WEG - WEISE - R Spiritualität

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Vom Suchen und Finden

Wir alle sind auf der Suche nach Liebe, Glück, Geborgenheit und Zufriedenheit. Diese unentwegte Suche ist ein Motor, der unsere seelische Entwicklung durch alle Seelenalter hindurch vorantreibt. Unsere Suche ist somit immer vom selben Motiv geleitet, nämlich dem Wunsch geliebt zu werden, uns glücklich zu fühlen, zufrieden zu sein und Geborgenheit zu erfahren. Und doch sind die Objekte der Suche, also das, wonach wir suchen, je nach Seelenalter eines Menschen unterschiedlich. Denn für eine Junge Seele haben die Worte Liebe, Glück, Geborgenheit und Zufriedenheit eine andere Bedeutung als für die Reife oder Alte Seele. Für die Junge Seele stehen sie in Verbindung mit den Themen Geld, Macht, Kontrolle und Materie. Wertvolle Geschenke und verbale Liebesbezeugungen des Gegenübers vermitteln ihr die Sicherheit, geliebt zu werden. Ihr Glück besteht darin, erfolgreich, jung, hübsch und begehrenswert zu sein. Finanzielle Sicherheit und materielle Unabhängigkeit geben ihr das ersehnte Gefühl von Geborgenheit; die äußere Bestätigung ihres Selbstbildes schenkt der Jungen Seele Zufriedenheit.

Die Reife Seele findet ihre Liebe in Gleichklang und Harmonie mit dem Gegenüber. Für sie besteht das Glück darin, klar definierte gesellschaftliche Ziele zu erreichen. Gemeinsamkeiten und die rege Kommunikation mit dem Partner und den Freunden geben ihr das Gefühl von Geborgenheit. Zufriedenheit stellt sich durch das familiäre und soziale Miteinander ein.

Die Alte Seele strebt nicht mehr vordergründig nach der Bestätigung ihrer Liebe durch das Gegenüber. Liebe will von ihr in jeder Form bis in die Tiefe hinein erfahren werden. So arbeitet sie an ihrer Eigenliebe, der platonischen Liebe zu ihren Seelenverwandten und der bedingungslosen Liebe zu den Menschen, die ihr nahe stehen. Auch das Bedürfnis nach erfüllender, körperlicher Liebe nimmt in diesem Seelenalter zu. Das Glück wird nicht länger im Außen oder beim Gegenüber gesucht, sondern im Augenblick präsenter Gegenwärtigkeit und Achtsamkeit gefunden. Das Gefühl von Geborgenheit wird von Eigenliebe, Urvertrauen und der Hingabe an das Göttliche gespeist. Zufriedenheit stellt sich ein, wenn die Alte Seele

aktiv und eigenverantwortlich ihre Realität gestaltet. Widerstandslosigkeit und Einverstandensein helfen ihr, sich voller Bewusstheit im Strom des Lebens treiben zu lassen.

Von Beginn seiner Existenz an ist der Mensch auf die Suche nach Nahrung, Kleidung und Behausung gegangen, um zu überleben. Und auch wir tun gut daran, zeitlebens Suchende zu bleiben. Die Suche macht uns zu Pionieren, zu Abenteurern, die sich bereit erklären, über die Grenzen des Bekannten und Gewohnten hinauszugehen, Neues zu wagen und Risiken einzugehen. Die Suche schenkt uns Kraft und Mut, sie lässt Kreativität und Phantasie aufblühen und macht uns handlungsfähig. Sie schafft die Verbindung zu Menschen gleicher Resonanz, die uns auf unserem Weg liebevoll begleiten und auch zu jenen, die uns als Erfüllungsgehilfen mit all unseren unverarbeiteten Themen in Verbindung bringen.

Geben wir die Suche auf, so geht es uns wie einem Steinzeitmenschen, der nicht mehr bereit war, für sich selbst zu sorgen. Er war verloren. Denn wer sich nicht nährt, verhungert. Wer nicht für Wärme sorgt, der erfriert. Wer bewegungslos verharrt, wird von äußeren Veränderungen überrollt.

Doch Vorsicht! Die Suche kann auch zum Selbstzweck verkommen, nämlich dann, wenn der Suchende in Wahrheit gar nicht finden will. Denn das Gesuchte zu finden hat weitreichende Konsequenzen. Zu suchen lässt Raum für Träume und Projektionen, gefunden zu haben hingegen schafft Realität und Alltag.

