Genau so geht Biogarten

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Das Jahr
2002


Foto © Christoph Böhler

BLUMENWIESENLIEBE

MEIN VERGLEICH MACHT MICH SICHER

Blumenwiesen anzulegen gehört zu den schwierigsten und vor allem mühsamsten Arbeiten in einem Garten, denn die Pflanzen, die eine besonders schöne Blumenwiese ausmachen, mögen keine nährstoffreichen Böden. Meine zwei Blumenwiesen haben eine unterschiedliche Geschichte, die für beide im Jahr 2002 beginnt. Die sogenannte „vordere“ Wiese habe ich exakt nach Lehrbuch angelegt und den gesamten Humus entfernt. Bei der „hinteren“ Wiese ließ ich die ursprüngliche Bauernwiese durchwachsen. Bleiben wir bei der vorbildlich geplanten Wiese. Dort entfernte ich den Humus, aber – das war der Fehler – arbeitete keinen Sand ein. So war der sehr schwere, aber nun humusarme Lehmboden nicht wirklich geeignet, um den Wiesenkräutern die notwendige Basis für ein kräftiges Wachstum zu geben. Noch dazu griff ich beim Saatgut nach einem Standardprodukt, das zu viele Grassamen enthielt.

Zahlreiche einjährige Blumen gingen auf, machten aus der Wiese ein blaues Paradies aus Wegwarten, aber das war es dann auch schon. So kam in den Jahren danach das mühsame Ergänzen durch vielerlei Saatgut und vorgezogene Pflanzen. Schließlich entschloss ich mich, das – doch noch immer zu kräftigem Graswachstum neigende – Wiesenstück mit Blumenzwiebeln zu ergänzen. Narzissen der Sorte Thalia’ und Zierlauch der Sorte Globemaster’ machten aus dem Stück Garten ein Paradies.


© Batakua van D/Shutterstock.com

Die Narzissensorte ‘Thalia’.

Foto © Bildagentur Zoonar GmbH/Shutterstock.com


In einer natürlichen Blumenwiese blühen zwischen Gräsern mehrjährige Blütenpflanzen.

Foto © Manfred Ruckszio/Shutterstock.com


Allium giganteum ‘Globemaster’ in voller Blüte.

Foto © guentermanaus/Shutterstock.com


# tippfürdiegelassenheit

Tipp für die Gelassenheit

Heu wird zu Kompost

Im ersten Moment erschreckt man, wenn man die hochgewachsene Blumenwiese mäht: Wohin mit dem Schnittgut? Ob mit Sense oder Motorsense, die Menge bleibt beinahe gleich und schrumpft nach dem Abtrocknen deutlich. Dann kommt das Heu bei mir (mangels Haustieren) auf den Kompost. Der wird damit schön abgedeckt und vor der zu dieser Zeit meist sommerlichen Hitze vor dem Austrocknen geschützt. Innerhalb weniger Wochen reduziert sich das Schnittgut auf eine wenige Zentimeter dicke Schicht und bildet mit all den anderen organischen Stoffen eine hervorragende Basis für einen guten Humus.

ZWIEBELWAHNSINN TREIBT BLÜTEN

So wird die Wiese mit Blumenzwiebeln bestückt: In kleinen, quadratisch ausgestochenen Rasenziegeln setzt man je zehn Narzissen und drei Zierlauche. Am besten etwa 100 Mal!

Die Mühe lohnt sich. Zuerst erstrahlt über mehrere Wochen die Wiese in einem sanften „Narzissenweiß“, dann folgen gemeinsam mit Margeriten oder anderen Wiesenblumen die Zierlauche. Die Blütenwelt der Wiesenblumen ändert sich jährlich. Einmal sind es die Skabiosen, die dominieren, dann wieder die Glockenblumen.


