VIRDULA Endlosgeschichten Band 1

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VIRDULA Endlosgeschichten Band 1
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Copyright: © 2014 Jay H. Twelve

Alle Rechte vorbehalten

info@virdula.com

Herstellung und Verlag: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de ISBN 978-3-8442-9275-6

Cover und Illustration: MASA ADVERTISING

www.masaadvertising.de

VORWORT

Liebe Freunde,

vielen von Ihnen ist die faszinierende Kunst der Illusionen, Magie, Hypnose, die diverse Gaukler und Hochstapler ausüben, beiläufig bekannt, obwohl diese Kunst seit mindestens 75.000 Jahren betrieben wird.

Ich bin ein Mangupologe, im Kern ein Verhaltensforscher, der die Gottesgaukler & Ganoven-Kapitalverbrecher aus der Vergangenheit und Gegenwart beleuchtet. Wie Euch aktuell sehr bekannt ist, wird die ganze Welt jenseits der Realität mit Wirtschafts- Finanzkrisen und Kriegen im Dauerstress gehalten.

In Eurer Verzweiflung wundert Ihr Euch über die Blindheit der Politiker, Korruption der Bürokraten, Gier der Banker, Mordlust des Militärs, Verschlagenheit der Geheimdienste und dergleichen. Was auch immer diese sogenannte Welt-Elite in die Hand nimmt, wird uns gründlich versaut und extrem in ihrer Komplexität sündhaft teuer gemacht, obwohl vieles Wünschenswerte denkbar und machbar geworden ist.

Die Medien und Presse berichten täglich dass alle Staaten in Schulden ersticken, die Banken pleite sind und ein dritter Weltkrieg unvermeidbar zu sein scheint. Die Theologen flüstern hinter vorgehaltener Hand: „In der Bibel steht geschrieben, der Weltuntergang ist angesagt."

Obwohl unsere Mutter Erde ein wunderschöner Planet ist, auf dem so vieles prächtig im Überfluss wächst und gedeiht, werdet Ihr von der abartig-kriminell veranlagten Welt-Elite (ich nenne sie die Allianz der Fürsten der Finsternis) zum Narren gemacht. Schlicht und ergreifend gesagt: Ihr steht seit vielen Generationen unter Dauerhypnose, werdet laufend manipuliert und mächtig missbraucht.

Ihr habt nur eine vage Vorstellung davon, zu welchen gigantischen geistig-schöpferischen Leistungen ein einziger Mensch im Stande sein kann, wenn er sich seiner Genialität bewusst wird.

Meine VIRDULA - Endlosgeschichten sind spannende Erzählungen über Abenteuer meiner Freunde Don José, Erol und Edy, die 1965 in Sydney-Australien eine fantastische Art von Quantencomputer entwickelt haben, mit dem sie und weitere VIRDULA kundige Freunde, atemberaubende Leistungen zu Stande bringen. Gerade deswegen werden sie von den Killerkommandos des abartigen Establishments rund um die Erde gejagt. Allen Gemeinheiten und Mordlust zum Trotz, haben beauftragte Killer bis heute kläglich versagt.

Die VIRDULA steht für: VIRTUELLER-DUALER-LÜGEN-ANALYSATOR. Mit der VIRDULA-Technologie kann man jedem Ganoven rund um den Globus 24/7 über die Schulter schauen. Darüber hinaus zaubert VIRDULA die wahren und erlogenen Geschichten der Menschheit in Bild, Ton und mit Duftnote.

Erst aus diesem Text werdet Ihr erfahren, dass es eine Geisteswissenschaft „Mangupologie“ gibt. Von der ALLZEITLOGIK nach der sich das Universum richtet, dem ALLZEITGEDÄCHTNIS der Menschheit, das in Eurem Hirn vollständig erhalten geblieben, jedoch durch Jahrtausende Hirnwäsche von Eurem Bewussten vorübergehend getrennt worden ist, werdet Ihr aus meiner spannenden Romanserie sehr viel kennenlernen.

