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Briefe Schillers und Goethes an A. W. Schlegel

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Haben Sie doch die Güte Herrn Professor Schelling zu sagen: daß der Van Cower bey mir liegt. Unter den Karten findet sich nichts daß auf Abweichung der Magnetnadel Bezug hätte. Das Werk selbst konnte ich nicht durchlaufen und habe es bis jetzt nicht geschickt, weil es drey große Quartbände sind.

Vielleicht kann mir Herr Schelling bezeichnen welcher von diesen Bänden ihm interessant ist, sonst kann ich sie auf Verlangen alle drey senden.

Leben Sie recht wohl und erhalten mir ein geneigtes Andenken, so wie ich immer an dem was Sie leisten, so wie an dem was Ihnen begegnet einen lebhaften Antheil nehme. Weimar am 5 März 1800.

Goethe
***

Auch die Epigramme folgen hier zu gefälliger Durchsicht. Wie sehr hätte ich gewünscht diese Revision mit Ihnen in Jena machen zu können, da die Deliberation in einem solchen Falle so instructiv ist.

Sie finden ein einziges neues Epigramm und ich habe sie überhaupt nicht numerirt weil Sie vielleicht eins oder das andere heraus votiren wenn es gar zu refractair seyn sollte. Wie z. B. das mit dem doppelten Ueberall.

Die Weissagungen des Bakis sollten eigentlich zahlreicher seyn damit selbst die Masse verwirrt machte. Aber der gute Humor, der zu solchen Thorheiten gehört, ist leider nicht immer bey der Hand.

Auch lege ich die Metamorphose der Pflanzen bey die denn leider sehr isolirt stehen wird.

Leben Sie recht wohl und verzeihen

Weimar am 20 März 1800.

G
***

In dankbarer Erwiederung Ihrer Sendung lege ich hier das erste der famosen Sonnette bey, nach und nach sollen die übrigen anlangen. Über dem Portal steht das Gegenwärtige warlich nicht unbedeutend. Sie erhalten zugleich auch meine Uebersetzung des Mahomets. Da sie einmal gemacht ist, wollen wir sie doch zum besten kehren und nutzen. Lassen Sie uns denselben zum Grunde legen wenn wir uns gelegentlich über unsern Jambus, und besonders über dessen dramatischen Gebrauch unterhalten.

Haben Sie Dank daß Sie meine Jahreszeiten ausschmücken wollen. Die Episteln, dächt ich, ließe man liegen, bis sich etwa die Lust findet etwas neues in dieser Art zu machen.

Ob es der Mühe werth seyn wird den Reineke Fuchs nochmals gleichsam umzuarbeiten darüber müssen wir gelegentlich zu Rathe gehen.

Die Uebersetzung der Walpolischen Schrifften ist mir sehr willkommen. Die großen Quartbände des Originals schreckten mich ab, und eine Auswahl, wie sie Ihre Vorrede einleitet ist freylich einladender.

Möchte doch das Frühjahr auf Ihre liebe Gattin einen guten Einfluß haben. In einiger Zeit hoffe ich mit einem guten Glas ungarischen aufwarten zu können.

Die Herren Meyer und Büry empfehlen sich bestens. Da wir sämmtlich jetzt nicht viel vom Flecke kommen, so hätten wir gewünscht daß Sie neulich Ihren Besuch möchten verlängert haben. Auch hätten wir noch gar gerne mehr von der spanischen Litteratur vernommen. Ein Land, das man selbst nicht mehr besuchen wird, hört man so gern von scharfsinnigen Reisenden beschreiben.

Nicht allein Ihre grammatische, sondern auch Ihre critische Bemerkungen im allgemeinen könnten einem Werke, das ich angefangen habe, sehr zu statten kommen, wenn ich nur den Muth hätte gegenwärtig daran zu denken. Doch wage ich nichts davon sehen zu lassen, bis ich weiter vorgerückt bin.

Leben Sie indessen so wohl als fleißig und gedenken Sie unser in Ihrem Kreise.

Weimar am 2 April 1800.