Foto © Karl Ploberger

„Zweimal im Jahr mähen und immer das Schnittgut entfernen, magert den Boden nach und nach ab. Doch selbst nach zwanzig Jahren kann der Graswuchs immer noch stark sein. Mit dem schmarotzenden Klappertopf (Rhinanthus minor) lässt sich das Gras so schwächen, dass verstärkt Blütenkräuter durchkommen und den Traum einer richtigen Blumenwiese wahr werden lassen.“

SCHRITT FÜR SCHRITT ZUR BLUMENWIESE

Blumenwiesen sind gerade in den letzten Jahren zum großen Thema geworden. Insekten- und vor allem der Bienenschutz motivieren viele Gartenbesitzer, aber auch öffentliche Institutionen, anstelle einer pflegeaufwendigen Rasenfläche eine blühende Alternative anzulegen.

Geht man absolut richtig vor, heißt es zunächst die Erde abzumagern. Das kann durch das Aufbringen von großen Mengen an Kies und Sand erfolgen. Etwa 15 bis zu 20 cm sind nötig, um den mageren Boden aufzubauen. Davor sollte die Fläche gut durchgefräst und damit durchlässig gemacht werden. Die erste Partie Sand wird mit dem Mutterboden eingefräst, im oberen Bereich sollte aber am besten reiner Quarzsand sein, der nur mit einer ganz geringen Menge an Lehm vermengt wird. Und dann heißt es das richtige Saatgut zu wählen. Hier sind Fachbetriebe zu empfehlen, die einen Saatgutmix zusammenstellen, der für die Licht- und Feuchtigkeitsverhältnisse des Grundstücks passend ist.


# meingartenschatz

Mein Gartenschatz

MARGERITE (Leucanthemum vulgare)

Die Wucherblume, wie die Wiesen-Margerite auch genannt wird, „wächst wie Unkraut“! Kaum eine andere Pflanze spiegelt in meinem Garten so sehr die wiedererwachte Liebe zur Natur wider wie die Margerite.

Blüte: Weiße Korbblüten mit gelber Mitte, Juni bis Anfang Oktober, Bienen- und Schmetterlingspflanze

Blätter: Grundständige Blattrosette, daraus wachsen 50 cm bis 1 m hohe Stiele.

Kultur: Auf mageren Böden; kommt nur ein einziges Mal Stickstoff auf die Fläche, ist es mit der Blütenpracht für einige Zeit vorbei!

Besonderheit: Nach dem Mähen auf der Fläche gut abtrocknen lassen, dann sät sich die Pflanze schneller aus.

Verwendung: War es früher im Hausgarten undenkbar, Wiesenmargeriten im Rasen stehen zu lassen, so gehören heute die blühenden weißen Inseln im Frühsommer dazu.


Foto © Nella/Shutterstock.com

Zottiger Klappertopf (Rhinanthus alectorolophus).

Foto © simona pavan/Shutterstock.com


# weiseerkenntnis

Weise Erkenntnis

Klappertopf killt das Gras

Es war tatsächlich eine Gartenreise nach England, die mich auf diese an sich bekannte, aber weniger wegen ihrer „inneren Werte“ geschätzte Pflanze aufmerksam machte. Der Klappertopf (Rhinanthus, vor allem R. alectorolophus), bei Bauern verpönt, gilt als sogenannter Halbschmarotzer und entwickelt nur ein sehr schwaches Wurzelwerk. Damit hängt er sich aber an die Wurzeln der Gräser und anderer Pflanzen an und reduziert deren Wuchskraft so sehr, bis sie beinahe eingehen. Vor allem Wasser entzieht der Klappertopf den Wirtspflanzen, denn Fotosynthese betreibt er selbst. Dadurch wird in einer Blumenwiese das Graswachstum deutlich gebremst und die herrlichen Kräuter-Blumen-Wiesen entstehen. Bei Bauern, bei denen es um die Grasmenge geht, ist er freilich nicht beliebt.


# gartenirrümer

Gartenirrtümer

Blumenwiese im Handumdrehen

„Ich lasse einfach das Rasenmähen sein, dann wird daraus eine Blumenwiese.“ Diesen Satz höre ich oft und kann nur sagen: Denkste! Denn genau dort, wo der Rasen einmal gewachsen ist, wird kaum eine Kräuterwiese entstehen. Es sei denn, die Fläche wurde nie gedüngt und ist weniger ein Rasen als eine Ansammlung von Wildkräutern. Ansonsten heißt es: Zurück zum Anfang und den Boden abmagern.