Nun liebe Freunde, viel Spaß bei der Lektüre,

Euer Kapitän Jay H. Twelve

Inhalt

1. Die neue Heimat Australien

2. Die Begegnung der dritten Art

3. Die Geschichte der Schmuckschachtel

4. Gründung einer wohltätigen Stiftung

5. Alidas geheime Verfolger

6. Die Pläne für Delfin und Albatros Charter

7. Das Wissen der alten Dame

8. Der Verlobungstörn von Alida und Erol

9. Die Magie der Virdula

10. Alidas kurzer Kindheitstraum

11. Die Null die alles und nichts verspricht

12. Joshuas Experiment in Afrika

13. Das Schneeballsystem und die verheerenden Folgen

14. Die neuen Pläne für die Yachtflotte

15. Eine aufregende Begegnung mit Daniela

16. Die neue Werft und die alten Geheimnisse

17. Die Mangoplantage und alte Verbindungen

18. Gisela und Ernst aus Regensburg

19. Was Erol und Alida auf der Hochzeitsreise erlebten

20. Die jungen Leute aus Jericho

21. Der falsche Conti

22. Die Augen und Ohren der Mutter aller Dinge

23. Die Witwe des Conti

24. Bewusstseinsveränderung oder die Kraft der Gedankenenergie

25. Enthüllende Träume von Gisela und Ernst

26. Die geheimen Querverbindungen

27. Ein besonderer Gast

28. Das lachende Jahrhundert

1. DIE NEUE HEIMAT AUSTRALIEN

Kapitän Don José de Gracias war 1966 auch in Sydney unter diesem Namen bekannt, obwohl dies damals recht untypisch unter den Abenteurern in Australien war. Zu jener Zeit war es möglich, seinen Namen innerhalb von 72 Stunden zu wechseln, ohne einen bestimmten Grund angeben zu müssen. Die einzige Behörde, welche die Spur der zahlreichen Namenswechsel in Australien genau registrierte und auch immer wusste, wo derjenige zu finden wäre, war das Finanzamt. Aber Kapitän Don José hatte weder Grund, noch Interesse daran, andauernd neue Namen und Lebensgeschichten zu erfinden und sich diese auch noch merken zu müssen.

Durch sein unscheinbares Äußeres und seine bescheidene Art im Umgang mit Menschen, wurde er von vielen Aufschneidern gerne unterschätzt. Die Menschen, die ihn wirklich gut kannten, nannten ihn Honest Trapper. Einer, der so ehrlich ist, dass die Ganoven ihn nicht ernst nahmen und bedenkenlos in seine Falle tappten. In der Tat war das von Beginn an fast tägliche Routine.

Was vielen Ganoven sofort auffiel, wenn sie dem Kapitän begegneten, war seine Großzügigkeit, Geld an Einwanderer die eine Starthilfe benötigten zu verleihen. Das Merkwürdige an seinem Verhalten war nicht der Verleih an sich, sondern die Tatsache, dass er keinerlei Zinsen verlangte, keinerlei Garantien oder sonstige Sicherheiten forderte, ja er wollte sogar nicht einmal den echten Namen seiner Klienten wissen. Die Menschen, die ihn um Hilfe baten, waren überwiegend junge Ehepaare mit kleinen Kindern, die ihr handwerkliches Geschick in der neuen Wahlheimat Australien unter Beweis stellen wollten. Diese Menschen kamen meist aus Osteuropa und hatten ihre Heimat oft unter schwierigen Umständen und wegen der politischen Wirren der sechziger Jahre verlassen müssen. Sie hatten große Pläne und als Startkapital eine gute Ausbildung, aber kaum ein paar Groschen in den Taschen.

Solche Leute brauchten einen Sponsor, den sie in Kapitän Don José de Gracias fanden. Da er dem Good Neighbor Council ab und zu seine Hilfe anbot trug er auch viel zur Nachbarschaftshilfe bei, besuchte zahlreiche Veranstaltungen, vorwiegend Grillpartys. Er war ein gern gesehener Gast und es sprach sich schnell herum, wer der Zahlmeister war. Solche Grill und Kennenlernpartys waren damals hoch in Mode denn jeder Einwanderer, der es zu etwas gebracht hatte, wollte bei der G.N.C. in Sydney mithelfen.

Wie es in jedem jungen Einwandererland so ist, mischten auch Ganoven aller Art mit, offerierten preiswerte Grundstücke, Häuser, Autos, Versicherungspolicen und allerlei andere Verlockungen, auf welche die unerfahrenen Einwanderer prompt herein fielen.