Goethe
***

Schillern habe ich nicht in Weimar angetroffen, er hat sich nach Ettersburg begeben um dort ungestörter arbeiten zu können. Ich kann Ihnen daher von seiner Entschliessung wegen des Almanachs nichts melden doch wollte ich nicht ganz schweigen und sende daher diese Zeilen ab. Leben Sie recht wohl in dem Leipzig, das nun wohl bald ruhiger werden wird und wenn Sie in unserer Nähe sind hoffe ich Sie bald einmal wieder bey uns zu sehen. Weimar am 19 May 1800.

Goethe
***

Indem ich den mir communicirten Brief und das erste Exemplar Ihrer Gedichte zurück schicke melde ich dankbar daß Ihre heutige Sendung angekommen ist worauf ich das weitere nächstens antworten werde.

Weimar am 31 May 1800.

G
***

Ueber Ihre Sache mag ich nachdenken wie ich will, so kann ich Ihnen nicht rathen sie an die Höfe zu bringen. Die Ursachen das nächste mal wenn ich Sie spreche.

Da Sie aber freylich zu der Ihnen zugefertigten Resolution nicht ganz stille schweigen können, so schlage ich vor beyliegendes Schreiben an den Senat abzulassen. Sie werden die Absicht desselben leicht erkennen; doch muß ich Sie dabey ersuchen ja darinnen nichts abzuändern, obgleich der Styl nicht der beste ist. Wollten Sie es ja thun so wünschte ich vorher das veränderte Concept zu sehen.

Von Ihrem Gedichte, das Schiller auch mit Vergnügen gelesen hat, bey Uebersendung desselben nächstens.

Weimar am 10 Juni 1800.

G
***

Die übersendeten Don Quixote sind glücklich angekommen. Wenn Sie die andern Bände gebrauchen, so haben sie nur die Gefälligkeit sie von mir zu verlangen.

Ihren Herrn Bruder würde ich auf den nächsten Mittwoch mit Vergnügen bey mir sehen, ich will mich einrichten daß wir uns ruhig unterhalten können. Doch wäre mir angenehm wenn ich, durch die Botenfrauen bey zeiten Mitwochs, oder, die vorhergehenden Tage, durch die Post, Nachricht erhalten könnte.

Was die bewußte Sache betrifft sage ich meine weitern Gedanken mündlich; denn endlich hoffe ich Sie einmal auf kürzere oder längere Zeit, in Jena zu sehen.

Die verlangten Stücke sind mit der Theaterbibliothek nach Lauchstädt.

Leben Sie recht wohl und grüßen Ihren Herrn Bruder. Weimar am 12 Jul 1800.

G
***

Viel Dank für Ihre freundliche Zuschrifft und die Versicherung meiner Freude über Ihre glückliche Zurückkunft. Auch ich werde bald wieder in Ihrer Nähe seyn und hoffe auf manche angenehme und lehrreiche Unterhaltung.

Daß Mad: Unzelmann sich entschließt zu uns zu kommen ist mir höchst angenehm, haben Sie die Güte ihr das, mit meinem schönsten Gruße, eiligst zu vermelden. Ich werde zwar mit der nächsten directen Post auch an sie schreiben, diese geht aber erst übermorgen Nachmittag ab und es kommt darauf an, welcher von unsern Briefen sie zuerst erreicht. Leben Sie recht wohl und besuchen Sie mich ja, sobald ich nach Weimar komme. Nach dem verlangten Buche will ich mich sogleich erkundigen.

Kassel am 18 August 1801.

***

Auf mehrere Ihrer werthen Briefe habe ich nicht geantwortet; Sie verzeihens, da ich indeß nicht weniger an Sie gedacht und an allem was Sie betrifft Theil genommen habe. Aus der Vorstellung Ihres Ions hat sich eine Ilias von Händeln entwickelt, die, wie ein ächtes rhapsodisches Werk, noch immer kein Ende nehmen will.

Können Sie es einrichten daß Sie Pfingsten in Weimar sind; so treffen Sie mich daselbst. Vielleicht wird es auch möglich alsdann Ihren Ion zu geben.