Finden wir den Menschen, von dem wir schon immer geträumt haben, so ändert sich unser Leben grundlegend: Das selbstbezogene „Ich“ wandelt sich zum “Wir“, Ungebundenheit wird zu Verbindlichkeit. Aus den Entscheidungen im Alleingang werden nun Kompromisse. Die bisher gelebte Unabhängigkeit weicht der Verantwortung gegenüber der Beziehung, dem Partner und ggfs. den Kindern.

Solange wir aber Suchende sind, bleiben wir indifferent, müssen uns nicht festlegen und auch keine Verantwortung übernehmen. Wir schwirren wie die Biene rastlos von Blüte zu Blüte, die Suche selbst wird zum Lebensinhalt.

Auch das Göttliche in uns zu entdecken hat Konsequenzen. Denn nun müssen wir ihm vertrauen, müssen wissen wollen, dass wir in geistiger Führung sind, dass alles größeren Gesetzmäßigkeiten unterliegt und letztendlich auf ein klares Ziel hin ausgerichtet ist. Wir können nicht länger passives Opfer des Lebens bleiben; eines Lebens, das scheinbar von Zufälligkeiten und Willkür bestimmt ist. Wir müssen Eigenverantwortung übernehmen und Menschen und Situationen als Spiegel verstehen, in denen wir uns selbst erkennen können, müssen die Bereitschaft entwickeln, an uns zu arbeiten, seelisch zu wachsen und unsere Potentiale zur Entfaltung zu bringen.

Es gibt von „Janosch“ eine Geschichte vom „Bär und vom Tiger“, in der die beiden Freunde in den Wald gehen, um Pilze zu finden, nicht um sie zu suchen. Und so sollten auch wir unsere Suche ganz klar auf das Finden ausrichten. Denn das Gefundene kann als Grundlage dienen, von der aus wir die Suche fortsetzen können, um unseren Horizont zu erweitern und zu anderen Ufern zu gelangen; um neue Erfahrungen zu machen und so unserem eigentlichen Ziel, der seelischen Entfaltung, nahe zu kommen.

Das folgende Bild hilft vielleicht, diesen Prozess zu veranschaulichen:

Stellen Sie sich vor, Sie wollen ein Haus bauen, ein Haus, das Ihnen nicht nur Schutz vor Naturgewalten und Eindringlingen bietet, sondern ein echtes Zuhause mit vielen „Erfahrungsräumen“. Räumen voller Andenken, die trotzdem die Möglichkeit bieten, sich in ihnen frei zu bewegen, Neues zu erschaffen und Kraft zu tanken. Stellen Sie sich weiter vor, Sie selbst müssten all diese Steine für den Bau Ihres Traumhauses finden. Mit jedem Stein, den Sie gesucht, gefunden und verbaut haben, nimmt Ihr Haus mehr Gestalt an. Zuerst entsteht das Fundament. Auf ihm können Sie das Erdgeschoss errichten und auf dessen Mauern wiederum den ersten Stock. Mit jedem Stein, den Sie kraft Ihrer Bereitschaft finden zu wollen, in ihr Haus einbauen, werden die „Erfahrungsräume“ größer, schöner und wohnlicher.

Sammeln wir aber Steine ohne die Bereitschaft, sie durch Arbeit für uns nutzbar zu machen, finden wir uns irgendwann in einem Meer von Steinen wieder, die uns zum Hindernis auf unserem Lebensweg werden.

Lassen Sie uns also die Kraft des Suchens nutzen, um uns ein behagliches Haus mit möglichst vielen Erfahrungsräumen zu erschaffen, das letztlich nicht nur uns selbst, sondern auch unserer Familie und unseren Freunden ein freudvoller Ort sein kann.

Das Uhrwerk aus Erfahrung und Zeit

Alles ist mit allem verbunden, zu jeder Zeit. Oft vergessen wir diese Tatsache, nehmen uns als getrennt wahr und leiden unter dieser Trennung. Vor allem dann, wenn wir schmerzliche Erfahrungen mit einem Menschen machen, verlieren wir oft aus den Augen, dass unser ganz persönliches Erleben direkte Auswirkungen auf die Realität eines anderen hat und letztlich alles miteinander verbunden und auf seelisches Wachstum aller Beteiligten ausgelegt ist.