Kapitän Don José dagegen war ein grundehrlicher Helfer und daher auch beliebtes Ziel der Ganoven. Da es so einfach und unbürokratisch war, bei ihm ein lukratives Darlehen zu bekommen, traten die Ganoven in Scharen an ihn heran. Doch genau das war seine geplante Falle. Ehe ein solcher Klient überhaupt begonnen hatte, seine lückenhaft zusammen gebastelte Geschichte vorzutragen, wusste Don José schon, mit wem er es zu tun hatte.

Die Geschichten und der damit verbundene Erfindungsreichtum der Ganoven überstieg jedes Vorstellungsvermögen eines jungen, unerfahrenen Menschen. Don José jedoch empfand es höchst amüsant ihnen zuzuhören. Er ließ die Gauner reden, hörte geduldig zu und schwieg. Je länger sie schwätzten, desto komplexer wurden ihre Geschichten, umso tiefer verwickelten sie sich in ihre eigenen Widersprüche. Die gütige Ruhe und der wachsame Blick mit dem er die Gauner beobachtete, während sie sich mehr und mehr in ihren Lügengeschichten vor ihm entblößten, machte sie so nervös, dass sie ganz von alleine das Weite suchten. Selbst Partys auf denen der Kapitän anwesend war, machten sie einen großen Bogen. Es gab aber auch Ganoven, die selbst vor Gewaltanwendung als Möglichkeit der Geldbeschaffung nicht halt machten und ihm auf Parkplätzen oder in dunklen Straßen auflauerten.

Sie schätzen ihn als mittelgewichtigen, intellektuellen Schönling ein, tranken sich mit ein paar Whiskys Mut an und kamen dann einzeln oder zu zweit aus ihren Verstecken.

„Kannst du uns ein paar Hunderter borgen, Freundchen?“ oder so ähnlich, starteten sie ihren Raubzug.

„Klar doch“, pflegte Don José freundlich zu antworteten, griff mit beiden Händen wie nach Geld suchend in die Hosentaschen. Während die Straßenräuber mit ausgestreckten Händen gierig auf ihre Beute warteten, zog der Kapitän beide Hände gleichzeitig heraus, wirbelte in einer Drehung um die eigene Achse und mit zwei treffsicheren Kinnhaken schlug er beide Kerle zu Boden. Noch bevor sie begriffen was mit ihnen passiert war, und ihre Blut spritzenden Wunden schützen wollten, trat er ihnen erst mit dem linken und schnell mit dem rechten Fuß zwischen die Beine. Die ohnmächtigen Räuber beschenkte er mit je Hundert Dollar für die Arztkosten, ging zur Party zurück und rief den Krankenwagen.

 

Die Polizei griff in solchen Fällen nicht ein, da den Angreifern kaum etwas Handfestes nachzuweisen war. Kaum einer wagte es, solche Vorfälle anzuzeigen und die Polizei war froh, in Kapitän Don José de Gracias einen ebenbürtigen Helfer gefunden zu haben. Bald machten solche Erfahrungen in der Unterwelt die Runde und es verbreiteten sich Geschichten und Mythen über den zwar großzügigen, aber stahlharten und klugen Don José. Sogar die Presse in Sydney erfuhr von seinem Mut und schrieb über seine Heldentaten.

Die jungen Damen der Gesellschaft, ob ledig oder verheiratet, schätzten Don José auf Anhieb richtig ein. Instinktiv erkannten sie, dass er der ruhige, Pfeife rauchende, freundliche charmante Mann, außergewöhnlich war. Sie spürten, dass er zwar ein sehr einfühlsamer Charmeur war, sich jedoch auf Dauer nicht binden wollte. Trotzdem genossen einige Damen die kurzen, unvergesslich zärtlichen Begegnungen, deren Erinnerungen sie hegten wie einen duftenden Rosengarten. Jedoch fürchteten sie sich davor, die Begegnungen zur Gewohnheit werden zu lassen, sich sogar in diesen unbeugsamen Mann hoffnungslos zu verlieben.

Don José, eher ein zurückhaltender, ruhiger und nachdenklicher Mann, stets charmant, bot sich nie einer Frau an. Er behandelte sie gleichwertig mit viel Respekt, ungeachtet ihres gesellschaftlichen Ranges oder ihrer Bildung. Deshalb verschaffte er sich Ansehen in der Welt der Frauen. Auch junge Ehemänner oder Freunde der Damen spürten seine Ausstrahlung. Sie respektierten ihn als einen Mann, der keinem etwas strittig machen wollte.

