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Katarina Michel: Der Mutigen gehört die Welt

Katarina Michel

Der Mutigen

gehört die Welt

Ein Ratgeber für Frauen,

die ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen


Deutsche Originalausgabe

2. Auflage 2009

© Aquamarin Verlag GmbH

Voglherd 1 • D-85567 Grafing

www.aquamarin-verlag.de

Umschlaggestaltung: Annette Wagner

Druck: Bercker • Kevelaer

ISBN (Print) 978-3-89427-478-8

ISBN (eBook, epub) 978-3-89427-572-3

ISBN (eBook, pdf) 978-3-89427-573-0

eBook-Herstellung und Auslieferung

Brockhaus Commission, Kornwestheim

www.brocom.de

Inhalt

Vorwort

Einleitung

1. Wer bin ich ?

2. Was will ich ?

3. Mut und Angst

4. Sich selbst annehmen

5. Die Rollenspiele

6. Eifersucht

7. Männer und Frauen passen nicht zusammen....?

8. Beziehungen im Spiegel der Farben

9. Beziehungen im Spiegel der Chakras

10. Sexualität

11. Lebenssinn und Lebensmut

12. 21 Fragen, die Sie sich stellen könnten

Vorwort

Dieses Buch kann Ihr Leben ändern! Sobald Sie anfangen zu lesen, beginnt sofort der große Wandlungsprozess, der Ihre verborgene Schönheit ans Licht bringt. Lassen Sie mich dieses Geschehen am Beginn dieses Buches erklären; und lassen Sie sich dann überraschen von den vielen Einsichten, welche Ihnen die folgenden Seiten schenken werden.

Die Aufforderung unserer Zeit lautet: „Werde Du selbst; denn nur so kannst Du Deine innere Schönheit offenbaren!“ Immer dringender ergeht dieser Ruf an jeden von uns. Er erklingt nicht nur aus der Außenwelt, etwa aus den Medien oder von uns wichtigen Personen, sondern vor allem entspringt er unserem eigenen Inneren. In unserem Herzen erschallt immer lauter jene kräftige Stimme, die uns auffordert, unser eigenes Wesen zu enthüllen: „Werde Du selbst!“

Wie versuchen Frauen in unserer Zeit, mit dieser Aufforderung umzugehen? Jahrhunderte lang waren sie „nur“ Mütter und Ehefrauen, die ihren Männern dienten und diesen mehr oder weniger unterworfen waren. Ihre Selbstbestimmung leitete sich mehr oder weniger von ihrem Ehemann und von ihren Kindern her. Sie waren nicht mehr wirklich sie selbst, sondern die Frau von Bauer Müller oder von Hufschmied Mayer. Sollten sie dann unglücklicherweise keine Kinder bekommen, war es mit ihrer gesellschaftlichen Identität noch schlechter bestellt.

Hier beginnen sich in unserer Zeit entscheidende Veränderungen abzuzeichnen. Die Frauen entwickeln ein immer stärker ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Sie entfalten ihre Identität und werden selbstständig. Sie werden sie selbst; und sie sind zuerst einmal FRAU! Wenn sie sich entscheiden, eine Beziehung mit einem Mann einzugehen, dann geschieht dies heute in den überwiegenden Fällen aus der eigenen Entscheidung der Frau heraus. Sie wählt sich ihren Partner; und sie entscheidet auch, ob sie Kinder haben will oder nicht. Die zurückgehende Kinderzahl scheint mir auch ein Indiz dafür zu sein, dass Frauen heutzutage zuerst einmal darum bemüht sind, ihr eigenes Wesen zu finden und auszudrücken. Kinder können darin eine Rolle spielen, müssen es aber nicht.

Wenn nun Frauen in dieser Zeit den geistigen Impuls verspüren, zuerst einmal ihre Selbstverwirklichung in den Vordergrund zu stellen, dann hat dies selbstverständlich auch einen nachhaltigen Einfluss auf die Männerwelt. Wenn die Frauen sich verwandeln, müssen sich auch die Männer verändern! So wie die Frauen ihr Augenmerk darauf richten, ihren eigenen Wesenskern zu entdekken und zu entfalten, ohne sich noch länger über ihre Rolle als Ehefrau von .......................... zu definieren, so müssen auch Männer verstärkt nach ihrem inneren Wesenskern suchen, denn sie können sich nicht mehr über ihren Beruf oder als Ehemann von ........................... definieren. Man bekommt bei einer sorgfältigen Beobachtung dieser Geschehnisse den Eindruck, dass der ganze Prozess vorrangig von den Frauen initiiert und gestaltet wird. Es sind die Frauen, welche die gesamte Menschheit in einen großen Transformationsprozess führen. Diese Tatsache zeitigt natürlich immense Auswirkungen auf uns Männer.