Der Zusammenhang zwischen unserer eigenen Erfahrung und der eines anderen Menschen lässt sich gut anhand der Analogie zu einem Uhrwerk verdeutlichen: Jedes einzelne Zahnrad wird von einem Zahnrad angetrieben und treibt wiederum selbst ein anderes an. Der Impuls, den wir erhalten, z. B. in Form eines Problems, einer Herausforderung, einer Aufgabe etc., stellt das Zahnrad dar, von dem wir angetrieben werden; unsere Reaktion darauf treibt wiederum ein anderes Zahnrad an. Alle Zahnräder zusammen bewirken, dass sich die Zeiger der Uhr bewegen, also eine sichtbare Reaktion und Veränderung im Außen erkennbar wird, wie immer sich diese auch darstellen mag. Zudem repräsentieren die Uhrzeiger die Vergänglichkeit der Zeit und die Tatsache, dass alles ständig der Veränderung unterliegt. Um bei der Analogie zu bleiben werden also alle Prozesse nicht nur von „nehmen“ und „geben“, bzw. „beeinflussen“ und „beeinflusst werden“ bestimmt, sondern sie erhalten noch eine gewisse Dynamik durch den Erfahrungsfaktor Zeit. Denn der Zeitpunkt, wann wir Impulse aufnehmen und wann wir diese weiterleiten, kann entscheidend sein für den Ausgang einer Situation. Wir bewegen uns also im Spannungsfeld zwischen zeitig, zu früh oder zu spät und treiben somit weitere „Zahnräder“ in Form unserer Ungeduld, unseres unaufhaltsamen Alterungsprozesses etc. an. Warum die Analogie zu einem Uhrwerk so passend ist, zeigt nachfolgendes Beispiel:

Sie haben einen Partner oder guten Freund, der Ihnen erklärt, in seiner derzeitigen Lebenssituation unglücklich zu sein. Wenn Ihnen an dieser Person gelegen ist, wünschen Sie sich natürlich, diesen Menschen voller Lebensfreude und Leichtigkeit zu sehen und sind deshalb bereit, sich mit seiner Thematik auseinanderzusetzen. Von Außen betrachtet scheint die Situation, in der der Unglückliche feststeckt, diverse Möglichkeiten zu bieten, sich aus ihr zu befreien. Sie sehen diese aus Ihrer rationalen, distanzierten Position heraus ganz klar und erkennen problemlos den zu erwartenden Gewinn. Sie erkennen auch die möglichen Risiken, die drohen, wenn dieser Mensch in der ihn deprimierenden Situation verharrt, statt sie aktiv zu seinem Wohle zu verändern, und sprechen ganz offen mit ihm darüber. Der Betroffene, der ja im Gegensatz zu Ihnen emotional stark belastet und von seinen Mustern und Prägungen in der vorherrschenden Situation bestimmt wird, kann oder will diese Möglichkeiten, die Sie ihm darlegen, vielleicht nicht sehen, verweigert sich Ihrer Impulsgebung und bleibt ein untätiges Opfer seiner Umstände.

 

Löst dieses passive Verhalten Ihres Partners oder Freundes keine Resonanz zu den von Ihnen zu bearbeitenden Themen aus, bleiben Sie widerstandslos und reiner Betrachter der Situation. In diesem Falle erkennen Sie im Laufe der Zeit, wie sich das Gesetz von Ursache und Wirkung auf das Leben des Anderen auswirkt und haben die Möglichkeit, durch die Beobachtung des gelebten Beispiels etwas Entscheidendes zu lernen.

Gehören aber Ungeduld, Zurückweisung, Herrschsucht oder ein Helfersyndrom zu den von Ihnen zu bearbeitenden Themen, wird es Ihnen nicht so leicht gelingen, sich der Situation zu entziehen. Möglicherweise werden Sie in irgendeiner Form tätig werden, was nicht nur direkte Auswirkung auf den Unglücklichen, sondern auch auf Ihre eigene und andere Personen hat. Angenommen, Sie reagieren mit Unverständnis und Unmut auf das inaktive Verhalten des anderen, so provozieren Sie dadurch vielleicht einen handfesten Streit. Diese aggressive Energie richtet sich nicht nur gegen Ihr Gegenüber, sondern auch gegen Sie selbst und bleibt als Resonanz in Ihrem Aurafeld bestehen, mit der Sie sich womöglich weitere Konflikte mit anderen Menschen anziehen. Sie sehen, die „Räder des Uhrwerks“ beeinflussen sich gegenseitig und führen letztlich zu sichtbaren Auswirkungen, auch wenn diese u. U. erst mit Verzögerung eintreten, z. B. dann, wenn der Unglückliche Ihren Impuls doch noch aufnimmt und etwas Entscheidendes in seinem Leben verändert. Das Ganze aber passiert im Spannungsfeld der Zeit, was zusätzliche Erfahrungs- und Wachstumsmöglichkeiten schafft.