Innerhalb der wenigen Monate seines Aufenthaltes in Sydney war er schnell überall bekannt, gern gesehen und wurde mit viel Respekt und Achtung behandelt. Er empfand die Anerkennung in der Gesellschaft zwar als angenehm, aber für ihn an sich belanglos. Er war eben ein Vollblutgentleman, der das Leben genoss und weise schwieg. Er hatte nur zwei wirklich gute Freunde, die aus den Nachbarländern seiner alten Heimat stammten und ihm in jeder Hinsicht ebenbürtig waren. Sie waren auch hochintelligent, fachlich solide gebildet, auf gleicher Wellenlänge mit ihm und bereit für jedes Abenteuer.

Seit dem Tag als Don José aus dem australischen Northern Territory zurückgekehrt war, brütete er über einen langfristigen Plan, dabei erschien ihm die Begegnung mit den zwei Freunden wie eine göttliche Fügung zu sein. Er brauchte mindestens zwei absolut vertrauenswürdige begabte Menschen, um seinen Plan und die damit verbundene Mission für die kommenden Jahrzehnte durchführen zu können. Deshalb vertiefte er seine Beziehung zu ihnen, beobachtete ihr Vorgehen, ihre Reaktionen in alltäglichen Situationen. Er führte mit Bedacht Gespräche mit ihnen über die von ihm sorgfältig ausgesuchten Themen, die seine geplante Mission nur am Rande berührten, und verfolgte höchst aufmerksam, wie seine zwei Freunde diese Themen behandelten.

Er wusste, dass es einem Selbstbetrug gleich käme, wenn er suggestiv auf seine Freunde einwirken würde. Was er brauchte waren wahre, echte und persönliche Ansichten aus der Tiefe der Seele seiner Freunde, und nicht unterschwellig manipulierte Meinungen. So wartete er geduldig auf passende Gelegenheiten solche Themen zu erörtern, die sich aus dem aktuellen Weltgeschehen in Presse oder Fernsehen ergaben. Er startete die Diskussion meist mit einer arglosen Frage, als würde er von dem, was gerade die Welt bewegte nur ansatzweise etwas verstehen.

Die beiden jungen Männer griffen das Thema auf und nutzten ihre vermeintliche Überlegenheit um Don José manches beizubringen. Sie taten das so eifrig und nachdrücklich, dass es Don José manchmal schwer fiel, sich ein Lachen zu verkneifen. Alle Drei waren hochintelligent und humanistisch stark geprägt. Daher waren sie auch sehr stark sensibilisiert, wenn es um politischen Machtmissbrauch oder religiöse Indoktrination ging. Das analytische Denkvermögen seiner Freunde, das durch ausgedehnte Diskussionen auf die Kristallisierung der Kernfragen des Zeitgeistes hinführte, überzeugte den Kapitän in jeder Hinsicht.

Zu dieser Zeit waren alle drei jungen Männer berufstätig. Sie trafen sich oft abends bei Don José, der viel lieber eigene Speisen zubereitete oder am Grill stand, als in irgendeinem von Menschen und deren Kakophonie voll gestopften Restaurant auf Halbgegartes zu warten. Alle drei Freunde erwiesen sich als begnadete Gourmets und experimentierten mit all den guten Zutaten, die man in unglaublicher Vielfalt auf dem Großmarkt von Sydney fand.

Es trieb sie auch ein Nachholbedarf an guten Speisen an, die alle drei aus ihrer alten Heimat mitbrachten. Zu Hause, wo sie teils in endlosen Reihen auf ein Stück Fleisch oder einen Laib Brot anstehen mussten und all zu oft dann doch mit leeren Händen nach Hause kamen. Dieses australische Warenangebot der Großmarkthallen, in denen jeder Händler sein auf Hochglanz gewaschenes Obst und Gemüse anbot, es zum Spottpreis verkaufte, beflügelte sie als ganz neue Erfahrung zu neuen Kochphantasien.

So pflegten sie schon sehr früh am Samstagmorgen gemeinsam die Großmarkthalle aufzusuchen, den alten Landrover Kastenwagen mit exotischem Gemüse und Früchten zu beladen und die Kühltruhe mit saftigen Steaks und Lammrücken aufzufüllen. Anschließend fuhren sie zum chinesischen Imbiss in der Nähe, um obligatorisch ihr „Fish and Chips“ zu frühstücken.