Obwohl dieses Buch von Katarina Michel vorrangig für Frauen geschrieben ist, hat es auch mich als Mann nachhaltig beeindruckt. Wir können auch als Männer in diesen Kapiteln viel über uns selbst erfahren und über die anstehenden gesellschaftlichen Veränderungen. Die Fragen, mit denen sich viele Frauen in den nachstehenden Fallbeispielen beschäftigen, sind ja allgemein menschliche Fragen, auch wenn sie aus der Beziehungsproblematik heraus gestellt werden. Es sind Fragen, die Männer und Frauen gleichermaßen bewegen – weshalb dieses Buch auch ein wertvolles Hilfsmittel für männliche Leser sein kann. Außerdem sollten wir Männer daran interessiert sein zu verstehen, was Frauen erleben und wie sie die zurzeit ablaufenden Prozesse und gesellschaftlichen Veränderungen deuten.

Katarina Michel gibt in diesem Ratgeber den Frauen zahlreiche praktische Hinweise, um den Prozess der Selbstfindung erfolgreich zu gestalten. Es sind wertvolle Ratschläge für Frauen, die inzwischen unüberhörbar spüren, dass auch für sie die Zeit gekommen ist, um Veränderungen herbeizuführen, ihre eigene Kraft zu entdecken und ihre verborgene Schönheit neu nach außen zu bringen. Es geht darum, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu gewinnen und den Mut zu haben, sie zu zeigen. Das beste Lehrbuch dafür ist – das LEBEN. Das konkrete, alltägliche, sich jeden Morgen neu zeigende Leben stellt die beste Herausforderung dafür dar, sich selbst zu finden, sich von alten Rollenmodellen zu befreien und das zu leben, was man als innerliche Wahrheit empfindet.

Die vielen kleinen und großen Herausforderungen des Lebens beschreibt Katarina Michel so zauberhaft einfach und leicht, dass es eine Freude ist, ihr Buch zu lesen. Die Zusammenhänge, die verborgenen Prägungen und das oft unbewusste Anhaften an alten Mustern werden so transparent und laden zu Veränderungen ein: Und zwar sowohl Frauen als auch Männer! Manchmal werden bei der Lektüre Dinge und Sachverhalte klar, dass man sich wundert, warum sie einem nicht früher schon aufgefallen sind. Wenn man dann den vielen einleuchtenden Hinweisen der Autorin folgt, kommt man allmählich auf die Spur seiner eigenen Geschichten und erkennt, warum man zu dem Menschen geworden ist, der man ist. Man stellt sich beim Lesen immer wieder die Frage: „Was hat Dich eigentlich zu diesem und jenem Verhalten geführt?“

Wenn man den vielen Anregungen dieses Ratgeber-Buches Folge leistet, begibt man sich ganz allmählich auf einen neuen Lebensweg – einen Weg der Einsicht, der inneren Verwandlung und der stillen Freude. Jede Frau (und vielleicht auch jeder Mann) beginnt zu spüren, dass hinter ihrer oft allzu alltäglichen und von Routine bestimmten Lebenssphäre vielleicht noch eine andere, höhere, göttliche Wirklichkeit darauf wartet, entdeckt zu werden. So beginnt der Verwandlungsprozess vom kleinen Ego zum höheren Selbst. Jede kleine Lektion des Alltags, wenn sie bewusst angenommen wird, stellt einen Schritt auf dem Weg zu jener größeren Wirklichkeit des geistigen Wesens, des höheren Selbst, dar.