 

EIN STÜCK PFLEGEINTENSIVER RASEN DARF SEIN

Bei aller Vorliebe für Blumenwiesen gehört in einen gestalteten Garten meist auch eine Rasenfläche. Der sogenannte „Englische Rasen“ kann bei einer Witterung mit hohen Sommertemperaturen nicht erzielt werden. Ein ganz kleines Stück aber, das mit Wasser versorgt wird, lässt sich zum britischen Stück Grün verwandeln. Dort wächst (ohne jegliche Chemie) dann dichter Rasen und verdrängt jegliches Unkraut. Denn das ist das eigentliche Geheimnis für einen schönen Rasen: qualitativ hochwertiges und sehr teures Saatgut zu kaufen, das bei ausreichender organischer Düngung eine dichte Matte bildet. Versorgt werden solche Rasenflächen mindestens drei Mal pro Jahr mit Dünger: im zeitigen Frühjahr, im Juni und im September/Oktober. Niemals sollte zu kurz, also auf Stufe IV (das sind etwa 4–5 cm), gemäht werden. Nur dann haben die Gräser die größte Kraft, um die gesamte Fläche dicht zu bewachsen.

GARTENREISEN


Fotos © Karl Ploberger






# therealplogardentour

Die berühmte englische Gartenkultur treibt die Royal Horticultural Society (RHS), die Königliche Gartenbaugesellschaft, stets zu neuer Blüte. Den besten Beweis für ihren grünen Daumen liefern die Engländer in Wisley Garden, einem riesigen Schaugarten unweit von London. Seit 30 Jahren bin ich Jahr für Jahr auf diesem fast 100 Hektar großen Gelände und entdecke immer Neues.

PILGERSTÄTTE ALLER KÖNIGLICHEN GÄRTNER

Wichtiger sind aber die vielen Schaubereiche der Anlage: Ob Rosengarten oder Staudenborder, ob Kamelien oder Rhododendren, Alpinum-Häuser oder die großartigen neuen Tropengewächshäuser – sie lassen genauso wenig Wünsche offen wie die endlosen Obstversuchsgärten, die Gemüseschaugärten oder die alljährlich wechselnden Pflanzversuche. Die Gartenfans kommen aber auch, um in Wisley die größte Gartenliteratursammlung der Welt zu besuchen oder in naher Zukunft das größte europäische „Centre for Horticultural Science and Learning“, das 2021 eröffnet wird.

Wisley Gardens, Woking, Surrey GU23 6QB

Täglich geöffnet: Mo bis Fr 10–18 Uhr

Sa, So und Feiertag 9–18 Uhr

Für RHS-Mitglieder gratis Eintritt



GARTENFRAGEN RUND UM RASEN & BLUMENWIESE


Die Magerwiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) ist eine mehrjährige, krautige Pflanze.

Wildblumenwiese mit Klatschmohn, Lichtnelken und Kornblumen.

Foto © Roman Malanchuk/Shutterstock.com


Foto © Valsheb/Shutterstock.com


# livegartentipps

Meine neu ausgesäte Blumenwiese war im ersten Jahr ein Traum. Blüten über Blüten ein ganzes Gartenjahr lang. Dieses Jahr ist aber nichts mehr da. Was ist passiert?

Sie haben mit großer Wahrscheinlichkeit eine Blütenmischung gesät, die fast zur Gänze aus einjährigen Pflanzen besteht. Das ist an sich für nährstoffreiche Böden eine gute Alternative, allerdings muss man jährlich neu einsäen, zu Beginn gut wässern und Schnecken fernhalten.

Mein Rasen ist voller Moos! Eine Frage, die Sie wahrscheinlich schon öfter gehört haben – aber dennoch: Was tun?

Moos kommt immer dann im Rasen vor, wenn es zu wenig Sonnenlicht gibt, der Boden zu nährstoffarm ist und es zu Staunässe kommt.