Wie alle Nachkriegskinder im zerbombten Europa, träumten auch sie immer davon, sich einmal richtig satt essen zu können, was sie nun in ihrer neuen Wahlheimat Australien voll auskosten konnten. Es gab alles für alle im Überfluss. Alle drei liebten dieses Land und waren den gastfreundlichen Australiern in Dankbarkeit zutiefst verbunden.

Am Anfang waren sie zunächst von den vielfältigen Strukturen der zahlreichen Gewerkschaften und deren Kampflust sehr irritiert, weil sie sich für einen einzigen entlassenen Arbeiter einsetzten, sogar erbittert streikten. Man erfuhr fast täglich durch Presse und Fernsehen von den in der damaligen Zeit in Australien so häufigen Streiks. Die Post streikte so oft, dass es nahezu sinnlos war irgendjemandem in der alten Heimat einen Brief zu schreiben. Die Briefe, die aus der alten Heimat ankamen, blieben so lange beim Postamt liegen, bis der Streik beendet war. Der Postbote brachte dann stapelweise die liegen gebliebene Post. Die Verbindung der drei Freunde zur alten Heimat beschränkte sich auf ein paar alte Schulfreunde, da die Eltern vor ihrer Abreise nach Australien längst verstorben waren und die Verwandten ebenfalls in andere, westliche Länder das Weite gesucht hatten.

Der üppige Wohlstand in der neuen Heimat berauschte sie nur für kurze Zeit, überzeugte sie aber in keiner Weise davon, dass die Nachkriegsökonomie für alle Menschen von Vorteil und dauerhaft sein werde. Sie kannten das Elend der Massen vor dem Krieg, hatten lebhafte Erinnerungen von der zerstörerischen Macht des Krieges, waren auch davon überzeugt, dass die gleichen Schurken lediglich die Spielkarten neu mischten und wieder verteilten. Es war also nur eine Frage der Zeit, wann die Profiteure die Massen in die neue Runde der Arbeitslosigkeit entsandten und als Kanonenfutter für neue Kriege einsetzen würden. Wenn eine Zivilisation als Fleischwolfmaschine konstruiert ist, und als solche von einer skrupellosen Minderheit beherrscht wird, dann kann nur Gehacktes daraus erwartet werden.

Die Freunde machten sich in Australien keine Sorgen um ihr persönliches Wohlergehen. Sie waren weder religiös noch politisch indoktriniert, so konnten sie die Entwicklungen in der Welt ohne Scheuklappen beobachten. Andererseits beendete jeder erfolgreich in der Heimat eine fundierte Ausbildung an der Polytechnischen Universität und verstanden ihre Berufe als Berufung.

Die Vorstellung von geregelter Arbeit und der klassischen Karriereleiter brachte sie nur in Verlegenheit, weil der australische Kontinent mit so vielen Abenteuern lockte, dass eine langfristige Anstellung bei einem Unternehmen mit der damit verbundenen Monotonie, ihren Träumen in keiner Weise entsprechen konnte.

Entgegen der europäischen Denkweise, die in Deutschland besonders ausgeprägt war, wo man arbeiten musste, um leben zu können, war es bei den jungen Leuten in Australien eine weit verbreitete Gewohnheit, nur dann zu arbeiten, wenn man unbedingt musste. Den Unternehmern war es nur recht in Stoßzeiten genügend Arbeitskräfte zu bekommen, die sich dann in ruhigen Zeiten selbst ausklinkten, um einige Zeit zu surfen, oder im Outback zum Schafscheren anheuerten.

Don José und seine zwei Freunde waren hoch qualifizierte Ingenieure, die gegen hohe Gagen als freischaffende Mitarbeiter Spezialaufträge für einige wenige Unternehmer tätigten. Deshalb hatten sie die Wahl diese Aufträge anzunehmen, oder sich anderen interessanten Abenteuern anzuschließen.

Don José war Bergbauingenieur, ein auf Schwermetall Erze spezialisierter Geologe. Er war sehr bald in Australien ein angesehener Fachmann mit Rang und Namen. Seine Aufträge, die hauptsächlich in den unerforschten Gegenden Zentralaustraliens und in den Norden führten, trennten ihn immer wieder für Monate von seinen Freunden und dem süßen Leben in Sydney.