Können Sie mir eine leichte Skizze von Genelli's Decoration verschaffen; so würde ich, in so fern es möglich, die Idee für unser Theater nutzen. Der Tempel war die schwächste Seite unserer Darstellung, den ich wohl mit einem bedeutendern künftig auswechseln möchte.

Schicken Sie mir doch baldigst die Nachträge zu Alarkos, den ich ehestens geben werde; die Rollen sind schon ausgeschrieben. Das Stück hat mir in seiner Gedrängtheit viel Vergnügen gemacht, weniger Octavian in seiner Diffusion, ob man gleich das Tiekische Talent, im Einzelnen, nicht verkennen kann.

Grüßen Sie den Bruder Bildhauer aufs beste und treiben ihn an daß er bald kommt. Ich wünschte, wenn Durchl. der Herzog von den Inspectionen zurückkommen, daß schon etwas gethan wäre.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein und erfreuen sich der guten Aufnahme, die Sie in Berlin gefunden haben.

Ihr Herr Bruder, den ich gelegentlich zu grüßen bitte, hat noch einige Bücher, die Theils mir, theils der Bibliothek angehören, ich wünschte, daß er sie mir bald wieder zurückstellen könnte. Jena am 3 Mai 1802.

Goethe
***

Das Lustspiel, welches Sie mir vor einiger Zeit gesendet, hätte ich gern auf das Theater gebracht, um die Wirkung davon zu erfahren; allein ich konnte die zwei Frauenzimmer, welche in Mannskleidern erscheinen müssen, nicht so austheilen, daß ich gegründete Hoffnung des Gelingens hätte fassen können. Will der Verfasser es auf andern Theatern versuchen, so wüßte ich nichts dagegen zu erinnern.

Denn es steht überhaupt mit den Concurrenzstücken wunderlich. Es sind dreyzehen angekommen, davon keines aufzuführen war, ob man gleich einigen manches Verdienst zusprechen mußte.

Uns haben diese Erscheinungen Vergnügen und Belehrung gegeben, wollte man aber öffentlich darüber sprechen; so wäre mehr Zeitaufwand nöthig, als das Resultat werth seyn könnte. Vielleicht spreche ich einmal, im Vorbeygehen, bey anderer Gelegenheit, davon.

Der gute Tiek, dessen Zustand ich bedaure, setzt mich, durch sein Außenbleiben, in nicht geringe Verlegenheit. Sagen Sie ihm dieß und wiederholen Sie meinen Wunsch, daß er sich bald auf den Weg machen möge. Es ist ihm erinnerlich daß ich ihn ältern Concurrenten vorgezogen und es ist leicht möglich daß, bey Rückkunft Durchl. des Herzogs, welcher, nach einer ausdrücklichen Aeußerung bey seiner Abreise, Herrn Tiek schon in völliger Arbeit zu finden glaubt, jene Verhältnisse, auf eine für mich sehr unangenehme Weise, zur Sprache kommen könnten. Ja es bleibt mir nichts übrig als noch eine kurze Zeit abzuwarten und alsdann Herrn Tiek einen peremtorischen Termin zu setzen, welches ich nicht gern thue, doch aber auch die Verantwortung einer solchen Zögerung nicht auf mich nehmen kann.

 

Leben Sie recht wohl und thätig und gedenken mein. Jena am 13 May 1802.

Goethe
***
Weimar am 2 Octbr 1803.

Die Beylagen werden mich genugsam entschuldigen, wenn ich auf Ihre theilnehmende Briefe nicht schneller antwortete, ja wenn ich heute nur einen flüchtigen Laut von mir hören lasse.

Seit einigen Wochen bin ich mit der Ausstellung beschäftigt, deren Einrichtung immer viel Mühe macht, die Abende habe ich meist dem Cäsar gewidmet, um ihn, im einzelnen und im ganzen zu probiren. Ich habe mich recht gesammelt, mit völligem Bewußtseyn diese schwierige Unternehmung zu leiten und ich kann sagen daß alle, die dabey zu thun haben, sich nach Vermögen bestrebten mit dem Autor und Uebersetzer zu wetteifern.

