Aus den Akten der Inquisition

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Aus den Akten der Inquisition
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Aus den Akten der Inquisition





Agnes die Heilerin





IMPRESSUM



Isabel de Agony



Barbaraweg 1



93128 Regenstauf



Germany





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DER KRANKE INQUISITOR





Die zwei Männer trommelten wie verrückt an die Tür des kleinen Holzhauses am Rande der Stadt.....



„Frau Agnes..... Kommen sie schnell..... Es geht um Leben und Tod.“



Sie hörten nicht auf zu rufen....... Erst glaubte ich, es handle sich um einen Irrtum. Doch dann hörte ich die Rufe und das vehemente Klopfen an meiner Türe erneut. Ich wunderte mich. Keine der schwangeren Frauen in der Stadt stand unmittelbar vor der Geburt. Ich hatte mich doch erst gestern bei einem kleinen Rundgang davon überzeugt. Alle waren wohlauf. Und jetzt ging es um Leben und Tod? Ich öffnete das Fenster meiner Schlafkammer und schaute hinaus. Unten standen zwei Büttel, also eine Art Leibwächter oder Stadtknechte sowie ein hochgewachsener Mann in einem schwarzen Habit. Ich legte schnell meinen Arm vor die nackte Brust, damit sie die Männer unten nicht sehen konnten, denn bei dieser Sommerhitze pflegte ich nackt zu schlafen. Dann raufte ich mir mit der anderen Hand meine lange rotblonde Mähne, um das zottelige Haar etwas in Form zu bringen....



„Was gibt es denn?“



„Seid ihr Jungfer Agnes? Die Heilerin?“



Ich nickte.....



„Ja.... Ich bin die Heilerin.... Und die Hebamme.... Und auch die Kräuterfrau. Denn einen Medicus haben wir in unserer kleinen Gemeinde nicht.“



„Gut.... So kleidet euch rasch an. Unser gnädiger Herr Inquisitor liegt im Sterben... Eilt euch......“



Ich erschrak.... Ein Inquisitor? Ich hatte wohl gehört, dass gestern eine Gruppe Reisender in der Stadt angekommen war. Doch ich hatte mich nicht weiter darum gekümmert und war stattdessen nachmittags in den Wald gegangen, um Kräuter und Heilpflanzen zu sammeln. Ich sah mich um und suchte in meiner Kammer nach meinen Sachen zum anziehen. Da Eile geboten war, kam es wohl nicht in Frage, mich komplett sittsam und züchtig zu kleiden. Wenn es auf Leben und Tod stand, so musste es mein vordringlichstes Ziel sein, baldmöglichst beim Kranken einzutreffen. Daher schlüpfte ich nur schnell in meinen alten Umhang, ohne mir die Mühe zu machen, vorher die Unterwäsche anzuziehen. Mir war klar, dass ich mit dieser Gewandung nicht viel Staat machen konnte, denn der Umhang war unten schon ziemlich zerschlissen. Immer wieder, wenn ich im Wald unterwegs war, dann rissen mir oft die Dornen den Stoff entzwei und ich war noch nicht dazu gekommen, ihn wieder zu flicken. Natürlich wusste ich, dass es nicht schicklich war, die nackten Waden zu zeigen und auch bei den Ärmeln sah es nicht recht viel besser aus. Aber andererseits war es noch tiefschwarze Nacht und niemand außer dem Kranken und seinen Helfern würde mich so sehen. Schnell band ich mir noch mein Kopftuch um und dann rannte ich zur Tür. Ich verschloß sie und dann stellte sich der hochgewachsene hagere Mann vor:



„Mein Name ist Hermanius Thorfeld. Magister Hermanius Thorfeld. Ich bin der Gehilfe und der Vertraute des werten Herrn Inquisitors.“



Er wollte wohl noch zu weiteren Erläuterungen ausholen, doch ich schnitt ihm das Wort ab.