Anhand vieler Einzelbeispiele macht Katarina Michel deutlich, durch welche Stationen jede Frau auf diesem Weg des geistigen Wachstums hindurchgehen muss. Dazu gehört es auch und vor allem, sich von vielen vertrauten und vielleicht sogar liebgewonnenen Illusionen zu befreien. Sie zeigt konkret auf, welche Schritte zur Überwindung jener Illusionen hilfreich sein können. Und nach den Illusionen kommen die vielen offenen und verborgenen Ängste oder die Schuldgefühle, die gerade Frauen noch immer in ihrem zwingenden Griff halten. Sobald eine Frau beginnt, etwas für sich selbst zu tun, klagt die „Stimme der Schuldgefühle“: „Du bist zu egoistisch. Denke doch einmal an Deine armen Kinder. Und was ist mit Deinem fleißigen Ehemann? Glaubst Du wirklich, Du bist eine gute Partnerin oder Ehefrau?“ Sie kann unerbittlich sein, diese schreckliche „Stimme der Schuldgefühle“! Hier zeigt Katarina Michel Auswege auf, um sich von diesen unnötigen, überflüssigen und jedes Wachstum blockierenden Schuldgefühlen zu befreien. Es gibt gute und hilfreiche Wege, um sich aus dieser Falle frei zu machen und zu sich selbst zu finden, zu den verborgenen Kraftquellen im eigenen Inneren. Aus dem eigenen Herzen heraus erfolgt die Veränderung – und dieses Buch zeigt die Wege dorthin auf. Daher ist dieser Ratgeber so hilfreich, weil er Ihnen hilft, Ihr Leben definitiv und anhaltend zu verändern. Doch seien Sie vorsichtig: Lesen Sie dieses Buch nur, wenn Sie sich wirklich verändern wollen!

Als ich das Buch von Katarina Michel zum ersten Mal las, kam es mir vor, als würde ich in einen Spiegel blicken. Ein Spiegel, in dem ich mich selbst sah. Ein Spiegel, in dem ich mich so sah, wie mich wahrscheinlich auch meine Freunde, Familienmitglieder und Lebenspartner sehen dürften. Es ist eine der besonderen Stärken dieses Buches, dass es vor allem die Ebene der Beziehungen in packender Art und Weise aufgreift. Dabei geht es nicht nur um die anstehenden Veränderungen im täglichen Zusammenleben, sondern die Autorin schildert einen radikalen Umbruch im Wesenskern der Menschen. Es geht nicht nur um Gleichberechtigung, sondern um das Bewusstsein einer neuen Tiefendimension im Zusammenleben zwischen Frauen und Männern. Beziehungen waren und sind die wohl größte Quelle für menschliches Leid; darum sind sie auch die Keimzellen für den großen Umbruch des menschlichen Bewusstseins. In Beziehungen können wir die tiefste Dunkelheit und das strahlendste Licht erleben. Katarina Michel zeigt neue Wege auf, um mittels der zwischenmenschlichen Beziehungen das Dunkle in das Licht zu verwandeln. Je tiefer wir das Geheimnis von Beziehungen verstehen, desto leichter fällt uns diese Umwandlung. Ihre Fähigkeit, Beziehungs-Chaos in Beziehungs-Schönheit zu verwandeln, macht in meinen Augen den ganz besonderen Wert dieses Buches aus.

Man bemerkt bei der Lektüre dieses Buches auch, dass Frau Dr. Michel eine ausgebildete Aura-Soma-Beraterin ist und viel über das Geheimnis der Farben weiß. Farben haben nicht nur einen tiefgreifenden Einfluss auf unser Wohlbefinden, sie sind auch ein Spiegel unserer Persönlichkeit. Ausgehend von dieser Erkenntnis, schildert das Buch, was unsere Lieblingsfarben über uns enthüllen. Zudem enthält es Übungen, wie wir auf einfache Weise etwas über uns selbst, über unsere Lebenspartner oder unseren Freundeskreis lernen können. Die verschiedenen Übungen sind nicht schwierig, sondern vermitteln auf spielerische Weise Einsichten, deren Tiefe man manchmal erst auf den zweiten Blick erkennt. Um das Geschenk, das die Autorin mit diesem Buch ihren Leserinnen überreicht, optimal nutzen zu können, sollten Sie sich die spielerische Leichtigkeit Ihres Herzens bewahrt haben; dann können Sie kaum einen besseren, leichteren und fröhlicheren Schlüssel finden, um sich selbst und ihre Mitmenschen zu erkennen.

