Friedrich II. im Heiligen Land

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Friedrich II. im Heiligen Land
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Jörg Dendl

Friedrich II. im Heiligen Land

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Inhalt

Die Kreuzzüge am Beginn des 13. Jahrhunderts

Der junge Kaiser

Heiratspläne und ein Knebelvertrag

Die Heimholung der Braut

Zwei Jahre

Umkehr und Bann

Der gebannte Kreuzfahrer

Einig in der Empörung

Der Kaiser in Jerusalem

Heimwärts

Schluss

Das Heilige Land nach dem Kreuzzug Friedrichs II.

Abkürzungen

Literatur

Impressum neobooks

Inhalt

Die Kreuzzüge am Beginn des 13. Jahrhunderts

Der junge Kaiser

Heiratspläne und ein Knebelvertrag

Die Heimholung der Braut

Zwei Jahre

Umkehr und Bann

Der gebannte Kreuzfahrer

Einig in der Empörung

Der Kaiser in Jerusalem

Heimwärts

Schluss

Die Kreuzzüge am Beginn des 13. Jahrhunderts

Am Beginn des 13. Jahrhunderts hatte die Kreuzzugsbewegung ihren absoluten Tiefpunkt erlebt. Der noch vor dem Jahrhundertwechsel ausgerufene Vierte Kreuzzug (1198-1204) hatte nicht seinen Weg ins Heilige Land gefunden. Anstelle Jerusalems hatten die Kreuzfahrer Konstantinopel erobert – und gnadenlos geplündert. Der „Erfolg“ dieses Unternehmens bestand in der Gründung des kurzlebigen „Lateinischen Kaiserreichs“ und der Bereicherung der westeuropäischen Reliquienkammern durch Raubgut aus Konstantinopel. Jahre vergingen ohne einen weiteren Versuch der Fürsten und hohen kirchlichen Würdenträger, einen offiziellen Kreuzzug zu organisieren. Da machten sich nach unzuverlässigen Berichten einzelner Chronisten im Jahr 1212 im Rheinland und in Frankreich Kinder und Jugendliche auf den Weg, um das Heilige Grab zu befreien. Ihr hilfloses Unternehmen, bei dem die Teilnehmer trotz unmenschlicher Opfer auf dem Marsch über die Alpen nur die Küste des Mittelmeeres erreichten, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ihr tiefer Glaube hatte den jungen Kreuzfahrern nicht geholfen.

Doch noch im Jahr 1213 folgte ein neuer Kreuzzugsaufruf. Papst Innozenz III. (PM 1198-1216) erließ die Bulle „Quia maior“ und rief mit diesem Schreiben alle Schichten der Bevölkerung zu einem neuen Zug ins Heilige Land auf. Nachdem das IV. Laterankonzil von 1215 noch einzelne Bestimmungen zu diesem Unternehmen erlassen hatte, brachen im August des Jahres 1217 Herzog Leopold VI. von Österreich und König Andreas II. von Ungarn (Kg. 1205-1235) mit ihren Heeren auf. In Akkon angekommen, konnten sich die Fürsten aus Europa mit den Baronen des Hl. Landes nicht über die Führung des Zuges einigen, geschweige denn über ein Kriegsziel. Man plünderte zwar am 4. November Beisan und überschritt sechs Tage später den Jordan, doch wurde deutlich, dass kein militärischer Erfolg zu erzielen war. So reiste König Andreas II. noch im Januar 1218 wieder ab.

Die zurückgebliebenen Kreuzfahrer beteiligten sich zunächst an der Verstärkung der Befestigungen Caesareas und dem Ausbau der Templerfestung Athlit. Als dann im April und Mai 1218 weitere Truppen aus Friesland und vom Niederrhein eintrafen, wurde ein Feldzug gegen Damiette beschlossen, der ins Zentrum der Macht der Ajjubiden führen sollte.