„Ihr habt gesagt, werter Magister, dass euer Herr im Sterben liegt. Dann schlage ich vor, wir vergeuden hier nicht länger unsere Zeit mit Reden, sondern eilen so schnell wie möglich zu ihm. Wo finde ich ihn?“



Die dunklen Augen des Dominikaners blitzten bösartig auf, was mir allerdings entging. Er war es nicht gewohnt, dass man so mit ihm sprach. Schon gar nicht mochte er es leiden, wenn eine junge und zugegebenermaßen attraktive Frau so mit ihm redete. Er fühlte sich zutiefst verunsichert und er beschloß, sich gegen die Reize dieser Heilerin zu wappnen. Denn das Weib aß vom Apfel, verführt von der Schlange. Ergo waren alle Weiber zunächst von Sünde belastet. Er begann daran zu zweifeln, ob diese junge Frau seinem Herrn wirklich helfen konnte. Doch in der Herberge hatte man ihm gesagt, dass es nur die Jungfer Agnes als Heilkundige hier geben würde und sie überdies recht tüchtig sei. Nun.... Das würde sich herausstellen. Auf jeden Fall hatte er zur Sicherheit den Wirt gebeten, in der Ortskirche eine Kerze für das Leben seines Herrn aufzustellen.... Widerwillig antwortete er auf die voran gegangene Frage....



„Wir müssen zum Gasthaus zum Hirschen. Dort haben wir Station gemacht. Er liegt dort in einem der Gemächer des oberen Stocks....“



Ich kannte diesen Ort recht gut. Es war die beste Unterkunft der Stadt und sie lag genau gegenüber der Kirche. Wir setzten uns in Marsch, denn ich musste mir erst ein Bild des Kranken verschaffen, bevor ich anhand der Symptome ein Heilmittel bereiten konnte. Nach etwa fünf Minuten erreichten wir das Gasthaus und wir stiegen die steile Stiege hinauf. Wir erreichten die Kammer, Magister Hermanius klopfte und wir traten ein. Und somit war die kleine Kammer im Nu heillos überfüllt, denn natürlich hatten sich uns auch der Wirt und seine Frau angeschlossen.



„So geht das aber nicht. Alle hinaus.... Hier kann man sich ja nicht mal umdrehen. Wie soll ich da den gnädigen Herrn untersuchen.“



Hermanius nickte und befahl......



„Die Heilerin hat recht... Wartet draußen.... Alle.....“



Er selber machte aber keine Anstalten, das Krankenzimmer zu verlassen.



„Und ihr gnädiger Herr?“



„Auf gar keinen Fall.... Ihr wisst selber am besten, dass es unziemlich ist, wenn ein unverheiratetes Frauenzimmer mit einem Mann zusammen in einem Raum ist. Ich bleibe hier.“



Ich schluckte seine etwas despektierliche Bemerkung über uns Frauen hinunter, aber um des lieben Friedens willen gab ich nach. Jetzt konnte ich mir den Kranken das erste Mal so richtig anschauen. Und tatsächlich machte der Inquisitor eine Miene wie das Leiden Christi höchstpersönlich. Allerdings konnte ich eines schon auf den ersten Blick erkennen. Ums Sterben ging es hier nicht. Und das erleichterte mich ungemein. Denn wenn so ein hoher Herr unter den Händen einer Heilkundigen verstirbt, dann ist es meist die Heilerin, die am Tod schuld trägt und nicht die Krankheit an sich. Na gut.... Von seinem Leiden würde ich ihn schon erlösen können und ihn gleichzeitig auch um ein paar fette Taler erleichtern. Ich berührte seine Stirn, um zu prüfen, ob er Hitzen hatte...... Doch kaum hatten meine Finger ihn berührt, da kreischte der Magister laut auf........



„Weib..... Wagt es nicht, den hochehrwürdigen Herrn Inquisitor mit euren schmutzigen und sündigen Händen zu berühren.“



Dieser Kerl mit seinem arroganten Getue begann mir auf die Nerven zu gehen.



„Herr...... Wie soll ich den Inquisitor heilen, wenn ihr mich nicht meine Arbeit tun lasst?“



„Hört zu..... Ihr werdet meinen Herrn nicht berühren.....“



„Aber ich muss wissen, ob er erhöhte Temperatur hat.“



„Nun, dann werde ich das für euch fühlen.“



„Habt ihr denn Erfahrung in der Heilkunde?“



Doch er beantwortete meine Frage nicht und legte seine Hand dem Kranken auf die Stirn..... Dann kommentierte er:



„Ich denke.... Nun.... Ich glaube.....“



Ich wurde ärgerlich.



„Wisst ihr Magister ..... Das Glauben gehört in die Kirche. Ist er nun erhitzt oder nicht.....?“



Er zuckte mit den Achseln..... Ich kümmerte mich jetzt einfach nicht um sein Gezeter und befühlte nun selber die Stirn des Kranken. Normaltemperatur.... Keine Hitzen. Das war schon mal gut. Denn wenn die Körpersäfte im Ungleichgewicht sind, dann kommt es zu Hitzen. Hermanius warf mir finstere Blicke zu, während ich den Kranken weiter in Augenschein nahm. Ich wandte mich an den Inquisitor.