Mich erinnert dieses Buch an ein Haus, in dem man sich sehr wohl fühlt, das einem vertraut ist und in dem man gerne von Zimmer zu Zimmer wandert. Überall gibt es etwas Besonderes zu sehen. In jedem Zimmer erwartet einen eine neue Einsicht, eine neue Erkenntnis oder eine gänzlich unerwartete Überraschung. Da gibt es ein romantisches Zimmer, in dem eine Frau etwas über ihre Sexualität erfahren kann; wie etwa ein Orgasmus zur Grundlage für einen wichtigen geistigen Entwicklungsschritt werden kann. Dann gibt es ein rotes Zimmer, in dem man schonungslos mit den Folgen der eigenen Eifersucht konfrontiert wird; aber auch Möglichkeiten entdeckt, wie man diese dunkle Kraft umzuwandeln vermag. Und am Ende des Rundganges gelangt man in ein „Spiegel-Zimmer“, in dem zwanzig Spiegel hängen – und bei jedem Blick in einen der Spiegel entdeckt man einen neuen Aspekt von sich selbst.

Mit ihrem Buch hat Katarina Michel Ihnen, ihren Leserinnen und Lesern, ein Geschenk überreicht, das Ihr Leben tiefgreifend verändern kann. Aber seien Sie achtsam: „Sobald Sie beginnen zu lesen, fängt der Umwandlungsprozess bereits an!“ Wenn Sie dieses Buch also ernsthaft zur Hand nehmen, beginnen Sie, mit der Autorin auf eine Entdeckungsreise zu gehen.

Wollen Sie sich selbst kennenlernen? Wollen Sie in Verbindung mit Ihrer wahrhaften Lebenskraft kommen? Wollen Sie die Freude entdecken, endlich aus Ihrer eigenen Kraft heraus zu leben und sich aus der Abhängigkeit von anderen Menschen zu befreien?

Dann lesen Sie dieses Buch!

Hans Stolp

Einleitung

Es gibt noch immer vieles, was man nicht in der Schule oder in einem Wochenendkurs lernen kann. Selbst ein Hochschulstudium oder die gutgemeinten Ratschläge der besten Freunde helfen nicht weiter. Das, von dem wir nachfolgend sprechen wollen, lernt man nur in der SCHULE DES LEBENS. Es ist eine Schule, in der man die einzige Schülerin ist. Es ist ein Lernen in absoluter Stille; denn man ist nicht nur die Schülerin, sondern zugleich auch die Lehrerin. Kein Lehrer oder Therapeut kann in dieser Situation helfen; denn alle Lernprozesse, die zugleich Transformationsprozesse sind, muss man mit sich allein ausmachen, muss sie ohne fremde Hilfe durchlaufen.

Wenn man dies berücksichtigt, dann wird deutlich, dass dieser kleine „Ratgeber“ kein „How-to-do-Buch“ sein kann, das die „Zwanzig Glücksregeln“ enthält, um schön, reich, gesund und glücklich zu werden. Ganz im Gegenteil: Es soll als Spiegel dienen, um den manchmal schwierigen, schmerzvollen und dornenreichen Weg zu sich selbst zu beschreiten. Es ist der Weg zur eigenen Kraft, zu wahrer innerer FREIHEIT und letztlich zur LIEBE.

Über Jahrhunderte sind Frauen unterdrückt worden – von ihren Männern, von der Kirche und von der Gesellschaft. Dieses „Unterdrückungsfeld“ hat mittlerweile eine solche geistige Kraft gewonnen, dass bestimmte Verhaltensmuster schon als so ‘normal’ gelten, dass viele Frauen sie gar nicht mehr als Unterdrückung wahrnehmen. Hier kann es zu einem aufrichtigen Erschrecken kommen, wenn bestimmte Strukturen plötzlich erkannt und schonungslos durchschaut werden. Doch dieser Prozess ist unumgänglich, um zu einem wirklich freien und selbstbestimmten Leben zu finden. Ein Leben, das es allein wert ist, gelebt zu werden.