Erste Erfolge, wie die Eroberung des strategisch wichtigen „Kettenturms“ und der Fall von Damiette am 15. November 1219 erschreckten den neuen Sultan Malik al-Kāmil (Slt. 1218-1238) derart, dass er im Herbst des Jahres 1219 zu Verhandlungen bereit war. Sollten die Kreuzfahrer Ägypten verlassen, so erklärte er sich bereit, nicht nur die Reliquie des Wahren Kreuzes herauszugeben und alle gefangenen Christen freizulassen, sondern vor allem das Gebiet des früheren Königreichs Jerusalem den Christen zu überlassen. Doch Kardinallegat Pelagius lehnte dieses Angebot ab, der Fürstenrat und der König von Jerusalem, Johann I. von Brienne (Kg. 1210-1225), folgten seinem Beispiel und lehnten das Angebot des Sultans ab. Auf dem Verhandlungsweg wollte man die Heilige Stadt nicht gewinnen. Ein Vorstoß auf al-Mansura im Jahr 1221 wurde für die Christen zum Desaster und sie mussten sich schließlich die Friedensbedingungen von al-Kāmil diktieren lassen. Am 8. September 1221 zog der Sultan siegreich in Damiette ein, der Kreuzzug hatte das Ziel, Jerusalem für die Christen zu erobern, verfehlt.

Der junge Kaiser

Nach dem Desaster von Damiette besann sich Papst Innozenz III. darauf, dass schon sechs Jahre zuvor der im Jahr 1220 zum Kaiser gekrönte Friedrich II. (dt. Kg. 1212/1215; Ks. 1220-1250) ein Kreuzzugsgelübde abgelegt hatte. Nach seiner wiederholten Krönung zum Deutschen König am 25. Juli 1215 in Aachen „... nahm der König völlig unerwartet das Zeichen des lebensspendenden Kreuzes und forderte alle Würdenträger und Fürsten des Reiches sowohl selbst als auch durch den Mund der Prediger, die das Wort des Kreuzes predigten, auf, dasselbe zu tun.“ [Reineri Annales, s. Heinisch, 1970, S. 36]

Damals hatte der Papst diese Kreuznahme nicht zur Kenntnis genommen. Auf dem vom 11. bis zum 30. November des gleichen Jahres stattfindenden IV. Laterankonzil, das sich vor allem mit der Organisation des vor Damiette so unglücklich endenden 5. Kreuzzuges widmete, war von Friedrich II. keine Rede. Innozenz III. hatte einen allein von der Kirche organisierten und unter ihrer Leitung durchgeführten Kreuzzug vor Augen, große Fürsten sollten keine Rolle spielen. Friedrich II. hatte aber ebenso unmissverständlich klargemacht, dass er sich auch für die Führung des Kreuzzuges in der Verantwortung sah. Das folgende Jahr 1216 hatte einen Wechsel auf dem Papstthron gesehen: Innozenz III. starb und ihm folgte Honorius III. (PM 1216-1227), der die Predigt für den neuen Kreuzzug unvermindert fortsetzen ließ. Er mahnte Friedrich II., den für Mitte 1218 angesetzten Abmarschtermin ein zu halten. Im August dieses Jahres eroberten die Kreuzfahrer den strategisch so bedeutsamen „Kettenturm“, die stärkste Befestigung von Damiette. Doch der deutsche König wartete mit einer Antwort auf die Aufforderung des Papstes bis in den Januar 1219, wobei er eine Abreise für den Sommer versprach.

Der Termin verstrich, Honorius III. hielt sich aber zurück und ließ es schließlich zu, dass der Termin mehrmals verschoben wurde, wahrscheinlich auch in der Hoffnung auf einen Erfolg der Kreuzfahrer, die am 5. November 1219 Damiette besetzten. Doch im März 1220, wohl unter dem Eindruck der Stagnation des Kreuzzuges, die ein Scheitern befürchten ließ, drängte Honorius III. den König zum Aufbruch, denn er habe nun schon drei Mal die Frist verlängert, wobei er nun den 1. Mai als Abmarschtermin festlegte.

Erneut ließ Friedrich den Termin verstreichen, doch bei seiner Kaiserkrönung am 22. November 1220 in Rom erneuerte er sein Kreuzzugsgelübde. Hier nahm er aus den Händen des Kardinalbischofs Hugo von Ostia, der später als Papst Gregor IX. sein schärfster Gegner werden sollte, das Kreuz entgegen. Friedrich II. gelobte nun, im August 1221 zum Kreuzzug auf zu brechen. Zur Bekräftigung seines Versprechens erließ er am 11. Februar 1221 seinen Kreuzzugsaufruf.