Bei seinen Aufträgen ging es meist darum Erzvorkommen ausfindig zu machen, zu erwartende Vorkommen grob einzuschätzen, damit dann Fachleute der beauftragenden Gesellschaft präzise Untersuchungen unter Einsatz von kostenaufwendigen Gerätschaften durchführen konnten. Don José war demnach ein talentierter Prospektor, der mit Hilfe von einfachen Probeentnahmen, anhand der Oberfläche und Beschaffenheit des Gesteins, schon einen wagen Hinweis auf vorhandene Erzvorkommen liefern konnte. Er liebte sowohl die Einsamkeit in der endlosen Wüste und die damit verbundenen Abenteuer, als auch aufregende Grillpartys in den Orten in denen er sich erholte.

Wenn er danach mit vollgeladenem Kastenwagen nach Sydney zurückkehrte, verbrachte er einige Wochen damit, die Gesteinsproben gründlich zu analysieren. Die Aufzeichnungen und Skizzen übergab er einer befreundeten jungen Dame, die alles sauber abschrieb, um dann seinen Bericht in professionell erarbeiteter Form dem Auftraggeber zu überreichen.

Für jeden einzelnen Fund sicherte er sich bei der jeweiligen Behörde einen Anspruch, womit er als berechtigter Teilhaber der zukünftigen Bergbaugesellschaften eingetragen wurde. Für die Funde, an denen die Auftraggeber interessiert waren, bekam er stattliche Summen und finanzierte damit die relativ geringen Unkosten und ein paar bequeme Wochen der Entspannung.

Von seinen ausgedehnten Reisen brachte er seltsame Gegenstände nach Sydney, die er sorgfältig katalogisierte. Zu den Fundorten und über die Umstände unter welchen er die Sachen gefunden hatte, schrieb er interessante Geschichten auf. Insbesondere seine Begegnungen mit den Ureinwohnern Australiens, den Aborigines, in den von Weißen unbesiedelten Gebieten des Zentral- und Northern Territory schilderte er mit Hochachtung und Bewunderung für die Ureinwohner.

Seine Begeisterung für diese Menschen, die in der Unendlichkeit der trockenen, für die Ansiedlung von weißen Europäern kaum denkbaren weiten Gebiete des Kontinents, entwickelte er schon als zwölfjähriger Junge in seiner alten Heimat. Sein Geographielehrer, ein gewisser Rudolf Blazeck, der als junger Wissenschaftler einige Jahre mit den Aborigines in diesem Gebiet gelebt hatte, wusste endlos viele Geschichten zu erzählen. Er brachte zum Unterricht Bilder der primitiven Werkzeuge und Waffen dieser seltsamen Geistermenschen mit. Während seine Schulkameraden sich bei solchem Unterricht langweilten, stellte sich der junge Don José alle diese Geschichten vor, er träumte nachts von ihnen in wilden Träumen. Als er dann, achtzehn Jahre später, den sagenumwobenen Aborigines in Sydney auf den Straßen begegnete und deren zivilisationsbedingte Verelendung sah, war er bitter enttäuscht. Er empfand eine tiefe Trauer für diese Menschen, deren kulturelles Erbe sich mit Alkohol und Prostitution seinem Ende näherte.

Um so mehr war er überrascht und erfreut, als er bei seiner ersten Reise in die nordwestlichen Gebiete Australiens, in denen Aborigines in staatlich zugewiesenen Reservaten lebten, ihm ganze Stämme begegneten, die ihre ursprüngliche Lebensform weitgehend beibehalten konnten. Diese Menschen erzählten ihm von den grausamen Schlachten mit den Siedlern, die zwar anfangs zahlenmäßig unterlegen waren, aber dank ihrer Feuerwaffen und List schnell die Oberhand gewannen.

Dieser unaufhaltsame Drang der weißen Rasse, sich überall auszubreiten, alles in Beschlag zu nehmen und so viele alte Kulturen durch kurzlebige Befriedigung ihrer Habgier zu zerstören, wurde ihm bei solchen Begegnungen sehr eindringlich bewusst. Das Eroberungsmuster ähnelte bis ins Detail der Besiedlung anderer Kontinente, wo die weißen Eroberer und die sendungsbewussten Missionare den Boden und die Seelen der Ureinwohner versklavten und enteigneten.

