Volume 230 pages
About the book
Am Vorabend von Iwan Sergejewitsch Turgenew ist ein bedeutendes Werk der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Der Roman spielt in den späten 1850er Jahren, einer Zeit intensiver gesellschaftlicher Umbrüche und aufkeimender revolutionärer Ideen im zaristischen Russland. Turgenew gelingt es, in feinfühliger Weise den Geist einer Generation einzufangen, die zwischen Tradition und Erneuerung schwankt.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Elena Stachowa, eine junge Frau von ungewöhnlicher Sensibilität und innerer Unruhe. Elena fühlt sich von der gesellschaftlichen Konvention und der Trägheit ihres wohlhabenden Elternhauses eingeengt. Ihr Bedürfnis nach einem sinnvollen, erfüllten Leben bringt sie in Berührung mit Dmitri Insarow, einem politisch engagierten Bulgaren, dessen Idealismus und Entschlossenheit Elena tief beeindrucken. Weitere zentrale Figuren wie Schubin, ein junger Künstler voller Ironie und Selbstzweifel, und Berseneff, ein stiller und nachdenklicher Student, spiegeln die unterschiedlichen Haltungen der russischen Intelligenzija jener Zeit wider.
Turgenew zeichnet seine Charaktere mit psychologischer Präzision und großer Empathie, wobei er die inneren Konflikte und die Suche nach Identität in einer sich wandelnden Welt meisterhaft schildert. Am Vorabend thematisiert die Spannung zwischen persönlichem Glück und gesellschaftlicher Verantwortung und reflektiert die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die viele junge Menschen dieser Epoche beseelte.
Ohne sich in politische Agitation zu verlieren, vermittelt Turgenew eine feine, oft melancholische Stimmung, die den Leser auf die tiefgreifenden Veränderungen vorbereitet, die Russland bevorstehen. Der Roman ist damit nicht nur ein Porträt einer Frau am Scheideweg ihres Lebens, sondern auch ein literarisches Zeugnis des «Vorabends» einer historischen Zeitenwende.