So eben erhalte ich ein Billet von Freund Schillern und lasse ihn sprechen:

»Diesen Vormittag gehe ich nach Jena. Ich nehme einen großen Eindruck mit und über 8 Tage bey der zweyten Vorstellung werde ich Ihnen etwas darüber sagen können. Es ist keine Frage daß der Julius Cäsar alle Eigenschaften hat um ein Pfeiler des Theaters zu werden. Interessante Handlung, Abwechslung und Reichthum, Gewalt der Leidenschaft und sinnliches Leben vise a vise des Publikums – und der Kunst gegenüber hat er alles was man wünscht und braucht. Alle Mühe, die man also noch daran wendet ist ein reiner Gewinn und die wachsende Vollkommenheit bey der Vorstellung dieses Stücks muß zugleich die Fortschritte unsers Theaters zu bezeichnen dienen.«

Wie gern möchte ich Sie nun bald mit diesem Stück bewirthen und es durch Ihre Gegenwart, Berathung und Theilnahme immer weiter zu steigern.

Wie Sie uns besuchen, so gewinnen wir für das critische Institut sehr viel; denn schreiben läßt sich warlich jetzt nicht was man über die Lage unserer Litteratur denkt.

Schreiben Sie mir voraus wann Sie einzutreffen denken? kann ich Sie nicht selbst logiren; so besorge ich Ihnen ein Quartier in der Nähe und an meinem Tisch sollen Sie immer heitere Gesellschaft finden. Bis dahin sey manches verspart. Heute nur noch so viel:

Haben Sie ja die Gefälligkeit Herrn Steffens zu ersuchen daß er bald die Reihe Schrifften anzeigt, welche er nachzuholen und zu beurtheilen geneigt ist. Sobald ich nur ein wenig zur Besinnung komme schicke ich einen Brief für ihn. Es thut mir sehr leid ihn nicht gesprochen zu haben.

Dank für die Blumensträuße! Es sind wirklich Erscheinungen aus einer andern Welt.

Wenn Sie zu uns kommen hoffe ich Ihnen wenigstens einige Scenen aus dem Calderon bey verschlossenen Thüren sehen zu lassen. Ich habe didascalische Stunden eingeleitet, die mir viel Vergnügen gewähren und wodurch die öffentlichen Vorstellungen sehr gewinnen. So habe ich seit acht Wochen drey Junge Leute, die noch nie oder kaum auf dem Theater gewesen, dergestalt zugerichtet, daß sie im Cäsar einklingend auftreten konnten. Ohne diese Vorbereitung wäre diese Vorstellung unmöglich gewesen.

G.
***
Weimar am 2 Octobr 1803.

Vom werthen Schelling weiß ich leider nichts zu sagen als daß jeder Gedanke an ihn von dem Bedauern über seinen Verlust begleitet ist. Man sagt er sey in Würzburg wirklich angestellt. Ich wünsche ihm, wo er auch sey, das Glück das er verdient.

So eben gehen mir noch Belobungsschreiben wegen der gestrigen Aufführung zu. Man bemerkt daß das Stück in England nie unverkürzt und seit 50 Jahren gar nicht mehr gegeben worden weil Garrick selbst einmal daran gescheitert war. Man erinnert sich des großen Aufwandes den Herr v. Dalberg in Manheim vormals gemacht hatte ohne das Stück beleben oder lebendig erhalten zu können.

Sie nehmen gewiß Theil an der Freude dieses Gelingens. An Sorgfalt haben wir es wenigstens nicht fehlen lassen. Nächstens mehr.

G
Am 3ten Octobr.

Bey dem Rumor, welchen die Aufführung des Cäsars erregt hat es mich sehr gefreut daß das Publikum unaufgefordert einsieht daß nur Ihre Uebersetzung eine solche Darstellung möglich gemacht. Ich wünsche daß Sie Zeuge seyn mögen von der guten Disposition die dadurch entstanden.