 

Was Bleikugeln und Schwerter nicht fertig brachten, vollendeten die von Europäern eingeschleppten, ansteckenden Krankheiten und Seuchen. Oft logierte Don José in einer Mission im Landesinneren, wo weiße Nonnen den Kindern der Aborigines ihre eigene Kultur ausredeten und die Ideologie über den gekreuzigten Jesus einredeten. Die kranken Kinder wurden dann gegen Krankheiten behandelt, die die frommen Nonnen selbst eingeschleppt hatten. So zeigte sich der Kreis der prophetischen Empfehlung „Macht euch die Erde untertan“, die einmal als Universallüge erdacht wurde und durch Enteignung, Entwürdigung und Zerstörung von Kultur und Umwelt ihr wahres Gesicht zeigte.

Wie oft hat er dieses leidige Thema mit den Missionaren diskutiert, die selbst von Gewissensbissen geplagt waren, sich jedoch zielstrebig an der Ausbeutung des Kontinents mitbeteiligten. Die Gespräche mit den Nonnen brachten Don keinen Nutzen. Diese Nonnen, vom enthaltsamen Leben gezeichnet, von der Kirche in die Wüste geschickt, mit Züchtungsvollmachten ausgestattet, ließen ihren spirituellen Frust an den armen Aborigineskindern aus.

Don José war bemüht das Land so authentisch, noch unberührt natürlich zu erkunden. Aus Begegnungen und Erfahrungen entwickelte er seine Erkenntnisse, formte darüber seine eigene Philosophie. Dieser Kontinent, der sich in so vielen Eigenschaften von anderen Kontinenten unterschied, gab ihm das Gefühl nur hier den Code oder die spirituelle Formel, nach der sich das Dasein der Lebewesen entfalte, ergründen zu können. Viele, die diesen Kontinent bereisten und sich vom kristallklaren Sternenhimmel am Lagerfeuer verzaubern ließen, hatten ähnliche Gefühle in zahlreichen Büchern beschrieben.

Seine Unbefangenheit und Offenheit, in der er seine Gedanken mit den alten Nonnen austauschte und sein aufmerksames Zuhören und Hinterfragen förderten in ihm die Erkenntnis, dass die Menschheit von sich selbst als Teil der Natur kaum etwas wusste. Er war entsetzt, wie wenig die alten Nonnen über Anatomie und Funktion der menschlichen Organe wussten, zugleich aber endlose Geschichten von heiligen Männern aus der Vergangenheit erzählten, deren Gebote und Verbote sie auswendig kannten und wie sie diese Nutzlosigkeit mit erhabenem Starrsinn an die Aborigines vermittelten.

Die Aborigines, insbesondere die alten Frauen, erklärten ihm vieles in gebrochenem Englisch und einfachen Bildern, die sie kunstvoll in den Staub des Bodens zeichneten. Sie vermittelten viel mehr Sachverhalte als die Nonnen, auch wenn er zunächst nicht alles verstand. Diese Bilder waren unvergleichbar einleuchtender, als die stereotypen Wiederholungen der Nonnen, die sich auf angeblichen Weissagungen von Propheten und Heiligen gründeten, die möglicherweise nie existierten. Don José konnte vieles von den Aborigines praktisch anwenden, denn er befand sich oft alleine in einer Umgebung, wo jeder Tropfen Wasser und etwas Essbares weit mehr zum Überleben beitrug, als das Anbeten von mystischen, heiligen Männern einer möglicherweise nie existenten Vergangenheit. Die alten Nonnen konnten sich diesen nutzlosen Luxus leisten, weil die regelmäßige Versorgung ihrer Mission von einer anderen Zivilstation besorgt wurde. Sie mussten auch keine Wasserknappheit und Hitze von 50° C im Schatten ertragen.

Die Aborigines dagegen beachteten das gespeicherte Wissen ihrer Ahnengeister vieler Generationen, das sie wie eine unerschöpfliche Bibliothek für das tägliche Überleben verwendeten. Genau diese Bibliothek wollte Don José eingehend erforschen.