„Herr..... Ich bin eine Heilerin.... Könnt ihr mich verstehen?“



Der Mann nickte.



„Könnt ihr mir sagen, wo ihr Schmerzen habt?“



„Der Bauch.... Oh, wie ich leide...... Es tut so weh.....“



Ob es stimmt, dass Männer wehleidiger sind? Offenbar ja, denn dieser Kranke vor mir hatte sicherlich Schmerzen, doch sollte er mal zum Vergleich die Wehen bei der Geburt mitmachen müssen. Ich zog ihm das Wams hoch, um ihn zu betasten. Denn je nachdem, wo es am meisten schmerzt, dort ist oft auch der Ursprung der Krankheit zu finden. Doch kaum hatte Magister Hermanius bemerkt, was ich vorhatte, da erhob er von neuem lautstarken Protest. Er brüllte mich in schriller Tonlage an:



„Wagt es ja nicht, den Meister dort zu berühren. Seid ihr denn total von Sinnen?“



Jetzt war es genug. So ging das nicht. Ich hatte nicht vor, noch lange mit dem Inquisitorgehilfen zu diskutieren. Und so wandte ich mich an seinen Herren.



„Ehrwürdiger Herr Inquisitor. Um euch zu helfen, muss ich euch untersuchen können. Doch euer Magister hindert mich ein ums andere Mal. Bittet ihn also, den Raum zu verlassen, damit ich endlich meine Arbeit tun kann......“



Ich konnte es deutlich hören, wie Hermanius hinter mir Schnappatmung bekam. Doch ich fuhr unbeeindruckt fort.



„Ich bin sicher, dass es mir möglich ist, eure Leiden zu lindern oder gar zu heilen. Wenn ihr jedoch eurem Magister weiterhin erlaubt, mich an meiner Arbeit zu hindern, dann halte ich es für besser, ich verlasse euch und empfehle euch der medizinischen Fürsorge eures Dieners.“





Der „Todkranke“ erhob sich von seinem Lager und richtete sich ein wenig auf.



„Hermanius..... Ihr könnt uns alleine lassen. Wacht draußen vor der Tür, bis ich euch wieder rufen lasse....“



„Herr...... Aber Herr? Ihr alleine mit diesem sündigen Weib?“



„Sie wird mir helfen. Ich bin gewiss...... Und jetzt geht......“

 



Tatsächlich gehorchte er und ließ mich mit dem Kirchenfürsten alleine. Und ich betastete vorsichtig seinen Bauchraum. Und schon bald hatte ich einen Verdacht.



„Wartet hier, mein Herr..... Ich laufe nur schnell zurück zu meiner Behausung, um eine Medizin für euch zu bereiten. Es wird nicht lange dauern.“



Dann verließ ich ihn und befahl Hermanius an seiner Seite zu wachen und mich sofort rufen zu lassen, falls sich der Zustand seines Herrn weiter verschlimmerte. Ich machte die ganze Sache jetzt viel dramatischer als sie tatsächlich war, denn die Heilung vom Totenbett bringt viel mehr an klingender Münze als die Heilung eines harmlosen Gebrechens. Und dann befragte ich noch die Schankmaid, um mir meinen Verdacht bestätigen zu lassen. Die Herren hatten gestern ausgiebigst getafelt und sich zu Unmengen Bieres auch jede Menge fetten Schweinefleisches munden lassen. Und diese Völlerei ging nun dem guten Inquisitor im Magen hin und her und ließ ihn Todesängste ausstehen. Nun..... Er würde von mir einen Kräutertrank zur Magenberuhigung bekommen und dazu noch ein paar harmlose Mittelchen schlucken. Als Arzt muss man manchmal ein wenig Brimborium um den Heilungsprozess machen, denn wenn alle wüssten, dass nur die Kunde von ein paar Kräutern und Pflanzen viele Gebrechen schon heilen kann, dann wäre eine Heilerin wie ich bald an Hunger gestorben. Als ich mit meinen Medikamenten zurückkam, schien der arme Kranke noch mehr zu leiden. Ich gab ihm jedoch diesen heißen Kräutertrank und flößte ihn ihm ein. Dabei ließ es sich natürlich nicht vermeiden, dass ich seinen Kopf stützte und er meinem Busen ganz nahe war. Als wir schon fast am Ende waren, da verschluckte er sich plötzlich, was an und für sich nichts Schlimmes war. Darauf hin hatte er einen heftigen Hustenanfall. Es gab jedoch aus diesem Grund einen ganz anderen und ungewollten Effekt. Denn nun stürzte Hermanius wieder in den Raum, sah den Kopf seines Herrn an meinem Busen liegen (man möge sich erinnern, dass mein Kleid zerschlissen war und ich keine Unterwäsche trug) und er begann lautstark nach Gott und allen Engeln zu schreien. Damals wunderte ich mich noch, aber mir sollte das Lachen bald vergehen. Denn die Kräuter hatten einen stark krampflösenden Effekt und schon bald lag der Inquisitor ruhig und entspannt da und war nach eigenem Bekunden ansprechbar und schmerzfrei..... Ich dagegen war froh, diese schwierige Behandlung hinter mich gebracht zu haben und wandte mich strahlend an den Magister:



„Hoher Herr.......“



Manchmal soll man auch den niederen Chargen ein wenig schmeicheln, insbesondere wenn man etwas von ihnen will......



„Hoher Herr...... Bitte erlaubt mir für die Heilung eures Herrn nun um die angemessene Vergütung zu bitten. Da er schwer getroffen daniederlag und dem Tode bereits nah war, seht nun, wie ich ihn geheilt habe. Ich bitte daher um Aushändigung von fünf Talern.....“



Zuerst wollte ich nur zwei, dann überlegte ich es mir anders und wollte drei verlangen, doch in diesem speziellen Fall würden auch fünf nicht unverschämt sein. Doch der Magister starrte nur mich an, sah mein oben aufklaffendes Gewand und den Ansatz meines Busens, dann schaute er zu seinen Herrn. Und er sah noch etwas anderes. Denn zwischen meinen nackten Brüsten baumelte mein Amulett. Es war ein Erinnerungsstück an meine Mutter und diese hatte es von ihrer bekommen.... Ich trug es immer verborgen und bei meiner normalen Gewandung konnte es niemals jemand entdecken. Aber jetzt.... In dieser Eile, die gemacht worden war. Ich hatte einfach nicht beachtet, in welche Gefahr mich dieses harmlose Schmuckstück bringen konnte. Der Magister war mit einem Satz neben mir, griff mir in den Ausschnitt, riss mir das Amulett vom Hals und sagte dann nur einen einzigen Satz, der wie ein Donner in meinen Ohren klang.....



„Zauberei........ Das war Zauberei........“



Und vor mir begann die Welt sich zu drehen..... Diese Anschuldigung bedeutete Ungemach. Da sie von einem geistlichen Herrn erhoben wurde, war sie doppelt bedrohlich. Es schnürte mir die Kehle zu und ich wich an die Wand zurück. Er hielt mir das Amulett unter die Nase.....



„Damit....... Damit hast du ihn geheilt. Ich wusste es, dass das nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. So eine schnelle Heilung kann nur des Teufels Werk sein. Und mein nichtsahnender Herr lehnte sich an deine verführerische Brust, wo das Teufelsamulett auf ihn lauerte. Deine Kräutertränke.... Alles nur Humbug, alles nur billige Ablenkung. Doch du bist erkannt..... Du bist entdeckt..... Du Teufelsweib..... Du Hexe!!!!“



Endlich fand ich meine Worte wieder.... Doch irgendwie hatte ich mir selber meine Grube geschaufelt, indem ich ihn in der Hoffnung auf reichliche Bezahlung als totkrank hingestellt hatte. Meine Gedanken rasten. Ich wusste sehr wohl, was sie mit Hexen machten. Die kannten da keinen Spaß. Und dass Frauen wie ich, die Dinge wussten, die dem einfachen Volk nicht geheuer waren, sehr leicht besagt werden konnten, das war mir auch klar. Doch hier langen die Dinge doch anders. Ich hatte doch auch einen mächtigen Fürsprecher. Den hohen Herrn, den ich geheilt hatte. Er musste zu meinen Gunsten aussagen. Ich warf mich vor seinem Lager auf die Knie und flehte.....



„Oh Herr...... Bitte sagt es doch..... Ich habe euch nicht verzaubert. Ihr hattet ein großes Problem mit eurem Magen und ich habe es mit meinen Kräutern und mit meinen Trank geheilt. Da war kein Hexenwerk im Spiel. Nur Heilkunde, ein Wissen, dass ich von Gott dem Herrn bekommen habe.....“



„Schweig Verfluchte........“



Wie ein Racheengel stand Magister Hermanius vor dem Lager des Kranken.