Die Reaktion in Form von Unmut und Unverständnis ist natürlich nur eine von etlichen Möglichkeiten. Doch ganz gleich, welche Reaktion Sie sich in Ihrer Fantasie ausmalen: immer wird diese Auswirkungen haben auf den, der die Situation ausgelöst hat, auf den, der auf sie angesprungen ist, auf ganz unbeteiligte andere Personen und auf die Materie. Und sie alle unterliegen den Gesetzmäßigkeiten der Zeit.

Sie sehen, unsere Vorstellungen vom Getrenntsein entsprechen zu keinem Zeitpunkt dem, was tatsächlich ist. Die Tatsache, dass wir grundsätzlich nie getrennt sind, da wir allezeit Begleitung aus der geistigen Welt haben, ist in diesem Zusammenhang erwähnenswert, ich möchte aber an anderer Stelle darauf eingehen.

Demut

Beugst du das Haupt und fühlst dich erhoben -

so ist es wahre Demut.

Beugst du das Haupt und fühlst dich erniedrigt -

so ist es falsche Demut.

(aus: Die Antwort der Engel, Gitta Mallasz, Daimon Verlag)

Demütig zu sein erscheint uns in der heutigen Zeit reichlich antiquiert. Dabei ist Demut eine wichtige Eigenschaft, die es zu kultivieren gilt, wenn wir ernsthaft an der Veredelung unseres Charakters arbeiten wollen, denn Demut bewahrt uns vor Überheblichkeit, Selbstüberschätzung, Arroganz, Egozentrik und Zynismus.

Ich rede von der Demut, die uns erlaubt, Menschen mit offenem Herzen und mit Empathie zu begegnen, ohne sie zu bewerten oder zu verurteilen. Egobefreite Demut, die es uns ermöglicht, bescheiden im Hintergrund zu wirken, ohne uns devot zu verhalten. Demut, die uns befähigt, flexibel auf Veränderungen zu reagieren, weil wir bereit sind, uns hinzugeben und die Notwendigkeit von Veränderungen sowie geistige Führung nicht in Frage stellen.

Folgende Synonyme lassen sich u. a. für das Wort „Demut“ finden:

Bescheidenheit, Opferbereitschaft, Unterwürfigkeit, Fügsamkeit, Hingabe, Gehorsam, Duldsamkeit, Mäßigkeit, Bedürfnislosigkeit, Nachgiebigkeit, Willfährigkeit, Ehrfurcht, Treue, Ergebenheit, Entsagung, Hingebung, Einfachheit, Genügsamkeit, Selbstbescheidung, Zufriedenheit, Zurückhaltung.

Kein Wunder also, dass wir „Demut“ zumeist in einen religiösen Zusammenhang stellen. Bei den Worten: „Opferbereitschaft, Unterwürfigkeit, Gehorsam, Bedürfnislosigkeit, Ehrfurcht, Entsagung, Selbstbescheidung und Zurückhaltung“ sind die Assoziationen zu „kalten Klosterzellen, Zölibat, harter Arbeit, strengen Regeln und spartanischem Essen“ naheliegend. Klingt nicht gerade erstrebenswert und auch nicht unbedingt zeitgemäß, oder?

Fehlt es uns aber an Demut, präsentieren wir uns unseren Mitmenschen mit genau den gegensätzlichen Eigenschaften von Demut: Mit Gier und Mangeldenken, statt mit Bescheidenheit, Opferbereitschaft und Genügsamkeit. Mit Wollen, Druck und Zwang, statt mit Zurückhaltung, Nachgiebigkeit und Duldsamkeit. Mit Unzufriedenheit, statt mit Einfachheit und Zufriedenheit. Mit Zweifeln, mangelndem Vertrauen und Kontrollzwang, statt mit Ergebenheit, Fügsamkeit und Hingebung.