Also entweder düngen und lockern, oder – weil zu schattig – ein schönes Schattenbeet mit Farnen & Co. anlegen.

Seit einigen Jahren wird unsere Gegend von einer Mai- und/oder Junikäferinvasion heimgesucht. Wir konnten den Rasen wegrollen, es gab keine Wurzeln mehr. Kann ich giftfrei vorbeugen?

Sehr schwierig, aber: Gegner Nummer eins ist der Maulwurf (auch kein immer gern gesehener Gast, so nützlich er ist). Dann tief vertikutieren, das vernichtet einige der Engerlinge, und kleine Rasenflächen mit Nematoden gegen Dickmaulrüssler behandeln (sind für Maikäferlarven nicht zugelassen, aber eine extra Zulassung für den „zusätzlichen Schädling“ würde zu viel Geld kosten, daher ist dies ein inoffizieller Tipp).

Kann ich meinen Rasen zur Blumenwiese machen, wenn ich ihn ganz kurz mähe, vertikutiere und dann Blumenwiesensamen ausstreue?

Ja, das ist eine oft vorgeschlagene Variante, aber sie wird nur zum Teil Erfolg bringen, denn das Erdreich ist meist zu nährstoffreich. Ist der Rasen aber ein Magerrasen gewesen, dann könnte es klappen.

Ich habe gesehen, dass manche Ökogärtner die Blumenwiese bis in den September stehen lassen und erst dann mähen. Ist das sinnvoll? Und was bringt es?

Solche Ein-Mahd-Wiesen sind immer dann sinnvoll, wenn es sich um sehr magere und trockene Standorte handelt. Die Kräuter säen sich bereitwillig in der Hitze des Sommers aus und keimen im Herbst. Niemals zu tief mähen. Am besten mit der Sense, das Schnittgut vor Ort abtrocknen lassen und mehrmals wenden.

Warum ist manches Rasensaatgut so billig und anderes wieder so teuer? Nur Nepp?

Nein, das ist der tatsächliche Qualitätsunterschied. Manche Gräser treiben rasch Blüten und bilden viele Samen – das sind die billigen Rasensorten. Andere setzen sehr wenig Samen an und sind zudem noch mit vielen unterschiedlichen Sorten gemischt. Das macht die Qualität aus.

Warum sollte ich organisch düngen und nicht wie bisher mit Blaukorn? Ich war eigentlich zufrieden, musste allerdings alle vier Wochen düngen.

Genau das ist das Problem! Mineralische Dünger werden rasch ausgewaschen und reduzieren das Bodenleben, daher muss ständig nachgedüngt werden. Organische Dünger dagegen „arbeiten“ mit dem Bodenleben zusammen und versorgen den Rasen wie auch alle anderen Pflanzen langfristig mit Nährstoffen. Dennoch dreimal pro Jahr düngen!

Sind Sie für oder gegen die Rasenroboter?

Schwierige Frage! Ich bin zwar der „faule Gärtner“, aber auch gegen die automatische Bewässerung, weil ich meine Pflanzen „besuchen“ will. Trotzdem ist automatisches Wässern und Mähen praktisch. Ob es tatsächlich viele tierische Opfer gibt, konnte ich bisher nicht verifizieren. Zweifellos sterben viel mehr Igel im Straßenverkehr. Aber Handmäher sind sicher ökologischer.

Wie oft gießen Sie den Rasen?

Im Prinzip gar nicht, denn ich habe einen Kräuterrasen. Aber wenn, dann alle drei, vier Tage intensiv (ca. 20–30 l/m2) und dann wieder Pause. Damit wurzeln die Gräser tief und sind hitzefest. Hängt aber stark vom Boden und den Temperaturen ab.

In Ihrer Blumenwiese waren so herrliche Rasenpfade ausgemäht. Wie kommt man zu denen?

Das ist ganz einfach! Hier wird vom Frühjahr an immer gemäht, so entstehen diese Wege, mit denen man die Blumenwiese hautnah erleben kann.