„Dies wird noch genau zu untersuchen sein, inwieweit du die Wahrheit sprichst.“



Mittlerweile waren die beiden Büttel ins Zimmer gerufen worden. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Das war doch alles ein schlechter Traum. Ich würde sicherlich gleich aufwachen. Gleich.... Ich würde in meine Küche gehen und mir mein Frühstück bereiten und dann würde ich die Müllerin aufsuchen. Die Wehen mussten bald einsetzen und ich wollte sie im Auge behalten. Ich schüttelte den Kopf, schloß die Augen und öffnete sie wieder. Doch der Alptraum war Realität..... Das war doch alles absurd. Ich wollte schreien, doch ich konnte nicht. Etwas schnürte mir die Kehle zusammen.....



„Ergreift diese Zauberin und werft sie in den Hexenturm. Und dann ruft mir den örtlichen Pfarrer herbei, denn wir müssen umgehend einen Exorzismus mit dem hochwürdigen Herrn Inquisitor durchführen. Sein Glaube mag zwar stark sein, aber wir müssen sicher gehen, dass dieses Weib ihm mit ihren Zauberkräften keinen Schaden zugefügt hat.....“



Das war das letzte, was ich an diesem Abend mitbekommen sollte, denn die beiden Kerle packten mich und schleiften mich durch den ganzen Ort zum Kerker. Sie warfen mich hinein und verriegelten die Türe. Und ich blieb allein in meinem Elend zurück. Nun..... Nicht ganz allein, denn eine ganze Horde Ratten leistete mir Gesellschaft..... 





DIE PEINLICHE BEFRAGUNG





Sie ließen mich in diesem Turm liegen. Es drang kein Tageslicht zu mir herein und sie gaben mir nur einmal am Tag Wasser und Brot. Meine Notdurft verrichtete ich auf einem Kübel, der jedoch nur sehr unregelmäßig geleert wurde. Die Eintönigkeit wurde nur einmal unterbrochen, als ich vor der Kerkertür lautstarkes Geschrei hörte. Ich erkannte eine der Stimmen..... Es war der Ehemann der Müllerin. Die Schwangere, die jetzt unmittelbar niederkommen sollte.



„Ihr müsst Frau Agnes zu meinem Weib kommen lassen. Die Wehen haben eingesetzt... Das Kind kommt bald. Sie muss uns helfen... Wir wissen nicht, was wir tun sollen....“



Und ich erkannte auch die schrille Stimme des Magisters Hermanius. Er war derjenige, dem ich mein Hiersein zu verdanken hatte. Er antwortete dem aufgebrachten Müller wütend.



„Das kommt überhaupt nicht in Frage. Sie ist eine Hexe.“



„Aber Herr...... Sie hat schon meine anderen drei Kinder zur Welt gebracht... Sie hat vielen hier im Ort denselben Dienst erwiesen. Auch bei Krankheiten..........“



Der Magister unterbrach den Müller mitten in seinem Satz.



„Schweig..... Es ist besser, dass dein Kind stirbt, als dass es mit der Hilfe einer Teufelin lebt.... Oder wagst du, dem Ratschluß der Mutter Kirche und seiner Repräsentanten zu widersprechen. Die angeblichen Wohltaten dieser Frau kamen nicht von Gott..... Sie sind allesamt Teufelswerk und ihr habt euch blenden und von ihr verführen lassen. Habt Acht, dass man nicht auch euch und eure Verwicklungen mit dieser Hexe genauer untersucht. Doch jetzt wird Recht gesprochen werden und nun wird diesem Weib das Handwerk gelegt......“



Der Müller mochte ein einfacher Mann sein, jedoch erkannte er schnell, auf welch dünnen Eis er sich befand, denn er wagte keine weitere Widerrede mehr. Er hatte die Drohung durchaus verstanden. Und Hermanius erkannte nun die Situation und befahl dem Müller barsch....



„Und jetzt verschwinde.... Geh in die Kirche und bitte unseren Herrn um Beistand. Wenn es sein Wille ist, dann werden Mutter und Kind leben.“



Vor der Kerkertür wurde es ruhig. Die Schritte verklangen und dann fiel die Außentür ins Schloß. Und ich war wieder allein. Der Müller hätte ein Fürsprecher für mich sein können. Und wie er auch viele andere, denen ich geholfen hatte. Doch er würde nun nach dieser Zurückweisung schweigen. Und es war mir klar, dass auch die anderen schw

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