Aus zahlreichen Beratungsgesprächen weiß ich, wie schwer es vielen Frauen fällt, sich von alten Mustern und Prägungen, von partnerschaftlichen oder familiären Zwängen zu befreien. Doch es gibt kein Zurück mehr! Der Weg führt nur nach vorne! Zum Glück gibt es einen wundervollen Helfer, der auch dieses Buch entscheidend inspiriert hat. Dieser Helfer heißt MUT. Dieser Helfer, gleichsam der Engel in silberner Rüstung an Ihrer Seite, wartet nur darauf, dass Sie ihn bitten, auch für Sie in den Kampf zu ziehen. Er ist IHR Mut, Ihr alleiniger und unerschütterlich treuer Helfer und Wegbegleiter. Seine einzige Botschaft an Sie lautet: DER MUTIGEN GEHÖRT DIE WELT!

Wenn die nachfolgenden Kapitel Ihnen helfen sollten, um in Kontakt zu kommen mit diesem „Engel in silberner Rüstung“, der in Ihnen wohnt, dann hätte dieses Buch auf vollkommene Weise seine Bestimmung erfüllt. Es würde mich sehr freuen!

Licht und Freude auf den Weg!

Katarina Michel

1.
Wer bin ich?

Diese Frage hat seit Jahrhunderten alle großen Philosophen und Weisen der Menschheit beschäftigt – darunter waren übrigens einige großartige Frauen! Sie alle haben mehr oder weniger tiefsinnige Antworten darauf entwickelt; doch wenn man sich selbst ehrlich und ernsthaft befragt, dann bleiben diese Antworten relativ bedeutungslos für das eigene Leben. Das hängt zum einen damit zusammen, dass Antworten von Männern nicht unbedingt für Frauen dienlich sind; zum anderen damit, dass diese Antworten abstrakt oder zeitgebunden sind und wenig Bedeutung für die modernen Frauen des 21. Jahrhunderts haben. Als dritter Grund ließe sich noch anführen, dass es allen Antworten an Ehrlichkeit und Klarheit fehlte sowie an dem MUT, das Ungewöhnliche zu denken und das Außergewöhnliche zu tun. Wer sich einer hilfreichen Antwort auf diese Frage nähern will, muss sich vorbehaltlos und bis auf die Knochen ehrlich so anschauen, wie er wirklich ist – nicht so, wie er gerne sein möchte.

Viele Frauen begehen zwei entscheidende Fehler: Sie tragen ein falsches Selbstbildnis mit sich herum, indem sie ihre eigenen Kräfte, Möglichkeiten und Talente unterschätzen oder überschätzen. Beides ist gleich schlecht!

Eine Frau, die ihre eigenen Kräfte überschätzt, setzt sich selbst permanent einer enormen Spannung aus, indem sie sich sagt, sie müsse dieses oder jenes schaffen oder müsse diese oder jene Aufgabe schneller und besser als andere vollbringen. Diese Vorgehensweise erzeugt einen geradezu selbstzerstörerischen Stress. Die eigenen Kräfte werden ständig bis zum Äußersten strapaziert, zumal in der Regel die mit letzter Energie verwirklichten Ziele beim nächsten Mal noch um eine Stufe nach oben angehoben werden. Es liegt auf der Hand, dass dieser Weg in eine Sackgasse einmünden muss.

Eine Frau, die ihre eigenen Kräfte unterschätzt, traut sich einerseits zu wenig oder gar nichts zu und sucht daher, um ihr Selbstwertgefühl zu erhöhen, ständig nach Lob und Anerkennung aus ihrer Umgebung, von Partnern, Freunden oder Kollegen. Da kann schon eine positive Bemerkung über den neuen Rock den ganzen Tag retten. In dem Augenblick, wo eine Frau erkennt, dass ihre Selbsteinschätzung und ihre innere Selbstachtung gänzlich auf solchen weitgehend unbedeutenden Äußerlichkeiten aufgebaut ist, kommt es nicht selten zu einer dramatischen Krise oder gar zu einem völligen Zusammenbruch. Beides ist ausgesprochen hilfreich! Auf dem Erwachen und Erkennen des IST-Zustandes lässt sich aufbauen. Nur wenn die Bestandsanalyse ehrlich ist, kann etwas Neues geboren werden.

Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Voraussetzungen für diesen Zustand, der die meisten Frauen der westlichen Gesellschaften – und noch viel mehr jene der außereuropäischen Kulturen – betrifft, in vielen Jahrhunderten geschaffen wurden. Bereits ein kurzer Blick in die Geschichte – von Paulus über die Hexenverfolgung bis zum Schweizer Frauenwahlrecht – lässt in unzähligen Fällen erkennen, in welchem unvorstellbaren Ausmaß Frauen in ihren Rechten beschränkt wurden. Die bisherigen Auseinandersetzungen der modernen Emanzipationsbewegung haben sich, was ihren Wert in keiner Weise schmälert, nur mit den äußeren Faktoren befasst. Da die meisten Vorkämpferinnen für die Rechte der Frauen nicht unbedingt „spirituell“ interessiert waren, ist ihnen gar nicht in den Sinn gekommen, es könne auch eine „innere Dimension“ dieses Befreiungsprozesses geben. Erst allmählich setzt sich die Einsicht durch, dass es auch „Energiefelder“ und „Gedankenformen“ gibt, die das Rollenverhalten der Frauen aus einer anderen Wirklichkeitsebene aus mitbestimmen. Wirkliche Befreiung geht für die moderne Frau also nicht nur mit einer äußeren, gesellschaftspolitischen Emanzipation einher, sondern vor allem mit einer Befreiung von inneren Mustern und Prägungen. Eine Frau, die sich zwar äußerlich von Familienzwängen befreit hat, aber innerlich noch darunter leidet – in Form eines aufgezwungenen ‘schlechten Gewissens’ – ist nicht wahrhaft frei.

Eines der besonders prägenden Felder ist das sogenannte „Schutzfeld“. Es suggerierte den Frauen über viele Jahrhunderte hinweg, sie seien nicht in der Lage, ohne männlichen Schutz zu überleben. Der Mann galt als Ernährer und Verteidiger – und ohne ihn war das Leben der Frau einer ständigen Bedrohung ausgesetzt. Diese Vorstellung mag vielleicht in der Steinzeit oder in Stammeskulturen berechtigt gewesen sein, mit der Wirklichkeit der westlichen Frau im 21. Jahrhundert hat sie nichts mehr gemein. Eine Frau, die heute noch nach diesem „Schutzfeld“ sucht, verrät ihre eigene Kraft und Selbstständigkeit. Sie begibt sich in eine Abhängigkeit, die ihr in erheblichem Maße ihre eigene Kraft und ihre Würde raubt – und zwar nicht nur in ihren eigenen, sondern auch in den Augen des Mannes! Wer sich immer wieder selbst sagt: „Ich schaffe es allein nicht!“ – der wird es auch nicht schaffen. Dabei liegt der entscheidende Fehler nicht einmal bei den „bösen Männern“, sondern bei den Frauen selbst, die jenes alte „Schutzfeld“ noch immer speisen und damit sich selbst (und allen anderen Frauen!) die Kraft entziehen. Es ist von nicht zu überschätzender Bedeutung, dass sich die moderne Frau ohne jeden Zweifel klar macht, dass sie das Recht, die Kraft und die Möglichkeiten hat, ihre Leben selbstbestimmt und frei zu leben.

Selbstbestimmung bietet die Wahl, in jeder einzelnen Situation „Ja“ oder „Nein“ zu sagen. Wer sich selbst kennt und weiß, welchen Weg er beschreiten will, setzt gegebenenfalls mit einem „Nein“ auch keine negative Energie in die Welt, sondern beschreibt klar und unmissverständlich die eigene Grenze. Es geht darum, deutlich zu machen, was „meine Pläne“ und welches die Vorstellungen der „anderen“ sind.

Eine Frau, die sich auf den Weg zu sich selbst begibt, muss die Brille von ihren Augen nehmen, gleichgültig ob diese grüne, rote oder blaue Gläser aufweist. Es gilt, die Augen zu schließen und nach innen zu lauschen. Was sagt der Körper? Was sagt die Seele? Welche Inspiration kommt vom eigenen geistigen Wesenskern?

Die Antwort gibt dann nicht mehr die Ehefrau, die Mutter, die Geliebte, die Arbeitslose oder die Managerin; sondern die Antwort gibt das wahre ICH BIN.

Wenn ich weiß, wer ich bin, kann ich darüber nachdenken, was ich will!

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