Das Jahr
2003


Foto © Christoph Böhler

DER HOF WIRD ZUM WINTERQUARTIER


Sternjasmin (Trachelospermum)

Foto © Torgonskaya Tatiana/Shutterstock.com

KÜBELPFLANZEN SIND MEINE GROSSE LEIDENSCHAFT

Der Traum vom Süden! Orangen, Zitronen, Oliven, aber auch Hanfpalmen oder die herrlichen Blüten der Kamelien. Wann immer ich im Urlaub in mediterrane Gärten kam, erwachte die Sehnsucht, diese Pflanzen auch bei mir zu ziehen.

Vor allem der duftende Sternjasmin (Trachelospermum jasminoides) hatte es mir bei meinen Reisen nach Venedig angetan. „Wenn der dort wächst, dann muss er doch wohl auch bei uns mit sehr wenig Überwinterungstemperatur überleben“, dachte ich mir.

Die ersten Jahre wanderte der immer größer werdende Stock noch gemeinsam mit den vielen anderen Pflanzen in den Keller. Bei knapp zwölf Grad und einer künstlichen Beleuchtung mit einer speziellen (grausigen) rosa-violettfarbigen Pflanzenleuchte stand er dort. Es ging ihm so lala. Die Pflanze überlebte zwar, hatte in den ersten Wochen im Frühjahr immer Mühe, wieder so schön zu werden, wie er beim Einräumen war.

So kam es 2003 zum Projekt „Hof überdachen und einigermaßen wetter- und winterfest machen“. Hier waren ideale Überwinterungsvoraussetzungen für einige der robusten Kübelpflanzen, die seither prächtig gedeihen. Allen voran geht es dem Sternjasmin (Trachelospermum jasminoides) ausgezeichnet, der nun schon seit dieser Zeit in ein und demselben Topf steht und jedes Jahr nur ein wenig Bodenaktivator und Dünger bekommt.


Foto © Christoph Böhler


Kamelien (Camellia japonica) blühen während der kalten Jahreszeit im Wintergarten.

Foto © Ole Schöner/Shutterstock.com


# weiseerkenntnis

Weise Erkenntnis

 

Kamelien sind Mimosen

Wenn hier von Mimosen die Rede ist, dann freilich nur bildlich. Aber die Kamelien (meist Camellia japonica) sind extrem anspruchsvoll, was Temperatur und Gießen betrifft. Den Sommer über halten sie praktisch alles aus, doch kaum zieht der Winter ins Land, darf es nicht zu warm sein, sonst werfen sie Blütenknospen und sogar Blätter ab. Wird dann auch noch das Gießen vergessen, ist es um die Pflanze fast schon geschehen. Gerade der Wurzelballen der Kamelien nimmt, wenn er einmal ausgetrocknet ist, kaum Wasser auf. In diesem Fall ist es besser, den Topf für einige Stunden in einen Eimer Regenwasser zu stellen, um die Erde wieder gut zu durchfeuchten.

GUT DURCH DEN WINTER

Der herrlich duftende, immergrüne Japanische Liguster (Ligustrum japonicum), der in vielen Gegenden frosthart ist, aber in manchen Regionen Österreichs wie im Salzkammergut wahrscheinlich nicht 100%ig überlebt, und der Klebsame (Pittosporum tobira) können in einem kühlen Überwinterungsraum gesichert überwintern. Der Klebsame ist wie der Japanische Liguster extrem robust, wird während der Wintermonate kaum gegossen und beginnt ab April im Freien mit kräftigem Wachstum. Jahr für Jahr können solche Pflanzen im Frühjahr und bei Platzmangel auch schon im Herbst kräftig zurückgeschnitten werden. Wichtig ist allerdings die Temperatur, speziell in einem absolut sonnenlosen Überwinterungsraum, der z. B. zwischen Haus und Garage liegt und nur durch ein einfaches Glasdach überdacht wird. Geheizt muss erst bei drohendem Dauerfrost werden.