Darin heißt es: „Nachdem durch die Macht des Herrn der Sieg über viele und mannigfaltige Feinde erlangt ist, nach zahlreichen mühevollen Kämpfen, in denen die Macht des Reiches und der Ruhm der kaiserlichen Majestät aufglänzte, ziemt es Uns, den Schöpfer aller Dinge, durch den Wir leben, Uns bewegen und sind, durch den Wir die erwünschte Glückseligkeit der kaiserlichen Hoheit genießen, von ganzem Herzen, mit allen Sinnen und mit aller Macht zu lieben und ihm demütig mit allen Kräften völlig anzuhängen. Denn wenn Uns auch der Erfolg weltlichen Gedeihens zulächelt, so sei es doch ferne, dass Uns die Gunst vergänglichen Glanzes von der Liebe und der Furcht Unseres Schöpfers abbringe. Erwägend also und nicht ohne bitterste Bitterkeit bedenkend, wie das Triumphbanner des heilbringenden Kreuzes, das Grab des Herrn, die heilige Stadt, in der der Herr Unsere Erlösung erwirkt hat, wie der ehrwürdige Tempel und der große Speisesaal, in dem die Jünger des Herrn das Pascha rüsteten, in eine Schaubühne und ein weltliches Possenspiel verwandelt sind, wo Rahel über die Opferung ihrer Söhne weint – eine scheußliche Untat und ein trauriges Schauspiel! - so sinnen Wir, tief im Herzen von Schmerz und Erröten betroffen, Tag und Nacht auf rasche Hilfe und rüsten, wie es erforderlich ist, freigebigst Kriegs- und Frachtschiffe aus.

 

Wir haben daher auf die kaiserlichen Schultern im Namen des Gekreuzigten das Banner des Kreuzes im Augenblick Unserer Krönung sichtbar geheftet, damit allen Getreuen des Reiches kund werde, dass sie, wie sie Unsere Huld und Unsere Krone lieben, sich zur Unterstützung des Heiligen Landes mannhaft und mächtig rüsten sollen. Und wenn auch viele Fürsten, Barone und Ritter, Unseren Wünschen demütig folgend, mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes gezeichnet sind, so sind es dennoch angesichts der drängenden Not wenige.

Auf, ihr Ritter, Ihr Getreuen des Reiches, ergreift rasch die Waffen des christlichen Rittertums, da ja bereits die sieghaften Adler des Römischen Reiches vorangetreten sind!

Die nämlich, die Unserer Hoheit im Vorsatze dieser heiligen Pilgerfahrt beistehen, empfangen das Geschenk doppelten Lohnes: außer der Huld erwerben sie die ewige Seligkeit.“ [Heinisch, 1970, S. 118]

Dieser Aufruf schien zur rechten Zeit zu kommen, denn er musste die Hoffnung wecken, Friedrich II. wolle den zu dieser Zeit stagnierenden Kreuzzug in Ägypten wieder voran bringen. Seit 1219 hielten die Kreuzfahrer Damiette besetzt, aber Meinungsverschiedenheiten untereinander verhinderten ein Vorgehen gegen die Truppen des Sultans al-Kāmil. Dem Aufruf folgten im Frühling 1221 erste Aktivitäten zur Unterstützung des Kreuzzuges. Friedrich II. sandte 500 Ritter, geführt von Herzog Ludwig von Bayern und Bischof Ulrich von Passau nach Ägypten. Doch blieb der Kaiser selbst dem Unternehmen fern. Für ihn blieb die Sicherung seiner Herrschaft die zentrale Aufgabe. Er sah im Kreuzzug zwar eine wichtige Aufgabe, wollte diesen allerdings offensichtlich nicht ohne Sicherheit in der Heimat beginnen. Der nach Kriegstaten dürstende bayerische Herzog sollte schließlich zu denen gehören, die den Kreuzzug ins Unglück führten.

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