Demut wird uns zumeist nicht in die Wiege gelegt. Jeder Mensch muss sie erst erlernen. Auch eine Alte Seele, die aufgrund der in vielen Inkarnationen gemachten Erfahrungen bereits das Potential zur Demut in sich trägt, muss sich ihrer erst wieder erinnern. Denn gerade in jungen Jahren erfährt sich auch eine Alte Seele zunächst einmal in den Themen „Geld, Macht, Kontrolle, Materie“, weil sie, wie bereits in „Praktische Spiritualität für Ungeduldige“ ausführlich beschrieben, spirituell erst wieder bis zu dem Punkt reifen muss, an dem sie ihr vorhergehendes Leben beendet hat.

Doch wie kann ein Mensch Demut erlangen bzw. sich an sie erinnern?

Nur dadurch, dass er selbst schwierige, leidvolle Lebenssituationen zu meistern hat. So lernt er, dass jeder Mensch Fehler macht und Schuld auf sich lädt, sowohl Opfer als auch Täter ist, nur an seinen Erfahrungen wachsen und reifen kann und kein Mensch mehr Wert ist als ein anderer. In der Bibel steht bei Hebräer 12: 6: „Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er schlägt mit der Rute jeden Sohn, den er gern hat.“ 12/7: „Haltet aus, wenn ihr gezüchtigt werdet.“ 12/1: „Jede Züchtigung scheint zwar für den Augenblick nicht Freude zu bringen, sondern Schmerz; später aber schenkt sie denen, die durch diese Schule gegangen sind, als Frucht den Frieden und die Gerechtigkeit.“

Haben wir selbst Zeiten erlebt, in denen wir finanziell abhängig und unvermögend waren, werden wir einen Menschen nicht mehr danach beurteilen, ob er viel oder wenig Geld besitzt. Waren wir selbst schon krank und mussten Schmerzen erleiden, haben aber erkannt, dass wir aufgrund unserer unbearbeiteten Themen krank wurden und uns durch die Bearbeitung derselben selbst heilen konnten, so werden wir einem Kranken nicht länger mit Mitleid, sondern mit Mitgefühl begegnen. Wenn wir erfahren haben, dass wir uns mit ungeduldigen Wollen, mit Druck und Zwang selbst in Schwierigkeiten gebracht haben, wird unsere Erwartungshaltung Menschen gegenüber einer gesunden Widerstandslosigkeit und einem Einverstandensein weichen. Zu erleben, dass auch der größtmögliche Luxus, ein wundervoller Partner, intelligente Kinder etc. letztlich nicht für unser Glück verantwortlich sind und uns auch nicht vor Fehlern oder Schaden bewahren können, hilft, die positiven Elemente des Lebens zu genießen, ohne uns von ihnen abhängig zu machen, oder andere um ihr scheinbares Glück zu beneiden. Haben wir bereut, dass wir anderen Menschen Schmerz zugefügt oder sie ungerecht oder unangemessen behandelt haben, werden wir milde mit denen umgehen, die gerade ähnliche Erfahrungen machen.

Ohne Demut können wir kein tragendes Urvertrauen und zweifelsfreies Gottvertrauen aufbauen. Demut lässt uns unsere ganz persönliche Aufgabe und unseren Platz in der Einheit erkennen. Dank ihrer wird es uns gelingen, Hingabe, Widerstandslosigkeit, Einverstandensein und bedingungslose Liebe zu leben. Mit ihrer Hilfe werden wir unsere Herzqualitäten wie Mitgefühl, Mut, Toleranz, Empathie und Hingabefähigkeit entwickeln können. Nur wenn wir demütig sind weicht unser Ego zurück und schafft Raum für geistige Führung und das Göttliche. Und dann nimmt unser Verstand automatisch den ihm angemessenen Platz ein, indem er dem Geist dient und nicht umgekehrt.

Wo der Schmerz ist, ist der Weg

Wir alle kennen Situationen, in denen wir uns unwohl fühlen. So kann die Ausstrahlung eines Ortes bedrückend auf uns wirken oder verdrängte Erinnerungen wachrufen. Begegnen wir einem Menschen, dessen Auftreten uns unangenehm oder unheimlich ist, löst dies womöglich Widerstand oder gar Fluchtreflexe aus. Wir fühlen uns traurig oder werden aggressiv, wenn wir eine bestimme Art von Musik hören oder erschaudern, sobald spezielle Geräusche an unser Ohr dringen.