Japanischer Liguster (Ligustrum japonicum)

Foto © Konstantinos Livadas/Shutterstock.com

KAMELIEN, EINE EMPFEHLUNG

Sie sind Vorfrühlingsblüher und haben es am liebsten kühl, sehr kühl. Temperaturen um die null Grad sorgen dafür, dass die „Japanischen Rosen“ (Camellia japonica) erst im Frühjahr im Garten blühen und nicht versteckt schon früher im Überwinterungsraum. Man kann sie Anfang März ausräumen, dann heißt es allerdings, die Pflanzen mit Vlies zu schützen, wenn Frost droht. Doch selbst wenn die eine oder andere aufgeblühte Blüte abgefroren ist, die Knospen überstehen die Kälte problemlos – bis minus 3 und 4 °C. Tiefer sollten die Werte nicht sinken, denn dann kann es für die gesamte Pflanze gefährlich werden, da sie vom Überwinterungsraum noch ein wenig verwöhnt ist.


# meingartenschatz

Mein Gartenschatz

HANFPALME (Trachycarpus fortunei)

Die Hanfpalme ist in den letzten Jahren zum großen Star unter den Exotikgärtnern geworden. Ich überwintere alle Palmen, die im Topf stehen, bei 0 °C im Hof bzw. im Gewächshaus.

Blätter: Mittelhohe Fächerpalme; Blattkrone aus 50 und mehr grünen Fächern

Kultur: Gegen starke Fröste mit Vlies schützen: So einpacken, dass kein direkter Kontakt zum Laub besteht, denn dort ist die Temperatur am niedrigsten und diese Blätter werden sonst durch die Kälte vernichtet.

Besonderheit: Für kurze Zeit übersteht die Hanfpalme ohne Schutz bis minus 15 °C. Mit entsprechendem Winterschutz kann sie im Weinbauklima im Freien bleiben.

Verwendung: Kübelpflanzen oder mit Winterschutz ausgepflanzt


Foto © Manfred Ruckszio/Shutterstock.com

© Foto: Totokzww/Shutterstock.com

„Einige Azaleen bleiben im Überwinterungshof und stehen dort als blühender Frühjahrsgruß im Hauseingang. Allerdings immer mit der Sorge, dass ein Frost die Pflanzen erwischen könnte. Meine Azaleen sind daher meist ‘Wanderpflanzen’. Einmal raus, einmal rein. Aber ihre ungetrübte Blütenpracht ist der Lohn für diese Mühe.“


# tippfürdiegelassenheit

Tipp für die Gelassenheit

Überwintern im Norden

Mit Überwintern „im Norden“ sind nicht nördliche Länder gemeint, sondern Überwinterungsräume, die sich an der Nordseite des Hauses befinden. Eigentlich müsste man richtigerweise sagen: an der sonnenabgewandten Seite, denn auch große immergrüne Bäume können ausreichend Sonnenschutz geben. Warum aber ohne Sonne? Sosehr die Sonne in normalen Gewächshäusern und Wintergärten für Gratiswärme sorgt, macht sie manchmal Probleme, weil es viel zu warm wird und die Pflanzen entweder zu früh austreiben oder von Schädlingen und Krankheiten befallen werden. Besonders gefährlich sind zu sonnige Wintergärten für Kamelien. Steigen die Temperaturen auf über 20 °C, muss sofort gelüftet werden, da andernfalls die Pflanzen absterben oder der Wärmeschub zumindest für die Blüten das Aus bedeuten.

BLÜTENRAUSCH MIT AZALEEN

Auch Zimmerazaleen stehen im Sommer im Topf im Halbschatten (neben den Kamelien) und werden dort mit Wasser und Dünger versorgt. Bis Mitte August. Dann beginnt wie für die Kamelien die Ruhezeit und ab November werden alle Pflanzen eingeräumt. Ganz langsam erscheinen im Winterquartier die Knospen, ehe die Pflanzen rund um die Weihnachtszeit, vor allem aber dann im Januar und Februar, herrlich zu blühen beginnen. In dieser Zeit dürfen die Azaleen für einige Tage ins Wohnhaus bzw. in eine Veranda, wo es nicht zu warm ist und die Pflanzen in ganzer Pracht voll erblühen.

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