittelalterlichen Vorlage schon vorhanden waren, lässt sich nicht überprüfen. Sie stellen den Bezug von Rezitation, Text und Schriftträger her, welcher sonst nur eine Präsupposition wäre.

2.2.5. lesa heilagar ritningar ‚die Heilige Schrift lesen‘

1

Baetke (2002: 502) verweist unter dem Lemma ritning auf heilǫg ritning, jedoch gibt es kein Lemma heilǫg ritning. Ähnliche Probleme mit den Querverweisen ergeben sich bei Fritzner (1886–96: III, 119, 382), der unter heilǫg ritning auf heilǫg skript vice versa verweist. Auch Fritzner/Hødnebø (1972) berücksichtigt diesen Fehler nicht. Einzig im ONP (ritning) gibt es eine Übersetzung: „hellig bog, den hellige skrift, Bibelen“ ‚heiliges Buch, die heilige Schrift, die Bibel‘.

2.3.5. lesa bréf ‚einen Brief verlesen‘

1

Die hier für die Zitate verwendete Edition von Kålund nimmt keine Kapiteleinteilung vor. Trotzdem ist es für diese Belegreihe sinnvoll, die Belege nach Kapiteln zu trennen, da sie nicht in denselben Erzählkontext gehören. In der Edition Jóhannesson (1946) handelt es sich um die Kapitel 12. (231) und 13. (232) der Þorgils saga skarða (Bd. 2, S. 119–122) und in der Edition Thorsson (1988) um die Kapitel 386 und 387 (Bd. 2, S. 586–589).

2.4.10. lesa lǫg ‚Gesetze lesen‘

1

In Jørgensen (1986: 56) lautet die Übersetzung: „Nu var Laurentius altså hos ærkebiskop Jørund i Nidaros og han studerede uafladelig i kirkens love, som magister Johannes flamlænder læste med ham“. ‚Nun war Laurentius also bei Erzbischof Jørund in Nidaros und er studierte unablässlich die Gesetze der Kirche, die Magister Johannes der Flame mit ihm las‘. Jørgensen übersetzt also las honum mit læste med ham ‚las mit ihm‘ statt ‚las ihm vor‘, wofür es in der Ausgangssprache keine Anhaltspunkte gibt.