All das erzeugt negative Gefühle oder aktiviert Ängste in uns, denen wir uns nur ungern aussetzen. So tun wir - meist unbewusst - alles, um dem aus dem zu Weg gehen, was uns mit diesen unangenehmen Empfindungen in Verbindung bringt. Wir meiden bestimmte Menschen oder Orte und sind bestrebt, gewissen Situationen auszuweichen oder uns ihnen gezielt zu entziehen. Dabei fragen wir uns meist nicht, warum wir diese Empfindungen in Bezug auf Menschen oder Situationen verspüren. Unser Verstand würde uns wohl auch zumeist eine Erklärung schuldig bleiben.

Tatsächlich aber lässt sich diese Frage ganz klar beantworten: Wir empfinden Angst, Wut oder unangenehmen Gefühle in dem Moment, in dem ein bestimmter Auslöser die in unserem emotionalen Aurafeld bzw. im Emotionalkörper abgespeicherten emotionalen Kapseln aktiviert. Das passiert, wenn der Auslöser dieselbe Frequenz hat wie die Kapseln (s. Glossar) und deshalb mit ihnen in Resonanz geht (sie enthalten unverarbeitete emotionale Ladungen, die meist in der Kindheit entstanden sind oder auch karmischen Ursprungs sein können). In dem Moment, in dem die emotionalen Kapseln, in derselben Frequenz „mitschwingen“, wird deren gespeicherte negative Energie freigesetzt und löst die unerwünschten Gefühle aus. Dadurch sind der Schmerz, die Wut oder die Trauer in diesem Moment um ein Vielfaches größer als die Energie des eigentlichen Auslösers und die Wahrnehmung der negativen Empfindungen somit deutlich verstärkt. Ein Mensch, der zu einer bestimmten Situation, einem Menschen oder Thema keine dieser Kapseln in seinem Emotionalkörper trägt, wird sich also kaum emotional berührt fühlen.

Hierzu ein Beispiel: Eine Klientin mit einem kraftraubenden Vaterthema stellte bei einer Rückführung fest, dass sie und ihr Vater sich in einem vergangenen Leben bereits begegnet waren. Dort waren sie einander in großer Liebe verbunden, wurden aber durch dramatische Ereignisse voneinander auf Nimmerwiedersehen getrennt. Der unverarbeitete Schmerz dieser Verlusterfahrung lagerte in dieser Inkarnation als emotionale Kapsel im Energiefeld von Vater und Tochter, was dazu führte, dass sich beide nicht trauten, einander zu lieben, um sich - wenn auch unbewusst - vor dem unerträglichen Schmerz eines potentiellen Verlustes zu schützen.

Die Klientin gab an, vor wenigen Wochen ein Haustier (Hamster) verloren und, auf für sie selbst unverständlich emotionale Art und Weise, um dieses Tier getrauert zu haben. Die Verlusterfahrung durch den Tod des Hamsters erzeugte eine Resonanz zu den emotionalen Kapseln in ihrem Emotionalkörper, die ebenfalls durch einen Verlust - nämlich die unverarbeitete Trennung vom Geliebten in einer vergangenen Inkarnation - entstanden waren. Die Trauer, die der Tod des Hamsters auslöste, wurde so um ein Vielfaches durch den Schmerz der karmischen Erfahrung verstärkt.

 

Wenn wir uns diese Tatsache einmal verdeutlichen, wird klar, dass es wenig sinnvoll ist, sich dem zu entziehen, was in uns Widerstand, Abwehr oder ungute Gefühle auslöst. Im Gegenteil, es wäre durchaus hilfreich, die auslösende Situation oder Person als Erfüllungsgehilfe für das eigene seelische Wachstum zu verstehen. Denn dann könnten wir uns fragen, ob wir in unserem Leben schon einmal gleichartigen Situationen oder Menschen mit ähnlichem Verhalten begegnet sind und welche Gefühle dabei in uns aktiviert wurden. Nun sind wir in der Lage zu erkennen, wann wir unseren Mitmenschen oder einer bestimmten Situation unser altes, aufgeprägtes Reaktionsmuster überstülpen, welches dazu führt, dass wir sie in althergebrachter Weise be- bzw. verurteilen.

Möglicherweise liegen die Ursprünge aber viel tiefer, denn der Emotionalkörper enthält auch alle ungeklärten Gefühle aus vergangenen Inkarnationen. Grundsätzlich kann aber gesagt werden, dass wir genau mit dem, was uns stört, woran wir Anstoß nehmen, was in uns Widerstand erzeugt, worüber wir uns ärgern oder das, was uns wütend oder traurig macht, selbst ein unbearbeitetes Thema haben, das angeschaut und aufgelöst werden will.