Alsbald entdeckte er dass Begriffe, die die Aborigines für einen bestimmten Sachverhalt verwendeten, eine gezielte Denkrichtung in Gang setzten, womit hierfür benötigtes Wissen in der Bibliothek der Geisterwelt abgefragt werden konnte. Schon Jahrtausende zurück malten sie auf Felsen an ihren heiligen Plätzen die gleichen Begriffe, die sie für ihre spirituelle Kommunikation untereinander verwendeten. Für Außenstehende, die in einer anderen Kultur groß geworden waren, die durch andere Begriffe und Zeremonien geprägt worden waren, war es nicht möglich diese Kommunikation zu verstehen, geschweige denn irgend etwas Sinnvolles aus dem Gesang und Tanz der Aborigines zu gewinnen.

Der junge Don José nutzte solche seltenen Gelegenheiten, die sich bei Begegnungen mit den „noch wilden Aborigines“ ergaben, um unvoreingenommen und mit geschlossenen Augen aufmerksam zuzuhören. Hinterfragen konnte er diese Menschen kaum, weil ihm deren Welt so fremd und doch so vertraut vorkam. Fast so vertraut, als schlummerte irgendwo eine Welt in seinem Gedächtnis, die er nur vorübergehend vergessen hatte.

Nach solchen Erlebnissen mit den Ureinwohnern Australiens beschäftigten ihn seltsame Träume, die von solcher Intensität waren, dass er sie im wachen Zustand als Wirklichkeit empfand. Er träumte von wunderschönen Landschaften und Felsen, von deren Höhen er diese Gegenden weit überblicken konnte. Von einem großen See, so dunkelgrün von Wäldern umringt, still, als gäbe es keinen Wind, der die glasklare Oberfläche in ihrer Farbharmonie stören könnte. Von einem Felsen, von welchem er immer seinen imaginären Flug über den See startete.

Er war sich seiner menschlichen Gestalt im Traum bewusst, auch die abgewetzte lederne Umhängetasche die ihn überallhin begleitete, die quer über die Schulter hing. Bevor er seinen Flug startete, band er diese, für ihn wichtige Tasche gewissenhaft an seinem Hosengürtel fest, damit sie nicht während des Fluges herumwirbelte. Als er sich dann schließlich in die Schlucht hinein stürzte und mit zunehmender Geschwindigkeit den grünen See und die dahinter stehenden Bäume überflog, wurde er von einem unbeschreiblich erhabenen Gefühl erfasst. Dieses Gefühl, über Landschaften zu fliegen und alles wie mit Adleraugen wahrnehmen zu können, zugleich das ganze Bild als auch die winzigen Details, waren unbeschreiblich schön anzusehen. Sobald er den See und die Wälder überflogen hatte, fand er sich plötzlich in der realen Welt des australischen Outbacks wieder. Er setzte seinen Flug weiter fort, als wollte er die Landschaft vorab erkunden, damit er morgen genau wissen würde, wohin er mit seinem Land Rover fahren sollte.

Diese Träume begleiteten ihn die ganze Reise lang, Nacht für Nacht, ohne Ausnahme. Er stellte allerdings mit Verblüffung fest, dass die geträumten Landschaften mit der Realität übereinstimmten und er sich bei der Navigation durchaus auf die Traumroute verlassen konnte. Er nahm diese Erfahrung als selbstverständlich an und freute sich wie ein kleiner Junge, wenn die geträumte Landschaft mit der Strecke, die er gerade mit dem Auto fuhr, gänzlich identisch war. Ihm erschien hier in der Wildnis alles anders und vieles Utopische möglich, weil die Einsamkeit in der unberührten Natur eine eigene geistige Welt beherbergte, deren Einwirkung auf seinen seelischen Zustand berauschende Erkenntnisse zu Tage förderte.

Mit der Zeit festigte sich in ihm die Überzeugung, dass er anfing sich an Empfindungen zu erinnern, die in laufenden Generationen seiner Ahnenreihe verloren gegangen schienen. Der junge Don José verinnerlichte allmählich den Rhythmus der Wildnis. Er empfand Eindrücke an bestimmten Plätzen der endlosen Wildnis, die ihm Wohlbefinden oder Unbehagen bereiteten. Immer vor Sonnenuntergang suchte er eine geeignete Stelle, wo er sein Nachtlager herrichten konnte und befragte die Umgebung im Geiste, ob er da auch willkommen sei. Das äußerte sich darin, dass er an bestimmten Plätzen entweder eine merkwürdig liebliche Geborgenheit des Ortes wahrnehmen konnte, oder ein kribbelndes Unbehagen empfand, als wenn er in diesem Moment mit der Erde kommunizierte.